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1. Geschichte der Neuzeit - S. 66

1887 - Wiesbaden : Kunze
66 Erste Periode der Neuzeit. die vertriebenen Niederländer, welche ohne festen Wohnsitz mit ihren Kaperschiffen umherschwärmten und den Spaniern großen Schaden zufügten. Sie bemächtigten sich der Seestädte Briel und Vließingen und betrachteten den Prinzen von Oranien als ihr Haupt, welchem bald darauf die meisten Städte Hollands und Seelands ihre Thore öffneten, als er mit einem Heere aus Deutschland anlangte. Jetzt sah der finstere Herzog Alba ein, daß er den Auf- stand nicht bewältigen konnte, und bat 1573 um seine Entlassung, welche ihm Philipp sogleich gewährte. Sein Nachfolger in der Statthalterschaft, Don Requesens, war entschieden milder und gemäßigter und verkündete Amnestie, hob Albas Blutrat auf, welcher 18 000 Menschen zum Tode geführt hatte, und hoffte, den Frieden im Lande wieder herzustellen. Da er aber die Rückkehr der Reformierten zur katholischen Kirche verlangte, dauerte der Krieg fort. Das Glück neigte sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Bewundernswert war die Tapferkeit und Ausdauer der Städte Harlem und Leyden. Das schlecht befestigte Harlem verteidigte sich sieben Monate lang. 300 Frauen, in Kompagnien abgeteilt, kämpften unter Anführung einer Witwe an der Seite ihrer Männer. Vom Hunger besiegt, mußten sich die Bewohner endlich ergeben; ein großer Teil wurde auf den Befehl von Albas Sohn Friedrich enthauptet. Von den Spaniern eng eingeschlossen, litten die Bürger von Leyden bald den peinigendsten Hunger, aber der Bürgermeister van der Werf weigerte sich, die Stadt zu übergeben. Die Geusen durchstachen die Dämme, und ein günstiger Sturm trieb das Wasser bis zu den Schanzen der Spanier und den Mauern der Stadt. Die Flotte der Geusen brachte den hungrigen Bürgern Lebensrnittel, während die Spanier 1574 abziehen mußten. In Anerkennung des bewiesenen Heldenmuts und der ungeheuern Opfer, die Leyden damals gebracht, boten die holländischen Stände der Stadt Zollfreiheit auf mehrere Jahre oder Stiftung einer Universität an. Die Bürger zogen die Stiftung der Universität vor, und 1575 ward sie eröffnet. Gleichzeitig ordneten die Reformierten in einer Synode zu Dordrecht 1574 ihre religiösen Angelegenheiten und entwarfen ein eigenes Glaubensbekenntnis. Im Jahre 1576 starb unerwartet Requesens. Die spanischen Soldaten, denen man längere Zeit den Sold schuldete, überfielen nun wie Räuber Städte und Dörfer und plünderten namentlich Mastricht und Antwerpen aufs grausamste aus. Die Provinzen Brabant, Flandern, Artois und Hennegau vereinigten sich darauf

