l. Die Bayerischen Alpen.
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duftende B i a u n e 11 e , den goldfarbigen Steinbrech u. a. Schließlich
tritt der blanke Kalkfels immer häufiger zutage und kahl und nackt starren die Felsen
zum Himmel auf, die F e l s r e g i o u ist erreicht. Nur dann und wann bringt eine
flüchtige Gemse, ein kreisender Adler oder ein kletterlustiger Bergsteiger Leben in
diese öden Felswüsten. Gegen Norden weisen unsere Alpenberge steile Gehänge,
ja ost kahle Wände auf/von Sturm und Wetter zerfchründet; auf der
Südfeite dagegen, die sich der Sonne zukehrt, herrschen sanftere, grasbewachsene
Halden vor.
Ter felsige Boden und das rauhe Klima erschweren den Bodenbau in den
Alpen. W e i n gedeiht nicht wegen des kurzen Sommers, Getreide und O b st
werden nur im tiefgelegenen Jnntal in größerer Menge gebaut. Dagegen begün-
fügen die grasreichen Matten die lohnende Rinderzucht, der W a l d Holzarbeit
und Holzhandel.
Tie Allgäuer Alpen zwischen Bodensee und Lech im Kreise Schwaben und
Neuburg sind das Hauptgebiet der Rinderzucht und M i l ch w i r t s ch a f t *)
in Bayern. Sonthofen hat die größten Viehmärkte in Südbayern, Kempten
den Hauptumsatz von Butter und Käse. Zugleich blüht im Allgäu dank der Ausuützung
der reichen Wasserkräfte die Industrie, namentlich Spinnerei und Weberei. Haupt-
sitz der letzteren ist K e m p t e n , eine alte Reichsstadt. I nt m enstadt und
F ü s s e n haben große Seilerwaren fabriken, Lindenbe r g treibt Strohhut-
fabrikation, Lindau int Bodensee, eine frühere Reichsstadt, hat ansehnlichen
Fremden^ und Güterverkehr nach der Schweiz. Der Boden der Bayerischen Alpen
trägt hauptsächlich Wald. Im Walde sindet der Älpler auch Beschäftigung als
^äger und Holzarbeiter, außerdem noch beim Triften und Flößen. Auch die übrige
gelverbliche Tätigkeit der Bevölkerung gründet sich auf den Holzreichtum des Lan-
des, fo die Holzschnitzerei in Oberammergau und Partenkirchen, die Geigenfabri-
kation in Mittenwald, die Papierindustrie bei Gmund am Tegernsee u. a. Die
Seen der Bayerischen Alpen (Eibsee, Kochel-, Walchen-, Tegernsee und Schliersee)
wie die Hochgipfel int Wetterstein - und K a r w e n d e l g e b i r g e locken
alljährlich eine Menge Touristen an. Hauptsitze des Fremdenverkehrs sind Parten-
k i r ch e n, G a r m i s ch , Mittenwald und Tegernsee, dann B a d
Tölz und das W i l d b a d Kreut h. An Bodenschätzen finden sich Braun-
kohlen bei Miesbach, Peißenberg und Penzberg, S a n d st e i n b r ü ch e ün Ammer -
und Loisachtale und Marmorbriiche bei Tegernsee. — Wichtig sind die großen
Salzlager in den Talzburger Alpen bei Berchtesgaden; bekannt durch seine
Saline lvie auch als Kurort ist B a d R e i ch e n h a l l. Berchtesgaden treibt
Kunstschnitzerei. — Welche Täler sühren von Bayern nach Süden und zu welchen
Ländern? Welches Tal trägt den Hauptverkehr?
Die Bayerischen und die Salzburger Alpen gehören dem Kreise Ober-
b a y e x n an. Die Besiedlung des Gebietes ist schwach (bis 59 Einw. aus 1 qkm),
größere Städte fehlen gänzlich.
*) Milchwirtschaft nennt man die Viehhaltung zur Gewinnung von Milch. Die
Milch wird entweder für den Bedarf in der Familie verkauft oder zu Butter und Käse
verarbeitet. Letzteres geschieht in den sog. S ch w e iz er e i en.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Ii. Das Bayerische Alpenvorland. 9
liche Landstädtchen sind über das getreidereiche Gebiet hingestreut und die Be-
völkerung erreicht bis 75 Einw. auf 1 qkm. (Nenne diese Städte und Märkte nach
den entsprechenden Flußtälern!)
