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1. Geschichte der Neuzeit - S. 48

1887 - Wiesbaden : Kunze
48 Erste Periode der Neuzeit. tert nämlich, daß, wenn ein Bischof oder Prälat zur protestantischen Kirche überginge, seine Pfründe ihm nicht bleiben, sondern wieder mit einem Katholiken besetzt werden sollte. Obgleich die Protestanten heftig widersprachen, wurde diese Frage doch in katholischem Sinne entschieden. 12. Karls Y. Abdankung und Tod. Nach einer langjährigen Regierung sah sich Kaiser Karl in allen seinen Hoffnungen bitter getäuscht; alle seine Pläne waren gescheitert. Weder die Erhebung der Kaisermacht zu altem Glanze, noch die Beschränkung der päpstlichen Gewalt, noch die Demütigung Franz I. von Frankreich oder des türkischen Sultans, noch die Erwählung seines Sohnes Philipp zum römischen Kaiser, noch die Wiedervereinigung der getrennten Religionsparteien war ihm gelungen. Er hatte viel unternommen in seinem thatenreichen Leben, war während seiner Regierung neunmal in Deutschland, sechsmal in Spanien, siebenmal in Italien, zehnmal in Flandern, viermal in Frankreich, zweimal in England, zweimal in Afrika gewesen und hatte viermal die Nordsee, achtmal das Mittelmeer durchschifft. Obschon er in den Besitz bedeutender Gold- und Silbergruben jenseits des Oceans kam, so befand er sich doch fortwährend in Geldverlegenheit?) Seine Niederlage in dem Augsburger Religionsfrieden, fein vorgerücktes Alter, seine zunehmenden körperlichen Leiden und die Reue über seine Sünden veranlaßten ihn, einen längst gehegten Plan zur Ausführung zu bringen und sich von der Welt zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp das Königreich Mailand und Neapel abgetreten hatte, berief er 1555 die niederländischen Stände nach Brüssel, schilderte ihnen in einer würdigen Rede, was er während feiner langen Regierung gethan und erstrebt, und übertrug feinem Sohne die Krone der Niederlande mit Burgund. Feierlich ermahnte er denselben, seinem Volke ein weiser und gerechter Herrscher zu fein, und nahm ihm vor den Ständen das Versprechen ab, in fernen *) Karl hatte von dem reichen Anton Fugger in Augsburg einmal 800 000 Goldgulden erhalten. Als er den reichen Banquier besuchte, nährte dieser das Kaminfeuer mit Zimt und warf die kaiserliche Verschreibung hmein. Für diese großmütige Verschwendung erhielt Artton Fugger die Grasenwürde uni) die ausgedehntesten Privilegien des Seehandels, der Bergwerke, Münzen u. s. w. A. Fugger und Bartholomäus Welser liehen 1531 dem Kaiser zwölf Tonnen Gold.