2. Geschichte der Neuzeit - S. 278

1887 - Wiesbaden : Kunze
278 Dritte Periode der Neuzeit. des Thrones verlustig und setzten dessen kinderlosen Oheim als Karl Xiii. (1809—1818) ein, der den Russen Finnland überließ und Frieden mit denselben schloß. Zum Nachfolger wurde der französische Marschall Bernadotte, Prinz von Pontecorvo, ernannt, der sich durch sein Benehmen gegen die Schweden im preußischen Kriege beliebt gemacht hatte. Währenddessen war Napoleon bemüht, seine Macht über die Pyrenäenhalbinsel auszudehnen. Er hatte nach dem Tilsiter Frieden an Portugal die Aufforderung ergehen lassen, dem englischen Handel seine Häsen zu versperren; allein der Prinzregent Juan Vi., welcher für seine geisteskranke Mutter die Regierung führte, schloß einen Bund mit England. Napoleon antwortete mit einer Kriegserklärung und sandte nach einer Übereinkunft mit dem spanischen „Friedensfürsten" Godoy, dem er ein Fürstentum im südlichen Portugal in Aussicht stellte, den Marschall Junot 1807 mit einem Heere durch Spanien nach Portugal. Der portugiesische Hos verließ einen Tag vor der Ankunft der Franzosen in Lissabon das Reich und fuhr mit allen Schätzen unter englischer Bedeckung nach Brasilien. Sofort erschien ein kaiserliches Dekret: „Das Haus Braganya hat durch seine Flucht dem Königreiche entsagt und zu regieren aufgehört." Das Land wurde militärisch besetzt und erhielt den General Junot zum Generalverwalter. In Spanien leitete unter dem schwachen König Karl Iv. (1788—1808) der Günstling, Manuel Godoy, ein ehemaliger Guitarrespieler, mit dem Titel Friedensfürst, die Zügel der Regierung. Diesen haßten die Großen des Reiches, besonders der Kronprinz Ferdinand, weil er besorgte, der Friedensfürst könne ihn um den Thron bringen. Dadurch entstanden auch Zwistigkeiten zwischen dem König und seinem Sohne, welche sogar auf Betreiben des Friedensfürsten dem Kronprinzen Gefängnis brachten. Doch bald wurde er wieder begnadigt. Als Napoleon feine Truppen über die Pyrenäen marschieren ließ, geriet ganz Spanien in Bewegung. Es verbreitete sich das Gerücht, König Karl wolle nach Amerika auswandern und Napoleon den spanischen Thron besetzen. Das Volk stürmte (1808) den Palast des Friedensfürsten, der mit genauer Not das Leben rettete, und der König entsagte dem Thron zu Gunsten Ferdinands. Napoleon hielt mit der Anerkennung des Thronwechsels zurück, schickte Murat mit Truppen nach der spanischen Hauptstadt und lockte das Königspaar, den Friedensfürsten und Ferdinand nach Bayonne. Hier bewog er den König zur Zurücknahme der Thron-

3. Geschichte der Neuzeit - S. 303

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 29. Die Herrschaft der hundert Tage. Napoleons Ende. 303 Mann", sodaß sie die meisten derselben zu Gefangenen machten und beinahe Napoleon selbst in ihre Gewalt gebracht hätten. Sie waren so dicht hinter ihm, daß er den Wagen samt Hut und Degen zurücklassen und ein Pferd besteigen mußte. Blücher nahm den Wagen mit Napoleons Mantel und Fernglas für sich, schenkte die darin befindlichen Kostbarkeiten seinen Soldaten und schickte des Kaisers Hut, Degen und Ordensstern seinem Könige. Die Engländer nannten die Schlacht nach ihrem letzten Hauptquartier Waterloo, die Franzosen nach Mont St. Jean, die Preußen nach den erstürmten Höhen von Belle-Alliance. Blücher nutzte seinen Sieg bis zum äußersten aus und rückte rasch vor Paris. Napoleon entsagte bereits am 22. Juni zu Blois nach einer kurzen Herrschaft von 100 Tagen abermals dem Throne zu gunsten seines Sohnes, und eine Gesandtschaft überbrachte die Abdankung des Kaisers in das Lager der Verbündeten. Allein man erklärte, daß keine Unterhandlungen möglich seien, bis Napoleon ausgeliefert sei. Darum flüchtete er sich nach Rochesort und bestieg ein französisches Schiff, um nach Amerika zu entrinnen. Doch der Hasen war bereits von englischen Kreuzern gesperrt. In dieser Verlegenheit begab er sich an Bord des englischen Kriegsschiffes Bellerophon und trat zu dem Besehlshaber desselben, Kapitän Mail-land, mit den Worten: „Ich komme, um mich unter den Schutz der englischen Gesetze zu stellen." Allein für den Geächteten gab es kein Recht mehr. Die Landung bei Plymouth wurde ihm untersagt und der Befehl der Verbündeten vollstreckt, wonach „der General Bonaparte" als ihr gemeinsamer Gefangener nach St. Helena gebracht werden sollte. Alle Protestationen Napoleons waren vergeblich, man führte ihn auf den „Northumberland", welcher ihn mit seiner Begleitung, im ganzen 22 Personen, darunter die Generale Bertrand, Montholon, Gourgaud und Las Cases, nach dem Verbannungsorte brachte. Hier landete er am 18. Oktober 1815 und lebte noch über 5 Jahre unter der peinlichen Aufsicht des englischen Gouverneurs Sir Hudson Lowe. Seine Zeit brachte er damit hin, daß er seine Memoiren aufschrieb und die Kinder seiner treuen Generale unterrichtete oder den Garten hinter seinem Landhause Longwood bearbeitete. Ein Magenübel machte am 5. Mai 1821 seinem Leiden ein Ende; Blücher war ihm bereits zwei Jahre früher im Tode vorangegangen. Der Sohn Napoleons lebte mit dem Titel eines Herzogs von Reichstadt in Wien, wo er 1832 starb.

