§. 22. Napoleon wird Kaiser.
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hatte, entwickelte er im Innern Frankreichs eine rastlose Thätigkeit, um die durch Revolution und Kriege dem Lande geschlagenen Wunden wieder zu heilen. In Gemeinschaft mit Papst Pius Vii. ordnete er durch ein Konkordat die kirchlichen Angelegenheiten und führte die Feier des öffentlichen Gottesdienstes wieder ein. Ein neues Gesetzbuch, der „Code Napoleon" wurde abgefaßt, Schulen wurden errichtet, zur Beförderung des Verkehrs Straßen und Kanäle angelegt und in die ganze Verwaltung Einheit und Ordnung gebracht. Für diese Verdienste ernannte ihn der Senat zum Konsul auf Lebenszeit und ließ die Ernennung durch Volksabstimmung (2. Aug. 1802) gut heißen. Eine Verschwörung gegen das Leben des Ersten Konsuls, deren Teilnehmer Moreau, Pichegrii, Eadoudal u. a. waren, zog schwere Folgen nach sich. Pichegrü kam im Gefängnis um, Moreau wurde nach Amerika verbannt und Eadoudal guillotiniert. Der Herzog von Enghien, der letzte bourbonische Prinz aus der Condeschen Linie, ward der Mitverschwörung beschuldigt, deshalb unter Verletzung des deutschen Reichsgebiets (15. März 1804) nachts in Ettenheim im Großherzogtum Baden überfallen, nach Frankreich geschleppt und ohne Beweis der Schuld zu Vincennes erschossen.
Napoleon wird 1804 Kaiser der Franzosen. Die Verschwörung gab dem Konsul Bonaparte die Mittel in die Hand, den letzten Schritt zur Alleinherrschaft zu thun. Seine Freunde wußten dem Volke begreiflich zu machen, daß die Ruhe nur dadurch gesichert werde, daß Napoleon das große fränkische Reich Karls des Großen wieder herstelle. Ein solcher Vorschlag mußte der Eitelkeit des französischen Volkes schmeicheln, und der gehorsame Senat übernahm es, dem Ersten Konsul die Kaiserkrone anzubieten. Als man ihm am 18. Mai 1804 den Senatsbeschluß überbrachte, wußte er die Rolle des Augustus meisterhaft zu spielen und entgegnete den Abgesandten des Senates: „Meine Herren! Ich nehme den Titel an, weil der Senat für den Ruhm der Nation ihn zuträglich hält; ich hoffe, daß Frankreich die Ehre, mit welcher es meine Familie umgiebt, nie bereuen werde." Eine allgemeine Volksabstimmung billigte den Beschluß. Am 2. Dezember 1804 wurde er als Napoleon I. von Papst Pius Vii. in der Kirche von Notre Dame gekrönt, wobei er sich selbst die Krone aufsetzte und nach deren Einsegnung auch die Kaiserin Josephine krönte.
Große Festlichkeiten sollten das Volk über das Ende seines Freiheitstraumes hinweg führen. Durch Glanz und Pracht sollte der neu errichtete Kaiserhof alle europäischen Fürstenhöfe überstrahlen: daher die Einführung eines großartigen Hofstaates, deshalb die Er-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Karls Augustus Napoleon_I. Josephine
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Eadoudal Amerika Ettenheim Baden Frankreich Frankreich
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(Krakau, durch bat Wiener Congreß zu einem Freistaate
gemacht, erweist sich als Herd dieser Unruhen und wird daher
1846 dein österreichische:: Staate zugetheilt.)
§ 144.
Die Jahre 1831 bis 1847.
a, Frankreich.
Das Julikönigthum verliert allmählich seine Volks-
thümlichkeit. Doch werden die Aufstände der ltgi-
timistifchen (d. h. bourbonifchen; die Herzogin von
Bcrry) und der republikanischen Partei unterdrückt,
und der König entgebt glücklich allen Mordversuchen,
unter denen die Höllenmaschine Fieschi's (bei der
Feier der Julitage 1835) der entsetzlichste ist. —
Leider stirbt 1842 durch einen Sprung aus dem
Waqen, beim Durchgehen der Pferde, des Konigs
ältester Sohn, der allgemein beliebte Herzog von
Orleans (vermählt mit der Prinzessin Helene von
Mecklenburg - Schwerin).
Ii. Spanien.
1833 Ferdinand Vif, stirbt.
Ihm folgt, da der König das stoische Gesetz aus-
gehoben hat, seine Tochter Jsabella Ii. (unter
der Vormundschaft ihrer Mutter Christine), u. nicht
sein Bruder Don Carlos. Aber dieser erhebt, unter-
stützt von der Partei der Geistlichkeit u. der Abso-
lutsten, einen Aufstand u. wird erst nach siebenjäh-
rigem, besonders in den nördlichen Provinzen geführ-
tem Bürgerkriege zum Weichen gebracht.
c. Italien.
1846 Der freisinnige Pius Ix. besteigt den päpstlichen *
Stuhl it. beginnt in Staat u. Kirche seine libera-
len Reformen.
Sein Streben findet auf der ganzen Halbinsel
den größten Anklang u, vermehrt die Bewegung
der Gemüther (die 1848 ausbricht). ^
<i, Deutschland.
Franz!, Kaiser von Oesterreich, stirbt.
