Vii. Deutschland.
31
der Hand seiner Gemahlin. Sein Sohn Friedrich Ii., 1197 —
1°50 mußte Zeitlebens für die Anmaßungen seines Vaters büßen.
Die deutschen Fürsten, vom Papste aufgereizt, wollen einen andern
König wählen, zerfallen aber bei der Wahl, und so wird Philipp
von Schwaben von einigen, Otto I V. von Baiern von andern er-
nannt, welche nun bis zum Tode Philipps, welcher 1208 von Otto
von Wittelsbach ermordet wird, Deutschland mit Kampf und Blut
erfüllen. Unzufrieden mit Otto, führt der Papst nun selbst den
iungen Friedrich Ii. auf den Thron, welcher dafür einen Kreuzzug
versprechen muß. Aber selbst die endliche, obgleich lange verzö-
gerte Erfüllung dieses Versprechens kann den wieder erwachten al-
ten Haß der Papste gegen die Hohenstaufen nicht versöhnen. Fried-
rich wird in den Bann gethan, weil er zögert, und bleibt in dem
Bann, weil er ohne Blutvergießen das schon verlorne Jerusalem
durch Tractate wieder in die Gewalt der Christen bringt. Da die
deutschen Fürsten dem Kaiser treu bleiben, wird der eigne Sohn
Friedrichs, Heinrich Vii., zur Empörung verleitet; und als Fried-
rich diesen überwunden und gefangen gesetzt und auf einem Reichs-
tage zu Mainz 1235 den Welfenstreit endlich dadurch beendigt, daß
er dem Sohne Heinrichs des Löwen, Otto das Kind, seine Erblän-
der Braunschweig und Lüneburg zurückgiebt, läßt der Papst durch
einige geistliche Fürsten einen Gegenkönig, Heinrich Raspe von
Thüringen, ernennen, welcher aber nach einigen Monaten stirbt.
Nun bietet der Papst die deutsche Krone eine Zeitlang vergebens
aus,"bis endlich ein unbedeutender Jüngling, Wilhelm von Hol-
land, sie annimmt, ohne jedoch den mindesten Einfluß in Deutsch-
land gewinnen zu können. Friedrich Ii. aber, nachdem er ver-
geblich alles gethan, um vom Banne befreit zu werden, ja selbst
sich vor einem Concilio über seinen Glauben gerechtfertigt hat, stirbt
1259, wahrscheinlich an Gift, zu Fiorentino in Italien. Sein
wackerer Sohn Conrad Iv., schon König von Italien, kann we-
gen Feindschaft des Papstes nicht zur deutschen Krone gelangen und
stirbt 1259 an Gift, als er eben in Begriff war nach Deutschland
abzugehen. Der ohnmächtige Wilhelm stirbt im nemlichen Jahre.
Noch aber lebte ein Hohenstaufe, der junge Conradin von Schwa-
den, Sohn Conrads I V., auch dieser mußte auf Anstiften der
Päpste, als er sein Erbe Neapel von dem Usurpator Carl von An-
jou wieder erobern wollte, auf dem Blutgerüste 1268 sterben. Kein
deutscher Fürst mochte unter solchen Umständen die Kaiserkrone er-
werben, und so ward sie zu gleicher Zeit von einer Partei dem Her-
zoge Richard von Cornwallis, von einer andern dem Könige Al-
phons von Caftilien übertragen, wovon ersterer selten, letzterer
nie nach Deutschland kam. Werfen wir nun, nach dieser blos po-
litischen Uebersicht, einen Blick auf die inneren Angelegenheiten
Deutschlands, so verdient besonders Folgendes unsre Aufmerksam-
keit. Es war nunmehr gänzlich entschieden, daß Deutschland ein
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Philipp
von_Schwaben Philipp Otto_I_V._von_Baiern Otto Philipps Philipps Otto
von_Wittelsbach Otto Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Heinrich_Vii Heinrich Heinrichs Heinrichs Otto Heinrich_Raspe_von
Thüringen Heinrich Wilhelm Friedrich_Ii Friedrich Conrad_Iv. Wilhelm Conrads_I_V. Carl_von_An- Richard_von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Friedrichs Mainz Lüneburg Italien Italien Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland
34
A. Europa.
gion, Liebe und feine Sitten veredelte Tapferkeit allgemein ver-
breitet, und was den Sinn und das Leben des Ritters erfüllte,
das sollte nun auch in Gesang und Worten ausgesprochen werden.
