§. 2, 11. Der schmalkaldische Krieg. Luthers Tod. 41
Braunschweig, Glieder des schrnalkaldischen Bundes, hart bedrängte, rüsteten die Bundeshäupter ein Heer, vertrieben den gewalt-thätigen Herzog aus dem Lande und behielten es im Besitz, um den Gottesdienst nach lutherischer Weise einzurichten (1542). Als später der Herzog mit französischen Hilfsgeldern ein Heer warb und in fein Land zurückkehrte, wurde er vom Landgrafen Philipp von Hessen 1545 bei Nord heim besiegt, gefangen genommen und auf die Festung Ziegenhain gebracht.
In dem nämlichen Jahre eröffnete der Papst das öfters verheißene Konzil zu Orient in Tyrol. Allein die Protestanten verweigerten die Teilnahme an demselben, weil ein Konzil, auf welchem der Papst den Vorsitz führe, um als Kläger und Richter in einer Person aufzutreten, ein unfreies, ihnen dagegen ein freies, unparteiisches, deutsches Konzil versprochen worden sei. Der Kaiser zeigte sich zwar persönlich noch immer mild gegen die Protestanten, trat aber, da er mit Frankreich und der Pforte Friede geschlossen hatte, in ein geheimes Bündnis mit dem Papste. Es war dem Kaiser daran gelegen, sein Ansehen im Reiche gegenüber den Anmaßungen und Auflehnungen der Fürsten und Städte aufrecht zu erhalten. Während Karl dies Bündnis geheim hielt, veröffentlichte der Papst eine Bulle, in welcher er allen, welche zu einem Zuge gegen die Protestanten helfen würden, einen ausgedehnten Ablaß zusicherte (1546).
Luthers Tod. Luther erlebte den Ausbruch des Krieges nicht mehr. Er hatte in den letzten zwanzig Jahren seines thaten-reichen Lebens viel mit körperlichen Leiden zu kämpfen, aber den Mut nie verloren. Im Februar 1546 beriefen ihn die Grafen von Mansfeld nach Eis leben, um Streitigkeiten in ihrer Familie zu schlichten. So schwach er sich fühlte, so machte er sich doch auf, wohnte alle Tage den Sitzungen der Grafen bei und predigte noch viermal. Am Abend des 16. Februar fühlte er sich bereits so unwohl, daß er von seinem Tode redete. Am andern Morgen konnte er das Zimmer nicht verlassen; er äußerte gelegentlich: „Ich bin hier zu Eisleben geboren, wie, wenn ich hier sterben sollte?" Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Er fühlte Bangigkeit und große Mattigkeit. Als er sich zu Bette legte, gab er allen Freunden und feinen beiden Söhnen, welche fein Lager umstanden, die Hand, wünschte ihnen gute Nacht und sprach: „Betet zu unserm Herrn für fein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn das Konzilium zu Trient und der leidige Papst Zürnet hart mit ihm." Schwer atmend schlief er ein, erwachte aber um 1 Uhr wieder und klagte heftig über Brustbeklemmungen. Die
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Extrahierte Ortsnamen: Luthers Nord Tyrol Frankreich Luthers Mansfeld
§. 3, 3 Der Abfall der vereinigten Niederlande. Philipp Ii. 63
von Heinrichs Tode, nur die Königin zeigte weder großen Schmerz noch großes Erstaunen und hat sich dadurch der mittelbaren Teilnahme an diesem Morde verdächtig gemacht (§. 7, 13).
