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ein kleines Raubthier, das andere Thiere frisst. Das merkt ihr
auch, wenn ihr einem getödteten Maulwurf den Bauch aufschneidet
und in den Magen schaut. Denn was er frisst, muss er im Magen
haben, und was er im Magen hat, muss er gefressen haben. Nun
werdet ihr, wenn ihr die Drohe machen wollt, nie Wurzelfasern
oder so etwas in dem Magen des Maulwurfs linden, aber immer
die Baute von Engerlingen , Regenwiirmern und anderem Ungeziefer,
das unter der Erde lebt.
Wenn ihr also den Maulwurf recht fleissig verfolgt und mit
Stumpf und Stiel vertilgen wollt, so thut ihr euch seihst den
grössten Schaden und den Engerlingen den grössten Gefallen. Da
können sie alsdann ohne Gefahr eure Wiesen und Felder verwüsten,
wachsen und gedeihen, und im Frühjahr kommt alsdann der Mai-
käfer, frisst euch die Bäume kahl wie Besenreis und bringt euch
zur Vergeltung auch des Kukuks Dank und Lohn. Hebel.
20. Die Säugethiere.
Der Vogel fliegt hoch in den Lüsten, hüpft leicht von einem Zweige
znm andern, läßt seinen vielstimmigen, ausdrucksvollen Gesang in der
Luft und in den Zweigen ertönen, während viele Säugethiere langsam
und mühsam am Boden schleichen, alle fast auf dem Erdboden sich zu
bewegen bestimmt sind, nur wenige, aber höchst unvollkommen, den
Flug der Vögel durch Flattern nachahmen; keines derselben läßt einen
melodischen Gesang ertönen; ihre Stimme ist meist ein eintöniges, oft
auch ein mißtöniges Geschrei ohne Melodie und Rhythmus. Sie zeigen
weder die Mannigfaltigkeit, noch die Pracht der Farben, welche die
Vögel in ihrem Gefieder uns entgegentragen.
So könnte die Klasse der Säugethiere dem obenhin betrachtenden
und nach dem Aeußern nur urtheilenden Menschen in ihrer Lebensent-
wicklung unvollkommener erscheinen, als die Klasse der leichtbeschwingten
Vögel. In der uns umgebenden Welt ist aber nicht immer das äußer-
lich beglücktere und reich geschmückte Wesen auch das vollkommnere, denn
gerade das reichste, innere Leben stellt sich uns öfters unter der äußern
Hülle der Armuth dar. Nicht das Gefieder, nicht die Stimme, nicht
die leichte und freie Bewegung in den Lüsten sind es, welche die größere
Vollkommenheit der Thiere bestimmen; sie sind schöne, liebliche Gaben,
aber nicht das Maß der Vollkommenheit.
Bei den Säugethieren aber finden wir die Sinneswerkzeuge in
größerer Vollkommenheit, als bei den Vögeln: sie nähern sich schon
mehr dem Bau derselben Organe am menschlichen Körper. Der Kopf
der Säugethiere trägt schon alle 4 Sinneswerkzeuge vollkommner an
sich, wird dadurch dem Menschenkopfe ähnlicher; sein Antlitz ist auch
durch die freiere und leichtere Beweglichkeit der Gesichtsmuskeln und
der Augen eines größeren Ausdrucks fähig. Seine Jungen bringt das
Säugethier lebend zur Welt, nährt dieselben mit seiner Milch und
zeigt für sie eine größere, aufopfernde Liebe. Das Säugethier schließt
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
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sich am meisten an den Menschen an, ist sein Gefährte und sein Ar-
heitsgehülfe geworden. Denke an Hund, Rindvieh, Schaf und Pferd.
Dies aber ist nur durch eine größere innere, durch eine größere geistige
Entwicklung möglich; darauf deutet auch ihr weit mehr ausgebildetes
Gehirn hin.
Oken gründet seine Eintheilung der Thiere in Stufen und Klassen
vorzüglich auf die Entwicklung der Sinnesorgane. Hiernach unter-
scheidet er 5 Thierstufen. — Die Sinnesorgane bei den niederen
Thieren (den Schleim- und Gliederthieren) beschränken sich fast aus-
schließlich auf den Gefühlssinn, obwohl man ihnen nicht absprechen
kann, daß sie auch Geschmack, manche Geruch und Gehör und viele Ge-
sicht haben, aber unvollkommen und schwach. Daher das dümmliche
Wesen der niedern Thiere, welches aussieht, als wenn sie immer im
Schlafe handelten, wie die Schlafwandler.
