60
A. Europa.
Großherzogthümern mit Gebietserweiterungen erhoben; die Für-
sten wurden für souverain erklärt unter dem Protectoral Napo-
leons und bildeten nun in der engsten Verbindung mit Frankreich
den Rheinbund. Das deutsche Reich war hierdurch aufgelöst,
und 1800 legte Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone nieder. Zu
spat versuchte Preußen 1806, in Verbindung mit Sachsen und in
Hoffnung auf russischen Beistand, den Kampf mit Frankreich und
allen ihm verbündeten Ländern. Die einzige Schlacht bei Jena
und Auerftädt, 14. Oct. 1800, vernichtete alle Hoffnungen und öff-
nete Preußen bis an die Weichsel dem rasch vordringenden Sieger.
Auch die Weichsel war bald überschritten, die blutige aber zweifel-
hafte Schlacht bei Preußisch -Eylau, 8. Febr. 1807, ward nicht be-
nutzt, und der Sieg der Franzosen bei Friedland über die Russen
vernichtete die preußische Monarchie. Der Friede von Tilsit, 9 Jul.,
raubte ihr alle Provinzen zwischen Elbe und Rhein, (aus welchen
wie aus Hessen und Hannover das neue Königreich Westphalen zu-
sammengesetzt wurde), und das ganze ehemalige Südpreußen, wel-
ches unter dem Namen eines Herzogthums Warschau dem zum Kö-
nig ernannten und in den Rheinbund getretenen Kurfürsten von
Sachsen gegeben ward. Nur noch in Oestreich lebte für Deutsch-
land ein Funken der Hoffnung, und die dort allgemeine Stimmung
ließ allerdings die größten Anstrengungen erwarten. Der Zeitpunkt
1809 schien günstig: Napoleons beste Heere waren in Spanien in
einem verzweifelten Kampfe begriffen, und in ganz Deutschland
regte sich Hoffnung und innige Theilnahme für Oestreich. Noch
einmal sollten Napoleons überlegene Talente siegen und Deutschland
das volle Maaß der Unterjochung und Schmach empfinden. Die
Schlachten bei Abensberg, Than, Eckmühl und Regensburg, 20 —
22. April 1809, vernichteten einen bedeutenden Theil der östreichi-
schen Heere; die deutschen Fürsten, vielleicht zum Abfall geneigt,
blieben dem Rheinbünde getreu, nur die Tyroler erhoben sich mit
Heldenmuth unter Hofers Anführung, und zum zweiten Male zog
Napoleon als Sieger in die Kaiserstadt ein. Der Sieg des Erzher-
zogs Carl bei Aspern, 21 — 22. Mai, erweckte schöne Hoffnungen;
in dem erschöpften Preußen regte sich lebhafte Theilnahme, und eine
kleine Heldenschaar unter Schill wagte auf ihre eigne Hand das
Zeichen zum Losbrechen zu geben. Auch diese Hoffnungen wurden
vereitelt, Schill fiel in Stralsund durch Mitwirkung Dänemarks;
die Schlacht bei Wagram, ä—6. July, endete den Krieg, und
nur der vertriebene Herzog von Braunschweig an der Spitze eines
kleinen Heeres durchzog rühmlich Deutschland, von Böhmen bis
an die Nordsee, um sich nach England einzuschiffen und die Fran-
zosen in Spanien wieder aufzusuchen. Durch den Frieden von
Wien, 14. Oct., verlor Oestreich alle Verbindung mit dem Meere,
mußte die edlen Tyroler ihrem Schicksale überlassen und sich zudem
harten Opfer entschließen, sich mit seinem Erbfeinde durch die Ver-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Napoleons Napoleons Hofers Napoleon Carl Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Napo- Frankreich Rheinbund Sachsen Frankreich Jena Friedland Tilsit Rhein Hessen Hannover Warschau Rheinbund Sachsen Oestreich Napoleons Spanien Deutschland Deutschland Abensberg Regensburg Rheinbünde Aspern Stralsund Deutschland Nordsee England Fran- Spanien Wien
61
Vii. Deutschland.
mählung der Erzherzogin Marie Louise mit Napoleon 1810 zu ver-
binden. Jetzt war Deutschland völlig unterjocht, und Napoleon
benutzte seine Macht so schonungslos, daß er ohne weitem Grund
als sein Belieben den nordwestlichen Strich von Deutschland, die
Mündungen der Weser, der Elbe bis jenseits Lübeck an die Ostsee
mit dem französischen Reiche vereinigte, und fortfuhr, die Hülfs-
truppen der minder mächtigen Fürsten in Spanien aufzuopfern.
