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1. Geschichte der Neuzeit - S. 41

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 11. Der schmalkaldische Krieg. Luthers Tod. 41 Braunschweig, Glieder des schrnalkaldischen Bundes, hart bedrängte, rüsteten die Bundeshäupter ein Heer, vertrieben den gewalt-thätigen Herzog aus dem Lande und behielten es im Besitz, um den Gottesdienst nach lutherischer Weise einzurichten (1542). Als später der Herzog mit französischen Hilfsgeldern ein Heer warb und in fein Land zurückkehrte, wurde er vom Landgrafen Philipp von Hessen 1545 bei Nord heim besiegt, gefangen genommen und auf die Festung Ziegenhain gebracht. In dem nämlichen Jahre eröffnete der Papst das öfters verheißene Konzil zu Orient in Tyrol. Allein die Protestanten verweigerten die Teilnahme an demselben, weil ein Konzil, auf welchem der Papst den Vorsitz führe, um als Kläger und Richter in einer Person aufzutreten, ein unfreies, ihnen dagegen ein freies, unparteiisches, deutsches Konzil versprochen worden sei. Der Kaiser zeigte sich zwar persönlich noch immer mild gegen die Protestanten, trat aber, da er mit Frankreich und der Pforte Friede geschlossen hatte, in ein geheimes Bündnis mit dem Papste. Es war dem Kaiser daran gelegen, sein Ansehen im Reiche gegenüber den Anmaßungen und Auflehnungen der Fürsten und Städte aufrecht zu erhalten. Während Karl dies Bündnis geheim hielt, veröffentlichte der Papst eine Bulle, in welcher er allen, welche zu einem Zuge gegen die Protestanten helfen würden, einen ausgedehnten Ablaß zusicherte (1546). Luthers Tod. Luther erlebte den Ausbruch des Krieges nicht mehr. Er hatte in den letzten zwanzig Jahren seines thaten-reichen Lebens viel mit körperlichen Leiden zu kämpfen, aber den Mut nie verloren. Im Februar 1546 beriefen ihn die Grafen von Mansfeld nach Eis leben, um Streitigkeiten in ihrer Familie zu schlichten. So schwach er sich fühlte, so machte er sich doch auf, wohnte alle Tage den Sitzungen der Grafen bei und predigte noch viermal. Am Abend des 16. Februar fühlte er sich bereits so unwohl, daß er von seinem Tode redete. Am andern Morgen konnte er das Zimmer nicht verlassen; er äußerte gelegentlich: „Ich bin hier zu Eisleben geboren, wie, wenn ich hier sterben sollte?" Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Er fühlte Bangigkeit und große Mattigkeit. Als er sich zu Bette legte, gab er allen Freunden und feinen beiden Söhnen, welche fein Lager umstanden, die Hand, wünschte ihnen gute Nacht und sprach: „Betet zu unserm Herrn für fein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn das Konzilium zu Trient und der leidige Papst Zürnet hart mit ihm." Schwer atmend schlief er ein, erwachte aber um 1 Uhr wieder und klagte heftig über Brustbeklemmungen. Die

