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Vii. Deutschland.
Sprachen weichen, aber einzig steht sie da in der neuern Zeit an
Reichthum, Kraft und Fülle des Ausdrucks, lebendiger Bildsam-
keit und an geistiger Tiefe: wie die Deutschen ohne allen Vergleich
über alle Völker der neuern Welt in tiefer, gründlicher wissen-
schaftlicher Bildung hervorragen, so ist auch ihre Sprache die ein-
zige, welche mit gleichem Glück der tiefsten Spekulation, der innig-
sten Frömmigkeit und der höchsten Poesie den gediegenen Ausdruck
leiht. Bildsam und reich wie keine, vermag sie jede Eigenthüm-
lichkeit der romanischen Sprachen, ja selbst, was diesen ganz ab-
geht, den Rhythmus und das Sylbcnmaaß der alten Sprachen
wenigstens annährend auszudrücken und nachzuahmen; aber die
ächtesten und tiefsten Geisteswerke der Deutschen vermag keine ro-
manische Sprache anders als in einer wässerigen Umschreibung zu
übertragen. Innerhalb Deutschlands wird die deutsche Sprache
in 2 Hauptmundarten geredet, im Norden die nieder- oder platt-
deutsche, welche am meisten mit dem Holländischen und Englischen
verwandt ist; im Süden die oberdeutsche, welche wieder in ver-
schiedene Dialecte, als den östreichischen, baierschen, fränkischen,
schwäbischen und schweizerischen zerfällt. Ueber beiden, doch dem
Oberdeutschen näher stehend, waltet das sogenannte Hochdeutsch,
die allgemeine Sprache allergebildetcn, die allgemeine Gelehrten -
und Vüchersprache und als solche das eigentliche Deutsch. Im
strengsten Sinne kann man aber nicht sagen, daß diese irgendwo
Volkssprache sey, so wenig als das reine, edle Italiänisch irgend-
wo vom Volke gesprochen wird.
In Hinsicht auf Religion ist im Süden der Katholizismus, im ,
Norden der Protestantismus vorwaltend, so daß etwa 10 Millio-
nen Katholiken, und über 15 Millionen Protestanten in Deutsch-
landwohnen, wozu noch einige kleinere, dem Protestantismus un-
gehörige Parteien, als Herrenhuter, Mennoniten und O.uäker,
kommen. Der durch die Zei§ längst schon abgestumpfte Unterschied
der Lutheraner, deren es etwa 13 Millionen, und derreformirten,
deren man an 3 Millionen zählte, ist in den meisten deutschen Län-
dern seit mehreren Jahren auch factisch aufgehoben und beide Par-
teien haben sich beinahe überall zu Einer evangelischen Kirche
vereinigt. Auch giebt es in den östreichischen Staaten griechische
Christen. Nach den allgemein von allen deutschen Staaten aner-
kannten Gesetzen sollen alle christliche Parteien nicht allein Dul-
dung, sondern gleiche Freiheiten genießen, was indeß hin und wie-
der noch gehässige Ausnahmen leidet.
Münzen. Maaße.
Bei der Zerstückelung Deutschlands in so viele unabhängige
Staaten ist bis jetzt an eine Uebereinstimmung der Münzen, Maaße
und Gewichte noch nicht ernstlich gedacht worden, und es herrschen
Blanc Handb. Ii. L. Aust. 3
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Extrahierte Personennamen: L._Aust