Der Feldzug nach Rußland 1812 war Napoleons größter aber auch
letzter Triumphzug, auf welchem ihn nicht allein der ganze Rhein-
bund, sondern auch ein preußisches und ein östreichisches Hülfs-
corps begleiteten. Der Winter 1812 vernichtete unwiederbringlich
seine Macht, und dem General Aork ward das Verdienst, durch
einen Vertrag mit den Russen, welchen der König später bestätigte,
das erste Zeichen der wieder auflebenden deutschen Freiheit zu ge-
den. Nach einigen Monaten des ängstlichen Harrens erscholl end-
lich der Ruf des Königs an sein längst vorbereitetes Volk, und
ganz Preußen erhob sich in Waffen. Zweimal täuschte noch der
Sieg unsere Hoffnungen in den rühmlichen Schlachten bei Groß,
Görschen oder Lützen, 2. Mai, und bei Wurschen oder Bautzen,
20. u. 21. Mai 1813. Der Waffenstillstand vom 4 Juny bis 10. Au-
gust vollendete Preußens und Rußlands Rüstungen, Oestreich schloß
sich an die gemeine Sache, und eine Reihe von Siegen, welche die
Völkerschlacht bei Leipzig am 16 —19. Oktober krönte, trieb Na-
poleon , noch unterwegs bei Hanau von den Baiern angegriffen,
über den Rhein zurück. Alle Fürsten des Rheinbundes, Baiern
zuerst, eilten dem Rheinbünde zu entsagen und vereinigten ihre
Truppen mit den Verbündeten. Am Rhein trat einige Waffenruhe
ein, und noch wäre es dem Verblendeten möglich gewesen einen
leidlichen Frieden zu erlangen; als er aber auch diesen ausschlug,
drangen Oestreicher und Russen durch die Schweiz, Blücher mit
Preußen und Russen am 1. Jan. 1814 bei Caub über den Rhein
und unaufhaltsam nach Frankreich hinein. Die Siege bei Brienne,
Laon, Fere-Champenoise und endlich am 30. März bei Paris, öff-
neten den Verbündeten die Thore von Paris und stürzten Napoleon
vom Throne. Er entsagte ; erhielt die Insel Elba als Fürstenthum,
und die Bourbons kehrten auf den Thron ihrer Väter zurück. Der
erste Friede von Paris, 30. Mai 1814, ließ Frankreich die alten
Gränzen von 1792, selbst noch mit einigen Erweiterungen im Elsaß
und Savoyen. Um die so hochwichtigen und so verwickelten Ange-
legenheiten Deutschlands zu berichtigen, begaben sich die meisten
der verbündeten Monarchen persönlich auf den Congreß zu Wien,
1. Aug. 1814; wo es über die Entschädigungen, welche Preußen,
billig verlangte, zu sehr ernstlichen Erörterungen kam; endlich
ward ihm das jetzige Großherzogthum Posen, die nördliche Hälfte
von Sachsen und mehrere Provinzen an beiden Ufern des Rheins
zugesprochen, wogegen es andre an Hannover abtrat und dadurch
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Marie_Louise Napoleon Napoleon Napoleons Oestreich Jan Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Ostsee Spanien Napoleons Wurschen Bautzen Siegen Leipzig Hanau Rhein Baiern Rheinbünde Rhein Schweiz Rhein Frankreich Laon Paris Paris Elba Paris Frankreich Savoyen Deutschlands Wien Posen Sachsen Rheins
58
A. Europa.
Don den neuern wären nur noch Friedrich Ludw. Zacharias
Werner, 17681-1823, und Adolph Müllner, 17741-1829,
zu erwähnen. Unter den Dichtern, welche der letzte Freiheitskampf
mit Frankreich begeisterte, verdienen Maximilian v. Schen-
kendorf 1- 1817, und Theodor Körner, 1791 ch 1813,
rühmliche Auszeichnung. — Die Geschichte der letzten Jahre, seit
dem Ausbruche der französischen Revolution, haben wir unter
Frankreich (I. Th. S. 231 u. f.) bereits kennen gelernt, und holen
daher hier nur dasjenige nach, was mehr zur deutschen Geschichte
gehörend, dort nicht angeführt werden konnte.
Die in den Gemüthern aller Fürsten durch die in Frankreich
ausgebrochcnen Unruhen veranlaßten Besorgnisse; der Wunsch, die
alte Ordnung und das Ansehen des Königs dort wieder herzustellen,
veranlaßten Oestreich und Preußen, sich durch den Vertrag von
Pilnitz 1791 enger zu verbinden. Leopold erlebte den Ausbruch des
Krieges nicht, und sein Sohn Franz Ii. ward sein Nachfolger.
