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suchten sich unabhängig, und andererseits der niedere Adel von seinen Leheusvcr-
pflichtunge» gegen den höheren frei zu machen. Die Grafen von Württemberg hatten
die Landvogtei in Schwaben; einen Herzog von Schwaben gab es nicht mehr.
Ein großer Theil des schwäbischen Adels hatte sich gegen die wachsende Macht
der Städte, so wie der Grasen von Württemberg, vereinigt. Man hieß sie Schlegler
oder Martinsvögel, nach der Art ihrer Bewaffnung und dem Stiftnngstage des
Bundes. Die Hauptlcute desselben waren die Grasen Wolf und Wilhelm von Eber-
stein und Wolf von Wnnnenstein, wegen seiner glänzenden Rüstung der gleißend
Wolf genannt. Wolf von Eberstein war ein berüchtigter Landfriedensbrccher, weß-
halb schon 1357 Graf Eberhard seine Feste Alteberstein in kaiserlichem Auftrag zer-
stört hatte.
In schönen Sommertageu, wann lau die Lüfte wehn,
Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn,
Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von stksz.er Art,
Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart.
Mit wenig Edelknechten zieht er ins Land hinaus,
Er trägt nicht Helm noch Panzer, nicht gehts auf blutgen Strauß,
Ins Wildbad will er reiten, wo heiß ein Quell entspringt,
Der Sieche heilt und kräftigt, der Greise wieder jungt.
Zn Hirsau bei dem Abte, da kehrt der Ritter riit,
Und trinkt bei Orgelschalle den kühlen Klvsterwein.
Dann gehts durch Tannenwälder ins grüne Thal gesprengt,
Wo durch ihr Felsenbette die Enz sich rauschend drängt.
Zu Wildbad an dem Markte, da steht ein stattlich Hans,
Es hängt daran zum Zeichen ein blanker Spieß heraus;
Dort steigt der (Aras-vom Rosse, dort hält er gute tilgst.
Den Quell besucht er täglich, der ritterliche Gast.
Wann er sich dann entkleidet und wenig ausgeruht,
Und sein Gebet gesprochen, so steigt er in die Flnth;
Er setzt sich stets zur Stelle, wo ans dem Feffcnspalt
Am. heißesten und vollsten der edle Sprudel wallt.
Ein angeschoßner <W.r, der sich die Wm>de wusch,
Verrieth voreinst den Jägern den Quell in Kluft und Busch,
Run ists dem alten Necken ein lieber Zeitvertreib,
Zn waschen und zu strecken den narbenvollen Lcill.
1367. Da kommt einsmals gespniugeu, sein jüngster Edelknab:
„Herr Gras! cs zieht ein Hanfe das obre Thal herab.
Sie tragen schwere Kolben, der Hanptmann führt im Schild
Ein Röslein roth von Golde und einen Eber wild."
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331
„Mein Sohn! das sind die Schlegler, die schlagen kräftig drein, —
Gib mir den Leibroñ, Junge! — das ist der Eberstein,
Ich kenne wohl den Eber, er hat so grimmen Zorn,
Ich kenne wohl die Rose, sie führt so scharfen Dorn/'
Da kommt ein arzner Hirte in athemlosem Lauf:
„S$jxi Graf, es zieht 'ne Rotche das untre Thal herauf.
Der Hauptmann führt drei Beile, sein Rüstzeug glänzt und gleißt,
Daß mirs wie Wetterleuchten noch in den Augen beißt." «
„Das ist der Wunncnsteiner, der gleißend Wolf genannt, —
Gib mir den Mantel, Knabe! — der Glanz ist mir bekannt;
Er bringt mir wenig Wonne, die Beile hauen gut,,,—
Bind mir das Schwert zur Seite! — der Wolf, der lechzt nach Blut."
Da spricht der arme Hsxte: „Deß mag noch werden Rath,
Ich weiß geheime Wege, die noch kein Mensch betrat.
Kein Roß mag sie ersteigen, nur Geißen klettern dort.
Wollt ihr sogleich mir folgen, ich bring euch sicher fort."
Sie klimmen durch das Dickicht den steilsten Berg hinan.
Mit seinem guten Schwerte haut oft der Graf sich Bahn;
Wie herb das Fliehon schmecke, noch hat ers nie vermerkt.
