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1. Geschichte der Neuzeit - S. 128

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
128 Zur Erweiterung: Preußen und sterreich. betrieb (Regie") und lie es durch franzsische Beamte berwachen. Im rger der die Kaffeeschnffler" haben die Berliner ihren König mit der Kaffeemhle im Scho abgebildet. Den Kaffee hielt Friedrich fr eine Delikatesse": er wnschte, da nicht alle Maurer, Mgde und dergleichen von ihrer Handarbeit sich nhrende Personen Coffe trinken sollten". Seine Majestt sind Hchstselbst in Dero Jugend mit Biersuppe erzogen . . . Das ist viel gesunder als der Coffe." 6 c. Seinem redlichen Willen, den Schwachen beizustehn, entsprangen mitunter grausame Hrten und sogar Ungerechtigkeiten. Auf den Bericht eines von ihm abgesandten Obersten schenkte er nicht dem Berliner Kammergericht Glauben, sondern dem verschuldeten Zllichauer Mller Arnold, als er versicherte, seinem Mhlenbetriebe werde durch den neuangelegten Karpfenteich des adligen Landrats das Wasser entzogen; Friedrich rief die Richter vor sich, schalt sie wegen ihres Urteils, das dem Mller wiederholt unrecht gegeben hatte, und setzte sie ab; einige strafte er sogar mit einem Jahr Festung. Erst nach seinem Tode wurde sein Unrecht an den treuen und aufrechten Mnnern wieder gutgemacht. 6d. Die Stnde" hatten seit dem Groen Kurfrsten und König Friedrich Wilhelm I. keinen Anspruch mehr auf Teilnahme an der Regierung. Doch gliederte sich auch Friedrichs Ii. Staat noch nach Stnden. Sein Machtspruch befestigte den lndlichen Besitz in den Hnden der Bauern wie in denen des Adels. Seine Gesetze schtzten den Bauer vor dem mehr oder minder gewaltsamen Aufkaufen des kleinen Gutes durch den benachbarten Gutsherrn, dem Bauernlegen"; dafr durfte aber auch kein Brgerlicher, auer in Westpreuen, ein Rittergut erwerben; auch fr seinen Grundadek errichtete er Kreditbanken. Aus den Bauernshnen nahm er den Kern seines Heeres, aus den Junkern ausschlielich seine Offiziere; er war der erste König von Preußen, dem der Adel rckhaltlos ergeben war. Gewerbe und Handel lagen dem Brger ob, der daher zum Dienst im Heer mglichst wenig herangezogen wurde: so war Stadt und Land sorglich geschieden. Dem Arbeiter aber gestand Friedrichs Landrecht das Recht auf Arbeit zu: wer nicht faul und nichtsnutzig sei, meinte der König, knne durch seine Arbeit berall gengenden Unterhalt finden. Unermdlich war er bestrebt, Gelegenheiten zu Arbeit und Erwerb zu erffnen. Im Krieg lernte er die Porzellanfabrik in Meien kennen, worin der schsische Staat die vor einem Menschenalter gelungene Erfindung des Alchimisten Bttg er ausnutzte; nach dem Friedensschlu legte er in Berlin eine Porzellanfabrik an: die jdischen Brautpaare muten fr ihren Haushalt Porzellan erwerben. Der Krieg hatte die Wlder verwstet: zur rechten Zeit wurden in

2. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 165

1912 - München : Oldenbourg
Napoleons Wiederkunft und Ausgang. 165 der Bruder des Hingerichteten Königs als Ludwig Xviii. den verwaisten 3. Mai französischen Thron und gab dem Lande eine Verfassung (Charte) nach dem Muster der englischen (Pairskammer, Deputiertenkammer). Dann schloß er mit den Verbündeten den (ersten) Pariser Frieden: Frank- 1814 reich erhielt die Grenzen, die es am 1. Januar 1792 (also vor Ausbruch 30,101 des ersten Koalitionskrieges) gehabt hatte, mit Einschluß von Avignon, Mömpelgard und Savoyen-Nizza. Die Neuordnung der europäischen Verhältnisse sollte durch einen Kongreß in Wien vorgenommen werden. Der für Frankreich so überaus glimpfliche Friede erklärt sich daraus, daß man für all das Urtheil, das Europa erduldet hatte, nicht das französische Volk, sondern Napoleon allein verantwortlich machte. Auch wollte man durch milde Bedingungen die Stimmung des französischen Volkes für die vom Auslande eingesetzten Bourbonen gewinnen und so ihrer neubegründeten Herrschaft Dauer verschaffen. c) Napoleons Wiederkunft (1815) und Ausgang. Vorgeschichte. Die Absicht der Verbündeten, das legitime Königtum in Frankreich zu sichern, scheiterte daran, daß die Bourbonen (nach einem Ausspruch Napoleons) „nichts gelernt und nichts vergessen hatten". Lndwig Xviii., nicht ohne Verstand und Herzensgüte, aber eigensinnig und voller Vorurteile gegen die neuen Zeitideen, ließ sich zu sehr von den zurückgekehrten Emigranten beeinflussen, die alles feit 25 Jahren Geschehene womöglich für nichtig erklären und die alten Zustände wieder herstellen wollten. Deshalb bemächtigte sich der großen Mehrheit des Volkes eine wachsende Verstimmung und die Unzufriedenheit in Frankreich nahm überhand, besonders als an die 150 000 Soldaten teils aus der Kriegsgefangenschaft teils aus den fremden Festungen heimkehrten und ihre bonapartistische Gesinnung im Lande verbreiteten. Sowie nun Napoleon obendrein noch vernahm, daß die Zwistigkeiten zwischen den Kongreßmächten (in Wien) sich zuspitzten, versuchte er abermals fein Glück. 1. Napoleons Rückkehr. Die Nachricht von der Landung Napoleons 1815 (bei Cannes) erweckte allenthalben in Frankreich stürmische Begeisterung.1'rarä Durch einige klug berechnete Proklamationen gewann der Kaiser rasch Volk und Heer und trat dann seinen Siegeszug nach Paris an. Die zu seiner Bekämpfung ausgefandten Truppen gingen jubelnd zu ihm über; viele seiner alten Generale, voran Marschall Ney, schlossen sich ihm an. Ratlos und bestürzt flüchtete der Hof über die belgische Grenze; unmittelbar nach der Flucht Ludwigs Xviii. zog Napoleon in die Tuilerien ein und berief 19. März ein aus Männern der Revolutionszeit (Carnot, Davout, Fouche u. a.) bestehendes Ministerium. So begann die Herrschaft der hundert Tage seit 20. Marz unter glückverheißenden Vorzeichen. Aber auch Napoleon hatte nichts „gelernt und nichts vergessen". Wohl machte er freiheitliche Zugeständnisse und beschwor sie öffentlich auf einem Maifeld (nach dem Vorbild Karls d. Gr.); doch fühlte man dabei heraus, daß er int Falle des Gelingens den kaiserlichen Absolutismus neuerdings errichten werde. Deshalb