Die Franzosen, weit entfernt die verbündeten Monarchen zu fürch-
ten, erklärten ihnen selbst 1792 den Krieg. An der Spitze eines
zu schwachen Heeres von Oestreichern und Preußen drang der Her-
zog von Vraunschweig in die Champagne ein, fand aber bald, wie
sehr die hochgespannten Erwartungen der Emigranten ihn getäuscht,
und mußte, nach einigen unbedeutenden Vortheilen, einen durch
Mangel, ungünstige Witterung und dadurch erzeugte Krankheiten
höchst verderblichen Rückzug antreten. In den Niederlanden wie
am Rhein ward nun mit Erbitterung gefochten, allein trotz einiger
Siege der Oeftreicher und Preußen blieb doch im Ganzen genom-
men das Uebergewicht auf Seiten der Franzosen. Dies und der
in Polen ausgebrochene allgeineine Aufstand, welcher Preußen auch
dort einen gefährlichen Krieg! zu führen nöthigte, bewog diese
Macht zu dem Baseler Frieden 1795 mit Frankreich, wodurch das
linke Rheinufer preisgegeben, das nördliche Deutschland aber we-
nigstens durch eine von Preußen besetzte Dcmarcationslinie gedeckt
wurde. Oestreich beharrte noch 2 Jahre auf dem Kriegsschau-
plätze; als aber Bonaparte 1796 in einem glänzenden Feldzuge
ganz Oberitalien erobert und im folgenden Jahre selbst in die öst-
reichischen Erbstaaten vorgedrungen war, während Moreau in
Deutschland die vom Erzherzoge Carl geschlagene Armee Jourdans
auf einem meisterhaften Rückzüge aus Baiern bis an den Rhein
zurückführte, kam der erste Friede mit Frankreich zu Campo For-
mte» 1797 zu Stande, und in dem darauf folgenden Congreß zu
Raftadt ward die Abtretung des linken Rheinufers bestätigt und
die Aufhebung der geistlichen Fürstenthümer zur Entschädigung der
übrigen Fürsten beschlossen. Dieser sowohl als die folgenden Frie-
densschlüsse mit Frankreich waren, bei dem immer weiter um sich
greifenden Ehrgeiz der Republik und mehr noch ihres neuen Ober-
hauptes Bonaparte, in der That nur als Waffenstillstände zu be-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Zacharias
Werner Adolph_Müllner Maximilian_v Maximilian Theodor_Körner Leopold Leopold Franz_Ii Franz Oestreich Carl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Frankreich Frankreich Rhein Polen Frankreich Deutschland Oberitalien Deutschland Jourdans Baiern Rhein Frankreich Rheinufers Frankreich
/
\ 11. Deutschland. Preußen. 95
fett. Ganz besonders ist Oberschlesien reich an Eisen und Kohlen
und hat auch noch die bedeutendsten Waldungen zur Unterhaltung
der Hüttenwerke. Ein Schlesien ganz eigenthümliches Fossil ist der
Chrysopras (durch Nickeloxyd grün gefärbter Chalzedon); er bricht
vorzüglich bei Kosemütz, am Glatzer Gebirge.
Die wichtigsten Oerter in Schlesien sind:
Breslau (poln. Wraclaw), die Hauptstadt der Provinz
und dritte königliche Residenz, am linken Oderufer, wo die Ohlau
in die Oder fallt. Die ehemaligen Festungswerke sind seit 1814 in
Garten und Spatziergänge verwandelt« Sie besteht aus der Alt-
und Neustadt und .5 Vorstädten und enthält über 80000 Einw.
Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus: die Kathedral-
kirche zu St. Johann; die Burg, ein ehemals kaiserliches Schloß,
dann Jesuiter-Collegium, jetzt der Universität gehörig; das könig-
liche Haus, wo der König abzusteigen pflegt; mehrere Universitäts-
gebäude; die beiden Zeughäuser; die Münze u. s. w. Auf dem
Blücher-Platz steht die eherne Statue dieses Feldherrn, so wie auf
dem Tauenzien - Platz eme Marmorstatue dieses Generals. Die seit
1811 von Frankfurt a. d.oder hierher verlegte Universität hat eine
an 100,000 Bande starke, zum Theil aus vielen Klosterbibliothe-
ken entstandene Bibliothek und mehrere vortreffliche wissenschaftliche
Institute. Außerdem 3 Gymnasien und mehrere Schulen; meh-
rere öffentliche Bibliotheken und Sammlungen u. s. w. Der Han-
del ist wegen des großen Verkehrs mit Polen und Rußland höchst
bedeutend. 1807 ging die Stadt nach einer tapfern Vertheidigung
an die Franzosen über und hörte auf Festung zu seyn. Bei dem
Dorfe Krieblowitz, wo Blücher 1819 starb, ist ihm ein Denk-
mahl, aus einem ungeheuren Granitblock bestehend, errichtet.