Bei den Fischen, sowie bei allen höheren Thieren, tritt der
Gefüblssinn, besonders der Haut, im Vergleich der niedern Thiere sehr
zurück, ohne Zweifel, weil die Bewegung in den Gliedern, deren Zahl
nie höher als 4 ist, vorherrschend wird; dagegen zeigt ihre Gefräßig-
keit hinlänglich die starken Aeußerungen des Geschmacksinnes. Der
geistige Charakter dieser Thiere ist Gleichgültigkeit, Freßlust, was wohl
mit dem Geschmacksinn übereinstimmt. — Als Repräsentanten der dritten
Stufe nennt er die Amphibien, deren geistiger Charakter Lauren und
Falschheit sei, was sehr wohl mit dem Geruchssinne übereinstimme. —
Auf die vierte Stufe kommen die Vögel; ihr geistiger Charakter sei
Beweglichkeit, Fröhlichkeit und Furchtsamkeit, was sehr wohl mit der
Ratur des Gehörs übereinkomme.
An die Spitze des Thierreichs stellt er aber die Säugethiere,
das vollkommnere Gesicht — (denn obwohl das Auge des Vogels
scharfsichtiger ist, als das des Säugethiers, so kann es sich doch nicht
selbstständig bewegen und nicht vorwärts schauen, und sieht der Vogel
denselben Gegenstand nur immer mit einem Auge;) — darum also stellt
er die Säugethiere an die Spitze, und weil sie unter allen Thieren
die mannigfaltigsten Fähigkeiten, die zartesten Empfindungen und die
verschiedenartigsten Bewegungen zeigen und dieser Verein aller Fähig-
keiten gleichsam berechnet zu sein scheint, eine vollkommnere Intelligenz
zu erzeugen, die weniger Sklav des Instinkts, reicher an Hülfsquellen,
auch empfänglicher für Vervollkommnung ist. Scheitlin.
3. Natur- und Landschaftsbilder.
21. Das Buch der Natur.
Ein großes Buch ist aufgestellt, Und fragst Du, wer dies Buch verwahrt.
Kein schonres giebts auf weiter Welt! Das so viel Wunder offenbart?
Mit Bildern ist es ausgeschmückt, O, geh hinaus in Feld und Flur!
Die herrlicher man nie erblickt. Das Wunderbuch, es heißt Natur!
Und überalk liest man erfreut *
Bon Gottes Lieb und Freundlichkeit. Agnes Franz.
Wangemann, Hülfsbuch. Iii. Abth. g
48
mehr aber diese Körner reiften, desto mehr fühlte ich, wie meine Lebens-
kraft abnahm, wie meine Frische verging und meine grüne Farbe ver-
blaßte. Da hörte ich endlich die Sichel wetzen und nach wenigen Augen-
blicken lag ich, getrennt von meiner Wurzel und abgehoben von der
Stelle, die mich genährt, auf der Erde, doch nicht allein, sondern in
Gesellschaft von vielen meiner Mitbrüder. Mit diesen ward ich auch
nach einigen Tagen noch enger vereinigt, auf einen Wagen geladen
und in einem Gebäude niedergelegt. Wochen wohl vergingen, ehe man
mich wieder an das Licht zog. Und als es geschah, da ward meine
Krone ihres Werthes beraubt und mir gab man den Namen Stroh
und warf mich verächtlich in einen Winkel. Siehe Mensch, so ists
unter euch Brauch, bei allen denen, die sich durch Undank schänden.
Aus meiner Geschichte aber kannst du lernen, daß man der Welt nur
so lange angenehm ist, als man ihr Nutzen verspricht und nützt.
Otto's Anleitung.
2. Thiere.
7. Oer Maikäfer.
a.
(Einfache Beschreibung.)
Der Maikäfer ist einen Zoll lang und einen halben Zoll breit.