Im südlichen Frankreich, unter einem glücklichen Himmel, in der
Nachbarschaft der ewigen Kriege mit den Arabern in Spanien,
erblühten zuerst die Lieder der Liebe und des Heldenmuthes in den
Gesängen der provenzalischen Troubadours. Leicht fand diese edle
Kunst Eingang bei den gleichgestimmten Gemüthern des deutschen
Adels und ward von den großen Herrschern des schwäbischen Stam-
mes, Friedrich!., Heinrich Vi., Friedrich!!., Conrad Iv.,
nicht allein gepflegt, sondern selbst von ihnen ausgeübt. Von der
Mitte des!2ten Jahrhunderts bis zum Ende des !3ten dichteten
und sangen eine Menge Fürsten und Herren in Deutschland, und
treffliche Sänger waren einer erfreulichen Aufnahme an den mei-
sten Fürstenhöfen, unter welchen der des Landgrafen Hermann
von Thüringen glänzt, gewiß. Die berühmtesten Namen aus jener
Zeit sind die eines Wolfram v. Eschenbach, Hartmann
von der Aue, Ulrich v. Lichten stein, Conrado. Würz-
burg, Heinrich v. Meißen genannt Frauenlob, Hein-
rich v. Ofterdingen, Walther von der Vogelweide,
Klinsor, Heinrich v. Veldeck u. a. Ihre und vieler an-
dern höchst zarte, glühende und kunstreich gestaltete lyrische Ge-
dichte bilden die zuerst von Bodmer !758 herausgegebene Samm-
lung von Minnesingern, welche in der neuesten Zeit geistvolle Bear-
beiter antiek, Görres, von derhagen, Lachmann u. a.
gefunden haben. Auch die Heldensagen älterer Zeiten fanden
Bearbeiter in jenen schönen Tagen, und als der Gipfel aller Dich-
terwerke dieser Periode steht unvergleichlich da das neuerdings von
v. d. Hagen, Zeune, Lachmann und Wilh. Grimm mannigfaltig
erläuterte und bearbeitete deutsche Epos, das Lied der Nibe-
lungen, welches den Untergang eines burgundischen Heldenstam»
mes schildert: der Verfasser ist unbekannt. Nicht unwürdig steht
ihm zur Seite das Heldenbuch, eine Sammlung mannigfaltiger
Heldensagen, meist aus den Zeiten des Atilla und der Ostgothen,
von verschiedenen unbekannten Dichtern. Der älteste Abdruck ist
von !477, vollständiger und genauer von v. d. Hagen und Pri-
misser, Berlin !820 und !825. — Nicht zufrieden die einhei-
mischen Sagen bearbeitet zu haben, entlehnten die Dichter oft ih-
ren Stoff aus Sagen und Gedichten der Provenzalen und Franzo-
sen, welche sie jedoch, nur wie aus dem Gedächtniß, mit großer
Freiheit behandelten. So haben wir aus dem Sagenkreise vom
König Arthus und der Tafelrunde, den Wigalois von Wirnt
von Grafenberg; den Iw ein von Hartmann v. d. Aue; Tri-
stan und Isolde von Gottfried von Straßdurg; Wigamur
von einem unbekannten Dichter; Lanzelot vom See. Aus
dem Sagenkreise vom heiligen Gral («unguis regalis, saiug
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Extrahierte Personennamen: Friedrich!. Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Friedrich! Friedrich Conrad_Iv. Hermann
von_Thüringen Wolfram_v Eschenbach Hartmann Ulrich_v Conrado Heinrich_v Heinrich Heinrich_v Heinrich Bodmer Lachmann Hagen Lachmann Hagen Hartmann Gottfried_von_Straßdurg
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Spanien Deutschland Görres Hagen Nibe- Berlin Franzo- Grafenberg
56
A) Europa.
Hann Andreas Cramer, 1723-j- 1788; Johann Frie-
rt ch Freiherr von Cronegk, 1731 f 1758; Johann Pe-
ter Uz, 1720 f 1796: der edle Beförderer der Wissenschaften
Ioh. Wilh. Ludw. Gleim, 1719-j-1803, seine Kriegslieder
eines preußischen Grenadiers sind seine beste Arbeit; der liebens-
würdige Dichter des Frühlings Christian Ewald v. Kleist,
1715 s 1759; undcarl Wilh. Ramler, 1725-j-1798, des-
sen Oden seinem Ruhm begründen. Sie alle überstrahlte indeß der
Schöpfer der deutschen Metrik, dessen Verdienste um vaterlän-
dischen Sinn und Sprache unsterblich sind, Friedrich Gott-
lieb Klopstock, geb. zu Quedlinburg 1724 -j- 1803. Sein
frommes und edles Gemüth spiegelt sich in seiner großen Schöpfung,
dem Messias, ab, und unendlich groß war seine Wirkung auf seine
Zeitgenossen. — Groß ist die Zahl der Männer, welche seit der
Mitte des 18ten Jahrhunderts bis zum Ende desselben durch ihre
Schriften in allen Fächern des menschlichen Wissens vorbildend und
anregend wirkten. Vor allen verdient eine rühmliche Anerkennung
der als scharfsinniger Kritiker und Forscher, als tiefer Denker und
zugleich lichtvoller Prosaiker und nicht unglücklicher Dichter höchst
bedeutende Gotthold Ephraim Lessing, geb. zu Camenz
1729 -f- 1781. Ihm zur Seite steht würdig der Schöpfer des Stu-
diums der alten Kunst, der auch im Auslande hochberühmte Jo-
hann Joachim Winkelmann, geb. zu Stendal 1717 -j-1768.