Glogau oder Groß-Glogau, eine wichtige Festung am
linken Oderufer, mit über 10000 Einw. Sie ging 1800 beinahe
ohne Widerstand an die Franzosen über und ward erst 1814 wieder
an Preußen übergeben.
Liegnitz, an der Katzbach, mit 9000 Einw.; sie hat eine
berühmte Lehr - und Erziehungsanstalt, die sogenannte Ritteraka-
demie. Unfern von Liegnitz liegt das Dorf Wahlstadt, wo
1'141 die schlesischen Herzoge eine große Schlacht gegen die Mongo-
len verloren; in der Nahe und unweit Jauer schlug Blücher (da-
her Fürst von Wahlstadt) am 20. Aug. 1813 die Franzosen an der
Katzbach, und eröffnete damit die Reihe von Siegen, welche die
Preußen nach Paris führten.
Görlitz, an der Neiße, mit nahe an 10000 Einw. Die
Leinwand- üw8 Tuchfabriken so wie der Handel mit beiden Ge-
genständen sind bedeutend. Die Peterskirche, aus dem 15ten Jahr-
hundert, ist ein ausgezeichnetes Gebäude. In Görlitz zeigt man
das Grab Jakob Böhmens. Eine Stunde von der Stadt erhebt
sich die Landskrone.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Jakob_Böhmens
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oberschlesien Schlesien Breslau Frankfurt Glogau Liegnitz Liegnitz Mongo- Siegen Paris Görlitz
180
A. Europa.
bäudes von wirklichen Burgruinen genommen worden sind. Zwi-
schen Schönbrunn und Laxenburg das in einer schönen Felsengegend
liegende und vielbesuchte Dorf Brühl oder Briel, welchen Na-
men auch der ganze herrliche Thalgrund führt, in welchem es
liegt. — Von.den vielen Donauinseln bei Wien ist besonders eine
unterhalb der Stadt gelegene, die Lobau, in der neuern Zeit
merkwürdig geworden. Hier war es, wo der größte Theil der
französischen Armee 1809 am linken Ufer bei Aspern und Esling
den 21. und 22. Mai vom Erzherzog Carl geschlagen, durch Ver-
nichtung der großen Donaubrucke eine Zeitlang eingeschlossen war;
leider vernichtete die den 5. und 6. Juli gelieferte Schlacht bei den
nahegelegenen Enzersdorf und Wagram die dadurch erreg-
ten Hoffnungen wieder. — Zu den entfernteren Vergnügungsor-
ten Wiens gehört noch die kleine Stadt Baden, seit dem Brande
1812 geschmackvoll wieder erbaut. Sie hat 16 sehr besuchte warme
Quellen, schöne Anlagen und reizende hügelige Umgebungen. —
Diese ganze Provinz ist höchstgewerbfleißig: zu Haimburg an
der Donau ist eine große Tabaksfabrik; zu Wienerisch Neu-
stadt, im S. von Wien, Papier- und Zuckerfabriken und eine
Militärakademie; zu Kloster Neustadt, ganz nahe im W. bei
Wien, Schiffbau und eine Spitzenfabrik; zu Neu haus, eine
großespiegelmdnufactur; zu Nußdorf, bei Wien, Stahl-, Le-
der- und Wachsleinwandfabriken, und so beinahe in allen Dörfern
und Flecken, vorzüglich in der Nähe der Hauptstadt. — Unter
den vielen an der Donau schön gelegenen Städten verdient vorzüg-
lich M ö lk, mit einer auf einem Berge liegenden prächtigen Bene-
diktiner-Abtei, guten Lehranstalten und einer ansehnlichen Biblio-
thek, erwähnt zu werden,
d) Im Lande ob der Ens:
Linz (Lentia), am rechten Ufer der Donau, über welche
hier eine Brücke führt; eine besonders in der neuern Zeit sehr ver-
schönerte Stadt, in einer herrlichen Gegend, mit etwa 20000
Einw. Der Ring oder öffentliche Platz und das Schloß, welches
auf einem Berge liegt, sind ansehnlich. Sie treibt Handel und
hat eine ausgezeichnete kaiserl. Tuch- und Wollenzeugfabrik. Von
Linz geht feit 1832 eine Eisenbahn nach Budweis in Böhmen, wor-
an man, weil sehr große Terrainschwierigkeiten zu überwinden
waren, 7 Jahre gearbeitet hat. — Bei dem Orte Grein war
sonst eine höchst gefährliche Stelle in der Donau, der Strudel,
wo der durch die Insel eingeengte Fluß über zum Theil hervorra-
gende Felsen floß; durch Sprengen ist die Durchfahrt minder ge-
fährlich gemacht.
