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1. Geschichte der Neuzeit - S. 41

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 11. Der schmalkaldische Krieg. Luthers Tod. 41 Braunschweig, Glieder des schrnalkaldischen Bundes, hart bedrängte, rüsteten die Bundeshäupter ein Heer, vertrieben den gewalt-thätigen Herzog aus dem Lande und behielten es im Besitz, um den Gottesdienst nach lutherischer Weise einzurichten (1542). Als später der Herzog mit französischen Hilfsgeldern ein Heer warb und in fein Land zurückkehrte, wurde er vom Landgrafen Philipp von Hessen 1545 bei Nord heim besiegt, gefangen genommen und auf die Festung Ziegenhain gebracht. In dem nämlichen Jahre eröffnete der Papst das öfters verheißene Konzil zu Orient in Tyrol. Allein die Protestanten verweigerten die Teilnahme an demselben, weil ein Konzil, auf welchem der Papst den Vorsitz führe, um als Kläger und Richter in einer Person aufzutreten, ein unfreies, ihnen dagegen ein freies, unparteiisches, deutsches Konzil versprochen worden sei. Der Kaiser zeigte sich zwar persönlich noch immer mild gegen die Protestanten, trat aber, da er mit Frankreich und der Pforte Friede geschlossen hatte, in ein geheimes Bündnis mit dem Papste. Es war dem Kaiser daran gelegen, sein Ansehen im Reiche gegenüber den Anmaßungen und Auflehnungen der Fürsten und Städte aufrecht zu erhalten. Während Karl dies Bündnis geheim hielt, veröffentlichte der Papst eine Bulle, in welcher er allen, welche zu einem Zuge gegen die Protestanten helfen würden, einen ausgedehnten Ablaß zusicherte (1546). Luthers Tod. Luther erlebte den Ausbruch des Krieges nicht mehr. Er hatte in den letzten zwanzig Jahren seines thaten-reichen Lebens viel mit körperlichen Leiden zu kämpfen, aber den Mut nie verloren. Im Februar 1546 beriefen ihn die Grafen von Mansfeld nach Eis leben, um Streitigkeiten in ihrer Familie zu schlichten. So schwach er sich fühlte, so machte er sich doch auf, wohnte alle Tage den Sitzungen der Grafen bei und predigte noch viermal. Am Abend des 16. Februar fühlte er sich bereits so unwohl, daß er von seinem Tode redete. Am andern Morgen konnte er das Zimmer nicht verlassen; er äußerte gelegentlich: „Ich bin hier zu Eisleben geboren, wie, wenn ich hier sterben sollte?" Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Er fühlte Bangigkeit und große Mattigkeit. Als er sich zu Bette legte, gab er allen Freunden und feinen beiden Söhnen, welche fein Lager umstanden, die Hand, wünschte ihnen gute Nacht und sprach: „Betet zu unserm Herrn für fein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn das Konzilium zu Trient und der leidige Papst Zürnet hart mit ihm." Schwer atmend schlief er ein, erwachte aber um 1 Uhr wieder und klagte heftig über Brustbeklemmungen. Die