2. Geschichte der Neuzeit - S. 48

1887 - Wiesbaden : Kunze
48 Erste Periode der Neuzeit. tert nämlich, daß, wenn ein Bischof oder Prälat zur protestantischen Kirche überginge, seine Pfründe ihm nicht bleiben, sondern wieder mit einem Katholiken besetzt werden sollte. Obgleich die Protestanten heftig widersprachen, wurde diese Frage doch in katholischem Sinne entschieden. 12. Karls Y. Abdankung und Tod. Nach einer langjährigen Regierung sah sich Kaiser Karl in allen seinen Hoffnungen bitter getäuscht; alle seine Pläne waren gescheitert. Weder die Erhebung der Kaisermacht zu altem Glanze, noch die Beschränkung der päpstlichen Gewalt, noch die Demütigung Franz I. von Frankreich oder des türkischen Sultans, noch die Erwählung seines Sohnes Philipp zum römischen Kaiser, noch die Wiedervereinigung der getrennten Religionsparteien war ihm gelungen. Er hatte viel unternommen in seinem thatenreichen Leben, war während seiner Regierung neunmal in Deutschland, sechsmal in Spanien, siebenmal in Italien, zehnmal in Flandern, viermal in Frankreich, zweimal in England, zweimal in Afrika gewesen und hatte viermal die Nordsee, achtmal das Mittelmeer durchschifft. Obschon er in den Besitz bedeutender Gold- und Silbergruben jenseits des Oceans kam, so befand er sich doch fortwährend in Geldverlegenheit?) Seine Niederlage in dem Augsburger Religionsfrieden, fein vorgerücktes Alter, seine zunehmenden körperlichen Leiden und die Reue über seine Sünden veranlaßten ihn, einen längst gehegten Plan zur Ausführung zu bringen und sich von der Welt zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp das Königreich Mailand und Neapel abgetreten hatte, berief er 1555 die niederländischen Stände nach Brüssel, schilderte ihnen in einer würdigen Rede, was er während feiner langen Regierung gethan und erstrebt, und übertrug feinem Sohne die Krone der Niederlande mit Burgund. Feierlich ermahnte er denselben, seinem Volke ein weiser und gerechter Herrscher zu fein, und nahm ihm vor den Ständen das Versprechen ab, in fernen *) Karl hatte von dem reichen Anton Fugger in Augsburg einmal 800 000 Goldgulden erhalten. Als er den reichen Banquier besuchte, nährte dieser das Kaminfeuer mit Zimt und warf die kaiserliche Verschreibung hmein. Für diese großmütige Verschwendung erhielt Artton Fugger die Grasenwürde uni) die ausgedehntesten Privilegien des Seehandels, der Bergwerke, Münzen u. s. w. A. Fugger und Bartholomäus Welser liehen 1531 dem Kaiser zwölf Tonnen Gold.

3. Geschichte der Neuzeit - S. 52

1887 - Wiesbaden : Kunze
52 Erste Periode der Neuzeit. freund Gustavs, Arend, hatte ihn freundlich aufgenommen, dachte ihn aber an die Dänen zu verraten. Arends Frau warnte Gustav und gab ihm einen Schlitten, auf welchem er entfloh. Der Kronschütze Swen Elfsfon beherbergte ihn; aber die Dänen erspähten seinen Aufenthalt, drangen ins Haus und trafen ihn am Feuer. Elfsfons Frau eilte jedoch herbei, schalt ihn einen faulen Knecht und jagte ihn mit der Backschaufel aus der Stube. Auf einem mit Stroh beladenen Wagen versteckte sich Gustav und fuhr fort; allein die Dänen durchstachen das Stroh mit ihren Spießen nach allen Seiten und verwundeten ihn am Fuße, fanden ihn aber nicht. Endlich langte er in Dalekarlien an, fand jedoch hier anfangs keinen Anhang. Erst als neue Flüchtlinge eintrafen und Christians Grausamkeiten schilderten^ sammelten sich Anhänger um Gustav und folgten ihm nach Falun, welches sofort genommen wurde. Nach wenigen Wochen war Gustavs Schar zu einem Heere von 15 000 Mann angewachsen. Ein Sieg nach dem andern ward über die königlichen Truppen erfochten, und das Glück begünstigte den tapfern Helden in allen seinen Unternehmungen. Schließlich erschien Gustav vor Stockholm; die noch lebenden Reichsräte ernannten ihn zum Reichsverweser und Oberhauptmann von Schweden, und als Lübeck ihn mit Truppen und Kriegsmaterial unterstützte, mußten die Dänen Stockholm räumen. Auf einem zweiten Reichstag ward er zum König ausgerufen und Schweden zu einem Wahlreich erhoben; allein die großen Verdienste, welche sich Gustav während seiner Regierung (1523—1560) um sein Vaterland erwarb, veranlaßten 1544 den Reichsrat, auch die Erblichkeit der Krone in dem Mannesstamme der Wasa auszusprechen. Gustavs Regierung war eine gesegnete für Schweden, da der König nur an das Wohl seines Landes dachte und keine Mühe scheute, das zerrüttete Reich zu heben. Er vervollkommnete die Gesetzgebung, bildete das Volk, förderte Gewerbfleiß und Wissenschaft und erweiterte den Handel. Denn er befaß die ausgezeichnetsten Geistesgaben, Mut, Unerschrockenheit, Sanftmut und eine seltene Sittenreinheit. Dabei war ihm ein treffender Witz und eine hinreichende Beredsamkeit eigen. Das größte Verdienst erwarb er sich um fein Land durch die Einführung der Reformation, wobei er mit einer solchen Klugheit und Umsicht zu Werke ging, daß die neue Lehre ohne alle Unruhe ins Leben trat. Schon 1519 waren zwei Brüder, Olaf und Lorenz Peter-f o n, Söhne eines Schmiedes, von der Universität Wittenberg in ihre Heimat zurückgekehrt und hatten das reine Evangelium nach Schweden

