18
A. Europa.
also hierüber sehr verschiedene Systeme. Was die Münzen be-
trifft, so kann man drei vorzügliche Ausmünzungssysteme anneh-
men. 1) Der hannoversche Münzfuß, wo die feine Mark Silber
(16 Loth) zu 101/2 Thaler, oder zu 15 Fl. (Gulden) 45 Kreuzer
ausgeprägt wird. 2) Der sogenannte Conventionsfuß, in Oest-
reich, Sachsen und dem größten Theile von Deutschland herr-
schend, wonach aus der feinen Mark 13'/2 Thaler, oder 20fs.
(daher auch der 20 Guldenfuß genannt) geprägt werden. Der
24 Guldenfuß, wonach man in den Rheingegenden rechnet, ist kein
besonderer Münzfuß, sondern besteht nur darin, daß man dort die
20 Kreuzerstücke für 24 Kreuzer rechnet. 3) Der preußische Fuß,
wonach die feine Mark zu 14 Thaler ausgeprägt wird. Außerdem
herrscht aber noch in Deutschland eine so große Mannigfaltigkeit
in dem innern Gehalte, im äußern Werthe und in der Abtheilung
und Benennung dermünzen, daß es ganz unmöglich ist, und auch
höchst zwecklos wäre, sie hier aufzuführen. — Noch viel größer
ist die Mannigfaltigkeit des Gemäßes und Gewichts in Deutsch-
land, wo beinahe jede irgend bedeutende Stadt ihr eignes Sy-
stem hat.
Das einzige allgemein anerkannte Längenmaaß, die deut-
sche oder geographische Meile, wovon 15 auf einen Grad des Ae-
quators gehen, dient nur zur gelehrten Berechnung und gilt für
das gemeine Leben in keinem einzigen deutschen Lande.
Verfassung.
Nach dem zu Wien, am 8. Juny 1815, geschlossenen Ver-
trage bilden die 34 souverainen Fürsten und 4 freien Städte
Deutschlands einen Staatenbund, verdeutsche Bund genannt,
dessen Mitglieder zu gegenseitiger Vertheidigung und Erhaltung
der Unabhängigkeit und des Besitzstandes eines jeden Mitgliedes
sich verpflichtet haben. Jedem Staate bleibt das Recht, seine in-
neren Angelegenheiten nach eignem Ermessen zu ordnen, auch
Bündnisse mit auswärtigen Mächten zu schließen, doch nur inso-
fern dadurch die Sicherheit des ganzen Bundes oder eines einzel-
nen Bundesstaates nicht gefährdet wird. Jeder Bundesstaat soll
eine landständische Verfassung erhalten, wie dies auch in Vaiern,
Würtemberg, Hannover, Sachsen, Baden, Weimar, Nassau
u. a. schon wirklich der Fall ist. Zu diesem Bunde gehören alle
souveraine Fürsten und freie Städte Deutschlands, von Oestreich
und Preußen diejenigen Provinzen, welche von diesen Mächten für
deutsche sind anerkannt worden, endlich der König der Niederlande
als Besitzer von Luxemburg, und der König von Dänemark als
Besitzer von Holstein. Zur Besorgung allgemeiner Angelegenhei-
ten bilden die Abgeordneten aller dieser Staaten eine Bundesver-
sammlung, der Bundestag genannt, welche ihren Sitz zu
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Europa Oest- Sachsen Deutschland Rheingegenden Deutschland Deutsch- Wien Deutschlands Würtemberg Hannover Sachsen Baden Weimar Nassau Deutschlands Niederlande Luxemburg Holstein
