45
B. Oberstufe.
103. Das walte Gott.
Das walte Gott, der helfen kann!
Mit Gott fang' ich mein Arbeit an;
mit Gott nur geht es glücklich fort;
drum ist auch dies mein erstes Wort:
Das walte Gott!
All mein Beginnen, Thun und Werk
erfordert Gottes Kraft und Stärk';
mein Herz sucht Gottes Angesicht;
drum auch mein Mund mit Freuden spricht:
Das walte Gott!
Er kann mich segnen früh und spat,
bis all mein Thun ein Ende hat;
er giebt und nimmt, macht's wie er will;
drum sprech' ich auch fein in der Still':
Das walte Gott! Betichms.
103. Der gerettete Handwerksbursche.
Ein Handwerksbursche ging unweit Preßburg in Ungarn in
der grimmigsten Kälte mit seinem Bündel auf dem Rücken über
die Heide. Seine Kleider waren dünn und seine Strümpfe zer-
rissen. Ach, da fror es ihn sehr! Er weinte, und die hellen
Thränen froren ihm auf den Augenwimpern. „Lieber Gott,"
seufzte er, „weit und breit kein Dorf und keine Stadt, nicht ein-
mal eine Köhlerhütte! Ich werde erfrieren; ach, was wird meine
arme Mutter anfangen! Sie hat dann niemand mehr, der für
ihren Unterhalt sorgt!" Er wollte laufen, um sich zu erwärmen;
aber seine Glieder waren starr. Er wurde schläfrig, legte sich in
den Schnee und schlief ein. — Ein Postknecht ritt vorbei und
sah ihn starr da liegen; da er indes noch einige Lebenszeichen
an ihm bemerkte, ritt er schneller und zeigte es unter dem Thore
der nächsten Stadt an. — „Was hilft's?", sagten die Gefühllosen,
„bis wir hinauskommen, ist er längst tot."
Ein armer Tagelöhner aber, welcher in der Wachtstube war,
sich zu wärmen, hörte es, und ihm brach das Herz vor Mitleid.
Ohne ein Wort zu sagen, eilte er auf die Landstraße, trug den
erstarrten Handwerksburschen in das nächste Dorf, rieb ihn mit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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47
Menschen ins Meer würfe. Das Los ward geworfen; es
traf unter anderen einen Soldaten. Sein jüngerer Bruder
fiel nun dem Kapitän zu Füssen und bat, dass man ihn statt
seines Bruders ins Meer werfen möchte. „Mein Bruder,“
sagte er, „ist eher imstande als ich, meinen Vater, meine
Mutter und meine Schwestern zu ernähren; ohne ihn werden
sie alle im äussersten Elende sein. Erhaltet sein Leben
und werfet mich ins Meer, da ich ihnen nichts nützen kann!“
Der Kapitän erfüllte endlich seine Bitte und liess ihn über
Bord werfen. Der junge Mensch schwamm sechs ganze
Stunden hinter dem Fahrzeuge her, bis er es endlich ein-
holte. Jedermann wurde von seiner Standhaftigkeit gerührt;
man nahm ihn wieder ins Schiff, und so rettete er sich und
seinem Bruder das Leben. Schubert.
106. Rätsel.
1. Was für eine Straße ist ohne Staub?
2. Welcher grüne Baum ist ohne Laub?
3. Was für ein König ist ohne Land?
4. Was für ein Wasser ist ohne Sand?
5. Was für ein König ist ohne Thron?
6. Und was für Knechte haben keinen Lohn?
7. Welches schöne Haus hat weder Holz noch Stein?
8. Welcher große Strauß hat kein Blümelein?
9. Was für ein Herz thut keineu Schlag?
10. Was für ein Tag hat keine Nacht?
7. Das Schneckenhaus. 2. Der Tannenbaum. 5. Der
Kartenkönig. 4. Das Wasser im Auge. 1. Die Straße auf
der Donau. 9. Das tote Herz. 3. Der Zaunkönig. 10. Der
jüngste Tag. 6. Die Stiefelknechte. 8. Der Vogel Strauß.
107. Des Engels Wohlthat.
Ein armer Mann beherbergte einstmals in seiner kleinen
Strohhütte einen Engel. Er freute sich des hohen Glückes von
ganzer Seele und gab dem heiligen Gaste alles, was er hatte.
