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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 258

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
2§3 Siebenter Abschnitt. L. Der Tod Herzogs Karle des Kühnen, in der Schlacht bei Nancy. Den Herzog, von einem Schlag ln der Schlacht noch betäubt, trug der Strom der Flucht gegen St. Jean, sein Hauptquartier. Drei Büchsenschüsse von der Stadt Nancy ist unter einer kleinen Höhe ein fruchtbarer, damals sumpfiger Grund , welchen der Bach Laxon durchschnitt; Vireley, Name der Gegend. Als Karl über den Graben setzen wollte, fehlte dem Pferde und ihm die Kraft. Er stürzte, das Eis brach, er kämpfte empor. Hierüber fand ihn der Feind, ohne ihn zu erkennen; verwundete ihn durch den Sitz, durch die Hüfte- schlug das Pferd, welches (endlich, auf) ihn fallen ließ und floh. Viel Burgundischer Adel nahm hier den Tod; niemand war bei ihm in der letzten Noth. Er rief den tauben Castlan von S. Diez, der ihn verwun- det, um Rettung, welches dieser übel verstanden; er hieb ihn mit der Hallbarde durch den Kopf. Fal- len sah' ihn der Edelknaben einer, Johann Vattist Colonna, ein Runter. Als der Krieg sich entfernt, wurde Karl von Unbekannten unerkannt ausgezogen. Als an den Thoren von Metz, Rene' von dem Feind abließ, fragte er nach ihm; den ganzen folgenden Tag wurde er vergeblich gesucht, bis Campobasso durch Colonna die Gegend erfuhr. Eben suchte ein Weib, Karls Wäscherin, wo einer der Leichnams erwa noch den Ring anhabe: sie wandte auch seinen Körper; „Gott! der Fürst!" rief sie mit großem Geschrei. Großentheils eingefroren, mit geronne- nem Blut überdeckt, im Gesicht angeschwollen, war er wenigen kenntlich; bis, nachdem er mit Wein und warmem Wasser gewaschen worden, die Gefan- genen, Anton der große Bastard, Olivier de kr Marche, der Portugiesische Arzt Lobo und seine Kammerdiener gebracht wurden. „Er ij?s!" rie- fen sie, und weinten laut; man erkannte die Narbe der Schlacht von Monrlhery, die Eigenheiten sei- nes Körpers, überaus lange Nagel, die Spur seiner Fistel. Auch Feinde ergriff Rührung mit Grauen. —

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 109

1881 - Danzig : Boenig
109 Darum ließ der brave Offizier den Treulosen jetzt hinaus vor die Stube führen und ihm von frischer Hand hundert Prügel bar auszahlen, lauter gute Münze, und war kein einziger falsch darunter. Dem Edelmann aber gab er unbetastet sein Eigentum zurück. Das wollen wir beides gut heißen. und wünschen, daß jedem, der Einquartierung haben muß, ein so rechtschaffener Gast und jedem Verräter eine solche Belohnung zuteil werden möge. Heb-!. 194. Die Rache. Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn, der Knecht wär' selber ein Ritter gern. Er hat ihn erstochen im dunkeln Hain und den Leib versenket im tiefen Rhein. Hat angeleget die Rüstung blank, auf des Herrn Roß sich geschwungen frank. Und als er sprengen will über die Brück', da stutzet das Roß und bäumt sich zurück. Und als er die güldnen Sporen ihm gab, da schleudert's ihn wild in den Strom hinab. Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt; der schwere Panzer ihn niederzwingt. nhland. 195. Oer Esel und die drei Herren. Ein armer Bauer wollte sterben, drei Söhne standen um ihn her. „Ach, arme Kinder!“ seufzet er, „euch hinterlass ich nichts zu erben, als meinen Esel! Und mein ganzes Testament ist dies: Besitzt ihn ungetrennt; dem dien’ er heute, jenem morgen, und wer ihn braucht, mag ihn versorgen.“ Der Vater stirbt. Der Ält’ste muss ihn wohl am ersten haben. Von früh bis in die Nacht lässt er den Schimmel traben, an Futter nichts, an Schlägen Überfluss. „Mein Bruder,“ denkt er, hat ihn morgen, der wird ihn schon mit Kost versorgen.“ Der zweite holt den matten Gaul und überladet ihn mit Säcken. „Ha, ha! das Schmausen macht dich faul, du liess’st es dir beim Bruder schmecken.“ Der Esel keucht mit dürrem Gaurn und schleppt sich bis zum Stalle kaum.