20
A. Europa.
die geistigen Vorzüge überwogen, worin Deutschland einzig in der
Welt dasteht. Wäre nur das Eine, daß die Reformation, jene
geistige Wiedergeburt Europa's, welche ihre Lichtstrahlen über den
ganzen Welttheil verbreitet und überall wahre Wissenschaftlichkeit
und bürgerliche Freiheit auch da hervorgerufen hat, wo man sie
verkannte; welche das einzige, wahre, unüberwindliche Bollwerk
bildet gegen jede Wiederkehr der Barbarei und des Despotismus;
wäre auch nur dies Eine, daß die Reformation deutschen Ur-
sprungs und im Grunde auch nur in Deutschland lebendig heimisch
geblieben ist, während sie in manchen andern protestantischen Län-
dern in einem starren Schlafe zu liegen scheint: so würde schon dies
Eine hinreichen, die geistige Ueberlegenheit Deutschlands siegreich
zu behaupten. Aber auch außerdem dürfen wir nicht vergessen, daß
die zwei Erfindungen, welche die eine in geistiger, die andre in
bürgerlicher Hinsicht die größte Umwandlung in der Welt hervor-
gebracht, die Erfindung der Vuchdruckerkunft und des Schießpul-
vers, Deutschland angehören. Wir dürfen rühmen, daß den
Deutschen die tiefsinnige Erfindung jener einzig der alten entgegen
zu setzenden Baukunst, welche gewöhnlich, aber einseitig, die go-
thische genannt wird, zukommt. Wir dürfen die deutsche Maler-
schule, wenn auch nicht der italiänischen, doch der niederländischen,
wenigstens an die Seite stellen, und auch die Kunst des Kupferstichs
ist eine deutsche Erfindung. In der Musik dürfen nur die älteren
Iraliäner sich mit den Deutschen messen. Wir, die wir die Gei-
steswerke andrer europäischen Völker nicht allein kennen, sondern
oft sie gründlicher würdigen als das Volk, dem sie angehören, dür-
fen uns in vieler Hinsicht des Vergleichs mit den gerühmtesten Wer-
ken fremder Dichtkunst nicht schämen, und die gründliche Gelehr-
samkeit, der unermüdete Fleiß, die unbefangene geistvolle For-
schung deutscher gelehrter Werke wird selbst von den wenigen aus-
ländischen Gelehrten, welche im Stande sind sie zu benutzen, an-
erkannt. Einzig steht Deutschland da in der Tiefe der philosophi-
schen Speculation, wovon andre Völker kaum eine Ahndung ha-
den, und zu gleicher Zeit giebt es kein Land in der Welt, wo die
Schulen sowohl für die höchste Bildung als für den Volksunter-
richt so zahlreich, und im Ganzen so zweckmäßig eingerichtet wä-
ren, als in Deutschland; kein Land, wo mannigfaltige Kenntnisse
und Bildung so allgemein verbreitet wären. Abermals einzig steht
Deutschland, und verdankt diesen Vorzug abermals der Reforma-
tion, in dem Reichthum und der Innigkeit kirchlicher Lieder; in
der Tiefe und dem wahrhaft christlichen Geiste sowohl der theologi-
schen Forschungen als der Kanzelberedtsamkeit, wenn auch die
glänzendere, aber meist oberflächliche und dürftige Beredtsamkeit
der französischen Kanzelredner von Unkundigen mehr bewundert
wird. Und wenn nuil Deutschland trotz seiner weniger günstigen
geographischen Lage, trotz seiner Zersplitterung und der beinahe un-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
55
Vii. Deutschland.
Oesireicher erobern Schlesien und streifen bis Berlin, dennoch aber
siegt Friedrich, 6. Nov., bei Roßbach über die Franzosen, eilt nach
Schlesien, vernichtet eine östreichische Armee bei Leuchen, 5 Dez.,
und hat am Ende des Jahres ganz Schlesien mit Ausnahme einiger
Festungen wieder erobert. Minder glänzend sind die folgenden
Jahre; die Russen werden zwar bei Zorndorf 1758 geschlagen, sie-
gen aber im folgenden Jahre bei Cunersdorf. Mehrere andre Un-
fälle hatten Friedrich geschwächt; die Schlackt bei Liegnitz und der
große Sieg bei Torgau 1760 gaben ihm in Schlesien und Sachsen
das Uebergewicht wieder, doch wäre er bei gänzlicher Erschöpfung
seiner Kräfte, und bei ausbleibenden Hülfsgeldern Englands, wohl
endlich unterlegen, wenn nicht 1762 der Tod seiner erbitterten
Feindin Elisabeth von Rußland ihn gerettet hätte. Matter ward
nun der Krieg von allen geführt, und der Hubertsburger Friede
endigte 1763 den großen Kampf, .ohne daß Friedrich auch nur das
geringste von seinen Staaten eingebüßt hätte. Seinem Vater folgte
Joseph Ii. auf dem Kaiserthron 1765, voll Bewunderung der
Größe Friedrichs, und mit dem Wunsche, gleich ihm der Schöpfer
einer neuen Zeit für seine Staaten zu werden, doch behielt Maria
Theresia bis zu ihrem Tode 1780 die Regierung ihrer Länder. Die
erste Theilung Polens, 1772, in welcher Preußen Westpreußen,
doch ohne Danzig und Thorn, und später den Netzdistrict, Oestreich
einen Theil von Galizien, und Rußland bedeutende Provinzen er-
warb, so wie der baiersche Krieg, 1778 — 79, in welchem Friedrich
noch einmal zur Vertheidigung Baierns gegen Oestreich die Waffen
ergriff, störten im Ganzen nicht die Ruhe Deutschlands. Nach
dem Tode Maria Theresia's griff Joseph das Werk der Verbesserung