3. Der Abfall der vereinigten Niederlande. Philipp Ii.
Die Niederlande waren, als Karl V. sie seinem Sohne Philipp übergab, eines der blühendsten, volkreichsten und wohlhabendsten Länder der Welt. In den Niederlanden geboren und erzogen, hatte Karl, wenn er schon öfter durch harte Steuern und noch härteren Religionsdruck den Unwillen der Bevölkerung rege gemacht hatte, doch die Freiheiten und Rechte der Niederländer geachtet. Philipp Ii. (1555—1598), in Spanien geboren und erzogen, behandelte das Land wie eine unterworfene Provinz und ließ es durch spanische Beamte verwalten und durch spanische Truppen bewachen. Sein Stolz, feine kalte, finstere Zurückhaltung, fein Ehrgeiz, feine Grausamkeit namentlich gegen Ketzer, verletzten die Niederländer und machten sie seiner Herrschaft ganz abgeneigt. Als Philipp die Niederlande 1559 verließ, bestellte er seine Halbschwester Margareta von Parma, eine Frau von großer Klugheit und männlicher Entschlossenheit, zur Statthalterin. Ihr Ratgeber sollte der Bischof Granvella sein, ein sehr talentvoller, aber stolzer, herrschsüchtiger Mann, welchen die Niederländer nicht leiden konnten. Dagegen ehrten sie in hohem Grade den Prinzen Wilhelm von Dräniert und die Grasen Egmont und Hoorn.
Die erste Unzufriedenheit über die neue Regierung gab sich kund, als man den Landesrechten entgegen spanische Truppen einrücken und vierzehn neue Bistümer errichten ließ, welche der vom Papste zum Kardinal erhobene Granvella leiten 'sollte. Gegen ihn ergoß sich aller Hohn und Spott. Da er auf der Livree feiner Diener fein Wappen mit dem Kardinalshut anbrachte, so ließen die niederländischen Adligen auf die Livreen ihrer Bedienten eine Narrenkappe sticken. Es erschienen öffentliche Karrikaturen; auf einer war Granvella dargestellt, wie er über einem Neste voll Eiern brütete, aus welchem Bischöfe hervorkrochen. Über seinem Haupte schwebte der Teufel, aus dessen Munde die Worte gingen: „Der ist mein Sohn, den müßt
ihr hören!" Der steigende Unwille der Niederländer hatte zwar die Entfernung der spanischen Soldaten, aber auch die Verschärfung der Inquisition zur Folge, da die reformierte Lehre sich immer mehr ausbreitete. Jeder, welcher ein evangelisches Lied mitgesungen oder
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Erste Periode der Neuzeit.
einem protestantischen Gottesdienst beigewohnt hatte, ward vor das Jn-quisitionsgericht gefordert. Das Urteil lautete entweder auf Feuertod oder lebenslängliches Gefängnis. Niemand war vor Angeberei sicher, und es fanden sich Schurken genug, welche für Geld oder aus Rache jeden angaben, welchen sie ins Verderben bringen wollten. Der bloße Verdacht der Ketzerei zog Verhaftung nach sich; gestand der Angeschuldigte nicht, so mußten die Qualen der Folter Geständnisse erpressen.
Da Wilhelm von Dr anten uüd die Grafen Egmont und Hoorn alle ihre Bemühungen für die Erhaltung der Rechte des Landes an dem Einflüsse Granvellas scheitern sahen, so baten sie die Statthalterin um ihre Entlassung aus dem Staatsrate. Margareta fühlte sich selbst durch Granvella zurückgesetzt und ersuchte daher den König um Abberufung des Kardinals. Philipp gewährte dieselbe 1564, verlangte aber dafür, daß die Beschlüsse des tridenti-nischen Konzils in Kraft treten sollten. Dies empörte die Niederländer sehr. Sofort reiste Graf Egmont 1565 nach Spanien, um die Aufhebung oder eine Milderung der strengen Maßregeln gegen die Reformierten zu erwirken. Allein Philipp erwiderte dem Grafen, er wolle lieber tauf endmal sterben, als die geringste Veränderung in der Religion gestatten, und ließ neue Verfolgungen, Einkerkerungen und Hinrichtungen vornehmen. Infolge dieser Härte unterzeichneten 400 Edelleute den sogenannten Brüsseler Kompromiß (1566), worin sie gegen die Inquisition Verwahrung einlegten und die Abstellung derselben forderten. In feierlichem Zuge, je vier und vier, Heinrich von Brederoda und Graf Ludwig von Nassau, der Bruder des Prinzen von Dramen, an der Spitze, nahten sich die Edelleute dem Palaste der Statthalterin, um ihr die Bittschrift zu überreichen. Als Margareta die stattliche Schar hoch zu Roß heranreiten sah, entfärbte sie sich. Aber einer ihrer Räte, Graf Barlaimont, flüsterte ihr in feinem Übermute zu: Ce n’est qu’un tas de gueux (es ist
nur ein Haufe Bettler). Seitdem nahmen die Verbündeten diesen Schimpfnamen Geusen als Bezeichnung ihres Bundes an und trugen am Halse eine Schaumünze mit dem Bilde des Königs und der
Umschrift: „Treu dem König bis zum Bettelsack."
