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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 186

1906 - Leipzig : Dürr
186 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons und mit dem Ausbruch der Revolution nach Korsika zurckkehrte; hatte doch Napoleon selbst einen Brief an sein Heldenideal geschrieben, in dem die Worte standen: Ich ward geboren, als das Vaterland verendete. Dreiigtausend Franzosen, auf unsere Kste hingespieen, den Thron der Freiheit mit Strmen von Blut besudelnd, das war der gehssige An-blick, den meine ersten Blicke trafen." Diesen Ha der Kindheit, der vllig unbegrndet war, da sein Vater viele Vorteile von den neuen Herrschern erlangt hatte, strkte und nhrte Napoleon als Schler der Kriegsschule in Brienne (von 177983), wo er eine besondere Vergnstigung eine knigliche Freistelle erhielt, und auf der Militrschule zu Paris (178385), in der er, durch knigliches Patent als Cadet-gentil-homme aufgenommen, als Artillerist ausgebildet wurde. Am 2. September 1785 trat er als Sekondeleutnant in das Artillerieregiment La Fere zu Valence ein. Nicht der franzsischen Sprache mchtig, war er ein Fremdling unter feinen Mitschlern, die ihn als Angehrigen einer unter-worfenen Nation ansahen. So stand er einsam in den Jahren der Kind-Heit da, und nach der Arbeit waren Lesen und Trumen feine Abwechslung. Unvertrglich, trotzig und verschlossen brachte er seine Schuljahre hin, und da er nicht in seine Heimat reisen durfte, malte er sie sich in seiner Phan-tasie viel schner aus. In Mathematik und Geschichte berragte er schnell seine Kameraden, wie er sie auch in seiner allgemeinen Bildung, im Umfang des Wissens und in der Belesenheit bertraf. Seiner politischen Anschauung nach war er begeisterter Republikaner und hielt auch in Paris und als Leutnant an dieser berzeugung fest. Die Schwermut und Melancholie, die sich zum Lebensberdru und zu Selbstmordgedanken steigerten, hatte er im Regiment und in der Garnison nach und nach ab-gestreift. Aber immer noch fhlte er sich als Korse, nicht als Franzose, und begrte den Ausbruch der Revolution in der freudigen Hoffnung, da nun fr feine geliebte Heimat die Zeit der Freiheit gekommen fei. Schon 1786 war er nach langer Zeit nach Korsika gekommen; 1789 eilte er dorthin, um an der Volkserhebung der Insel mitzuwirken. Die Verlngerung des Urlaubs wurde bei der damaligen Unordnung in der Heeresverwaltung leicht erreicht, ja, eine eigenmchtige Urlaubsberschreitung hatte schlielich keine Strafen oder Nachteile zur Folge. Napoleon wurde August 1792 trotz seines langen Fernbleibens vom Regiment zum Kapitn befrdert. In jener Zeit ging die groe Umwandlung in dem korsischen Patrioten vor sich, in der er sich nicht nur von seiner Heimat losmachte, sondern auch seine politische berzeugung nderte. Er hatte 1792 eine Stelle in der Nationalgarde von Korsika erhalten. Da zerfiel Paoli, der Korsika eine Selbstverwaltung geben wollte, mit dem Konvent, dessen Zugestndnisse ihm nicht gengten. Anders Napoleon und die Korsen!

2. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 299

1906 - Leipzig : Dürr
Das Streben nach nationaler Einheit und politischer Freiheit 299 schule fr Revolutionre, ausgebildet waren, um dann in unserer Haupt-stadt ihre Grundstze und ihre Erfahrungen anzuwenden. Nun wurde der dritte Fehler gemacht. Anstatt den Aufruhr mit Kraft und Nachdruck Zu unterdrcken, die Strafen durch die Gruppen subern zu lassen und die Rdelsfhrer, soweit sie zu ermitteln waren, unschdlich zu machen, lie der König zwar anfangs die Truppen vor-rcken gab dann aber, als sie gerade im Begriff waren, den Widerstand vollends niederzuwerfen, den Befehl zur Defensive und wenige Stunden spter zum Rckzge. Dieser Befehl war in zwiefacher Hinsicht bedenklich. Er erbitterte die Truppen, deren treue Ergebenheit durch diese unverdiente Schmach und durch den Hohn der Sieger auf den Barrikaden schlecht be-lohnt wurde, und er gab den Aufrhrern einen weiteren Beweis der Schwche des Knigs. Alle weiteren Zugestndnisse des Knigs sind nicht ebenso viele Fehler, sondern nur die Folgen dieses letzten und schwersten Fehlers, der unzeitigen Zurckziehung der Truppen. Wenn der König so weit ging, sein Ministerium zu entlassen, den Leichen der Barrikaden-kmpser, die in den Schlohof gebracht worden waren, entblten Hauptes und in Gegenwart der Knigin seine Achtung zu beweisen, eine allgemeine Begnadigung aller politischen Verbrecher zu erlassen, im Schmucke der deutschen Farben einen Umritt durch die Stadt zu halten und seinen Bruder, den Prinzen Wilhelm, zu einer Reise nach England zu veranlassen, so geschah das alles nur, weil er vllig wehrlos war, nachdem die Truppen Berlin verlassen hatten. Wie htte er handeln sollen? So, wie sein Bruder Wilhelm, der sptere Kaiser Wilhelm I., zweifellos gehandelt haben wrde. Die starke, feste Hand, der ruhige, die wirklichen Verhltnisse richtig schtzende Blick, der praktische Sinn des Prinzen Wilhelm htten es zunchst niemals zu solchen Verwicklungen kommen lassen. Der Prinz htte sicherlich alle Voraussetzungen hierfr ohne groes Aufsehen beseitigt, wobei ihn seine bedeutende Fhigkeit, die richtigen Männer an den richtigen Platz zu stellen und ihre Ratschlge klug zu verwerten, untersttzt htte. Wenn er auch persnlich einer konstitutionellen Verfassung abgeneigt war, so htte er doch seine persnliche berzeugung dem fast allgemeinen Verlangen des Volkes und damit der friedlichen Weiterentwicklung und Wohlfahrt des Staates zum Opfer gebracht. Seine gesamte Regierungszeit gibt uns ein Recht zu dieser Annahme, desgleichen auch ein Brief, den er bereits im Jahre 1824 an den General von Natzmer schrieb: Htte die Nation Anno 1813 gewut, da nach 11 Jahren von einer damals zu erlangen-den und wirklich erreichten Stufe des Glanzes, Ruhmes und Ansehens nichts als die Erinnerung und keine Realitt brig bleiben wrde, wer htte damals wohl alles aufgeopfert solchen Resultates halber."

3. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 298

1906 - Leipzig : Dürr
298 Das Neunzehnte Jahrhundert wichtiger als die Interessen von einigen Tausenden russischer oder polnischer Revolutionre. Dieser Mangel an Wachsamkeit war der erste Verhngnis-volle Fehler der Staatsregierung. Den zweiten Fehler machte der König, indem er sich zu spt zum Nachgeben entschlo. Jenes verhngnisvolle Zu spt", das den franzsischen Knigen an den Bor-abenden der drei Revolutionen so unheilverkndend entgegentnte, das mute auch Friedrich Wilhelm Iv. erleben, als er am 7. Mrz die Erklrung abgab, er werde von nun an den Landtag jedes vierte Jahr einberufen. Sie kam zu spt, weil sie zwei Wochen nach dem Aus-bruche der Pariser Februarrevolution geschah und darum nicht als ein Beweis der freien kniglichen Gnade, sondern nur als ein Zeichen der Schwche und der Revolutionsfurcht des bisher so unbeugsamen und unnahbaren Knigs angesehen wurde. Gerade jetzt aber mute auch jeder leiseste Anschein von Furcht und Schwche, wie sie Louis Philipp von Frankreich soeben bewiesen hatte, gefhrlich werden, weil damit den auslndischen Demagogen und Hetzern das wirksamste Agi-tationsmittel gegeben wurde. Sie konnten mit Erfolg auf die Ausntzung der Schwche Louis Philipps und das Gelingen der Pariser Revolution hinweisen. Fast aber wre diesen Volksverfhrern ihr nichtswrdiges Spiel doch noch vereitelt worden. Denn als am 18. Mrz zwei knigliche Patente erschienen, in denen die Einberufung des Vereinigten Landtages auf den 2. April festgesetzt und die Erfllung der politischen Wnsche zu-gesichert wurde, zog die Berliner Bevlkerung in der besten Absicht vor das Schlo, um dem Könige zu danken. Nichts konnte den auslndischen Verschwrern weniger passen als eine friedliche Lsung der ganzen Verfassungsfrage. Sie waren es, die das Eindringen eines Pbelhaufens in den Schlohof veranlaten; sie waren es, die die ganz zuflligen und unschdlichen Gewehrentladungen zweier Grena-diere geschickt benutzten, um den bekannten franzsischen Hetzruf aus-zustoen: Wir sind verraten! Zu den Waffen!" Sie waren es, die dann auch sofort nach dem Aufflammen der Volkserregung mit groem Geschick den Barrikadenbau und Straenkampf ganz nach Pariser Muster einrichteten und leiteten, eine Kampfesart, in der der Deutsche bis dahin unerfahren war wie ein kleines Kind. Wenn etwas geeignet ist, den auslndischen Ursprung dieses Aufruhrs und die niedertrchtige Verhetzung und Vergiftung des Volkes durch fremde Verschwrer zu erweisen, so ist es der charakteristisch franzsische, unserem Volkstum so gar nicht entsprechende Verlauf dieses ganzen Ereig-nisses. Es waren aber nicht sowohl Franzosen, die hier ihre Hand im Spiele hatten, als vielmehr Polen, die in Paris, der internationalen Fach-

4. Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart - S. III

1901 - Paderborn : Schöningh
Worwort. Aach dem Tode meines Baters bernahm ich nicht nur die Weiterfhrung des von ihm in den letzten Jahren begonnenen, aber nicht mehr beendeten Lehrbuches der Geschichte fr die mittleren Klassen, sondern auch die Neubearbeitung des schon viel lteren Lehrbuches fr die oberen Klassen. Bei der siebenten Auflage des dritten Bandes dieses Werkes hatte ich mich im wesentlichen auf die Tilgung einzelner Irrtmer und Druckfehler beschrnkt, nur an wenigen Stellen mir nderungen oder Zustze erlaubt. Auch die vorliegende neue Auflage weicht nur wenig von der vorhergehenden ab. Besonders mit Rcksicht aus die bevorstehenden neuen Lehrplne habe ich diesmal noch von der Umarbeitung ganzer Partieen absehen zu mssen geglaubt. Ostrowo in Posen, im Mrz 1901. Uichard Stein.