in seinen Staaten mit redlichem aber allzuraschem Elfer an. Er
erbitterte die Geistlichkeit durch Aufhebung vieler Klöster und andre
Neuerungen, die Ungarn durch gewaltsame Einführung der deut-
schen Sprache, vorzüglich aber die Niederländer, welche sowohl
auf ihre religiösen Einrichtungen als auf ihre bürgerlichen Freihei-
ten höchst eifersüchtig waren. Ein unglücklich geführter Türken-
krieg vollendete das Mißvergnügen, und als Joseph 1790 uner-
wartet starb, hinterließ er seinen Bruder Leopold Is., bis dahin
Herzog von Toskana, in der schwierigsten Lage. Alle Provinzen
waren in Gährung, und die eben in Frankreich ausgebrochenen
Unruhen, woran die Niederländer lebhaft Theil nahmen, waren
wohl geeignet, allen Fürsten Europa's die ernstesten Besorgnisse
einzuflößen. Ehe wir aber diesen letzten Theil der deutschen Ge-
schichte betrachten, werfen wir einen Blick auf die geistige Entwicke-
lung Deutschlands, für welche der lange im Ganzen ruhige Zeitraum
vom 30jährigen Kriege bis zur französischen Revolution eben so
günstig gewesen, als er auf die politischen Verhältnisse des Vater-
landes nachtheilig gewirkt hat.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Elisabeth_von_Rußland Friedrich Friedrich Joseph_Ii Friedrichs Maria
Theresia Maria Theresia Oestreich Friedrich Friedrich Oestreich Maria_Theresia's Maria Joseph Joseph Leopold_Is Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Roßbach Schlesien Liegnitz Torgau Schlesien Sachsen Englands Friedrichs Polens Danzig Thorn Galizien Deutschlands Toskana Frankreich Deutschlands
58
A. Europa.
Don den neuern wären nur noch Friedrich Ludw. Zacharias
Werner, 17681-1823, und Adolph Müllner, 17741-1829,
zu erwähnen. Unter den Dichtern, welche der letzte Freiheitskampf
mit Frankreich begeisterte, verdienen Maximilian v. Schen-
kendorf 1- 1817, und Theodor Körner, 1791 ch 1813,
rühmliche Auszeichnung. — Die Geschichte der letzten Jahre, seit
dem Ausbruche der französischen Revolution, haben wir unter
Frankreich (I. Th. S. 231 u. f.) bereits kennen gelernt, und holen
daher hier nur dasjenige nach, was mehr zur deutschen Geschichte
gehörend, dort nicht angeführt werden konnte.
Die in den Gemüthern aller Fürsten durch die in Frankreich
ausgebrochcnen Unruhen veranlaßten Besorgnisse; der Wunsch, die
alte Ordnung und das Ansehen des Königs dort wieder herzustellen,
veranlaßten Oestreich und Preußen, sich durch den Vertrag von
Pilnitz 1791 enger zu verbinden. Leopold erlebte den Ausbruch des
Krieges nicht, und sein Sohn Franz Ii. ward sein Nachfolger.
Die Franzosen, weit entfernt die verbündeten Monarchen zu fürch-
ten, erklärten ihnen selbst 1792 den Krieg. An der Spitze eines
zu schwachen Heeres von Oestreichern und Preußen drang der Her-
zog von Vraunschweig in die Champagne ein, fand aber bald, wie
sehr die hochgespannten Erwartungen der Emigranten ihn getäuscht,
und mußte, nach einigen unbedeutenden Vortheilen, einen durch
Mangel, ungünstige Witterung und dadurch erzeugte Krankheiten
höchst verderblichen Rückzug antreten. In den Niederlanden wie
am Rhein ward nun mit Erbitterung gefochten, allein trotz einiger
Siege der Oeftreicher und Preußen blieb doch im Ganzen genom-
men das Uebergewicht auf Seiten der Franzosen. Dies und der
in Polen ausgebrochene allgeineine Aufstand, welcher Preußen auch
dort einen gefährlichen Krieg! zu führen nöthigte, bewog diese
Macht zu dem Baseler Frieden 1795 mit Frankreich, wodurch das
linke Rheinufer preisgegeben, das nördliche Deutschland aber we-
nigstens durch eine von Preußen besetzte Dcmarcationslinie gedeckt
wurde. Oestreich beharrte noch 2 Jahre auf dem Kriegsschau-
plätze; als aber Bonaparte 1796 in einem glänzenden Feldzuge
ganz Oberitalien erobert und im folgenden Jahre selbst in die öst-
reichischen Erbstaaten vorgedrungen war, während Moreau in
Deutschland die vom Erzherzoge Carl geschlagene Armee Jourdans
auf einem meisterhaften Rückzüge aus Baiern bis an den Rhein
zurückführte, kam der erste Friede mit Frankreich zu Campo For-
mte» 1797 zu Stande, und in dem darauf folgenden Congreß zu
Raftadt ward die Abtretung des linken Rheinufers bestätigt und
die Aufhebung der geistlichen Fürstenthümer zur Entschädigung der
übrigen Fürsten beschlossen. Dieser sowohl als die folgenden Frie-
densschlüsse mit Frankreich waren, bei dem immer weiter um sich
greifenden Ehrgeiz der Republik und mehr noch ihres neuen Ober-
hauptes Bonaparte, in der That nur als Waffenstillstände zu be-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Zacharias
Werner Adolph_Müllner Maximilian_v Maximilian Theodor_Körner Leopold Leopold Franz_Ii Franz Oestreich Carl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Frankreich Frankreich Rhein Polen Frankreich Deutschland Oberitalien Deutschland Jourdans Baiern Rhein Frankreich Rheinufers Frankreich
93
Vii, Deutschland. Preußen.