Der Engel saß die ganze Nacht an seiner Seite und redete himm-
lische Weisheit über den Wert der Tugend und über das Ver-
trauen zu Gott. Am Morgen aber, als er Abschied genommen,
ergriff er einen Feuerbrand und zündete das Häuschen an, daß
es in kurzer Zeit von den Flammen ganz verzehrt ward. Der
arme Mann war trostlos, daß er kein Obdach mehr hatte; aber
noch größer war sein Schmerz darüber, daß der Gast, den er so
liebreich gepflegt. hatte, eine solche That an ihm begehen konnte.
Er bezweifelte die Heiligkeit desselben, und sein Herz glaubte nicht
mehr an alles das, was ihm der Engel in der Nacht so schön
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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49
Es ist kein liebes Vögelein
im Garten draußen so arm und klein,
es hat sein warmes Federkleid;
da thut ihm Regen und Schnee kein Leid.
Es ist kein bunter Schmetterling,
kein Würmchen im Sommer so gering,
es findet ein Blümchen, es findet ein Blatt,
davon es ißt, wird froh und satt.
Es ist kein Geschöpf in der weiten Welt,
dem nicht sein eignes Teil ist bestellt,
sein Futter, sein Bett, sein kleines Haus,
darinnen es fröhlich geht ein und aus.
Und wer hat das alles so bedacht?
der liebe Gott, der alles macht
und sieht auf alles väterlich:
der sorgt auch Tag und Nacht für mich. Wilh-lm Hey.
110. Der Dachdecker.
Ein Dachdecker arbeitete hoch oben auf der Spitze eines
Kirchturms. Da riß das Seil, mit dem er sich am Knopf be-
festigt hatte, und er fiel vom Turme herab auf das Kirchendach.
Hier wollte er sich halten, aber er rollte vom Dach hinab in einen
Lindenbaum; hier wollte er sich wieder halten, aber die Aste
brachen, und so fiel er von Ast zu Ast und endlich herab auf das
Pflaster. Die Leute hatten mit einem Geschrei des Entsetzens ihn
fallen sehen, rannten herbei und meinten, ihn zerschmettert zu
finden; aber der Dachdecker lebte und zwar ganz unversehrt und
rieb sich die Augen, — denn er wußte gar nicht, wie ihm ge-
schehen war. Mittlerweile mehrte sich der Menschenhaufe um ihn,
und jeder ließ sich die Geschichte erzählen, und endlich rief ein
Wirt, der auch hinzugetreten war: „Das ist doch zu wunderbar,
der Tag muß gefeiert werden, kommt mit in mein Haus, der
Mann muß sich's heute einmal wohl sein lassen!" Gesagt, gethan!
Zwei nahmen den Dachdecker in die Mitte, der andere Haufe
folgte, und im Triumph ging's ins Wirtshaus, wo gezecht, ge-
lärmt und vivat gerufen wurde bis in die späte Nacht. Der
Dachdecker wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auf
fremde Kosten sich gütlich zu thun, aß und trank und hörte dabei
nicht auf, immer wieder von neuem die Geschichte seines wunder-
baren Sturzes zu erzählen. Des lieben Gottes, der seinen Engeln
über ihm Befehl gethan, gedachte er dabei mit keiner Silbe;
vielmehr erzählte er den Hergang also, als sei das nicht Gottes
Beschirmung, sondern eine ganz besondere Geschicklichkeit und
Besonnenheit von ihm selber gewesen, zuerst auf das Dach, dann
auf den Lindenbaum und dann ganz allmählich von Ast zu Ast
Lesebuch für katholische Volksschulen. 4
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
51
tobte und das Schiff wie einen Spielball haushoch hinauf- und
hinabschleuderte, kam oben das Takelwerk am Hauptmast in
Unordnung, und der Schaden mußte zurechtgebracht werden. Doch
in dem Tumult des Sturmwindes auf den Mast zu klettern,
schien fast unmöglich; es war ein Wagestück auf Leben und Tod.
Der Steuermann befahl kurzweg einem Schiffsjungen, er solle
hinauf. Der war ein junger, zarter Bursche, kaum dreizehn Jahre
alt, das einzige Kind einer armen Witwe, welche ihr Liebstes hatte
in die Welt gehen lassen, weil sie selber kaum satt zu essen hatte.
