Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 64

1854 - Leipzig : Brandstetter
64 ein kleines Raubthier, das andere Thiere frisst. Das merkt ihr auch, wenn ihr einem getödteten Maulwurf den Bauch aufschneidet und in den Magen schaut. Denn was er frisst, muss er im Magen haben, und was er im Magen hat, muss er gefressen haben. Nun werdet ihr, wenn ihr die Drohe machen wollt, nie Wurzelfasern oder so etwas in dem Magen des Maulwurfs linden, aber immer die Baute von Engerlingen , Regenwiirmern und anderem Ungeziefer, das unter der Erde lebt. Wenn ihr also den Maulwurf recht fleissig verfolgt und mit Stumpf und Stiel vertilgen wollt, so thut ihr euch seihst den grössten Schaden und den Engerlingen den grössten Gefallen. Da können sie alsdann ohne Gefahr eure Wiesen und Felder verwüsten, wachsen und gedeihen, und im Frühjahr kommt alsdann der Mai- käfer, frisst euch die Bäume kahl wie Besenreis und bringt euch zur Vergeltung auch des Kukuks Dank und Lohn. Hebel. 20. Die Säugethiere. Der Vogel fliegt hoch in den Lüsten, hüpft leicht von einem Zweige znm andern, läßt seinen vielstimmigen, ausdrucksvollen Gesang in der Luft und in den Zweigen ertönen, während viele Säugethiere langsam und mühsam am Boden schleichen, alle fast auf dem Erdboden sich zu bewegen bestimmt sind, nur wenige, aber höchst unvollkommen, den Flug der Vögel durch Flattern nachahmen; keines derselben läßt einen melodischen Gesang ertönen; ihre Stimme ist meist ein eintöniges, oft auch ein mißtöniges Geschrei ohne Melodie und Rhythmus. Sie zeigen weder die Mannigfaltigkeit, noch die Pracht der Farben, welche die Vögel in ihrem Gefieder uns entgegentragen. So könnte die Klasse der Säugethiere dem obenhin betrachtenden und nach dem Aeußern nur urtheilenden Menschen in ihrer Lebensent- wicklung unvollkommener erscheinen, als die Klasse der leichtbeschwingten Vögel. In der uns umgebenden Welt ist aber nicht immer das äußer- lich beglücktere und reich geschmückte Wesen auch das vollkommnere, denn gerade das reichste, innere Leben stellt sich uns öfters unter der äußern Hülle der Armuth dar. Nicht das Gefieder, nicht die Stimme, nicht die leichte und freie Bewegung in den Lüsten sind es, welche die größere Vollkommenheit der Thiere bestimmen; sie sind schöne, liebliche Gaben, aber nicht das Maß der Vollkommenheit. Bei den Säugethieren aber finden wir die Sinneswerkzeuge in größerer Vollkommenheit, als bei den Vögeln: sie nähern sich schon mehr dem Bau derselben Organe am menschlichen Körper. Der Kopf der Säugethiere trägt schon alle 4 Sinneswerkzeuge vollkommner an sich, wird dadurch dem Menschenkopfe ähnlicher; sein Antlitz ist auch durch die freiere und leichtere Beweglichkeit der Gesichtsmuskeln und der Augen eines größeren Ausdrucks fähig. Seine Jungen bringt das Säugethier lebend zur Welt, nährt dieselben mit seiner Milch und zeigt für sie eine größere, aufopfernde Liebe. Das Säugethier schließt

2. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 65

1854 - Leipzig : Brandstetter
65 sich am meisten an den Menschen an, ist sein Gefährte und sein Ar- heitsgehülfe geworden. Denke an Hund, Rindvieh, Schaf und Pferd. Dies aber ist nur durch eine größere innere, durch eine größere geistige Entwicklung möglich; darauf deutet auch ihr weit mehr ausgebildetes Gehirn hin. Oken gründet seine Eintheilung der Thiere in Stufen und Klassen vorzüglich auf die Entwicklung der Sinnesorgane. Hiernach unter- scheidet er 5 Thierstufen. — Die Sinnesorgane bei den niederen Thieren (den Schleim- und Gliederthieren) beschränken sich fast aus- schließlich auf den Gefühlssinn, obwohl man ihnen nicht absprechen kann, daß sie auch Geschmack, manche Geruch und Gehör und viele Ge- sicht haben, aber unvollkommen und schwach. Daher das dümmliche Wesen der niedern Thiere, welches aussieht, als wenn sie immer im Schlafe handelten, wie die Schlafwandler. Bei den Fischen, sowie bei allen höheren Thieren, tritt der Gefüblssinn, besonders der Haut, im Vergleich der niedern Thiere sehr zurück, ohne Zweifel, weil die Bewegung in den Gliedern, deren Zahl nie höher als 4 ist, vorherrschend wird; dagegen zeigt ihre Gefräßig- keit hinlänglich die starken Aeußerungen des Geschmacksinnes. Der geistige Charakter dieser Thiere ist Gleichgültigkeit, Freßlust, was wohl mit dem Geschmacksinn übereinstimmt. — Als Repräsentanten der dritten Stufe nennt er die Amphibien, deren geistiger Charakter Lauren und Falschheit sei, was sehr wohl mit dem Geruchssinne übereinstimme. — Auf die vierte Stufe kommen die Vögel; ihr geistiger Charakter sei Beweglichkeit, Fröhlichkeit und Furchtsamkeit, was sehr wohl mit der Ratur des Gehörs übereinkomme. An die Spitze des Thierreichs stellt er aber die Säugethiere, das vollkommnere Gesicht — (denn obwohl das Auge des Vogels scharfsichtiger ist, als das des Säugethiers, so kann es sich doch nicht selbstständig bewegen und nicht vorwärts schauen, und sieht der Vogel denselben Gegenstand nur immer mit einem Auge;) — darum also stellt er die Säugethiere an die Spitze, und weil sie unter allen Thieren die mannigfaltigsten Fähigkeiten, die zartesten Empfindungen und die verschiedenartigsten Bewegungen zeigen und dieser Verein aller Fähig- keiten gleichsam berechnet zu sein scheint, eine vollkommnere Intelligenz zu erzeugen, die weniger Sklav des Instinkts, reicher an Hülfsquellen, auch empfänglicher für Vervollkommnung ist. Scheitlin. 3. Natur- und Landschaftsbilder. 21. Das Buch der Natur. Ein großes Buch ist aufgestellt, Und fragst Du, wer dies Buch verwahrt. Kein schonres giebts auf weiter Welt! Das so viel Wunder offenbart? Mit Bildern ist es ausgeschmückt, O, geh hinaus in Feld und Flur! Die herrlicher man nie erblickt. Das Wunderbuch, es heißt Natur! Und überalk liest man erfreut * Bon Gottes Lieb und Freundlichkeit. Agnes Franz. Wangemann, Hülfsbuch. Iii. Abth. g

3. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 48

1854 - Leipzig : Brandstetter
48 mehr aber diese Körner reiften, desto mehr fühlte ich, wie meine Lebens- kraft abnahm, wie meine Frische verging und meine grüne Farbe ver- blaßte. Da hörte ich endlich die Sichel wetzen und nach wenigen Augen- blicken lag ich, getrennt von meiner Wurzel und abgehoben von der Stelle, die mich genährt, auf der Erde, doch nicht allein, sondern in Gesellschaft von vielen meiner Mitbrüder. Mit diesen ward ich auch nach einigen Tagen noch enger vereinigt, auf einen Wagen geladen und in einem Gebäude niedergelegt. Wochen wohl vergingen, ehe man mich wieder an das Licht zog. Und als es geschah, da ward meine Krone ihres Werthes beraubt und mir gab man den Namen Stroh und warf mich verächtlich in einen Winkel. Siehe Mensch, so ists unter euch Brauch, bei allen denen, die sich durch Undank schänden. Aus meiner Geschichte aber kannst du lernen, daß man der Welt nur so lange angenehm ist, als man ihr Nutzen verspricht und nützt. Otto's Anleitung. 2. Thiere. 7. Oer Maikäfer. a. (Einfache Beschreibung.) Der Maikäfer ist einen Zoll lang und einen halben Zoll breit. Sein Körper besteht aus Kopf, Rumpf und Gliedern. — An dem Kopfe befinden sich zwei grosse Augen, der Mund mit den Fress- werkzeugen und zwei Fühler; diese haben an den Enden blättrige Keulen. — Die Theile des Rumpfes sind die Brust und der Hinter- leib. Die Brust besteht aus drei Ringen. Der erste ist der grösste; diesen kann der Käfer bewegen. Er heisst Halsschild, und ist entweder schwarz oder roth. Der zweite Brustring hat oben eine kleine dreieckige Platte; sie tritt zwischen die beiden Flügeldecken und führt den Namen Schildchen. Der Hinterleib enthält sechs Ringe; der letzte endet mit dem spitzigen, nach unten gebogenen Steisse. An den Seiten des Hinterleibs bemerkt man eine Reihe weisser, dreieckiger Flecke. Der Unterleib ist schwarz. — Die Glieder des Maikäfers sind die Flügel und die Beine. Der Flügel sind vier: zwei Vorderflügel und zwei Hinterflügel. Jene heissen Flügeldecken und bestehen aus einer hornartigen Masse. Sie sind von braunrother Farbe. Die Hinterflügel sind lang, häutig und mit Adern durchzogen. — Der Maikäfer hat sechs Beine; an jedem Brustringe befindet sich ein Paar. Jedes Bein enthält vier Theile; der letzte Theil oder der Fuss besteht aus fünf Gliedern. Das äusserste dieser Glieder ist mit zwei Krallen besetzt. Das Erscheinen des Maikäfers fällt in die ersten Tage des Mai; bei warmen Frühlingswetter zeigt er sich noch früher. Er kommt besonders des Abends zum Vorschein, fliegt mit starkem

4. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 49

1854 - Leipzig : Brandstetter
49 Gesumme um die Bäume und fällt bei dem leisesten Anstoss zur Erde. Sonnenschein liebt er nicht; er setzt sich daher bei Tage auf die dem Lichte abgewendeten Flächen der Blätter. Seine Nah rung sind die Blätter der Bäume; oft frisst er die Obstbäume ganz kahl. Im Juni ist er meistens verschwunden. Seine Feinde sind viele Vögel , besonders die Enten und Hühner. b. (Eine ausführlichere Beschreibung vom Leben und Treiben des Thieres.) Die Obstbäume haben wir eigentlich nur für uns gepflanzt. Die Maikäfer thun aber, als wären sie ihretwegen da; denn in manchen Jahren finden sie sich so häufig auf ihnen ein, daß die Zweige sich Don der Last beugen. Dann geht es den Bäumen schlecht; was an weichem Laube sich vorfindet, wird unbarmherzig abgefressen. Noch ehe acht Tage vergangen sind, stehen ausgedehnte Obstanlagen entlaubt da und haben ein winterliches Ansehen. An eine Obsternte ist dann natürlich nicht zu denken; denn die Bäume müssen ja alle die Säfte, durch welche sie Blüthen hätten erzeugen können, auf das Hervorbringen neuer Blätter verwenden, ohne die ein Baum im Sommer nicht be- stehen kann. Haben sich die Maikäfer acht bis vierzehn Tage dem Vergnügen, umherzuschwärmen und Laub zu fressen, hingegeben, so graben sich die Weibchen, die man leicht an den kleinern Fühlhörnern erkennt, einige Zoll tief in die Erde und legen dort an zwei bis drei verschiedenen Orten zwölf bis dreißig Eier. Bald darauf sterben sie. Nach vier bis sechs Wochen entstehen aus den Eiern kleine wurmartige Thierchen, Larven oder Engerlinge genannt, die sechs Beine und kräftige Kinn- backen haben. Ihre Nahrung besteht meistens in zarten Wurzeln. Wie die Alten, so sind auch sie äußerst gefräßig, und um sich's bei ihren Mahlzeiten recht bequem zu machen, legen sie sich auf den Rücken, fangen am Wurzelspitzchen an zu fressen und fahren damit so weit fort, als es ihnen-schmeckt und sie ohne große Unbequemlichkeit mit dem Kopfe hin- aufreichen können. Im Herbst gehen sie tiefer in die Erde, machen sich eine recht glatte Höhle und schlummern darin, bis die Frühlingssonne den Boden wieder erwärmt und die Pflanzen zum neuen Wachsthum antreibt. Mittlerweile ist ihnen nun ihr Röcklein ein wenig schmutzig und auch zu enge geworden. Da es unter ihnen keine Schneider giebt, die für Andere arbeiten, so muß Jeder selbst Hand anlegen, um zu einem neuen Rocke zu gelangen. Damit sie dies wichtige Werk in aller Ruhe und Bequemlichkeit ausführen können, gehen sie etwas tiefer in die Erde und machen sich dort eine runde, innen schön geglättete Höhle und warten, bis der Wamms von selber platzt. Geschieht dies, so benutzt der Engerling den günstigen Augenblick und schlüpft hinaus und hat damit zugleich sein schweres Geschäft vollendet. Ohne sein Zuthun ist ihm nämlich schon vorher- unter dem alten Kleide ein neues gewachsen, ganz nach dem Muster des abgelegten, mit neun Ouernäbten Wangemann, Hülföbuch. Iii. Abth. 4

5. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 263

1854 - Leipzig : Brandstetter
263 Die wie ein Helles Osterfeu'r Gen Himmel flog, und setzten sich Auf einen alten Weidenstumps. Sie schwatzten dies und schwatzten das. Vom Feuermann und Ohnekopf, Vom Amtmann, der im Dorfe spukt Und mit der Feuerkette klirrt, Weil er nach Anseh'n sprach und Geld, Wie's liebe Vieh die Bauern schund Und niemals in die Kirche kam. Sie schwatzten dies und schwatzten das. Vom sel'gen Pfarrer Habermann, Der noch den Nußbaum pflanzen that. Von dem sie manche schöne Nuß Herabgeworsen, als sie noch Zur Pfarre gingen, manche Nuß! Sie segneten den guten Mann In seiner kühlen Gruft dafür Und knackten jede schöne Nuß Noch einmal in Gedanken auf. — Da rauscht das dürre Laub empor, Und sieh', ein alter Kriegesknecht Wankt durch den Eichenwald daher, Sagt: ,,Guten Abend!" wärmet sich Und setzt sich auf den Weidenstumpf. „ Wer bist du, guter alter Mann? " — „Ich bin ein preußischer Soldat, Der in der Schlacht bei Kunersdorf Das Bein verlor und, leider Gott's! Vor fremden Thüren betteln muß. Da ging es scharf, mein liebes Kind! Da sauseten die Kugeln uns Wie Donnerwetter um den Kopf! Dort flog ein Arm und dort ein Bein! Wir patschelten durch lauter Blut Im Pulverdampf. Steht, Kinder, steht! Verlasset euren König nicht! Ries Vater Kleist; da sank er hin. Ich und zwei Bursche trugen flugs Ihn zu dem Feldscheer aus der Schlacht. Laut donnerte die Batterie; Mit einmal flog mein linkes Bein Mir unterm Leibe weg." — „D (Sott!" Sprach Hans und sahe Töffel an Und fühlte sich nach seinem Bein; „Mein Seel'! ich werde kein Soldat

6. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 63

1854 - Leipzig : Brandstetter
63 19. Der Maulwurf. (Eine Betrachtung.) Unter allen Thieren, die ihre Jungen säugen, ist der Maul- wurf das einzige, das seiner Nahrung allein in dunkeln Gängen unter der Erde nachgeht. Und an dem einen ist’s zu viel, wird Mancher sagen, der an seine Felder und Wiesen denkt, wie sie mit Maulwurfshügeln bedeckt sind, wie der Boden zerwühlt und durchlöchert wird, wie die Gewächse oben absterben, wenn das heimtückische Thier unten an den Wurzeln weidet. Nun, so wollen wir denn Gericht halten über den Missethäter. Wahr ist es und nicht zu leugnen, dass er durch seine unterirdischen Gänge hin und wieder den Boden durchwühlt und ihm etwas von seiner Festig- keit raubt. Wahr ist es ferner, dass durch die herausgestossenen Grundhaufen viel fruchtbares Land bedeckt und die darunter lie- genden Keime im Wachsthum gehindert, ja erstickt werden können. Dafür ist jedoch in einer fleissigen Hand der Rechen gut. Aber wer hass gesehen, dass der Maulwurf d e Wurzeln abfrisst? wer kann’s behaupten? Nun, man sagt so: Wo die Wurzeln abge- nagt sind, und die Pflanzen sterben, wird man auch Maulwürfe linden, und wo keine Maulwürfe sind, geschieht das auch nicht. Folglich thut’s der Maulwurf. Der das sagt, ist vermuthlich der Nämliche, der einmal so behauptet hat: Wenn im Frühling die Frösche zeitig quaken, so schlägt auch das Laub bei Zeiten aus; wenn aber die Frösche lange nicht quaken wollen, so will auch das Laub nicht kommen: folglich quaken die Frösche das Laub heraus. Seht doch, wie man sich irren kann.' Aber da kommt ein Advokat des Maulwurfs, ein erfahrener Landwirth und Natur- beobachter, der sagt so: Nicht der Maulwurf frisst die Wurzeln ab, sondern die Quadten oder die Engerlinge, die unter der Erde sind, aus welchen hernach die Maikäfer und anderes Ungeziefer kommen. Der Maulwurf aber frisst die Quadten und reinigt den Boden von diesen Feinden. Jetzt wird es also begreiflich, dass der Maulwurf immer da ist, wo das Gras und die Pflanzen krank sind und absterben, weil die Quadten da sind, denen er nachgeht, und die er verfolgt. Alle Säugethiere, welche die Natur zum Nagen am Pflanzen- werk bestellt hat, haben in jeder Kinnlade, oben und unten, nur zwei einzige und zwar scharfe Vorderzähne und gar keine Eck- zähne, sondern eine Lücke bis zu den Stockzähnen. Alle Raub- thiere aber, welche andere Thiere fangen und fressen, haben sechs und mehr spitzige Vorderzähne, dann Eckzähne auf beiden Seiten und hinter diesen zahlreiche Stockzähne. Wenn ihr nun das Ge- biss eines Maulwurfs betrachtet, so werdet ihr finden: er hat in der obern Kinnlade sechs und in der untern acht spitzige Vorder- zähne und hinter denselben Eckzähne auf allen vier Seiten , und daraus folgt: er ist kein Thier, das an Pflanzen nagt, sondern

7. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 50

1854 - Leipzig : Brandstetter
50 'S und eben so vielen Knopflöchern an jeder Seite. Zn den Knopflöchern fehlen ihm aber die Knöpfe; daher läßt er dieselben einstweilen offen und benutzt sie zum Atbemholen, was er durch den Mund nicht be- wirken kann. Nun steigt der verjüngte Engerling wieder in die Höhe und fällt mit einer Begier über die Pflanzenwurzeln her, daß den übrigen Insektenlarven bange werden möchte. Aber es ist auch keine Kleinigkeit, vier bis sechs Tage lang im engen Kämmerlein zu fasten: mancher An- dere ginge schon zu Grunde, wenn's nur halb so lange dauerte. Die Pflanzen leiden in Folge dieser Gefräßigkeit natürlich sehr, hangen trau- rig dte Köpfe und verwelken ganz, wenn der Regen lange auf sich warten läßt. Darum ist der Landmann den Engerlingen eben so wenig hold, wie der Gärtner den Maikäfern; er vertilgt sie, wo er nur kann, und sieht es recht gern, wenn die Saatkrähe im Frühjahr hinter depr Pfluge hergeht und alle auffrißt, die sich in der Furche blicken lassen. So treiben nun die Engerlinge ihr Wesen drei bis vier Jahre lang in der Erde. Zu Ende des letzten Sommers steigen sie tiefer als jemals in dieselbe hinab, oft eine Klafter tief, machen sich noch einmal eine recht hübsche ovale Höhle und harren dann darin der Verände- rungen, die noch mit ihnen vorgehen sollen. Diese lassen auch nicht lange auf sich warten. Nack einer kurzen Ruhe von einigen Tagen wird die Haut nochmals abgestreift; aber diesmal geht nicht ein Engerling daraus hervor, sondern eine Puppe, ein Geschöpf, das weder Larve, noch Käfer ist, indeß doch mit letzterm die meiste Aehnlichkeit hat. Beine und Fühler sind an den Leib gezogen und zur Fortbewegung untauglich; ebenso bleibt das sonst so gefräßige Maul in vollkommner Ruhe. Nach vier bis acht Wochen wird auch diese Hülle wieder gesprengt, und es erscheint nun endlich der vollkommene Käfer. Rumpf und Glieder sind anfangs ganz weich und blaß, erhärten aber bald und bekommen dabei ihre gewöhnliche dunkle Farbe. Vom Februar an arbeiten sich die Käser höher hinaus, besonders an frostfreien Tagen, kommen jedoch nicht eher zum Vorschein, als bis der Tisch für sie gedeckt ist, was Ende April oder Anfang Mai der Fall zu sein pflegt. Einzelne, die nicht so tief gelegen haben mögen, arbeiten sich auch früher, bei auffallend gelindem Wetter selbst mitten im Winter, bis zur Oberfläche. Aus Mangel an Nahrung und Maienwärme kommen sie natürlich um, genießen aber dafür auch die Ehre, in den Zeitungen als wunderbare Erscheinungen beschrieben zu werden. Das beste Mittel, die schädlichen Maikaifer zu vertilgen, besteht darin, sie des Morgens, wo sie gewöhnlich vom Thau ganz erstarrt find, von den Bäumen zu schütteln und in Gruben mit heißem Wasser zu tödten. Jung und Alt, Arm und Reich sollten sich bei dieser nütz- lichen Arbeit betheiligen. A. Lüben. 8. Oie steche. Auch das Wasser ist durch Gottes Güte mit lebendigen Wesen bevölkert, auch in Bachen, Flüssen und Seeen, vor Allem aber in

8. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 52

1854 - Leipzig : Brandstetter
schlüpfrige Schuppen, welche jedes Eindringen des Wassers in die Haut verhindern. Zur Ergreifung ihrer Nahrung haben die Fische nichts Anderes, als ihr Maul, welches zu diesem Zwecke mit sehr starken, oft knorpeligen Lippen, und im Innern meist mit Zähnen besetzt ist. Diese Zähne stehen nicht immer in einer, sondern oft in mehreren Reihen hinter einander, dergestalt, dass manche Raub- fische mehrere tausend Zähne in dem Rachen haben. Bei den mei- sten dienen diese nicht zum Kauen, sondern bloss zum Ergreifen der Beute, welche, ohne zerkleinert zu werden, ganz hinabge- schluckt wird. Denn es versteht sich ja fast von selbst, dass in dem Wasser, wo nur wenige Pflanzen wachsen, die Fische grösstenteils auf den Raub lebendiger Geschöpfe angewiesen sind. Mögen es Würmer, Muscheln, Krebse oder noch kleinere und unvollkommnere Thiere sein, die Millionen Fische sind auf sie als Nahrung angewiesen. Aber nur diejenigen heissen Raubfische, welche ihres Gleichen, Fische mit rothem, kaltem Blute, oder gar Thiere höherer Ord- nung angreifen und verzehren. Und deren giebt es viele, weit mehr, als die Bewohner des inneren Landes, wo nur Bäche und hieine Flüsse vorkommen, denken. Curtmann. 9. Die In der Hellen Felsenwelle Schwimmt die muntere Forelle. Und in wildem Uebermuth Guckt sie aus der kühlen Fluth, Sucht, gelockt von lichten Scheinen, Nach den weißen Kieselfteinen, Die das seichte Bächlein kaum Uebcrspritzt mit Staub und Schaum. Sieh doch, sieh! wie kann sie Hüpfen Und so unvcrlegen schlüpfen Durch den höchsten Klippensteg, Grad', als wäre das ihr Weg! Und schon will sie nicht mehr eilen, Will ein Wenig sich verweilen, Zu erproben, wie es thut, Sich zu sonnen aus der Fluth. Forelle. Ueber einem blanken Steine Wälzt sie sich im Sonnenscheine, Und die Strahlen kitzeln sie In der Haut, sie weiß nicht wie; Weiß in wähligem Behagen Nicht, ob sie es soll ertragen. Oder vor der fremden Gluth Retten sich in ihre Fluth. Kleine, muntere Forelle, Weile noch an dieser Stelle Und sei meine Lehrerin: Lehre mir den leichten Sinn, Ueber Klippen weg zu Hüpfen, Durch des Lebens Drang zu schlüpfen Und zu gehn, ob's kühlt, ob's brennt, Frisch in jedes Element. W. Müller. 19. Der Haushahn. (Einfache Beschreibung des Naturkörpers.) Der Körper ist mit Federn von verschiedener Farbe bedeckt. Der Kops ist rundlich und hat auf dem Scheitel einen Fletschkamm und unten jederseits einen Fleischlappen. Oberkiefer und Unterkiefer sind mit hor- niger Masse überzogen und bilden den Schnabel. Die Zähne fehlen; ihre Stelle vertreten die scharfen Schnabelränder. Die Zunge ist knor- pelig. Die Nasenlöcher befinden sich am Grunde des Oberkiefers. Die Augen stehen seitlich, sind wie bei den Säugethieren gebildet, haben

9. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 53

1854 - Leipzig : Brandstetter
53 aber noch eine Nickhaut, welche vom innern Augenwinkel aus über das Auge weggezogen werden kann. Die Ohren stehen hinter den Augen; die Ohrmuschel fehlt. Der Hals ist sehr beweglich. Der Rumpf fast eiförmig. Die vordern Gliedmaßen sind Flügel; Theile derselben sind der Oberarm, der Unterarm und die Hand. Die Federn dieser Theile nennt man Schwungfedern, die darüber sitzenden Deckfedern. Die Beine bestehen aus Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß. Der Fuß ist unbe- fiedert, hat einen langen Laus und 4 Zehen, von denen 3 nach vorn stehen; alle Zehen haben stumpfe Krallen. Der Schwanz besteht aus Federn. Das Blut ist roth und warm. Lüben. 11. Der Hakn. (Charakteristik des Thieres.) Ein recht schöner, stolzer und kühner Hahn ist unter allen Vögeln der angenehmste. Hoch trägt er sein gekröntes Haupt; nach allen Seiten spähen seine feurigen Augen; unvermulhet über- rascht ihn keine Gefahr, und jeder möchte er Trotz bieten. Wehe jedem fremden Hahne, der es wagt, sich unter seine Hühner zu mischen, und wehe jedem Menschen, der sich erkühnt, in seiner Gegenwart ihm eine seiner Lieben zu rauben! Alle seine Gedanken weiss er durch verschiedene Töne und verschiedene Stellungen des Körpers auszudrücken. Bald hört man ihn mit lauter Stimme seine Lieben rufen, wenn er ein Körnchen gefunden hat, denn er theilt mit ihnen jeden Fund; bald sieht man ihn in einem Eckchen kauern, wo er eifrig bemüht ist, ein Nestchen für die Henne zu bilden, die er vor Allem liebt; jetzt zieht er an der Spitze seiner Schaar, deren Beschützer und Führer er ist, hinaus ins Freie; aber kaum hat er hundert Schritte gethan, so hört er vom Stalle her den freudigen Ruf einer Henne, welche verkündet, dass sie ein Ei gelegt hat. Spornstreichs kehrt er zurück, begrüsst sie mit zärtlichen Blicken, stimmt in ihren Freudenruf ein und eilt dann in vollem Laufe dem ausgezogenen Heere nach, um sich wieder an dessen Spitze zu stellen. Die geringste Veränderung der Luft fühlt er und verkündet sie durch ein lautes Krähen; mit lautem Krähen verkündet er den anbrechenden Morgen und weckt den fleissigeq Landmann zu neuer Arbeit. Ist er auf eine Mauer oder ein Dach geflogen, so schlägt er die Flügel kräftig zusammen und kräht und scheint sagen zu wollen: Hier bin ich Herr! wer wagt’s mit mir? Ist er von einem Menschen gejagt worden, so kräht er wieder aus Leibeskräften und verhöhnt wenigstens den Feind, dem er nicht schaden kann. Am schönsten entfaltet er seine ganze Pracht, wenn er früh Morgens, der langen Ruhe müde, das Hühnerhaus verlässt und vor demselben die ihm nachfolgenden Hühner freudig begrüsst; aber noch schöner und stolzer erscheint er in dem Augenblicke, wo das Geschrei eines fremden Hahnes seine Ohren trifft. Er horcht, senkt die Flügel, richtet sich kühn

10. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 57

1854 - Leipzig : Brandstetter
57 für die Jungen selbst die einzelne Portion, wenn sie zu groß sein sollte, und hält so gemeinschaftliches Mahl im eigenen Hause. Bei aller Gemüthlichkeit wird aber auch das Lernen nicht vergessen. Sind den Jungen die Federn und die Flügel hinlänglich gewachsen, so heißt es: heraus aus dem Neste und heran an die Arbeit! Der erste Uebungsplatz ist die Dachfirst. Vor Allem wird das Gehen geübt. Die Alten gehen voran und machen vor, die Jungen machen nach. Auch hier ist aller Ansang schwer. Aengstlich balanciren die Jungen einher und sind froh, wenn sie nur erst wieder ruhig und sicher im Neste ihre hornschwarzen Schnäbel herausstrecken können. Doch die Ruhe ist von kurzer Dauer, denn die Alten treiben sie immer wieder von Neuem an die Arbeit, bis die Fertigkeit im Gehen erreicht ist. Nun geht es ans Fliegen. Dies geschieht Anfangs nur sprungweise gerade aus, vor- wärts und rückwärts, aber mit regelrechtem Flügelschlage; dann mit nach hinten ausgestreckten Beinen links um und rechts um, in kleinern und größern Kreisen, bis sie sich auch hierin die Zufriedenheit der Alten erworben haben. Die bewiesene Aufmerksamkeit und der erprobte Fleiß soll nun auch nicht unbelohnt bleiben. Mit den Eltern geht es ins weite Feld zum nächsten großen Versammlungsort, .wo offene Tafel ge- halten wird. Hier werden die Jungen zum ersten Male in die größere Gesellschaft eingeführt, und jeder kann sich selbst sein Essen nehmen, aus welcher Schüssel es ihm gerade gefällt, — wobei noch besonders ergötzlich ist, daß die ganze Mahlzeit beim Spazierengehen abgemacht "wird. Alt und Jung schreitet gravitätisch durch einander hin. Die ellenlangen, zinnoberrothen Stelzenbeine haben zum Durchwaten bis über die Fußbeuge keine Federn. Die drei Vorderzehen sind mit einer Haut verbunden und an der Spitze mit abgestumpften Nägeln versehen, damit der Fuß nicht tief in den schlammigen Voden einsinkt. Am ge- bogenen Halse ist der sechs bis acht Zoll lange, rothe und spitze Schnabel stets in Bereitschaft, die auftauchende Beute aufzuspießen und dann zu verschlingen. Die ganze Haltung wie die Bekleidung giebt den Störchen einen ehrbaren, feierlichen Anstrich. Das reine Weiß der Decksedern und das tiefe Schwarz der Schwungfedern steht ihnen so gut, wie den länd- lichen Kirchengängerinnen ihr Festtagskleid. Dazu kommt noch ihre aus- gezeichnete Höhe. Mißt der Körper in die Länge drei und einen hal- den Fuß, so ist das Maß der Höhe nicht viel geringer. Auffallend ist das stumme Wesen der Störche. Weiter Nichts als ein weit hin schal- lendes Geklapper, hervorgebracht durch das Zusammenschlagen der beiden beweglichen Kiefer, läßt er vernehmen, durch welches er Liebe, Zorn und Freude ausdrücken kann. Diese Schweigsamkeit hat ihren guten Grund; denn blicken wir in seinen Schnabel, so zeigt sich die Zunge nur als ein tief im Schlunde liegendes, kurzes Knorpelstückchen. Darüber wird der Storch sich auch nicht sonderlich beklagen; denn einmal ver- dankt er der stummen Rolle, die er spielt, verbunden mit seinem be- dächtigen, kopsnickenden Gange, den Titel eines Philosophen, andermal
   bis 10 von 79 weiter»  »»
79 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 79 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 28
1 1
2 0
3 1
4 0
5 28
6 0
7 12
8 0
9 0
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 2
16 31
17 0
18 0
19 5
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 40
31 0
32 21
33 5
34 0
35 0
36 1
37 22
38 1
39 0
40 0
41 0
42 0
43 3
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 7
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 1
11 0
12 5
13 0
14 0
15 0
16 24
17 17
18 0
19 1
20 0
21 10
22 3
23 0
24 24
25 0
26 0
27 1
28 6
29 0
30 1
31 0
32 3
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 5
40 7
41 0
42 25
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 3
51 0
52 1
53 25
54 2
55 0
56 0
57 0
58 1
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 4
67 0
68 0
69 0
70 1
71 1
72 0
73 0
74 0
75 6
76 0
77 42
78 0
79 1
80 0
81 1
82 11
83 1
84 51
85 0
86 0
87 9
88 0
89 1
90 0
91 5
92 17
93 0
94 33
95 0
96 0
97 0
98 2
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 50
1 56
2 74
3 42
4 42
5 24
6 131
7 31
8 7
9 1
10 9
11 15
12 79
13 82
14 3
15 2
16 2
17 21
18 3
19 29
20 2
21 5
22 5
23 7
24 66
25 31
26 49
27 0
28 87
29 45
30 27
31 19
32 42
33 365
34 100
35 32
36 9
37 0
38 10
39 49
40 6
41 101
42 124
43 104
44 5
45 7
46 55
47 26
48 13
49 23
50 208
51 433
52 50
53 0
54 123
55 2
56 17
57 1
58 36
59 383
60 8
61 40
62 18
63 7
64 17
65 103
66 2
67 25
68 17
69 2
70 6
71 40
72 14
73 4
74 55
75 43
76 5
77 12
78 19
79 1
80 13
81 1076
82 44
83 9
84 79
85 1
86 3
87 7
88 6
89 48
90 3
91 64
92 213
93 3
94 0
95 16
96 3
97 26
98 8
99 6
100 413
101 3
102 307
103 9
104 1
105 16
106 35
107 15
108 3
109 26
110 43
111 90
112 104
113 13
114 42
115 15
116 128
117 38
118 0
119 24
120 35
121 100
122 13
123 86
124 49
125 97
126 28
127 101
128 0
129 59
130 5
131 192
132 11
133 31
134 2
135 3
136 758
137 22
138 2
139 16
140 15
141 2
142 51
143 70
144 2
145 15
146 0
147 5
148 31
149 5
150 4
151 38
152 153
153 10
154 29
155 42
156 50
157 20
158 13
159 7
160 8
161 38
162 0
163 15
164 34
165 17
166 84
167 16
168 62
169 57
170 6
171 10
172 220
173 219
174 3
175 338
176 8
177 94
178 6
179 117
180 4
181 1
182 67
183 421
184 11
185 23
186 0
187 10
188 23
189 3
190 33
191 0
192 4
193 15
194 16
195 32
196 262
197 4
198 8
199 64