ger auf der rechten Seite der Oder, und an den Gränzen von
Polen und in Oberschlesien noch am wenigsten verdeutscht; hier
wie überall zeichnet sich der Deutsche durch Betriebsamkeit und
höhere Cultur vor dem Slaven aus. Die Protestanten sind etwas
zahlreicher als die Katholiken, haben aber erst seit der preußischen
Eroberung vollkommene Freiheit und gleiche Rechte erhalten.
Schlesien machte lange Zeit einen Theil des polnischen Reiches aus,
gerieth aber, als durch Erbtheilungen im 14ten Jahrhundert an
16 verschiedene unabhängige, schlesische Regentenhauser entstan-
den waren, unter böhmische Lehnsherrschaft. Die eigenen Für-
sten starben nach und nach aus, und Schlesien blieb ein Theil der
Krone Böhmen bis 1742. Unter der östreichischen Herrschaft wur-
den die zahlreichen Protestanten sehr bedrückt und ihre durch den
westphalischen Frieden bestimmten Rechte wenig geachtet. Die
meisten ihrer Kirchen wurden zerstört, und nur Carls Xíi. sieg-
reiche Waffen konnten den Hof bewegen, die entrissenen zurückzu-
geben und den Aufbau einiger neuen, daher Gnaden-Kirchen ge-
nannt, zu gestatten. Die Provinz Schlesien wird in ihrer ganzen
Länge von So. nach Nw. von der Oder durchströmt, welche bei
Ratibor anfängt schiffbar zu werden. Sie theilt das Land in zwei
beinahe gleiche Hälften, deren Beschaffenheit aber sehr verschieden
ist: die rechte, oder polnische Seite ist durchaus eben und meist
sandig; die linke, oder deutsche Seite ist hügelig und gebirgig
und im Ganzen ungleich fruchtbarer und besser angebaut. Der
Lauf der Oder begründet auch die alte Eintheilung in Ober- und
Niederschlesien, wovon ersteres ein rauheres Klima, weniger
fruchtbaren Boden und zahlreiche Waldungen hat. Nach Polen
und Brandenburg zu ist das Land durchaus eben und offen, auf der
südlichen Seite aber wird cs von Mähren und Böhmen durch ein
ununterbrochenes Gebirge, die Sudeten oder der Sudetsch,
getrennt, welche in verschiedenen Abtheilungen verschiedene Na-
men führen. Der Theil des langen Gebirgszuges, welcher sich
von den Karpathen an der mährischen Gränze bis an die ehema-
lige Grafschaft Glatz erstreckt, heißt das mährische Gebirge;
hierauf folgt das mehr Massen - und kesselartige Gebirge der Graf-
schaft Glatz; und von da an heißt der Gebirgszug bis an die Lausitz
das Riesengebirge. Dieses, der höchste Theil der ganzen
Reihe, trägt auch auf seinem Kamm oder Rücken die höchsten,
einsam emporsteigenden Kuppen; so die Schnee- oder Riesen-
koppe oder Kuppe, 5000 F. hoch, auf deren Gipfel eine 1681
erbaute Kapelle steht, worin sonst einigemal im Jahre Gottes-
dienst gehalten wurde, jetzt aber ist sie zur Aufnahme von Reisen-
den eingerichtet. Die eigentliche Kuppe ist ziemlich steil und schwie-
rig zu ersteigen. Das große Rad 4700 F., die Sturm-
haube 4500 F. hoch u. a. Der nordwestliche Theil endlich wird
das Jsergebirge oder der Jserkamm genannt und endigt
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: Carls_Xíi Glatz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Polen Oberschlesien Ratibor Niederschlesien Brandenburg