4. Geschichte der Neuzeit - S. 62

1887 - Wiesbaden : Kunze
62 Erste Periode der Neuzeit. des Barons von Rosny, welchen er für seine treuen Dienste zum Herzog von Sully erhob und zum Finanzminister ernannte, gelang es ihm, die zerrütteten Staatsfinanzen zu verbessern, und durch Strenge, weise Sparsamkeit und genaue Aufsicht wurden die Unterschleife der Beamten unmöglich gemacht. Nach zehn Friedensjahren war die Staatsschuld aus 50 Millionen herabgesunken, obwohl die Steuern vermindert und 20 Millionen rückständiger Abgaben erlassen worden waren. Sully erwarb sich um seinen König und sein Vaterland durch seine vorzügliche Verwaltung große Verdienste und ward des Königs redlichster und vertrautester Freund, der es ihm selbst nachsah, wenn er gerade und offen aussprach, wo der König unrecht gehandelt hatte. Nachdem Frankreich im Innern wieder kräftig und tüchtig geworden war, dachte Heinrich daran, das spanisch-östreichische Haus zu demütigen und einen allgemeinen Weltfrieden zu begründen. Er stand eben im Begriffe, seine Pläne gegen das Haus Habsburg ins Werk zu setzen, da traf auch ihn der Dolch eines Meuchelmörders?) Er war gerüstet, mit einem Heere nach Deutschland aufzubrechen, und feine Gemahlin eben als Regentin öffentlich ausgerufen und gekrönt worden, damit sie während feiner Abwesenheit die Regentschaft führe. Heinrich hatte sich Sully gegenüber wider diese Krönung ausgesprochen. „Lieber Freund," sprach er, „diese Krönung mißlingt mir. Mein Herz weissagt mir Unglück. Meine Feinde haben nur noch ein Mittel gegen mich — sie werden mich umbringen. Bei Gott, ich komme nicht mehr aus dieser Stadt!" Indes war die Krönung glücklich vorübergegangen, allein vergeblich bemühte sich Heinrich, die trübe Stimmung zu verscheuchen. Eines Nachmittags wollte er Sully besuchen. In einer engen Straße nötigten zwei Lastwagen, welche die Straße versperrten, den königlichen Wagen zu halten. Während die Diener sich bemühen, Platz zu machen, steigt Franz Ravaillac aus das Rad und ersticht den König (1610). In wenigen Minuten war Heinrich eine Leiche. Der Mörder ließ sich binden und fortführen und gab als Grund seiner Schandthat an, er halte den König für einen Tyrannen und Feind der katholischen Religion. Mit ausgesuchten Martern ward das Todesurteil an Ravaillac vollzogen, welcher trotz der Folter feine Mitschuldigen bekannte. Gauz Frankreich trauerte bei der Nachricht *) Bald nach seinem zweiten Übertritt hatte ein Jesuitenschüler bereits einen Mordversuch gegen ihn gemacht.