2. Geschichte der Neuzeit - S. 51

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 1. Die Reformation in den nordischen Reichen. 51 Tage dauerten die Krönungsfeierlichkeiten in Stockholm. Da trat plötzlich Trolle mit einer Anklage gegen seine Feinde hervor, und das Gericht erklärte sie für Ketzer. Christian ließ die Thore der Stadt schließen, auf dem Markte Kanonen auffahren und verkünden, es dürfe bei Verlust des Lebens niemand seine Wohnung verlassen. Mit leichter Mühe bemächtigte er sich der Gegner des dänischen Regiments und ließ 94 der edelsten Schweden aus dem Markte 1520 hinrichten. Dies „Stockholmer Blutbad" wurde in anderen Gegenden nachgeahmt, damit Christian des Gehorsams gewiß sei. Der Tyrann kehrte hierauf nach Dänemark zurück. Da er es durch diese gottlose That auch mit dem Papste verdorben hatte, so berief er einen Schüler Luthers nach Kopenhagen und führte die Reformation ein. Er föhnte sich zwar noch einmal mit dem Papste und dem Kaiser aus, suchte auch die Reformation wieder abzuschaffen, allein das Ende feiner Regierung war nahe. Gustav Erichson Wasa, der Sohn eines schwedischen Reichsrats, der von väterlicher Seite dem alten Geschlechte Wasa und von mütterlicher Seite der Familie der Sture angehörte, die seit der Kalmarer Union dem Lande zwei Könige gegeben hatte, war von der Vorsehung aus-erwählt, an Christian zum Rächer des Stockholmer Blutbades zu werden. Am Hofe feines Großoheims Sten Sture des Älteren erzogen, durch Wuchs und Anstand, Kenntnisse und Einsicht ausgezeichnet, durch Mut und Unerschrockenheit bekannt, war er den Verhältnissen, die ihn auf den Schauplatz der Begebenheiten riefen, vollkommen gewachsen. 1518 hatte ihn Christian mit den andern schwedischen Geiseln nach Dänemark abgeführt und daselbst einem Edelmann, Namens Bauer, der mit ihm verwandt war, gegen eine bedeutende Bürgschaft zur Bewachung übergeben. Gustav Wasa sehnte sich nach der Freiheit und entfloh 1519 glücklich nach Flensburg und von da nach Lübeck. Dahin eilte ihm Bauer nach und verlangte feine Auslieferung; Lübeck schützte aber den Flüchtling und unterstützte dessen Abreise nach Kalmar. Allein die Mutlosigkeit der Schweden war so groß, daß Wasas begeisterte Reden taube Ohren fanden. Er mußte fliehen und verbarg sich auf feinem väterlichen Gute Räfsnäs. Hier erfuhr er, daß fein Vater, fein Schwager und alle feine Vettern im Stockholmer Blutbade umgekommen, Mutter und Schwester gefeffelt nach Dänemark abgeführt feien und die Dänen auf feinen eigenen Kopf einen Preis gefetzt hätten. Unter großen Gefahren flüchtete er sich darum zu den freiheitliebenden D a l e k a r l e n an der Westgrenze, und zweimal retteten ihm Frauen auf dieser Reife das Leben. Ein Jugend-

3. Geschichte der Neuzeit - S. 52

1887 - Wiesbaden : Kunze
52 Erste Periode der Neuzeit. freund Gustavs, Arend, hatte ihn freundlich aufgenommen, dachte ihn aber an die Dänen zu verraten. Arends Frau warnte Gustav und gab ihm einen Schlitten, auf welchem er entfloh. Der Kronschütze Swen Elfsfon beherbergte ihn; aber die Dänen erspähten seinen Aufenthalt, drangen ins Haus und trafen ihn am Feuer. Elfsfons Frau eilte jedoch herbei, schalt ihn einen faulen Knecht und jagte ihn mit der Backschaufel aus der Stube. Auf einem mit Stroh beladenen Wagen versteckte sich Gustav und fuhr fort; allein die Dänen durchstachen das Stroh mit ihren Spießen nach allen Seiten und verwundeten ihn am Fuße, fanden ihn aber nicht. Endlich langte er in Dalekarlien an, fand jedoch hier anfangs keinen Anhang. Erst als neue Flüchtlinge eintrafen und Christians Grausamkeiten schilderten^ sammelten sich Anhänger um Gustav und folgten ihm nach Falun, welches sofort genommen wurde. Nach wenigen Wochen war Gustavs Schar zu einem Heere von 15 000 Mann angewachsen. Ein Sieg nach dem andern ward über die königlichen Truppen erfochten, und das Glück begünstigte den tapfern Helden in allen seinen Unternehmungen. Schließlich erschien Gustav vor Stockholm; die noch lebenden Reichsräte ernannten ihn zum Reichsverweser und Oberhauptmann von Schweden, und als Lübeck ihn mit Truppen und Kriegsmaterial unterstützte, mußten die Dänen Stockholm räumen. Auf einem zweiten Reichstag ward er zum König ausgerufen und Schweden zu einem Wahlreich erhoben; allein die großen Verdienste, welche sich Gustav während seiner Regierung (1523—1560) um sein Vaterland erwarb, veranlaßten 1544 den Reichsrat, auch die Erblichkeit der Krone in dem Mannesstamme der Wasa auszusprechen. Gustavs Regierung war eine gesegnete für Schweden, da der König nur an das Wohl seines Landes dachte und keine Mühe scheute, das zerrüttete Reich zu heben. Er vervollkommnete die Gesetzgebung, bildete das Volk, förderte Gewerbfleiß und Wissenschaft und erweiterte den Handel. Denn er befaß die ausgezeichnetsten Geistesgaben, Mut, Unerschrockenheit, Sanftmut und eine seltene Sittenreinheit. Dabei war ihm ein treffender Witz und eine hinreichende Beredsamkeit eigen. Das größte Verdienst erwarb er sich um fein Land durch die Einführung der Reformation, wobei er mit einer solchen Klugheit und Umsicht zu Werke ging, daß die neue Lehre ohne alle Unruhe ins Leben trat. Schon 1519 waren zwei Brüder, Olaf und Lorenz Peter-f o n, Söhne eines Schmiedes, von der Universität Wittenberg in ihre Heimat zurückgekehrt und hatten das reine Evangelium nach Schweden