2. Geschichte der Neuzeit - S. 64

1887 - Wiesbaden : Kunze
64 Erste Periode der Neuzeit. einem protestantischen Gottesdienst beigewohnt hatte, ward vor das Jn-quisitionsgericht gefordert. Das Urteil lautete entweder auf Feuertod oder lebenslängliches Gefängnis. Niemand war vor Angeberei sicher, und es fanden sich Schurken genug, welche für Geld oder aus Rache jeden angaben, welchen sie ins Verderben bringen wollten. Der bloße Verdacht der Ketzerei zog Verhaftung nach sich; gestand der Angeschuldigte nicht, so mußten die Qualen der Folter Geständnisse erpressen. Da Wilhelm von Dr anten uüd die Grafen Egmont und Hoorn alle ihre Bemühungen für die Erhaltung der Rechte des Landes an dem Einflüsse Granvellas scheitern sahen, so baten sie die Statthalterin um ihre Entlassung aus dem Staatsrate. Margareta fühlte sich selbst durch Granvella zurückgesetzt und ersuchte daher den König um Abberufung des Kardinals. Philipp gewährte dieselbe 1564, verlangte aber dafür, daß die Beschlüsse des tridenti-nischen Konzils in Kraft treten sollten. Dies empörte die Niederländer sehr. Sofort reiste Graf Egmont 1565 nach Spanien, um die Aufhebung oder eine Milderung der strengen Maßregeln gegen die Reformierten zu erwirken. Allein Philipp erwiderte dem Grafen, er wolle lieber tauf endmal sterben, als die geringste Veränderung in der Religion gestatten, und ließ neue Verfolgungen, Einkerkerungen und Hinrichtungen vornehmen. Infolge dieser Härte unterzeichneten 400 Edelleute den sogenannten Brüsseler Kompromiß (1566), worin sie gegen die Inquisition Verwahrung einlegten und die Abstellung derselben forderten. In feierlichem Zuge, je vier und vier, Heinrich von Brederoda und Graf Ludwig von Nassau, der Bruder des Prinzen von Dramen, an der Spitze, nahten sich die Edelleute dem Palaste der Statthalterin, um ihr die Bittschrift zu überreichen. Als Margareta die stattliche Schar hoch zu Roß heranreiten sah, entfärbte sie sich. Aber einer ihrer Räte, Graf Barlaimont, flüsterte ihr in feinem Übermute zu: Ce n’est qu’un tas de gueux (es ist nur ein Haufe Bettler). Seitdem nahmen die Verbündeten diesen Schimpfnamen Geusen als Bezeichnung ihres Bundes an und trugen am Halse eine Schaumünze mit dem Bilde des Königs und der Umschrift: „Treu dem König bis zum Bettelsack." Die Bittschrift blieb ohne Erfolg; denn die Inquisition setzte ihr blutiges Amt fort. Endlich machte sich die Wut des Volkes Luft. Ein wütender Haufe verstümmelte mehrere am Wege stehende Kruzifixe und Heiligenbilder, überfiel Kirchen und Klöster, raubte und zerstörte die Gerätschaften; die kostbarsten Bilder der niederlän-

3. Geschichte der Neuzeit - S. 65

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 3. Abfall der Niederlande. 65 dischen Schule gingen zu Grunde. Die Statthalterin beschwichtigte mit Hilfe des Adels den Tumult und sagte Milderung der Ketzer-verfolgungen und Amnestie zu; allein Philipp wollte nicht nachgeben und schickte den Herzog Alba mit 10 000 Mann aus Spanien ab, um seinen Willen mit Gewalt zur Geltung bringen. Auf die Nachricht von Albas Ernennung zum Oberbefehlshaber, dessen Grausamkeit und Ketzerhaß allgemein bekannt und gefürchtet waren, wanderten mehr als 100 000 Niederländer aus, um in Deutschland und der Schweiz oder andern Ländern Zuflucht und Sicherheit zu suchen. Mit ihnen verließ auch der Prinz Wilhelm von Oranien das Land. Er war wegen seines Verstandes ein Liebling Karls gewesen und hatte durch Spione Philipps grausame Absichten erfahren. Vergeblich warnte er die Freunde. Egmont, dem der spanische König zwei Siege über Frankreich (bei St. Quentin 1557 und bei Grave-lingen 1558) zu danken hatte, und Hoorn wollten ihm nicht glauben. Traurig sprach er beim Abschied zu Egmont: „Ich fürchte, Sie werden der erste sein, über dessen Leiche der Spanier einziehen wird." Er hatte wahr geredet. Kaum hatte der grimme Herzog 1567 seinen Einzug in Brüssel gehalten, so begann er die Reformierten und Anhänger der vaterländischen Partei aufs grausamste zu verfolgen. Die Feder sträubt sich, alle Greuelthaten zu berichten, welche begangen wurden. Jeden Tag sah man unschuldige Opfer verbrennen, hängen, köpfen oder vierteilen. Keine Hinrichtung aber machte einen erschütternden Eindruck, als die der Grasen Hoorn und Egmont. Sie wurden des Hochverrats beschuldigt und starben gefaßt am 5. Juni 1568 auf dem Schaffst. Vergeblich hatte Egmonts Gemahlin, eine Schwester des Kurfürsten von der Pfalz, den blutdürstigen Herzog fußfällig um Gnade für ihren Gemahl gebeten. Margareta selbst war empört über diese Grausamkeiten und legte ihr Amt nieder; allein Alba mit seinem Blutrate schaltete um so willkürlicher. Er brauchte bedeutende Geldsummen und verordnete, da er von Spanien kein Geld empfing, daß jeder Bürger den hundertsten Pfennig seines Vermögens, dann den zehnten und noch einmal den zwanzigsten seines Erwerbes abgeben solle, wobei er prahlte, er hoffe aus den Niederlanden mehr Geld zu ziehen als aus Peru. Jetzt entstand allgemeiner Ausruhr. Krämer, Fischer, Bäcker, Brauer und Handelsleute schlossen ihre Geschäfte, da sie einsahen, daß man ihren Ruin wollte; die Stände protestierten gegen die harten Auslagen, und der Aufstand ward allgemein. Diese Stimmung des Landes benutzten zunächst die Meergeusen. So nannte man Cassians Weltgeschichte Iii. 5. Aufl. v. Ph. Beck 5