Einer der tiefsten und bedeutendsten Geister seiner Zeit, einzig in
der schwer zu enträthselnden Hülle seiner dunkeln Schriften, war
Ioh. Georg Hamann aus Königsberg in Preußen, 1730-j-
1788. Unsterblich ist der Name Immanuel Kant, geb. zu
Königsberg 1724 -j-1804, Schöpfer der kritischen Philosophie und
dadurch Wiedererwecker der seit Leibnitz in Deutschland vergessenen
höhern Spéculation. Die vielen seit ihm in Deutschland entstan-
denen philosophischen Systeme, wenn gleich zum Theil feindlich
gegen ihn gerichtet, zeigen am besten, wie mächtig er auf seine
Zeit gewirkt. Um von den noch lebenden Nachfolgern oder Geg-
nern Kants zu schweigen, erwähnen wir nur des durch vaterlän-
dische Gesinnung nicht minder als durch Tiefe des Geistes aus-
gezeichneten Johann Gottlieb Fichte, geb. in der Lausitz
1762 f 1814, und des 1770 zu Stuttgart gebornen, zu Berlin
1831 an der Cholera gestorbenen Georg Wilhelmfriedrich
Hegel. Höchst würdig schließt sich an diese Männer der als Theo-
log, Philosoph und Dichter gleich ausgezeichnete Johann Gott-
fried v. Herder, geb. zu Mohrungen in Ostpreußen 1744, gest.
zu Weimar 1803. — Wenn gleich minder bedeutend als die eben
genannten, wirkten doch höchst wohlthätig und mannigfaltig auf
ihre Zeit der fromme Johann Joachim Spalding, 1714
-j- 1804; der Schweizer Johann Caspar Lavater, 1741
ck 1801; der unter dem Namen des Wandsbecker Boten bekannte
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Extrahierte Personennamen: Andreas_Cramer Johann_Frie- Johann Cronegk Johann_Pe- Johann Christian_Ewald_v Ramler Friedrich_Gott- Friedrich Klopstock Ephraim_Lessing Joachim_Winkelmann Georg_Hamann Leibnitz Johann_Gottlieb_Fichte Johann Georg_Wilhelmfriedrich
Hegel Johann Johann_Joachim_Spalding Johann Johann_Caspar_Lavater Johann
Extrahierte Ortsnamen: Europa Quedlinburg Stendal Königsberg Königsberg Deutschland Deutschland Stuttgart Berlin Weimar
88 ' A. (Europa.
Die Provinz, wird in 3 Regierungsbezirke getheilt; wir fel-
gen dieser Eintheilung der Kürze wegen: wie denn überhaupt die
große Zahl merkwürdiger Orte dieser Provinz uns nöthigt, uns
auf das Allerwichtigste zu beschränken.
n) Zum Bezirk von Magdeburg gehören:
Magdeburg, eine Hauptfestung, am linken Ufer der Eide,
mit über 49009 Einw. Zu ihren weitläufigen Werken gehören
die Sternschanze, die Citadelle auf einer Insel, die Thurmschanze
auf dem rechten Ufer der Elbe u. a. Zwei Vorstädte, die Neu-
stadt und die Sudenburg, liegen außerhalb der Werke. Die Stadt
ist zwar meist eng und winklig , aber gut gebaut; eine schöne
Straße, der breite Weg, verbindet die beiden Plätze, den alten
Markt, worauf die Statue Otto des Großen, und den schönen,
mit Alleen und den besten Gebäuden umgebenen Domplatz. Der
Magdeburger Dom gehört zu den schönsten Denkmählern altdeut-
scher Baukunst im nördlichen Deutschland; seine beiden Thürme
find 332 F. hoch. Es ist das einzige Gebäude, welches das Feuer,
bei der Eroberung Magdeburgs durch Tilly 1631, verschonte.
Die Stadt hat 2 geachtete Gymnasien, ansehnliche Fabriken, vor-
züglich aber einen höchst wichtigen Handel. 1806 gerith sie nach
einer kurzen Belagerung in die Hände der Franzosen und kam erst
1814 an Preußen zurück. Ganz in der Nähe liegen die Trümmer
der ehemals berühmten, bei der Belagerung verwüsteten Schule,
Kloster Bergen.
