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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 377

1906 - Leipzig : Dürr
Deutschland im Zeitalter der Weltmachtpolitik 377 da es nun genug sei aller Mhen und Anstrengungen, da es fortan nur noch glte, das Landheer schlagfertig zu halten, um jedem Angriff des Persers zu widerstehen. Und wenn Themistokles seinem Volke dann den Weg aufs Wasser wies, wenn er sie warnte: die Perser kommen wieder, sie kommen mit zehnfacher Macht, sie kommen mit ihrer groen Seemacht; deshalb mssen wir einen Hafen und eine starke Flotte bauen, so fand er fr seine berspannten Ideen, seine uferlosen Flottenplne nur ein unglubiges Lcheln. Kurz, es bedurfte fr ihn des Einsatzes seiner ganzen berlegenen Persnlichkeit, um seine lieben Mitbrger zur Erbauung der Flotte zu zwingen, ja, er durfte selbst vor gewaltsamen Maregeln nicht zurckscheuen, und es mute ein so ehrenwerter, staatserhaltender Mann wie Aristides, weil er in seiner Philistrositt den notwendigen Flottenbau fr berstrzt hielt, Jahr und Tag das Vaterland meiden. Und der Erfolg? Des Ostens stolze Flotte sank dahin, Griechenland blieb frei, Themistokles war sein Retter. Reichsgewalt bedeutet Seegewalt. Bitter not tut uns eine starke Flotte" so klingt es mahnend durch unseres kaiserlichen Herrn Reden, und was einst in Sdafrika und Samoa, was in diesen Tagen am Ostseestrand (Besuch der englischen Flotte) sich ereignet, es ist ein ernstes Memento: Nicht mehr hemme der Ozean Deiner Hoffnung strebende Bahn Deutscher Aar, deutscher Aar, Prfe die mchtigen Schwingen! der rollende Meere Ruft Dich der Feinde drohende Schar; Deutsches Leben ist in Gefahr. Deutsches Gut und Ehre. Brausend um deutscher Schiffe Bug, Lenke zrnend den stolzen Flug, Deutscher Aar, deutscher Aar, der rollende Meere!" Deutschland mchtig am Fels wie im Meere des mahnt uns der Sedantag im Zeitalter der Weltpolitik, in Erwartung der der die Weltenzukunft entscheidenden Kmpfe. Einst haben sie Gold fr Eifen gegeben feien wir der Vter wert. Navigare necesse est, vivere non necesse est! der all diesen Zusammenhngen, gewordenen, bestehenden und werdenden, lenkt Gott der Herr die Geschicke der Welt. Vor ihn treten wir mit dankbarem Herzen und hoffendem Vertrauen: Sei gndig deinem Volk und fegne dein Erbe."

2. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 19

1903 - Leipzig : Dürr
Die Blütezeit Griechenlands 19 § 4. ü. Periode. Die volle Machtentfaltung der griechischen Nation unter Führung Athens in Kampf und Sieg. Überblick und Quellen. A. 1. Der wiederholt scheiternde Angriffskrieg der Perser und der sich zersplitternde Angriffskrieg der Griechen (siegreiche Kampfeszeit). 2. Der höchste Gipfel athenischer Macht und die völligste Ausbildung athenischer Demokratie unter Perikles, dem Herrscher im demokratischen Athen und dem Schöpfer athenischer Kultur (segensreiche Friedenszeit). ß. 1. a) Unter den für diese 2. Periode der griechischen Geschichte gewichtigen Quellen nimmt Herodot (vgl. § 3) die erste und begründetste Stelle ein, fallen doch seine Jugendjahre in die allmählich sang-und klanglos zu Ende gehenden Freiheitskriege. Und worauf hier vor allem hinzuweisen ist, schon Herodot hat — vielleicht unter Einfluß seines vertrauten Verkehrs mit Perikles und seiner auf persönliche Lebenserfahrung gegründeten Schätzung des perikleischen Athens — mit aller Energie auf Athen als die Retterin Griechenlands hingewiesen, hat ein- verdientes Loblied gesungen den großen Männern Athens, insbesondere dem Themistokles, der als der erste den kühnen Gedanken in das athenische Volk warf, daß auch seine Zukunft auf dem Wasser liege, — Tatsachen, die den historischen Sinn des Herodot in ein noch helleres Licht rücken. b) Plntarch ist auf dem Plan mit Biographien des Themistokles, Aristides, Kimon, Perikles, von denen die des Aristides wohl mit Rücksicht auf seinen ihm wahlverwandten Charakter mit besonderer Liebe geschrieben ist. Daß auch der Dichter nach allgemein-geschichtlicher Erfahrung der großen Siegeszeit sich freut, zeigt einmal schon die schöne Sage, die Äschylos, Sophokles und Euripides insgesamt mit der herrlichen Salamisschlacht in Verbindung bringt, als auch ganz besonders die Tragödie des e) Äschylos, die Perser genannt: ins Perserland — „da die Tragödie nicht Jubel, sondern Klage erfordert, so hat der Dichter den Schauplatz nach der persischen Hauptstadt verlegt" — kommt zur Königinmutter der Unglücksbote von Salamis. In gemessen-feierlichem Ton geht seine Sprache in jambischen Trimetern dahin, erhebt sich je und je zu leidenschaftlicher Wildheit und nationaler Begeisterung, bringt in allem 2*

3. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 23

1903 - Leipzig : Dürr
Die Bedeutung der Perserkriege 23 edlere Früchte uns schenken will. Demgegenüber das in seiner Allgemeinheit in geistiger Finsternis, in dumpfem und stumpfem Barbarismus verharrende Perserreich! Und dürfen wir hier einmal den sonst so unhistorischen Wennsatz anwenden: hätte Persien gesiegt, es hätte sich nicht mit politischer, nicht mit wirtschaftlicher Unterwerfung begnügt; der Geist des Griechenvolkes, das, was wir heute als klassisches Hellenentum bewundern, er hätte dem Barbarismus wo nicht gänzlich, so doch auf lange, lange Zeiten weichen müssen. Alsdann hätte kein Phidias und kein Praxiteles den Marmor beseelt; kein Pindar hätte durch hohe Gesänge entzückt; kein Euripides süße Tränen entlockt. Kein Herodot, kein Lenophon hätte mit ferntönender Stimme große Taten verkündet, kein Plato und kein Aristoteles hätte Schätze der Weisheit gegraben, kein Sokrates, kein Epaminondas durch hohe Tugend geglänzt! So vieles lag daran, daß bei Marathon, bei Salamis und bei Platäa die Freiheit und die Macht der Idee siegle über den zusammengeballten, geistigen Gehaltes baren Stoff. Ein Kampf und Sieg des Idealismus gegenüber dem Barbarismus — darin liegt letztlich die ideale Bedeutung der Perserkriege. 3. Von größter Wichtigkeit für die Folgezeit war es, daß die Perserkriege zugleich einen Wettstreit des demokratischen Athens mit dem aristokratischen Sparta, und in ihrem Abschluß drum einen Sieg Athens und der Demokratie über Sparta und die Aristokratie bedeuten. Athen hatte aus eigner Kraft die marathonische Schlacht geschlagen; ob man in Sparta nicht schon damals aus Selbstsucht und Mißgunst zu Hause blieb? — Athen gab Griechenland die Flotte. Seine Bürger opferten nicht nur Geldmittel zum Flottenbau, nicht nur ihr Leben auf dem Felde der Ehre; selbst die Heimatstadt und die Heimatburg ließen sie dem verwüstenden Feind — das ideale und nationale Moment am glänzendsten darstellend! Athen konnte für sich auf die größten Männer der Zeit Anspruch erheben; der kriegstüchtige Miltiades; der geniale Themistokles, dessen wuchtiger Persönlichkeit mehr denn einmal (Flottenbau, Salamis, Bau der langen Mauern) es gelang, die Zusammenfassung aller lebendigen Kraft der Nation für einen kühnen, vom Gewöhnlichen abweichenden Entschluß herbeizuführen; der uneigennützige und treuwaltende Aristides; der dem Vater ebenbürtige Kimon — sie alle waren Athener. Und mit ihnen war die Kraft, war der Mut und der weitschauende Blick. Wohl hat auch der Spartaner Leonidas ewigen Ruhm sich errungen durch jenen Heldentod getreu dem, was das Gesetz befahl; wohl hat auch der Athener leichtfertiger Wankelmut und verständnislose Undankbarkeit uns das Gedenken an jene Großen nicht ungetrübt gelassen, — einen Mann von weltgeschichtlicher Bedeutung jedoch, von weitsichtigem politischem Blick hat der spartanische Staat in der größten Zeit des griechischen Volkes nicht her-

4. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 24

1903 - Leipzig : Dürr
24 Die griechische Geschichte vorgebracht; ja, den einzigen, der sich über das Niveau beschränkter Kasernenerziehung erhob und vielleicht allzu selbstbewußt auftrat, Pansanias, rief man zurück; die spartanische Reaktion verstand es nicht, mit der Zeit fortzugehu, und wenn sie auch später einmal die Hegemonie wieder erlangt hat, so war es nur möglich auf Grund der physischen unverweichlichten Kraft ihres Landheeres und mit Hilfe persischen Goldes. Der spartanische Staat trägt schon jetzt die Keime der Zersetzung in sich; seine reaktionäre, vor jedem frischen Wind sich ängstlich abschließende aristokratische Verfassung hatte sich überlebt: Athen und die Demokratie war Trumpf. Dem, was Athen an Opfern in idealem und nationalem Sinn gebracht hatte, entspricht auch der reale Machtzuwachs: der attische Seebund, die größte politische Schöpfung des Hellenentums, war, wie Organ des Angriffskrieges, so das Ergebnis des Verteidigungskrieges; Athens Zentralstellung im wirtschaftlichen, politischen und geistigen Leben der Zeit, und mit ihr das Aufkommen der Demokratie in allen von Athen irgendwie abhängigen Staaten war das äußere Zeichen des Kampfes und Sieges der Demokratie über die Aristokratie. 4. Noch eine andre reale Folge der Perserkriege sei kurz angedeutet, die namentlich die letzte Periode uns eindrücklich zu machen scheint. Warum geht die griechische Macht nicht hinein nach Asien und zertrümmert die persischen Heere und den König im Herzen des Reiches; warum wenden sie sich nach Byzanz und Cypern? Doch nur darum, weil ihnen nicht an der Vernichtung der politischen, sondern nur der kommerziellen Macht der persisch-phönizischen Staaten gelegen war. Sie, einstmals die Kunden der Phönizier, dann ihre ebenbürtigen Konkurrenten, wollten sich zu unumschränkten Herren des Mittelmeers machen. In diesem Sinne bedeutet die Schlacht bei Salamis einen Kampf um die Handelsherrschaft; so nur ist die Unterwerfung fast der gesamten Inselwelt unter Athen verständlich; und weil sie einen völligen „Umschwung in den großen Verkehrskonstellationen des Mittelmeers" hervorbringen, bedeuten die Perserkriege einen Sieg des griechischen über den phönizischen Kaufmann, die Obmacht des griechischen Handels in allen Mittelmeerländern von Athen als der Zentralstelle aus — ein Erfolg freilich, der den gefährlichen Todeskeim in sich barg. Jeder Krieg regt Kräfte und Energien an. Bei seinem Aufhören iffs dann Sache der leitenden Staatsmänner, diese Kräfte friedlicher Beschäftigung so zuzuleiten, daß sie eine Weiterentwicklung zu politischer Größe, wirtschaftlichem Aufschwung, geistiger Bildung ermöglichen. Während Sparta sich jedoch nach dem Krieg aus allen durch ihn entstandenen Verhältnissen wieder herauszuwickeln, den Aufschwung zu lähmen sucht, zieht Athen die äußersten Konsequenzen, wird, wie sie es im Kampfe gegen eine

5. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 22

1903 - Leipzig : Dürr
22 Die griechische Geschichte Endergebnis einer weise vorbereiteten Politik die Herrschaft über die Mittelmeerländer nehmen wollte, der sie, das demokratische Volk, dem großen persischen Despotenstaat einverleiben wollte. In der nationalen Zersplitterung Griechenlands, in dem Mangel einer Einheitlichkeit lag es begründet, daß man bis kurz vor dem unmittelbaren persischen Angriff über die Größe der Gefahr in Griechenland sich nicht klar war. Daß der Eroberungszug des Kambyses nach Ägypten den griechischen Einfluß dort paralysierte, daß Darms mit Hilfe der Tyrannis sich zum stillen Oberhaupt ihrer kleinasiatischen Kolonien machte, daß endlich sein skythischer Zug nichts weiter als die Erlangung einer Operationsbasis für den Entscheidungskampf gegen Griechenland bedeutete, das alles konnte und mußte der griechischen Nation dunkel bleiben, weil die einheitliche Zentralstelle fehlte, von der aus das gesamte Leben der Nation hätte überblickt und geleitet werden können. Ließ so der Mangel an nationalem Zusammenhang die Gefahr für das Griechentum unendlich groß werden, so weckte anderseits ihr unmittelbares Bevorstehen ein nie geahntes Gefühl der Zusammengehörigkeit in Griechenland: Athen und Eretria im westlichen Griechenland halfen die Schlachten der kleinasiatischen Griechen schlagen; der Athener und Platäer wuchtigem Ansturm erlag in der marathonischen Ebene des Darms Heer. Obwohl größer an Genialität der leitenden Männer, wie an Macht- und Geldmitteln, entsagte Athen im Interesse der Gesamtheit allem berechtigten Ehrgeiz, opferte es Stadt und Land, Heimaterde und Heimattempel, und schlug im Verein mit seinem Antipoden Sparta die Scharen der Perser. Denn was hatten jene dieser zusammengefaßten nationalen Kraft und Wucht entgegenzustellen? Wohl ein Mehr an Menschen, die aus den entlegensten Fluren Asiens zusammengezwungen waren; ein Mehr an Schiffen, die Phöniziens bedrängter Handelsstaat in berechnendem Krämergeiste gestellt; wohl eine einheitliche militärische Leitung; aber doch eben nur eine durch die Knute zusammengezwungene Masse, Völker, die lieber heut denn morgen den persischen Despotismus gestürzt und sich von seinem verhaßten Zwange befreit sahen. Es ist noch immer so gewesen, daß nationale Begeisterung brutalem Absolutismus hat einen Halt bieten können, und so besteht denn auch die Bedeutung der Perserkriege darin, daß sie ein Kampf und ein Sieg frei sich unterordnenden Nationalgefühls gegenüber einem knechtenden Despotismus waren. 2. Damit aber, daß Griechen über Perser siegten, siegte der Geist über die vergeistigte Individualität über die sklavisch unselbständige, geistund ideallose Masse. Ein Volk der Kultur und Zivilisation waren die Griechen schon; groß ihr Können, tief ihr Denken, reich ihr Wissen. Aber alles glich doch noch der Knospe, die sich erst entfalten, die noch reifere,

6. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 30

1903 - Leipzig : Dürr
30 Die griechische Geschichte 2. Das Zeitalter Philipps von Macedonien — der vollendete politische Verfall Griechenlands. 3. Das Zeitalter Alexanders des Großen und der Diadochen — das weltgeschichtliche Lebendigwerden des griechischen Geistes (der Hellenismus). B. 1. Für die Zeit des peloponnesischen Krieges (bis zum Jahre 411) ist Thukydides, wie billig, die Hauptquelle. Gewaltig ist seine Schilderung der Pest in Athen, ergreifend die Erzählung vom Tode des Perikles. Die Charakteristik der leitenden Persönlichkeiten durch Reden, die sie halten, tritt am greifbarsten hervor in der Rede Kleons beim Abfall der Mytileneer. Alles in allem aber ist seine Darstellung durchzogen von leisem Pessimismus, der in den Tagen allmählicher Entartung und allgemeinen sittlichen Verfalls wohl noch gern hoffen möchte, aber von der Gewißheit einer kommenden Auflösung innerlich nicht loskommen kann. Xenophon in seiner „Hellenika" nimmt die Erzählung da auf, wo Thukydides abbricht. Seine Sympathien stehen auf seiten der Spartaner, wie ihn denn auch Athen des Landes verwiesen hat, und der Vorwurf der Vaterlandslosigkeit ihm oft gemacht worden ist, besonders auf Grund seines andern Geschichtswerkes, der Anabasis, das den Hinaufzug griechischer Söldner mit Kyrus ins Perserland, die Schlacht von Kunaxa und den heldenmütigen Rückzug der wenigen Griechen durch ein Land voller Feinde bis ans Schwarze Meer hin schildert. Sein Stil ist einfach und klar, nicht von der Tiefe des Thukydides. Neben P l u t a r ch, der auch hier wieder eine Fülle von Biographien — die des Alkibiades, den er mit Coriolan vergleicht, des Pelopidas, des Demosthenes, die sich durch eine Fülle charakteristischer Einzelheiten auszeichnet, und des Alexander — uns beschert hat, sind die spöttlichen Komödien des Aristophanes zu nennen. In behaglicher Breite, aber mit giftigem und beißendem Hohn schildert er die eingebildete Blasiertheit des Atheners von damals, der da protzt mit seiner richterlichen Tätigkeit, die betrügerische Willkürherrschaft von persischem Gelde bestochener Demagogen, insbesondere die des „Erzmauldreschers" Kleou. Sind seine Komödien, in denen er u. a. auch den Sokrates in verkennender Mißachtung hart mitnimmt, auch parteiische Dichtungen eines Verehrers der guten alten Zeit, so geben sie trotz vieler Abzüge doch ein anschauliches Bild damaliger Zustände. — 2. Für die griechische Philosophie damaliger Zeit kommen insbesondere die „Erinnerungen" des Xenophon an Sokrates und die Dialoge Platons in Betracht. Die Charakteristik des Sokrates, die Lenophon seinen Aufzeichnungen voranschickt, stellt uns das Bild „eines nüchternen Rationalisten" und verständigen, warmherzigen Moralisten vor Augen. Schlicht und einfach, ohne

7. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 38

1903 - Leipzig : Dürr
38 Die griechische Geschichte das Siegervolk der Perserkriege nicht die Kraft gehabt haben, ihm standhalten zu können? Nichts ist erschütternder, nichts aber auch für die Vergangenheit und Zukunft unseres Volkes belehrender, als den inneren Ursachen nachzugehen, die den Verfall Griechenlands bedeuten. Und weiter: wie kommt es, daß bis auf unsere Tage das Ideal der klassischen Schönheit, wie es sich in Griechenland gebildet, überliefert worden ist, daß es trotz, ja gerade wegen des Untergangs der griechischen Nation Bestand gehabt hat, daß der staatliche Verfall Griechenlands das weltgeschichtliche Entbundenwerden griechischer Kultur zufolge hat? Ursachen und Folgen des Verfalls Griechenlands sind Fragen, denen nachzudenken es sich nicht nur um antiquarischer Interessen willen lohnt. Ii. 1. Die Ursachen des Verfalls. a) Wäre einer der Mitkämpfer von Marathon und Salamis in den Tagen des Demosthenes erstanden, er wäre in staunende Trauer versetzt worden ob des Mangels an jeglichem Nationalgefühl, den er in so großen gefahrvollen Tagen wahrgenommen hätte. Es waren die traurigen Folgen des peloponnesischen Krieges, der über Griechenland eine nationale Zersplitterung, einen gegenseitigen Haß ohnegleichen gebracht. Sparta hatte die ja auch nicht ohne drückenden Zwang und ohne Unterdrückung behauptete Hegemonie Athens gebrochen; an die Stelle des Glanzes von Kunst und Wissenschaft war die brutale Macht getreten, die da überall sich zur Herrin machen, ihre Verfassung durchsetzen will, sei es auch mit Hilfe persischen Geldes, persischer Unterstützung, wie im schmachvollen Antalcidischen Frieden (387). Vaterlandsloser Sinn ward großgezogen selbst in den Besten der Griechen: ein Klearch, der Typus der abenteuerlichen Söldlinge, ein Lenophon verließen die Heimat, dem alten Nationalfeinde zu dienen. Wohl brach sich Spartas durch unerhörte Gewalttätigkeit so lange aufrecht erhaltene Macht an der Erhebung Thebens. Aber der Tod seiner großen Feldherren bedeutete auch dieses Staates Kraftlosigkeit. Ein Staat gierte gegen den anderen, sie alle schielten nach Persischem Geld?) In der nationalen Zersplitterung, wie sie schon im Keim in der Stammes- und Verfassungsverschiedenheit angebahnt lag, und wie sie jetzt zur vollsten Auswirkung kam, lag ein Grund für den Verfall Griechenlands. b) Wem wäre bei dem allem nicht das Deutschland des 17. und 18. *) Die griechischen Kolonien in Kleinasien überlieferte Sparta dem Großkönig; das Griechentum aus Sizilien erlag allmählich karthagisch-phönizischem Einfluß. „Wohl waren", wie Goethe sagt, „die Griechen Freunde der Freiheit; aber jeder nur seiner eigenen; daher stak in jedem Griechen ein Tyrannos, dem es nur an Gelegenheit fehlte sich zu entwickeln."

8. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 40

1903 - Leipzig : Dürr
40 Die griechische Geschichte kratischer Pöbelherrschaft. Was Thukydides befürchtete, was Aristophanes in blutigem Hohn geißelte, was den Demosthenes machtlos machte, die Herrschaft des Proletariats in Athen, es war die Folge des „Freiheit" und „Gleichheit" fordernden Prinzips der Demokratie. Auf spartanische Heeresmacht gestützt, suchten zeitweilige Oligarchien in Athen ihre Sonderinteressen durch Gewaltmaßregeln, Rechtsbrüche und Justizmorde durchzusetzen, und in den folgenden Zeiten ward durch die Waffe des allgemeinen Stimmrechts der Kampf des Pöbels gegen die besitzenden Klassen, zwischen denen seit dem peloponnesischen Krieg so scharfe Gegensätze sich herausgebildet hatten, ausgenommen. Wer anders will, denn der große Hause, wird ins Gefängnis geworfen; in den Gerichten herrscht die Bestechlichkeit! Theramenes wird von den dreißig um gemeinen politischen Vorteils hingemordet, wie die Feldherren von den Arginusen, wie der von dem Wust des Staatslebens sich vornehm zurückhaltende Sokrates von dem souveränen Volk. Prozesse, ja Morde, um das Geld der Reichen zu bekommen, waren in den Zeiten, da die Demagogen der Leidenschaft ä la Kreon, da „Trunkenbolde und Ignoranten" in der Volksversammlung das große Wort führten, nichts Ungewöhnliches. Und diese innere Zerrüttung ward um so größer, als auch alle Bande der Sittlichkeit sich losten. Die Lehre der Sophistik hatte, wie sie anfangs ihrerseits nur der theoretische Ausdruck der damaligen Zeit gewesen war, das ganze Gefüge der Religion und Volkssittlichkeit zerfressend um sich gegriffen. Die Alkibiadesnatureu waren nicht mehr selten in Griechenland, und da, wer sich angeekelt fühlte, sich in philosophische Beschaulichkeit zurückzog und keine Gegenwehr versuchte, so sank das Niveau der Volkssittlichkeit immer tiefer. Die Wehrkraft verfiel; Söldnern vertraute man das Heil des Staates an, und selbstsüchtige, mit der Fremde paktierende Führer standen an der Spitze der athenischen Heere. Die Bürger des athenischen Staates selbst waren wasserscheu und mattherzig; nach Fest- und Theatergeldern schauten sie begehrlich aus. Kleinstädtische Vergnüglichkeit war das Gepräge athenischen Lebens; in Wohlleben, Vergnügungen, witzigen Gesprächen und frivolen Spöttereien gefiel sich der Nachkomme der marathonischen Freiheitskämpfer. Wohl hat die herbe und ernste Persönlichkeit des Demosthenes in den verengten Volkssinn die alten Ideale wieder zurückzurufen gesucht; wohl hat im Augenblick höchster Not Athen sich wiedergefunden als die Vorkämpferin griechischer Freiheit, und das läßt in dem Trauerakkord über Griechenlands Untergang doch ein erhebend-versöhnendes Gefühl mitklingen; aber die so lang andauernde Erschlaffung konnte nicht in einem Moment der Begeisterung ausgeglichen werden; die sittlichen Kräfte waren so weit verfallen, daß aus ihnen kein anhaltender Widerstand hervorgehen konnte.

9. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 42

1903 - Leipzig : Dürr
42 Die griechische Geschichte ihm Ziel war, blieb unerreicht; was ihm Mittel zum Zweck war, erhielt weltgeschichtliche Bedeutung: im zerfallenen Reichsbau lebte fort der griechische Geist; die gesamte orientalische Welt durchsetzte sich mit griechischer Kultur; der Hellenismus bedeutet das weltgeschichtliche Lebendigwerden griechischer Kultur. Bis hin an den Oxus und Jaxartes, bis in die Gefilde Indiens drangen griechische Soldaten vor, überall ihre Bildung, ihre Sprache mit sich bringend; auf den gewaltigen Verkehrsstraßen und in den zahlreichen alten und neuen, von Alexander gegründeten Städten entfaltete sich ein lebendiger Handel, der mehr noch als die von dem großen Kolonisator erzwungenen Volksmischungen die einzelnen Volksbestandteile durcheinander würfelte. So ist die allgemeine Herrschaft der griechischen Sprache das Hauptkennzeichen des Hellenismus; das zur „Kotne" umgestaltete Attisch sprach man, wie in Griechenland und Kleinasien, so in Ägypten und Palästina, bald auch in der weltbeherrschenden Roma. „Schon in den Zeiten des attischen Seebundes ist die Sprache Athens über ihre Heimatsgrenzen hinausgedrungen, eine Folge des Handels und der Macht, über welche das Haupt eines großen Bundes gebot. Der attische Kaufmann, der attische Soldat und der attische Kolonist verbreiteten ihre Mundart, der Zusammenfluß von Griechen im Piräus und in Athen gab dem Ionier, dem Äolier und Dorier reichliche Gelegenheit, sich mit der attischen Umgangssprache vertraut zu machen, während die geistige Führung, welche Athen gleichzeitig mit der politischen erlangte, rasch der attischen Literatursprache zum Siege verhals. Und so begreift man, daß die Makedonier sich des Attischen bedienten, sobald sie anfingen, in die griechische Welt einzutreten. Von Alexander dem Großen ward die Sprache Athens hinausgetragen in die orientalische Welt — die hellenische Kultur erobert weite Gebiete, und die Trägerin dieser Kultur, die siegreiche attische Mundart, wird zur Weltsprache des Hellenismus." — Freilich, wie die Sprache sich durch den Einfluß des Orientalischen wohl umbildete, so blieb die griechische Kultur überhaupt nicht unbeeinflußt von dem orientalischen Wesen; am meisten noch die Philosophie, die in der Schule der Epikuräer und Stoiker sich wesentlich praktischen Fragen zuwendete, weniger schon die Kunst, in der das Kolossale und die Überladenheit, insbesondere in der jetzt auftretenden korinthischen Säulenform, sich herausbildete. Vertieft wurden vor allem durch den Orient die religiösen Gedanken des Griechentums. War den Griechen dereinst in ihrer Weltfreudigkeit jeglicher Gedanke an Schuld und Sühne abgegangen, so kam durch den religiösen Synkretismus damaliger Zeit das die orientalischen Religionen ganz beherrschende Gefühl der Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit in die Massen hinein: Isis und Serapis aus Ägypten, Astarte aus Syro-Phö-

10. Von den Anfängen der Germanen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges : Lehraufgabe der Unterprima - S. 243

1911 - Leipzig : Teubner
Kanon der Jahreszahlen. A. Alle Geschichle bis zum Ende des Westrmischen Reiches. Jahr Griechen Rmer Fremde Völker um 3000 Um 2200 Um 1800 Um 1500 Um 1100 776 Um 750 722 Um 650 606 594 586 500 492 490 480 Bltezeit der gisch-mykeni-scheu Kultur. Zeitalter der dorischen Wan-derung. Beginn der Olympiadenrech-nung. Die Spartaner besetzen Mes-senien(l.messenischer Krieg). 2. Messenischer Krieg. Colon erster Archont. Beginn der Tyrannis des Pisistratus. Vertreibung der Pisistratiden (Kleisthenische Verfassung). Der ionische Aufstand. Erster Perserzug (Mardonins). Zweiter Perserzug (Marathon). Dritter Perserzug (Thermo-pyl und Salamis). gypten geeinigt unter Menes (I. Das alte Reich von Memphis). Babylonien geeinigt unter Ham-mnrabi. Assyrien wird selbstndig. gyptens grte Machtentfaltung (Ii. Das neue Reich von Theben). Assyrien Gromacht unter Tiglatpi-leset I. Grndung Roms. j Babylonien von Assyrien unter-morsen. Samaria durch Sargon Ii. erobert j (Ende des Reiches Israel). [ gypten unter Psammetich I. (Iii. Das Reich von Sais). Ninive durch Nabopolassar zerstrt (Das neue babylonische oder chal-dische Reich). ! Buddha in Indien. Jerusalem durch Nebukadnezar zer-strt. (Ende des Reiches Inda; Beginn des babylonischen Exils.) Der Perser Cyrus strzt die medische Herrschaft. Cyrus erobert Babylon (Ende des babylonischen Exils). Kambyses macht gypten zur per-fischen Provinz. Vertreibung der Tar- Darius I., König von Persien, quinier (Anfang der Republik). um 490: Auszug der Plebs auf den Hei-ligen Berg. | Sieg Gelons von Syrakus der die Karthager bei Himera. I Xerxes, König von Persien. 16' 1
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