4. Geschichte der Neuzeit - S. 66

1887 - Wiesbaden : Kunze
66 Erste Periode der Neuzeit. die vertriebenen Niederländer, welche ohne festen Wohnsitz mit ihren Kaperschiffen umherschwärmten und den Spaniern großen Schaden zufügten. Sie bemächtigten sich der Seestädte Briel und Vließingen und betrachteten den Prinzen von Oranien als ihr Haupt, welchem bald darauf die meisten Städte Hollands und Seelands ihre Thore öffneten, als er mit einem Heere aus Deutschland anlangte. Jetzt sah der finstere Herzog Alba ein, daß er den Auf- stand nicht bewältigen konnte, und bat 1573 um seine Entlassung, welche ihm Philipp sogleich gewährte. Sein Nachfolger in der Statthalterschaft, Don Requesens, war entschieden milder und gemäßigter und verkündete Amnestie, hob Albas Blutrat auf, welcher 18 000 Menschen zum Tode geführt hatte, und hoffte, den Frieden im Lande wieder herzustellen. Da er aber die Rückkehr der Reformierten zur katholischen Kirche verlangte, dauerte der Krieg fort. Das Glück neigte sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Bewundernswert war die Tapferkeit und Ausdauer der Städte Harlem und Leyden. Das schlecht befestigte Harlem verteidigte sich sieben Monate lang. 300 Frauen, in Kompagnien abgeteilt, kämpften unter Anführung einer Witwe an der Seite ihrer Männer. Vom Hunger besiegt, mußten sich die Bewohner endlich ergeben; ein großer Teil wurde auf den Befehl von Albas Sohn Friedrich enthauptet. Von den Spaniern eng eingeschlossen, litten die Bürger von Leyden bald den peinigendsten Hunger, aber der Bürgermeister van der Werf weigerte sich, die Stadt zu übergeben. Die Geusen durchstachen die Dämme, und ein günstiger Sturm trieb das Wasser bis zu den Schanzen der Spanier und den Mauern der Stadt. Die Flotte der Geusen brachte den hungrigen Bürgern Lebensrnittel, während die Spanier 1574 abziehen mußten. In Anerkennung des bewiesenen Heldenmuts und der ungeheuern Opfer, die Leyden damals gebracht, boten die holländischen Stände der Stadt Zollfreiheit auf mehrere Jahre oder Stiftung einer Universität an. Die Bürger zogen die Stiftung der Universität vor, und 1575 ward sie eröffnet. Gleichzeitig ordneten die Reformierten in einer Synode zu Dordrecht 1574 ihre religiösen Angelegenheiten und entwarfen ein eigenes Glaubensbekenntnis. Im Jahre 1576 starb unerwartet Requesens. Die spanischen Soldaten, denen man längere Zeit den Sold schuldete, überfielen nun wie Räuber Städte und Dörfer und plünderten namentlich Mastricht und Antwerpen aufs grausamste aus. Die Provinzen Brabant, Flandern, Artois und Hennegau vereinigten sich darauf