Im Innern des Landes liegen: das sogenannte Salz käm-
me rgut, mitten im Hochgebirge zwischen dem Traun- und Am-
mersee, wo auf 15 p M. 16600 Einwohner in 69 Ortschaften
wohnen, an 10000 sind Protestanten; sie leben größtentheils von
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Carl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Laxenburg Wien Aspern Donaubrucke Wiens Baden Haimburg Donau Wien Wien Wien Donau Donau Budweis Donau
194
A. Europa.
der Nahe besuchtesten Oertern gehören das Städtchen Bit in,
mit 2 Schlössern und einem dem Setzer ähnlichen Brunnen; das
Städtchen Duchs oder Dux, mit einem schönen Garten und
einem Schlosse, worin eine Bibliothek, Naturaliensammlung und
Rüstkammer mit mehreren Reliquien Wallenfteins, dessen Familie
diese Stadt als Hauptort der Waldsteinischen Herrschaft besaß. In
der Nähe ist ein warmes Bad. Ferner die Ruine des Schloßber-
ges bei Töplitz; der Millschauerberg, mit einer herrlichen Aussicht;
das Kloster Osseck u. s. w. — Entfernter, aber in der nem-
lichen Gegend, liegen auch die beiden bekannten Vitterbrunnen
S edlitz und Seid schütz. — Andre nennenswerthe Orte sind;
Melnik, beim Zusammenfluß der Moldau und Elbe, wo ein ge-
schätzter Wein wächst; Fried land, einst der Hauptort einer
Herrschaft, welche Wallenstein mit dem Titel eines Herzogs besaß;
Reichstädt, wovon der kürzlich verstorbene Sohn Napoleons
den Titel eines Herzogs führte; B udw e is, an der Moldau, von
wo eine 17 Meilen lange, über das 1400 F. hohe Granzgebirge
gehende Eisenbahn nach Linz an der Donau führt, welche seit
1832 fertig geworden ist.
Böhmen war oft der Schauplatz des Krieges; außer den schon
genannten Orten bei Prag sind durch Schlachten bekannt: Soor,
wo 1740 die Preußen siegten; dabei das wunderbare Sandstein-
Felsen-Labyrinth von Adersbach, am Fuße des Riesengebirges,
wo, 1@t. ifln$ uitb breit, dicht bei einander 40 —100
Ellen hohe Felsensaulen und Pyramiden von den mannigfaltigsten
Gestalten stehen. Czaslau, im Kreise gleiches Namens, ein
Städtchen, wo 1742 die Preußen siegten und in dessen Dom Ziska
(ch 1424) begraben liegt. Lowositz, an der Elbe, wo die Preu-
ßen 1750 siegten. Collin, an der Elbe, im Kaurzimer Kreise,
wo 1757 Friedrich 11. vom Feldmarschall Daun geschlagen und
die Belagerung von Prag aufzuheben genöthigt wurde. Endlich
Culm, im Leutmeritzer Kreise, wo am 30 Aug. 1813 das nach
der Schlacht bei Dresden in Böhmen eingedrungene Vandamme-
sche Corps aufgerieben wurde. Ein Denkmahl der Schlacht steht
beim Dorfe Ar bi sau. In eben der Gegend, bei Nollendorf,
ward Napoleon selbst, 10 Sept. 1813, zurückgeschlagen.
An Festungen sind außer Prag noch Königgrätz, eine
Stadt an der Elbe mit 5700 Einw., und die in neueren Zeiten erst
angelegten Festungen Josephstadt, ehemals Pleß, am Ein-
fluß der Mety in die Elbe, und Theresienstadt, unweit des
Einflusses der Egcr in die Elbe; beide haben nur eine geringe Zahl
Civilbewohner und sind bloß zu Waffenplätzen bestimmt.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Ziska Friedrich Friedrich Napoleon