3. Lesebuch für Volksschulen - S. 131

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Doch fanden sie den Riesen nicht In Felsen noch Gehegen. Zur Mittagsstund' am vierten Tag Der Herzog Milon schlafen lag In einer Eiche Schatten. 7. Roland sah in der Ferne bald Ein Blitzen und ein Leuchten, Davon die Strahlen in dem Wald Die Hirsch' und Reh' aufscheuchten; Er sah, es kam von einem Schild, Den trug ein Riese groß und wild, Vom Berge niedersteigend. 8. Roland gedacht' im Herzen sein: „Was ist das für ein Schrecken! Soll ich den lieben Vater mein Im besten Schlaf erwecken? Es wachet ja sein gutes Pferd; Es wacht sein Speer, sein Schild und Schwert, Es wacht Roland der junge." 9. Roland das Schwert zur Seite band, Herrn Milons starkes Waffen, Die Lanze nahm er in die Hand Und that den Schild aufraffen. Herrn Milons Roß bestieg er dann Und ritt erst sachte durch den Tann, Den Vater nicht zu wecken. 10. Und als er kam zur Felsenwand. Da sprach der Ries' mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant Auf solchem Rosse machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er, Vom Rosse zieht ihn schier der Speer, Der Schild will ihn erdrücken." 11. Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit: Dich reuet noch dein Necken. Hab' ich die Tartsche lang und breit, Kann sie mich besser decken; Ein kleiner Mann, ein großes Pferd, Ein kurzer Arm, ein langes Schwert, Muß eins dem andern helfen." 12. Der Riese mit der Stange schlug, Auslangend in die Weite, Jung Roland schwenkte schnell genug Sein Roß noch auf die L>eite; Die Lanz' er auf den Riesen schwang, Doch von dem Wunderschilde sprang Auf Roland sie zurücke. 13. Jung Roland nahm in großer Hast Das Schwert in beide Hände. Der Riese nach dem seinen faßt', Er war zu unbehende! Mit flinkem Hiebe schlug Roland Ihm unter'm Schild die linke Hand, Daß Hand und Schild entrollten. 131 14. Dem Niesen schwand der Muth dahin. Wie ihm der Schild entrissen; Das Kleinod, das ihm Kraft verlieh'», Mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, Doch Roland in das Knie ihn stach, Daß er zu Boden stürzte. 15. Roland ihn bei den Haaren griff, Hieb ihm das Haupt herunter; Ein großer Strom von Blute lief Jn's tiefe Thal hinunter; Und aus des Todten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach Und freute sich am Glanze. 16. Dann barg er's unter'm Kleide gut Und ging zu einer Quelle, Da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle; Zurücke ritt der jung' Roland, Dahin, wo er den Vater fand Noch schlafend bei der Eiche. 17. Er legt sich an des Vaters Seit', Vom Schlafe selbst bezwungen, Bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach' auf, wach' auf, mein Sohn Roland Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, Daß wir den Riesen suchen!" 18. Sie stiegen auf und eilten sehr, Zu schweifen in der Wilde, Roland ritt hinter'm Vater her Mit deffen Speer und Schilde; Sie kamen bald zu jener Stätt', Wo Roland jüngst gestritten hätt'; Der Riese lag im Blute. 19. Roland kaum seinen Augen glaubt', Als nicht mehr war zu schauen Die linke Hand, dazu das Haupt, So er ihm abgehauen, Nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr. Nur Rumpf und blut'ge Glieder. 20. Milon besah den großen Rumpf, „Was ist das für 'ne Leiche? Man sicht noch am zerhau'ncn Stumpf, Wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese! frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr' Drum muß ich ewig trauern!" — 9 *

