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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 164

1906 - Leipzig : Dürr
Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons ziehen: Mainz durch Eustine, Belgien durch Dumouriez nach dem Siege bei Jemappes erobert. b) Der Konvent (die sozialistische Periode). ) Der Konvent erklrt die Republik. 1793 (21. Jan.) Ludwig Xvi. wird durch die Guillotine enthauptet. Robes-pierres Schreckensherrschaft. Der Wohlfahrtsausschu. Hinrichtung der Knigin. Die Gttin der Vernunft". Der republikanische Kalender. Schlechte Finanzwirtschaft. Auf-stnde in der Vendee, Lyon, Toulon (Hauptmann Bona-parte). 1794 Robespierres Sturz. ) 179397 1. Koalitionskrieg (sterreich, Preußen, England, Rußland, Holland, Portugal, Spanien, Sardinien, Neapel) gegen Frankreich. Die sterreicher erobern Brssel und Belgien, die Preußen Mainz. Carnots levee en masse. Die Franzosen erobern das linke Rheinufer, siegen bei Fleurus (1794) und gewinnen Belgien; Pichegru wandelt Holland in eine batavische Republik um. Preußen tritt im Frieden von Basel (1795) vom Kriege zurck. y) 1793 Zweite Teilung Polens: Sdpreuen kommt an Preußen, ebenso Danzig und Thorn. 1795 Dritte Teilung Polens: Preußen bildet die Provinz Neuostpreuen, den Bezirk Neuschlesien und vereinigt Warschau mit Sdpreuen. Westgalizien mit Krakau an sterreich. c) Das Direktorium (17951799). a) Fortsetzung des 1. Koalitionskrieges. 1796 die sterreicher unter Erzherzog Karl treiben die Franzosen unter Jourdan der den Rhein. 1796 Napoleon Bonaparte siegt bei Lodi der die sterreicher, besetzt Mailand, er-obert Mantua (1797) und zwingt sterreich zum Frieden von Campo Formio. sterreich gibt die Niederlande und Mailand gegen Venetien auf und willigt in die Abtretung des linken Rheinufers. ) Die zisalpinische, ligurische, rmische, helvetische und par-thenopische Republik. 17971840 Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen. 179899 Napoleons Zug nach gypten. Wegnahme von Malta. Schlacht bei den Pyramiden. Nelson vernichtet bei Abukir die franzsische Flotte. y) Der zweite Koalitionskrieg (England, sterreich, ' Rußland, Neapel, Trkei) gegen Frankreich. Erzherzog

2. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 170

1906 - Leipzig : Dürr
170 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons nommen hat. Die Wahrheit wird zwischen Taine und Wahl liegen. Hervorzuheben ist noch die glnzende Biographie Mirabeaus von Erd-mannsdrfer. Fr die Geschichte Napoleons haben wir auer dem Onckenschen Werke und den lteren Biographien von Thiers (Histoire du Consulat et de l'empire), Sansret) (Histoire de Napoleon I) und Fournier (2 Bde.) die Charakteristik seiner Feldherrenttigkeit durch den Grafen Jork von Wartenburg (Napoleon als Feldherr), die Biographie von Rolofs und neuerdings die Monographie von Lenz (in Heycks Monographien zur Weltgeschichte). Nur einem bedeutenden Kenner dieser Zeit konnte es gelingen, auf so geringem Rume ein so umfassendes Bild dieses gewaltigsten Heldenlebens der neueren Geschichte zu geben." Unendlich reich ist die Zahl der Werke, die uns in Preuens Wiedergeburt und in die Befreiungskriege hineinfhren. Mit sicherer Hand zeichnet Bailleu (in der Deutschen Rundschau) den preuischen Hof vor 100 Jahren. Heinrich von Treitschke fhrt uns so lebens-voll und markig der Jena nach Breslau und Paris und hinein in den neuen preuischen Staat. Und alle die Groen haben ihren Biographen gefunden. Das ltere Werk von P e r tz (Leben des Freiherrn vom Stein) ist durch das dreibndige Werk Max Lehmanns ersetzt, der uns auch eine Biographie Scharnhorsts geschenkt hat. Dem grimmen Jork hat D r o y s e n sich gewidmet; Delbrck hat Gneisenan, Neubauer ebenfalls den Freiherrn vom Stein, Blasendorff den Marschall Vorwrts charakterisiert. Auf das kriegswiffenschaftliche Gebiet führen die Werke des Generals v. Lignitz der Scharnhorst, während v. Cmmerer der Clausewitz handelt. Mehr volkstmlich-belehrend ist das kleine Werk v. Gothens (Vom Kriegswesen im 19. Jahrhundert). Zum Schlu sei noch hingewiesen auf die Romane von Fontane (Vor dem Sturm) und Arminius (Jorks Offiziere). 59. Die Ursachen, der erlauf und die Folgen der franzsischen Revolution. I. Um eine Bewegung zu verstehen, die an Tragweite nur mit der Erscheinung des Christentums und dem Auftreten des Protestantismus in Vergleich gestellt werden kann, heit es, auf ihre Ursachen zurckzugehen,

3. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 186

1906 - Leipzig : Dürr
186 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons und mit dem Ausbruch der Revolution nach Korsika zurckkehrte; hatte doch Napoleon selbst einen Brief an sein Heldenideal geschrieben, in dem die Worte standen: Ich ward geboren, als das Vaterland verendete. Dreiigtausend Franzosen, auf unsere Kste hingespieen, den Thron der Freiheit mit Strmen von Blut besudelnd, das war der gehssige An-blick, den meine ersten Blicke trafen." Diesen Ha der Kindheit, der vllig unbegrndet war, da sein Vater viele Vorteile von den neuen Herrschern erlangt hatte, strkte und nhrte Napoleon als Schler der Kriegsschule in Brienne (von 177983), wo er eine besondere Vergnstigung eine knigliche Freistelle erhielt, und auf der Militrschule zu Paris (178385), in der er, durch knigliches Patent als Cadet-gentil-homme aufgenommen, als Artillerist ausgebildet wurde. Am 2. September 1785 trat er als Sekondeleutnant in das Artillerieregiment La Fere zu Valence ein. Nicht der franzsischen Sprache mchtig, war er ein Fremdling unter feinen Mitschlern, die ihn als Angehrigen einer unter-worfenen Nation ansahen. So stand er einsam in den Jahren der Kind-Heit da, und nach der Arbeit waren Lesen und Trumen feine Abwechslung. Unvertrglich, trotzig und verschlossen brachte er seine Schuljahre hin, und da er nicht in seine Heimat reisen durfte, malte er sie sich in seiner Phan-tasie viel schner aus. In Mathematik und Geschichte berragte er schnell seine Kameraden, wie er sie auch in seiner allgemeinen Bildung, im Umfang des Wissens und in der Belesenheit bertraf. Seiner politischen Anschauung nach war er begeisterter Republikaner und hielt auch in Paris und als Leutnant an dieser berzeugung fest. Die Schwermut und Melancholie, die sich zum Lebensberdru und zu Selbstmordgedanken steigerten, hatte er im Regiment und in der Garnison nach und nach ab-gestreift. Aber immer noch fhlte er sich als Korse, nicht als Franzose, und begrte den Ausbruch der Revolution in der freudigen Hoffnung, da nun fr feine geliebte Heimat die Zeit der Freiheit gekommen fei. Schon 1786 war er nach langer Zeit nach Korsika gekommen; 1789 eilte er dorthin, um an der Volkserhebung der Insel mitzuwirken. Die Verlngerung des Urlaubs wurde bei der damaligen Unordnung in der Heeresverwaltung leicht erreicht, ja, eine eigenmchtige Urlaubsberschreitung hatte schlielich keine Strafen oder Nachteile zur Folge. Napoleon wurde August 1792 trotz seines langen Fernbleibens vom Regiment zum Kapitn befrdert. In jener Zeit ging die groe Umwandlung in dem korsischen Patrioten vor sich, in der er sich nicht nur von seiner Heimat losmachte, sondern auch seine politische berzeugung nderte. Er hatte 1792 eine Stelle in der Nationalgarde von Korsika erhalten. Da zerfiel Paoli, der Korsika eine Selbstverwaltung geben wollte, mit dem Konvent, dessen Zugestndnisse ihm nicht gengten. Anders Napoleon und die Korsen!

4. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 187

1906 - Leipzig : Dürr
Napoleon I. 187 Die Freiheit war ja gewhrleistet worden, und weiter verlangten die Bonapartes nichts. Auch sie zerfielen mit Paoli, wahrscheinlich von dem Konventsabgeordneten Salicetti durch Versprechungen gewonnen. Die Familie Bonaparte floh von Korsika (1793), und Napoleon schlo sich der mchtigen Partei der Jakobiner an, trotzdem er sie innerlich verachtete, weil er nur in der Verbindung mit ihr seinen Ehrgeiz befriedigen und zu hheren militrischen Stellungen, zu Macht und Ansehen gelangen zu knnen glaubte. In Paris war er Zeuge des Sturzes der Monarchie und hat dann erfahren, wie unbestndig die groe Masse ist, welche Grausamkeiten und Unordnungen die ungezgelte blinde Menge hervor-bringt. Ha und Abscheu erfllten ihn gegen die disziplinlose Masse. Seine politischen Ansichten nderte er dahin, da er in einer konstitutiv-Hellen Regierung mit starker ausbender Gewalt die beste Staatsform und das Heil des Vaterlandes sah. b) Auf dem Wege zu Macht und Ruhm finden wir ihn zunchst in den Kmpfen der Republik mit der Gegenrevolution im Sden Frank-reichs. Er schlo sich dem Heere des Generals Carteaux an, erhielt ein Artilleriekommando, kmpfte bei Avignon und Marseille und hat bei der Eroberung von Toulon zum ersten Male seine glnzenden Fhigkeiten dargetan, so da er nach der Eroberung dieser Stadt zum Brigadegeneral (1793) ernannt wurde. Nach dem Sturze Robespierres wurde Napoleon verhaftet, weil er als Anhnger des Schreckensmenschen angesehen wurde, aber bald wieder freigelassen. Im Mai 1795 wurde er nach der Vendee geschickt; er hielt sich vorbergehend in Paris auf, wurde zur Infanterie versetzt und trug sich infolge dieser Zurcksetzung mit dem Gedanken, aus dem franzsischen Heere auszuscheiden, um in der Trkei Kriegsdienste zu tun. Aber der Umschwung in Paris und die neue Verfassung der Direk-torialregierung sollten diesen Plan vereiteln. Die Royalisten und Emi-granten bildeten eine Opposition, die der republikanischen Regierung immer gefhrlicher zu werden schien. Ein eigenes, vom Konvent ernanntes Komitee unter Barras sollte die regierungsfeindliche Bewegung berwachen. Barras, der alte Konventskommissar, der der Einnahme von Toulon beigewohnt hatte und Napoleons Verdienst kannte, suchte jetzt einen General, der den Be-fehl der Regierungstruppen bernehmen sollte, und whlte Napoleon der sich so als Verteidiger der Republik und der Revolution zum zweiten Male auszeichnen sollte. Denn bei dem Straenkampfe am 5. Oktober 1795 (13. Vendmiaire), als die Aufstndischen die Tuilerien, den Sitz des Konvents, angriffen, wurden sie vom General Bonaparte mit Kar-ltschenseuer empfangen und vollstndig berwltigt. Dieser Tag wurde fr Napoleon von grter Bedeutung. Erst jetzt war ihm der Weg zur grten Macht und zum hchsten Ruhm geebnet; denn er wurde zum

5. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 189

1906 - Leipzig : Dürr
Napoleon I. 189 hat ein groes Volk stets in seinem Innern, aber manchmal zgert er zu erscheinen. Es gengt ja nicht, da er da sei; man mu ihn kennen, er selber mu sich kennen. Bis dahin sind alle Versuche eitel, alle Umtriebe ohne Macht. Die Trgheit des groen Haufens beschtzt die angebliche Regierung, und trotz ihrer Aufrichtigkeit und Schwche richten die An-strengungen ihrer Feinde nichts gegen sie aus. Sobald aber der unge-duldig erwartete Retter pltzlich ein Lebenszeichen gibt, da verrt und ruft ihn der nationale Instinkt, die Hindernisse ebnen sich vor ihm und ein ganzes Volk fliegt ihm entgegen, als wollte es sagen: Er ist da." Doch so leicht, wie es Napoleon sich gedacht hatte, gelangte er nicht zu der ersehnten hchsten Gewalt im Staate; der Staatsstreich am 9. No-vember 1799, den er geplant hatte, um die Direktorialregierung zu strzen, und dessen Durchfhrung brachte ihn in eine uerst verzweifelte Lage und die grte Lebensgefahr. Die Verlegung des Rats der Alten nach St. Cloud und die Ernennung Napoleons zum Kommandanten der Pariser Garnison waren gelungen. Aber der Rat der Fnfhundert wollte auf eine Verfassungsnderung nicht eingehen. Napoleon, der mit seinen Grena-dieren erschien, wurde umringt und sollte gechtet werden. Aber vor der Gewalt der Bajonette flohen die Abgeordneten. Der Staatsstreich war gelungen; die Konsulatsverfassung brachte dem Lande die langersehnte Ruhe und Ordnung.^) Die neue Verfassung wurde, wie auch die Verwaltung, so gestaltet, da der erste Konsul alle Macht in den Hnden hatte. Eine neue Monarchie war entstanden, aufgebaut auf den Grundstzen der franzsischen Revolution, der Volkssouvernitt und der allgemeinen Gleichheit der Brger vor dem Gesetz, unter Ausschlu der alten Privilegien von Per-sonen, Korporationen und Provinzen." Freiheit und Gleichheit war der Leitspruch der Männer von 1789 gewesen. Die Freiheit war ausgegeben, aber die Gleichheit erhalten geblieben. Napoleon rettete den Staat durch seine Verwaltung. War er durch seine Siege der berhmteste Feldherr geworden, so wurde er jetzt ein volkstmlicher Mann durch die Wohltat einer geordneten Regierung. Durch neue Kriege (zweiter Koalitionskrieg, Schlachten von Marengo, Hohen- *) Napoleon trat als 1. Konsul zunchst auf 10 Jahre, dann auf Lebens-zeit an die Spitze des Staates, ihm zur Seite 2 Mitkonsuln, die nur beratende Stimme hatten, und ein Staatsrat, dessen Mitglieder von ihm ernannt wurden. Die gesetzgebende Gewalt war bei dem 1. Konsul, der allein das Recht hatte, Gesetze zu beantragen, und der Volksvertretung. Diese wurde gebildet durch das Tri-bunat, das nur beriet, nicht abstimmte, und die gesetzgebende Krperschaft, die nur ab-stimmte, nicht beriet. Beider Mitglieder wurden von dem Senat ernannt, der vllig von Napoleon abhngig war.