Sein Körper besteht aus Kopf, Rumpf und Gliedern. — An dem
Kopfe befinden sich zwei grosse Augen, der Mund mit den Fress-
werkzeugen und zwei Fühler; diese haben an den Enden blättrige
Keulen. — Die Theile des Rumpfes sind die Brust und der Hinter-
leib. Die Brust besteht aus drei Ringen. Der erste ist der grösste;
diesen kann der Käfer bewegen. Er heisst Halsschild, und ist
entweder schwarz oder roth. Der zweite Brustring hat oben eine
kleine dreieckige Platte; sie tritt zwischen die beiden Flügeldecken
und führt den Namen Schildchen. Der Hinterleib enthält sechs
Ringe; der letzte endet mit dem spitzigen, nach unten gebogenen
Steisse. An den Seiten des Hinterleibs bemerkt man eine Reihe
weisser, dreieckiger Flecke. Der Unterleib ist schwarz. — Die
Glieder des Maikäfers sind die Flügel und die Beine. Der Flügel
sind vier: zwei Vorderflügel und zwei Hinterflügel. Jene heissen
Flügeldecken und bestehen aus einer hornartigen Masse. Sie sind
von braunrother Farbe. Die Hinterflügel sind lang, häutig und
mit Adern durchzogen. — Der Maikäfer hat sechs Beine; an jedem
Brustringe befindet sich ein Paar. Jedes Bein enthält vier Theile;
der letzte Theil oder der Fuss besteht aus fünf Gliedern. Das
äusserste dieser Glieder ist mit zwei Krallen besetzt.
Das Erscheinen des Maikäfers fällt in die ersten Tage des
Mai; bei warmen Frühlingswetter zeigt er sich noch früher. Er
kommt besonders des Abends zum Vorschein, fliegt mit starkem
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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Gesumme um die Bäume und fällt bei dem leisesten Anstoss zur
Erde. Sonnenschein liebt er nicht; er setzt sich daher bei Tage
auf die dem Lichte abgewendeten Flächen der Blätter. Seine Nah
rung sind die Blätter der Bäume; oft frisst er die Obstbäume
ganz kahl. Im Juni ist er meistens verschwunden. Seine Feinde
sind viele Vögel , besonders die Enten und Hühner.
b.
(Eine ausführlichere Beschreibung vom Leben und Treiben des Thieres.)
Die Obstbäume haben wir eigentlich nur für uns gepflanzt. Die
Maikäfer thun aber, als wären sie ihretwegen da; denn in manchen
Jahren finden sie sich so häufig auf ihnen ein, daß die Zweige sich
Don der Last beugen. Dann geht es den Bäumen schlecht; was an
weichem Laube sich vorfindet, wird unbarmherzig abgefressen. Noch ehe
acht Tage vergangen sind, stehen ausgedehnte Obstanlagen entlaubt
da und haben ein winterliches Ansehen. An eine Obsternte ist dann
natürlich nicht zu denken; denn die Bäume müssen ja alle die Säfte,
durch welche sie Blüthen hätten erzeugen können, auf das Hervorbringen
neuer Blätter verwenden, ohne die ein Baum im Sommer nicht be-
stehen kann.