Die Bittschrift blieb ohne Erfolg; denn die Inquisition setzte ihr blutiges Amt fort. Endlich machte sich die Wut des Volkes
Luft. Ein wütender Haufe verstümmelte mehrere am Wege stehende Kruzifixe und Heiligenbilder, überfiel Kirchen und Klöster, raubte und zerstörte die Gerätschaften; die kostbarsten Bilder der niederlän-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Margareta Philipp Philipp Philipp Heinrich_von_Brederoda Heinrich Ludwig_von_Nassau Ludwig Margareta Graf_Barlaimont
§. 3, 3. Abfall der Niederlande.
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dischen Schule gingen zu Grunde. Die Statthalterin beschwichtigte mit Hilfe des Adels den Tumult und sagte Milderung der Ketzer-verfolgungen und Amnestie zu; allein Philipp wollte nicht nachgeben und schickte den Herzog Alba mit 10 000 Mann aus Spanien ab, um seinen Willen mit Gewalt zur Geltung bringen. Auf die Nachricht von Albas Ernennung zum Oberbefehlshaber, dessen Grausamkeit und Ketzerhaß allgemein bekannt und gefürchtet waren, wanderten mehr als 100 000 Niederländer aus, um in Deutschland und der Schweiz oder andern Ländern Zuflucht und Sicherheit zu suchen. Mit ihnen verließ auch der Prinz Wilhelm von Oranien das Land. Er war wegen seines Verstandes ein Liebling Karls gewesen und hatte durch Spione Philipps grausame Absichten erfahren. Vergeblich warnte er die Freunde. Egmont, dem der spanische König zwei Siege über Frankreich (bei St. Quentin 1557 und bei Grave-lingen 1558) zu danken hatte, und Hoorn wollten ihm nicht glauben. Traurig sprach er beim Abschied zu Egmont: „Ich fürchte, Sie werden der erste sein, über dessen Leiche der Spanier einziehen wird." Er hatte wahr geredet. Kaum hatte der grimme Herzog 1567 seinen Einzug in Brüssel gehalten, so begann er die Reformierten und Anhänger der vaterländischen Partei aufs grausamste zu verfolgen. Die Feder sträubt sich, alle Greuelthaten zu berichten, welche begangen wurden. Jeden Tag sah man unschuldige Opfer verbrennen, hängen, köpfen oder vierteilen. Keine Hinrichtung aber machte einen erschütternden Eindruck, als die der Grasen Hoorn und Egmont. Sie wurden des Hochverrats beschuldigt und starben gefaßt am 5. Juni 1568 auf dem Schaffst. Vergeblich hatte Egmonts Gemahlin, eine Schwester des Kurfürsten von der Pfalz, den blutdürstigen Herzog fußfällig um Gnade für ihren Gemahl gebeten.