5. Geschichte der Neuzeit - S. 12

1887 - Wiesbaden : Kunze
12 Erste Periode der Neuzeit. Fulda zur Ausbildung übergeben; allein das Klosterleben widerte den Jüngling so an, daß er heimlich nach Erfurt entwich, wo er seine Studien fortsetzte. Einer Seuche wegen verließ er Erfurt (1505) und begab sich nach Köln, von wo er einem vertriebenen Lehrer an die neu errichtete Universität Frankfurt an der Oder folgte. Später studierte er in Pavia die Rechtswissenschaft und wanderte, als er durch Maximilians Krieger bei Erstürmung der Stadt aller seiner Habe beraubt worden war, nach Bologna. Nach mancherlei Kreuz-und Querzügen, aus denen er oft am Notwendigsten Mangel litt, kehrte er 1517 nach Deutschland zurück, wo ihn Kaiser Maximilian zum Ritter schlug und Constantia Peutinger in Augsburg mit dem Dichterlorber bekränzte. Schon vor seiner Abreise nach Italien war sein Vetter Hans von Hutten von dem gewaltthätigen Herzog Ulrich von Würtemberg ermordet worden. In Gedichten, Reden und Briefen brandmarkte Hutten diese schändliche That. Auch gegen das Mönchtum eiferte seine Feder. Schonungslos schwang er die Geißel der Satire gegen die Unwissenheit der römischen Geistlichkeit und der Mönche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen Papst. „Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden," ries er den Deutschen zu, „aber den neuen Römlingen beugt ihr schimpflich euer Haupt!" „Ich hab's gewagt!" war sein Wahlspruch. 1517 gab er die Schrift des 1465 gestorbenen gelehrten Römers Laurentius Valla „über die erdichtete Schenkung Konstantins des Großen" heraus; er hatte sie in einem Kloster entdeckt und darin den Beweis gesunden, daß jene Schenkung Konstantins an den Papst Sylvester, aus welcher die ganze weltliche Macht des Papsttums beruhte, rein erlogen sei. Er hatte den Mut, diese Schrift dem Papste selbst zu widmen. Nichtsdestoweniger berief ihn der fein gebildete Erzbischof Albrecht von Mainz an seinen Hos und nahm ihn auch mit auf den Reichstag nach Augsburg 1518, wo Hutten zum Kampfe gegen die Türken aufforderte. Nachdem er seine Entlassung von Albrecht erbeten und erhalten hatte, beteiligte er sich an dem Zuge des schwäbischen Bundes gegen seinen persönlichen Feind, Ulrich von Würtemberg, welcher wegen seiner Gewaltthätigkeiten 1519 von Land und Hof vertrieben ward. In diesem Kriege lernte er Franz von Sickingen kennen, mit dem er einen trauten Freundschaftsbund schloß. Von dessen Schloß Ebernburg an der Nahe, der „Herberge der Gerechtigkeit", aus schleuderte er, als er sich gegen die Angriffe und Ränke der römischen Geistlichkeit nicht mehr sicher wußte, seine Gedankenblitze in die Welt und forderte die Fürsten zu einem Vernichlungs-