Haben sich die Maikäfer acht bis vierzehn Tage dem Vergnügen,
umherzuschwärmen und Laub zu fressen, hingegeben, so graben sich die
Weibchen, die man leicht an den kleinern Fühlhörnern erkennt, einige
Zoll tief in die Erde und legen dort an zwei bis drei verschiedenen
Orten zwölf bis dreißig Eier. Bald darauf sterben sie. Nach vier bis
sechs Wochen entstehen aus den Eiern kleine wurmartige Thierchen,
Larven oder Engerlinge genannt, die sechs Beine und kräftige Kinn-
backen haben. Ihre Nahrung besteht meistens in zarten Wurzeln. Wie
die Alten, so sind auch sie äußerst gefräßig, und um sich's bei ihren
Mahlzeiten recht bequem zu machen, legen sie sich auf den Rücken, fangen
am Wurzelspitzchen an zu fressen und fahren damit so weit fort, als es
ihnen-schmeckt und sie ohne große Unbequemlichkeit mit dem Kopfe hin-
aufreichen können. Im Herbst gehen sie tiefer in die Erde, machen sich
eine recht glatte Höhle und schlummern darin, bis die Frühlingssonne
den Boden wieder erwärmt und die Pflanzen zum neuen Wachsthum
antreibt. Mittlerweile ist ihnen nun ihr Röcklein ein wenig schmutzig
und auch zu enge geworden. Da es unter ihnen keine Schneider giebt,
die für Andere arbeiten, so muß Jeder selbst Hand anlegen, um zu
einem neuen Rocke zu gelangen. Damit sie dies wichtige Werk in
aller Ruhe und Bequemlichkeit ausführen können, gehen sie etwas tiefer
in die Erde und machen sich dort eine runde, innen schön geglättete
Höhle und warten, bis der Wamms von selber platzt. Geschieht dies,
so benutzt der Engerling den günstigen Augenblick und schlüpft hinaus
und hat damit zugleich sein schweres Geschäft vollendet. Ohne sein
Zuthun ist ihm nämlich schon vorher- unter dem alten Kleide ein neues
gewachsen, ganz nach dem Muster des abgelegten, mit neun Ouernäbten
Wangemann, Hülföbuch. Iii. Abth. 4
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263
Die wie ein Helles Osterfeu'r
Gen Himmel flog, und setzten sich
Auf einen alten Weidenstumps.
Sie schwatzten dies und schwatzten das.
Vom Feuermann und Ohnekopf,
Vom Amtmann, der im Dorfe spukt
Und mit der Feuerkette klirrt,
Weil er nach Anseh'n sprach und Geld,
Wie's liebe Vieh die Bauern schund
Und niemals in die Kirche kam.
Sie schwatzten dies und schwatzten das.
Vom sel'gen Pfarrer Habermann,
Der noch den Nußbaum pflanzen that.
Von dem sie manche schöne Nuß
Herabgeworsen, als sie noch
Zur Pfarre gingen, manche Nuß!
Sie segneten den guten Mann
In seiner kühlen Gruft dafür
Und knackten jede schöne Nuß
Noch einmal in Gedanken auf. —
Da rauscht das dürre Laub empor,
Und sieh', ein alter Kriegesknecht
Wankt durch den Eichenwald daher,
Sagt: ,,Guten Abend!" wärmet sich
Und setzt sich auf den Weidenstumpf.
„ Wer bist du, guter alter Mann? " —
„Ich bin ein preußischer Soldat,
Der in der Schlacht bei Kunersdorf
Das Bein verlor und, leider Gott's!
Vor fremden Thüren betteln muß.
Da ging es scharf, mein liebes Kind!
Da sauseten die Kugeln uns
Wie Donnerwetter um den Kopf!
Dort flog ein Arm und dort ein Bein!
Wir patschelten durch lauter Blut
Im Pulverdampf. Steht, Kinder, steht!
Verlasset euren König nicht!
Ries Vater Kleist; da sank er hin.
Ich und zwei Bursche trugen flugs
Ihn zu dem Feldscheer aus der Schlacht.
Laut donnerte die Batterie;
Mit einmal flog mein linkes Bein
Mir unterm Leibe weg." — „D (Sott!"
Sprach Hans und sahe Töffel an
Und fühlte sich nach seinem Bein;
„Mein Seel'! ich werde kein Soldat
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19. Der Maulwurf.
(Eine Betrachtung.)
Unter allen Thieren, die ihre Jungen säugen, ist der Maul-
wurf das einzige, das seiner Nahrung allein in dunkeln Gängen
unter der Erde nachgeht. Und an dem einen ist’s zu viel, wird
Mancher sagen, der an seine Felder und Wiesen denkt, wie sie
mit Maulwurfshügeln bedeckt sind, wie der Boden zerwühlt und
durchlöchert wird, wie die Gewächse oben absterben, wenn das
heimtückische Thier unten an den Wurzeln weidet. Nun, so wollen
wir denn Gericht halten über den Missethäter. Wahr ist es und
nicht zu leugnen, dass er durch seine unterirdischen Gänge hin
und wieder den Boden durchwühlt und ihm etwas von seiner Festig-
keit raubt. Wahr ist es ferner, dass durch die herausgestossenen
Grundhaufen viel fruchtbares Land bedeckt und die darunter lie-
genden Keime im Wachsthum gehindert, ja erstickt werden können.