148
A. Europa.
geholt und dem übrigen Europa zugeführt. Dieser höchst Vortheil«
hafte Handel war die Grundlage von Lübecks Größe. Schon
längst hatten sich Kaufmannsgesellschaften gebildet zum Schutz des
Handels gegen Land- und Seeräuber; die wichtigste Verbindung
dieser Art aber war die durch Lübeck und Hamburg zuerst 1241
geschlossene Hansa, an welcher in der Folge viele Städte des
nördlichen Europa Theil nahmen und wovon Lübeck dasoberhaupt
war. Schon in der letzten Hälfte des 13ten Jahrhunderts hatte
die Hanse, außer vielen kleineren, vier Haupt-Handelsniederla-
gen, zu Brügge in Flandern, zu London, zu Bergen in Norwe-
gen, und die wichtigste von allen, wegen des asiatischen Handels,
zu Nowgorod in Rußland. Das 14te und 15te Jahrhundert war
der Zeitpunkt der höchsten Blüthe der Hanse, wo sie in allen Län-
dern große Vorrechte genoß und durch ihre Seemacht selbst Köni-
gen furchtbar war. Das 16te Jahrhundert brachte sie in Ver-
fall; die Entdeckungen der Portugiesen und Spanier gäben dem
indischen Handel eine durchaus veränderte Richtung, und England
und die Niederlande blühten durch eigene Fabriken und Handel
empor. Die meisten Städte verließen nach und nach den Bund,
der ihnen keinen Vortheil mehr gewährte, und seit 1630 hörte
diese große Verbindung gänzlich auf; nur Hamburg, Bremen
und Lübeck stehen noch im Bündniß mit einander und führen den
Namen Hanseatischer Städte fort. Das Sinken der Hanse war
auch der Untergang von Lübecks Größe, welches, minder günstig
gelegen als die beiden andern, seinen alten Wohlstand nie wieder
erringen konnte. In neueren Zeiten ist Lübeck von mannigfalti-
gem Unglück betroffen worden. Als 1806, nach der Schlacht bei
Iena, die Trümmer des preußischen Heeres, von der Uebermacht
gedrängt, sich unter Blüchers Führung endlich in Lübeck warfen,
ward die Stadt am 6. Nov. durch Sturm von den Franzosen ein-
genommen und mit beispielloser Wuth behandelt. Das Jahr 1810
machte Lübeck zu einer Provinzialstadt des französischen Rei-
ches; bis 1813 auch hier die alten Verhältnisse wieder hergestellt
wurden. —
Die Stadt Lübeck liegt mit ihrem Gebiete zwischen Hol-
stein und Mecklenburg, an dem Ausfluß der schiffbaren Trave,
einige Meilen von der Ostsee. Die Stadt selbst liegt unter 53°
50' N. Br. zwischen der Trave und der Wackenitz, welche letztere
aus dem Ratzeburger-See kommt; oberhalb der Stadt mündet
ein Kanal in die Trave, welcher schon 1390 angelegt worden, zur
Verbindung der Trave und der Elbe, vermittelst der Steckenitz.
Die Trave ist zwar tief genug für größere Schiffe, aber eine Sand-
bank an ihrer Mündung verhindert das Einlaufen in dieselbe.
Die größten Schiffe werden daher auf der Rhede erleichtert und
-können dann erst bis zum Hafen der Stadt, Travemünde, ge-
langen. Lübeck liegt auf einem Hügel und ist befestigt. Sie ist
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Vii. Deutschland. Würtemberg.
155
durchaus gebirgiges und hügeliges Land, ohne eigentliche Ebenen.
nner mir vielen schönen, weiten und fruchtbaren Thalern. D,e
westliche Gränze macht der Schwarzwaid dessen Arme sich weit
ins Land erstrecken; der südöstliche Th-il wtrd von der rauhen Alp
md ikrcn Verzweigungen bedeckt. Dt- rauhe Alp erhebt sich Nicht
v,-i über 3ümf., und obgleich die Gipfel meist kahl sind hat sie
t)od) hettlicbc §Söslibunqcn und fd^one 4.f)cticr. 2)ci' ^)ciuptflu§
des Landes ist der Neckar, welcher auf dem Schwarzwalde ent-
svrinar, bei Kanstadt schiffbar wird und vorzüglich den Kocher und
die^art aufnimmt. Die Donau durchströmt zwar das Land, wird
aber erst an der Gränze, bei Ulm, schiffbar, wo sie die aus den
Tyroler Alpen kommende Iller aufnimmt. Außer dem Bodensee
ist nur noch der Federsee vorhanden, dessen Abfluß, die Kanzach,
in die Donau geht. — Würtemberg ist im Ganzen ein höchst ge-
segnetes Land; besonders sind die herrlichen Thaler des Neckar und
der Donau von hoher Fruchtbarkeit, und das beinahe durchaus
sehr milde Klima begünstigt den Ackerbau und die reichste Obstzucht.