4. Geschichte der Neuzeit - S. 260

1887 - Wiesbaden : Kunze
260 Dritte Periode der Neuzeit. Streber. Dieser junge Mann ist wert, protegiert zu werden." 16 Jahre alt, trat er als Unterlieutenant in die Artillerie zu Paris ein, zeichnete sich durch einen vorzüglichen Lebenswandel, strenge Pünktlichkeit im Dienste und fortgesetzten Fleiß aus. Dabei lebte er in dürftigen Umständen. Als die Revolution ausbrach, trat Napoleon auf die Seite der Republikaner. Die erste Auszeichnung erhielt er 1793, als er bei der Belagerung von Toulon das Geschütz leitete und das meiste zur Eroberung der Stadt beitrug. Er wurde Brigadegeneral. Aber der Sturz Dantons und Robespierres brachte auch ihn ins Gesängnis, da er zu Nizza jenes Schreckenssystem mit grenzenlosem Ungestüm gepredigt hatte. Nachdem er seine Freiheit und seinen Abschied erhalten hatte, lebte er eine Zeitlang in P^is in großer Armut, sodaß er die Hilfe seiner Freunde, besonders des Schauspielers Talma, in Anspruch nehmen mußte und mit dem Gedanken umging, dem türkischen Kaiser seine Dienste anzubieten. Endlich ward er zum Kommandanten einer Artilleriebrigade ernannt und sollte eben nach Holland abgehen, als sich die Bürger von Paris gegen die dritte Konstitution auflehnten. Napoleon erhielt den Befehl, den Aufruhr zu dämpfen; er verschaffte dem Konvent (5. Okt. 1795) den Sieg und ward zum Danke für seinen raschen und thatkräftigen Beistand sofort Divisionsgeneral. Im Jahre 1796 ernannte ihn die Direktorialregierung zum Obergeneral der Armee, die während des ersten Koalitionskrieges in Oberitalien eingefallen war. Er war damals 26 Jahre alt und vermählte sich jetzt mit Josephine Beauharnais (Z. 41, 4), geborener Tascher de la Pagerie aus Martinique, der reichen, klugen und schönen Witwe des guillotinierten Generals Beauharnais. Im Frühjahre 1796 brach er nach Italien auf; allein während das sardinisch-östreichische Heer gut ausgerüstet und wohl disäpliniert war, befand sich die französische Armee in einem bedenklichen Zustande. Um so besser ward Bonapartes Bekanntmachung aufgenommen, in welcher er seinen Soldaten zurief: „Soldaten! Ihr seid schlecht genährt, nackt und armselig mitten zwischen unfruchtbaren Felsen. Ich will Euch in die fruchtbarsten Ebenen der Welt führen. Reiche Provinzen, große Städte werden in Eure Gewalt kommen; dort findet Ihr Ehre, Gold und Ruhe. Wird es Euch an Mut oder Beharrlichkeit fehlen ? Nein — darum vorwärts!" Bonapartes Siege in Oberitalien. Napoleons Plan, die Sardinier und Östreicher zu trennen, gelang rasch und glücklich. In 14 Tagen hatte er das farbinische Heer in vier Schlachten besiegt und den König zum Frieden gezwungen, sodaß er sich jetzt mit