Dafür ist jedoch in einer fleissigen Hand der Rechen gut. Aber
wer hass gesehen, dass der Maulwurf d e Wurzeln abfrisst? wer
kann’s behaupten? Nun, man sagt so: Wo die Wurzeln abge-
nagt sind, und die Pflanzen sterben, wird man auch Maulwürfe
linden, und wo keine Maulwürfe sind, geschieht das auch nicht.
Folglich thut’s der Maulwurf. Der das sagt, ist vermuthlich der
Nämliche, der einmal so behauptet hat: Wenn im Frühling die
Frösche zeitig quaken, so schlägt auch das Laub bei Zeiten aus;
wenn aber die Frösche lange nicht quaken wollen, so will auch
das Laub nicht kommen: folglich quaken die Frösche das Laub
heraus. Seht doch, wie man sich irren kann.' Aber da kommt
ein Advokat des Maulwurfs, ein erfahrener Landwirth und Natur-
beobachter, der sagt so: Nicht der Maulwurf frisst die Wurzeln
ab, sondern die Quadten oder die Engerlinge, die unter der Erde
sind, aus welchen hernach die Maikäfer und anderes Ungeziefer
kommen. Der Maulwurf aber frisst die Quadten und reinigt den
Boden von diesen Feinden. Jetzt wird es also begreiflich, dass der
Maulwurf immer da ist, wo das Gras und die Pflanzen krank sind
und absterben, weil die Quadten da sind, denen er nachgeht, und
die er verfolgt.
Alle Säugethiere, welche die Natur zum Nagen am Pflanzen-
werk bestellt hat, haben in jeder Kinnlade, oben und unten, nur
zwei einzige und zwar scharfe Vorderzähne und gar keine Eck-
zähne, sondern eine Lücke bis zu den Stockzähnen. Alle Raub-
thiere aber, welche andere Thiere fangen und fressen, haben sechs
und mehr spitzige Vorderzähne, dann Eckzähne auf beiden Seiten
und hinter diesen zahlreiche Stockzähne. Wenn ihr nun das Ge-
biss eines Maulwurfs betrachtet, so werdet ihr finden: er hat in
der obern Kinnlade sechs und in der untern acht spitzige Vorder-
zähne und hinter denselben Eckzähne auf allen vier Seiten , und
daraus folgt: er ist kein Thier, das an Pflanzen nagt, sondern
50
'S
und eben so vielen Knopflöchern an jeder Seite. Zn den Knopflöchern
fehlen ihm aber die Knöpfe; daher läßt er dieselben einstweilen offen
und benutzt sie zum Atbemholen, was er durch den Mund nicht be-
wirken kann. Nun steigt der verjüngte Engerling wieder in die Höhe
und fällt mit einer Begier über die Pflanzenwurzeln her, daß den übrigen
Insektenlarven bange werden möchte. Aber es ist auch keine Kleinigkeit,
vier bis sechs Tage lang im engen Kämmerlein zu fasten: mancher An-
dere ginge schon zu Grunde, wenn's nur halb so lange dauerte. Die
Pflanzen leiden in Folge dieser Gefräßigkeit natürlich sehr, hangen trau-
rig dte Köpfe und verwelken ganz, wenn der Regen lange auf sich
warten läßt. Darum ist der Landmann den Engerlingen eben so wenig
hold, wie der Gärtner den Maikäfern; er vertilgt sie, wo er nur kann,
und sieht es recht gern, wenn die Saatkrähe im Frühjahr hinter depr
Pfluge hergeht und alle auffrißt, die sich in der Furche blicken lassen.