Margareta selbst war empört über diese Grausamkeiten und legte ihr Amt nieder; allein Alba mit seinem Blutrate schaltete um so willkürlicher. Er brauchte bedeutende Geldsummen und verordnete, da er von Spanien kein Geld empfing, daß jeder Bürger den hundertsten Pfennig seines Vermögens, dann den zehnten und noch einmal den zwanzigsten seines Erwerbes abgeben solle, wobei er prahlte, er hoffe aus den Niederlanden mehr Geld zu ziehen als aus Peru. Jetzt entstand allgemeiner Ausruhr. Krämer, Fischer, Bäcker, Brauer und Handelsleute schlossen ihre Geschäfte, da sie einsahen, daß man ihren Ruin wollte; die Stände protestierten gegen die harten Auslagen, und der Aufstand ward allgemein. Diese Stimmung des Landes benutzten zunächst die Meergeusen. So nannte man
Cassians Weltgeschichte Iii. 5. Aufl. v. Ph. Beck 5
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Erste Periode der Neuzeit.
die vertriebenen Niederländer, welche ohne festen Wohnsitz mit ihren Kaperschiffen umherschwärmten und den Spaniern großen Schaden zufügten. Sie bemächtigten sich der Seestädte Briel und Vließingen und betrachteten den Prinzen von Oranien als ihr Haupt,
welchem bald darauf die meisten Städte Hollands und Seelands ihre Thore öffneten, als er mit einem Heere aus Deutschland anlangte. Jetzt sah der finstere Herzog Alba ein, daß er den Auf-
stand nicht bewältigen konnte, und bat 1573 um seine Entlassung, welche ihm Philipp sogleich gewährte. Sein Nachfolger in der Statthalterschaft, Don Requesens, war entschieden milder und gemäßigter und verkündete Amnestie, hob Albas Blutrat auf, welcher 18 000 Menschen zum Tode geführt hatte, und hoffte, den Frieden im Lande wieder herzustellen. Da er aber die Rückkehr der Reformierten zur katholischen Kirche verlangte, dauerte der Krieg fort. Das Glück neigte sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Bewundernswert war die Tapferkeit und Ausdauer der Städte Harlem und Leyden. Das schlecht befestigte Harlem verteidigte sich sieben Monate lang. 300 Frauen, in Kompagnien abgeteilt, kämpften unter Anführung einer Witwe an der Seite ihrer Männer. Vom Hunger
besiegt, mußten sich die Bewohner endlich ergeben; ein großer Teil wurde auf den Befehl von Albas Sohn Friedrich enthauptet.
Von den Spaniern eng eingeschlossen, litten die Bürger von Leyden bald den peinigendsten Hunger, aber der Bürgermeister
van der Werf weigerte sich, die Stadt zu übergeben. Die Geusen durchstachen die Dämme, und ein günstiger Sturm trieb das Wasser bis zu den Schanzen der Spanier und den Mauern der Stadt. Die Flotte der Geusen brachte den hungrigen Bürgern Lebensrnittel, während die Spanier 1574 abziehen mußten. In Anerkennung des bewiesenen Heldenmuts und der ungeheuern Opfer, die Leyden damals gebracht, boten die holländischen Stände der Stadt Zollfreiheit auf mehrere Jahre oder Stiftung einer Universität an. Die Bürger zogen die Stiftung der Universität vor, und 1575 ward sie eröffnet. Gleichzeitig ordneten die Reformierten in einer Synode zu Dordrecht 1574 ihre religiösen Angelegenheiten und entwarfen ein eigenes Glaubensbekenntnis.
Im Jahre 1576 starb unerwartet Requesens. Die spanischen Soldaten, denen man längere Zeit den Sold schuldete, überfielen nun wie Räuber Städte und Dörfer und plünderten namentlich Mastricht und Antwerpen aufs grausamste aus. Die Provinzen Brabant, Flandern, Artois und Hennegau vereinigten sich darauf
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Friedrich Friedrich
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Erste Periode der Neuzeit.
Eidschwures entbinden und schloß mit diesem und Heinrich Viii. von England, sowie mit einigen italienischen Fürsten einen Bund gegen den Kaiser.