Als der Junge den Befehl vom Steuermann empfangen,
hob er seine Mütze aus, blickte hinauf nach der Spitze des Mastes
und wieder hinab in die schäumenden Wellen, die wie mit Ruten
gepeitscht übers Verdeck schlugen und nach ihm die Wasserarme
ausstreckten; und dann sah er den Steuermann an. Er schwieg
einen Augenblick; darauf sagte er: „Ich komme gleich!" — Und
er sprang übers Verdeck fort in die Kajüte. Eine Minute ver-
ging, dann kehrte er zurück, und nun ging's die Strickleiter hinauf,
flink und entschlossen.
Der Mann, welcher diese Geschichte erzählt hat, stand unten
am Maste, und seine Blicke folgten dem Kinde, bis ihm schwindelte.
Er fragte den Steuermann: „Warum schickst du den hinauf?
Er kommt nicht lebendig herunter!" — Der Steuermann ant-
wortete: „Männer fallen, Jungen stehen. Der klettert wie 'ne
Eichkatze!"
Der andere sah wieder hinauf; noch stand der Junge! Jetzt
hing er am Mastkorbe; jetzt stieg er weiter. Der Sturm raste
und tauchte den Mast in die Flut ein; der Junge hielt sich. —
In einer Viertelstunde war er unten, wohlbehalten und frisch,
und lachte fröhlich. — „Gott sei gedankt!" ries jener; vor Angst
hatte das Herz ihm stille gestanden.
Denselben Tag noch suchte er den Jungen zu sprechen. Er-
fragte ihn, ob ihm nicht bange geworden sei. „Ja," sagte der
Junge. — „Ich merkte es wohl", sagte der andere; „du hast es
dir auch erst in der Kajüte bedacht." — „Bedacht nicht," sprach
jener; „ich wollte erst beten. Ich dachte, herunter komme ich
nicht wieder lebendig; da habe ich beten gemußt. Hernach war
ich nicht bange." — Der Mann fragte ihn, wo er das Beten
gelernt habe. — „Wie ich noch zuhause war," sagte der Junge;
„die Mutter hat es mich gelehrt. Als ich fortging, sagte sie, ich
solle es immer thun, damit Gott mich vor Gefahren bewahre,
und ich kann es auch nicht lassen." gl. Bl.». d. r. H.
113. Der Dieb.
In einem Städtchen war Jahrmarkt; deshalb waren alle
Leute aus dem benachbarten Dorfe dorthin gezogen, um einzu-
4*
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hatte begehen wollen. Da falteten sich auch seine Hände, und
auch er'betete inbrünstig für sich: „„Führe uns nicht in Ver-
suchung, sondern erlöse uns von dem Übel!" und der liebe Gott
erhörte ihn.
Auf demselben Wege, den er gekommen, schlich er wieder
nachhause. Er bereute von ganzem Herzen sein bisheriges
Leben, bat Gott um Verzeihung und dankte ihm, daß er ihn
durch das Gebet des Kindes auf einen besseren Weg geführt hatte.
Er ist darauf ein arbeitsamer und ordentlicher Mensch ge-
worden. Robert Reinick.
114. Nie drei Nrttder.
fön Vater von drei Söhnen hatte nichts weiter im Ver-
mögen, als das Haus, worin er wohnte. Da er seine Kinder
alle drei gleich lieb hatte, so wusste er nicht, wem er nach
seinem Tode das Haus vermachen sollte. Er hätte es zwar
verkaufen und dann das Geld unter sie verteilen können;
aber das war seinem Herzen unmöglich; denn soweit das
Andenken reichte, hatten seine Voreltern in dem Hause
gewohnt, und so sollte es auch auf Kinder und Kindes-
kinder sich forterben. Endlich fiel ihm ein guter Kat ein.
Er sprach zu seinen Söhnen: „Geht in die Welt, und lerne
jeder von euch ein Handwerk; wer mir alsdann das beste
Meisterstück macht, der soll das Haus haben.“
Die Söhne waren damit zufrieden, und jeder wählte sich
seine Kunst. Der älteste wollte ein Hufschmied, der zweite
ein Barbier, der dritte ein Fechtmeister werden. Sie be-
stimmten die Zeit, wo sie beim Vater wieder zusammen
kommen wollten, und zogen fort. Nun traf es sich, dass
jeder einen tüchtigen Meister fand, bei dem er sein Hand-
werk aus dem Grunde erlernte und zu hoher Geschicklich-
keit kam. Der Schmied musste die Pferde des Königs be-
schlagen, und er dachte: „Wenn das die anderen hören, so
werden sie mir das Haus schon von selbst überlassen. Der
Barbier rasierte die vornehmsten Herren, und bei jeder
Ausübung seiner Kunst sagte er in Gedanken wohlgefällig
zu sich selber: Das Haus ist dein! Der Fechtmeister
empfing zwar manchen schmerzhaften Hieb, aber er drückte
die Zähne zusammen und hielt stand. Denn er dachte:
Fürchtest du dich vor einem Hiebe, so kriegst du das
Haus nimmermehr.