Zwei Stunden südöstlich von Magdeburg liegen an und un-
weit der Elbe die 3 durch Coloniften-Anlagen verbundenen Städte
Schönebeck, Frose und Groß-Salza, mit der größten
Saline in den preußischen Staaten, sie liefert jährlich über ^Mill.
Centner Salz. Die Quellen und Gradirwerke sind zu Alten-
Salze, von wo die Soole nach Schönebeck geleitet und hier ver-
sotten wird; aus den Abgängen werden Glaubersalz, Salmiak u. a.
chemische Producte gewonnen. In geringer Entfernung südlich
liegt die Herrenhuter-Colonie Gnad au; und noch weiter südlich
der kleine Ort Staßfurt, wo ebenfalls eine Saline.
Nach dem Harze zu liegt an der Holzemme die Stadt Hal-
be r ft a d t, mit 16,560 Einw., guten Schulen und einigen Fabri-
ken; unter den Kirchen zeichnet sich die schöne Domkirche aus.
Die Stadt liegt in einer überaus fruchtbaren Gegend; die Spie-
gelberge, lu St. davon, sind ein angenehmer Lustort der Be-
wohner. Noch näher am Harze und schon in dessen Vorbergen
liegt der nahrhafte Ort Quedlinburg, an der Bode, mit
11,500 Einw., die sich vorzüglich mit Branntweinbrennerei be-
schäftigen. In der Kirche des dabei auf einem Felsen liegenden
fürstlichen Schlosses ist das Grab Kaiser Heinrichs I Quedlin-
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Extrahierte Personennamen: Otto Gnad Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: Europa Magdeburg Magdeburg Magdeburger_Dom Deutschland Magdeburgs Magdeburg Quedlinburg
Vii. Deutschland. Sächsische Herzogtümer. 127
Steinbach, welcher dem Main zufließt, führt Perlenmuscheln. —
Seit 1824 ist eine neue ständische Verfassung eingeführt.
Die Haupt- und Residenzstadt Meiningen liegt an der
Werra und zahlt über 4500 Einw. Das Schloß, Elisabe-
thenburg, hat eine ansehnliche Bibliothek und verschiedene
Kunstsammlungen. Eine Stunde davon, in Dreißigacker, ist
eine bekannte Forstakademie. — Am Fuße des Inselöberges liegt
der reizende Badeort Liebenstein, mit einem Sauerbrunnen
und vielen freundlichen Anlagen. Eine halbe Stunde davon das
herrlich auf einem Felsen gelegene Schloß Alten ft ein mit einem
schönen Park, und am Fuße desselben beim Dorfe Glückbrunn
eine weite Kalkhöhle, in welcher viele fossile Knochen gefunden wor-
den sind. Etwas westlich davon liegt das Dorf Möhra, der
Stammort von Luthers Geschlecht.
Hildburghausen, am rechten Ufer der Werra, mit über
4000 Einw. Beim Schlosse ist ein schöner Garten und die Stadt
selbst ist mit Alleen umgeben.
Saalfeld, am linken Ufer der Saale, mit nahe an 4000
Einw. und 2 Schlössern, wovon das eine zur Münze eingerichtet
ist. Der Bergbau, ehemals sehr bedeutend in dieser Gegend, be-
schrankt sich jetzt auf Eisen und Alaun. Bei Mö lsdorf, lj2 St.
von der Stadt, zeigt ein einfacher Würfel von Sandstein den Ort
wo Prinz Louis Ferdinand von Preußen, am 10ten October 1806
kampfend fiel. — Beim Orte Lehesten, auf dem Kamm des
Gebirges, ist ein trefflicher Schieferbruch. Pösneck, anderorla,
mit über 3000 Einw. hat eine Porzellanfabrik.
14. Das Herzogthum Sachsen-Altenburg.
Es besteht a) aus dem ehemaligen Herzogthum Altenburg,
welches zu Gotha gehörte, ein hügeliges, fruchtbares, vortrefflich
angebautes Land, welches von der Pleiße durchflossen wird. Es
bringt viel Getreide, Hanf, Flachs und Obst hervor, hat bedeu-
tende Viehzucht, aber keinen Bergbau. Die Einwohner, welche
sich durch eine eigenthümliche Tracht und altherkömmliche Sitten
auszeichnen, scheinen ursprünglich wendischen Stammes zu seyn.
fc) Das Amt Kahla an der Saale. Zusammen enthalten diese Län-
der auf 24 □ M. über 115,000 lutherische Einwohner.
