1837 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
57
Eiutheilulig der Menschen.
1. Der caucasische Menschenstamm hat einen schon ge-
formten Schädel, weiße Hautfarbe, geröthete Wangen, schlichte
Haare. Die meisten Europäer, die Westastaten und die meisten
Nordafrikancr. Seine Anzahl beträgt etwa 259 Millionen. Bei
diesem Menschenstamm findet sich die höchste geistige Bildung,
welche bei dem nächstfolgenden schon weit untergeordnet erscheint,
bei den übrigen Raoen aber immer dürftiger wird, ob sie gleich
durch gehörige Entwicklung ihrer Fähigkeiten allmählig dazu ge-
langen können.
2. Der mongolische Menschen stamm hat einen wenig
vorstehenden Schädel, flaches Gesicht, enge schieflinig geöffnete
Augen, hervorstehende Backenknochen, einen dicken kurzen Hals
aus breiten Schultern, schwarzes, steifes, dünnes Haar und eine
gelb lichte Hautfarbe. Die südlichen und östlichen Asiaten,
viele Nordcurvpäer, Grönländer und die nördlichsten Amerikaner,
zusammen vielleicht 366 Millionen.
3. Der äthiopische Menschenstamm oder die Neger-
r a ce hat einen schmalen, auf beiden Seiten zusammengedrückten
Schädel, höckerig gewölbte Stirne, ausgestülpte breite Nase, aus-
geworfene, meist rothe Lippen, schwarze Augen, sehr weiße Zähne,
wollig krauses, kurzes, schwarzes Haar und schwarze oder
dunkelschwarzbranne Hautfarbe. Er findet sich ursprüng-
lich im innern Afrika und an den Westküsten dieses Welttheils,
und enthält ohngefähr 94 — 100 Millionen. Durch den schänd-
lichen Negerhandel wurden aber sehr viele Neger auch nach Ame-
rika verpflanzt.
4. Der amerikanische Menschen stamm hat einen grö-
ßern, meist im frühesten Kindesalter verschiedentlich durch Drücken
geformten Schädel, niedere Stirne, hervorstehende Backenknochen,
kleine tiefliegende Augen, kleine, meist spitze Habichtsnase, straf-
fes, schlichtes, langes Haar, und brannrvthe oder kupfer-
artige Hautfarbe. Er wird nur zu 11 Millionen ange-
nommen.
5. Der malapische Men scheu stamm hat einen schmalen
Schädel, erhöhte Stirne, breite, dicke Nase, ein großes dickes
Maul, stark ausgezeichnete Gesichtszüge, einen dichten, schwar-
zen, lockigen Haarwuchs, und seine Hautfarbe ist entweder
weiß braun oder auch schwarz braun und rußfarbig. Er
findet sich in Australien, auf den Inseln der Südsee und ans der
Südvstseite von Asien, was zusammen vermuthlich 36 Millionen
ausmacht.
Unter diesen fünf Hanptstämmen in den verschiedenen Erd-
theilen giebt cs wieder mannigfaltige Varietäten.
Die Abkömmlinge von weißen Menschen und Negerinnen
heißen Mulatten (d. i. farbige Menschen). Die Kinder euro-
päischer Eltern, in Amerika geboren, nennt man Creo len, und
ihre Hautfarbe ist bräunlich. Ponsticzcn, Kinder europäischer
Eltern 'n Indien. Mestizen, Kinder eines weißen Vaters
und einer amerikanischen oder Hinduischen Mutter. Kastizcn
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Allgemeine Einleitung.
Die Tvchterspra ch e n der S la v i sch e n Hauptsprache sind:
die Böhmische, — Russische, — Polnische, — Bulga-
rische, — Wendische und — Illyrische.
Endlich gehört auch noch hieher die Lettische Sprache.
Die zerstreuten Israeliten sprechen unter sich die Hebräische
Sprache.