Als nun die gesetzte Zeit vorüber war, kamen sie alle
in dem väterlichen Hause wieder zusammen und hofften auf
eine gute Gelegenheit, ihre Kunst zu zeigen. Eines Tages
sassen sie neben dem Vater vor der Thür des Hauses und
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— 56 —
Stück schwarzes Brot geben ließ. Er war unzufrieden, daß er
seine Reise zufuß machen mußte und nichts Besseres bezahlen
konnte.
Kurz daraus kam ein schöner Wagen gerollt, in dem ein
reicher Mann saß, der sich ein Stück kalten Braten und eine
Flasche Wein geben ließ, das er in seinem Wagen verzehrte.
Kunz sah ihm verdrießlich zu und dachte: Wer es doch auch
so gut hätte!
Der Reiche merkte es und sagte zu ihm: „Hättest du wohl
Lust, mit mir zu tauschen?"
„Das versteht sich." antwortete Kunz, ohne sich lange zu
bedenken; „steige der Herr heraus und gebe mir alles, was er
hat, ich will ihm auch alles geben, was ich habe."
sogleich befahl der Reiche seinen Bedienten, daß sie ihn aus
dem Wagen heben sollten. Gott, welcher Anblick! Seine Füße
waren gelähmt; er konnte nicht stehen, sondern mußte sich von
seinen Bedienten so lange halten lassen, bis die Krücken herbei-
gebracht wurden, auf die er sich stützte. „He," fragte er, „hast
du noch Lust, mit mir zu tauschen?"
„Bei Gott nicht!" gab der erschrockene Kunz zur Antwort.
„Meine Beine sind mir lieber als tausend Pferdefüße. Ich will
lieber Schwarzbrot essen und mein eigner Herr sein, als Wein
und Braten haben und mich wie ein kleines Kind von andern
umherführen lassen. Gott behüte Sie!"
Mit diesen Worten stand er auf und ging fort.
„Hast recht!" rief ihm der Reiche nach. „Könntest du mir
deine gesunden Schenkel geben, du solltest meinen Wagen, meine
Rappen, mein Geld, kurz, alles dafür haben! Ein gesunder armer
Mann ist glücklicher als ein reicher Krüppel!"
Christian Gotthilf Satzmann.
119. Der Reichtum.
Ein junger Hirt traf einst nach langen Jahren seinen Lehrer
wieder, den er immer geliebt und geehrt hatte. Und er freute
sich; doch sah er unmutig aus und klagte bald dem Lehrer, wie
es ihm so übel ergehe; der und jener, der einst in der Schule
neben ihm gesessen, sei jetzt reich an Geld und Gut, aber er selbst
sei noch arm und dürftig in dem kleinen Hirtenchäuschen, das er
von seinem Vater geerbt habe.
Da sah ihn der alte Lehrer ernsthaft an vom Kopf bis zum
Fuß und sprach: „Bist du denn wirklich so arm? Du stehst ja
in voller Gesundheit vor mir! Siehe, deine rechte Hand so kräftig
und geschickt zur Arbeit, — würdest du sie wohl um mehrere Tau-
send Mark dir abnehmen lassen? Und deine Augen, die fo frisch in
Gottes schöne Welt hineinschauen, um wie viel Geld würdest du
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Lrjier Ußlchnitt.
Irjellüthr umnijdjtrn Inhalts.
A. Mittelstufe.
1. Gelobt sei Jesus Christus.
Wach' ich früh morgens auf, so sag' ich bald darauf:
Gelobt sei Jesus Christus!
Geh' ich zur Kirch' hinein, so soll mein Erstes sein:
Gelobt sei Jesus Christus!
In Arbeit, Müh' und Streit, jetzt und in Ewigkeit:
Gelobt sei Jesus Christus!
2. Morgengebet.
Gelobet seist du, Gott der Macht, gelobt sei deine Treue,
daß ich nach einer sanften Nacht mich dieses Tags erfreue. Laß
deinen Segen ans mir rnh'n, mich deine Wege wallen, und lehre
du mich selber thun nach deinem Wohlgefallen.