Im größer« östlichen Landestheile liegen:
Alten bürg, die Residenz, mit 11000 Einw. an einem Bache,
unweit der Pleiße. Die Stadt ist wohlgebaut und hat mehrere
Fabriken. Dabei auf einem Felsen das Schloß, aus welchem 1455
der Ritter Kunz von Kauffungen, aus Privatrache, die beiden Söh-
ne des Kurfürsten Friedrichs des Sanftmüthigen entführte; seinen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Steinbach Louis_Ferdinand_von_Preußen Ferdinand Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Main Dreißigacker Dorfe_Glückbrunn Dorf_Möhra Luthers Hildburghausen Werra Saalfeld Herzogthum_Altenburg Gotha Friedrichs
201
Vil. Deutschland. Oestreich.
men die rothen Weine von Menes, an der Marosch, unter 46°,
ein; dann die gewöhnlicheren Sorten, der Ofener, Erlauer, Oe-
denburger u. s. w. Man rechnet, daß im Durchschnitt 18 ^Millio-
nen Eimer jährlich gewonnen werden; wovon sehr viel nach Po-
len, Rußland und Schlesien geht. — Ganz vorzüglich reich ist
Ungarn an Mineralprodueten; kein Land von Europa hat so viel
Gold; nächstdem ist der Bau auf Silber, Kupfer, Blei, Eisen,
Steinkohlen, Salz, sehr bedeutend. Ausgezeichnet schön sind die
ungrischen Opale. — Die Zahl der Einwohner beträgt etwa
9.000. 600, mithin etwa 2000 auf die □ M., eine sehr geringe
Zahl für ein so reiches Land. Sie unterscheiden sich in folgende
Aauptstämme: 1. Eigentliche Ungarn, oder vielmehr Magya-
ren, gegen 4 Millionen, aber das herrschende Volk, zu welchem
der ganze hier allein mächtige Adel gehört, und welche allein zu
allen Ehrenstellen gelangen. Ein schöner, kräftiger Körperbau,
ein rascher, lebendiger Geist, ein feuriger Charakter, zeichnen
den Maguaren aus und verrathen den orientalischen Ursprung des
Volks. Die eigenthümliche Tracht, unsrer Husarenkleidung ähn-
lich, erinnert an den alten Nomadenzustand, wo der Magyar
stets zu Pferde und stets bewaffnet war. Zu den Magyaren kann
man noch die Cumanen, etwa 70000, und die Jazygen, etwa
45000, als Stammverwandte rechnen. 2. Slaven, über
4.000. 000, leben alle in einem Zustande der tiefsten bürgerlichen
Herabwürdigung, beinahe rechtlos und völlig unterdrückt; sie un-
terscheiden sich in S la waken, welche vorzüglich die mittleren
und westlichen, und Croaten, welche die südlicheren Gegenden
bewohnen. 3. Deutsche, über '/? Million; seit dem 10ten
und vorzüglich im 12ren Jahrhundert eingewandert, haben sie
besonders die nördlichen Gegenden besetzt, den Bergbau und die
Gewerbe in Aufnahme gebracht und sich wenigstens persönlich frei
behauptet. Außerdem leben noch verschiedene Völkerstämme in
Ungarn, als: Wlachen, wahrscheinlich Nachkommen der alten
Bewohner zur Zeit der Römer, an 600,000; sie sind meist Hirten
und Fuhrleute; Juden über 130,000; Zigeuner, ein räth-
selhafres, heimathloses, meist nomadisirendes, vom Wahrsagen,
Pferdehandel, kleinen Metallarbeiten, vorzüglich aber von Be-
trug und Diebstahl lebendes Völkchen, etwa 30000. Sie erschie-
nen zuerst im 14ten und 15ten Jahrhundert in Europa und wur-
den anfänglich als aus Aegypten vertriebene Christen überall wohl
aufgenommen, bis ihr unüberwindlicher Hang zum Müßiggang
und zum Stehlen sie aus den meisten gebildeten Ländern vertrie-
den hat. Die wahrscheinlichste Meinung ist die, daß sie aus Ost-
indien, von der dort tief herabgewürdigten Kaste der Sudra's
stammen. In jedem Lande Europa's bezeichnet man sie mit einem
verschiedenen Namen; in Frankreich heißen sie Lobómiens; in
Spanien Xitanos(chitanos); in Italien Zingari; in England Gip-
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TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Menes
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Europa □_M. Ungarn Ungarn Europa Frankreich Spanien Italien_Zingari England
205
Vii. Deutschland. Oestreich.
buhler Siebenbirgen und einen Theil von Ungarn überlassen mußte.
Erft 1598 ward Siedenbirgen, in welchem zuletzt die Familie Ba-
then geherrscht hatte, mit der östreichischen Monarchie verbunden.