5. Geschichte der Neuzeit - S. 26

1887 - Wiesbaden : Kunze
26 Erste Periode der Neuzeit. selbst 30 000 Gulden als Lösegeld. Er und seine Gefährten wurden elendiglich in die Spieße der Bauern gejagt und jämmerlich zu Tode gemartert. Der Gräfin rissen die Wüteriche das kostbare Geschmeide herunter, warfen sie und ihre Frauen auf einen Karren und fuhren sie unter höhnischen Reden nach Heilbronn. Viele deutsche Ritter, welche sich für zu schwach hielten, den Bauern Widerstand zu leisten, gewährten die gestellten Forderungen; Luther aber forderte in einer Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" die Fürsten aus, die Bauern zu züchtigen und die Aufstände nieder zu werfen. Göh von Berlichingen. Unter den Adeligen jener Zeit fällt eine Persönlichkeit auf, welche damals die Bauern des Odenwald des zu ihrem Feldhauptmann erwählten, der berühmte ritterliche Held Götz von Berlichingen. Von Jugend auf dem Kriegsleben zugethan, hatte er seine Tage im Felde und Kriegslager zugebracht und bei der Belagerung von Landshut die rechte Hand eingebüßt, welche er durch eine künstliche von Eisen zu ersetzen wußte. Sein unruhiger Geist verwickelte ihn in allerlei Fehden mit weltlichen und geistlichen Herren, so daß er nie zur Ruhe kam. Auch dem Herzog von Würtemberg leistete er Hilfe gegen den schwäbischen Bund und übernahm die Verteidigung des Schlosses Mökmühl. Nachdem er es lange tapfer gehalten hatte, mußte er sich wegen Mangel an Lebensrnitteln ergeben, erhielt aber mit den ©einigen freien Abzug. Unterwegs indeß ward er überfallen und noch Heilbronn geführt, wo man ihn aufforderte, Urfehde zu schwören. Er weigerte sich dessen aufs entschiedenste und ließ sich lieber in einen Turm abführen, ehe er nachgegeben hätte. Seine Frau eilte rasch zu Franz von Sickingen und Georg von Frundsberg, welche zwar als Häupter des schwäbischen Bundes Götzens Gegner waren, aber dies Unrecht mißbilligten und zu seiner Befreiung herbei kamen. Allein er mußte dennoch zwei Jahre Gefangener bleiben, die Urfehde beschwören, 2000 Gulden Schatzung zahlen, die Unkosten tragen und allen Bundesgenossen Ruhe und Frieden geloben. Diesen tapfern Ritter wählten die aufrührerischen Bauern zu ihrem Oberst-Feldhauptmann und zwangen ihn, die Führung anzunehmen. Götz that dies endlich in der Hoffnung, er werde viel Unglück und manche Grausamkeit verhüten können. Allein er irrte. Da er die Bauern von Brand und Plünderung zurückzuhalten nicht im Stande war, so legte er seine Stelle nieder, mußte aber unter strenger Aussicht bei ihnen bleiben, bis es ihm nach einer

6. Geschichte der Neuzeit - S. 211

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 13, 4. Die fernere Regierung Friedrichs des Großen. 211 wo Klopstock und Leffing glänzten, wo feine Ruhmesthaten, bte nach Göthes Aussage „den ersten wahren und höheren Lebensgehalt in die deutsche Poesie" brachten, von Kleist, Ramler, Gleim u. a. besungen wurden, und Herder und Göthe auftraten. In der äußeren Politik wußte der König dem Staate die gebührende Stellung als Großmacht zu verschaffen. Bei der ersten Teilung Polens 1772 (§. 14) wurde Preußen abermals vergrößert. Als Östreich nach dem Aussterben der jüngeren Linie des Hauses Wittelsbach Bayern (§. 14) zu erwerben suchte, trat Friedrich dagegen auf und schloß 1785 mit den bedeutendsten deutschen Fürsten zur Aufrechterhaltung der Reichsverfafsung den deutschen Fürstenbund. Bis an sein Ende blieb Friedrich ein Muster treuer Pflichterfüllung, „der erste Diener des Staates". „Mein Stand", schrieb er, „verlangt Arbeit und Thätigkeit; mein Leib und mein Geist beugen sich unter ihrer Pflicht. Daß ich lebe, ist nicht notwendig, wohl aber, daß ich thätig bin." Die Mühseligkeiten des langen Krieges hatten seine Gesundheit früh zerrüttet. Die großen Anstrengungen, die er Geist und Körper zumutete, zehrten so an seiner Lebenskraft, daß er vor der Zeit alterte. Aber feine Energie hielt seinen Lebensmut trotz Gichtleidens ausrecht, und sein großer Geist wahrte sich die Ruhe des Philosophen. Lebensweise und Kleidung zeigten stets die alte Einfachheit. Er erschien meist in abgetragener Kleidung, ein dreieckiges Hütchen bedeckte das lockige, weiße Haar; an der linken Seite hing der kleine Degen. Von der Gicht gebeugt, schritt er daher, die Rechte aus einen Krückstock gestützt, den er auch zu Pserde nicht ablegte. Aus seinen großen, lebhaften Augen leuchtete ein feuriger Geist, und seltener Witz stand ihm zu Gebote; aus seinem Wesen sprach eine Leutseligkeit, die auch des Geringsten im Volke sich freundlich annahm und die Liebe seines Volkes in seltenem Maße gewann. Als er am 17. August 1786 kinderlos starb, erbte sein Nesse Friedrichwilhelmll. einen blühenden Staat von fast 3600 Q.-M. mit 6 Mill. Einwohnern, der, bewundert von seinen Freunden, gefürchtet von feinen Feinden, allerwegen die untilgbaren Geistesspuren des großen Friedrich erkennen ließ. §. 14. Maria Tlieresia uiitf Mepfi Ii. Die Kaiserin Maria Theresia hatte beim Ableben ihres Vaters, des Kaisers Karl Vi. (1740), die Erfüllung der pragmatischen Sanktion durchgesetzt und ihrem Gemahl Franz I. (1745 bis