5. Geschichte der Neuzeit - S. 79

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 4. England im Zeitalter der Reformation. 79 rung erhielt, teilte dies den anderen Räten mit, und diese glaubten aus Elisabeths Äußerungen entnehmen zu dürfen, daß ein ohne ihr Wissen gethaner entscheidender Schritt gut aufgenommen werden würde. Alle erklärten, die Königin habe das ihrige gethan, das Übrige wollten sie übernehmen. Daraufhin lieferte Davison die Urkunde aus, und der Kanzler, Lord Burg leih, schritt eilig zur Vollstrek-kung des Urteils in Fotheringhai. Mit großer Fassung hörte Maria das Todesurteil an; sie aß heiter zu Abend und schlief vier Stunden ruhig. Durch den Genuß einer vom Papste Pius V. geweihten Hostie stärkte sie sich zum letzten Gange. Nachdem sie von ihrer Dienerschaft rührenden Abschied genommen und sich durch Gebet zum Tode vorbereitet hatte, betrat sie in königlichem Gewände die Blutbühne, welche in einer schwarz ausgeschlagenen Halle des Schlosses aufgerichtet war, kniete nieder, betete laut für ihr Seelenheil, für das Wohl ihres Sohnes und für die Königin Elisabeth. Sie legte ihr Haupt auf den Block; es fiel auf den dritten Streich (1587). Maria starb im 46. Jahre nach fast 20 jähriger Haft. Als die Königin Elisabeth die Nachricht von der Vollstreckung des Urteils erhielt, ward sie totenblaß, zitterte heftig und leugnete, den Befehl dazu gegeben zu haben. Sie verwünschte den Diensteifer ihrer Räte und zog Davison zur Verantwortung. An König Jakob Vi. schrieb sie, sie wünsche, er kenne den Schmerz, welcher ihr Gemüt über das ohne ihre Absicht eingetretene traurige Ereignis niederdrücke. Gott und vielen sei ihre Unschuld bekannt. Man sah die Königin ost wie eine Bildsäule starr vor sich Hinblicken, Thränen vergießen, kraftlos niedersinken und in großer Aufregung. Philipps Ii. Krieg mit Elisabeth. König Philipp Ii. von Spanien, welchem die wachsende Seemacht Englands lästig zu werden anfing, wurde durch die Hinrichtung der Königin Maria von furchtbarem Zorne erfüllt. Er haßte Elisabeth auch aus dem Grunde, weil sie seine Bewerbungen um ihre Hand abgewiesen hatte. Jetzt glaubte er sich rächen zu können, und da der Papst Sixtus V. den Bannfluch gegen Elisabeth erneuert und England ihm abgetreten hatte, hielt er es an der Zeit, die protestantische Königin und die englischen Ketzer mit einem Schlage zu vernichten. Zu diesem Zwecke rüstete er 1588 die große Armada oder unüberwindliche flotte aus, welche 138 Linienschiffe und 60 ungeheure Galeeren Zählte. Sie führte 31 000 Soldaten, 8000 Matrosen, 700 Mönche und den Großinquisitor an Bord und stand unter dem Oberbefehl des Herzogs M e d i n a S i d o n i a. Als Elisabeth von Philipps Plänen und

6. Geschichte der Neuzeit - S. 135

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 9, 3. Oliver Cromwell. 135 oder sonst jemand zum Könige ausrufen werde; das Haus der Lords und die königliche Würde wurden abgeschafft. Es wurde eine Eidesformel vorgeschrieben, welche jeden Angestellten zur Treue gegen die bestehende Regierung ohne König und ohne Oberhaus verpflichtete. Die jüngsten königlichen Kinder erhielten ein Jahresgehalt von 2000 Pfd. Sterl. bewilligt. Allein die Schotten und Irländer riefen Karl Ii. zum Könige aus und ergriffen die Waffen, nachdem dieser eingewilligt und bestimmte Zusicherungen gegeben hatte; doch das Glück war ihm nicht hold. Er wurde 1650 bei Dunbar und 1651 bei Worcester von Cromwell gänzlich geschlagen und flüchtete nach Frankreich. Das Parlament setzte einen Preis von 1000 Pfd. Sterling auf seinen Kopf. Nach mancherlei Abenteuern entkam er zuletzt glücklich nach der Normandie. In der öffentlichen Meinung hatte er entschieden gewonnen, seitdem er gehandelt und gelitten. 1652 unterwarf sich Schottland. Die junge Republik England (1649—1658) sollte bald die Bluttaufe in einem bedeutenden Seekriege erhalten. Der englische Gesandte im Haag, welcher die Anklageakte gegen Karl I. verfaßt hatte, war in einem dortigen Gasthause bei Tische überfallen und niedergestochen, sein Nachfolger auf öffentlicher Straße mißhandelt worden. Da trat das englische Parlament 1651 mit einer Navigationsakte hervor, welche allen auswärtigen Schiffahrern bei Strafe der Wegnahme des Schiffes und der Ladung gebot, keine anderen Waren als selbsterzeugte auf eigenen Schiffen nach England zu bringen. Diese Akte traf den Handel der Holländer fo empfindlich, daß sie die Zurücknahme derselben verlangten und ihre übermächtige Flotte in den Kanal schickten. Der Krieg begann. Mit aller Energie schuf das englische Parlament aus Kauffahrteischiffen eine Kriegsflotte, und das Kriegsglück begünstigte seinen Admiral Blake, welcher in einer dreitägigen Schlacht 1653 die Holländer unter ihren weltberühmten Führern Tromp und Ruyter entscheidend schlug. Holland mußte sich zum Frieden bequemen und die Navigationsakte anerkennen. Jetzt schritt Cromwell zur Auflösung des Parlaments, welches das Kriegsheer zu vermindern strebte und der Vergrößerung seiner eigenen Macht im Wege stand. Er jagte die Anwesenden mit Hilfe seiner Soldaten 1653 auseinander und ordnete ein neues an, welches aus „frommen, gottesfürchtigen Leuten" bestand. Wer die Listen der Namen hörte, diese Habakuks, Hesekiels, Zerubabels, konnte sich in einem alttestamentlichen Sanhedrin dünken; indessen