Seitdem hat Ungarn, wiewohl nicht ohne einige Unruhen, welche
durch Hartnäckigkeit der Großen auf Vereinen, und Eingriffe in
ihre Verfassung von der andern Seite veranlaßt wurden, treulich
die Schicksale der Monarchie getheilt.
Geographie.
Ungarn wurde ehemals in Ober- oder das östliche und Nieder -
Ungarn oder das weft'iche getheilt, jetzt aber in 4 Kreise, diesseits
d. h.im N. und Osten, und jenseits d. h. im S. und W. der Donau;
diesseits d. h. im N., und jenseits d. h. im S. und O. des Theiß,
und diese Kreise in 46 Gespanschaften oder Comirate. Die wich-
tigsten Oerter sind:
Presburg (mag. ko8on^), unter 480 am linken Donair-
ufer, eine schön gebaute Stadt in einer herrlichen, fruchtbaren
Gegend, mit 35000 meist deutschen Einw., worunter an 8000pco-
reftanten. Eine fliegende Brücke verbindet beide Ufer des Flusses.
Bis 1784 war sie die Haupt- und Krönungsftadt des Reichs, die
heilige Krone wurde hier aufbewahrt und. die Könige in der großen
Stadtkirche gekrönt, nachdem sie vorher auf dem vor den Thoren
künstlich errichteten Königshügel umhergeritten und ein gezücktes
Schwerdt nach allen Weltgegenden geschwungen. Die Reichstage
werden noch hier gehalten. Das königl. Schloß auf einenfihügel
in der Stadt ist 1811 bis auf die Hauptmauern abgebrannt. An
Gebäuden sind zu erwähnen: das Landhaus, in welchem sich die
Stande versammeln; das alte Rathhaus, der erzbischöfliche Pal-
last, das Theater. Presburg hat eine sogenannte Akademie oder viel-
mehr eine hohe Schule der philologischen und Rechtswissenschaften,
ein katholisches und ein protestantisches Gymnasium, einige Fabri-
ken und ansehnlichen Handel vorzüglich mit Wein und Getreide.
Ofen (mag. Buda), unter 47" 29' am rechten Donauufer,
mit etwa 30000 Einw. Sie ist jetzt die Hauptstadt Ungarns, der
Sitz des Palatins und aller Landesbehörden. Sie besteht aus
4 Theilen, der befestigten Oberstadt auf einem Berge, worin das
Schloß, in welchem jetzt die heil. Krone aufbewahrt wird; der am
Fuße des Berges liegenden schönen Wasserstadt; dem Neuftifte,
in welchem eine 52 F. hohe Dreifaltigkeitssäule, und der Raitzen-
stadt, in welcher sich die berühmten warmen Bäder befinden. Dicht
bei der Stadt liegt der St. Gerhards - oder Blocksberg, auf wel-
chem sich in einem leider übermäßig feuchten Lokal die Universitäts-
Sternwarte befindet. Ofen fiel 1526, doch nur auf kurze Zeit, in
die Hände der Türken, dann aber blieb es von 1530 — 1683 in
ihrer Gewalt, und erst Maria Theresia ließ das zerstörte Schloß
wieder prächtig erbauen und schenkte es der von Tyr.iau hierher
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Schwerdt Gerhards Blocksberg Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ungarn Ungarn Ungarn Donau Donair- Ungarns Palatins
240
Europa.
bald Gelegenheit, seinen unersättlichen Ehrgeiz zu befriedigen. Alle
italische Bundesgenossen, schon längst unzufrieden, daß sie zwar
die Siege der Römer, aber nicht die Vortheile derselben theilten,
und aufgereizt durch die zu ihren Gunsten schon früher geschehenen
Vorschläge des C. Gracchus, forderten jetzt, die Marser, Sam-
niter und Lucanier an der Spitze, das römische Bürgerrecht, wo-
mit damals nicht allein ein bedeutender Einfluß auf die politischen
Angelegenheiten, sondern auch völlige Abgabenfreiheit verbunden
war. Rom sah sich mit einem Male durch diesen Awand um viele
Jahrhunderte zurückgeschleudert und auf sein altes Gebiet be-
schrankt; nur die Lateiner blieben treu. Höchst blutig und nichts
weniger als ausgezeichnet glücklich war der marsische oder Bundes-
genossenkrieg für die Römer, deren Sylla und Marius die Jtalier
ebenso geschickte Feldherren, vornehmlich dem Silo Popädius, und
gleiche Waffen und gleiche Kriegskunst entgegensetzten. Dieser Krieg,
welcher den damals überaus blühenden Anbau Italiens bedeutend
zerstörte, ganze Völkerschaften ausrottete und den ersten Grund
zur spätern Verödung des Landes legte, konnte nicht anders been-
digt werden, als daß der Senat nach und nach allen Bundesgenos-
sen, vom Rubico bis an die südlichste Spitze Italiens, das Bür-
gerrecht bewilligte, 666 d. St. 88 v. Chr. Eine neue und drohende
Gefahr mochte auch wohl die Römer nachgiebiger gemacht haben.