Viel lieber möcht er fechten, das Bad hat ihn gestärkt.
In heißer Msttagsstnnde bergnnter und bergauf!
Schon muß der Grgf sich lehnen auf seines Schwertes Knauf,
Darob erbaxusts den Hirten des alten, hohen Herrn,
Er nimmt ihn auf den Rücken: „ich tbns von Herzen gern."
Da denkt der alte Greiner: „es thut doch wahrlich gut,
So sänftlich sein getragen von einem treuen Blut;
In Fährden und in Nöthen zeigt erst das Volk sich echt,
Drum soll man nie zertreten sein altes, gutes Recht."
Als drauf der Graf, gerettet, zu Stuttgart sitzt im Smf,
Heißt er 'ne Münze prägen als ein Gedchchlnißmal,
Er gibt dem treuen Hirten manch blankes Stück davon.
Auch manchem Herrn vom Schlegel verehrt er eins znni Hohn.
Dann schickt er tucht'ge Maurer ins Wildbad alsofort.
Die sollen Mauern führen rings um den offnen Ort,
Damit in künft'gen Sommern sich jeder greise Mann,
Von Feinden ungefährdet, im Bade jungen kann.*)
*) Die Einwohner der Stadt hotten dos Entwischen Eberhards hart bühcn müssen, die Der'
bündeten verwüsteten den- ganzen Ort.
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So nächtlich auf der Eeisen
Verlassen sie den Tross;
Und mit verkehrten Eisen
Beschlagen beid ihr Ross;
Dass nicht die Spur verkünde
Den Feinden ihren Weg;
Dann geht es durch die Gründe
Und über den Felsensteg.
»Ihr zögert, es zu nehmen?
Was weint ihr über mir?
Soll mich an Treu beschämen
Dort euer todtes Thier?
Das Thier hat euch getragen,
Bis dass es niederfiel;
Von mir soll Keiner sagen:
Er wich von ihm am Ziel.«
Die guten Rosse jagen,
Als gings auf ebner Erd,
Bis es beginnt zu tagen ;
Da hinkt des Fürsten Pferd.
Es zeigt hispansche Reiter
Von fern das Morgenlicht,
Das treue Thier will weiter,
Bis es zusammenbricht.
Der junge Fürst zu Fusse
Stand in dem fremden Wald,
Er schwang zum Morgengrusse
Sein frisches Schwert alsbald.
»Ich lasse mich nicht fangen,
Ich Sterb in dieser Noth!
Wohl vor dem Kloster bangen
Darf mir, nicht vor dem Tod!«
Mit strafender Geberde
Sprach aber: »Das sei fern!«
Und stieg dabei vom Pferde
Der treue Mann Tiffern.
»Es darf ein Fürstenleben
Nicht so sich bieten feil;
Mein Ross will ich euch geben,
Darauf entweicht in Eil!«
Zugleich mit raschem Schwünge
Setzt er aufs Pferd den Herrn,
Das mit behendem Sprunge
Rennt in des Waldes Kern.
Auf alle Vorsicht denkt er;
Das todte Ross sogleich,
Die Spur zu tilgen, senkt er
Abseits in einen Teich.
Er selbst verbirgt im Moore,
In Schilf und Büschen sich,
Und harrt im feuchten Rohre,
Bis dass der Tag verblich.
An ihm vorüber flogen -
Die Knecht’, es späht ihr Blick;
An ihm vorüber zogen
Sie Abends leer zurück.
Da tritt er aus dem Schilfe
Und danket auf den Knien,
Dass Gott der treuen Hülfe
Hat das Gedeihn verliehn ;
Dass er ihn lässet ernten
Die Früchte seiner That;
Darauf sucht er durch Kärnthen
Ins Bayerland den Pfad.
Er kommt auf langen Wegen
Nach Landshut vor das Schloss,
Dort Wiehert ihm entgegen
Im Hof sein treues Ross.
Erlöst von allem Harme
Schaut aus des Ohmes Haus
Und recket seine Arme
Der Christoph nach ihm aus.