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 198

1906 - Leipzig : Dürr
198 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons den, Wenn geeignete Persnlichkeiten es verstanden, groen Anhang zu ge-Winnen. Napoleon mute deshalb vorsichtig zu Werke gehen und sich seine Stellung gegen die Jakobiner wie die Royalisten sichern, wenn er sein Ziel erreichen wollte. Er verfolgte es Schritt fr Schritt in den 5 Jahren seines Konsulats. Die Art und Weise, wie er die Monarchie an-bahnte, verrt ebenso groe Klugheit und Menschenkenntnis, wie kalte Berechnung; die Art, wie er die Stellung des Alleinherrschers behauptete und durchfhrte, zeigt ihn in seiner Rcksichtslosigkeit, Hrte und Grau-samkeit. Klar erkannte Napoleon, da Ruhm, Feldherrngre und Verdienst um die Wohlfahrt des Staates dem Volke nicht gengen wrden, das ihm die Krone anbieten sollte. Er mute nicht blo geehrt, er mute geliebt, er mute eine volkstmliche Persnlichkeit werden", und darum die ffent-liehe Meinung fr sich gewinnen, die er in ihrer Bedeutung fr das politische Leben voll und ganz erkannte. Seit der franzsischen Revolu-tion ist die ffentliche Meinung, die in der Presse zum Ausdruck kommt, erst eine Macht geworden, und die Art, wie Napoleon sie beeinflute und benutzte, kann man vorbildlich fr die Folgezeit nennen. Schon im Jahre 1796 sagte er vor seiner Abreise zum Heer zu einem ihm be-freundeten Zeitungsschreiber: Songez, dans les recits de nos victoires ne parier que de moi, toujours moi, entendez-vous!" Als Konsul fuhr er auf diesem Wege fort. uerst empfindlich und leicht gekrnkt, frchtete er den Tadel der Zeitungen, und um sich davor zu schtzen und durch die Presse nicht an Volkstmlichkeit zu verlieren, hob er zu Anfang feines Konsulats von den 73 politischen Zeitungen Frankreichs 60 auf und verbot die Grndung neuer Bltter. Aber er hat auch Manahmen getroffen, durch die er sich manche Kreise der Bevlkerung und verschiedene Parteien unmittelbar verbindlich machte. Er lie kein Strafgericht gegen Anders-gesinnte ergehen, abgesehen von den Jakobinern, Royalisten u. a., die er spter auf dem Gipfel seiner Macht verfolgte. Solange er nach der hchsten Stellung strebte, stand er der den Parteien. Schon da er sich zu den Geistlichen freundlich stellte, gewann ihm die Herzen des niederen Volkes, dessen religise Bedrfnisse er erkannte. Nun gestattete er vielen der frher Verbannten die Rckkehr in das Vaterland, und als die Emi-granten heimkehrten, hatte er einen groen Teil des franzsischen Adels fr sich. Den Bandenfhrern versprach er nach Niederlegung der Waffen vllige Straflosigkeit, und in allen Kreisen wute man die Milde des neuen Herrschers zu rhmen, der seine Regententugenden durch die Presse dem Volke immer wieder zum Bewutsein bringen lie. Und wie muten die hheren Beamten und Offiziere, die tonangebenden Männer im Staate,