So treiben nun die Engerlinge ihr Wesen drei bis vier Jahre
lang in der Erde. Zu Ende des letzten Sommers steigen sie tiefer als
jemals in dieselbe hinab, oft eine Klafter tief, machen sich noch einmal
eine recht hübsche ovale Höhle und harren dann darin der Verände-
rungen, die noch mit ihnen vorgehen sollen. Diese lassen auch nicht
lange auf sich warten. Nack einer kurzen Ruhe von einigen Tagen wird
die Haut nochmals abgestreift; aber diesmal geht nicht ein Engerling
daraus hervor, sondern eine Puppe, ein Geschöpf, das weder Larve,
noch Käfer ist, indeß doch mit letzterm die meiste Aehnlichkeit hat. Beine
und Fühler sind an den Leib gezogen und zur Fortbewegung untauglich;
ebenso bleibt das sonst so gefräßige Maul in vollkommner Ruhe. Nach
vier bis acht Wochen wird auch diese Hülle wieder gesprengt, und es
erscheint nun endlich der vollkommene Käfer. Rumpf und Glieder sind
anfangs ganz weich und blaß, erhärten aber bald und bekommen dabei
ihre gewöhnliche dunkle Farbe. Vom Februar an arbeiten sich die Käser
höher hinaus, besonders an frostfreien Tagen, kommen jedoch nicht eher
zum Vorschein, als bis der Tisch für sie gedeckt ist, was Ende April
oder Anfang Mai der Fall zu sein pflegt. Einzelne, die nicht so tief
gelegen haben mögen, arbeiten sich auch früher, bei auffallend gelindem
Wetter selbst mitten im Winter, bis zur Oberfläche. Aus Mangel an
Nahrung und Maienwärme kommen sie natürlich um, genießen aber
dafür auch die Ehre, in den Zeitungen als wunderbare Erscheinungen
beschrieben zu werden.
Das beste Mittel, die schädlichen Maikaifer zu vertilgen, besteht
darin, sie des Morgens, wo sie gewöhnlich vom Thau ganz erstarrt
find, von den Bäumen zu schütteln und in Gruben mit heißem Wasser
zu tödten. Jung und Alt, Arm und Reich sollten sich bei dieser nütz-
lichen Arbeit betheiligen. A. Lüben.
8. Oie steche.
Auch das Wasser ist durch Gottes Güte mit lebendigen Wesen
bevölkert, auch in Bachen, Flüssen und Seeen, vor Allem aber in
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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schlüpfrige Schuppen, welche jedes Eindringen des Wassers in die
Haut verhindern. Zur Ergreifung ihrer Nahrung haben die Fische
nichts Anderes, als ihr Maul, welches zu diesem Zwecke mit sehr
starken, oft knorpeligen Lippen, und im Innern meist mit Zähnen
besetzt ist. Diese Zähne stehen nicht immer in einer, sondern oft
in mehreren Reihen hinter einander, dergestalt, dass manche Raub-
fische mehrere tausend Zähne in dem Rachen haben. Bei den mei-
sten dienen diese nicht zum Kauen, sondern bloss zum Ergreifen
der Beute, welche, ohne zerkleinert zu werden, ganz hinabge-
schluckt wird.
Denn es versteht sich ja fast von selbst, dass in dem Wasser,
wo nur wenige Pflanzen wachsen, die Fische grösstenteils auf den
Raub lebendiger Geschöpfe angewiesen sind. Mögen es Würmer,
Muscheln, Krebse oder noch kleinere und unvollkommnere Thiere
sein, die Millionen Fische sind auf sie als Nahrung angewiesen.
Aber nur diejenigen heissen Raubfische, welche ihres Gleichen,
Fische mit rothem, kaltem Blute, oder gar Thiere höherer Ord-
nung angreifen und verzehren. Und deren giebt es viele, weit
mehr, als die Bewohner des inneren Landes, wo nur Bäche und
hieine Flüsse vorkommen, denken. Curtmann.
9. Die
In der Hellen Felsenwelle
Schwimmt die muntere Forelle.
Und in wildem Uebermuth
Guckt sie aus der kühlen Fluth,
Sucht, gelockt von lichten Scheinen,
Nach den weißen Kieselfteinen,
Die das seichte Bächlein kaum
Uebcrspritzt mit Staub und Schaum.
Sieh doch, sieh! wie kann sie Hüpfen
Und so unvcrlegen schlüpfen
Durch den höchsten Klippensteg,
Grad', als wäre das ihr Weg!
Und schon will sie nicht mehr eilen,
Will ein Wenig sich verweilen,
Zu erproben, wie es thut,
Sich zu sonnen aus der Fluth.
Forelle.
Ueber einem blanken Steine
Wälzt sie sich im Sonnenscheine,
Und die Strahlen kitzeln sie
In der Haut, sie weiß nicht wie;
Weiß in wähligem Behagen
Nicht, ob sie es soll ertragen.