Freilich fehlt es auch nicht an wenig ergiebigen Strecken. Ausgedehnte Hei-
den breiten sich längs des Lechs und der Isar hin, so das L e ch f e l d bei Augsburg
und die Garchinger Heide nördlich von München. Doch sind bereits weite
ödungen dem Ackerbau gewonnen. Neben den Heiden lagern große Moore,
so das Dachauer und Erdinger Moor. Längs der Donau ziehen hin das
Donauried, zwischen Neu-Ulm und Donauwörth, und das D o n a u m o o s,
zwischen Neuburg, Ingolstadt und Schrobenhausen. Letzteres ist nunmehr vollständig
entwässert und dem Acker- und Wiesenbau gewonnen.
Die größten Orte des Alpenvorlandes liegen an den beiden ostwestlichen
Hauptverkehrslinien: an der Donau und an der uralten Heer- und Handelsstraße
Südbayerns von Ulm nach Salzburg.
Im städtereichen Donautale folgen nacheinander und zwar im Kreife
Schwaben und Neuburg: die Festungsstadt Neu-Ulm, die ehemalige Reichs-
stadt Donauwörth und die alte wittelsbachische Residenzstadt N e u b u r g
a. D.; in Oberbayern: unterhalb des Donaumoores die Festung Ingolstadt
(24 000 Einw.), die Beherrscherin der Donaulinie; in Niederbayern: unterhalb
des romantischen Donaudurchbruches bei dem Kloster Weltenburg K e l h e i m
an der Mündung der Altmühl in die Donau und am Fuße des Michelsberges. Auf
dessen Höhe thront die Befreiungshalle, erbaut von König Ludwig I. zur Erinnerung
an die Befreiung des deutschen Volkes von französischer Fremdherrschaft. Am Be-
ginn der Donau-Dampfschiffahrt das alte Regensburg (f. S. 13). Weiter ab-
wärts folgen in Niederbayern: Straubing mit großen Getreidemärkten, in-
mitten der Kornkammer Bayerns; Deggendorf an der Mündung der Isar,
mit Vieh- und Leinwandhandel; endlich Passau (21 000 Einw.), eine der schönst-
gelegenen Städte Deutschlands, Stapelplatz der Erzeugnisse des Bayerischen Waldes,
mit lebhaftem Schiffs- und Eisenbahnverkehr.
An der Linie Ulm—salzburg erblühten die beiden Großstädte des Alpen-
Vorlandes: Augsburg und München*).
In Augsburg erinnern noch heute stolze Baudenkmäler an die sprichwörtliche „Augs-
burger Pracht" unmittelbar vor dem 30 jährigen Kriege, so das Rathaus, das Fnggerhaus,
der Tom, die Ulrichskirche und kunstvolle Brunnen. Das mittelalterliche Augsburg erwuchs
infolge seiner günstigen Lage im Schnittpunkte zweier Weltverkehrslinien; die nordsüdliche
davon führte von Leipzig über Nürnberg und Donauwörth den Lech aufwärts nach Tirol
und Italien (Venedig), die ostwestliche vommhein her über Ulm nach Salzburg und Wien.
Heute ist Augsburg der Sitz einer hochentwickelten Maschinen-, Spinn- und Webeindustrie
und eines regen Handels^. Es zählt 120 000 Einw.
x) Großstädte sind Städte mit mehr als Ivo 000 Einwohnern.
2) Industrie ist Großgewerbe, Handwerk Kleingewerbe. Die Industrie arbeitet
mit Maschinen und hat die Arbeitsteilung strenge durchgeführt. Sie beschäftigt oft
Tausende von Arbeitern in einem einzigen Betriebe und viele Fabriken haben großartige
Wohlfahrtseinrichtungen für ihre Arbeiter geschaffen: Einfamilienhäuser, Speiseanstalten,
Knaben- und Mädchenhorte, Badeanstalten, Leseräume u. a. Das Reich hat zur Fürsorge
für die Arbeiter die Kranken-, Invaliden- und Altersversicherung eingerichtet und Bestim-
mungen über die Versorgung der, Hinterbliebenen getroffen. England und Frankreich
ahmen die deutschen Versicherungsgesetze allmählich nach.
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TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
18 Die Deutschen Landschaften.
Ter Schwäbische und der Fränkische Jura, auch Deutscher Jura genannt.