7. Geschichte der Neuzeit - S. 315

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 32, 1. Frankreich bis 1830. 315 des Königs, der Herzog von Berry, auf dem voraussichtlich die Zukunft der Bourbonen beruhte, im Februar 1820 ermordet worden war. Der Herzog von Angouleme und dessen Gemahlin, Maria Theresia, die 1795 freigegebene Tochter Ludwigs Xvi., waren mit bitterem Grolle gegen die Revolutionsmänner erfüllt und beredeten in Verbindung mit den Ministern den König zu Maßregeln, welche das Gefühl des Volkes tief verletzten. Die ihrer Güter verlustig gegangenen Emigranten erhielten eine Summe von 1000 Millionen Franken Entschädigung, die Priesterherrschaft und das königliche Ordenswesen wurden wieder hergestellt, und die Jesuiten erhielten abermals den Jugendunterricht und großen Einfluß. Da die Kammer unumwunden ihre Unzufriedenheit zu erkennen gab, so löste sie das Ministerium Polignac auf; aber bei der neuen Wahl traten noch mehr Gegner der Regierung ein. Polignac suchte deshalb die Aufmerksamkeit der französischen Nation auf das Ausland zu lenken und die Regierung der Bourbonen, welche die Intervention in Spanien (1824) mit Erfolg ausgeführt hatte, in ein glänzendes Licht zu stellen. Zunächst schickte er ein französisches Heer unter General Maifon nach Griechenland und ließ den Sohn des Vizekönigs von Ägypten mit seinem Heere aus dem Peloponnes verdrängen. Danach rüstete er einen Zug gegen den Dey von Algier. Dieser Staat hatte feit Jahrhunderten durch fein Räuberwesen die Meere unsicher gemacht und die Rechte der Fürsten und Völker frech verhöhnt. Als daher der französische Konsul im Aufträge feiner Regierung dem Dey wegen der trotz aller Verträge fortdauernden Seeräuberei Vorstellungen machte und dringend Abhilfe verlangte, hatte dieser die Kühnheit, denselben mit dem Fächer ins Gesicht zu schlagen. Da in dem Konsul die ganze französische Nation beleidigt war, so verlangte dieser Vorgang blutige Sühnung. Deshalb wurde die Eroberung und Zerstörung des Raubstaates beschlossen und sofort ausgeführt. Mit einer ansehnlichen Land- und Seemacht landete der französische Marfchall Bourmont im Juli 1830 an der afrikanischen Küste, beschoß Algier und nahm es mit Sturm ein. Der Dey wurde abgefetzt und das Land in eine französische Provinz verwandelt. Am 5. Juli wurde der Sieg der französischen Waffen feierlich in Paris verkündet und von dem ruhmgierigen Volke begeistert begrüßt. Karl X. beschloß, die günstige Stimmung des Volkes zu benutzen, und das Ministerium Polignac erließ die drei verfassungswidrigen Ordonnanzen (25. Juli), wonach 1) die Freiheit der Presse aufgehoben, 2) die Kammer noch vor ihrem Zusammentritt aufgelöst, 3) die Zahl