4. Geschichte der Neuzeit - S. 53

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 1. Die Reformation in den nordischen Reichen. 53 gebracht. Olaf, stürmisch und heftig wie Luther, Lorenz, mild und gemäßigt wie Melanchthon, wirkten beide trotz Spott und Verachtung für die Ausbreitung der lutherischen Lehre. Olaf übersetzte 1523 die Bibel ins Schwedische und hielt bald darauf Messe in schwedischer Sprache. Ter König begünstigte diese Bestrebungen, welche allmählich große Erfolge hatten. 1530 trat auch Gustav zur evangelischen Kirche über, da der größere Teil seiner Unterthanen sich dazu bekannte, und 1549 erfolgte auf dem Reichstage zu Örebro, der Heimat der Brüder Peterfon, die Lossagung vom Papsttum. Gustav I. Wasa -s- 1560. Erich Xiv. Johann Iii. 1568—1592. Karl Ix. 1600—1611. 1560-1568. | ,— ----------------------------- Sigismund Iii. Katharina, Gustav Adolf von Polen Gem. Johann 1611—1632. t 1632. Kasimirs von | ,--------------~--------------- Pfalz-Zweibrücken. Christine Wladislav Iv. Johann Kasimir, | 1632—1654. von Polen König von Polen Karl X. Gustav t 1648. 1648-1668. 1654—1660. Karl Xi. 1660-1697. Karl Xii. Ulrike Eleonore, 1697—1718. Gem. Friedrichs, Landgrafs v. Hessen-Kassel. Nach Gustav Wasas Tod (1560) kamen unter seinen Söhnen schlimme Zeiten über das Land. Erich Xiv. (1560—1568) wurde geisteskrank, mordete aus Argwohn und starb infolge einer Verschwörung durch Gift. Sein Bruder Johann Iii. (1568—1592) vermählte sich mit einer katholischen Fürstentochter Polens. Er suchte die lutherische Lehre im Lande wieder zu beseitigen und ließ seinen Sohn Sieg mund, der König von Schweden und Polen werden sollte, katholisch erziehen. Da Siegmund als Polenkönig 1592 dem schwedischen Reichstagsbeschluß, wonach die lutherische Religion die in Schweden allein geduldete sein sollte, entgegenhandelte, wurde sein Oheim Karl zum Reichsvorsteher ernannt, und als Siegmund auch seinen Sohn nicht nach Schweden schicken wollte, damit er daselbst in der Landesreligion erzogen werde, ging er des schwedischen Thrones verlustig, und sein Oheim folgte als Karl Ix. von 1600—1611. Ein zwischen Polen und Schweden deshalb ausbrechender Krieg wurde durch dessen Sohn und Nachfolger Gustav Adolf (1611—1632)