Der Reichthum des Landes besteht vorzüglich in Getreide, Obst
und Wein, wovon viel ausgeführt wird; dev Neckarwein ist der
beste. Höhere Gegenden liefern trefflichen Hanf und Flachs und
sehr viel Holz, womit .ein starker Handel nach Holland geführt
wird. An Mineralien, wie an Mineralquellen, ist Würtemberg
nicht'sehr reich: Eisen ist das Hauptproduct. Dem bisherigen
Mangel an Salz ist durch neuerlich aufgefundene Salzlager glück-
lich abgeholfen. — Die Einwohner, durchgängig Deutsche, sind
größtentheils lutherisch, wie auch die königl. Familie; an Katholi-
ken zahlt man etwa 430,000; Reformirte2500, größtentheils aus-
gewanderte Niederländer (Wallonen) und Salzburger. Auffallend
ist in einem so gesegneten Lande, daß die Einwohner von jeher Nei-
gung zur Auswanderung gezeigt haben, und noch jetzt häufig nach
dem südlichen Rußland und nach Amerika ziehen. — Als der letzte
König 1806 Mitglied des Rheinbundes geworden, vernichtete er
eigenmächtig die alte, von ihm selbst beschworne Verfassung.
Nachdem Deutschland wieder befreit und auf dem Wiener Congreß
für ganz Deutschland ständische Verfassungen verheißen worden,
wollte er eine solche seinem Lande geben, konnte aber mit den Ab-
geordneten des Landes sich darüber nicht vereinigen. Seinem Soh-
ne, dem jetzigen Könige, ist es nach mancherlei Schwierigkeiten
endlich gelungen, zur höchsten Zufriedenheit des ganzen Landes, eine
feste, höchst wohlthätige Verfassung, 1819, einzuführen.
Außer den für den letzten Krieg ertheilten Ehrenzeichen hat
Würtemberg 2 Orden. Der Orden der würtembergischen Krone,
welcher seit 1818 an die Stelle des 1702 gestifteten Ordens des
goldenen Adlers und des 1806 gestifteten Cwilverdienstordens ge-
treten ist. Der Militairverdienstorden ersetzt seit 1810 den 1759
gestifteten St. Carls-Orden; er zählt 4 Klaffen. — Sieben
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ulm Donau Würtemberg Donau Holland Würtemberg Amerika Rheinbundes Deutschland Wiener_Congreß Deutschland Würtemberg
202
A. Europa.
síes, d. i.aegyptier; im Oestreichischen, wo man sie anzusiedeln be-
müht ist, werden sie vorschriftsmäßig Neubauern genannt. —
Endlich leben noch in Ungarn viele Armenier, meist Viehhänd-
ler. — Die magyarische Sprache, mit keiner europäischen ver-
wandt, ist in der neuern Zeit zur allgemeinen Geschäftssprache
erhoben worden und hat die ehemals sehr allgemein gesprochene
lateinische verdrängt. — In Hinsicht der Religion theilen sich
die Einwohner in Katholiken an 5,060,600; Griechen über 2 Mil-
lionen; Protestanten und zwar Reformirte über 1 Million, und
Lutheraner über 600,000; welche verfassungsmäßig gleiche Rechte
genießen sollen; doch unterliegen die Protestanten noch immer, be-
sonders in Hinsicht ihrer Studien auf deutschen Universitäten, und
selbst für den Buchhandel, mancherlei lästigen Beschränkungen. —
In bürgerlicher Hinsicht unterscheidet man die Einwohner in Adel,
Bürger und Bauern. Der zahlreiche Adel gilt hier alles; er allein
kann adelige Güter besitzen, ist frei von allen Steuern und Zöllen;
was er dem Könige etwa bewilligt, wird stets nur als Geschenk
betrachtet; er sendet aus seinermitte dieabgeordneten zum Reichs-
tage, auf welchem alle Angelegenheiten des Landes berathen und
die Abgaben bestimmt und auf die einzelnen Diftriete vertheilt wer-
den. Der hohe Adelige ist gebornes Mitglied des Reichsraths, der
niedere Adel wählt aus seiner Mitte Deputirte. Kein Bauer kann
einem Edelmann gegenüber vor Gericht stehen. Die Bürger der
freien königl. Städte sind zwar frei für ihre Person und selbst von
den meisten Steuern und Zöllen, schicken auch Abgeordnete zu den
Reichsständen, aber in so geringer Zahl, daß ihr Einfluß für