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 200

1906 - Leipzig : Dürr
200 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons Enghien/) der nichts ahnend in Ettenheim in Baden auf deutschem Boden berfallen und nach Frankreich gebracht wurde, hat Napoleons Ansehen tief herabgedrckt. Der Glaube an seine Gre schwand seit dem 20. Mrz 1804, an dem der unschuldige Prinz sein Leben lassen mute. Dieser entsetzliche Justizmord im Festungsgraben von Vincennes stellte Napoleon in eine Reihe mit den rasenden Schreckensmnnern und Blut-schergen der Septembermorde und machte das Lob seiner Bewunderer ver-stummen. In seiner Herrschsucht wurde Napoleon als Kaiser immer unleidlicher. Von einer geheimen Angst, seine Herrschermacht zu verlieren, scheint er je lnger, desto mehr beunruhigt worden zu sein; wenigstens deuten darauf hin das Mitrauen, das ihn beherrschte, und die Maregeln, die er traf, um der die Stimmung seiner Untertanen und der unterworfenen Völker stets unterrichtet zu sein. Spher und Spione standen berall in seinem Dienst, und jede freimtige uerung der feine Person und seine Regie-rung wurde strenge geahndet. Der Freiherr vom Stein ergriff die Flucht, um vor den Nachstellungen der Franzosen sicher zu sein, und der Buch-Hndler Palm in Nrnberg wurde erschossen, weil er die Broschre Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung" vertrieben hatte. Als sich Napoleon der Wahnidee hingegeben hatte, ein franzsisches Weltreich auf-zurichten, liebte er es, gekrnte Hupter und frstliche Persnlichkeiten seine berlegene Macht fhlen zu lassen und sich als den hchsten Monarchen Europas aufzuspielen (Treulosigkeit gegen das spanische Knigshaus, Ver-folgung des portugiesischen Begegnung mit Knigin Luise u. s. w.). Be-zeichnend fr die Art, wie er seine monarchische Stellung in Frankreich in der Richtung despotischer absoluter Alleinherrschaft immer weiter verfolgte, ist die Aufhebung des Tribnnats (1807), der einzigen Krperschaft, in der die Meinung des Volkes noch htte zum Ausdruck kommen knnen, ob-wohl diese Versammlung nur aus dem Kaiser treu ergebenen, unbebeuten-den Personen zusammengesetzt war, die keinen Widerspruch gegen den kaiserlichen Willen kannten. Auch mit der Wiederherstellung der glnzen-den Hofhaltung Ludwigs Xiv. und seiner beiben Nachfolger verfolgte Napoleon nur den Zweck, seine Monarchie in den Augen der Welt mit allen Mitteln zu verherrlichen. Die Adelsernennungen nach dem Gesetz vom Jahre 1807 (der Titel Altesse fr die Growrdentrger, deren Kinder Herzge werden konnten, sobald ihnen ein Majorat von 200 000 Frks. jhrlich gegeben war; der Titel Comte fr Minister, Staatsrte, Sena- *) Es ist auch diese verwerfliche Tat Napoleons entschuldigt und als eine poli-tische Notwendigkeit hingestellt worden; man hat ihn mit dem Groen Kurfrsten ver-glichen, der den Obersten von Kalkstein aus hnlichen Beweggrnden hatte hinrichten lassen. Ist dieser Vergleich berechtigt?!

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 279

1906 - Leipzig : Dürr
Das Streben nach nationaler Einheit und politischer Freiheil 279 krftigsten. Es war daher nur zu natrlich, da im Kreise der akade-mischen Jugend, der ja doch die Reife des vorsichtig abwgenden und be-rechnenden Alters fehlt, diese Erbitterung sich in Kundgebungen Luft machte, die um so harmloser und ungefhrlicher waren, je geruschvoller sie sich darstellten. Die Universitt Jena ging mit der Grndung der deutschen Burschenschaft voran, deren Ziele durchaus edle, reine und ideale waren, deren ueres Verhalten n u r die Fehler und Auswchse der Jugend zeigte. Das Wartburgfest, das am 18. Oktober 1817 zum Andenken an die Schlacht bei Leipzig und zugleich als Vorfeier des Reformationsjubilums veran-staltet wurde, wies alle diese Eigenschaften der deutschen Burschenschast auf. Zwar fielen scharfe Worte der die Vereitelung der patriotischen Hoff-nungen und auch der den Absolutismus, ja es wurden sogar ein Kor-poralsstock, ein Schnrleib und ein Zopf als die Sinnbilder einer veralteten beschrnkten Zeit ffentlich verbrannt; dennoch aber trug die ganze Feier einen tiefernsten patriotischen und religisen Charakter, so da wir heute diese Ausschreitungen nur als Auswchse einer an sich guten Sache, als Ergebnisse jugendlicher berspanntheit ansehen. Leider fate man diese Kundgebung nicht so harmlos auf. Nicht genug damit, da sterreich und Preußen, durch das Wartburgfest in groe Aufregung versetzt, diploma-tische Schritte bei der weimarischen Regierung taten und Spione nach Jena und Weimar schickten, man duldete auch die Einmischung des Auslandes, insbesondere Rulands. Nichts zeigt den Tiefstand des Nationalstolzes der damaligen leitenden Staatsmnner so deutlich, als der Umstand, da ein moldauischer Bojar, Alexander Stourdza, es wagen durfte, eine die deutschen Universitten beschimpfende Denkschrift den beim Aachener Kon-gresse versammelten Fürsten und Staatsmnnern vorzulegen, ohne da je-mand sich sand, der den frechen Halbbarbaren und mit ihm feinen Herrn und Auftraggeber Alexander in seine Schranken zurckwies. Es ist serner be-zeichnend, da ein russischer Spion, der in Weimar wohnende Staatsrat von Kotzebue, einen uns Deutschen fr alle Zeiten geheiligten Ort durch seine Schmutz- und Schandschriften, seine politischen Rnke und Denunziationen, durch seine ganze unsaubere Persnlichkeit beflecken durfte. So weit hatte es der Metternichsche Einflu gebracht, da das kleine aufgeklrte Herzogtum sich diese Schande gefallen lassen mute und da das groe und starke Preußen dazu stillschwieg, verstrickt in den unheilvollen Banden der Heiligen Allianz und der Metternichschen Staatskunst wie der Lwe im Netze des Fallen-stellers. Die Saat des Hasses, die Schmalz mit seiner Flugschrift gest hatte, ging in einer furchtbaren Erbitterung auf und trieb eine Frucht, die das Verhltnis zwischen Volk und Regierung vollends vergiftete: die Er-mordung Kotzebues durch den Studenten Karl Ludwig Sand. Der bis