6. Die religiösen Meinungen der Menschen oder ihre
Vorstellungen von göttlichen und unsichtbaren Dingen sind sehr
mannigfaltig und von einander abweichend. Daher werden sie
auch nach den verschiedenen Religionen oder Religionsbe-
kenntnissen und Gebräuchen, die ihnen heilig sind, eingetheilt in:
A. Verehrer Einer Gottheit (Monotheisten), d. i.
solche, welche nur Ein höchstes Wesen anbeten, 412 Millionen.
I. Juden, welche in allen Welttheilen zerstreut leben, ohne
ein eigenes Land zu besitzen, 5 — 6 Millionen in mehreren, be-
sonders aber in zwei Sekten, Karaiten und Talmndisten (Rab-
baniten).
Ii. Christen bewohnen fast ganz Europa, und sehr große
und auch kleinere Länder in auswärtigen Welttheilen, 266 Mil-
lionen.
Sie theilen sich in verschiedene Bekenntnisse, a. Römisch-
katholische 140^2 Millionen. — d. Evangelische 64 Millio-
nen; darunter sind: Lutherische, Rcfvrmirte, Anglicancr oder
Episcopalen, Presbyterianer oder Puritaner, Independenten, Ar-
minianer oder Rcmonstranten, Unitarier und Socinianer, Me-
thodisten, Waldenser, Hußiten, Mcnnvniten, Quäker, Herrn-
huter :c. — c. Griechisch - katholischc 57 Millionen ; Unirte
und nicht Unirte, Rvskvlniken, Morgenländifche Griechen. —
d. Nestvrianer V2 Million. — e. M v n vphysiten 6 Millio-
nen ; unter diesen: Jacobiten, Kopten, Thomas- und Johannis-
christen ; Maroniten, Armenier.
Iii. Muhamedaner, in mehreren Sekten: Sunniten, We-
chabiten, Schiiten, Jsmaelitcn :c., zusammen^. 120 Millionen.
Iv. In Südasien zerstreut leben Deisten, Zoroastier,
Confntianer n. s. w. etwa 21 Millionen.
B. Vcrehrer mehrerer Götter (Polytheisten, Heiden,
Götzendiener), fast alle nur in den 4 auswärtigen Welttheilen,
484 Millionen.
I. Lamaiten, Verehrer des lebenden Lama, 42 Millionen.
Ii. Braminen, Verehrer des Brama, 117 Millionen.
Iii. Buddhisten, Verehrer des Buddha, 200 Millionen.
Iv. Fetischanbeter, Anbeter körperlicher Dinge, 125 Mil-
lionen; darunter sind: Drusen (nur 150,000); — Gestirn-
anbeter, Sabäer, die Sonne, Mond und Sterne,— Feuer-
anbeter, die Altperser, die das Feuer als ihre Gottheit vereh-
ren. Viele beten, in grobem Aberglauben, Bilder, Figuren,
Pflanzen, selbst Thiere an, als ihre Götzen.
Die Landes- oder Staatsreligion wird die herr-
schende genannt, wenn die meisten Einwohner des Landes ihr
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Europa. Einleitung. 77
1. Die pyrenäische Halbinsel, mit der spanischen und
portugiesischen Nation (Hispania).
2. Das Weftalpen- oder Sevennenland, mit der fran-
zösischen Nation (Gallia).
3. Das Südalpenland oder die Alpenhalbinsel, von
Italienern bewohnt (Italia, Hesperia).
4. Das Nordalpenland oder Mitteleuropa, mit der
deutschen Nation (Germania, Alemannia).
5. Brittische oder Nordseeinseln, mit der brittischen
Nation (Pritania magna).
6. Scandinavien oder das Riölenland, von Schweden
und N orm ä n n e r n bewohnt (8can6ina>ia).
7. Das Nordkarpathenland, von Polen und Letten
bewohnt (Polonia).
8. Das Land der wolaaböhe oder Uralland, von der
russischen Nation und von Finnen bewohnt (Russia).
9. Das Südkarpathenland, von Ungarn und Slavi-
sch eil Stämmen bewohnt (Hungaria, Pannonia).
10. Die Hamuohalbinsel, von Türken und Griechen
bewohnt (Turcia, Graecia).
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Europa. Pyrenaische Halbinsel. 8t.