6. Geschichte der Neuzeit - S. 102

1887 - Wiesbaden : Kunze
102 Erste Periode der Neuzeit. Generale Bauer, Torstenson und Horn wollten nicht unter dem Oberbefehl des Herzogs von Weimar stehen. Wallensteins Ermorbung. Wäre Wallenstein jetzt fräs-tig aufgetreten, so hätte er gewaltige Vorteile erringen können. Allein er verhielt sich ganz ruhig in Böhmen, unterhanbelte balb mit den Sachsen, balb mit den Schweden, balb brach er ab, griff an und unterhanbelte von neuem. Dem Kaiser kam bies Benehmen um so zweibeutiger vor, als Wallenstein kurz vorher ein schwebisches Heer unter dem Grafen Thurn gefangen genommen und biesen, den Tob-seinb des Kaisers, frei gegeben hatte. Ebenso lau zeigte er sich, als Bernharb von Weimar 1633 vor Regensburg lag, welches dann in bessert Haube fiel. Diese lange Unthätigkeit und sein hochfahrendes Wesen benutzten seine Gegner in Wien, ihn zu verdächtigen und als Verräter bei dem Kaiser hinzustellen. Jetzt gab sich Wallenstein den Schein, als sei er gesonnen, den Oberbefehl nieberzulegen, ließ sich aber von seinen Offizieren erbitten, das noch zu verschieben. Sie sicherten ihm schriftlich ewige Treue zu, „so lange er sie in kaiserlichem Dienste verwenbe". Diese Schrift war in Pilsen bei einem stürmischen Gelage unterzeichnet worben; es ging aber das Gerücht, man habe die Trunkenheit der Gäste dazu benutzt, ihnen unbemerkt ein anberes Exemplar ohne jene Klausel unterzuschieben. Diese Ver-binbung zu Pilsen würde in Wien als eine Verschwörung betrachtet und hatte Wallensteins Absetzung zur Folge. Der Kaiser gab Befehl, sich des Herzogs und seiner treuesten Anhänger, Jllo und Terz kt), tot ober lebenbig zu bemächtigen. Trotz aller Verheimlichung erhielt Wallenstein Kunbe von der Gefahr, welche ihm brohte, - und er beschloß, in Eger bei dem Obersten ©orbon, welchen er vom gemeinen Soldaten so hoch emporgehoben hatte, Schutz zu suchen. Jllo, Terzky, Kinsky und zehn Reiterregimenter begleiteten ihn, ohne zu ahnen, daß ihre Mürber mit ihnen einzogen. Oberst Buttler, ein Jrlänber, der mit 200 Dragonern ungern folgte, hatte den Generalen Gallas und Piccolomini versprochen, ihnen den gefürchteten Mann zu überliefern. Er begab sich zu Gorbou und dessen Oberstwachtmeister Leßlie, welche feierlich schwuren, zuerst Wallensteins Freunbe beim Abenbessen in Gorbons Wohnung auf der Eitabelle und dann den Herzog in feiner Wohnung bei dem Bürgermeister Pachelbl zu überfallen. Der Verabrebung gemäß lub ©orbon Wallensteins Freunbe, Jllo, Terzky, Kinsky und Reumann in die Eitabelle zum Abenbessen ein. Die in das Komplott eingeweihten Hauptleute, welche den Morb ausführen sollten, meist Iren