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Deutsch- Deutschlands
108
A. Europa.
4. Das Königreich Hannover.
Dieser seit 1814 zum Königreiche erhobene Staat besteht aus
den alten Besitzungen des Kurhauses Braunschweig-Lüneburg und
einigen seit 1814 und 15 neu hinzugekommenen Ländern, als: Ost-
friesland, Theile von Münster und Lingen, Hildesheim u. a. In
seiner jetzigen Gestalt wird es umgeben von Holstein, Mecklenburg,
Preußen, Braunschweig, Hessen, den Niederlanden und der Nord-
see, und zählt auf 695 □ M. 1,580,000 Einw., wovon die über-
wiegende Mehrzahl Lutheraner und nur etwa 200,000 Katholiken
und 100,000 Reformirte sind. Sie gehören beinahe sämmtlich zu
dem alten Stamme der Sachsen, mit Ausnahme der Friesen in
Ostfriesland und einiger Wenden in der Nähe der Elbufer. Der
größte Theil des Landes spricht plattdeutsch. Die jetzige regierende
Familie stammt von Heinrich dem Löwen, einem der mächtigsten
deutschen Fürsten im 12ten Jahrhundert, welcher selbst von väter-
licher Seite dem alten italiänischen Hause Este und somit dem bai-
rischen Welfen - oder Guelfenftamm, von mütterlicher Seite aber
dem altsächsischen Billungischen Hause angehörte. Von seinen
weitläuftigen, Sachsen (im damaligen Umfange einen großen Theil
von Norddeutschland begreifend) und Baiern umfassenden Staa-
ten kam nur ein geringer Theil, das bisherige Braunschweig-
Lüneburg und Wolfenbüttel, auf seinen Enkel Otto das Kind, und
nachfolgende Theilungen zersplitterten die Macht dieses Hauses
immer mehr, bis endlich am Ende des 16ten Jahrhunderts die
beiden noch jetzt bestehenden Häuser Braunschweig-Lüneburg und
Braunschweig-Wolfenbüttel entstanden, wovon ersteres 1714 den
großbritannischen Thron bestieg. Der König von Hannover ist also
zugleich König von England; aber beide Länder sind übrigens in
jeder Hinsicht durchaus getrennt, so daß, wenn die Krone Eng-
lands an eine Prinzessin käme, der ihr in der Erbfolge nächste
Prinz Hannover als ein besondres Reich bekommen und der Zu-
sammenhang mit England aufhören müßte. Die Lüneburgischen
Fürsten erhielten 1692 die Kurwürde, und die königliche 1814.
Bei dieser Gelegenheit ward das Jahr darauf der Guelfenorden ge-
stiftet, welcher aus 8 Klassen besteht und ohne Unterschied der Ge-
burt und des Standes ausgetheilt wird.
Der Staat Hannover besteht aus einer größer» nördlichen und
einer kleinern südlichen, von der ersten durch das Braunschweig-
sche getrennten Hälfte. Die Beschaffenheit des Landes ist sehr ver-
schieden; der ganze südliche Theil, welcher ^/s des Harzes begreift,
ist gebirgig. Von der nördlichen Hälfte ist nur der südliche Rand
gebirgig, alles übrige ist durchaus eben. Die Gebirge gehören zu
den metallreichsten in Deutschland, und der hannöversche Bergbau
im Harz, welcher zum Theil mir Braunschweig gemeinschaftlich be-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich Otto
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschland Schweiz Deutschlands Deutschland Deutschlands Baiern Atter- Oestreichischen Deutschland Pommern Brandenburg Deutschlands Rhein Europa
68
A. Europa.
Gestalt. Ein Theil von Polen, unter dem Namen Großherzog-
thum Posen, ward ihm wieder zugesprochen, so wie Neufchatel,
die Hälfte von Sachsen, das bisherige Schwedisch - Pommern,
und am Rhein und in Westphalen außer seinen alten Provinzen
noch Jülich und Berg, die ehemals Trier - und Cölnischen Länder,
woraus die jetzige westliche Hälfte der Monarchie besteht; dagegen
trat es an Baiern Anspach und Baireuth und an Hannover Oft-
fricsland, Hildesheim und einen bedeutenden Theil von Münster
ab; so daß die Monarchie jetzt zwar die Seelenzahl von 1806 mehr
als vollständig besitzt, dagegen aber an Flächenraum verloren hat.
E i n t h e i l u n g.
Die preußische Monarchie wird jetzt, mit Ausnahme von
Neufchatel, in 10 Provinzen eingetheilt, welche zwar größten-
theils die Namen ihrer alten Bestandtheile führen, doch mit ver-
änderten Gränzen und Umfang. Jede Provinz wird in mehrere
Regierungsbezirke, zusammen 25, und jeder Bezirk in Kreise ge-
theilt. Von den 10 Provinzen gehören 7 zum deutschen Bunde,
die 3 übrigen, Ost - und Westpreußen und Posen, sind davon aus-
geschlossen.
Die östliche Hauptmasse enthält:
1. und 2. Oft-und Westpreußen, oder das
Königreich Preußen.