*4'
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Extrahierte Personennamen: Helene_von
Mecklenburg Ferdinand_Vif Ferdinand Jsabella Christine) Carlos Franz! Franz
Extrahierte Ortsnamen: Krakau Wiener_Congreß Frankreich Schwerin Spanien Italien Deutschland Oesterreich
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tigste Mann, welcher im Sinne der progressistischen Partei
regiert, aber 1843 durch einen Aufstand gestürzt wird, der
seinen Rivalen General Narvaez und die Moderados ans Ruder,
die Königin-Mutter Maria Christina nach Madrid zurück-
bringt. Neue Verfassung (1845); eine französische Intrigue
bringt die Vermählung der jungen Königin mit ihrem Vetter
Infanten Franz d’Assis, ihrer Schwester mit dem Herzog von
Montpensier, viertem Sohne Ludwig Philipps zu Wege. Ver-
fassungswirren, Kämpfe verschiedener Coterien, Ministerwechsel,
Hofkabalen hier wie in Portugal; für die Weltgeschichte ohne
Bedeutung.
2. Italien.
Dagegen ist die Entwicklung der Dinge in Italien von
steigender allgemeiner Wichtigkeit. Die Einheitsbewegung,
belebt durch den Hass gegen die österreichische Fremdherrschaft
macht in den Gemüthern raschere Fortschritte als die ent-
sprechenden Ideen in Deutschland, wo die Gegensätze weniger
gewaltsam gespannt sind, die Volksnatur weniger leidenschaft-
lich ist. Liberale und Radicale („das junge Italien“ Joseph
Mazzinis); wichtig das Buch Vincenzo Giobertis über den
„Primat Italiens“, der Italien die erste Stelle in der Fort-
schrittsbewegung der Welt und dem Papst die erste Stelle an
der Spitze eines neuen auf freisinnigem Grunde ruhenden italie-
nischen Bundes vindicirte. Epochemachend war die Papstwahl
vom 14. Juni 1846; Cardinal Johann' Maria Mastai (geb.
13. Mai 1792) als Pius Ix. gewählt- Als milder, menschen-
freundlicher, gutherziger Mann beginnt er mit einem Amnestie-
dekret und Reformen seine lange und wunderreiche Regierung;
errichtet einen Staatsrath und, halb freiwillig, halb schon ge-
zwungen durch die Bewegung, deren Führer aus dem milden
priesterlichen Mann einen Papst im Sinne der Träume Giobertis
machen, eine (Bürgergarde; auf der ganzen Halbinsel drängt
die liberale und nationale Partei unter der Fahne des Evviva
Pio Nono vorwärts. Oesterreich nimmt dieser Bewegung gegen-
über eine feindselig drohende Haltung an, lässt Juni 1847
unter päpstlichem Protest Ferrara besetzen, schliesst^Offensiv-
und Defensivtraktate mit den Herzogen von Modena und von
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Extrahierte Personennamen: Maria_Christina Maria Franz_d’Assis Franz Ludwig_Philipps Ludwig Philipps Joseph
Mazzinis Vincenzo_Giobertis Cardinal_Johann'_Maria_Mastai Johann Maria Pio_Nono
Extrahierte Ortsnamen: Madrid Portugal Italien Italien Deutschland Italien Italien Oesterreich Modena
Autor: Stein, Heinrich Konrad, Kolligs, Hans, Stein, Richard
Auflagennummer (WdK): 10
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
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Iii. Der Friede mit England (1802).
Nach dem Frieden mit Osterreich (1801) orbnete der Erste Konsul die Verhltnisse in Italien. Das zu Beginn des Koalitionskrieges von den Franzosen besetzte Piemont sowie Parma wrben mit Frankreich bereinigt, die cisalpinische Republik erhielt unter dem Namen italienische Republik eine der neuesten franzsischen Verfassung entsprechend Einrichtung mit Bonaparte als Prsi-benten aus zehn Jahre; der Kirchenstaat und das Knigreich Neapel wrben wieber anerkannt.
Auch England schlo nunmehr (nach dem Austritte Pitts aus dem Ministerium) zu Amiens Frieden mit Frankreich. Es gab alle berseeischen Eroberungen (auer dem hollnbischen Ceylon und dem spanischen Trinibab) heraus. Malta, das England im Jahre 1800, und gypten, das es 1801 den Franzosen entrissen hatte, sollten dem Johanniterorben und dem Sultan herausgegeben werben. Die jonischen Inseln wrben als selbstnbige Republik anerkannt.
88. Iv. Nie Regierung des Ersten Konsuls (1799-1804).
1. Neuordnung Frankreichs. Sobald Bonaparte als Konsul die Leitung der Staatsgeschste in seine starke Hand genommen hatte, suchte er durch Unparteilichkeit in der Besetzung der hchsten Amter der freimtige Carnot wrbe zum Kriegsminister, der fein berechnete Talleyranb zum Minister des Auswrtigen er-nannt und durch vershnende Maregeln die wiberstrebenben Parteien zu gewinnen. Den verbannten Priestern wrbe die Rckkehr gestattet, und die meisten Emigranten wrben durch ein Amnestie-gesetz begnabigt und von den Achtungslisten gestrichen. Freiheit des Gottesbienstes wrbe gewhrt und dann durch ein Konkorbat mit dem Papste Pius Vii. der Friebe mit der katholischen Kirche wieberhergestellt. Die Besolbnng der Geistlichen wrbe auf den Staat bernommen und die Ernennung der Bischfe unter Vorbehalt der ppstlichen Besttigung der Regierung anheimgegeben (1801). Das Finanzwesen, das so lange im argen gelegen hatte, wrbe georbnet und zwischen den Einnahmen und Ausgaben des Staates das Gleichgewicht hergestellt. Die Verwaltung wrbe vereinfacht und straff zentralisiert, inbem smtliche lieber des
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