7. Geschichte der Neuzeit - S. 150

1887 - Wiesbaden : Kunze
150 Zweite Periode der Neuzeit. auch hatte er den (Schimpf*) nicht vergessen, welchen Ludwig feiner Mutter angethan hatte. Prinz Eugen begab sich 1683 nach Östreich, um an dem Kampfe gegen die Türken teilzunehmen, und ba er sich bei dem Entsätze von Wien wacker hervorgethan hatte, so übergab ihm der Kaiser noch im gleichen Jahre ein Dragonerregiment. Die Soldaten meinten freilich, der kleine Kapuziner in feinem grauen Mantel werbe nicht vielen Türken den Bart ausraufen. Allein Eugen wußte sich bei Freunb und Feind balb hohe Achtung zu verschaffen. Selbst Ludwig Xiv. gab sich alle Mühe, das ehemalige Äbtlein zu versöhnen, und ließ ihm die Statthalterschaft der Champagne, die Würbe eines Marschalls und eine jährliche Pension von 2000 Louisb'or anbieten. Allein der eble Ritter bemerkte dem französischen ©efanbten, welcher im Namen feines Königs biefe Anerbietungen gemacht hatte, folgenbes: „Antworten Sie Ihrem Könige, daß ich kaiserlicher Feldmarschall bin, was ebensoviel wert ist, als der französische Marfchallsstab. Gelb brauche ich nicht. Solange ich meinem Herrn reblich biene, werbe ich beffen genug haben." Bei allem Ruhme war Prinz Eugen höchst bescheiben und leutselig, ein wahrer Vater seiner Soldaten. Die größte Sorge trug er für gute Verpflegung der Truppen; barum vergötterten ihn aber auch feine Soldaten und opferten sich sreubig und mutig für ihn auf. Sein Äußeres fiel nicht sehr ins Auge, benn er war klein, schmal und bleich. Seine Haltung war männlich. Jeben, der mit ihm rebete, faßte er fcharf ins Auge. Seine Stimme beim Kommcmbierert war stark und vernehmlich. Eugens Energie und Felbherrntalent verbaust es Europa, daß die Türken nie wieber zu so gefährlichen Feinben der Christenheit würden, wie sie vorher waren. Noch größere Lorbeeren sammelte er im spanischen Erbfolgekriege. Eugen eröffnete den Krieg in Italien, besiegte den Marfchall Gatinat 1701 und nahm den französischen Felbherrn Villeroi 1702 gefangen. Der Nachfolger besseren, der Herzog von Ven-bome, brachte den Prinzen jeboch in Verlegenheit durch eine imposante Kriegsmacht, und der -Kaiser, selbst hart liebrängt, konnte keine Verstärkungen senben. Der Kurfürst von Bayern war nämlich in Tirol eingebrungen, um sich mit dem Herzoge von Venbome zu ver- *) Eugens Mutter, Olympia Manzini, war Ludwigs erste Geliebte gewesen. Obwohl sie eine Nichte des allmächtigen Kardinals Mazarin war, so hatte dieser doch daraus bestanden, daß der König dies Verhältnis abbreche. Ludwig verließ darauf Olympia, welche später aus Frankreich ausgewiesen wurde.