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 288

1906 - Leipzig : Dürr
288 Das Neunzehnte Jahrhundert Herz getroffen werden sollte. Richteten sich doch diese Maregeln gerade gegen die Einrichtungen, gegen die Sttten, gegen die Männer, die diesen Geist am deutlichsten und am krftigsten darstellten. Jeder, der bei der Erhebung Preuens sich durch seinen Patriotismus bemerkbar gemacht hatte, mute jetzt frchten, ebenfalls als verdchtig angesehen zu werden. Es gibt kaum etwas Traurigeres und zugleich Beschmenderes in unserer Geschichte als diese sinnlose und grundlose Demagogenverfolgung, die mit den Karls-bader Beschlssen begann, unter den Eindrcken der Julirevolution und des polnischen Aufstandes 1832 ihren Hhepunkt erreichte und erst 1840 mit dem Thronwechsel ganz aufhrte. Uns Heutigen mit der uns selbstver-stndlichen geistigen Bewegungsfreiheit fllt es fchwer, uns in den Geist jener Zeit hineinzudenken, und wrde man einem mit diesen geschichtlichen Vorgngen unbekannten Korpsstudenten oder Burschenschafter unserer Tage mitteilen, da Fritz Reuter wegen seiner Zugehrigkeit zur Burschenschaft Germania und weil er am hellen, lichten Tage mit den deutschen Farben herum-gegangen sei", zum Tode durch das Beil verurteilt worden sei, man wrde bei einem solchen modernen jungen Markomannen", Teutonen", Ger-meinen" oder Arminen" nur einen Heiterkeitserfolg erringen, aber keinen Glauben. Glaubhaft werden diese Zustnde nur durch die Kenntnis ihrer Vorgeschichte, zunchst der Hypnotisierung der preuischen Politik durch Metternich und dann der stufenweise sich gegenseitig steigernden Erbitterung beider Teile. Man konstruierte Revolutionsgefahren, die gar nicht vor-Hnden waren, und erst die dagegen angewendeten Maregeln riefen demagogische Erscheinungen hervor, die aber keineswegs als Vorboten einer drohenden groen Revolution anzusehen waren. Schmalz' und Kotzebues Verhalten und die Besttigung ihrer Ansichten veranlate die berspannt-heiten am Schlsse des Wartburgfestes und die Attentate Sands und Lhnings. Diese waren die unmittelbare Veranlassung zu den Karlsbader Konferenzen und drckten den Beschlssen das Geprge rcksichtsloser Hrte auf. Die Ausfhrung dieser Maregeln steigerte nicht nur die Erbitte-rung, sondern dehnte sie auch auf fast alle gebildeten Kreise des Volkes aus. Die so entstandene Grung erhielt neue Nahrung durch das Bei-spiel der franzsischen Julirevolution und durch die aufrhrerische Ttig-feit zahlreicher politischer Flchtlinge und fhrte ihrerseits zu noch schrferen Unterdrckungsmaregeln. In anderen Lndern, namentlich romanischen, htte eine solche Steigerung, eine solche Verschrfung der Gegenstze und bedingt zu einer Revolution gefhrt. Doch bei dem Deutschen, insbesondere dem Norddeutschen, ist zwar der Weg vom Gedanken zum Worte sehr kurz, aber glcklicherweise der vom Worte zur Tat sehr lang, um so lnger, je lauter das Gewissen seine Stimme dagegen erhebt. Whrend der unbesonnene Franzose sich in der Hitze der Leidenschaft mit leichtem