Sechs Monate hielt sich Christoph in Landshut auf, dann verliess er die-
sen Zufluchtsort und begab sich wahrscheinlich nach Graubündten. Als end-
lich sein Vater Ulrich durch die Schlacht bei Lausten (1534) sein Land wieder
gewann, da ging auch dem in der Fremde irrenden Flüchtling ein Stern der
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Extrahierte Personennamen: Christoph Christoph Ulrich
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und Wurfspieß waren von früh an fein Spielzeug und bald seine Waffe,
die er nie mehr von sich ließ. Ein Lieblingsspiel der Jugend war, auf
scharfe Spieße, welche ihnen ältere Männer in ganzen Reihen entgegen
hielien, einzuspringen, und Körper und Auge so zu gewöhnen, daß die
Schnelligkeit und Gewandtheit des Anlaufs die Gefahr glücklich über-
wand. Nicht die verdorbene Luft verschlossener Stuben, nicht ein tage-
langes Stillsitzen mit zusammengekrümmten Gliedmaßen, und vor allen
Dingen nicht eine verdorbene Einbildungskraft, welche Lüste und Begier-
den frühzeitig weckt und den Menschen erschlafft, hemmten die gesunde
Ausbildung des Wuchses; denn die Keuschheit war bei ihnen eine so
große Tugend, daß ein Jüngling, welcher sie verletzte, von seinen Ge-
noffen verachtet wurde. So dürfen wir uns nicht wundern, daß die
Deutschen ein so überaus starkes Volk waren und daß sie den Römern,
die von Natur mittelmäßigen Wuchses waren, als Riesen erschienen. Teuto-
boch, König der Cimbern, setzte über vier bis sechs nebeneinander gestellte
Pferde hinweg, und er war nicht der einzige, der das vermochte. Als
die Cimbern in Italien an den Etschstuß kamen und keine Brücke fan-
den, da stellten sich ihre stärksten Krieger drei bis vier Mann hoch in
den Strom quer hinüber und legten Schild an Schild zusammen, um
das Wasser aufzustauen, damit das übrige Heer inzwischen durch die auf
solche Weise gebildete Furth hinüberziehe; das Wasser war zwar gewalti-
ger als ihre Kühnheit und riß die lebendige Mauer hinweg. Aber
welches Kraftgefühl müssen diese Völker gehabt haben, daß sie sich sol-
ches unterstehen konnten.
Die Männer übten sich viel in den Waffen, bald im Kriege, bald
aus der Jagd; denn nur diese beiden Beschäftigungen hielten sie eigent-
lich für des freien Mannes würdig. Früh nahm der Vater seinen
Sohn mit auf die Jagd, daß er seinen Wurfspieß gebrauchen lernte;
der schönste Tag für den Jüngling war aber der, wenn er in der
öffentlichen Volksversammlung von dem Fürsten oder von seinem Vater-
feierlich mit Schwert, Schild und Speer geschmückt und dadurch in die
Zahl der Männer aufgenomnlen wurde. Nun durfte er mit in den
Krieg ziehen und mit in der Volksversammlung erscheinen und bei den
öffentlichen Angelegenheiten auch seine Stimme geben.
Vor allen Dingen rühmen die Römer die Treue der Deutschen;
Nichts war ihnen verhaßter als Lug und Trug. „Ein Mann, ein Wort!"
hieß es bei ihnen. Unwandelbare Treue übte der Mann gegen seine
Frau, und die Frau gegen den Mann, Väter und Söhne, Nachbarn,
Gemeiudegenosstn rmd die zu einem Völkerbünde Gehörigen unter ein-
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Zu schwach doch, daß ihr Druck allein den Feind zermalme.
Zog sie zur Hilfe bei den Schaft der Kokospalme.
Sie zog zum Schaft hinan den Tiger und ein Krach
War hörbar, als sie ihm die eh'rnen Rippen brach.
Am Boden lag er nun; sie aber, kampfesmatt,
Zog sich um auszuruh'n hinauf ins Palmenblatt.
Das war der erste Tag der Schlacht, wo zu wir sah'n,
Nur wenige, von fern; wer hätte dürfen nah'n? —
Der zweite Morgen kam, da war die Zahl der Späher
Gewachsen und ihr Mut, dem grausen Kampfplatz näher.
Wir sahen durchs Gebüsch ihr zu und wollten nicht
Sie stören, wie sie sich bereitet' ihr Gericht.
Gelb überkleisterte ihr Speichel rote Klumpen
Des Aases, die ihr Schlund sich anstrengt', einzupumpen.