Dieses führte zum zweiten Krieg (1527—1529). Die deutschen und spanischen Truppen des Kaisers, von Karl von Bourbon geführt, drohten, da es an Sold fehlte, mit Ausstand und Desertion- Um sie zu befriedigen, ließ Bourbon sie nach R o m marschieren und die Stadt erstürmen, woraus eine großartige Plünderung folgte. Der Papst hatte sich nach der festen Engelsburg geflüchtet, wo unter feinen Fenstern übermütige Landsknechte ihn und die Kar-dinäle durch Nachäffung der kirchlichen Gebräuche verhöhnten und Luther in wildem Jubel zum Papste ausriefen. Jetzt erschien ein französisches Heer unter dem Marschall Lautrec und drang siegreich bis Neapel vor, welches 1528 belagert wurde. Allein der verschwenderische, prachtliebende Franz schickte seinem Heere kein Geld; eine furchtbare Pest lichtete die Reihen der Franzosen, auch Sautrec starb. Franz sehnte sich ebensosehr nach dem Frieden wie Karl, welchem die Türken und die Evangelischen in Deutschland Sorge machten. Karls ~Lante, Magareta von Östreich, und Franzens Mutter, Luise von Savoyen, kamen in Cambray zusammen und schlossen 1529 einen Frieden, in welchem Franz gänzlich aus Italien verzichtete, des Kaisers Schwester heiratete, und Burgund um zwei Millionen Kronen erhielt. Dieser Friede heißt der Damenfriede. Auch mit dem Papste söhnte sich Karl aus und empfing von demselben in Bologna 1530 die lombardische und die römische Krone, obwohl er schon nach seiner Krönung in Aachen den Kaisertitel geführt hatte. Es ist dies die leate Kaiserkrönung, welche Italien gesehen hat.
Einsall der Türken. Im Jahre 1529 ward Wien von den Türken hart bedrängt. Gegen den König Ludwig von Ungarn hatte sich Johann Zapolpa, der reichste Gras in Ungarn, aufgelehnt und unverhohlen seine Absichten auf die Königskrone bekannt. Die größte Verwirrung herrschte im Lande; da erschien noch der Sultan Sol im an mit 300 000 Mann. Franz I. hatte ihn während feiner Gefangenschaft in Madrid zu diesem Einfalle veranlaßt. Bei Mohacz kam es 1526 zur Schlacht. Trotz aller Tapferkeit wurden die Ungarn besiegt und verloren ihren König. Nun entstanden zwei Parteien; die eine, die Jagellonische, wählte des Kaisers Bruder Ferdinand zum König, die andere den Grasen ^>apolya. Dieses letzteren nahm sich Soliman an, besetzte ohne große Mühe beinahe ganz Ungarn und belagerte Wien. Allein der alte
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§. 2, 6. Karl V. und Franz I.
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Graf Nikolaus von Salm, der Kommandant Wiens, und die Bürger der Stadt verteidigten den heimatlichen Herd 1529 mit solchem Heldenmut, daß dem Sultan die Eroberung nicht gelang. Soliman zog sich wegen der vorgerückten Jahreszeit mit großem Verluste zurück, erschien aber 1532 mit einem neuen Heere wieder, gegen welches der Kaiser 90 000 Mann ins Feld stellen konnte. Nun räumte Soliman das Land.
Zug gegen die Seeräuber in Afrika. In jenen Zeiten beunruhigten die Seeräuber Nordafrikas die Christenheit, indem sie die Schiffe überfielen, deren Mannschaft in die Sklaverei abführten und auch die Küstenländer heimsuchten und brandschatzten. Das Übel wuchs noch, als Chaireddin Barbarossa, der Sohn eines Töpsers von der Insel Lesbos, ein mächtiges Reich in Algier und Tunis unter Oberhoheit des Sultans von Konstantinopel gründete. Gegen ihn unternahm Karl 1535 einen Zug, zu welchem er 30 000 Mann aufbrachte. Tunis fiel in die Hände des Siegers, und 20 000 Christensklaven, welche Gelegenheit fanden sich zu befreien, kehrten nach Europa zurück.