5. Geschichte der Neuzeit - S. 26

1887 - Wiesbaden : Kunze
26 Erste Periode der Neuzeit. selbst 30 000 Gulden als Lösegeld. Er und seine Gefährten wurden elendiglich in die Spieße der Bauern gejagt und jämmerlich zu Tode gemartert. Der Gräfin rissen die Wüteriche das kostbare Geschmeide herunter, warfen sie und ihre Frauen auf einen Karren und fuhren sie unter höhnischen Reden nach Heilbronn. Viele deutsche Ritter, welche sich für zu schwach hielten, den Bauern Widerstand zu leisten, gewährten die gestellten Forderungen; Luther aber forderte in einer Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" die Fürsten aus, die Bauern zu züchtigen und die Aufstände nieder zu werfen. Göh von Berlichingen. Unter den Adeligen jener Zeit fällt eine Persönlichkeit auf, welche damals die Bauern des Odenwald des zu ihrem Feldhauptmann erwählten, der berühmte ritterliche Held Götz von Berlichingen. Von Jugend auf dem Kriegsleben zugethan, hatte er seine Tage im Felde und Kriegslager zugebracht und bei der Belagerung von Landshut die rechte Hand eingebüßt, welche er durch eine künstliche von Eisen zu ersetzen wußte. Sein unruhiger Geist verwickelte ihn in allerlei Fehden mit weltlichen und geistlichen Herren, so daß er nie zur Ruhe kam. Auch dem Herzog von Würtemberg leistete er Hilfe gegen den schwäbischen Bund und übernahm die Verteidigung des Schlosses Mökmühl. Nachdem er es lange tapfer gehalten hatte, mußte er sich wegen Mangel an Lebensrnitteln ergeben, erhielt aber mit den ©einigen freien Abzug. Unterwegs indeß ward er überfallen und noch Heilbronn geführt, wo man ihn aufforderte, Urfehde zu schwören. Er weigerte sich dessen aufs entschiedenste und ließ sich lieber in einen Turm abführen, ehe er nachgegeben hätte. Seine Frau eilte rasch zu Franz von Sickingen und Georg von Frundsberg, welche zwar als Häupter des schwäbischen Bundes Götzens Gegner waren, aber dies Unrecht mißbilligten und zu seiner Befreiung herbei kamen. Allein er mußte dennoch zwei Jahre Gefangener bleiben, die Urfehde beschwören, 2000 Gulden Schatzung zahlen, die Unkosten tragen und allen Bundesgenossen Ruhe und Frieden geloben. Diesen tapfern Ritter wählten die aufrührerischen Bauern zu ihrem Oberst-Feldhauptmann und zwangen ihn, die Führung anzunehmen. Götz that dies endlich in der Hoffnung, er werde viel Unglück und manche Grausamkeit verhüten können. Allein er irrte. Da er die Bauern von Brand und Plünderung zurückzuhalten nicht im Stande war, so legte er seine Stelle nieder, mußte aber unter strenger Aussicht bei ihnen bleiben, bis es ihm nach einer

6. Geschichte der Neuzeit - S. 90

1887 - Wiesbaden : Kunze
90 Erste Periode der Neuzeit. die Häupter des böhmischen Aufstandes. Viele büßten mit dem Leben, andere mit dem Verluste ihrer Güter, einige mit schwerem Gefängnis. Mit eigener Hand zerschnitt er zuletzt den Majestät s b r i e f. Noch einmal versuchten drei deutsche Truppenführer, die Sache Friedrichs zu verfechten und sein Land zu retten, Ernst von Mansfeld, Markgraf Friedrich von Baden-Durlach und Christian von Braunschweig. Der letztere trug nach Ritterart den Handschuh der schönen Elisabeth an seinem Hute; denn er hatte geschworen, er werde ihn nicht ablegen, bis er sie und ihren Gemahl wieder in ihr Land eingesetzt habe. Allein da die mächtigeren Fürsten in Deutschland ihnen nicht beizustehen wagten, so mußten sie zuletzt erliegen. Zuerst zwar siegten der Mansselder und Friedrich über Tilly bei Wies loch 1622. Als sich aber Friedrich wieder von Ernst von Mansseld trennte, erlitt er bei Wimpfen durch Tilly eine entschiedene Niederlage und entging der Gefangenschaft nur durch die Tapferkeit seiner Garde, die den Rückzug deckte.*) Auch Christian von Braunschweig, der mit seinen Scharen allenthalben gefürchtet wurde, erlag. Zu Paderborn ging er selbst in der Kirche auf ein goldenes Bild des heiligen Liborius zu und eignete sich, es umarmend, das Gold als Beute an. In Münster nahm er die silbernen Bildsäulen der Apostel und schickte sie in die Münze mit der Bemerkung, daß ihr Auftrag nicht sei, still zu stehen, sondern in alle Welt zu gehen. Auf die geprägten Thaler ließ er die Inschrift setzen: „Gottes Freund, der Pfaffen rmnd!" Tilly schlug die räuberischen Scharen Christians 1622 bei Höchst, woraus dieser sich mit Mansfeld verband und nach den Niederlanden zog, um dort von England Hilfe zu erwarten. Tilly erstürmte Heidelberg, Mannheim und Frankenthal und nahm die Psalz durch Raub und Mord hart mit. Als Ersatz für geleistete Hilfe wurde die Heidelberger Bibliothek dem Papst ge= schickt. Jetzt rückte Tilly nach Westfalen und besiegte Christian vor dessen Vereinigung mit Mansfeld 1623 bei Stadtlohn unweit Münster. Die beiden protestantischen Heerführer mußten geächtet ins Ausland gehen; die letzte Hoffnung der Protestanten schien vernichtet. Maximilian von Bayern wurde auf dem Fürstentag zu Regens-bürg 1623 mit der pfälzischen Kurwürde belohnt. ") Die Erzählung, daß 300 oder 400 Psorzheimer Bürger unter ihrem Bürgermeister Deimling diese Rettung durch Aufopferung ihres eigenen Lebens bewirkt hätten, ist eine spätere Erfindung.