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 104

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
104 Jthamar. „Du lügst, alter Graukopf! Her damit!" _ Semnon. „Seht nur! Es sind ja lauter kleine dürre Reiser, die ich zusammentrug, wie ich sie unter den Bäumen im Schnee zer- streut fand." Jthamar. „Entwendest hast du's! Was will ich deiner Lügen!" — Da riß er dem Greise ungestüm die Bürde vom Rücken und warf sie über die Brücke hinab dem Strome zum Spiele. „Nun ist der Streit zu Ende!" sagte er höhnisch und trabte wild in das Haus. Semnon sah ihm wehmüthig nach und wankte nassen Blickes von dannen. Nach einigen Tagen ward die Luft wärmer. Der Eisstoß ging. Da schwammen die Stücke mächtig heran und bäumten sich krachend an den Jochen empor. Schollen zerborsten zu Schollen und Trümmer zu Trümmern. Eisballen sammelten sich sträubend zu Haufen und stemmten sich und schwellten die Wasser des reißenden Stromes. Da kam Chalisson, Jthamars Sohn, aus der Stadt und wollte über die Brücke wandern. Aber er bebte unschlüssig und erschrocken zurück, als er die Schauder- scene sah. Semnon selbst, der eben in der Gegend einen Kahn zim- merte, mißrieth ihm, sein Leben in die Todesgefahr zu begeben. Jtha- mar sah's. „Komm nur hurtig herüber!" rief er trotzig, „die Brücke wird eben nicht brechen; weiß Gott, zu was dich sonst der alte Haderer noch verleiten würde. Komm herüber!" Chalisson lief. Stoß auf Stoß an die Brücke; er wankte. -Noch ein Stoß; jetzt fiel er nieder. Nun wieder einer; da sank die Brücke und stürzte in das Wasser, und der Knabe mit. Wie wüthete da der Vater drüben! Wie jammerte Semnon, der Greis, herüber! Fürchterlich heulte im Fluß der Knabe und schrie um Hülfe. An einem Balken eingeklemmt, halb vom Eise erdrückt, riß ihn der Strom hin. Untröstlich lief der Jäger am Ge- stade umher, stampfte den Boden und schrie und rang muthlos die Hände. Wie konnte er hoffen, daß der Fischer den Unglücklichen retten würde! Aber Semnon mit den Silberhaaren sprang beherzt in seinen Kahn und zwang ihn muthig durch die Schollen und durch die Tan- nenbalken der Brücke, riß den Knaben aus dem Strudel und brachte ihn glücklich zum Vater an's Land. „Hier geb' ich dir deinen Sohn zurück," sagte er liebreich, mit einem Tone, der selbst Wölfe bezähmt hätte, „sieh', er ist frisch und gesund, nur ein wenig erschrocken." Jthamar getraute sich nicht, die Augen aufzuschlagen, und stand lange beschämt und stumm da. „Vergieb mir, redlicher Greis!" sprach er endlich gerührt und mit einem Strome von Zähren, die ihm wider Willen die rauhen Wangen hinabstürzten, „vergieb mir mein hartes Betragen!" — „Was soll ich dir vergeben?" erwiderte Semnon mit freundlicher Miene, „hab' ich mich denn nicht eben genug an dir gerächt?" Jthamar. „Also war Wohlthun deine Rache, beleidigter Mann? — Gott! rächt sich der Redliche so?"