8. Geschichte der Neuzeit - S. 288

1887 - Wiesbaden : Kunze
288 Dritte Periode der Neuzeit. stand die Rechte zuerkannt, welche ihm so lange waren vorenthalten worden. Dahin gehörten die Aufhebung der Leibeigenschaft und des Dienstzwanges, die Einführung städtischer Selbstverwaltung und freier Wahlen, das Recht Rittergüter anzukaufen, Offiziersstellen und höhere Civilämter zu bekleiden — lauter Einrichtungen des edlen Freiherrn Heinrich Friedrich Karl vom Stein, eines Mannes von biederem Charakter und großer Einsicht/ der ebensosehr von kindlichem Vertrauen auf die göttliche Vorsehung, wie von begeisterter Liebe zum deutschen Vaterlands durchdrungen war. Geboren zu Nassau an der Lahn 1757, war er 1780 in preußische Dienste getreten und nach kurzer Zeit Oberpräsident in Westfalen geworden. Im Jahre 1804 berief ihn der König zum Finanz- und Handelsminister, Anfang 1807 entließ er ihn ungnädig, aber nach dem Tilsiter Frieden setzte er ihn als Minister wieder ein und legte die Leitung der Staatsangelegenheiten in seine Hände. Seine Wirksamkeit erstreckte sich nun auf alle Verhältnisse und war von den schönsten Erfolgen begleitet. Um die Mittel zur Zahlung der Kriegskosten aufzubringen, wurden geistliche Güter und Domänen verkauft, ein Zwangskurs für Papiergeld eingeführt und die Steuerkraft des willigen Volkes trotz der traurigen Lage, in der es sich befand, höher gespannt. Dabei ging die königliche Familie mit dem seltensten Beispiel von Sparsamkeit und Selbstentäußerung voran, indem sie den Haushalt auf das Notwendigste beschränkte, und z. B. irdenes Tafelgeschirr in Gebrauch nahm, während das goldene Tafelgeschirr der königlichen Ahnen für 4^2 Millionen Mark verkauft und ein Teil der Kriegskosten damit bezahlt wurde, sodaß das Land nach vollständiger Entrichtung derselben Ende 1808 von der französischen Besetzung befreit wurde. Napoleon lernte die Gefahr, welche Stein ihm bereitete, aus einem aufgefangenen Briefe an Fürst Wittgenstein kennen, worin Stein die Erhebung des Volkes durch Nährung der Unzufriedenheit in demselben empfahl. Stein mußte (Januar 1809) feine Entlassung nehmen und wurde von Napoleon geächtet und seiner Güter beraubt. Er begab sich nach Östreich und später nach Rußland, wo er seine patriotische Wirksamkeit an dem Hose Alexanders fortsetzte. Sein Nachfolger in Preußen wurde 1810 der zum Staatskanzler ernannte einsichtsvolle, kluge und gewandte Graf Hardenberg (geb. 1750 zu Hannover), der Steins Werk fortsetzte und von edeln Männern, wie Schön, Niebuhr, Vincke, Wilhelm von Humboldt unterstützt wurde. An Steins Seite wirkte der redliche, stille, echtdeutsche Gerhard David Scharnhorst für Umge-

9. Geschichte der Neuzeit - S. 303

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 29. Die Herrschaft der hundert Tage. Napoleons Ende. 303 Mann", sodaß sie die meisten derselben zu Gefangenen machten und beinahe Napoleon selbst in ihre Gewalt gebracht hätten. Sie waren so dicht hinter ihm, daß er den Wagen samt Hut und Degen zurücklassen und ein Pferd besteigen mußte. Blücher nahm den Wagen mit Napoleons Mantel und Fernglas für sich, schenkte die darin befindlichen Kostbarkeiten seinen Soldaten und schickte des Kaisers Hut, Degen und Ordensstern seinem Könige. Die Engländer nannten die Schlacht nach ihrem letzten Hauptquartier Waterloo, die Franzosen nach Mont St. Jean, die Preußen nach den erstürmten Höhen von Belle-Alliance. Blücher nutzte seinen Sieg bis zum äußersten aus und rückte rasch vor Paris. Napoleon entsagte bereits am 22. Juni zu Blois nach einer kurzen Herrschaft von 100 Tagen abermals dem Throne zu gunsten seines Sohnes, und eine Gesandtschaft überbrachte die Abdankung des Kaisers in das Lager der Verbündeten. Allein man erklärte, daß keine Unterhandlungen möglich seien, bis Napoleon ausgeliefert sei. Darum flüchtete er sich nach Rochesort und bestieg ein französisches Schiff, um nach Amerika zu entrinnen. Doch der Hasen war bereits von englischen Kreuzern gesperrt. In dieser Verlegenheit begab er sich an Bord des englischen Kriegsschiffes Bellerophon und trat zu dem Besehlshaber desselben, Kapitän Mail-land, mit den Worten: „Ich komme, um mich unter den Schutz der englischen Gesetze zu stellen." Allein für den Geächteten gab es kein Recht mehr. Die Landung bei Plymouth wurde ihm untersagt und der Befehl der Verbündeten vollstreckt, wonach „der General Bonaparte" als ihr gemeinsamer Gefangener nach St. Helena gebracht werden sollte. Alle Protestationen Napoleons waren vergeblich, man führte ihn auf den „Northumberland", welcher ihn mit seiner Begleitung, im ganzen 22 Personen, darunter die Generale Bertrand, Montholon, Gourgaud und Las Cases, nach dem Verbannungsorte brachte. Hier landete er am 18. Oktober 1815 und lebte noch über 5 Jahre unter der peinlichen Aufsicht des englischen Gouverneurs Sir Hudson Lowe. Seine Zeit brachte er damit hin, daß er seine Memoiren aufschrieb und die Kinder seiner treuen Generale unterrichtete oder den Garten hinter seinem Landhause Longwood bearbeitete. Ein Magenübel machte am 5. Mai 1821 seinem Leiden ein Ende; Blücher war ihm bereits zwei Jahre früher im Tode vorangegangen. Der Sohn Napoleons lebte mit dem Titel eines Herzogs von Reichstadt in Wien, wo er 1832 starb.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 244