Einer natürlichen Mauer gleich zieht diese Kalktafel in einem gewaltigen Bogen
vom Rheindurchbruch bei Schaffhausen bis zum Main. Seine Höhe sinkt von
100(1 m langsam auf 600 m. Eigentümlich sind dem Jura und zwar infolge
seines durchlässigen Kalkbodens die trockenen Höhen mit Flußschwinden und Hunger
bächen, steinigen Feldern und armen Dörfern. Ferner hat er wasserreiche, wiesen-
grüne und wohlbesiedelte Täler, Tropfsteinhöhlen, besonders in der sog. Fränkischen
Schweiz zwischen Main und Pegnitz, merkwürdige Versteinerungen (Riesen
eidechsen oder Saurier und Flugeidechsen), malerische Felsentürme und Felsen
wände mit Burgruinen. — Nur einzelne Teile des Jura sind infolge eines tonigen
Bodens sehr fruchtbar, z. B. die Ulm er Alb, die als Kornkammer Schwabens
gilt. Ter einzige größere Ort der Alb ist die Festung U l m, 55 000 Einw., an
der Bereinigung wichtiger Verkehrslinien, daher eine reiche Handelsstadt („Ulmer
Geld"). Das herrliche gotische Münster hat den höchsten Turm in Deutschland
(161 m). Ebenso berühmt durch die Ergiebigkeit seines Bodens ist das Ries
bei Nördlingen, ein vulkanisches Einbruchsbecken. — Bedeutung hat der Jura
ferner durch seine Eisenlager bei Aalen, Amberg und Regensburg (Maximilians
Hütte), dann durch die Lithographieschiefer und Kalkplatten von Solnhosen. —
Wie im Allgäu, in Mittel- und Oberfranken hat auch die Bevölkerung des
Schwäbischen Jura die Wasserkräfte des Gebirges dem Großgewerbe dienstbar
gemacht; daher entwickelte sich am Jurarande eine Reihe blühender Industriestädte,
so R e u t l i n g e n mit Lederfabrikation, Webereien und Färbereien, Göppingen
mit Metallwarenerzeugung, Maschinenfabriken und Webereien, Geislingen
mit Christoflewaren, Eßlingen mit Maschinenfabriken, Aalen mit Eisen
bergbau. — Denkwürdige Schlösser und Ruinen tragen die K e g e l b e r g e am
Nordrande der Alb: der Hohen zollern (850 m) bei Hechingen und der Hohen
stausen (680 m) bei Gemünd.
Dem Schwäbischen Iura gehört auch das preuszische Fürstentum Hohenzolleru
an, dessen Hauptstadt Sigmaringen an der Donau ist.
Das ungemein versteinerungsreiche Gebirge ist der Niederschlag des einstigen
Jurameeres.
Oberfranken. Zwischen Jura und Frankenwald zieht das schöne, tief ein-
gesenkte O b e r m a i n t a l hin (Bamberg 240 m), das Getreide- und Obstbau
in reichem Maße hat und in dem Stadt an Stadt sich reiht. (Welche?) Ähnliche
Natur zeigt das untere Regnitztal zwischen Forchheim und Bamberg. Ter
kärgliche Boden der Gebirge drängte die Bevölkerung zu gewerblicher Tätigkeit.
Am wichtigsten sind die W e b e i n d u st r i e , die P o r z e l l a n e r z e n g u n g
und der Bergbau. Eine wesentliche Förderung erfährt das Gewerbe Ober-
frankens durch die Nähe der sächsischen und böhmischen Kohlenfelder. Tie Spinn-
und Webeindustrie hat ihren Hauptsitz in H o f an der vogtländifchen Saale,
41 000 Einw. Tie aus dem Norddeutschen Tieflande von Berlin-Leipzig-Reichen
bach-Plauen herkommende Bahnlinie erreicht hier den bayerischen Boden und
führt südwärts über Regensburg nach München. Der westliche Schienenstrang
dieser Weltverkehrslinie berührt die preußisch-bayerische Grenze bei P r o b st
z e l l a und geht über K r o n a ch und Lichtenfels nach Bamberg, Nitw*
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Extrahierte Personennamen: Maximilians
Extrahierte Ortsnamen: Rheindurchbruch Schaffhausen Main Main Deutschland Aalen Amberg Regensburg Maximilians Mittel- Oberfranken Geislingen Aalen Hechingen Donau Oberfranken Frankenwald Bamberg Forchheim Bamberg Berlin-Leipzig-Reichen Bamberg
Fränkisches Haus. Text s. S. 21.
Fränkische Trachten. Hummelbauern aus dem Hummelgau bei Bayreuth in Oberfranken.