Dritter Krieg zwischen Karl und Franz (1536—1538). Im folgenden Jahre kam es zum dritten Kriege zwischen Karl und Franz, welcher, da er keinen Verbündeten unter den christlichen Fürsten erhielt und unauslöschliche Sehnsucht nach dem Besitze von Mailand und Neapel fühlte, auf die er bereits in zwei Friedensschlüssen Verzicht geleistet hatte, mit dem osmanischen Sultan zum großen Ärgernis der gesamten Christenheit ein Bündnis schloß. Allein das Kriegsglück war schwankend. Die streitenden Parteien nahmen daher mit gleicher Bereitwilligkeit die Vermittlung des Papstes an, und ließen es in dem auf zehn Jahre gültigen Waffenstillstand zu Nizza 1538 beim Bestehenden. Beide Fürsten kamen dann zu Aiguesmortes an der Rhonemündung zusammen und verkehrten einige Tage in freundlicher Weise mit einander. Als Karl bald darauf durch einen Aufstand in Gent genötigt wurde, von Spanien nach den Niederlanden zu gehen, lud Franz ihn 1540 ein, den kürzesten Weg durch Frankreich zu nehmen. Der Kaiser fand in Paris glänzende Aufnahme; doch ließ er sich von den Schmeicheleien des Hofes nicht bethören und entgegnete einmal: „Das große Lob, das man uns spendet, ist uns darum lieb, weil es uns daran erinnert, wie wir beschaffen sein sollen."
Im Jahre 1541 unternahm Karl einen zweiten Zug gegen die Seeräuber an der Nordküste Afrikas, um sie in dem Mittel-
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Erste Periode der Neuzeit.
punkte ihrer Macht, m Algier, aufzusuchen. Vergeblich hatte ihn der feekundige Doge von Genua, Adreas Doria, wegen der vorgerückten Jahreszeit davor gewarnt. Am zweiten Tage nach der andung erhob sich ein furchtbarer Sturm, begleitet von Erdbeben und Regengüssen; die Zelte wurden fortgeschwemmt, die Schießgewehre versagten den Dienst, 130 Schiffe scheiterten. Als sein Heer von den Femden überfallen wurde und hungrig und obdachlos den Rückzug nach der Küste einschlug, teilte der Kaiser alle Beschwerden in heldenmütiger Ausdauer, richtete die Mutlosen durch sein Beispiel auf und geleitete seine Krieger nach Kartagena.
Sem Unglück verleitete den französischen König zu einem vier-ten Kriege (1542—1544), um in Verbindung mit dem Sultan, mit Schweden und Dänemark den Kaiser zur Aufhebung des Madrider Vertrags zu zwingen. Fünf Heere griffen den Kaiser an. Allein
Karl ruckte tn die Champagne ein, drang siegreich bis in die Nähe von Paris vor, und sein Bundesgenosse, Heinrich Viii. von England, landete an der französischen Küste. Die Einwohner von Paris
fluchteten schon nach allen Richtungen, da erbot sich Franz zum Frieden, welchen Karl selbst sehr wünschte, um freie Hand gegen die Evangelischen m Deutschland zu erhalten. Im Friedensschlüsse zu Ürespy 1544 entsagte Karl allen Ansprüchen auf Burgund, Franz auf die Länder des Kaisers.
Die langwierigen Kriege Karls mit Franz, mit den Türken und Mit den Seeräubern in Nordafrika waren es vorzugsweise, welche thn fern von Deutschland hielten und es möglich machten, daß inzwischen die evangelische Lehre trotz aller feindseligen Reichstagsbeschlüsse festen Boden in Deutschland fassen konnte.
7. Der Bauernkrieg 1525. Thomas Münzer.
Mit der Reformation steht ein betrübendes Ereignis in Verbindung, welches weder von ihr veranlaßt, noch von ihr beabsichtigt, nur in ganz äußerlichem Zusammenhang mit ihr steht. Es ist dies der an Gräueln so reiche Bauernkrieg.