nichts zu rechnen ist; auch dürfen sie keine adeligen Grundstücke
erwerben. Alle Last der öffentlichen Abgaben, alle Frohnen und
Hofedienfte fallen also auf den unglücklichen Bauer, misera coii-
tribuens plebs (der elende steuerpflichtige Pöbel), wie die Ge-
setze selbst ihn nennen; er steht beinahe in jeder Hinsicht ganz in
der Willkühr seines Gutsherrn, hat kein liegendes Eigenthum,
darf meistentheils seinen Wohnort nicht ändern (glebae adscrip-
tus) und wird zum regelmäßigen Militairdienst ausgehoben, wäh-
rend der Adel nur verpflichtet ist, in dringenden Nothfällen die
sogenannte Jnsurrection, d. h. ein meist wenig brauchbares allge-
meines Aufgebot, in Person zu bilden. Nur der deutsche Bauer,
die Cumaner und Iazygen sind persönlich frei. Bei diesem Zu-
stande der Dinge darf man sich wohl nicht wundern, daß Ungarn
an Cultur so sehr gegen andre Lander zurücksteht, nur mit Polen
läßt es sich in dieser Hinsicht, und zwar zu seinem Vortheil ver-
gleichen, und doch verdankt es noch die wenige Betriebsamkeit sei-
nen deutschen Bewohnern, welche sich auch hier als die gebildet-
sten und fleißigsten zeigen. Der Fabriken sind äußerst wenige;
doch ist das ungrische Leder geschätzt, und selbst der Handel, durch
eifersüchtige Mautheinrichtungen an den östreichischen Gränzen
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Oestreichischen Ungarn
264
A. Eurvp a.
diese Macht verschwand beinahe gänzlich, als von 1398 an eine
ganze Reihe Papste bis 1377 zu Avignon residirten. Noch schlim-
mer wurde dieser Zustand, als von 1378—1411, während des
großen Schisma (Spaltung), 3 Papste zugleich auftraten und ein-
ander gegenseitig in den Bann thaten. Erft die Kirchenversamm-
lung zu Kostnitz, welche diesem Aergerniß ein Ende machte und die
Päpste wieder zu Nom zu wohnen veranlaßte, befestigte damit
auch ihre Macht über diese Stadt. Die letzten Länder - Erwerbun-
gen theils durch Kauf und Erbschaft, theils durch Gewalt, fanden
erst im 16ten und 17ten Jahrhundert Statt und gaben dem Kir-
chenstaat seine jetzige Ausdehnung. — In Neapel starb der nor-
männische Regentenstamm mit Wilhelm 11. 1189 aus; seine Toch-
ter Constantia heirathete Heinrich Vi., Sohn Friedrichs I., und
so kamen diese schönen Länder an das Haus Hohenstaufen, unter
welchem, und namentlich unter Friedrich 11., der Italien beinahe
garnicht verließ, sie glückliche Zeiten verlebten. Aber nach dem
Tode Conrads, Sohn Friedrichs Is., riefen die Päpste, ewige
Feinde der Hohenssaufen, Carl von Anjou, einen Bruder Ludwigs
des Heiligen, welcher auch den Vormund des jungen Conradin,
Manfred, der sich selbst zum Könige aufgeworfen, besiegte und
das Reich in Besitz nahm. Conradin, der letzte Sprößling jenes
edlen Hauses, als Kind in Deutschland erzogen, kam mit einem
Heere nach Italien, um sein unbestreitbares Recht zu behaupten,
aber in der Schlacht bei Aguila oder Tagliacozzo 1268 gefangen,
ließ der unedle Sieger ihn 1269 zu Neapel enthaupten. Vor sei-
nem Tode hatte er seinen Verwandten Peter, König von Aragon,
zum Erben ernannt, und dieser entriß auch Carln glücklich Sizi-
lien, nachdem alle Franzosen auf dieser Insel am 30. März 1282
(die sizilianische Vesper) waren ermordet worden. Bis 1442 blie-
den beide Lander getrennt, wo Alphons V. von Aragon nun auch
Neapel erwarb. Nach seinem Tode wurden sie wieder getrennt;
sein Bruder Johann Ii. erbte Sizilien, und von diesem erbte es
Ferdinand der Katholische von Spanien. Neapel aber fiel Ferdi-
nand, einem natürlichen Sohne Alphons V. zu, doch wurden seine
Nachfolger von Ferdinand dem Katholischen vertrieben, und so blieb
das Reich beider Sizilien von 1504 an zwei Jahrhunderte bei Spa-
nien und wurde von Vizekönigen regiert.