Die Neuzeit hat mit den oft recht farbenprächtigen fränkischen Volkstrachten aufgeräumt? doch haben sie sich
unter anderem noch erhalten im reichen Ochsenfurter Gau und im Schweinsurter Gau in Unterfranken, dann
im Hummelgau in Lberfranken. Die Riesenhttte der Hummelbauern und -bäuerinnen erregen besondere Aus-
merksamkeit.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
Iii. Die Deutschen Mittelgebirge. 21
Die unterfränkische Platte, das Maindreieck, hat das mildeste Klima im
rechtsrheinischen Bayem. (Januartemperatur in Würzburg 0°); der ergiebige
Lößboden ermöglicht Acker-und Gartenbau, der Getreide, Gemüse, Obst
und namentlich Wein hervorbringt. Vielfach wird der Boden zu doppeltem Ertrage
gezwungen; ein und dasselbe Feld trägt neben Getreide, Wein oder Gemüse auch
noch Obst. Schweinfurt, 22 000 Einw., im fruchtbaren Schweinfurtergau, hat
Stahl- und Farbwerke, K i tz i n g e n, ist neben Würzburg Hauptsitz des unter-
fränkischen Weinhandels; die Kreishauptstadt Würzburg, die „Perle des
Mainlandes", liegt am Kreuzungspunkte zahlreicher Straßen und Eisenbahnen,
und hat 84 000 Einw.; es besitzt eine Universität und das weitberühmte Julius-
Hospital. Bedeutend sind sein Weinhandel und seine Schnellpressenfabrik. — Die
Buntsandsteintafel des Spessart mit seinen Forsten umfließt der Main in
einem Viereck. Am Austritt des Mains aus dem Spessart liegt A f ch a f f e u -
bürg in smchtreicher Umgebung, mit lebhaftem Verkehr, mit Papierindustrie und
Holzhandel.
Die nördliche Fortsetzung des Spessart bildet die Buntsandsteinplatte der
Rhön mit den Basaltkuppen des Kreuzberges, 930 in, und der Wasser-
kuppe, 950 m, diese bereits auf preußischem Boden. Am Fuße der Rhön an
der Fränkischen Saale liegt Bad Kissingen, das meistbesuchte Bad in Bayern.
Das fränkische H a u s (f. S. 20) hat die größte Verbreitung in Deutschland. Wohn-
haus und Nebengebäude, Scheune, Stall und Schuppen stehen getrennt voneinander und
bilden ein Gehöfte. Das Wohnhaus ist ein Fachwerkbau und
steht mit der Giebelseite nach der Straße. Der Eingang liegt
an der breiten Seite. Er führt in einen durchgehenden Flur,
in dem sich der Herd befindet. Vom Flur aus liegt nach der
Giebelseite die Stube von fast quadratischer Gestalt und
neben dieser eine Kammer. Die Stube hat zwei Fenster nach
der Straße und ebensoviel nach dem Hos. In der Stube
steht ein Kochofen. Neben der Kammer liegen die Ställe und
Gerätschuppen, dem Wohnhause gegenüber ist die Scheune.
Pferde
Sfa//
Kamer
Küche 4-
Nebe/tgebtjucfe
Grundriß des fränkischen Gehöftes. Bei Kleinbesitzern finden sich neben dem Hausflur gleich
tue Stalle, die also hter unter einem Dache mit der
Wohnung liegen. Bei wachsendem Wohlstande dehnen sich die Räume und die Wirt-
schaftsgebäude werden vom Wohnraum getrennt. Die fränkische Hausform ist die ver-
breitetste und hat allmählich die anderen verdrängt; denn ihre Einrichtung entspricht am
meisten den Forderungen der Feuersicherheit, Reinlichkeit und Gesundheit, ohne dem
Hausherrn die Übersicht über sein Hauswesen zu erschweren. So wird es ein Ausdruck
gesteigerter Gesittung.
Geschichtliches. Die drei fränkischen Kreise wurden erst zu Anfang des 19. Jahr-
Hunderts unter dem ersten Könige von Bayern, Maximilian I., mit Altbayern und der Pfalz
vereinigt. Dem Stamm der Franken oblag neben dem Schutz der Ostgrenze noch die Aus-
breitung des Deutschtums gegen den slavischen Osten.