Oder vor der fremden Gluth
Retten sich in ihre Fluth.
Kleine, muntere Forelle,
Weile noch an dieser Stelle
Und sei meine Lehrerin:
Lehre mir den leichten Sinn,
Ueber Klippen weg zu Hüpfen,
Durch des Lebens Drang zu schlüpfen
Und zu gehn, ob's kühlt, ob's brennt,
Frisch in jedes Element.
W. Müller.
19. Der Haushahn.
(Einfache Beschreibung des Naturkörpers.)
Der Körper ist mit Federn von verschiedener Farbe bedeckt. Der
Kops ist rundlich und hat auf dem Scheitel einen Fletschkamm und unten
jederseits einen Fleischlappen. Oberkiefer und Unterkiefer sind mit hor-
niger Masse überzogen und bilden den Schnabel. Die Zähne fehlen;
ihre Stelle vertreten die scharfen Schnabelränder. Die Zunge ist knor-
pelig. Die Nasenlöcher befinden sich am Grunde des Oberkiefers. Die
Augen stehen seitlich, sind wie bei den Säugethieren gebildet, haben
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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53
aber noch eine Nickhaut, welche vom innern Augenwinkel aus über das
Auge weggezogen werden kann. Die Ohren stehen hinter den Augen;
die Ohrmuschel fehlt. Der Hals ist sehr beweglich. Der Rumpf fast
eiförmig. Die vordern Gliedmaßen sind Flügel; Theile derselben sind
der Oberarm, der Unterarm und die Hand. Die Federn dieser Theile
nennt man Schwungfedern, die darüber sitzenden Deckfedern. Die Beine
bestehen aus Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß. Der Fuß ist unbe-
fiedert, hat einen langen Laus und 4 Zehen, von denen 3 nach vorn
stehen; alle Zehen haben stumpfe Krallen. Der Schwanz besteht aus
Federn. Das Blut ist roth und warm. Lüben.
11. Der Hakn.
(Charakteristik des Thieres.)
Ein recht schöner, stolzer und kühner Hahn ist unter allen
Vögeln der angenehmste. Hoch trägt er sein gekröntes Haupt;
nach allen Seiten spähen seine feurigen Augen; unvermulhet über-
rascht ihn keine Gefahr, und jeder möchte er Trotz bieten. Wehe
jedem fremden Hahne, der es wagt, sich unter seine Hühner zu
mischen, und wehe jedem Menschen, der sich erkühnt, in seiner
Gegenwart ihm eine seiner Lieben zu rauben! Alle seine Gedanken
weiss er durch verschiedene Töne und verschiedene Stellungen
des Körpers auszudrücken. Bald hört man ihn mit lauter Stimme
seine Lieben rufen, wenn er ein Körnchen gefunden hat, denn er
theilt mit ihnen jeden Fund; bald sieht man ihn in einem Eckchen
kauern, wo er eifrig bemüht ist, ein Nestchen für die Henne zu
bilden, die er vor Allem liebt; jetzt zieht er an der Spitze seiner
Schaar, deren Beschützer und Führer er ist, hinaus ins Freie;
aber kaum hat er hundert Schritte gethan, so hört er vom Stalle
her den freudigen Ruf einer Henne, welche verkündet, dass sie
ein Ei gelegt hat. Spornstreichs kehrt er zurück, begrüsst sie
mit zärtlichen Blicken, stimmt in ihren Freudenruf ein und eilt
dann in vollem Laufe dem ausgezogenen Heere nach, um sich wieder
an dessen Spitze zu stellen. Die geringste Veränderung der Luft
fühlt er und verkündet sie durch ein lautes Krähen; mit lautem
Krähen verkündet er den anbrechenden Morgen und weckt den
fleissigeq Landmann zu neuer Arbeit. Ist er auf eine Mauer oder
ein Dach geflogen, so schlägt er die Flügel kräftig zusammen
und kräht und scheint sagen zu wollen: Hier bin ich Herr! wer
wagt’s mit mir? Ist er von einem Menschen gejagt worden, so
kräht er wieder aus Leibeskräften und verhöhnt wenigstens den
Feind, dem er nicht schaden kann. Am schönsten entfaltet er
seine ganze Pracht, wenn er früh Morgens, der langen Ruhe müde,
das Hühnerhaus verlässt und vor demselben die ihm nachfolgenden
Hühner freudig begrüsst; aber noch schöner und stolzer erscheint
er in dem Augenblicke, wo das Geschrei eines fremden Hahnes
seine Ohren trifft. Er horcht, senkt die Flügel, richtet sich kühn
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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für die Jungen selbst die einzelne Portion, wenn sie zu groß sein sollte,
und hält so gemeinschaftliches Mahl im eigenen Hause.