Mithradates, gewöhnlich Mithridates genannt, König von Pon-
tus, hatte qanz-Klein-Asien überschwemmt, alle dort lebenden Rö-
mer, an 150,000, ermorden lassen, und war selbst nach Griechen-
land vorgedrungen, wo er zum Theil mit offenen Armen empfangen
wurde. Die mächtige Partei der Reichen und Vornehmen in Rom
bewirkte, daß Sylla zum Feldherrn in diesem Kriege ernannt wurde ;
kaum aber war er zum Heere abgegangen, als die Volkspartei diese
Wahl widerrief und den Marius ernannte. Auf diese Nachricht
läßt Sylla alle Anhänger des Marius ermorden, Marius vergilt
ihm das Gleiche in Rom, muß aber bei der Annäherung Sylla's
fliehen und entkommt mit Mühe nach Afrika. Sylla's Einzug in
Rom ward durch Tod und Verbannung seiner Feinde bezeichnet.
Hierauf geht er nach Griechenland, schlägt den überlegenen Feind
mehrere Male, verfolgt ihn nach Asien und nöthigt ihn zum Frie-
den, 670 d. St. 84 v. Chr., in welchem er seine asiatischen Er-
oberungen wieder herausgeben muß. Indeß hatte der Consul Cin-
na, ein Freund des Marius, diesen zurückgerufen, und beide wü-
theten nun gegen ihre Feinde, wie in einer eroberten Stadt, bis
Marius nach 17 Tagen am Uebermaaß des Trunkes starb. Cinna
will gegen (Zylla zu Felde gehen, wird aber in einem Auf-
laufe der Soldaten getödtet. Jetzt kehrt Sylla mit einem sieg-
reichen Heere zurück, und nach einem langen und blutigen Kampfe
mit den Anhängern des Marius, worunter dessen Sohn und Ser-
torius die bedeutendsten, dringt der siegreiche Sylla, nach einer
Schlacht
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Extrahierte Personennamen: C._Gracchus Marius_die_Jtalier Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Zylla Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italiens Italiens Rom Rom Afrika Rom Griechenland Asien
Vili. Italien.
253
den schimpflich erkauft, überließ sich ganz seinen Ausschweifungen
und seiner Grausamkeit, bis er durch eine Verschwörung umkam.
Von nun an ward lange Zeit hindurch der Kaisertitel von den
übermüthigen Prätorianern, bald auch von den Legionen in den
Provinzen feilgeboten. Zuerst erhielt ihn Helvidius Pertinax, der
noch im selben Jahre seiner Sparsamkeit wegen ermordet ward;
als Meistbietender bekam ihn nun Didius Julianus und fiel im
nemlichen Jahre 193. Unter mehreren Mitbewerbern behauptete
sich der tapfere aber grausame Septimius Severus. Glücklich
gegen die Parther starb er 211 zu York, wohin ihn die Einfalle
der wilden Caledonier gerufen. Von seinen beiden Söhnen Ca-
racalla und Geta ermordete der erstere den andern in den Armen
der Mutter, durchzog plündernd und mordend alle Provinzen, bis
er von seinen eigenen Soldaten 217 getödtet ward. Makrin,
kaum auf den Thron erhoben, wird wieder ermordet, und der
rasende Weichling Heliogabalus, früher Priester der Sonne zu
Emesa, wüthet bis 222. Sein Nachfolger Alexander Severus,
ein Knabe von 14 Jahren, versprach viel unter der Leitung sei-
ner trefflichen Mutter Mammäa, aber die Zügellosigkeit der Sol-
daten wollte keine Schranken dulden, sie ermordeten ihn 235. Zu
seiner Zeit entstand die neupersische Monarchie, den Römern nicht
minder furchtbar, als früher die Parther. Gegen den nur durch
körperliche Größe und Stärke ausgezeichneten Maximinus Thrax
erhoben sich in Afrika Gordianus, Vater und Sohn, und als
diese gefallen, auch der Enkel des ältern, und dieser selbst wird
von Philippus Arabs, früher Räuberhauptmann, ermordet.