7. Geschichte der Neuzeit - S. 194

1887 - Wiesbaden : Kunze
194 Zweite Periode der Neuzeit. botanischen Garten in Berlin und eine chirurgische Anstalt an der Akademie. Daß er kein Feind wissenschaftlicher Bildung war, zeigte er durch die Unterstützung der Gymnasien. Besondere Fürsorge widmete er dem Volksunterricht. In allen Teilen seines Staates ließ er Volksschulen errichten, in Ostpreußen allein an tausend, und machte es den Eltern zur Pflicht, ihre Kinder vom fünften bis zum zwölften Jahre zur Schule zu schicken, damit jeder Unterthan in Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werde. Der Gedanke, daß die Sicherheit des preußischen Volkes auf seinem Heere beruhe, richtete die Sorge des Königs fortdauernd auf die Verbesserung und Vermehrung des Heerwesens. Er teilte das Land in Militärbezirke ein und wies jedem Regiment einen Bezirk an, aus welchem es die Hälfte seiner Truppen auszuheben hatte, die übrigen wurden geworben. Wie die Staatseinkünfte stiegen, so mehrte sich auch die Zahl der Truppen. Für die Ausbildung sorgte Fürst Leopold von Dessau, der „alte Dessauer", in einem Grade, daß die preußischen Soldaten allgemein für Mustertruppen galten. Der König, selbst von Herzen Soldat, wandte seinen „lieben blauen Kindern" sein ganzes Interesse zu. Besondere Neigung zeigte er zu langgewachsenen und wohlgebildeten Leuten, die er in seinem Leibregiment, dem berühmten Regiment der „Potsdamer Riesen" vereinigte. Zu ihrer Erlangung scheute der sonst so sparsame Fürst keine Ausgabe, und Werber mußten sie ihm aus aller Herren Länder zusammenbringen. Das häusliche Leben des Königs war bürgerlich eingerichtet. Überall waltete Einfachheit, Ordnung und strenge Regelmäßigkeit. Der König stand früh auf und widmete einen großen Teil des Tages den Staatsgefchäften. An Stelle üppiger Gastmähler herrschte bürgerlicher Tisch. Die prunkenden Hossestlichkeiten, Schauspiele und geistreichen Cirkel waren verschwunden, statt dessen gab's Wachtparaden und Truppenmusterungen. Die Königin und ihre Töchter beschäftigten sich mit Handarbeiten und häuslichen Verrichtungen. Erholung fand der König abends in dem „Tabakskollegium". In diesem versammelten sich seine Generale, Minister, Räte, Gelehrte, auch wohl auswärtige Gesandte zu ungezwungenem Verkehr. Man rauchte Tabak, trank Bier bei kalter Küche, unterhielt sich über die verschiedensten Dinge, erzählte Scherze, neckte sich auch wohl oder machte, wie der „alte Dessauer", derbe Witze. In diesem vertrauten Kreise ließ der König seiner Laune freien Lauf und äußerte sich

8. Geschichte der Neuzeit - S. 132

1887 - Wiesbaden : Kunze
132 Zweite Periode der Neuzeit. Antichrist! steiniget ihn!" und die Geistlichkeit mußte, von den wütenden Frauen verfolgt, in die Sakristei flüchten. Die Schotten errichteten darauf zum Schutz ihrer Religion ein Bündnis, den Covenant. Karl sah sich daher genötigt, ein Heer ins Feld zu stellen, und berief, um die nötigen Gelder zu erhalten, das vierte Parlament. Allein dies zeigte eine so entschiedene Abneigung gegen die königlichen Forderungen, daß es sofort aufgelöst wurde. Sobald die Schotten die Schwäche des Königs merkten, fielen sie in England ein und zwangen ihn, da er von allen Hilfsmitteln entblößt war, zur Einberufung des fünften Parlaments, welches von 1640— 1648 saß und unter dem Namen des langen Parlaments bekannt ist. Auch dies bewilligte die verlangten Gelder nicht, versetzte Karls Räte Strafford und Laud in Anklagezustand und befahl ihre Verhaftung. Mit des Königs Bewilligung ward Strafford sogleich hingerichtet; Laud blieb noch drei Jahre im Tower und wurde dann auch enthauptet. In seiner ratlosen Lage bildete der König endlich ein Ministerium aus Straffords Gegnern. Unglücklicher Weise ermordeten damals die katholischen Irländer die protestantischen Kolonisten; der Volkshaß beutete dies Ereignis aus, und man verbreitete das Gerücht, jener Mord sei aus Befehl des Königs und insbesondere der Königin geschehen. Karls Beteuerungen seiner Unschuld verhallten im Wind. Das Parlament forderte nun vor allem, daß die Bischöfe wegen ihrer papistischen Grundsätze nicht mehr Sitz und Stimme in ihm haben und das Heer unter ihm, nicht mehr unter dem Könige stehen solle. Jetzt beschloß Karl I. den Krieg. In Nottingham versammelten sich die Tories, die Feinde der Puritaner; da sie größtenteils Adelige waren, so nannte man sie auch Kavaliere. Das Heer des Parlaments, welches aus eifrigen Puritanern bestand, erhielt wegen des kurz abgeschnittenen Haares derselben den Namen Rund-kopse. Der greuelvolle Bürgerkrieg lief anfangs für den König glücklich aus, bis die Feldherrn des Parlaments, der talentvolle Fairfax und der puritanische Religionseiserer Oliver Cromwell, aus ihren Anhängern die entschlossene Reiterschar „der Eisenseiten" bildeten, welche überall siegreich auftraten. Nach zwei unglücklichen Schlachten, bei Marstenmoor westlich von Iork 1644 und Naseby bei Northampton 1645, bat der König, welcher sich in Oxford eingeschlossen hatte, um Frieden. Man traute ihm nicht. Als Oliver Cromwell sich anschickte, Oxford zu belagern, entfloh Karl in der Kleidung eines Reitknechtes nach Schottland und hoffte, seine Landsleute würden ihn retten. Da er aber ihre unbe-