1887 - Wiesbaden : Kunze
244 Dritte Periode der Neuzeit. zweiten sich die Reichs stände untereinander: Adel und Geistlichkeit forderten, daß jeder Stand für sich berate, um die Bürgerlichen überstimmen zu können. Auf den Antrag des talentvollen aber sittlich verdorbenen Grafen Mirabeau, welcher sich seiner Standesvorrechte begeben und einen Tuchladen gekauft hatte, um als Glied des dritten Standes für den Reichstag gewählt werden zu können, ersuchten jedoch die Abgeordneten des Bürger- und Bauernstandes die Geistlichkeit, im Interesse des Friedens gemeinschaftliche Sache mit ihnen zu machen. Nach einigen Wochen traten mehrere Mitglieder der niederen Geistlichkeit in die Versammlung des dritten Standes ein. Diese erklärte sich am 17. Juni auf den Antrag des Abbe Sieyes zur Nationalversammlung und beschloß, daß sämtliche bisherigen Steuern nur bis zum Tage der Auflösung der Nationalversammlung entrichtet werden sollten, aber länger nicht. Der Adel riet dem Könige, den Sitzungssaal zu schließen; doch das half wenig. Aus den Antrag des Pariser Arztes G u i l l o t i n begab sich die Nationalversammlung, als sie die Thüren ihres Lokals verschlossen fand, unter ihrem Präsidenten B a i l l y in das B a l l h au s und verpflichtete sich eidlich, nicht eher aus einander zu gehen, als bis eine neue Verfassung gegeben sei. Der König verlangte zwar noch einmal, daß jeder Stand für sich zusammentreten und beraten solle, allein die Nationalversammlung, welche sich durch den Übertritt von 149 Geistlichen und 47 Adeligen gehoben fühlte, fügte sich auf Mirabeaus Antrag dem königlichen Gebote nicht mehr. Ja, als Ludwigs Xvi. Hofzeremonienmeister, der Marquis von Breze, die Nationalversammlung an den Befehl des Königs erinnerte, erhob sich Graf Mirabeau und rief mit donnernder Stimme: „Sagen Sie Ihrem Herrn, daß wir durch die Gewalt des Volkes hier sind, und daß man uns von hier nicht anders fortbringt, als durch die Gewalt der Bajonette." Jetzt gab der König nach und befahl, daß die Kammern des Adels und der Geistlichkeit sich mit dem dritten Stande vereinigen möchten. Am folgenden Tage erschienen alle Adeligen in der Nationalver- sammlung. Erstürmung der 23et stille. Allein das öffentliche Vertrauen war bereits gewichen; das Volk glaubte böswilligen Verleumdungen, welche des Königs eigener Vetter und größter Feind, der Herzog von Orleans, über dessen Absichten ausgestreut hatte, und beging jetzt mancherlei Unfug in den Straßen von Paris. Das Einrücken einiger Regimenter und die Entlassung Neckers benutzte der Advokat Camille Desmoulins, das Volk zur Empörung zu
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