Umgeben von der Ostsee, von Rußland, Polen, Posen,
Brandenburg und Pommern, enthalten diese Provinzen auf
1168 □ Meilen etwa 2 Millionen Einwohner. Diese sind zwar
größtentheils Deutsche, doch sind im Osten von Ostpreußen die
Litthauer und in Westpreußen die Polen zahlreich, daher auch
alle 3 Sprachen hier geredet werden. Die Litthauer gehören zum
Stamme der Letten. Die in Preußen wohnenden haben, obwohl
mit vielen deutschen Colonisten untermischt, noch zum Theil ihre
Sprache und ihren Nationalcharakter beibehalten. Sie sind flei-
ßig, stark, und gute Soldaten. Von ihren eigenthümlichen Lie-
dern, Oa'inos, hat Herder uns Proben gegeben. Ganz Ostpreu-
ßen ist lutherisch, Westpreußen größtentheils katholisch. Außer
diesen beiden herrschenden Kirchen finden sich in Preußen zerstreut,
besonders in Westpreußen, etwa 13000 Mennoniten, oder Tauf-
gesinnte, wie sie sich selbst lieber nennen. Sie sind eigentlich die
Nachkommen der durch ihren unsinnigen Fanatismus zur Zeit der
Reformation berüchtigten Wiedertäufer, nur sind ihre Ansichten
und Lehren durch einen friesländischen Geistlichen, Simonis
Menno, 1505 f 1561, gemildert worden. Sie taufen nur Er-
wachsene und Unterrichtete, leisten keinen Eid, führen nie die
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380
A. Europa.
ser wo möglich noch an Fleiß übertreffen; sie bauen und verarbei-
ten viel Baumwolle und etwas Zuckerrohr. Die Insel ist ebenfalls
befestigt und hat treffliche Landungsplätze. Der Hauptort Jlabat-
to hat 3ooo Emw. — Die kleine unbedeutende, nicht viel über
*/io □ M. große, zwischen den beiden andern gelegene Insel Do-
mino, enthält doch über Ooo Einwohner.
Ix. Griechenland. (Graecia)
Dieser Name, an welchen sich die größten geschichtlichen und
wissenschaftlichen Erinnerungen knüpfen, ist in verschiedenen Zei-
ten in sehr verschiedener Ausdehnung gebraucht worden. Wir
wählen ihn daher zur allgemeinen Bezeichnung der Länder, wel-
che jetzt den europäischen Theil des türkischen Reiches und den neu
begründeten griechischen Staat ausmachen und zwischen dem 34°
47' und dem 48° 18' N. Br. liegend, im Norden von Oestreich
und Rußland, im Westen von Oestreich, dem adriatischen und
jonischen Meere, im Süden vom mittelländischen Meere und im
Osten vom ägäischen Meere oder dem Archipel, der Dardanellen-
straße, dem Marmormeere, dem Bosporus, dem schwarzen Meere
und Rußland begränzt werden. Die nördliche Gränze gegen Oest-
reich wird von W. nach O. bestimmt durch den Lauf der Save,
bis zu ihrem Einfluß in die Donau; von da an eine Zeitlang durch
die Donau selbst, dann durch die Gebirge, welche die Walachei
und Moldau von Siebenbirgen und Galizien trennen; der Pruth
macht die östliche und die Donau bis zu ihrer Mündung die nörd-
liche Gränze gegen Rußland. Alle diese Länder mögen einen Flä-
chenraum von 9800 □ M. umfassen. Die Zahl der Einwohner
läßt sich bei dem jetzigen Zustande dieser Länder durchaus nicht
bestimmen, und die auf mehr oder weniger wahrscheinliche Ver-
muthungen gegründeten Angaben europäischer Geographen wei-
chen von 5 bis 10 Millionen ab. Acht bis 9 Millionen möchte
daher wohl die Zahl seyn, welche sich der Wahrheit am meisten
väherte. Wir wollen nun in einer mehr geschichtlichen als geo-
graphischen Darstellung den ältern und neuern Zustand jener merk-
würdigen Gegenden aufzustellen versuchen.
I. Aelterer Zustand, und zwar:
A. Von den ersten Bewohnern dieser Länder, bis
auf den Untergang der griechischen Freiheit.
Ueber die ältesten Bewohner Griechenlands, ihre Schicksale
und ihre Thaten, haben wir nichts als mythische Sagen einer viel
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Griechenland Donau Donau Galizien Donau Griechenlands