Wichtiger, als diese zum Theil unbedeutenden politischen An-
gelegenheiten, ist die Betrachtung des Wiederauflebens der Künste
und Wissenschaften in Italien, wo sie nach langen Jahrhunderten
der Barbarei zuerst wieder eine günstige Aufnahme fanden, und
besonders im 15ten und 16ten Jahrhundert im herlichsten Verein,
wie in keinem andern Lande Europa's, blühten. Wir geben also
hier eine kurze Uebersicht der italiänischen Kunst und
Litterlatur, welche wir, um Unterbrechungen zu vermeiden,
gleich bis auf die neueste Zeit hinabführen.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr]]
Extrahierte Personennamen: A._Eurvp Wilhelm Constantia Heinrich_Vi Heinrich Friedrichs_I. Friedrichs_I. Friedrich_11. Friedrich Conrads Friedrichs Carl_von_Anjou Ludwigs Manfred Aguila Peter Alphons_V._von_Aragon Johann_Ii Johann Ferdinand Alphons_V. Ferdinand_dem_Katholischen Ferdinand
292
A. Europa.
c) Das Gebiet der ehemaligen Republik oder das jetzige Her-
zogthum Genua (Liguria) ist ein schmaler Küstenstrich, wel-
chen der hier zwar nicht hohe, aber überaus wilde und kahle Apen-
nin vom übrigen Italien so gänzlich scheidet, daß nur 2 fahrbare
Straßen, die eine über den Paß der Boccheffa nach Piemont und
die andre neu angelegte am Meere nach Toscana führen. Das
schmale Uferland, welches den großen Meerbusen von Genua um-
faßt, wird Riviera genannt und in R. di levante das östliche,
und R. di ponente das westliche getheilt. An Ackerbau ist hier
nicht zu denken, nur Kastanien, Wein, Südfrüchte und vorzüg-
lich der Oelbaum gedeihen in diesem dürren und heißen Lande.
Selbst die Palme gedeiht hier, wenn auch die Früchte nicht reif
werden; bei Bordighera, in der riviera di ponente findet man
ein ganzes Palmenwäldchen. Der Apennin hat nur dürftige Sträu-
cher und der Meerbusen wenig Fische. Die Einwohner sind ge-
werbfleißig und durch die Natur und den Charakter auf den Han-
del angewiesen, sie gelten aber in Italien selbst für verschmitzt,
grausam und treulos; ihr vom Italiänischen sehr abweichender
Dialect wird der Zeueise genannt, weil sie statt Reuova, Zena
sagen.
Der Hauptort Genova, Genua, unter 44° 9i. B. am
Meerbusen gleiches Namens, mag jetzt 80000 Einw. haben. Ge-
nua führt in Italien selbst den Namen 1a superba, die prächtige,
und verdient ihn in vielcrhinsicht, besonders wenn man vom Meere
aus die in einem weiten Bogen an den Bergen emporsteigende
Menge von Pallästen überschaut. Der Anblick des Innern zerstört
aber bald diese Täuschung, wo man nichts als enge, krumme, der-
gige, erstickende Straßen und Plätze, die kaum diesen Namen ver-
dienen, findet. Nur eine einzige macht eine Ausnahme, die Stra-
da Balbi, mit ihren Verlängerungen der 8t. miova und der St.
imovissima (die neue und die neueste), welche ziemlich breit und
auf beiden Seiten mit den herrlichsten Palläften besetzt ist. Hier
zeigt sich der ungeheure Reichthum, dessen einst Genua sich erfreute,
denn die meisten dieser Palläfte sind ganz von Marmor erbaut, mit
den herrlichsten Säulen und eisernen Gittern verziert und beher-
bergen überdies noch große Schätze an Kunstsammlungen. Die
vorzüglichsten sind: der Pallast Durazzo, jetzt der königliche, der
größte und herrlichste von allen, die Palläste Balbi, Pallavicini,
Brignola, der der Universität u. m. a.; aber der herrliche Pallast
Doria ist jetzt eine Kaserne, und der alte Pallast der Dogen la
Signoria, ein festungsartiges Gebäude, ist jetzt dem königlichen
Senate eingeräumt. Ein anderer Pallast Doria, ganz von wei-
ßem Marmor, liegt besonders schön am Hafen. Diekirchen, über
10ö, sind zwar überaus prächtig, aber nicht ausgezeichnet, der Zu-
gang zu der einen, 8. Sebastiane, wird durch eine über eine tiefe
Schlucht erbaute Brücke gebildet, welche einen beliebten Spatzier-
»
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]