264
A. Eurvp a.
diese Macht verschwand beinahe gänzlich, als von 1398 an eine
ganze Reihe Papste bis 1377 zu Avignon residirten. Noch schlim-
mer wurde dieser Zustand, als von 1378—1411, während des
großen Schisma (Spaltung), 3 Papste zugleich auftraten und ein-
ander gegenseitig in den Bann thaten. Erft die Kirchenversamm-
lung zu Kostnitz, welche diesem Aergerniß ein Ende machte und die
Päpste wieder zu Nom zu wohnen veranlaßte, befestigte damit
auch ihre Macht über diese Stadt. Die letzten Länder - Erwerbun-
gen theils durch Kauf und Erbschaft, theils durch Gewalt, fanden
erst im 16ten und 17ten Jahrhundert Statt und gaben dem Kir-
chenstaat seine jetzige Ausdehnung. — In Neapel starb der nor-
männische Regentenstamm mit Wilhelm 11. 1189 aus; seine Toch-
ter Constantia heirathete Heinrich Vi., Sohn Friedrichs I., und
so kamen diese schönen Länder an das Haus Hohenstaufen, unter
welchem, und namentlich unter Friedrich 11., der Italien beinahe
garnicht verließ, sie glückliche Zeiten verlebten. Aber nach dem
Tode Conrads, Sohn Friedrichs Is., riefen die Päpste, ewige
Feinde der Hohenssaufen, Carl von Anjou, einen Bruder Ludwigs
des Heiligen, welcher auch den Vormund des jungen Conradin,
Manfred, der sich selbst zum Könige aufgeworfen, besiegte und
das Reich in Besitz nahm. Conradin, der letzte Sprößling jenes
edlen Hauses, als Kind in Deutschland erzogen, kam mit einem
Heere nach Italien, um sein unbestreitbares Recht zu behaupten,
aber in der Schlacht bei Aguila oder Tagliacozzo 1268 gefangen,
ließ der unedle Sieger ihn 1269 zu Neapel enthaupten. Vor sei-
nem Tode hatte er seinen Verwandten Peter, König von Aragon,
zum Erben ernannt, und dieser entriß auch Carln glücklich Sizi-
lien, nachdem alle Franzosen auf dieser Insel am 30. März 1282
(die sizilianische Vesper) waren ermordet worden. Bis 1442 blie-
den beide Lander getrennt, wo Alphons V. von Aragon nun auch
Neapel erwarb. Nach seinem Tode wurden sie wieder getrennt;
sein Bruder Johann Ii. erbte Sizilien, und von diesem erbte es
Ferdinand der Katholische von Spanien. Neapel aber fiel Ferdi-
nand, einem natürlichen Sohne Alphons V. zu, doch wurden seine
Nachfolger von Ferdinand dem Katholischen vertrieben, und so blieb
das Reich beider Sizilien von 1504 an zwei Jahrhunderte bei Spa-
nien und wurde von Vizekönigen regiert.
Wichtiger, als diese zum Theil unbedeutenden politischen An-
gelegenheiten, ist die Betrachtung des Wiederauflebens der Künste
und Wissenschaften in Italien, wo sie nach langen Jahrhunderten
der Barbarei zuerst wieder eine günstige Aufnahme fanden, und
besonders im 15ten und 16ten Jahrhundert im herlichsten Verein,
wie in keinem andern Lande Europa's, blühten. Wir geben also
hier eine kurze Uebersicht der italiänischen Kunst und
Litterlatur, welche wir, um Unterbrechungen zu vermeiden,
gleich bis auf die neueste Zeit hinabführen.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr]]
Extrahierte Personennamen: A._Eurvp Wilhelm Constantia Heinrich_Vi Heinrich Friedrichs_I. Friedrichs_I. Friedrich_11. Friedrich Conrads Friedrichs Carl_von_Anjou Ludwigs Manfred Aguila Peter Alphons_V._von_Aragon Johann_Ii Johann Ferdinand Alphons_V. Ferdinand_dem_Katholischen Ferdinand
296
A. Europa.
der reizenden überaus fruchtbaren Thal-Ebene des Po, und der An-
bau entspricht auch hier ganz der Trefflichkeit des Bodens. Alle
Producte des nördlichen Italiens, Getreide, Reiß, viele Gemüse,
Obstarten und Wein werden in Ueberfluß erzeugt, doch der Wein
nirgend von besondrer Güte, woran die nachlässige Behandlung
wohl mehr als das Klima schuld ist. Wälder finden sich nur in den
Alpen, aber die Menge Pappeln, Ulmenbäume, an welchen der
Wein rankt, Maulbeer- und Obstbäume, unterbrechen einiger-
maßen die allzugroße Einförmigkeit der trefflich angebauten Ebe-
nen. Die Schaafzucht ist hier bedeutender als in irgend einem
andern Theile Italiens, und der Seidenbau steht nur dem piemon-
tesischen nach. — Das lombardisch-venezianische Königreich hat
einen eignen Orden, den von Napoleon 1805 gestifteten und vom
Kaiser Franz 1816 abgeänderten Orden der eisernen Krone, der
aus 3 Klassen besteht. — Man rechnet auch hier gewöhnlich nach
Lire, nur daß die ältere Lira etwa 4 9 ¿ werth ist, die neuere
aber den französischen Franken gleich. Seit 1823 wird im ganzen
Königreich nach östreichischen Lire — 20 Kreutzer oder 5 4 $
gerechnet. In Venedig sind die Zecchiui, eine Goldmünze etwa
3^ an Werth, gewöhnliche
Das Königreich wird in 2 Gouvernements, das von Mailand
pnd das von Venedig getheilt.
a) Das Gouvernement Mailand, der westliche Theil,
zwischen dem Ticino und dem Mincio. Hier sind zu bemerken:
Milano, Mailand (Mediolanum), unter 450 28' N. B.
an der unbedeutenden Olona, aber durch schiffbare Kanäle mit dem
Ticino und der Adda verbunden, die Hauptstadt des Königreichs.