Die schwäbische Platte, das Neckargebiet. Sie gehört zum Königreich
Württemberg. Gegen das unterfränkische Bauland und das Neckarbergland
ist das Gebiet völlig offen. Wie in Unterfranken, so ist auch in Schwaben dank
dem milden Klima und der Ertragfähigkeit des Bodens die Haupterwerbsquelle
der Bevölkerung noch immer der A ck e r - u n d Gartenbau, der Getreide,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Iv. Das Norddeutsche Tiefland, 47
A. Das Westdeutsche Tiefland und die Nordsee.
Das Westdeutsche Tiesland ist nahezu vollkommen stach wie die benach-
harten Niederlande. Nur in der Lüneburger Heide erheben sich einige Rücken
bis zu 170 m.
Infolge der Nähe des Meeres sind die Winter mild, weshalb die Nordsee-
Häfen niemals zufrieren und das ganze Jahr hindurch Schiffsverkehr gestatten,
während die Ostseehäfen sich in jedem Winter mit Eis bedecken. Die Sommer sind
kühl. Das Klima ist seemäßig.
Die bedeutendsten Flüsse sind Weser und E m s. Die Weser, von
ihrer Quelle,bis zur Mündung der Fulda Werra genannt, tritt durch die West-
fälische Pforte in die Ebene ein und bleibt vorherrschend nach N. und Nw. ge-
richtet. Ihr einziger bedeutender Nebenfluß von der linken Seite ist die
Hunte, welche unterhalb Bremen mündet, von der rechten Seite kommt die
Ä l l e r. Diese empfängt von S. die Leine. — Die Ems entspringt auf dem
Südabhange des Teutoburger Waldes. Der erste Abschnitt des Flusses verläuft
dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet sich die Ems in ziemlich geradlinigem
Laufe nach N., aus beiden Seiten von weiten Mooren umgeben, weshalb auch die
Ufer größerer Ansiedelungen entbehren; der Fluß mündet in den Dollart. Das
Westdeutsche Tiefland ist infolge seines niederschlagsreichen Seeklimas und des
gebirgigen Hinterlandes reich, teilweise uberreich bewässert.
Die Flachheit des Bodens und die reiche Bewässerung ermöglichten die
Verbindung der vier Flüsse Rhein, Ems, Weser und Leine durch Kanäle. Ruhr
und Ems verbindet der Dortmund-Ems-Kanal, Rhein, Ems, Weser und Leine
der Mittelland- oder Rhein-Leine-Kanal.
Die Nordsee-Marschen (s. S. 46). Längs der Nordseeküste zieht ein voll-
kommen flacher und baumloser Landstrich hin, der bis 20 km Breite erreicht.
Das sind die Marschen. Sie liegen in gleicher Höhe mit dem Meeresspiegel, ja teil-
weise sogar etwas unter diesem und müssen daher gegen den Einbruch der Fluten
Meeressp/'eoe/ Deich 6/sf2m Luft/nie c/es
. -__________Meeres*/?/eye/s
Mz/fesjmeer
Marschboden
unter dem Meenessfieye/
künstlich geschützt werden. Ties geschieht durch Dämme, Deiche genannt. Sanft
steigt der Deich vom Meer aus an, damit die Wellen unbehindert an ihm herauf-
spülen und wieder absließen können. Gegen das Binnenland fällt er steiler ab.
Zur Gewinnung von Neuland werden die Deiche immer weiter gegen das seichte
Wattenmeer vorgeschoben und gleichzeitig müssen sie immer höher gebaut werden,
mitunter bis zu 12 m, damit auch die höchste Sturmflut sie nicht übersteigen kann;
denn unermeßlicher Schaden würde dadurch entstehen. Trotz dieser Höhe erreicht
die tobende See mitunter die Dammkrone und Stunden banger Sorge kommen
dann für die bedrohten Bewohner. Die Unterhaltungskosten der Deiche sind sehr
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Schiff Hallig Schiff Hallig
Deich, 3—12 m hoch, an der Marschenküste in Holstein.
Der Deich hat eine flache Außenseite und ist gewöhnlich mit Rasen bekleidet, nötigenfalls auch durch Stein»
Wandungen geschützt. Seine Innenseite ist steil, die Krone oft 3—4 m breit. Die Teiche werden zur Gewinnung
von Neuland immer weiter gegen das Meer vorgeschoben, der frühere Seedeich oder Außendeich wird dann zum
Binnendeich. Jnnenseits des Wattenmeeres im Hintergrunde die Halligen. Das eingedeichte Land heißt Polder.