8. Geschichte der Neuzeit - S. 318

1887 - Wiesbaden : Kunze
318 Dritte Periode der Neuzeit. suchten jetzt die Holländer, mit Gewalt das abtrünnige Land zu erobern; allein eine englische Flotte bedrohte die holländische Küste, und ein französisches Heer unter dem Marschall G srard belagerte und eroberte nach einem furchtbaren Bombardement 1832 die Citadelle von Antwerpen, welche der tapfere General Chasss bis aufs äußerste verteidigt hatte. Aber erst im Jahre 1839 waren alle streitigen Verhältnisse zwischen Belgien und Holland geordnet und die Grenzen geregelt. König Wilhelm I. von Holland legte hierauf zu Gunsten seines ältesten Sohnes Wilhelm Ii. 1840 die Regierung nieder, dem 1849 Wilhelm Iii. folgte. Belgien erhob sich seitdem unter der weisen und kräftigen Regierung des Königs Leopold I. (1831—1865) und Leopold Ii. zu einem glücklichen und blühenden Lande, an welchem auch die Stürme des Jahres 1848 glücklich vorübergingen. 3. Die Revolution in Polen 1830. Polen hatte von Napoleon mehrfach die Zusicherung erhalten, er werde das Königreich wieder herstellen. Noch auf dem Schlachtfelde von Leipzig hatte er den tapferen Fürsten Poniatowsky zu neuen Anstrengungen mit dem Zurufe angespornt: „Vorwärts, König von Polen!" Die Hoffnung auf Wiedererlangung ihrer Selbständigkeit lebte in den Polen fort, auch als Napoleons Größe und Macht dahingeschwunden war. Als die Julirevolution in Paris von glücklichem Erfolge gekrönt war, glaubten sie, es sei sür Polen der Zeitpunkt zur Losreißung vom russischen Reiche gekommen. Kaiser Alexander hatte anfangs dem Königreiche eine Verfassung gegeben, ihm Reichstag und Nationalbewaffnung zugestanden, später aber aus Argwohn sich veranlaßt gefunden, diese Begünstigungen wieder zurückzuziehen und die russischen Beamten zu einer strengen Amtsführung aufzufordern. Der Vizekönig von Polen, Großfürst Konstantin, der älteste Bruder Alexanders I., regierte mit Strenge und verfolgte die Unzufriedenen mit unnachstchtlicher Härte. Die Polen hofften auf Hilfe von Frankreich, und am Abend des 29. Nov. 1830 drangen zu Warschau 20 bewaffnete Zöglinge der Kadetten-schule in den Palast des Großfürsten, andere riefen die Bevölkerung der Hauptstadt zu den Waffen. Mit Mühe rettete sich Konstantin und zog sich mit den russischen Beamten und Soldaten zurück. Die Revolution war ausgebrochen. Allein statt rasch zu handeln, begann man erst zu überlegen, was für die Zukunft Polens das beste fei, und rief den alten Meinungsstreit wieder hervor. General C h l o p ick i übernahm,