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 148

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
148 macht war, allen so leicht und natürlich vorkam, als ob jeder andere sie eben so gut hätte machen können. Mit einer so überklugen Gesell- schaft saß Columbus einst zu Tische, als gesottene Eier aufgetragen wurden. Columbus nahm ein Ei und fragte: Wer von den Herren kann wohl ein Ei so aus die Spitze stellen, daß es frei stehen bleibt? Mehrere versuchten es, aber vergeblich. Da nahm Columbus das Ei, drückte es an einer Ecke ein, und das Ei stand. Ja, riefen jetzt alle, so hatten wir es auch machen können. Columbus antwortete lächelnd: Ganz recht, liebe Herren, der Unterschied $ nur, daß ihr es so machen konntet, und daß ich es so gemacht habe. — Columbus starb 1506 zu Valladolid, 58 Jahre alt. Sein Bruder brachte seinen Leichnam nach St. Domingo auf Hispaniola, setzte ihn dort in der Domkirche bei, und seinem Verlangen gemäß legte er die Ketten, womit man ihn gefesselt hatte, mit in's Grab. 21. Das Mittelalter. 1. Entstehung und Zweck des Ritterwesens. Die Zeit von Karl dem Großen bis zur Reformation, von 768 — 1517, nennt man das Mittel- alter, aber auch, weil stch in dieser Zeit das Ritterwesen ausbildete, die Ritterzeit. Ritter nannte man nämlich zu dieser Zeit diejenigen adeligen Männer, deren Beschäftigung für ihr ganzes Leben darin bestand, entweder im Kriege dem Kaiser kämpfend zu dienen, oder auch sonst, wo in einer gerechten Sache Streit entstand, diesen Streit, wenn es nöthig war, mit den Waffen in der Hand entscheiden zu helfen. Den Namen „Ritter" hatten sie davon erhalten, daß sie in der Regel zu Pferde kämpften, also Reiter waren. Wer in den Stand der Ritter aufgenommen werden wollte, mußte schon als Knabe im Gebrauche der Waffen und im Reiten geübt werden; dann mußte er noch sieben Jahre einem geachteten Ritter als Knappe dienen und empfing nun den Ritterschlag und leistete den Rittereid. In dem letzteren legte er das feierliche Gelöbniß ab, die Religion zu beschützen, den Wittwen und Waisen, so wie überhaupt allen Hülfsbedürftigen und Bedrängten in der Noth mit tapferem Arme beizustehen, gegen jedes Unrecht zu kämpfen und tadellos vor Gott und den Menschen zu leben. 2. Rüstung und Wohnung der Ritter. Der Ritter war von Kopf bis zu Fuß in Eisen gekleidet, hatte sich aber an seine Rüstung so gewöhnt, daß er darin die Glieder frei und kräftig bewegen konnte. Eherne Schienen bedeckten seine Arme und Beine, ein Harnisch schützte die Brust und den Leib, so wie ein Helm den Kopf; sogar das Gesicht war durch das an dem Helme ange- brachte Visir hinter Eisen sicher gestellt. Seine Waffen bestanden aus Schwert, Speer und Schild, wozu auch noch ein Streitkolben und ein Dolch kamen. Die Wohnungen der Ritter hießen Burgen. Sie glichen kleinen Festungen und waren nicht leicht zu zerstören; denn sie waren von Mauern, Wällen und Gräben umgeben, und die zerstörende Kraft des Pulvers kannte man in jener Zeit noch nicht. Meistens lagen auch die Burgen auf hohen Bergen. In ganz Deutschland, besonders auf den Bergspitzen am Rhein, auf dem Drach enfels, dem Godesberg, aufrolandseck, Rheineck, Hammerstein, Stolzen- fels rc. rc. standen damals solche hohe und starke Burgen und sahen kühn und stolz in die weite Gegend hinaus. Die meisten stehen jetzt trüb und traurig als Ruinen da; viele sind auch ganz von der Erde verschwunden. 3. Leben und Treiben in der Burg. In den hohen Sälen dieser Burgen tönte einst Sang und Klang, in den Ställen scharrten die Rosse, in den Burggräben floß Wasser, Thore und Zugbrücken öffneten und schloffen sich. Auf dem Thurme stand der Wächter und stieß in's Horn, wenn eine Gefahr

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 195

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
195 Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt, Das Hurrah jauchzt, und die Büchse knallt; Es fallen die fränkischen Schergen. Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd! 3. Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein, Der Wüthrich geborgen sich meinte; Da naht es schnell mit Gewitterschein Und wirft sich mit rüstigen Armen hinein Und springt an’s Ufer der Feinde. Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd! 4. Was braust dort im Thale die laute Schlacht? Was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht, Und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht Und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd. 5. Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht, Unter winselnde Feinde gebettet? Es zuckt der Tod auf dem Angesicht, Doch die wackern Herzen erzittern nicht, Das Vaterland ist ja gerettet. Und wenn ihr die schwarzen Gefall’nen fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd. 6. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd Auf Henkers Blut und Tyrannen! Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt, Das Land ist ja frei und der Morgen tagt, Wenn wir’s auch nur sterbend gewannen! Und von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt: Das war Lützow’s wilde, verwegene Jagd! Th. Körner. 63. Kämpfe bei Lützen, Bautzen und der Waffenstillstand. Am 2. Mai fand in der Nähe von Lützen, bei dem Dorfe Groß-Görschen, die erste Schlacht in den Befreiungskriegen statt. Die jungen preußischen Krieger kämpften im Verein mit den Russen mit der größten Kühnheit und Todesverachtung. 70,000 Mann behaupteten gegen 120,000 Franzosen das Schlachtfeld. Keine Fahne, keine Kanone hatten die Preußen verloren. Aber einen besonders schweren Verlust erlitt an diesem Tage das Vaterland. Der General Scharnhorst, von dem die guten neuen Einrichtungen im Heere aus- gegangen waren, wurde tödllich verwundet und starb bald darauf in Prag. Bald nach der Schlacht bei Lützen griff Napoleon die Verbündeten am 20. Mai bei Bautzen mit einer weit überlegenen Macht an, aber es gelang ihm auch hier nicht, dieselben zu überwinden. Da bot er einen Waffenstillstand an, der auch abgeschlossen wurde und 6 Wochen dauern sollte. Darüber war man in Preußen unzufrieden, denn man befürchtete, der schlaue Napoleon möchte durch Hinterlist die Fürsten bethören. Der König und seine Verbündeten benutzten diese Zeit, um sich besser zu rüsten und auch Oestreich zur Theilnahme am Kampfe zu bewegen. Aber Oestreichs Kaiser Franz wollte erst den Versuch machen, ob er seinen Schwiegersohn Na- poleon nicht für den Frieden stimmen könnte. Der aber wies alle Friedens- 13*

7. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 20

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 20 — Er schlug, daß weit der Wald erklang Und alles Eisen in Stücke sprang. Und von der letzten Eisenstang' Macht er ein Schwert so breit und lang. „9hm hab ich geschmiedet ein gutes Schwert, Nun bin ich wie andere Ritter wert. Nun schlag' ich wie ein andrer Held Die Riesen und Drachen in Wald und Feld." 2. Siegfried erschlägt den Arachen. Siegfried war aber ein gar sonderlicher Lehrling. Wenn Meister oder Gesellen ihn strafen wollten, schlug er auf sie los, daß sie davon laufen mußten. Da dachte der Schmied, wie er ihn los werden möchte. Er schickte ihn in den Wald znm Köhler, daß er Kohlen hole, zeigte ihm aber einen falschen Weg. Der führte in die Drachenschlucht. Dort hauste bei einer Linde ein furchtbarer Drache. Siegfried nahm einen Korb und sein Schwert und ging wohlgemut in die Schlucht hinab. Auf einmal fuhr der Drache aus seiner Höhle heraus und lief mit aufgesperrtem Rachen auf Siegfried los. Der aber rief: „Du bist mir der rechte Köhler!" und schlug mit seinem Schwert gewaltig auf den Drachen los. Doch durch den Hornrücken des Ungetüms dratlg kein Schlag. Da besann sich Siegfried kurz und stieß dem Ungeheuer sein Schwert bis zum Griff in die Brust. Als er das Schwert wieder herauszog, fiel der Drache röchelnd nieder und starb. Aus der Wunde aber floß ein Strom von Blut und sammelte sich bald zu einem kleinen Teich. Da bekam Siegfried Luft, in dem Blnte zu baden. Er that es, und davon ward feine Hau- fest

8. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 43

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Alsbald hörte man überall im Wald Lärm und Getöse. Berg und Thal hallten wieder vom Rufen der Jäger und Bellen der Hunde. Da mußte gar manches Tier sein Leben lassen, und jeder Jäger hoffte, er werde den Preis gewinnen. Siegfried hatte einen guten Spürhund und einen tüchtigen Jägermeister verlangt. Der führte ihn und die Jagdknechte gar rasch dahin, wo es viel Wild gab. Was der Hund aufscheuchte, das erlegte Siegfrieds Hand, und vor feinem schnellen Roß gab es kein Entrinnen. Das erste Tier war ein starkes Schwein; dann erjagte er einen Wisent, einen Elch, vier starke Auerochsen, dazu Hirsche in Menge. Ein grimmiger Eber rannte auf Siegfried los, aber er schlug ihn mit dem Schwert, daß er tot niederstürzte. Da ertönte laut und lang ein Jagdhorn. König Günther ließ es blasen, zum Zeichen, daß die Jäger sich bei der Feuerstätte zum Mahle sammeln sollten. Überall ertönten nun die Hörner der Jäger zur Antwort, und alles eilte zum Sammelplatze. Auch Siegfried ritt mit feinen Jägern dem Schalle nach. Da wurde von dem Lärm ein grimmiger Bär aufgejagt. Siegfried sprach: „Ich schaffe den Jagdgenossen eine Kurzweil. Der Bär muß lebendig mit zur Feuerstätte, er mag wollen oder nicht." Der Bär floh. Siegfried jagte auf schnellem Roß hinterher. Aber er geriet bald in ein Geklüfte, und das Roß konnte nicht weiter. Doch Siegfried sprang vom Pferd, lief dem Bären nach, holte ihn ein und faßte ihn mit feinen Händen. Rasch band er das Tier so fest, daß es weder kratzen noch beißen konnte. Dann legte er den Bären über den Sattel, stieg ans und ritt weiter zur Feuerstätte. Herrlich war der Held anzusehen, als er zu Roß aus dem Wald kam. In der Hand trug er den blinkenden Speer mit der breiten Eifenfchneide. Das Schwert Balnmng hing ihm bis auf die Sporen herab. Sein Jagdhorn war von rotem Gold. Aus dem Köcher blitzten gute Pfeile mit handbreiten Eisenspitzen. Dazu

9. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 44

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 44 — führte er einen Bogen, den außer ihm feiner spannen konnte, es fei denn mit einer Winde. Und vor ihm im Sattel lag seine lebendige Jagdbeute, der schnaubende Bär. Bei der Feuerstätte sprang Siegfried vom Roß und löste dem Ungetüm die Bande an den Füßen und am Maule. Gleich begannen die Hunde zu heulen. Durch den Lärm geriet der Bär in die Küche. Hei, wie da die Küchenknechte vom Feuer wegliefen! Gar mancher Kessel ward umgestoßen, mancher Brand zerrissen, und viele gute Speise lag in der Asche. Nun sprangen die Herren von den Sitzen aus, der König ließ die Hunde loskoppeln. Alles lies mit Schreien und Sannen dem Bären nach, der zum Walde floh. Aber vor den Hunden konnte fein Jäger zum Schusse kommen, auch konnte ihn keiner im Laufe erreichen. Nur Siegfried holte ihn ein und schlug ihn mit dem Schwert zu Tode. Die Knechte trugen den Bären wieder zurück zum Feuer. Die Ritter aber waren fröhlich und lobten ihren Jagdgesellen. Nun begann das Mittagsmahl. Die Jäger setzten sich nieder auf den grünen Anger, und reichliche Speise ward ihnen aufgetragen. Aber es gab feinen Wein. Da sprach Siegfried: „Warum bringen uns die Schenken feinen Wein? Ich dächte, wir Jäger hätten heute einen guten Trunf wohl verdient." König Günther erwiderte: „Daran ist Hagen schuld, der will uns verdursten lassen." Ihm entgegnete Hagen: „Lieber Herr, ich wähnte, das Birschen sollte heute im Spessart sein, dorthin sandte ich den Wein, und so haben wir heute nichts zu trinken. Aber ich weiß in der Nähe einen kühlen Quell, dahin können wir gehen." Das war dem durstigen Siegfried recht. Er stand bald auf vom Tisch und ging mit den Rittern nach dem Brunnen. Als sie von weitem die breite Linde sahen, wo der Brunnen floß, sprach Hagen: „Ich hörte immer, es könne niemand den edlen Siegfried im Lause einholen. Wenn er uns nur das jetzt sehen ließe!" Daraus antwortete Siegfried: „Ihr sönnt es ja versuchen. Wollt ihr um

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 49

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 49 — verloren." Doch sie konnten die arme Kriemhild nicht trösten, und auch die Mutter Ute redete vergeblich herzliche Worte ^/14. Wie Siegfried öegraöen wurde. Indes ward es Mittag. Die Schmiede hatten einen Sarg aus Silber und Gold geschmiedet und ihn mit guten Stahljpangen beschlagen. Der Tote ward in den Sarg gelegt und kostbar gekleidet. Immer mehr Volk strömte hinzu und weinte um Siegfried. Aber Kriemhild wollte ihn noch nicht begraben lassen, sondern sprach zu ihrem Gefolge: „Ich kann den Toten noch nicht lassen. Ich will drei Tage und drei Nächte bei ihm wachen. Vielleicht endet Gott auch meine Not mit dem Tode. Wer Siegfrieds Freund ist, der läßt mich nicht allein Wache halten." Da blieb mancher Ritter und manche Frau bei ihr, dazu auch Mönche und Priester. Ohne Speise und Trank hielten sie Wache mit Beten und Singen. Am dritten Morgen sammelte sich zahlloses Volk auf dem Kirchhof; denn Siegfried sollte aus dem Münster zu Grabe getragen werden. Weinend und wehklagend folgte das Volk dem Sarge. Kriemhild aber war so schwach, daß man ihr Gesicht mit kaltem Wasser benetzen mußte. So wankte sie, auf ihre Frauen gestützt,] hin zum Grabe. Hier sprach sie: „Ihr lieben Mannen Siegfrieds, ich bitt' euch noch um eine Gunst. Laßt mich sein schönes Haupt noch einmal sehen!" Mit Mühe brachen die Mannen den festen Sarg auf. Da ging Kriemhild hin, hob mit ihrer weißen Hand fein schönes Haupt und küßte den Toten unter heißen Thränen. Das war ihr Abschied. Dann brach sie zusammen und wurde ohnmächtig hinweggetragen. Siegfried aber wurde begraben. ©taube it. Gopfert, Lesebuch. 4
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