7. Geschichte der Neuzeit - S. 92

1887 - Wiesbaden : Kunze
92 Erste Periode der Neuzeit. nete, ward befördert, wer ungehorsam war, kam an den Galgen, wer willig folgte, erhielt fürstliche Belohnungen. Sein Anblick hatte etwas Unheimliches. Beinkleider und Mantel waren von Scharlach, sein Reiterrock war von Elensfell, der Halskragen spanisch gekräuselt' der Bart sorgfältig gepflegt, sein Haupthaar kurz geschoren, der Hut mit einer roten Hahnenfeder geziert: seine Gestalt war hager, sein Blick finster und geheimnisvoll. Wenn er durch das Lager schritt, wandelte die Krieger ein seltsames Grauen an; man hielt ihn für „fest" und mit bösen Geistern im Bunde. Wallenstein zog mit seinem Heere an die Elbe, um die Stände Niedersachsens zu bewältigen. Ernst von Mansfeld versuchte durch Brandenburg und Schlesien nach Böhmen und Ungarn vorzudringen und stürmte 1626 die Wallensteinischen Verschanzungen an derdessauerelbbrücke. Allein er erlitt eine bedenkliche Niederlage und rettete den Rest seiner Truppen nach Schlesien, um sich mit einem Feinde des Kaisers, dem siebenbürgischen Großfürsten Bethlen Gabor, zu verbinden. Da dieser aber die hungrigen Scharen des Mansselders nicht füttern wollte, so schloß er Frieden mit feem Kaiser. Dem edlen Mansfeld blieb nun nichts übrig, als seine Soldaten zu entlassen und nach Venedig abzureisen. In Bosnien erlag er den Anstrengungen; ein Fieber raffte ihn im 46. Lebensjahre 1626 dahin. Als er den Tod herannahen fühlte, ließ er sich mit seinem Kriegsrock bekleiden und den Degen umgürten und erwartete, aus zwei Offiziere gestützt, stehend sein Ende. Kurz vor ihm war auch sein jüngerer Waffengefährte, Christian von Braunschweig, gestorben. Während Wallenstein den Grasen Ernst von Mansfeld verfolgte, schlug Tilly 1626 das Heer des Dänenkönigs bei Lutter am Barenberge in Braunschweig. Von hier wandte er sich nach Holland, welches dem Könige Hilfe geleistet hatte, um es zu züchtigen. Aus die Nachricht von Tillys Sieg war Wallenstein rasch herbeigeeilt und überschwemmte nun ganz Holstein und Jütland mit seinen Scharen; denn Christian Iv. hatte sich auf sein Jnselreich zurückgezogen. Sehr schlimm erging es damals den beiden Herzögen von Mecklenburg, welche wegen ihres Bundes mit Dänemark in die Reichsacht gekommen waren. Sie wurden verjagt und mußten es geschehen lassen, daß der Kaiser den Grafen Wallenstein mit Mecklenburg belehnte und zum Admiral des baltischen Meeres ernannte. Auch Pommern, welches unter dem alten Herzog Bogislav Xiv. stand, überschwemmten die Scharen des Friedländers; die mächtige