Schon 1471 hatten die Bauern von Würzburg ihrem Bischof den Gehorsam aufgekündigt und unter Leitung eines gewissen Pfeiffer Häuslein die brüderliche Gleichheit aller Menschen ins Werk zu setzen versucht. Ebenso hatte sich 1494 bei Schlettstadt im Elsaß der erste Bund der Bauern gebildet, der sogenannte „Bundschuh", welcher von dem Feldzeichen derselben, einem auf eine Stange gesteckten Bauern-
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Erste Periode der Neuzeit.
Rüstungen Kunde erhielt, ließ sie eine beispiellose Thätigkeit auf ihren Werften und in den Arsenalen entfalten. Jeder Unterthan trug sein Scherflein auf den Altar des Vaterlandes, um die spanische Tyrannei und die Ketzergerichte von ihm abzuwenden. Endlich erschien die Armada; die Engländer waren gerüstet. Ein Heer von 80 000 Mann und eine Flotte von 200 trefflichen Schiffen harrte der Spanier. Gleich vom Tage der Abfahrt an hatte die Armada mit Mißgeschick zu kämpfen gehabt. Nachdem sie bei heftigem Sturme den Hafen von Corunna hatte aufsuchen müssen, harrte sie im Kanal auf die Flotte des niederländischen Statthalters Alexander von Parma; allein die Holländer hinderten dieselbe an der Abfahrt. In dieser Lage griff der englische Admiral Howard mit seinen leichtbeweglichen Schiffen die unbehilflichen Kolosse der Armada an, trieb sie in den Hafen von Calais und richtete durch Brander gewaltigen Schaden an. In fünf Gefechten blieben die Engländer Sieger. Medina Sidonia befand sich in einer höchst mißlichen Lage und getraute sich nicht, durch den Kanal den Rückweg anzutreten. Deshalb segelte er um Schottland herum. Ein furchtbarer Sturm zerstreute 1588 die Flotte, versenkte viele Schiffe, schleuderte sie auf Felfen und Untiefen und ließ nur armselige Überreste der stolzen Armada zur spanischen Küste zurückgelangen. Als der Herzog Medina Sidonia zitternd vor Philipp niederfiel, sagte der finstere Gebieter wider Erwarten: „Stehen Sie aus; ich habe Sie zum Kampfe gegen Menfchen, nicht gegen Sturm und Klippen ausgeschickt!" Der Krieg dauerte noch einige Jahre fort und war Spaniens Handel, feinen Kolonien in Amerika und seiner Flotte sehr nachteilig. Seit jener Zeit ist Englan d durch Elisabeths Energie als Seemacht an Spaniens Stelle getreten und in fernen Weltteilen der mächtigste Staat Europas geworden. Schon 1583 hatte sich die erste Handelsgesellschaft nach der Levante gebildet, und 1600 empfing die oft indische Handelsk ompagnie ihr erstes Privilegium, welches sie erst 1858 der Krone zurückgegeben hat.
Englands Aufblühen. Unter Elisabeths langjähriger Regierung nahmen neben dem nationalen Gefühl auch Kunst und Wissenschaft einen höheren Aufschwung, wie uns die unsterblichen Werke zweier der größten Männer jener Zeit beweisen, des Franz Bacon und William Shakespeare. Franz Bacon von Verulam, der Sohn von Elisabeths Großkanzler und der Königin Liebling, ward selbst zu den höchsten Ehrenstellen erhoben und zeichnete sich durch seine Forschungen auf dem Gebiete der Natur und der Phi-
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Extrahierte Personennamen: Corunna Alexander_von_Parma Alexander Philipp Philipp Franz_Bacon Franz William_Shakespeare Franz_Bacon_von_Verulam Franz Elisabeths_Großkanzler
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Extrahierte Personennamen: Kinsky Kinsky Reumann
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