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 299

1906 - Leipzig : Dürr
Das Streben nach nationaler Einheit und politischer Freiheit 299 schule fr Revolutionre, ausgebildet waren, um dann in unserer Haupt-stadt ihre Grundstze und ihre Erfahrungen anzuwenden. Nun wurde der dritte Fehler gemacht. Anstatt den Aufruhr mit Kraft und Nachdruck Zu unterdrcken, die Strafen durch die Gruppen subern zu lassen und die Rdelsfhrer, soweit sie zu ermitteln waren, unschdlich zu machen, lie der König zwar anfangs die Truppen vor-rcken gab dann aber, als sie gerade im Begriff waren, den Widerstand vollends niederzuwerfen, den Befehl zur Defensive und wenige Stunden spter zum Rckzge. Dieser Befehl war in zwiefacher Hinsicht bedenklich. Er erbitterte die Truppen, deren treue Ergebenheit durch diese unverdiente Schmach und durch den Hohn der Sieger auf den Barrikaden schlecht be-lohnt wurde, und er gab den Aufrhrern einen weiteren Beweis der Schwche des Knigs. Alle weiteren Zugestndnisse des Knigs sind nicht ebenso viele Fehler, sondern nur die Folgen dieses letzten und schwersten Fehlers, der unzeitigen Zurckziehung der Truppen. Wenn der König so weit ging, sein Ministerium zu entlassen, den Leichen der Barrikaden-kmpser, die in den Schlohof gebracht worden waren, entblten Hauptes und in Gegenwart der Knigin seine Achtung zu beweisen, eine allgemeine Begnadigung aller politischen Verbrecher zu erlassen, im Schmucke der deutschen Farben einen Umritt durch die Stadt zu halten und seinen Bruder, den Prinzen Wilhelm, zu einer Reise nach England zu veranlassen, so geschah das alles nur, weil er vllig wehrlos war, nachdem die Truppen Berlin verlassen hatten. Wie htte er handeln sollen? So, wie sein Bruder Wilhelm, der sptere Kaiser Wilhelm I., zweifellos gehandelt haben wrde. Die starke, feste Hand, der ruhige, die wirklichen Verhltnisse richtig schtzende Blick, der praktische Sinn des Prinzen Wilhelm htten es zunchst niemals zu solchen Verwicklungen kommen lassen. Der Prinz htte sicherlich alle Voraussetzungen hierfr ohne groes Aufsehen beseitigt, wobei ihn seine bedeutende Fhigkeit, die richtigen Männer an den richtigen Platz zu stellen und ihre Ratschlge klug zu verwerten, untersttzt htte. Wenn er auch persnlich einer konstitutionellen Verfassung abgeneigt war, so htte er doch seine persnliche berzeugung dem fast allgemeinen Verlangen des Volkes und damit der friedlichen Weiterentwicklung und Wohlfahrt des Staates zum Opfer gebracht. Seine gesamte Regierungszeit gibt uns ein Recht zu dieser Annahme, desgleichen auch ein Brief, den er bereits im Jahre 1824 an den General von Natzmer schrieb: Htte die Nation Anno 1813 gewut, da nach 11 Jahren von einer damals zu erlangen-den und wirklich erreichten Stufe des Glanzes, Ruhmes und Ansehens nichts als die Erinnerung und keine Realitt brig bleiben wrde, wer htte damals wohl alles aufgeopfert solchen Resultates halber."
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