Zuckerrübenfeld in der Magdeburger Börde mit Zuckerfabrik und Wohngebäude. Lößartiger Boden.
Die Börde ist zwar eine höchst einförmige, aber äußerst fruchtreiche Ebene, in der alle Gemüsearten aufs beste
gedeihen. Der Reichtum der Gegend gründet sich aber auf die Zuckerrübe. Fast in jedem größeren Dorfe findet
man Zuckerfabriken, in denen oft 200—300 und mehr Arbeiter beschäftigt sind. Die Bördedörfer zählen bis 4000 Ein-
wohner und an die Stelle der alten niedrigen Häuser sind vielfach neue stattliche Gehöfte getreten, Zeugen
hohen Wohlstandes und städtischer Art.
T
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54
Tie Deutschen Landschaften,
Tie D ü n e n i n s e l Norderney,
Tas gesunde, stärkende Seeklima der Insel lockt alljährlich eine grosze Anzahl von Besuchern an, deren Treiben
sich hauptsächlich am Badestrande entfaltet, wo die Strandkörbe Schutz vor den stets wehenden Seewinden ge-
währen. Ter Strand, der bei Flut teilweise überströmt wird, gewährt einen Ausblick auf den ununterbrochenen
Wellengang des Meeres, die Segel und Ruderboote, die Tätigkeit der Fischer und die vorüberziehenden Dampf«
schiffe. Rechts die bis 20 m hohe Tüne, die durch Sturmfluten vom Festlande losgerissen wurde. (Vergleiche
das grosze Panoramabild von Norderney im Verlag Fröbelhaus, Dresden.)
Tie Felseninsel Helgoland.
Die Südspitze des Lberlandes hat 40 in Höhe. Tas Unterland bildet einen Teil der abgerissenen Düne. Landungs-
brücke. Am Gestade gewahrt man überall Spuren der zerstörenden Wirkungen der Meeresfluten. „Grün das
Land, rot die Äant, weiß der Strand; das sind die Farben von Helgoland." Auch Helgoland ist ein vielbesuchtes
Seebad; es wird jetzt stark befestigt.
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Iv. Das Norddeutsche Tiefland. 67
Kgl. Schloß Düsternbrook
Kriegsschiffe, Segelboote Ufer bis 30 m Höhe mit herrlichem Buchenwald Festung Fnednchsort
Aufnahme der Photo»lob>Co,, Zürich.)
Förde. Dock der Kaiserl. Werft bei Ellerbek.
Sie bilden die besten natürlichen Häfen der deutschen Küste und ihre schönste Strecke. Unter allen deutschen
Ihre Länge beträgt 10 km, ihre durchschnittliche Breite 1 km, die größte Tiefe bis 19 m.
Kreideküste von Stubbenkammer bei Saßnitz auf der Insel Rügen. Höhe der Steilküste 8v m.
Shts den grünen Meereswellen und den dunklen Buchenwäldern heben sich die schneeweißen Kreidewände der
Insel malerisch hervor, ein prächtiges Seitenstück zur Insel Helgoland.
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70
Die Deutschen Landschaften.
.iistf '
Der Kaiser Wilhelm-Kanal und die Hochbrücke bei Lebensau.
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal ist nahezu 10» km lang, 9 m tief, im Wasserspiegel 65 m und an der Sohle 22 m breit.
Er bietet den kürzesten und sichersten Weg von der Ostsee zur Nordsee und ermöglicht die rasche und ungestörte Ver-
einigung der deutschen Kriegsflotte. Der Kanal dient übrigens neben Kriegs- auch Handelszwecken. Seine Haupt-
sehenswürdigkeiten sind seine Hochbrücken und die Schleusen bei Holtenau nächst Kiel und bei Brunsbüttel a.d. Elbe.
(Nach einer Photographie von siiotlheil u. Soljn, Königsberg >. Pr>)
Wanderdünen auf der Kurischen Nehrung. „Die Wüsten der Ostseegestade."
Die Wanderdünen sind völlig kahl und daher ein Spiel des Windes. Sie wandern allmählich von der Nehrung
ins Haff, wenn sie nicht durch tiefwurzelnde Gräser, Sträucher (Dünenhafer, Dünenweiden) und Kiefern gefestigt
werden. Auf der Kurischen Nehrung erreichen die Wanderdünen an der deutschen^ Küste ihre größte Ausdehnung.
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Extrahierte Ortsnamen: Hochbrücke Nordsee Holtenau Kiel Brunsbüttel Königsberg