9. Geschichte der Neuzeit - S. 137

1887 - Wiesbaden : Kunze
§• 9, 4. Karl Ii. und die letzten Stuarts. 137 Der Gefragte entgegnete: „Es ist nicht möglich!" „Nun so bin ich sicher — rief Cromwell aus — denn ich weiß gewiß, daß ich einmal in der Gnade gewesen bin." Er betete dann mit großer Andacht und starb am Morgen des 3. September 1658, am Jahrestag der Schlachten von Dunbar und Worcefter, im 59. Jahre seines Lebens. 4. Karl Ii. und die letzten Stuarts. Cromwells Sohn Richard war der Würde eines Protektors, welche er nach dem Tode seines Vaters bekleidete, nicht gewachsen. General Monk und das Heer beherrschten das Land und das Parlament. Überall war Zwist, Uneinigkeit und Unzufriedenheit. So bildete sich in nicht langer Zeit der geheime Wunsch nach der Rückkehr des Königs aus, und das aus Puritanern und Royalisten bestehende Parlament beschloß, Karl ü. auf den väterlichen Thron zurückzuberufen. Unter unermeßlichem Jubel hielt derselbe seinen Einzug in London. Karl Ii. (1660—1685) hatte die Schule des Leidens durchgemacht und berechtigte dadurch zu der Hoffnung, er werde die religiösen und politischen Rechte des Landes achten und die Liebe seiner Unterthanen zu verdienen sich bemühen. Allein Karl hatte in seinem Unglücke nichts gelernt. Er hatte zwar Amnestie und Gewissensfreiheit verheißen, ließ aber über alle, welche bei dem Prozesse seines Vaters zu Gericht gesessen hatten, die Todesstrafe aussprechen und an elf Personen vollziehen und 2000 presbyterianische Geistliche ihres Amtes entsetzen. Die Leiche Cromwells, des Mannes, der England überall Achtung verschafft hatte, ward an den Galgen gehängt und die verheißene Glaubensfreiheit nicht gewährt. Dadurch stieg die Erbitterung des Volkes gegen den König aufs höchste, und hätten nicht zwei gewaltige Unglückssälle, eine Seuche, welche im Sommer 1665 an 100 000 Menschen hinwegraffte, und eine Feuersbrunst, welche ein Jahr daraus 13 000 Häuser und 89 Kirchen in Asche legte, die Gemüter der Londoner Bürgerschaft so gar tief darnieder gebeugt, so wäre vielleicht schon damals eine neue Revolution ausgebrochen. Karl war gegen seine Freunde höchst undankbar; die Einkünfte des Staates vergeudete er an Schwelger und Buhlerinnen. In semer Verblendung wählte er fünf der verhaßtesten Männer, Clifford, Ashley, Buckingham, Arlington und Lauderdale zu feinen Ministern*), *) Aus .den Anfangsbuchstaben ihrer Namen bildete man das Wort Cabal-Ministerium. Von ihm hat seitdem das Wort Kabale die Bedeutung von Ränke und Intrigue erhalten.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 267