8. Geschichte der Neuzeit - S. 95

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 5, 4. Der Schwedenkrieg. 95 Sachsen und des Königs Schwager (§. 7, 11), Georg Wilhelm von Brandenburg, hatten auf dem Leipziger Fürstentag 1631 beschlossen, neutral zu bleiben und verweigerten den Schweden den Durchzug durch ihre Länder. Nur durch die eindringlichsten Vorstellungen und Drohungen konnten sie bewogen werden, den Schweden endlich sich anzuschließen. Gustav aber konnte wegen dieser Unentschiedenheit dem hart bedrängten Magdeburg nicht, wie er wollte, zu Hilfe eilen. Die Zerstörung Magdeburgs (20. Mai 1631). Magdeburg war die einzige Stadt, welche sich der Ausführung des Restitutionsediktes widersetzt und Wallenstein zum Abzug genötigt hatte, als er sie deshalb belagerte. Kaum war Gustav gelandet, so hatte Tilly die Stadt aufs neue eingeschlossen. 2000 Söldner und 5000 waffenfähige Bürger verteidigten dieselbe. Viele unterzogen sich ungern dem harten Wachdienst. Der von Gustav Adolf gesandte schwedische Oberst Dietrich von Falkenberg, welcher eine kleine Schar Schweden zu ihnen geführt hatte, ward Stadtkommandant und beherrschte durch Liebe die Tapferen, durch Strenge die Feigen. Er war ein tapferer und ausdauernder Führer und hatte, in Erwartung baldigen Entsatzes, mutig und kräftig alle Stürme der Übermacht abgeschlagen, so daß Tilly es aufgab, die Stadt zu nehmen. Der kaiserliche General Pappenheim ersuchte ihn jedoch, zu bleiben und die Stadt enger einzuschließen. Trotz der verzweifelten Gegenwehr fielen alle Außenwerke in die Hände der Kaiserlichen. Mit der Not wuchs auch die kaiserlich gesinnte Partei in der Stadt und verlangte zu kapitulieren. Falkenberg und die mutigsten Bürger widersetzten sich dieser Forderung entschieden und hofften noch noch immer auf baldigen Entsatz. Mit den Vorbereitungen zum Sturme beschäftigt, hielten die Kaiserlichen mit dem Kanonieren inne. Die Bürger und Soldaten hielten dies für ein Zeichen, daß das feindliche Lager abgebrochen werde und Gustav Adolf herannahe. Sie waren bis nach Mitternacht wachsam auf den Posten; da aber alles still blieb, gingen die Bürger beim Anbruch der Morgendämmerung in ihre Wohnungen, um einige Stunden der Ruhe zu pflegen. Auch die Soldaten überließen sich sorglosem Schlummer. Aber morgens 4 Uhr (am 20. Mai 1631) schlich sich Pappenheim, welcher diese frühe Stunde zum Sturme ausersehen hatte, leise heran und erstieg die Mauern an einer Stelle, wo die Schildwache schlief. Ein furchtbares Gemetzel entstand in den Straßen, nachdem die Signale der Wächter die sorglose Besatzung aus dem Schlafe geweckt hatten. Dietrich von ^alkenberg fiel an der Spitze des Regiments, welches er zum Sturme

9. Geschichte der Neuzeit - S. 96

1887 - Wiesbaden : Kunze
96 Erste Periode der Neuzeit. führte. Die Bürger wehrten sich, so gut sie es vermochten, und Ziegel, Balken, siedendes Wasser mußten helfen, den vordringenden Feind aufzuhalten. Diese tapfere Gegenwehr erbitterte die Kaiserlichen so sehr, daß ihrem Morden kein Halt mehr geboten werden konnte. Kein Alter, kein Geschlecht, kein Stand ward geschont, alle fielen als Opfer der wütenden Kriegsgöttin. Jetzt brach auch Feuer aus; ein Sturmwind verbreitete die Flammen mit rasender Schnelligkeit durch die ganze Stadt und machte den Brand allgemein. 20 — 30 000 Menschen kamen um. Die Stadt verbrannte bis auf 137 kleine Häuser und den feuerfesten Dom. Erst am dritten Tage, als die Straßen von Schutt und Leichen etwas gereinigt waren, konnte Tilly seinen Einzug in die rauchenden Trümmer der Stadt halten und sah mit Entsetzen und zu Thränen gerührt die grauenvolle Verwüstung. In der Domkirche fand man über 1000 Menschen, größtenteils Weiber und Kinder, die sich in dieselbe geflüchtet und dort zwei Tage und zwei Nächte ohne Nahrung angstvoll zugebracht hatten. Tilly schenkte den Unglücklichen das Leben und ließ Brot unter die Halbverhungerten austeilen; dann begab er sich in die Kirche, um Gott für den Sieg zu danken. Pappenheim jubelte über die „Magdeburger Hochzeit", wie seine Soldaten das Blutbad nannten, und schrieb höchst entzückt nach Wien: „Seit Trojas und Jerusalems Eroberung ist solch ein Sieg nicht gesehen worden." Gustav gegen Tilly. Gustav Adolf war tief ergriffen bei der Nachricht von Magdeburgs Fall und klagte laut die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen an, daß ihre Saumseligkeit das große Unglück verschuldet habe. Doch erst der Einfall Tilly3 in Sachsen und die Eroberung der Stadt Leipzig trieben den Kurfürsten den Schweden in die Arme. Gustav Adolf verzieh ihm und zog mit ihm gegen Tilly, den sie bei Breitenfeld unweit Leipzig am 7. September 1631 trafen. Tilly, welcher in 36 Schlachten gesiegt hatte, zagte zum ersten Male beim Beginne der Schlacht; seine ruhige Besonnenheit war trüben Ahnungen gewichen. Er hielt Kriegsrat in einem abgelegenen Hause bei Leipzig und erfuhr nachher, daß es das Haus des Totengräbers gewesen sei, was er als eine schlimme Vorbedeutung ansah. Trotz des tapfersten Widerstandes mußten die Kaiserlichen weichen. Tilly selbst erhielt drei Schußwunden und kam nur durch Zufall in Sicherheit. Ein schwedischer Rittmeister schlug ihm mehrmals auf den Kops und würde ihn getötet haben, hätte nicht eine Kugel seinem Leben und seiner Verfolgung ein Ende gefetzt. Diese Schlacht entriß dem Kaiser Ferdinand Ii. wieder alle