In den letzten Zeiten des römischen Reichs war Mailand oft die
Residenz der Kaiser. Im Mittelalter gehörte sie zu den mächtig-
sten Städten der Lombardei, ward zwar 1162 von Friedrich 1. bis
auf den Grund zerstört, erhob sich aber schnell wieder aus der
Asche. Seit dem 14ten Jahrh. 1313 erhob sich hier die mächtige
Familie der Visconti, welcher später die Sforza in der Herrschaft
folgten, bis das Herzegthum Mailand nach manchen in der Ge-
schichte erwähnten Kriegen an das Haus Oestreich oder vielmehr
Spanien kam. Sie gehört zu den größten und prächtigsten Städ-
ten Italiens und mag gegenwärtig an 150,000 Einw. zählen. Die
meisten Straßen sind indeß weder breit noch gerade, nur der Cor-
so macht eine Ausnahme: dies ist eine breite schöne Straße, an
welche ein schöner öffentlicher Spatziergang stößt, und in welcher,
wie dies in ganz Italien Sitte ist, die vornehme Welt sich gegen
Abend versammlet und spatzieren fährt, reitet oder geht. Unter
den kirchlichen Gebäuden nimmt der berühmte, ganz von weißem
Marmor erbaute und mit mehr als 4000 Statuen in und auswen-
dig verzierte Dom, der an Größe nur der Peterskirche in Rom
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz Franz Friedrich Friedrich Sforza
62
A) Europa.
nur kaum wieder den Flächeninhalt und die Menschenzahl von
1806 erlangte. Es ward ferner entschieden, daß Deutschland ein
Staatenbund souverainer Staaten seyn sollte, und die ersten
Grundzüge der künftigen Verfassung wurden in der sogenannten
Bundesacte vom 8. Juny 1815 entworfen. Mitten aus diesen
Verhandlungen rief die unerwartete Rückkehr Bonaparte's die
Fürsten wieder zu den Waffen. Die Preußen und Engländer ent-
schieden diesmal das Schicksal von Europa in der Schlacht von
Belle Alliance an 18. Juny 1815, und ihr siegreicher Einzug in
Paris brachte die Bourbons zum zweiten Male auf den Thron,
Napoleon aber nach St. Helena. Der zweite Pariser Friede,
20. Nov. 1815, ließ Frankreich die Gränzen von 1790, ohne je-
doch uns das einst treulos entrissene herrliche Elsaß und das halb-
deutsche Lothringen für diesmal wieder zu geben. Zur weitern Be-
festigung der deutschen Angelegenheiten und zur Ausführung der
Wiener Congreß-Acte, ward zu Frankfurt a. M. eine Versamm-
lung von Abgeordneten sämmtlicher deutschen Staaten, der Bun-
destag, verordnet, welcher seine Sitzungen am 5. Nov. 1813
eröffnete. Der Hauptwunsch aller deutschen Völker, eine feste,
gesetzliche, ständische Verfassung zu erhalten, ist bis jetzt bei den
meisten minder mächtigen Staaten und von den größeren bei
Baiern, Wurtemberg, Sachsen und Hannover in Erfüllung
gegangen.
Geographie.
Die alte Eintheilung Deutschlands in 10 Kreise, welche seit
den Zeiten Maximilians 1. bis zur Auflösung des deutschen Reichs
bestanden, verdient schon deshalb hier angeführt zu werden, weil
sie gewiß noch lange im Gedächtniß und im Munde des Volks
bleiben wird. Diese Kreise waren: 1) der Obersächsische, wel-
cher das Königreich Sachsen, die jetzige Provinz Sachsen zum
Theil, die Mark Brandenburg und Pommern umfaßte; 2) der
Niedersächsische, welcher von dem jetzigen Königreich Hannover,
Holstein und einigen angränzenden Ländern eingenommen wird;
3) der Westphälische enthielt einen Theil der jetzigen preußischen
Provinzen am Rhein, einen Theil vom jetzigen Hannover u. a. ;
4) der Burgundische, jetzt ganz von Deutschland abgerissen, bil-
det einen Theil des Königreichs Belgien; 5) der Niederrhei-
nische, welcher vorzüglich die Länder der 3 geistlichen Kurfür-
sten, Mainz, Trier und Eöln, enthielt, gehört jetzt größtentheils
zu den preußischen Rheinprovinzen; 6) der Oberrheinische ent-
hielt Hessen-Cassel, Hessen-Darmstadt, Nassau u. a.; 7) der
Schwäbische wird jetzt größentheils vom Königreich Würtemberg
und dem Großherzogthum Baden eingenommen; 8) der Baiersche
macht den größten Theil des Königreichs Baiern aus, welches auch
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Helena Maximilians
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Europa Paris Frankreich Frankfurt_a._M. Baiern Wurtemberg Sachsen Hannover Deutschlands Sachsen Brandenburg Pommern Niedersächsische Hannover Holstein Westphälische Rhein Hannover Deutschland Belgien Niederrhei- Mainz Oberrheinische Hessen-Darmstadt Nassau Würtemberg Baiern
* 51
Vii. Deutschland.