3. Dritte Periode der Neuzeit, die Zeit der Umwälzungen - S. 8

1912 - Leipzig : Hirt
8 1p7m m N^cht so einig waren die Volksvertreter in den Beratungen der die 1791. Verfassung, die erst im September 1791 vollendet war. Eine Erklrung der Menschenrechte wurde vorangestellt (nach welchem Vorbilde?) Der König behielt nur die vollziehende Gewalt, während man die Gesetzgebung etner auf zwei Jahre zu whlenden Gesetzgebenden Nationalversammlung ubertrug. Als Grundlage fr die Wahlen und die Verwaltung erhielt Frankreich eine neue Einteilung in 83 Departements. o. Das Volk und der König. Unterdessen war der König in trau-nger Lage. Herzog Philipp von Orleans, ein Nachkomme der Elisabeth Charlotte, bekannt unter dem Namen Brger Egalite", und andere Um-stnrzmnner benutzten eine in Paris entstandene Brotteuerung, um den König zu verdchtigen, er wolle Paris aushungern. Ein dadurch und 1-7qo a?bere Vorkommnisse aufgeregter Pbelhaufe, zum Teil aus Weiberu 1789. bestehend, zog im Oktober 1789 nach Versailles und holte den König und seine Familie nach Paris, wo sie in den Tnilerien ihren Wohnsitz nehmen muten. Vergebliche Mhe gab sich Mirabeau, der geborene Mittler zwischen Krone und Parlament, den König mit der neuen Ord-uung der Dinge auszushnen. Seinem Bestreben arbeitete der Einflu der Knigin entgegen, die Reformen, aber keine moderne Volksver-tretung wollte. Sie hate Mirabeau und gab sich mehr und mehr der Hoffnung hin, da kriegerische Verwicklungen mit dem Auslaude ihr die alte Machtstellung im Innern wiederbringen wrden. Ihr Ver-ir7m trauter war der schwedische Gesandte Graf Fersen. Nach dem Tode 1791. Mirabeaus war jede Sttze verloren. Die Flucht im Juni 1791 milang; in St. Meuehould wurde der König erkannt, in Varennes an-gehalten und von Pariser Sendboten zurckgeholt. Im September leistete er den Eid auf die Verfassung. Schon war im Volke aber das Ver-trauen zur Krone mehrfach erschttert; dazu kam die Besorgnis vor der Ttigkeit der Emigranten im Auslande, und endlich herrschte im kirch-lichen Leben Verwirrung, da zwei Drittel der Priester den Eid auf die neue Verfassung verweigerten, x Deutschland und Frankreich zur Zeit der Gesetzgebenden Versammlung und des Nationalkonvents, 17911795. 1b|6 1: Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen (17861797), ein Neffe 1797. Friedrichs des Groen, war ganz anders geartet als dieser. Als Thron-folger (Prinz von Preußen") hatte er wenig Gelegenheit gehabt, sich mit Staatsangelegenheiten zu befassen. Er war daher in die Geschfte nicht gengend eingeweiht und berlie das meiste den Ministern. Das von seinem Oheim eingefhrte Kaffee- und Tabakmouopol hob er auf, zur Freude des Volkes, aber zum Schaden des Staatshaushaltes. Er lie nicht wie Friedrich der Groe jeden nach seiner Fasson selig werden", sondern verlangte durch ein von dem Minister Wllner ausgearbeitetes Edikt von den Geistlichen und Lehrern strenges Festhalten an den Sehreit

4. Dritte Periode der Neuzeit, die Zeit der Umwälzungen - S. 98

1912 - Leipzig : Hirt
98 Quellenstze. 2) 10 des Ediktes betr. den erleichterten Besitz des Grundeigentums sowie die persnlichen Verhltnisse der Landbewohner. 1807 Okt. 9: Auflsung der Guts-Unter-tnigkeit. Nach dem Datum dieser Verordnung entsteht fernerhin kein Untertnigkeits-Verhltnis weder durch Geburt noch durch Heirat, noch durch bernehmung einer unter-tnigen Stelle, noch durch Vertrag." 3) Aus dem Tagebuche der Grfin Vo. 11. September. Die Knigin ist schrecklich unglcklich, da an allen Orten, wo der Konvention zufolge die Franzosen abmarschieren sollen, sie fort und fort bleiben und die armen Einwohner vollends an den Bettelstab bringen. 11. November. Ich erhielt das Verzeichnis von allem, was die Franzosen teils offiziell aus Berlin nach Paris fortgeschafft, teils einfach geraubt haben, ebenso aus den kniglichen Schlssern, wie aus Potsdam; meistens Statuen, Bilder, Porzellan, Vasen, Kostbarkeiten und Kunstwerke aller Art. Es ist eine unglaubliche Liste. 1. April 1808. Von heute au hrt der Tisch der Offiziere bei uns auf; ich ging heute noch zu ihnen hinein, um Abschied zu nehmen; es tat mir weh. Leider werden von Tag zu Tag mehr Einschrnkungen im knigl. Haushalte notwendig; auch ich ver-zichte auf einen Teil meines Gehalts. 3. April. Alle die armen Offiziere, die hier durchkommen, sind jetzt auf halben Sold gesetzt, und es gibt viele, die auch nicht das allergeringste von Sold mehr nehmen. Man wei, da manche dieser treuen, armen Offiziere Holz hauen, um ihr Brot zu verdienen, andere bei den Bauern in der Wirtschaft und auf dem Felde arbeiten, nur um leben zu knnen. 4) Aus einem Briefe der Knigin Luise an ihren Vater, 1808. Ich habe mich ergeben, und in dieser Ergebung bin ich jetzt ruhig. Es wird mir immer klarer, da alles so kommen mute, wie es gekommen ist. Die gttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustnde ein, und es soll eine andere Ordnung der Dinge werden, da die alte sich berlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstrzt. Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Groen, welcher, der Herr seines Jahrhunderts, eine neue Welt schuf. Wir find mit derselben nicht fortgeschritten, deshalb berflgelt sie uns. . . . Von ihm (Napoleon) knnen wir vieles lernen, und es wird nicht verloren sein, was er getan und ausgerichtet hat. Es wre Lsterung, zu sagen, Gott sei mit ihm; aber offenbar ist er ein Werkzeug in des Allmchtigen Hand, um das Alte, wel-ches kein Leben mehr hat, das aber mit den Auendingen fest verwachsen ist, zu be-graben. Aber es kann nur gut werden in der Welt durch die Guten. Deshalb glaube ich auch nicht, da der Kaiser Napoleon Bonaparte fest und sicher auf seinem freilich jetzt glnzenden Thron ist. Er richtet sich nicht nach ewigen Gesetzen, sondern nach Umstnden, wie sie nun eben sind. Dabei befleckt er seine Regierung mit vielen Ungerechtigkeiten. Er ist von seinem Glck geblendet und meint alles zu vermgen. Dabei ist er ohne alle Migung, und wer nicht Ma halten kann, verliert das Gleichgewicht und fllt. Ich glaube fest au Gott, also auch an eine sittliche Weltordnung. Diese sehe ich in der Herrschaft der Gewalt nicht; deshalb bin ich in der Hoffnung, da auf die jetzige bse Zeit eine bessere feigen wird . . . Dieses Ziel scheint aber in weiter Entfernung zu liegen; wir werden es wahrscheinlich nicht erreicht sehen und darber hinsterben. Wie Gott will alles, wie er will! Aber ich finde Trost, Kraft und Mut und Heiterkeit in dieser Hoffnung, die tief in meiner Seele liegt. Ist doch alles in der Welt nur bergang! Doch wir mssen durch! Sorgen wir nur dafr, da wir mit jedem Tage reifer und besser werden. . .. Gern werden Sie, lieber Vater, hren, da das Unglck, welches uns ge-troffen, in unser eheliches und husliches Leben nicht eingedrungen ist, vielmehr uns noch werter gemacht hat. Der König, der beste Mensch, ist gtiger und liebevoller als je. Du, liebe Luise, bist mir im Unglck noch werter und lieber geworden. Nun wei ich aus Erfahrung, was ich an dir habe."

5. Theil 3 - S. 52

1827 - Leipzig : Brockhaus
52 Dieser Mensch entdeckte auf einer Reise nach Lyon im Jahr 1593 sein Vorhaben einem Karmelitermönch in dieser Stadt. Von ihm wurde er noch mehr angefeuert zu seiner That, die, wie der Mönch sagte, dem Himmel nothwendig ange- nehm seyn muffe, weil Ketzerei ein Gräuel in Gottes Augen sei. Zufrieden mit dieser Antwort, ging Barriere auch zu einem Dominikaner, Serafino Bianchi aus Florenz, und fragte ihn um Rath; Bianchi war aber ein Mann von Ehre und Gewissen, der sich sogleich vornahm, den Anschlag des Bösewichts zu vereiteln. Er bestellte ihn auf morgen und entdeckte indessen das schwarze Vorhaben einem gewissen Herrn von Brencalion, Kammerherrn der verwittweten Königin, der zu Lyon war. Diesem war daran gelegen, den Menschen persönlich kennen zu lernen; er sah ihn am folgenden Tage wirklich bei Bianchi, und reiste hierauf nach Paris, den König zu warnen. Bianchi aber stellte dem Schiffer vor, daß Heinrich katholisch geworden sei, und widerrieth ihm die That. Wirklich brachte er es auch dahin, daß sie vor der Hand wieder aufgegeben wurde. Als aber Barriere nach Paris kam, sprach er nochmals darüber mit einem katholischen Geistlichen, Namens Aubry, und sagte ihm sein Bedenken. Aubry aber meinte, dies dürfe ihn nicht abhalten, denn die Bekehrung des Königs sei eitle Verstellung, und im Herzen sei er noch immer ein Ketzer und Katholikenseind wie zuvor. Hierauf führte er ihn zum Pater Rector der Jesuiten, Varada, der noch stärkere Gründe zur Bege- hung des Mords anführte, und den unglücklichen Verblen- deten wirklich dazu bestimmte. Entschlossen, die blutige That zu vollführen, kaufte Barriere sich ein großes Messer, ließ es zweischneidig schleifen und ging damit nach St. Denys, wo der König sich aufhielt. Als er aber dem Monarchen nahe kam, sank i.

6. Theil 3 - S. 252

1827 - Leipzig : Brockhaus
252 rina erschrak über diese armseligen Anstalten und erblaßte. Indessen kamen auch die andern zum Vorschein. Die Kaiserin sagte ihnen in einer Anrede, die sie hielt, sie komme, sich in ihre Arme zu werfen und Schutz und Rettung zu suchen vor ihrem Gemahl, der Befehl ertheilt habe, sie und ihren Sohn zu tödten. Sie sprach nicht vergeblich. Alle schrieen und schwuren, für sie zu sterben. Die Ofsiciere eilten herbei und der Haufe vergrößerte sich mit jeder Minute. Es wurde ein Priester gerufen, der Allen beim Crucisix den Eid der Treue abnahm. Auch sammtliche Häupter der Verschwörung fanden sich ein, und der verhaftete Paffig wurde wieder frei gemacht. Or- loff war zum Artillerieregimcnte geeilt, dessen Schatzmei- ster er war. Bald sah sich die Kaiserin von 10,000 Mann umgeben. Nun zog sie, von den Truppen und einer un- zähligen Menschenmenge begleitet, nach der Hauptkirche der Stadt, um ihre Andacht zu verrichten und ihrem Un- ternehmen den Schein einer heiligen Pflicht zu geben. Don da ging der Zug nach einem großen Palaste, der mit Soldaten umstellt wurde. Schon vorher hatte Orloff die Brücke verrammeln lassen, die von Petersburg nach Oranienbaum führte, damit Peter nichts von dem, was vorgegangen war, er- fahren möchte; allein schon war es zu spat. Ein ehema- liger Haarkräusler, Namens Bressan, der dem Kaiser sein Glück verdankte, hatte einen Knecht, als Bauer ver- kleidet, mit einem Schreiben an ihn abgeschickt, worin er ihm Nachricht von den Ereignissen dieses Tages ertheilte, mnd der Bote kam glücklich über die Brücke, ehe sie ab- gebrochen war. Indessen ließ die Kaiserin ihren Prinzen aus dem Schlafe wecken und zu sich bringen. Von einem Balkon herab stellte sie ihn den Soldaten und der zahllosen Volks-