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 22. Napoleon wird Kaiser. 267 hatte, entwickelte er im Innern Frankreichs eine rastlose Thätigkeit, um die durch Revolution und Kriege dem Lande geschlagenen Wunden wieder zu heilen. In Gemeinschaft mit Papst Pius Vii. ordnete er durch ein Konkordat die kirchlichen Angelegenheiten und führte die Feier des öffentlichen Gottesdienstes wieder ein. Ein neues Gesetzbuch, der „Code Napoleon" wurde abgefaßt, Schulen wurden errichtet, zur Beförderung des Verkehrs Straßen und Kanäle angelegt und in die ganze Verwaltung Einheit und Ordnung gebracht. Für diese Verdienste ernannte ihn der Senat zum Konsul auf Lebenszeit und ließ die Ernennung durch Volksabstimmung (2. Aug. 1802) gut heißen. Eine Verschwörung gegen das Leben des Ersten Konsuls, deren Teilnehmer Moreau, Pichegrii, Eadoudal u. a. waren, zog schwere Folgen nach sich. Pichegrü kam im Gefängnis um, Moreau wurde nach Amerika verbannt und Eadoudal guillotiniert. Der Herzog von Enghien, der letzte bourbonische Prinz aus der Condeschen Linie, ward der Mitverschwörung beschuldigt, deshalb unter Verletzung des deutschen Reichsgebiets (15. März 1804) nachts in Ettenheim im Großherzogtum Baden überfallen, nach Frankreich geschleppt und ohne Beweis der Schuld zu Vincennes erschossen. Napoleon wird 1804 Kaiser der Franzosen. Die Verschwörung gab dem Konsul Bonaparte die Mittel in die Hand, den letzten Schritt zur Alleinherrschaft zu thun. Seine Freunde wußten dem Volke begreiflich zu machen, daß die Ruhe nur dadurch gesichert werde, daß Napoleon das große fränkische Reich Karls des Großen wieder herstelle. Ein solcher Vorschlag mußte der Eitelkeit des französischen Volkes schmeicheln, und der gehorsame Senat übernahm es, dem Ersten Konsul die Kaiserkrone anzubieten. Als man ihm am 18. Mai 1804 den Senatsbeschluß überbrachte, wußte er die Rolle des Augustus meisterhaft zu spielen und entgegnete den Abgesandten des Senates: „Meine Herren! Ich nehme den Titel an, weil der Senat für den Ruhm der Nation ihn zuträglich hält; ich hoffe, daß Frankreich die Ehre, mit welcher es meine Familie umgiebt, nie bereuen werde." Eine allgemeine Volksabstimmung billigte den Beschluß. Am 2. Dezember 1804 wurde er als Napoleon I. von Papst Pius Vii. in der Kirche von Notre Dame gekrönt, wobei er sich selbst die Krone aufsetzte und nach deren Einsegnung auch die Kaiserin Josephine krönte. Große Festlichkeiten sollten das Volk über das Ende seines Freiheitstraumes hinweg führen. Durch Glanz und Pracht sollte der neu errichtete Kaiserhof alle europäischen Fürstenhöfe überstrahlen: daher die Einführung eines großartigen Hofstaates, deshalb die Er-
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