9. Geschichte der Neuzeit - S. 264

1887 - Wiesbaden : Kunze
264 Dritte Periode der Neuzeit. Rückkehr nach Frankreich. Jetzt erfuhr Bonaparte, daß in seiner Abwesenheit eine neue große Koalition zwischen den europäischen Hauptmächten geschlossen und Italien größtenteils wieder von den Russen und Östreichern genommen worden sei. während sich das Direktorium in Frankreich in sichtlichem Verfall befinde und das Volk sich nach einer Verfassungsänderung sehne. Diese Nachrichten bewogen ihn zur Rückkehr nach Frankreich. Nachdem er die Armee in Ägypten dem General Kleber übergeben hatte, fuhr er mit einigen Generalen und etwa 500 Mann auf zwei Fregatten ab und segelte, ohne von den englischen Kriegsschiffen bemerkt zu werden, nach der französischen Küste. In Frankreich ward er mit Jubel ausgenommen und als Retter des Vaterlandes begrüßt. Das Konsulat 1799 1804. In Paris angelangt, erhielt er den Oberbefehl über die Truppen; dann ließ er am 18. Bru-maire (9. November 1799) den in St. Cloud versammelten Rat der Fünfhundert, wo er mit dem Rufe: „Nieder mit dem Diktator !" empfangen wurde, von seinen Grenadieren auseinander treiben. Die Direktorialregierung wurde aufgelöst und das Konsulat eingerichtet. Die neu aufgestellte (4.) Verfassung bestimmte, daß die Regierung aus drei, auf 10 Jahre gewählten Konsuln bestehen sollte; sie forderte ferner einen Senat von 80 Mitgliedern, ein Tribunat von 100 und einen gesetzgebenden Körper von 300 Mitgliedern. Bonaparte wurde Erster Konsul mit monarchischer Gewalt, Cambacertzs und Lebrun wurden Mitkonsuln, hatten aber nur beratende Stimmen. Als erster Konsul umgab sich Bonaparte mit einem Ministerium und einem Staatsrat, zu deren Mitgliedern er die talentvollsten Männer wählte: der diplomatisch gewandte Talleyrand wurde Minister des Äußern, der schlaue Fouchs bekam das Polizeiwesen, Bert hier die Leitung des Generalstabs; der tapfere Murat wurde Befehlshaber der Garde. Nun wurden die Verbannten zurückberufen und die geächteten Priester aller Parteien begnadigt. Die ägyptische Exped ition scheiterte aber gänzlich. Nachdem der General Kleber durch Meuchelmord in Kairo gefallen war, mußte sich die französische Armee unter Menou ergeben und wurde, noch etwa 24 000 Mann stark, auf englischen Schiffen nach Europa zurückgebracht. Der zweite Koalitionskrieg 1798 — 1802. Als Bonaparte semen Zug nach Ägypten unternahm, stiftete England unter dem Minister Pitt die zweite Koalition gegen Frankreich, welcher Ruß-

10. Mittlere Geschichte - S. 116

1892 - Leipzig : Reisland
— 116 — Angst und Schrecken waren ihm vorausgeeilt. Schon vor seiner Ankunft verließen 100 000 Bürger die Provinzen. Im August 1567 erschien Alba in Brüssel als Statthalter, und die Blutarbeit begann. Ohne aus den Rat des Prinzen von Oranien zu achten, waren die Grafen Egmont und Hoorne im Lande geblieben. Alba berief einen Staatsrat zusammen; auch Egmont erschien und wurde mit Hoorne verhaftet. Sie wurden zum Tode verurteilt, weil sie dem Prinzen von Oranien angehangen hätten, um das königliche Ansehen zu stürzen. Egmont hoffte noch selbst auf dem Blutgerüste auf Begnadigung. Als er sah, daß nichts zu hoffen war, kniete er nieder, betete und küßte ein ihm vom Bischof dargereichtes Kruzifix. Dann erwartete er den Streich. Gleich nach ihm bestieg Hoorne das Gerüst und starb auf dieselbe Weise. Beider Köpfe wurden auf Stangen gesteckt, dann mit den Körpern in Särgen beerdigt. Man rechnet, daß durch Alba und den Spanier Bargas 18 000 Niederländer auf dem Blutgerüste gestorben sind. Viele von den ausgewanderten Niederländern thaten mit ihren Schiffen als Freibeuter den Spaniern großen Schaden. Man nannte sie Meergeusen. Sie bemächtigten sich sogar mehrerer Städte. Da warb Wilhelm von Oranien ein Heer und fiel in den Niederlanden ein. Nun verließ 1573 Alba die Niederlande. Aber der Kampf währte fort. Wilhelm von Oranien wurde von den sieben nördlichen Provinzen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, ©röningen, Friesland und Ober-yssel zum Statthalter ernannt. Diese sagten sich 1581 von Spanien förmlich los. Doch wurde 1584 Wilhelm zu Delft von Balthasar Gerard ermordet. Nun trat sein siebzehnjähriger Sohn Moritz von Nassau an die Spitze des Staates. Erst im Jahre 1609 kam es zum Waffenstillstände, wodurch die sieben nördlichen Provinzen als unabhängiger Staat anerkannt wurden. Der südliche Teil der Niederlande blieb bei Spanien, während im westfälischen Frieden (1648) die Unabhängigkeit der nördlichen Provinzen nochmals ausgesprochen wurde. 22. Die Pariser Vlulhochm. 1. Die Hugenotten. Zu der Zeit, als Philipp H. Spanien in Verfall brachte, wurde Frankreich durch Religionskriege zerrüttet. Schon unter Franz I. hatte die Reformation Eingang gefunden, und zwar durch Calvin. Die Protestanten
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