3. Das wackere Kind.
Ein wack'res Kind vom Schlaf' erwacht, sobald das Feuer
im Ofen kracht, fährt aus dem Bett und wäscht sich frisch und
stellt sich munter an den Tisch, spricht sein Gebet, schlägt auf das
Buch und lernt noch einmal seinen Spruch. Das macht schon
einen heitern Mut; es schmeckt das Frühstück noch so gut. Nun
ist es für die Schul' bereit und geht bernach zur rechten Zeit,
steht auf der Straß' nicht da und dort, trollt lustig seiner Wege
fort. Uud sitzt dann in der Schule drin mit stillem Fleiß und
stillem Sinn und lernt gar leicht und lernt gar viel; es ist ihm
alles nur ein Spiel. '
4. Zwei Gespräche.
Ich stand einmal des Morgens im Dorfe an dem Kreuzwege,
wo der eine Weg gleich in die Schule führt, der andere aber
links nach der Waldwiese. Es war schönes Wetter. Da hörte
ich zwei Knaben folgendes sprechen:
Lesebuch für katholische Volkssch ilen.
1
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60
und sprach: „Der Mann ist nackt und bloss
es muss ja grad auch Geld nicht sein,
ich will ihm dennoch was verleih’n!“
Sein Schwert drauf mit der Faust gefasst,
haut er von seinem Mantel fast
des einen Zipfels Hälft’ herab,
die er dem armen Manne gab.
Der Arme nimmt das Stück sogleich
und wünscht dafür das Himmelreich
dem guten, frommen Reitersmann,
der sich nicht lange drauf besann.
Wie der gesagt sein Gratias,
so reitet dieser auch fürbass
zu einer armen Witwe Thür
und legt daselbst sich ins Quartier,
nimmt Speis und Trank ein wenig ein —
es wird nicht viel gewesen sein.
Nachdem er also trunken, gessen
und das Gebet auch nicht vergessen,
legt er sich nieder auf die Streu.
Ob’s eins gewesen oder zwei,
das hat die Chronik nicht gemeld’t:
drum lass ich's auch dahingestellt.
Alsbald begiebt sich’s in der Nacht,
dass er von einem Glanz erwacht,
der zwingt das Aug" ihn auszuschließen,
Da steht ein Mann zu seinen Füssen,
sein Haupt trägt eine Dornenkron’;
er ist’s, er ist’s, des Menschen Sohn!
Mit tausend Engeln, die ihm dienen,
ist plötzlich unser Herr erschienen
in aller seiner Herrlichkeit,
und mit dem Mantel, welchen heut"
der Martin aus Pannonia,
der dessen gar sich nicht versah,
geschenkt dem armen Bettelmann,
ist unser Heiland angethan.
Und so der Herr zu Petrus spricht:
„Siehst du den neuen Mantel nicht,
den ich hier auf den Schultern trage?st
Auf des Apostels weit’re Frage,
wer ihm den Mantel denn geschenkt,
das Aug’ auf Martin hingesenkt,
mit einem sanften Himmelston
fährt also fort des Menschen Sohn:
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Extrahierte Personennamen: Martin_aus_Pannonia Apostels Martin
blau, die Blumen blüh'n!" — Den Knaben stört es nicht; zum
Vogel kurz er spricht: „Erst laß mich fertig sein!"
3. Der Knabe schreibt und schreibet, da guckt der Apfelbaum
herein und rauscht mit seinen „Blättern und spricht: Wer wird
so fleißig sein? Schau meine Äpfel! diese Nacht hab' ich für dich
sie reif gemacht!" — Den Knaben stört es nicht; zum Apfel-
baum er spricht: „Erst laß mich fertig sein!"
4. Da endlich ist er fertig; schnell packt er seine Bücher
ein und läuft hinaus zum Garten. Juchhe! wie lacht der Son-
nenschein! Das Bäumchen wirft ihm Äpfel zu, der Vogel singt
und nickt ihm zu. Der Knabe springt vor Lust und jauchzt aus
voller Brust: „Jetzt kann ich lustig sein!" R. Reimck.
6. Der kluge Star.
Ein durstiger Star wollte aus einer Wasserflasche
trinken, aber er konnte das Wasser in derselben mit seinem
kurzen Schnabel nicht erreichen. Er hackte ins dicke Glas,
aber er vermochte nicht, es zu zerbrechen. Dann stemmte
er sich gegen die Flasche, sie umzuwerfen; aber dazu war
er zu schwach. Endlich kam er auf den glücklichen Ein-
fall, dass er Steinchen zusammenlas und sie in die Flasche
warf; da stieg das Wasser zuletzt so hoch, dass er es er-
reichen und seinen Durst löschen konnte. 0«o’s Lesebuch.