Einwürgend hatte sie den Tag vollauf zu tun. -
Darüber Nacht es ward und wir sie ließen ruh'n. —
Am dritten Morgen war herbeigeströmt die Schar
Von Weib und Greis und Kind; vorbei ist die Gefahr.
Da lag die Siegerin, die starre, schlaffe, matte,
Die an dem Siegesmahl sich übernommen hatte.
Sie mochte sich getrau'n den Tiger ohne Grau'n
Zu töten, aber nicht den toten zu verdau'n.
Von Beutelustigen ward sie gemach erlegt
Und von den Fleischessenden bald hundertfach zerlegt,
Indes die Reineren an ihrem Teil sich freuten.
Die lang versagte Frucht der Palmen zu erbeuten.
Friedrich Rückert.
1-193. Der Hamster.
Ein Hamster war vom frühen Morgen
Bis in die späte Nacht bedacht,
Sich auf den Winter zu versorgen,
Wie jeder kluge Wirt es macht.
Sein Nachbar hielt nicht viel auf Fleiß und Sparsamkeit;
Er war noch jung und ließ die edle Zeit
Ganz ungenützt vergehn. Denn weil das ganze Land
Jetzt noch bedeckt mit reichen Saaten stand,
Hielt er's für albern, sich mit Vorrat zu versehn,
Und glaubt',, es würden allemal
Die vollen Ähren ohne Zahl
Wie jetzt auf allen Feldern stehn.
Lesebuch für Mittel- und Oberklassen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Rückert Friedrich
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73. Der hörnerne Siegfried.
Siegfried, ein Königssohn aus Xanten am Rhein,
war so stark und mutig, daß ihm die Zeit zu lange währte,
bis ihm sein Vater ein Ritterschwert gab. Er lief deshalb
zu einem Schmied und begehrte zu lernen, wie man ein
Schwert schmiedet. Der Schmied willigte ein, wenn Sieg-
fried ihm eine Zeitlang dafür diene. Siegfried war dazu
bereit, richtete aber mit seiner ungeheuren Stärke so viel
Unheil an, daß ihn der Meister gern wieder los gewesen
wäre. Bald zerschlug der starke Knabe nämlich den
Hammer, womit er schmieden sollte, bald mißhandelte er
die Gesellen, wenn ihn diese als einen Lehrling necken
wollten. Zuletzt sagte der Meister, um den wilden Burschen
zu verderben: ,,Nun, so schmiede dir denn ein Schwert und
mache die Probe damit an dem Lindwurme dort im
Walde!“ Siegfried war froh und schmiedete, daß das
Haus erdröhnte, und daß die Gesellen vor Furcht fort-
liefen. Als das Schwert vollendet war, sprang er hoch
vor Freude und ließ sich von dem Meister den Aufenthalt
des Ungeheuers zeigen; aber mitgehen wollte niemand.
Bald traf der junge Held auch wirklich auf eine
Quelle*), woraus er seinen Durst zu löschen gedachte, die
aber von dem Lindwurm schon besetzt war. Der Kampf
dauerte nicht lange; bald lag der Kopf des Wurmes vor
Siegfrieds Füßen und das Blut rann in die Quelle hinab.
Da bekam Siegfried Lust sich in diesem Blute zu baden,
und siehe, von dem Bade wurde seine Haut so fest wie
Horn. Kein Pfeil, kein Schwert konnte eindringen, ein
einziges Plätzchen zwischen den Schultern ausgenommen,
worauf beim Baden ein Lindenblatt gefallen war. Dort
blieb er verwundbar und dort wurde er später auch
wirklich zum Tode getroffen.
Siegfried kam nämlich später nach Worms, um den
dortigen König, seinen Schwager, zu besuchen. Die Königin
zu Worms war aber neidisch auf ihre Schwägerin, die den
starken Siegfried zum Manne hatte und dadurch reich
an Ehren und Schätzen war. Deshalb reizte sie einen ihrer
Ritter namens Hagen an, Siegfried meuchelmörderisch
umzubringen. Weil dieser aber den Fleck nicht wußte, wo
man den Helden verwunden konnte, so ging er zu dessen
*) Der Sage nach seitwärts von Worms an der Bergstraße.
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