§. 6. Einwohner. — Die pyrenaische Halbinsel wird von
zwei Volksstämmen bewohnt, welche von den alten Jbcricrn,
Römern, Sucven, Gothen und Mauren abstammen. Jetzt un-
terscheidet man nur Spanier und im Westen Portugiesen,
welche die spanische Sprache (eine Tochtersprache der latei-
nischen) in verschiedenen Dialekten, z. B. dem portugiesi-
schen,— die biskayische und die baskische Sprache an den
Pyrenäen und am kantabrischen Gebirge, sprechen.
Die Spanier sind sehr lebhaft, haben schwarze Angen und
Haare, edlen Stolz, Festigkeit, auch in Sitten und Gebräuchen,
Mäßigkeit, Ernst, Muth und Ansdauer, Aber ihr heisses Blut
reißt sie zum Jähzorn, zur Eifersucht, oft zur Blutgier hin.
Das Clima ist wol Ursache an der Trägheit und Habsucht, die
man ihnen vorwirft.
Die Portugiesen sind als Seeleute thätiger. Aber im
ganzen Lande herrscht viel Unwissenheit, Aberglaube, Unreinlich-
keit und Bettelei.
Die Basken sind ein heiteres, gutmüthiges Völkchen, das
die Freiheit liebt. Auch giebt cs im Lande noch Zigeuner zer-
streut, und 40,000 Abkömmlinge der Mauren in den südlich-
sten Gebirgen.
Sie alle lieben die Musik; Guitarren - und Ci th erspielen
ist allgemein. Der Fandango mit Castagnetten unfc> Segni-
dilta-Tanz mit Gesang, so wie der Fvffatanz im Westen
sind, wie die Sriergefechte, allgemeine Lolksvcrgnügungcn.
Die Weinlese wird als fröhliches Fest aller Stände ohne Un-
terschied betrachtet. Die Wirthshäuser, Posada's oder Ven-
tas, geben nur Obdach.
Die Einwohnerzahl der ganzen Halbinsel beträgt über
18 Millionen, wovon beinahe 4 Millionen auf die Portugiesen
kommen.
§. 7. Eintheilung.— Das Land theilt sich in 8 Haupt-
landesstriche, Stromgebiete und Inseln:
I. Die nördliche Abdachung des kantabrischen Ge-
birges mit dem Gebiete des Min ho (Minius).
Ii. Das Flußgebiet des Duero (Durius, Doria).
Iii. Das Stromgebiet des Tajo oder Tejo (Tagus).
Iv. Das Flußgebiet der Guadiana (Mmh.
V. Das Flußgebiet des Qua da lg ui vir (Baetis).
Vi. Die südöstliche Abdachung des iberischen Gc-
birgszuges.
Vii. Das Stromgebiet des Ebro (Ibenis, Ebura).
Viii- Die balkarischen und pythinsischeu Inseln im
mittelländischen Meere.
F
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Natürliche Geographie.
raste aber hie und da der Gesundheit nachtheilig; der Winter
hingegen ist milde und kurz. Der Nordwestwind Mistral ist oft
sehr verderblich. — In der Mitte des Landes ist das Clima sehr
angenehm, — im Norden aber oft rauh, voll Nebel, und dicke
oder feuchte Luft, wie im nördlichen Deutschland.
§. 5. Produkte. — Frankreich, grvßtenthcils trefflich an-
gebaut und sehr fruchtbar, hat einen großen Reichthum von
Produkten und einige im Uebersiuß, Die wichtigsten sind:
a. Aus dem Thicrrci ch e: Pferde, gering und nur besser
im Norden; Esel und Maulesel im Süden; Rindvieh im Osten
und bedeutende Schafzucht (35 Millionen), Ziegen, Schweine,
wenig Wild, aber Baren, Wolfe, Murmelthiere in den
Alpen, Federvieh in Menge, Seidenwürmer, wenig Bie-
nen, mehr Fluß- als Seefische, Korallen und Austern; letztere
vorzüglich am Kanal.
d. Aus dem Pflanzenrciche '5 Getraide aller Art hin-
reichend; Wein überflüssig und vorzügliche Gattungen, z. B.
Bordeaux, Muscat de Lünel, Frontignan, Rivesaltes, Hermitage,
Burgunder, Champagner, Mcdoc, Pontac rc.; die gewöhnlichen
Weine heißen Franzweine-; Rosinen, Südfrüchte und Oliven
(daher das Prvvenzeröl) im Süden; vorzügliche Gemüse und
Gartengewächse, Obst treffliche Sorten und in großer Menge;
Kastanien, Korkbäume, Süßholz, Blumenzucht im Süden;
Nußbäume, große Buchsbäume; Holz aber mangelt an vielen
Orten; Krapp, Safran, Taback, Kapern :c.
. c. Aus dem Mineralreiche: Viel Eisen, etwas Kup-
fer und Blei, wenig Silber und Gold, Alaun, Salpeter, viel
Steinkohlen, Torf, Erd- und-Stcinartcn (besonders Sma-
ragden, Jaspis und Feuersteine); See salz aus Salzteichen
an den -Küsten und Quellsalz im Ueberfluß. Auch an 600
Mineralquellen und Bäder.
§. 6. Einwohner. — Die alten Einwohner dieses Landes
waren die Gallier, zum celtischen Volksstamme gehörig, unter
welchen sich in der Folge viele Römer, und später auch viele
Germanen, z. B. Franken, Gothen, Burgunder und Normän-
ner angesiedelt haben. Aus dieser, im Laufe der Zeit erfolgten
Vermischung entstand die französische Nation.
Die französische Sprache hat sich nach und nach aus den
früheren Sprachen der verschiedenen Volksstämme gebildet, wird
aber, weil das Römische darin vorherrscht, als Tochter spräche
des Lateinischen angesehen, und hat verschiedene Dialekte,
z. B. den g a s c o g n i sch c n und p r o v e n z a l i sch e n (das Pa-
tois) rc. Im Nordwesten wird die kymerische Sprache, welche
von den alten Celten abstammt, und au den Westpyrenäen, wie
in Spanien, die baskische Sprache gesprochen, welche von den
alten Jberiern herrührt.
Die meisten Franzosen sind lebhafter und beweglicher, als
alle Nationen Enropa's, rasch in ihren Handlungen, munter,
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Natürliche Geographie.
§• 6. Einwohner. — Die Bewohner dieser Inseln stam-
men von den alten Celten und Caledoniern ab, aus welchen sich
im Laufe der Zeit durch Vermischung mit den Römern, Nor-
männern und Angelsachsen, die jetzige brittische Nation gebil-
det hat.
Die englische Sprache ist eine Tochtersprache der germa-
nischen, und mit vielen lateinischen und altbrittischcn Wörtern
vermischt. Die Walliser, welche sich fast unvermischt, wie die
Hochschvtten und Irländer, erhielten, haben noch die altkym-
rische Sprache; die Hochschotten sprechen erfisch (Gaelik),
und das Irische hat damit viel Aehnliches.
Die Britten sind freiheitsliebend, tapfer und stolz, ernst,
großmüthig, freigebig, aber kalt, parteisüchtig und ungesellig.
Die Schotten sind kühn, stolz, gastfrei und freundlicher, aber
nicht so arbeitsam wie die Britten. Bei den Hoch schotten
haben sich die Gesänge des Barden Ossi'an, Tracht, Gebräuche
und zum Theil auch die alten Waffen erhalten. Die Irlän-
der, durch Armuth und lange durch Fanatismus gedrückt, sind
zwar lebhaft und muthig, aber sie leben in einem Zustande der
Erschlaffung, durch Trunk und leidenschaftliches Spiel vermehrt.
Zu den Nationalspielen gehören: die Wetten; das
Boren oder der Faustkampf; das Wettrennen mit einer ei-
genen Raee von Pferden und in Böten; die Hahnen kämpfe.
Der Gol)', ein Ballspiel der Schotten, und die Dudelsack-
pfeife der Hochschvtten. Bei den Iren das Tanzen.
Einwohnerzahl auf den beiden größer« und sämmtlich
dazu gehörigen kleinern Inseln: 24,000,000.
§.7. Eintheilung. — I. England, Ii. Schottland,
Iii. Irland, mit den zu jedem Theil gehörigen Inseln.
I. England (Anglia, Albion).
England, durch das Chevivtgebirge von Schottland nach
Naturgrenzcn geschieden, enthält über 13,900,000 Einwohner.
Flüsse, welche alle nur Küstensiüsse sind: — 1. die Themse
(Tamesis), entspringt südöstlich von Gloucester unter dem Na-
men Isis, heißt von Oxford au Thames und geht östlich von
London in dje Nordsee; — 2. die östliche Ouse, Mündung
Meerbusen Wash; — 3. der Humber (Umber) entsteht aus
dem Trent und der nördlichen Ousc; — 4. der Tees; —
5. die T y n e. Die Quellen aller dieser Flüsse liegen in der östlichen
Abdachung des Peakgebirges, von welcher sie der Nordsee zu-
strömen.
In dem Gebirge von Wales und in der westlichen Abda-
chung des Peaks entspringen die Quellen — 6. der Sa verne
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Natürliche Geographie.
fncr Getraide und Obst. Der kalte Landstrich, vom 57 — 58°,
bat rauhes, kaltes Clima, 6—7 Monate festen Schnee, die Flüsse
mit Eis bedeckt, und kurze, aber oft heisse Sommer. In Ab-
stufungen weiter gegen N. hinauf nimmt die Kälte so zu, daß
fast aller Wachsthum verschwindet und die Flüsse nur auf sehr
kurze Zeit vom Eise befreit werden. Bei Kola dauern die läng-
sten Tage und Nächte 2 Monate lang. — Die gefährliche Luft-
seuche Jassia im S. und heftige Wirbelwinde sind häusig.
§.5. Produkte. — 3. Thierreich: bedeutende Rindvieh-
zucht, auch Auerochsen, besonders im Südwesten treffliche Pfer-
de, auch wilde im S. und im mittleren Landstrich; Kameelc im
S. Schafzuckt vorzüglich in der Krimm; Elennthicre im
W., Rennthicre nur im N. Wölfe, Bären, Luchse.
Schwarze Fückse, Zobel, Hermeline, Vielfraße; Schnec-
und Eisvögel, Wallfische, Seehunde, Wallrosse 3c. im N. — See-
und Flußfische, Bienen und Seidenwürmevz
b. Pflanzenreich: viel Getraide, Flachs, Hanf, Ta-
back, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Holz im Ueberffuß. Im S.
Oliven, Granaten, Mandeln, Feigen, Wein, Hopfen, Safran
und treffliches Obst.
c. Mineralreich; viel Gold in der östlichen Abdachung
des Urals, wenig Silber, etwas Platina, Eisen, Kupfer,
Blei; Quecksilber, kostbare Steinarten, Malagit, Magnet,
Asbest, Ma r i e n g l a s, Bergöl. Stein- und Q ue l lsa lz,
Salzseen. Viele Mineralquellen und Bäder.
§. 6. Einwohner.— Die R u fse n (Reußen) stammen wahr-
scheinlich von dem slavischen Volksstamme ab, der in uralten
Zeiten im N. der Donau wohnte. Seit 900 Jahren sind sie be-
kannt. Die russische Sprache ist slavischen Ursprungs, in
verschiedenen Dialekten, mit griechischen, tatarischen und deutschen
Wörtern vermischt.
Die Einwohner haben eine harte, kräftige Natur, eine
kaum glaubliche Fühllosigkeit beim Schmerz. Tapferkeit, Aus-
dauer, Höflichkeit, Gastfreundschaft und bis znm Aberglauben
gehende Religiosität; Jähzorn, Rohheit, Liebe zum Trunk und
einfache Lebensart finden sich beim gemeinen Volke. Die höhern
Stände haben seine Bildung und lieben Glanz und Aufwand.
Es giebt über 60 Völkerschaften in Rußland. Die Ko»
sacken, fröhlich, gutmüthig und gewandt im Kriege. Polen
im Südosten, Letten im W., Finnen, wozu die Esthen,
Lappen und Samojeden gerechnet werden. Morduinen,
Tscheremissen, Wv ti ä cken, Wogulen, Pcrm ier, T cp-
tären re. Tataren, Baschkiren, Kirgisen. Am Cauca-
sus Tscherkassen, Kabardiner rc. Daher wird in verschie-
denen Gegenden finnisch, lettisch, tatarisch — und in den
westlichen Städten sehr reines deutsch gesprochen. Die Volks-
zahl beträgt gegen 50,000,000 griechische und andere Christen —
im S. auch Muhamedaner, im N. noch Heiden.
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l4l
Europa« Nordalpeuland.
(bet Gripsholm), etwas Seidenbau, viel Wildprett in den süd-
lichen Theilen. Im R. Ren nt hieve, Elennthiere, Bären,
Wolfe, Hermeline, Lemminge; wildes Geflügel, z. B. Gänse,
C'idervögel. See- und Flußfische im Ueberfluß; Wallfische,
H eringe, Strv m linge; Robben, Seehunde, Hummern, Krab-
den, Austern, Pcrlenmuscheln.
d. Ans dem Pflanzenreiche: in den südlichen Theilen,
Getraide, nicht hinreichend, etwas Flachs, Hanf, Obst, Taback,
Kartoffeln, Hopfen nicht hinlänglich, Hülsenfrüchte; im N.
mischt man Wurzeln, die innere Rinde von Kiefern, Knochen,
Fische und Mvvsarten unter das Brod. Viele eßbare Bee-
ren und Moose, Rennthiermoos. Schiffbau- und
Brennholz überall in großem Ueberfluß.
c. Aus dem Mineralreiche: wenig Gold, etwas Silber,
viel Kupfer, eine Menge treffliches Eisen, etwas Blei,
Asbest, Marienglas, schone Steinarten, Salz nicht hinreichend;
und über 4000 Mineralquellen.
§.6. Einwohner.— Die Schweden und Normänner
sind grvßtentheils von gothisch-germanischer Abkunft. Sie sind
tapfer, arbeitsam, mäßig, gastfrei, gesellig. Religiosität, Recht-
lichkeit, Vaterlandsliebe, Nationalstolz und einfache Sitten sind
ihnen eigen. Sie haben meist blaue Augen und blonde Haare.
Die scandinavische Sprache ist eine Tochtersprache der
germanischen, in zwei Dialekten, dem schwedischen und nor-
wegischen.
Die Lappen (d. i. Zauberer) im N., die sich Same nen-
nen, und in Rennthier-, Berg- itnd Fischerlappen eingeteilt
werden, sind von kleiner Statur, breitem, plattem Gesichte, klei-
nen (durch den Schneeglanz geschwächten) Augen, und von gelb-
brauner Farbe. Unter chnen herrscht viel Aberglaube, z. B.
Wahrsagerei, und es giebt noch Heiden unter denselben. Be-
schränkte Geistesfähigkeit, Friedfertigkeit, Anhänglichkeit an ihre
Heimath und Unreinlichkeit findet sich bei ihnen. Ihre Kleidung,
Wohnung (Koje genannt), Nahrung und Gebräuche haben viel
Eigenes. Sie ziehen nomadisch mit ihren Rennthieren umher,
lieben den Taback leidenschaftlich und sind dem Trünke ergeben.
Ihre Sprache ist ein finnischer Dialekt, in verschiedener Aus-
sprache. Sie haben eine Art Hieroglyphen auf Runenstäben.
Einwohnerzahl der ganzen Halbinsel (ohne Island,
Färoeriuseln und Spitzbergen) über 4,000,000. Die Zahl der
Lappen ist etwa 11,000, worunter viele Christen sind.
§• 7. Eintheilung. — Man theilt Scandinavien in
vier Haupttheile, nämlich:
I. Schweden (schwedisch Swerige, auch Swea - Ricke).
Ii. Norwegen (dänisch Norge, schwedisch Norrige).
Ui. Die Insel Island und die Fvroerinseln.
Iv. Die Insel Spitzbergen.
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Natürliche Geographie.
flügel; Fischottern, Hausen, in der Donau, und andere Fi-
sche, große Heuschrecken, Seidenraupen, Bienen :c.
b. P f l a n z e n r e i ch: G e t r a i d e, Mais und köstliche Weine
im Ueberfluß, Reis, große Melonen; Obst, Kastanien, Hop-
sen, Taback, Waid, Safran rc., Holz in den Gebirgen und im
12 Meileu langen und 2—5 Meilen breiten Bakvnyerwalde,
in stachen Gegenden Holzmanget.
c. Mineralreich: fast alle Arten edler Steine, Gold
in Bergen und Goldsand, Silber, Kupfer, Eisen, Queck-
silber, Steinkohlen, Schwefel, Vitriol, Theer und Bergöl,
Salpeter, Stein- und Quellsalz. Mineralquellen und warme
Bäder.
§. 6. Einwohner. — In den älteren Zeiten hieß das Land
Pannonien. Die jetzigen Hungarn stammen von den Ma-
gyaren (spr. Madjaren) oder Ugern ab, welche sich nach der
Völkerwanderung dort ansiedelten, und nach und nach kamen
auch slavische Stämme hinzu. Sie sind sehr lebhaft, tapfer, groß-
müthig und stolz auf ihre Nation, aber auch aufbrausend und
eitel. Ihre Sprache ist mit der finnischen verwandt und mit
tatarischen Wörtern vermischt. Sie haben ihre eigene National-
tracht, und ihr Lieblingsvergnügen ist Reiten und Tanzen.
Die slavischen Völkerschaften, wozu diecroaten, Rai-
zeu, Szekler, Schlawacken rc. gehören, sind muthig und
tapfer, aber unreinlich und dem Trünke ergeben. Sie sprechen
mehrere Dialekte der slavischen Sprache. An der Save und
Drave sind viele Deutsche, und in Siebenbürgen ein deutscher
Stamm, Sachsen genannt. An der Save und in Servier:
wohnen die Servier, in Bosnien die Bosniaken und Tür-
ken im S., auch viele Armenier, zerstreut unter den Uebri-
gen Rußuiaken und (50,000) Zigeuner.
Die Anzahl aller einzelnen Völkerschaften beträgt nach den
oben angegebenen Naturgrenzen 14 Millionen Einwohner.
*
§. 7. Eintheilung. — Dieses große, überall von Gebirgs-
zügen begrenzte Nordkarpathenland wird eingetheilt:
I. Zn die Flußgebiete des linken Ufers der Donau,
der Waag, Grau und Theiß; und
Ii. in die auf dem rechten Ufer der Donau liegenden
Gebiete der Raab, Save, Drave, Servien und Bosnien, mit
der Küste des adriatischen Meeres.
Städte in den Flußgebieten des linken Ufers der Donau:
presburg, am l. U. der Donau, 25,000 Einw.
Comorn, auf einer Donauinsel nahe am Einfluß der Waag, 14,000 E.
Gchemnitz, etwas östlich von der Gran, 13,000 Einw.
pesth, am l. U. der Donau, 63,000 Einw.
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Afrika. Nördlicher Theil.
b. Aus dem Pflanzenreiche: Getraide im N., Reis, Wein
(auf den westlichen Inseln und am Cap der guten Hoffnung),
Dattel- und Brodfruchtbaume, Palmen, Südfrüchte, Obst, Oli-
ven, Maniok- (Kassave-) Wurzeln, Pfeffer, Safran, Baumwolle,
Bambusrohr, Taback, Kaffee, Zucker, Gummi, Mastix, Tama-
rinden, Ambra, Eben- und Sandelholz :c.
c. Aus dem Mineralreiche: Sehr viel Gold in Bergen
und Flüssen, wenig Silber, Kupfer, Eisen, Blei, Edelsteine,
Quell- und Steppensalz, Salpeter, Natrum, Salmiak, