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1. Geschichte der Neuzeit - S. 319

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 32, 3. Die Revolution in Polen. 319 obwohl er der von dem Volke ausgegangenen Bewegung abholb war, um Unorbnungen vorzubeugen, die Diktatur, fanbte eine Deputation nach Petersburg und ließ dem Kaiser Unterhanblungen anbieten. Allein biefe würden zurückgewiesen. Darauf legte Chlopicki seine Diktatur nieber, und Fürst Rabziwill bekam den Oberbefehl. Ein Beschluß des Reichstags entfchieb den vollstänbigen Bruch mit Rußlanb, inbem er die Entthronung des Hauses Romanow in Polen aussprach. Aber General D i e b i t s ch rückte bereits mit einem großen russischen Heere gegen Polen vor und überschritt ungehinbert die Grenze. Die Polen fochten mit einer bewunbernswürbigen Tapferkeit und blieben mehrere Male Sieger. Chlopicki würde verrounbet und mußte den Oberbefehl an Skrzynecki abtreten. Dieser würde jeboch in der Schlacht bei Ostrolenka (26. Mai 1831) besiegt. Der tapfere General Dwernicki, welcher nach Volhynien vorgebrungen war, um die Revolution in die ehemaligen russischen Provinzen zu tragen, würde genötigt, sich aus östreichisches Gebiet zu flüchten. Zwietracht, Verrat und leere Vertröstungen aus französische Hilfe fchabeten der polnischen Erhebung so sehr, daß an ein Gelingen nicht mehr zu benken war. General Diebitsch und Großfürst Konstantin erlagen zwar nebst vielen Tausenben des russischen Heeres der ausgebrochenen asiatischen Cholera, aber Fürst Paskiewitsch, welcher siegreich aus dem Kriege mit Persien und mit der Türkei zurückgekehrt war, übernahm jetzt den Oberbefehl, überschritt in Preußen die Weichsel und brang gegen Warschau vor. Skrzynecki konnte der Übermacht nicht wiberstehen und mußte den Oberbefehl an den General Dembinski abtreten. Mißtrauen und Zwietracht herrschten in der Hauptstabt wie in dem Heere. In Warschau regte ein Jakobinerklub den Pöbel zu grausamen Blutthaten auf und veranlaßte die Ernennung des unfähigen Generals Kruko-tviecki zum Diktator. Paskiewitsch langte unterbeffen vor den Wällen der Hauptstabt an, forberte biefelbe zur Übergabe auf und versprach Amnestie. Allein die Polen wiesen diese Forberung ab. Doch nach einem zweitägigen Sturme übergab Krukowiecki unter der Bebingung freien Abzugs (^ept. 1831) die Stadt. Der Kampf bauerte im Lanbe noch einige Zeit fort, enbigte aber bamit, daß die einzelnen Heeresabteilungen auf preußisches Gebiet gebrängt würden, wo sie die Wassert nieber-legen mußten. Ein Teil berfelben machte von der russischen Amnestie Gebrauch und kehrte ins Vaterlanb zurück; viele zogen es vor, in Frankreich und England eine neue Heimat zu suchen. Polen hat feitbem

2. Geschichte der Neuzeit - S. 367

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 38. Der deutsch-französische Krieg 1870—1871. 367 die letzten Vorbereitungen für denselben. Ein Vorwand zum Friedensbruch war bald gefunden. In Spanien war 1868 die Königin Jsabella vertrieben worden; da aber die Republik nicht zu halten war, so suchte der Minister Prim nach einem Könige. Unter anderen bot er die wenig beneidenswerte Krone auch dem katholischen Prinzen Leopold von Hohenzollern an, der mit dem evangelischen Könige Wilhelm I. nur den Namen gemein hatte, mit den Napoleoniden dagegen nahe verwandt war, ein Umstand, welcher ihn den Spaniern empfehlenswert machte. Hatte doch der französische Kaiser selbst gelegentlich auf ihn als Thronkandidaten hingewiesen. Jetzt aber ries die Bewerbung eines Hohenzollern in Frankreich eine große Bewegung hervor, und man malte dem in der Genealogie fürstlicher Häuser durchaus unbewanderten Volke mit grellen Farben die Gefahren aus, welche die Aufrichtung eines Hohenzollernreiches jenseits der Pyrenäen unfehlbar heraufbeschwören müsse. Das ganze Land forderte mit lauter Stimme Krieg und drängte nun auch seinerseits den ihm noch viel zu unschlüssig erscheinenden Kaiser. König Wilhelm befand sich gerade, es war in den ersten Julitagen des Jahres 1870, im Bade zu Ems. Zu ihm mußte sich der französische Botschafter Benedetti schleunigst begeben und ihn um ein förmliches Verbot der Kandidatur Leopolds angehen. Obwohl der in brüsker Weise gedrängte Monarch die Unmöglichkeit eines solchen Schrittes in einer Form darlegte, die jeder Schroffheit entbehrte, obwohl Prinz Leopold seinen Verzicht aussprach und dies nach Paris melden ließ, wurde Benedetti doch angewiesen, von dem ganz unbeteiligten Könige (13. Juli) die schriftliche Erklärung zu fordern, man werde auf die spanische Bewerbung nie wieder zurückkommen. Da hatte der König dem Botschafter in dieser Angelegenheit freilich „nichts mehr zu sagen". Er reiste am 15. Juli von Ems ab und erschien, empfangen von allgemeiner Begeisterung, die ihn auch während der ganzen Reise begleitet hatte, in Berlin. Die Kunde von der frechen Herausforderung Frankreichs weckte den gerechten Zorn des deutschen Volkes und rief in allen Kreisen einen Sturm sittlicher Entrüstung hervor. Der königliche Entschluß aber wurde mit jubelnder Zustimmung begrüßt und entzündete in allen deutschen Herzen die Flammen der Begeisterung zur Wahrung von Deutschlands Freiheit, Recht und Ehre gegen den Erbfeind. Am 19. Juli, dem Todestage der Königin Luise, trat der Norddeutsche Reichstag zusammen. Der König eröffnete denselben

3. Geschichte der Neuzeit - S. 369

1887 - Wiesbaden : Kunze
38, 2. Der Krieg gegen das Kaisertum. 369 Rußland, bessert Herrscher dem Könige von Herzen zugethan war, hielt sich ruhig; es würde sich nötigenfalls gegen Östreich gewandt haben. Dänemark wartete auf französische Siege. Italien schwankte wie ein schwaches Rohr zwischen dem Bundesgenossen von 1859 und dem von 1866 hin und her, um schließlich neutral zu bleiben. Doch hinderte dies nicht die Teilnahme Garibaldis am Kriege zu Gunsten Frankreichs. Spanien, um deswillen der Kampf entbrannte, rührte sich nicht; England, welches aus einigen Enthüllungen Bismarcks sah, daß Frankreich das von der englischen Regierung garantierte Belgien sich hatte einverleiben wollen, hätte sich zur Teilnahme auf Deutschlands Seite, verpflichtet fühlen müssen, statt dessen unterstützte es dessen Gegner mit Kriegsmaterial und trug dazu bei, den Krieg in die Länge zu ziehen. Derselben Schuld machte sich Amerika teilhaftig. 2. Der Krieg gegen das Kaisertum. Am 16. Juli begann die Mobilmachung der deutschen Heere, und binnen 10 Tagen stand eine halbe Million Krieger kampfgerüstet am Rhein und die gleiche Zahl zur Verwendung bereit. Der rechte Flügel, die erste Armee, 60000 Mann stark, rückte unter General Steinmeh von Koblenz und Köln gegen Saarbrücken vor; das Centrum, die zweite Armee, 194000 Mann, unter dem Prinzen Friedrich Karl, marschierte von Mainz durch die Pfalz; der linke Flügel, die dritte Armee, umfaßte die süddeutschen Truppen, 130 000 Mann, unter der Führung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen und zog aus Baden und der Rheinpfalz der Grenze zu. Der Schutz der deutschen Küsten gegen die große französische Flotte wurde General Vogel von Falckenstein übertragen. Am 31. Juli reiste König Wilhelm als Oberbefehlshaber in Begleitung des Grafen Bismarck und des Generalstabschefs Moltke zu seinem Heere ab. Napoleon ließ von den Truppen, die er zur Verfügung hatte, 100 000 Mann im Elsaß unter dem Marschall Mac Mahon zusammentreten, der mit dieser Armee den Rhein überschreiten und Süddeutschland zum Abfall von Norddeutfchland bringen sollte. Die Hauptarmee, 150 000 Mann, sammelte sich unter Bazaine um Metz, die Reserve unter Can-robert in Chalons. Frankreich hatte dadurch einen entschiedenen Vorteil vor Deutschland, daß einer seiner Hauptwaffenplätze, Metz, nur wenige Stunden vom deutschen Gebiet entfernt lag, daß ferner Casfians Weltgeschichte Iii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 24

4. Geschichte der Neuzeit - S. 366

1887 - Wiesbaden : Kunze
366 Dritte Periode der Neuzeit. Holland, während Preußen die Besatzung der Festung Luxemburg stellte. Nach Auslösung des deutschen Bundes suchte Napoleon das Sand durch Kauf an sich zu bringen, und der König von Holland war Napoleons Plan nicht abgeneigt; doch Preußen trat entschieden dagegen aus. Um jedoch seine Friedensliebe zu beweisen, willigte es 1867 in den Vorschlag des Londoner Kongresses, Luxemburg als neutrales Land seinem früheren Besitzer zu lassen, die Festung dagegen zu schleifen. Dadurch war zwar die sogenannte Luxemburger Frage gelöst, aber die Mißstimmung der Franzosen gegen den Kaiser, wie gegen den Norddeutschen Bund dauerte fort. Napoleon mußte deshalb die unruhigen Geister auf andere Weise zu beschwichtigen suchen. Als bei den Neuwahlen zum gesetzgebenden Körper (1869) die seitherige Kammermajorität gegen die Opposition unterlag, gab er das drückende persönliche Regiment auf und lenkte in konstitutionelle Bahnen ein, indem er dem Lande eine parlamentarische Verfassung gab. An Stelle des „Vizekaisers" Ron her berief er den Führer der Mittelpartei Olivier an die Spitze des Ministeriums und ließ sich durch eine beeinflußte allgemeine Volksabstimmung der Zufriedenheit des Landes mit der Verfassungsänderung versichern. Trotz des günstigen Resultates, welches dieses Plebiscit brachte, glaubte er doch, seinen Thron auf die Dauer nur durch einen siegreichen Krieg gegen Preußen hinreichend befestigen zu können. Seit Jahren war er um eine bessere Bewaffnung des Heeres bemüht. In dem Wahne, daß hauptsächlich das Zündnadelgewehr den Preußen so rasch und leicht zu ihren Siegen verhelfen habe, hatte er durch feinen umsichtigen Kriegsminister, Marschall Niel, nicht bloß die Armee verstärken, sondern auch für Herstellung einer Waffe sorgen lassen, mit welcher der Soldat schneller feuern und auf weitere Entfernung treffen konnte. Das war das Chassepotgewehr, welches zuerst gegen Garibaldische Freischaren, die sich Roms bemächtigen wollten, gebraucht wurde und bei Mentana „ Wunder thatauch die Artillerie wurde durch ein neues Geschütz, die Mitrailleuse, bereichert. Jetzt war Frankreich nach der Ansicht des folgenden Kriegsministers Leboeus vollauf gerüstet („archipret“), und Napoleon begann ein frevelhaftes Spiel. Um Preußen unvorbereitet überfallen zu können, ließ er am 30. Juni den Minister Olivier in dem gesetzgebenden Körper die Erklärung abgeben, der Friede sei nie gesicherter gewesen als zur Stunde; insgeheim aber traf er, die Kriegsströmung im Volke und das Drängen seiner Gemahlin nach dem „kleinen Krieg" benutzend,

5. Geschichte der Neuzeit - S. 378

1887 - Wiesbaden : Kunze
378 Dritte Periode der Neuzeit. am Mont Valerien ebenfalls zurückgewiesen. Die Not stieg in Paris, und als der Mangel an Lebensmitteln immer drückender wurde, war endlich der Stolz der Hauptstadt gebrochen: nach einer Belagerung von 130 Tagen mußte sie sich gedemütigt den Deutschen ergeben. Am 28. Jan. wurde nach mehrtägigen Verhandlungen zwischen dem deutschen Kanzler Grafen Bismarck und dem französischen Minister Jules Favre in Versailles ein Waffenstillstand unterzeichnet, unter der Bedingung der Übergabe aller Forts, der Auslieferung der Waffen seitens der eingeschlossenen Armee und der Berufung einer aus allgemeinen Wahlen hervorgehenden Nationalversammlung zur Herbeiführung des Friedens. Der Friedensschluß. Am 12. Febr. 1871 trat in Bordeaux die Nationalversammlung zusammen, die in ihrer Mehrheit auf die deutschen Forderungen einzugehen geneigt war, und wählte am 16. Febr. den alten Staatsmann Thiers zum Haupt der neuen Regierung. Nach hartnäckigen Verhandlungen kam der Präliminarfriede am 26. Februar in Versailles zustande. Am 1. März zogen 30 000 Mann deutsche Truppen unter dem Arc de Triomphe hindurch in Paris ein und hielten den bis zur Place de la Concorde reichenden Teil der Hauptstadt 3 Tage besetzt. Unter dem Eindruck dieser Besetzung erteilte die Nationalversammlung am gleichen Tage dem Friedensvertrage ihre Zustimmung. Laut dieses Vertrages trat Frankreich das Elsaß (außer der Festung Belfort) und Deutsch-Lothringen mit Metz und Diedenhosen (263 Q.-M. mit 1 l/S Mill. Einw.) an Deutschland ab und zahlte innerhalb 3 Jahren 5 Milliarden Kriegskosten, bis zu deren vollständiger Entrichtung Teile von Frankreich besetzt blieben. Am 2. März meldete Wilhelm I. seiner Gemahlin nach Berlin: „Soeben habe ich den Friedensschluß ratifiziert, nachdem er schon gestern in Bordeaux von der Nationalversammlung angenommen worden. Soweit ist also das große Werk vollendet, welches durch siebenmonatliche siegreiche Kämpfe errungen wurde, dank der Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer des unvergleichlichen Heeres in allen seinen Teilen und der Opferfreudigkeit des Vaterlandes. Der Herr der Heerscharen hat überall unsere Unternehmungen sichtlich gesegnet und daher diesen ehrenvollen Frieden in seiner Gnade gelingen lassen. Ihm sei die Ehre! Der Armee und dem Vaterlande mit tief erregtem Herzen meinen Dank." Am 10. Mai 1871 wurde der endgültige Friede zu Frankfurt abgeschlossen. Die neu erworbenen Gebiete Elsaß-Lothringen sollten mit den beiden Festungen Straßburg und Metz Deutschland gegen französische Angriffe sicher

6. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 213

1912 - München : Oldenbourg
Die neue Ära in Preußen unter Wilhelm I. 213 Kaiser Max unter stillschweigender Zustimmung der Union zum abschreckenden Beispiel „kriegsrechtlich" erschossen. 1867 Das unglückliche mexikanische Unternehmen hatte nicht nur dem französischen Volke schwere Opfer an Menschenleben und Geld auferlegt sondern auch, wie gesagt, dem Ansehen des Kaisers innerhalb und außerhalb Frankreichs sehr geschadet. Napoleon spähte deshalb nach einer Gelegenheit, seine Stellung wieder zu befestigen, und trachtete fortan auch dem dritten Festlandsalliierten von 1813, nämlich Preußen, eine Mederlage beizubringen. Bei diesem Unterfangen stieß er jedoch auf die überlegene Staatskunst Bismarcks und führte nur seinen eigenen Sturz herbei. Ii. Die nationale Einigung Deutschlands und Italiens und die wichtigsten Ereignisse bis zur Gegenwart. Die neue Ära in Preußen unter Wilhelm I. (seit 1858). 1. Die neuen Männer. Der kinderlose König Friedrich Wilhelm Iv. erkrankte (1857) an einem Gehirnleiden. Infolgedessen übernahm des Königs Bruder Wilhelm die Regentschaft. Er entließ sofort 1858 den Minister Manteuffel, der in die für Preußen wenig ehrenvollen Abmachungen von Olmütz gewilligt hatte, und umgab sich mit einem gemäßigt liberalen Ministerium, sodaß man allenthalben die „neue Ara" mit Freuden begrüßte. Dann gab der Italienisch-Österreichische Krieg (1859) dem Prinzregenten Gelegenheit, seine Stellung zur Deutschen Frage zu bekunden: Wilhelm war entschlossen, an der Spitze der Bundestruppen einem etwaigen Angriff Napoleons Iii. auf deutsche Gebiete am Rhein entgegenzutreten, überzeugte sich aber bei dieser Gelegenheit, daß, wenn Preußen eine tatkräftige Politik treiben wolle, es vor allem über eine starke, leistungsfähige Heeresmacht verfügen müsse. Deshalb machte er sich die Umgestaltung des preußischen Heeres zur ersten Aufgabe. Zu seit 1860 dem Zweck übertrug er (1859) dem General Albrecht v. R o o n das Kriegsministerium, nachdem General Helmut v. M o l t k e bereits (1857) die Reorganisation und Leitung des Generalstabes übernommen hatte. Beim Tode seines Bruders Friedrich Wilhelm Iv. bestieg dann der Regent als König Wilhelm I. (1861—1888) den Thron und setzte die geplante Heeresreform fort. Da sie aber bei der Mehrheit der Abgeordnetenkammer, besonders wegen der Kosten, auf Widerstand stieß, entstand ein schwerer Konflikt zwischen der Regierung und der Volksvertretung. Um diesen seit 1862 zu lösen, berief der König (1862) den Staatsmann Otto v. Bismarck an die Spitze des Ministeriums und übertrug ihm zugleich die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten. Mit dem einträchtigen Zusammenwirken dieser vier Männer begann für Preußen und Deutschland eine große Zeit.

7. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 222

1912 - München : Oldenbourg
222 Die nationale Einigung Deutschlands und Italiens. die Angliederung Belgiens an Frankreich begünstige; Bismarck lehnte ab. Dadurch wurde die Kriegspartei in Frankreich mächtiger und fand in der Kaiserin E u g e n i e eine eifrige Fürsprecherin. Napoleon selbst täuschte sich keineswegs darüber, wie gefährlich ein unglücklicher Krieg für sein Land und seine Dynastie werden könne; aber er glaubte der öffentlichen Meinung Zugeständnisse machen zu müssen. Deshalb führte er eine Neubewaffnung der französischen Armee durch, indem er die Infanterie mit dem weittragenden Chassepotgewehr^), das sich bei Mentana (S. 219) bewährt hatte, die Artillerie mit der Kugelspritze (Mitrailleuse) ausrüstete. Dann suchte er ein 1869/70 Kriegsbündnis zwischen Frankreich, Österreich und Italien zustande zu bringen. Tatsächlich wurde zwischen den Höfen von Paris, Wien und Florenz in aller Heimlichkeit ein gemeinsames Vorgehen gegen Preußen verabredet. Weil sich indes bei den Vorbereitungen im Frühjahr 1870 herausstellte, daß Österreich und Italien garnicht, Frankreich nur halb kriegsfertig war, verschob man den gemeinschaftlichen Angriff auf das Frühjahr 1871. Um das Geheimnis zu wahren und Zeit zu gewinnen, verkündete dann der französische Mi-1870 nisterpräsident Olliviers dem freudig aufhorchenden Europa, daß „der Friede so. Juni noch nie gesicherter gewesen sei als heute"! Bismarck hatte die Entwicklung der Ereignisse gelassen verfolgt, weil er wußte, daß zwar nicht Frankreich — wie der französische Kriegsminister L e -b o e u f in der Deputiertenkammer prahlte —, wohl aber Preußen „erzbereit7' fei. Deshalb hegte Bismarck noch im Sommer 1870 zunächst keine kriegerischen 1870 Absichten. Da kam völlig unerwartet die spanische Thronangelegenheit. Gelegentlich der inneren Wirren in Spanien (vgl. S. 193) boten die Cortes dem (katholischen) Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen die fpa-3. Juli nische Krone an; Leopold sagte zu. Als aber die französische Regierung erklärte, die „Besteigung des Thrones Karls V. durch einen Hohenzollern störe das Gleichgewicht der Kräfte Europas und gefährde die Ehre Frankreichs", zog Leopold in.juliseine Bewerbung wieder zurück, um keinen Krieg zu entfesseln. Allgemein hielt man die Sache für erledigt. Doch die französische Regierung verlangte von dem in Bad Ems weilenden König Wilhelm, er solle fein „Bedauern" darüber ausdrücken, daß er „als Familienoberhaupt dem Prinzen die Erlaubnis zur Annahme erteilt habe", und zugleich versprechen, er „werde künftig eine derartige Erlaubnis nicht wieder erteilen". Da diese Zumutung offenbar eine Demütigung des Königs bezweckte, lehnte sie Wilhelm ab und weigerte sich, den französischen Botschafter B e n e d e 11 i in dieser Angelegenheit nochmals zu empfangen. Zugleich ermächtigte der König den Bundeskanzler in Berlin durch die berühmt gewordene lg. Juli Emser Tepesche, diese Emser Vorgänge bekannt zu geben. Bismarck sagte sich mit Recht, wenn der unvermeidliche Krieg doch einmal geführt werden müsse, fei es besser, ihn fofort zu führen, ehe Frankreich feine Rüstungen beendet habe. Deshalb gab er der Emser Depesche bei der Veröffentlichung eine kürzere, fchärfer klingende Formulierung und erreichte feinen Zweck. Die aufgeregte öffentliche Meinung in Frankreich erblickte in der Weigerung des Königs, den französischen Botschafter nochmals zu empfangen, eine Beleidigung und zwang den kränklichen Kaiser Napoleon ganz gegen feinen Willen zu einer überstürzten Kriegseris. Jul, klärung an Preußen. x) Das französische Chassepotgewehr zeigte sich 1870 dem preußischen Zündnadelgewehr, das 1866 gute Dienste geleistet hatte, tatsächlich überlegen; weniger bewährte sich die Kugelspritze.

8. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 240

1912 - München : Oldenbourg
240 Die nationale Einigung Deutschlands und Italiens. 1900/01 Feldzug nach Peking (unter dem Oberbefehl des deutschen Generals v. Wälder -fee) und erzwangen die Freilassung der bort belagerten Fremben, eine ent-sprechenbe Entschäbigung und sonstige Genugtuung. Auch mußten die Chinesen den Auslänbern Hanbels- und Verkehrsfreiheit in den Grenzgebieten zugestehen. 1904—07— Ein schwerer Aufstand der Hereros (in Deutsch-Sübwestafrika) konnte von der deutschen Regierung nur mit großen Opfern an Mannschaften und Gelb niebergeworsen werben. Da Bismarck die Schutzzölle, besonbers die der Lanbwirtfchaft leit 1885 bienenben, erhöhte, künbigten die auslänbischen Staaten die mit Deutschland bestehenben Hanbelsverträge (S. 238) und erhöhten ihre Tarife ebenfalls. Deshalb schlossen Kaiser Wilhelm und der (zweite) Reichskanzler Caprivi neue 1891—94 Handelsverträge (so mit Österreich, Italien, Belgien, der Schweiz, Rumänien, Serbien, Spanien, Rußlanb und den Bereinigten Norbamerikanischen Staaten), die unter Aufrechterhaltung eines beschränkten Schutzzolles der deutschen Jnbu-ftrie in den betreffenben Säubern bessere Absatzbedingungen sicherten. Diese Hanbelsverträge würden dann später unter mäßiger Erhöhung der Schutzzölle 1904/05 erneuert (meist auf 12 Jahre). — Daburch ist der Anteil Deutschland am Welthanbel bebeutenb gestiegen1) und steht gegenwärtig nur hinter bemjenigen Englanbs zurück. Die fortgesetzten Bestrebungen der Großmächte, ihre „Interessensphären" in den außereuropäischen Erbteilen, namentlich in Afrika, immer mehr auszubauen, führten wieberholt zu internationalen Spannungen, so in jüngster Zeit zwischen Deutschland einerseits, Frankreich und England anberseits und zwar wegen Marokko, das Frankreich, von England unterstützt, seinem Kolonialbesitz anzugliebern sucht. Deutschland trachtete seine Handelsinterefsen in Marokko 1906 zunächst aus der Konferenz der beteiligten Mächte in Algeciras (bei 1911 Gibraltar) zu wahren, schloß aber dann mit Frankreich das Marokko-Abkommen, durch das es den Franzosen gegen anberweitige Entschäbigungen (in Inner» asrika) freie Hand in Marokko ließ. 2. Innere Politik. Besondere Fürsorge widmete Wilhelm Ii. dem Ausbau der sozialen Gesetzgebung. Auf Veranlassung des Kaisers trat 1890 eine internationale Arbeiterschutzkonferenz in Berlin zusammen und beriet Maßregeln zur Verbesserung der Lage des Arbeiterstandes (Beschränkung der Sonntags- und der Nachtarbeit, der Frauen-und Kinderarbeit rc. rc.). In diesem Sinne wurde dann in Deutschland seit 1891 ein Arbeiterschutzgefetz durchgeführt. Ähnliche Menschenfreund-1902 liehe Zwecke verfolgten der Erlaß einer Seemannsordnung und die Weiterführung der großen Verficherungsgesetze (vgl. S. 238). 1) Der Wert der deutschen Einfuhr betrug 1910 etwa 91/2, der Wert der Ausfuhr etwa 7v2 Milliarden; der Überschuß der Einfuhr über die Ausfuhr erklärt sich daraus, daß rund 30 Milliarden in überseeischen Unternehmungen sowie ausländischen Anleihen und Wertpapieren angelegt sind, deren Zinsen meist in Form von Waren nach Deutschland gelangen. Das deutsche Nationalvermögen schätzt man aus 300 Milliarden, den Anteil Deutschlands am Welthandel auf 12% (den Englands auf 18%)/ etwa ebenso hoch Deutschlands Anteil am Schiffsverkehr. Der Reichshaushalt berechnete 1910 die Einnahmen und Ausgaben zu je 2,8 Milliarden, die Reichsschuld zu etwa 4vv

9. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 263

1912 - München : Oldenbourg
Zeittafel. 1874 Begründung des Weltpostvereins. 1877/78 Russisch-Türkischer Krieg. 1878 Berliner Kongreß, seit 1879 Deutsch-österreichisches Bündnis. Schutzzollsystem in Deutschland, seit 1881 Neue soziale Gesetzgebung in Deutschland. 1884 Deutschlaud wird Kolonialmacht. 1885 Afrikakonferenz. seit 1886 Luitpold, Prinzregent von Bayern (für Otto I.). 1888 Friedrich Iii. König v. Preußen, Deutscher Kaiser 7. seit 1888 Wilhelm Ii. König v. Preußen, Deutscher Kaiser. 1890 Internationale Arbeiterschutz-Kousereuz in Berlin. Rücktritt Reichskanzlers Bismarck (f 1898). 1892 Neue Handelsverträge Deutschlands mit dem Auslande. 1894 Chinesisch-Japanischer Krieg. 1899—1902 England unterwirft die Burenstaaten, seit 1900 Das Bürgerliche Gesetzbuch in Deutschland. 1900 Boxerausstand in China. 1901 Feldzug nach Peking. 1904/05 Russisch-Japanischer Krieg. 1904/05 Erneuerung der deutschen Handelsverträge. 1911 Marokkoabkommen zwischen Deutschland und Frankreich. 1912 China Republik.

10. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 228

1912 - München : Oldenbourg
228 Die nationale Einigung Deutschlands und Italiens. (s. oben) die größere Hälfte der französischen Loirearmee mit der Ostarmee, zog den italienischen Freischarenführer Garibaldi (S. 212, Anm.), der für die französische Republik kämpfte, an sich und trat mit etwa 150 000 Mann den Marsch auf Belfort an. Nun eilte Werder rasch zurück und nahm hinter der Lisaine (einem Seitenbach der Allaine und somit des Doubs) südwestlich von Belfort eine Stellung ein, die den Weg nach Belfort sperrte. 1871 In der dreitägigen Schlacht a. d. Lisaine mußten die Truppen, durch die i5.—i7^on. scheidende Kälte, durch Hunger und Durst bedrängt, fast Übermenschliches ertragen, konnten aber den Feind so lange aushalten, bis ihm eine inzwischen herbeigeeilte Armee unter Manteuffel iu den Rücken gelangte. Garibaldi entwich zur rechten Zeit; das französische Heer wurde umringt. Um sich nicht ergeben zu müssen, führte B o u r b a k i seine entmutigten und ent-1.Febr. kräfteten Truppen auf schweizerisches Gebiet, wo sie die Waffen niederlegten. B e l f o r t ergab sich erst auf Grund des Waffenstillstandes gegen ehren-i6.Febr. vollen Abzug der Besatzung. e) Die Kämpfe vor Paris. Mittlerweile hatten die deutschen Truppen um Paris nicht minder schwere Tage zu bestehen gehabt. Die Riesenfestung, von einem weiten Kranz starker Vorwerke umgeben, wurde durch fast 400 000 Mann verteidigt. Wenn diese auch nur zum kleineren Teil kriegs-tüchtig waren, so fanden sie doch in den zahlreichen schweren Geschützen der Vor- und Festungswerke eine treffliche Unterstützung und machten 1870 den Belagerern durch wiederholte Ausfälle viel zu schaffen, z. B. den Preu-' rs.-si. Okt. ßen bei L e Bourget (im Nordosten v. Paris), den Sachsen und so.nov.-s.dez.württembergern bei Brie und Champigny (im Südosteu) rc. rc. Endlich trafen auf deutscher Seite die nötigen Belagerungsgeschütze ein leit 27. Dez. und nun konnte die Beschießung (zunächst der Vorwerke, dann der Stadt 1871 selbst) beginnen. Ein letzter großer Ausfall nach Südwesten miß* 19-3cm- lang ebenfalls und so mußte Jules Favre mit Bismarck einen Waffen-28. Jan. stillstand schließen, der die Übergabe von Paris herbeiführte. 3. Die Beendigung des Krieges. Da jeder weitere Widerstand aussichtslos war, trat eine französische Nationalversammlung i2.Febr.in Bordeaux zusammen, wählte den Staatsmann Thiers zum Haupt der Regierung und beauftragte ihn, mit Bismarck Unterhandlungen anzuknüpfen. So wurde nach sechstägigen Beratungen der Vorfriede L6.Febr.von Versailles vereinbart: Frankreich trat Deutsch-Lothringen (mit Metz) und E l s a ß (ohne Belfort) an Deutschland ab und zahlte fünf Milliarden Franken Kriegsentschädigung; bis zur völligen Abtragung dieser Summe mußten deutsche Besatzungtruppen in den östlichen Departements von Frankreich unterhalten werden. Ans Grund einer weiteren Bestimmung hielten preußische und bayerische l. März Truppen ihren Einzug in Paris, besetzten den Stadtteil nördlich der Seine, räumten ihn aber nach zwei Tagen wieder. Die Hauptstadt wurde nun der Schauplatz
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