7. Theil 3 - S. 302

1827 - Leipzig : Brockhaus
302 einen einzigen zu viel waren. Männer und Frauen, Greise und Kinder, Vornehme und Gemeine, Schuldige und Un- schuldige mußten sterben. Am 3. September verlor unter andern auch die Prinzessin von La mb alle, eine vertraute Freundin der Königin, das Leben. Sie war allgemein beliebt wegen ihrer Schönheit, ihrer Sanftmut!), ihrer Wohlthatigkeit; nichts vermochte sie aus den Händen sol- cher Tiger zu retten. Die Art, wie sie gemordet und be- handelt wurde, mag als Beispiel der viehischen Wuth dienen, mit welcher man gegen so viele Unschuldige rasete. Die Prinzessin saß im Hotel de Forye gefangen. Als die Reihe an sie gekommen war, führte man sie hinab vor die Commission, die sich unten im Gefangniß ver- sammelt hatte. Man schleppte sie an den Armen über einen kleinen Hof, der noch rein von Blut war, in den großen, der einer Schlachtbank glich. Sie sank ohnmäch- tig nieder vor Entsetzen bei dem Anblick des Blutes, das man hier bereits vergossen hatte. Man zog sie aber wei- ter fort bis an den Ort, wo die Blutmenschen mit auf- gestreiften Hemdarmeln, mit blutigen Armen und Waffen in der Hand, Gericht über die Eingekerkerten hielten. Nach einigen unbedeutenden Fragen verlangte man von ihr, sie solle Freiheit und Gleichheit, Haß dem König, der Königin und dem Königthume schwören. Sie gelobte Freiheit und Gleichheit, Nichts aber konnte sie bewegen, der Königin und dem König, ihren Freunden, von denen sie nie beleidigt worden war, Haß zu schwören. Sogleich wurde ihr befohlen, abzutreten. Diese Redensart hieß bei dem damaligen Blutgerichte, zum Tode gehen. Im Ab- gehen wurde ihr leise, vielleicht um sie zu retten, der Rath gegeben, es lebe die Nation zu rufen. Aber bei dem ersten Schritte aus der Gefangnißthür erblickte sie die letzten Zuckungen einiger Sterbenden, die man soeben nie-

8. Theil 3 - S. 62

1827 - Leipzig : Brockhaus
62 und andere hohe Staatsbeamte an ihn ab, sich zu erkun- digen, was diese Anstalten bedeuteten? Der Graf aber, statt ihnen zu antworten, ließ sie Alle einsperren, durchzog mit 200 aufrührischen Edelleuten die Straßen von London, und suchte das Volk aufzuwiegeln. Es gelang ihm nicht, und nun gab er die Gefangenen wieder los. Statt des Siegelbewahrers erschien aber jetzt der Groß- admiral, Graf von Nottingham, an der Spitze einer Abtheilung Truppen. Essex wurde von ihm angegriffen, überwältigt und als Staatsgefangener in den Tower ge- bracht. — Unverzüglich ließ ihm nun die Königin seinen Proceß machen. Er wurde von dem Gericht der Pairs des Hochverrats für schuldig erklärt und zum Tode ver- urtheilt. Der 25. Februar 1601 war zur Hinrichtung festgesetzt. Die Königin wurde jetzt wieder, wie vor dem Tode der unglücklichen Maria Stuart, von einer großen Un- ruhe herumgetrieben. Sie erwartete den Ring, den sie einst dem Grafen geschenkt hatte, und war sehr geneigt, ihren ehemaligen Liebling zu begnadigen. Als der Ring nicht erschien, ließ sie, noch immer hoffend, der Verurtheilte würde um Gnade bitten, seine Hinrichtung verschieben. Da traten aber Essex's heimliche Feinde auf und erinner- ten sie tückisch, daß der Graf öffentlich gesagt habe, dje längere Dauer ihres Lebens könne nicht mit der Sicherheit des seinigen bestehen. Noch mehr aber fühlte sie sich durch den Gedanken beleidigt, daß Essex aus Trotz und Hart- näckigkeit lieber sterben, als sich vor ihr demüthigen und um seine Begnadigung bitten wolle. Sie überließ ihn daher seinem Schicksal. So erschien der Tag der Hinrichtung. Der Graf war aber ganz anders gesinnt, als die Königin sich ihn dachte. Er bezeigte gegen den Geistlichen, der ihn zum Tode vor-

9. Theil 3 - S. 123

1827 - Leipzig : Brockhaus
aber sprach: Gott sey gelobt, nun ist die Religion geret- tet, und die Freiheit von Tausenden gegründet! Das Königthum wurde nunmehr ganz abgeschafft, des Königs Bildsäule umgestoßen und eine republikanische Verfassung im Reiche eingeführt. Nach Karls Tode mußten aber auch noch Viele vom höchsten Adel ihr Le- den auf dem Blutgerüste verbluten. 22. John Mlton. (Geb. 1608 gest. 1674.) John Milton war mehr bekannt als politischer Schriftsteller, denn als Dichter, als er die Welt mit sei- nem verlornen Paradies, einem großen classischen Heldengedichte, überraschte, das seinem Namen die Un- sterblichkeit erwarb. Dieser merkwürdige Mann, der Sohn eines Notarius, war 1608, sechs Jahre nach der Königin Elisabeth Tode, zu London geboren. Er ftudirte in der Folge zu Cambridge, machte die glücklichsten Fortschritre in den Wissenschaften und zeichnete sich aus durch man- cherlei poetische Versuche in lateinischer Sprache. Dem Fleiß, welchen er dem Studium dieser Sprache widmete, hatte er in der Folge sein Glück zu verdanken. Nach zu- rückgelegter akademischer Laufbahn machte er eine Reise durch Frankreich und Italien; seine übrige Lebenszeit aber brachte er in London zu, wo er großen Antheil an den innern Unruhen unter Karl I. nahm, der, wie meine Leser wissen, auf dem Blutgerüste starb. Durch mehrere Schriften machte sich Milton so beliebt bei den Republi- kanern, daß ihn Cromwell zum lateinischen Secretair des Staatsraths ernannte. Bald machte er seinem Amte Ehre durch eine lateinische Vertheidigungsschrift des eng-

10. Theil 3 - S. 164

1827 - Leipzig : Brockhaus
164 er ihr im Zorn den Kopf spalten wollte. Schon hatte er das Schwert über ihr Haupt geschwungen, aber ein Kammermädchen warf sich, laut schreiend zwischen Beide: Es ist Deine Schwester! Petern sank bei diesen Worten der Arm; er erschrak vor der That, die er hatte begehen wollen, und dankte dem Mädchen, daß sie ihn gehindert habe, eine solche Blutschuld auf sich zu laden. Desto fürchterlicher wüthete er gegen die Strelitzen. Ihre Anführer wurden zu dem Gestandniß gebracht, daß ihre Absicht gewesen sey, alle Fremde im Lande auszu- rotten, sich der Stadt Moskau zu bemächtigen und So- phien auf den Thron zu setzen. Alle wurden zum Tode verurtheilt, und an Tausenden das Todesurtheil wirklich vollzogen. An Sophiens Kloster ließ Peter Galgen errichten, und sie dicht mit Strelitzen behängen. Drei, die überführt waren, sie in einer Bittschrift zur Bestei- gung des Thrones eingeladen zu haben, wurden ganz nahe an ihrem Fenster mit ausgestreckten Armen, eine Bittschrift in der Hand haltend, aufgeknüpft. Die Leich- name der Hingerichteten blieben, vom October an, den ganzen Winter hindurch unbegraben liegen. Peter nahm sich vor, das unruhige Corps der Stre- litzen ganz aufzuhcben. Ein Theil von ihnen wurde in Sibirien, in Astrachan, in die Gegend von Asow zer- streut, und da sie der Barte wegen, die sie nicht wollten abscheeren lassen, im Jahr 1705 zu Astrachan noch einen gefährlichen Aufstand erregten, so wurden sie ganz ausge- rüstet. Bon jenem Jahre an gab es keine Strelitzen mehr.
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