5. Abriss der neuesten Geschichte - S. 71

1875 - Mainz : Kunze
71 Zurückführung jener Fürsten unmöglich war, ein todter Buch- stabe. Im Jan. 1860 tritt Cavour wieder an die Spitze, bildet ein italienisches Ministerium, erklärt die Rückkehr der Fürsten für unmöglich ; im März vollzieht sich die Annexion der „Emilia“ (Provinz an der alten ämilisclien Strasse) durch ein „Plébiscité der Bevölkerungen nach französischem Muster. Napoleon stimmt, nachdem er eine Zeitlang mit der Idee eines europäischen (Kongresses zur Schlichtung dieser Frage sich ge- tragen, der vollendeten Thatsache zu, indem er in Gemässheit der Abmachungen von Plombières Savoyen und Nizza mit Frankreich „wiedervereinigt“ (revendiquer). Das Parlament zu Turin vertritt nunmehr bereits 11 Millionen Italiener, •— Oberitalien und Mittelitalien; es blieb noch der Kirchenstaat, dem bereits der Strich am adriatischen Meer, die Romagna, abfällig geworden, und Neapel. 2. Die mittelitalienische Frage wurde rasch zur italienischen. In Neapel war Mai 1859 der „Re Bomba“, Ferdinand Ii., ge- storben. Franz Ii., noch ein Jüngling, folgte. In Palermo, Messina, auch in Neapel selbst zeigten sich aufständische Re- gungen, von geheimen Comités geleitet. Der Führer der „Actionspartei“, Joseph Garibaldi, der 1807 zu Nizza geboren, beim Beginn der italienischen Bewegung aus Südamerika zurückgekehrt, 1848 und wieder 1859 durch Organisation der Freiwilligen und ihre glückliche Führung sich hervorgethan, wirbt eine Anzahl Freiwilliger, bemächtigt sich zu Genua einiger Schiffe und landet Mai 1860 mit seinen 1000 Frei- willigen zu Marsala an der Westküste Siciliens, übernimmt die Diktatur „im Namen Victor Emanuels, des Königs von Italien“, täuscht die neapolitanischen Truppen durch geschickte Märsche, erringt Erfolge, drängt, von der Bevölkerung unter- stützt, in Palermo ein, schliesst mit dem neapolitanischen General Lanza einen Waffenstillstand. In Neapel wird jetzt, bereits zu spät, ein liberales Ministerium berufen, eine Verfassung versprochen — dann die von 1848 wiederhergestellt; aber schon am 18. Juli kapitulirt Messina. Garibaldi, dem abmah- nenden Befehle Victor Emanuels den Gehorsam weigernd, landet auf dem Festland, bei Reggio (19. August). Kein ernst- licher Widerstand der königlichen Truppen mehr; er kündigt seine Ankunft in der Hauptstadt an, aus welcher Franz Ii.

6. Von den Anfängen der Germanen bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges : Lehraufgabe der Unterprima - S. 211

1911 - Leipzig : Teubner
49. Philipp Ii. von Spanien an der Spitze der Gegenreformation. 211 der Adel murrte wegen der von Philipp angeordneten Vermehrung der Blstmer^ auch war ihm Granr>ella beraus verhat, der, zum Erzbischof von Mecheln erhoben, der eigentliche Leiter des Ans-schuffes'^ des Staatsrates, der von Philipp gnzlich abhngigen Kamarilla, war. Alle aber befrchteten die Einfhrung der spa-l ^"huisition. Unter dem Hochadel nahmen drei Männer, Graf Wilhelm von Oranienmraf Egmont un^der Admiral Gra^Hoorn, die ersten Pltze ein1). Silhelm von Oranien (geboren 1533) durch den Besitz der Wilhelm von Grafschaft Nassau-Dillenburg deutscher Reichsstand2), war am Hofe Drnnie"' Karls V. Edelknabe gewesen. Hier hatte er den katholischen Glauben an-genommen. In Karls V. Schule zum gewandten, vorsichtigen Staats-man herangebildet (der Schweiger"), hatte er die Statthalterschaft von Holland, Seeland und Utrecht erhalten. Spter trat er zur kalviuifchen Lehre der. ' Um die allgemeine Unzufriedenheit zu beschwichtigen, rief Philipp erst die fpamfche Besatzung, dann Granvella ab, lie aber die Reli-gwnserlasse in Kraft. Als die Beschlsse der Tridentiner Kirchen-Versammlung durchgefhrt werden sollten, verbanden sich Adel und Bund des Ado-.? Protestanten in dem sog. Kompromi" *), worauf die Statthalterin 1566 etntge Milderung im Verfahren der Glaubensgerichte erwirkte. Nun aber ergriff die Bewegung die Volksmassen; calvinistische Pr-duanten' trugen unter freiem Himmel ihre Lehren vor; in wildem Milivv^5?^!l und^H^n waren katholisch, letzterer ein geborener Franzose, ? Montmorency, der durch eme zweite Ehe seiner Mutter nach den Nieder-zu tun. toar- ie Biegung hatte also ursprnglich nichts mit der Religion 2) Beziehungen der Grafen von Nassau zum Frstentum Oranien und zu den Niederlanden veranschaulicht folgende bersicht.- un engelert von Nassau-Dillenburg um 1420 (.erbt Gebiete in Luxemburg und Brabant)-seine Urenkel: ijssi.jf.1sfr..,, Renaws t 1544 der Schweiger f 154 ora6 T 1544 m Erbe seines Setters Renatus, __Begrnder der Linie Nassauoranien Philipp Wilhelm f 1618 Moritz f 1625 Heinrich t 1047^ Sohn der Luise v. Coligny Wilhelm Ii. t 1650 Luise Henriette m.,. , I Gein, des Groen Wilhelm Iii. f 1702 Kurfrsten (Prinz v. Oranien" Tilel der preuischen ,, ft| Y,?.;; >- w -.. bi, 8li, rool auf bif ftlrfl , offi'tfl 06 n'est qtfun tas de gueux", bo -laul-t hab-u a3"toulb""8 6ici Ed-ll-ul- ging, soll den P-rt-inam-n @cu|en" 14*

7. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 13

1912 - Leipzig : Hirt
3. Die Republik. 13 gerichtet. Robespierre machte sich schlielich selbst durch seine Schreckens-Herrschaft dem Konvent verhat und endete mit seinen Anhngern auf dem Blutgerste. Der Nationalkonvent bettigte sein Bestreben, ganz mit der Ver-gangenheit zu brechen, in der Einrichtung eines neuen Kalenders, einer neuen Religion und einer neuen Verfassung. Die christliche Zeit-rechnung schaffte er ab, das Jahr teilte er in 12 Monate zu 80 Tagen ein, dazu kamen 5 Schalttage; die Monate zerfielen in 3 Dekaden zu 10 Tagen; der zehnte Tag war Ruhetag. Das Jahr begann mit dem 22. September, dem ersten Tag der Republik. Die Monate erhielten ihre Namen nach Witterungserscheinungen und nach dem Wachstum der Pflanzen. Auch der Tag wurde in zehn Teile geteilt, diese wieder in zehn Unterabteilungen; das machte eine nderung der Uhr notwendig. Die Dekaden und die einzelnen Monate hatten wieder besondere Namen, z. B. nach Gerten des Landmannes, nach Frchten des Feldes und des Gartens und nach Haustieren. Die Kleinindustrie, die so viel zum Wohlstande des Landes beitrgt, kam bei dieser Namengebung nicht zur Geltung, alles deutet auf den Ackerbaustaat hin. Am 31. Dezember 1805 verlor dieser Kalender seine Gltigkeit. Die christliche Religion erklrte der Konvent sr abgeschafft und er-setzte sie durch einen Kult der Vernunft. Eine Theaterdame wurde als Gttin der Vernunft in einer Snfte zur Kathedrale Notre-Dame getragen, dort auf den Altar gesetzt, während die Menge Lieder auf die Freiheit und gegen die christliche Religion sang. In den Provinz-stdten ahmte man diese Szenen nach. Nach Konventsbeschlu muten alle Kirchen geschlossen werden. Der Pbel zog mit kirchlichen Ge-wndern durch die Straen. Die allgemeine Zuchtlosigkeit war sogar Robespierre zuwider; er hielt im Konvent eine Rede der das Dasein Gottes und die Unsterblichkeit der Seele. Das geschah nach Dantons Hinrichtung. Die neue Verfassung, die letzte Tat des Nationalkonvents, teilte die Volksvertretung in zwei Kammern und bertrug die ausbende Gewalt, d. i. die eigentliche Regierung, einem Direktorium von fnf Mitgliedern. Diesem stand ein verantwortliches Ministerium zur Seite. Die erste Kammer bestand aus 500 Mitgliedern, die mindestens 30 Jahre alt sein muten, und hie Conseil des cinq cent; die zweite Kammer bestand aus 250 Mitgliedern, die mindestens 40 Jahre alt sein muten, und hie Conseil des anciens. Die erste Kammer sollte die Gesetzesvorschlge beraten, die zweite sie besttigen. Die Mitglieder des Conseil des anciens muten entweder verheiratet oder verwitwet sein. Diese Bestimmung in Verbindung mit der Festsetzung eines Mindestalters bedeutet ein Einlenken in ruhigere Bahnen. Die Gegenpartei erregte einen Aufstand in Paris, den General Napoleon Bonaparte im Auf-

8. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 78

1912 - Leipzig : Hirt
78 V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. reichs, Graf Benedetti, verlangte von König Wilhelm, der zur Kur in Ems weilte, der König solle dem Prinzen befehlen, die spanische Krone abzulehnen. Er erhielt die Antwort, der König habe keinen Befehl zur Annahme gegeben und werde ebensowenig einen Befehl zur Ablehnung erteilen; der Prinz sei frei in seinen Entschlieungen. Auch wurde von preuischer Seite betont, das spanische Ministerium habe der preuischen Regierung keine Mitteilung der die Angelegenheit gemacht, sondern die Verhandlungen direkt mit dem Prinzen Leopold gefhrt. Der spanische Gesandte iu Paris besttigte dies. Um dem Streit ein Ende zu machen, verzichtete Prinz Leopold auf die spanische Knigskrone. Der Minister von Gramont wnschte aber ein Schreiben König Wilhelms an Napoleon, er habe den Interessen und der Wrde der franzsischen Nation nicht zu nahe treten wollen, als er den Prinzen zur Annahme der spanischen Krone ermchtigt habe; er schliee sich der Thronentsagung an mit dem Wunsche, da jeder Grund des Zwiespaltes zwischen beiden Regierungen nunmehr verschwinden werde. Das franzsische Ministerium, meinte Gramont, bedrfe eines solchen Schreibens zur Beschwichtigung des aufgeregten Volkes. Doch mchten darin die verwandtschaftlichen Beziehungen des Prinzen Leopold zu Napoleou nicht berhrt werden. Der franzsische Botschafter forderte jetzt im Auftrage seiner Re-gierung von König Wilhelm die schriftliche Versicherung, da er nie-mals seine Einwilligung geben werde, wenn dem Prinzen Leopold etwa spter noch einmal die spanische Knigskrone angeboten werden sollte. Der König lehnte diese Zumutungen ab. Als Benedetti auf Weisung seiner Regierung die den König verletzende Forderung wiederholte, ver-weigerte ihm der König die Audienz und verwies ihn an das Ministerium der Auswrtigen Angelegenheiten, dem König Wilhelm von diesen Vor-gngen in einer Depesche Kenntnis gab und anheimstellte, die Forderung Benedettis und ihre Zurckweisung den preuischen Gesandten und der Presse mitzuteilen. Bismarck handelte danach und machte die Depesche in verkrzter Form bekannt. Dies sah die franzsische Regierung als Beleidigung an und berief ihren Botschafter ab. Am 14. Juli 1870 kehrte er nach Paris zurck. Kriegserklrung. Am 19. Juli 1870 lie die franzsische Regierung der preuischen die Kriegserklrung berreichen. Gerade sechzig Jahre vorher, am 19. Juli 1810, war des Knigs Mutter, die unvergeliche Knigin Luise, gestorbeu. König Wilhelm begab sich an dem doppelt wichtigen Tage in das Mausoleum zu Charlotten-brg, um am Grabe seiner Eltern zu beten, y Kriegsbereitschaft. Der franzsische Kriegsminister hatte erklrt, Frankreich sei zum Kriege erzbereit". Dies war aber nicht der Fall. Es fehlte an Ausrstung fr die Truppen, an Karten der Grenzgebiete,