10. Geschichte der Neuzeit - S. 101

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 5, 4. Der Schwedenkrieg. 101 abwallendes Haar, einnehmende Stimme gewannen ihm die Herzen aller, die ihn kannten. Seine Rede war stets launig, sein Gemüt echt christlichen Sinnes voll und seine Gottesfurcht und Sittlichkeit bewundernswert. So lange er lebte, hielten die Schweden allerorten die beste Manneszucht und beteten fleißig. „Je mehr Betens, je mehr Siege.s; fleißig gebetet, ist halb gefochten," pflegte Gustav zu sagen. Daß übrigens Gustav Adolf nicht bloß von dem Wunsche, seinen bedrängten Glaubensgenossen zu helfen, sondern auch von Eroberungslust geleitet wurde, beweist die Enthüllung seiner Absichten in Nürnberg: „Ich verlange von meinen Freunden nur Dankbarkeit, aber was ich dem Feinde abgenommen, denke ich zu behalten: der protestantische Bund muß, von dem katholischen getrennt, sich ein eigenes Oberhaupt wählen; mit bloßem Solde kann ich mich nicht begnügen. Ich habe ein Recht, Land zu fordern, vor allem — Pommern, und es bedarf einer neuen Ordnung, die alte Reichsverfassung taugt nicht mehr." Wallenstein führte ohne Gepäck und Geschütz, fast ohne Waffen und Fahnen, die Trümmer seines Heeres eiligst nach Böhmen zurück und hielt, da er die erlittene Niederlage dem feigen Benehmen einzelner Offiziere und Truppenabteilungen zuschrieb, in Prag strenges Kriegsgericht. Viele Offiziere wurden enthauptet, sieben zerbrach der Henker den Degen, die Namen von mehr als 50 wurden an den Galgen geschlagen. Auch mehrere Soldaten wurden gehenkt, und die Fahne des Regiments, welches zuerst die Flucht ergriffen hatte, vom Henker öffentlich verbrannt. Fortsetzung des Krieges unter Schwedens Führung. An die Spitze der schwedischen Regierung trat der Reichskanzler Graf Axel Oxenstierna für Gustavs unmündige Tochter Christine, welche, 8 Jahre alt, aus Gustav Adols von 1632 bis 1654 folgte (§. 7, 11). Den Oberbefehl des Heeres übernahm der Herzog Bernhard von Weimar, ein erprobter, tüchtiger Feldherr, welcher an Mut, Einsicht und Tapferkeit dem verstorbenen König gleich stand; nur Ruhe und Kaltblütigkeit fehlten ihm. Um das schwedische Heer zu verstärken, schloß Axel Oxenstierna mit dem fränkischen, schwäbischen, ober- und niederrheinischen Kreise 1633 ein Bündnis zu Heilbroun. Bei demselben fehlten wieder die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, weil sie von einem fremden Kanzler keine Befehle annehmen wollten. Kleinliche Eifersucht hemmte nun häufig die größten Unternehmungen: die schwedischen
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