Philippus feierte die tausendjährige Dauer des römischen Reichs
und kam bald nachher um. Immer wilder wird nun die Verwir-
rung; Decius, bekannt durch eine blutige Verfolgung der Chri-
sten, Valerian, der in der Gefangenschaft der Perser'starb, und
viele ihrer Gegner verschwinden in wenigen Jahren. Unter Gal-
lienus, des Valerian Sohn, erreicht die Zwietracht den höchsten
Gipfel; in allen Provinzen stehen Kaiser auf, so daß man diese
Zeit die der 30 Tyrannen zu nennen pflegt, obgleich die Zahl der-
selben nicht völlig so groß war, bis endlich Aurelian, der Wieder-
hersteller des Reichs, 270 von der Armee in Pannonien zum Kai-
ser erwählt wird. Von allen Seiten hatten die Barbaren die
Gränzen überschritten und verwüstet, die Perser hatten Syrien
erobert, und obgleich von Odenatus, aus Palmyra, zurückge-
schlagen, war daraus nur ein den Römern feindliches Reich, der
Staat von Palmyra, entstanden, welchen die Witwe Odenats,
Zenobia, mit männlichem Heldenmuthe behauptete. Aurelian
schlug die Deutschen am Rhein und an der Donau, die Gothen
in Thrazien zurück, zerstörte das Reich der Zenobia und nahm sie
selbst gefangen, kam aber 275 durch eine Verschwörung im Heere
um. Nach langem Zwischenraum wagt es einmal wieder der Se-
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Viii. Italien.
22'5
ward; die damals wachsende und gegen das Meer vordrängende
Macht der Volsker scheint dies Bündniß, welches 150 Jahre be-
stand, veranlaßt zu haben. So lange Tarquinius lebte, bis 259,
wurden die Plebejer von den Patriziern äußerst schonend behan-
delt ; kaum aber war dieser letzte Gegenstand ihrer Furcht ver-
schwunden, als sie sich aller Härte und allem Uebermuthe ihres
eingewurzelten Kastenstolzes überließen. Besonders wurde über
die Harte geklagt, womit patrizische Gläubiger ihre unglücklichen
plebejischen Schuldner behandelten. (Nach den fast im ganzen
Alterthum herrschenden Grundsätzen durfte der unbefriedigte Gläu-
biger seinen Schuldner fesseln, ins Gefängniß werfen, als Skla-
ven gebrauchen, oder selbst ins Ausland verkaufen.) Widersetz-
lichkeit des Volks bei den Aushebungen zum Kriegsdienste und un-
glückliche Feldzüge waren die Folge der Erbitterung. Um das
Volk zu schrecken, ward ein Dictator ernannt, eine Würde,
vor welcher alle übrige Aemter in der Republik verschwanden und
welche man immer nur in Zeiten der höchsten Noth zur Erfüllung
eines bestimmten Zwecks übertrug; dem Dictator, doch ihm un-
tergeordnet, stand jedesmal ein Magister eqiiituni, Anführer
der Reiter, zur Seite; war das Geschäft vollbracht, die Gefahr
vorüber, so legte der Dictator sein Amt nieder und die Consuln
und übrigen Beamten traten wieder in ihre Verrichtungen ein.
Das Volk beharrte indeß auf die billige Forderung gesetzlichen
Schutzes und milderer Behandlung, und weil kein andres Mit-
tel übrig blieb, zog sich endlich im Jahre der St. 260 das aus
einem Feldzuge eben zurückkehrende Heer einige Stunden von der
Stadt auf den heiligen Berg und schien entschlossen, ein undank-
bares Vaterland zu lverlassen. Jetzt mußte ihnen der Senat be-
willigen, daß jährlich aus der Mitte der Plebejer anfänglich 2,
dann 5, in der Folge 10 Volkstribunen ernannt wurden,
deren Person geheiligt und deren Amt darin bestand, das Volk
gegen die Gewaltthätigkeiten der Patrizier zu schützen; in der
Folge erhielten die Tribunen eine außerordentliche Gewalt im
Staate und hemmten mit einem Worte, veto, (ich verbiete),
jeden ihnen gefährlich scheinenden Beschluß drs Senats. Zu glei-
cher Zeit mögen auch die Aedilen entstanden seyn, eine Art
polizeilicher Beamter, denen die Aufsicht auf die öffentlichen Ge-
bäude, (daher der Name), die Getreidczufuhr und ähnliche Dinge
übertragen war. Bei einer bald darauf eingetretenen Hungers-
not!) schlug ein durch frühere Siege ausgezeichneter Patrizier,
Marcius Coriolanus, vor, dem Volke die aus Sicilien erhaltenen
Getreidevorräthe so lange vorzuenthalten, bis cs in die Abschaf-
fung der tribunizischen Gewalt eingewilligt hätte; nur freiwillige
Verbannung entzog ihn der Wuth des Volks. Bald aber, 262
d. St., kehrte er, so erzählt die hier abermals etwas unsichere
Sage, an der Spitze der Volsker zurück, drang bis an die Mauern
Blanc Hanrb, 11. 2, Ausl. 15
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