7. Rüstigkeit.
Frisch gethan und nicht gesäumt!
Was im Weg' liegt weggeräumt!
Was dir fehlet, such geschwind!
Ordnung lerne früh, mein Kind!
Aus dem Bett' und nicht gesäumt!
Nicht bei Hellem Tag' geträumt!
Erst die Arbeit, dann das Spiel!
Nach der Reise kommt das Ziel.
Schnell besonnen, nicht geträumt!
Nichts vergessen, nichts versäumt!
Nichts bloß obenhin gemacht!
Was du thust, darauf gieb acht! Friedrich Rückrn.
8. Die Snppe.
„ Die Mittagssuppe ist doch gar zu mager, ich kann sie nicht
essen!" sagte die kleine Gertrud und legte den Löffel weg.
„Nun wohl," sagte die Mutter, „ich will dir dafür eine
bessere Abendsuppe vorsetzen."
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Rückrn Friedrich Gertrud
62
sehen, wer uns solche hilfreiche Hand leistet?" Die Frau war's
zufrieden und steckte ein Licht an; daraus verbargen sie sich in
den Stubenecken hinter den Kleidern, die da aufgehängt waren,
und gaben acht. Als es Mitternacht war, da kamen zwei kleine,
niedliche, nackte Männlein, setzten sich vor des Schusters Tisch,
nahmen alle zugeschnittene Arbeit zu sich und singen an, mit
ihren Fingerlein so behend und schnell zu stechen, zu nähen, zu
klopfen, daß der Schuster vor Verwunderung die Augen nicht
abwenden konnte. Sie ließen nicht nach, bis alles zuende
gebracht war und fertig auf dem Tische stand; dann sprangen sie
schnell fort.
Am andern Morgen sprach die Frau: „Die kleinen Männer
haben uns reich gemacht, wir müssen uns doch dankbar dafür
bezeigen. Sie laufen so herum, haben nichts am Leibe und
müssen frieren. Weißt du was? Ich will Hemdlein, Rock,
Wams und Höslein für sie nähen, auch jedem ein Paar Strümpfe
stricken; mach' du jedem ein Paar Schühlein dazu!" Der Mann
sprach: „Das bin ich wohl zufrieden," und abends, wie sie alles
fertig hatten, legten sie die Geschenke statt der zugeschnittenen
Arbeit zusammen auf den Tisch und versteckten sich dann, um
mit anzusehen, wie sich die Männlein dazu anstellen würden.
Um Mitternacht kamen sie herangesprungen und wollten sich
gleich an die Arbeit machen; als sie aber kein zugeschnittenes
Leder, sondern die niedlichen Kleidungsstücke fanden, verwunderten
sie sich erst, dann aber bezeigten sie eine gewaltige Freude. Mit
der größten Geschwindigkeit zogen sie sich an, strichen die schönen
Kleider am Leibe und sangen:
„Sind wir nicht Knaben glatt und fein?
was sollen wir länger Schuster sein!"
Dann hüpften und tanzten sie und sprangen über Stühle und
Bänke. Endlich tanzten sie zur Thür hinaus. Von nun an
kamen sie nicht wieder; dem Schuster aber ging es wohl, so
lange er lebte, und es glückte ihm alles, was er unternahm.
Brüder Grimm.
126. Nußsäcklein.
Wer will mir mit seinen Backen Welcher Mantel hat keinen Kragen?
drei und dreißig Nüsse knacken?
Beißt nur, daß die Schale kracht,
doch nehmt auch den Kern in acht! —
Welcher Kopf hat keine Nase?
Welche Stadt hat keine Straße?
Welcher Laden hat keine Thüre?
Welches Netz hat keine Schnüre?
Welcher Flügel hat keine Feder?
Welche Mühle hat keine Räder?
Welcher Bauer hat keinen Wagen?
Welches Wasser hat keine Quelle?
Welcher Schneider hat keine Elle?
Welcher Hut hat keinen Rand?
Welcher König hat kein Land?
Welche Nadel hat kein Öhr?
Welche Mühle hat kein Wehr?
Welches Pferd hat keinen Huf?
Welcher Hahn hat keinen Ruf?
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