Bei aller Gemüthlichkeit wird aber auch das Lernen nicht vergessen.
Sind den Jungen die Federn und die Flügel hinlänglich gewachsen, so
heißt es: heraus aus dem Neste und heran an die Arbeit! Der erste
Uebungsplatz ist die Dachfirst. Vor Allem wird das Gehen geübt. Die
Alten gehen voran und machen vor, die Jungen machen nach. Auch
hier ist aller Ansang schwer. Aengstlich balanciren die Jungen einher
und sind froh, wenn sie nur erst wieder ruhig und sicher im Neste ihre
hornschwarzen Schnäbel herausstrecken können. Doch die Ruhe ist von
kurzer Dauer, denn die Alten treiben sie immer wieder von Neuem an
die Arbeit, bis die Fertigkeit im Gehen erreicht ist. Nun geht es ans
Fliegen. Dies geschieht Anfangs nur sprungweise gerade aus, vor-
wärts und rückwärts, aber mit regelrechtem Flügelschlage; dann mit
nach hinten ausgestreckten Beinen links um und rechts um, in kleinern
und größern Kreisen, bis sie sich auch hierin die Zufriedenheit der Alten
erworben haben. Die bewiesene Aufmerksamkeit und der erprobte Fleiß
soll nun auch nicht unbelohnt bleiben. Mit den Eltern geht es ins
weite Feld zum nächsten großen Versammlungsort, .wo offene Tafel ge-
halten wird. Hier werden die Jungen zum ersten Male in die größere
Gesellschaft eingeführt, und jeder kann sich selbst sein Essen nehmen,
aus welcher Schüssel es ihm gerade gefällt, — wobei noch besonders
ergötzlich ist, daß die ganze Mahlzeit beim Spazierengehen abgemacht
"wird. Alt und Jung schreitet gravitätisch durch einander hin. Die
ellenlangen, zinnoberrothen Stelzenbeine haben zum Durchwaten bis
über die Fußbeuge keine Federn. Die drei Vorderzehen sind mit einer
Haut verbunden und an der Spitze mit abgestumpften Nägeln versehen,
damit der Fuß nicht tief in den schlammigen Voden einsinkt. Am ge-
bogenen Halse ist der sechs bis acht Zoll lange, rothe und spitze Schnabel
stets in Bereitschaft, die auftauchende Beute aufzuspießen und dann zu
verschlingen.
Die ganze Haltung wie die Bekleidung giebt den Störchen einen
ehrbaren, feierlichen Anstrich. Das reine Weiß der Decksedern und das
tiefe Schwarz der Schwungfedern steht ihnen so gut, wie den länd-
lichen Kirchengängerinnen ihr Festtagskleid. Dazu kommt noch ihre aus-
gezeichnete Höhe. Mißt der Körper in die Länge drei und einen hal-
den Fuß, so ist das Maß der Höhe nicht viel geringer. Auffallend ist
das stumme Wesen der Störche. Weiter Nichts als ein weit hin schal-
lendes Geklapper, hervorgebracht durch das Zusammenschlagen der beiden
beweglichen Kiefer, läßt er vernehmen, durch welches er Liebe, Zorn
und Freude ausdrücken kann. Diese Schweigsamkeit hat ihren guten
Grund; denn blicken wir in seinen Schnabel, so zeigt sich die Zunge
nur als ein tief im Schlunde liegendes, kurzes Knorpelstückchen. Darüber
wird der Storch sich auch nicht sonderlich beklagen; denn einmal ver-
dankt er der stummen Rolle, die er spielt, verbunden mit seinem be-
dächtigen, kopsnickenden Gange, den Titel eines Philosophen, andermal
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]