kaiserliche Macht war gebrochen; Eifersucht und persönliche Rück-
sichren beherrschten die Fürsten, und eine Unendlichkeit ven be-
schwerlichen Fermen verzögerte jeden Reichsbeschluß und lahmte
die Ausführung. Daher als Ferdinand Iii. 1657 gestorben und
sein Sehn Leopold 1., ein gutmüthiger aber kraftloser Fürst, ihm
gefolat war, durfte Ludwig Xiv. es wagen, 1680, sogenannte
Reunims-(Vereinigungs-) Kammern niederzusetzen, welche un-
ter den nichtigsten Vorwänden ganze Districte am Rhein und in
Lothringen, mitten im Frieden, als ihm zukommende, zu andern
an Frankreich abgetretenen Provinzen gehörende Länder in Beschlag
nahmen; ja 1681 sogar ohne irgend einen Schein des Rechts sich
der freien Reichsstadt Straßburg zu bemeistern. Der Kaiser, in
seinen eigenen Staaten von den Türken bedrängt, welche 1683
selbst Wien belagerten, konnte cs nicht hindern, und ward selbst
nur durch die Hülfe des tapfern Johann Scbiesky, Königs von
Polen, gerettet. Nicht zufrieden mit diesen unerhörten Amnaßun-
gen, verlangte Ludwig 1685 im Namen der Herzogin von Orleans,
Schwester des letzten Kurfürsten von der Pfalz, dessen Länder als
eine jener Prinzeß gebührende Erbschaft, und auf die Weigerung
des Reichs ließ er die unglückliche Pfalz diesseits und jenseits des
Rheins durch Turenne 1688 auf Mordbrenner Art verwüsten. Der
durch den Frieden zu Ryswyk 1667 beendigte, aber schwach ge-
führte Reichskrieg brachte keine Veränderung in diesen Zustand der
Dinge. Ein größerer Krieg, den alle Mächte voraussahen, zog
damals die ganze Aufmerksamkeit der Fürsten auf sich. Car! 11.,
der letzte König von Spanien aus dem östreichischen Hause, hatte,
dem Tode nahe, fein Reich dem zweiten Sohne Leopolds, dem Erz-
herzog Carl, zugedacht; Frankreichs Künste aber brachten cs dahin,
daß er zuletzt noch durch sein Testament einen französischen Prinzen
Philipp zu seinem Erben ernannte. Hierüber entstand der in ganz
Europa, vorzüglich aber in Spanien, Italien, den Niederlanden
und Deutschland mit Erbitterung geführte spanische Erbfolgekrieg,
Dom Jahre 1762 bis 1714. Die anfänglich glücklichen Franzosen
wurden 1704 von dem Prinzen Eugen, dem kaiserlichen Feldherrn,
und dem englischen Herzog v. Marlborough bei Hochstädr oder
Blennheim an der Donau gänzlich geschlagen und erlitten auch in
den Niederlanden mehr als einen bedeutenden Verlust. Dem deut-
schen Reiche kam aber davon nichts zu gut; Leopold starb 1705,
sein Sohn und Nachfolger Joseph 1. schon 1711, und so wurde
dessen jüngerer Bruder Carl, eben der, welcher um die Krone Spa-
niens focht, zum Kaiser erwählt. Dieser Umstand kühlte den Eifer
der Engländer und Holländer mächtig ab, welche selbst nicht gern
die alte Monarchie Carls V. wieder herstellen mochten, und so kam
es nach vielen Siegen über diefranzoscn zu dem nachtheiligen Frie-
den von Raftadt und Baden 1714, durch welchen Frankreich im
Besitz aller seiner Deutschland entrissenen Länder blieb. Carl V!.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Leopold_1. Leopold Ludwig_Xiv Ludwig Johann_Scbiesky Johann Ludwig Ludwig Leopolds Carl Philipp Philipp Eugen Eugen Marlborough Leopold Leopold Joseph Carl Carls_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Lothringen Frankreich Wien Polen Rheins Spanien Leopolds Frankreichs Europa Spanien Italien Deutschland Blennheim Donau Baden Frankreich Deutschland