9. Theil 3 - S. 65

1827 - Leipzig : Brockhaus
65 In dieser Absicht mietheten sie ein Gewölbe unter dem Parlementshause, auch ein Gebäude, das daran stieß. Von dem Keller dieses Gebäudes aus arbeiteten sie sich unbemerkt durch die drei Ellen dicke Mauer in das gemietete Ge- wölbe und brachten nach und nach 36 Tonnen Pulver hinein, das sie in Holland aufgekauft hatten, und bedeckten sie mit Reisig. Am 5. November 1605, auf welchen Tag eine Parlamentssitzung angesagt war, sollte das satanische Unternehmen ausgeführt werden. Schon war Alles dazu bereit, als Lord Monteagle, der Freund eines Verschwor- nen, ein Billet ohne Unterschrift folgenden Inhalts erhielt: „Mylord, aus Liebe zu Ihnen bin ich für Ihre Erhaltung besorgt. Ich rathe Ihnen, wenn Sie Ihr Leben lieben, erscheinen Sie nicht bei dieser Parlamentssi'tzung. Gott und die Menschen haben sich vereinigt, die Bosheit dieser Zeit zu strafen. Verachten Sie diese Warnung nicht. Ich sage Ihnen, das Parlament wird einen schrecklichen Schlag empfangen und doch nicht sehen, woher er kommt. Die Gefahr wird so schnell vorüber seyn, als Sie diesen Brief verbrennen." Dieses Schreiben, das der Lord schon am 26. October erhielt, glaubte er dem Staatssecretair mittheilen zu müssen, und dieser legte es dem Könige vor. Aus den letzten Zeilen wurde das Daseyn einer Pulvermine gemuthmaßt. Der König ließ in der Nacht vor dem 5. November die Ge- wölbe im Parlamentshause untersuchen, und so entdeckte man die Pulvertonnen und einen verwegenen Kerl, Namens Fawkes, einen finstern Neligionsschwarmer, der es über sich genommen hatte, die Lunte anzulegen. Er wurde ver- haftet und auf die Folter gebracht. Aus seiner Aussage erfuhr man den ganzen teuflischen Anschlag, den zwei Protestantenfeinde, Catesbyund Pierey, geleitet hatten. Als die Verschwornen vernahmen, daß sie verrathen Iii. 5

10. Theil 3 - S. 110

1827 - Leipzig : Brockhaus
mit seinem Heere, das in Böhmen stand, zu Hülfe zu eilen; er ließ sich sieben Kuriere schicken, ehe er sich in Bewegung setzte, und kaum hatte er sich in Baiern ge- zeigt, so entfernte er sich wieder. Der Kaiser befahl hier- auf dem General Suys, der mit einer Truppenabthei- lung im Oestreichischen stand, nach Passau vorzurüäv-:. Wallenftein erfuhr es, schickte dem Suys sogleich Befehl zu, wieder umzukehren, und drohte, ihm den Kopf vor die Füße legen zu lassen, wenn er ihm, seinem Ober- general, nicht mehr gehorchte als dem Kaiser. Bcrmuthlich suchte Wallenftein durch dieses Benehmen eine zweite Absetzung zu veranlassen, die ihm dann Ursache gegeben haben würde, auf einmal loszubrechen, und Ferdinand Ii. den Gehorsam aufzukündigen. Obgleich dies nicht geschah, so wollte er nun doch den gefährlichen Schritt wagen. Er hatte großen Glau- den an die Sterndeuterei, und die Sterne hatten ihm ein Königreich verheißen. Jetzt stand es in seiner Macht, sich es zu verschaffen. Zuerst vertraute er diese geheimen Ab- sichten seinem Schwager Trczka, seinem Vetter Kinsky und dem Feldmarschall Jllo an, die er vorher nach bestem Vermögen gegen den Kaiser aufgehetzt hatte. Jllo, ein heftiger, aufbrausender Mann, hatte noch persönlich über Ferdinand Ii. zu klagen, und war durch seine stürmi- sche Beredtsamkeit mehr als irgend ein Anderer geeignet, das Heer zu einem Aufruhr aufzuwiegeln. Noch schenkte Wallen stein sein Vertrauen einem vierten Manne, sei- nem Freunde, dem Generallieutenant Piccolomini, auf den er besonders rechnete, weil er mit ihm unter einerlei Constellation geboren war. Allein Piccolomini erschrak vor einem solchen Unternehmen, rieth davon ab, machte Vorstellungen. Wallenftein widerlegte jeden Einwurf, und nun schien der Freund Alles zu billigen und versprach
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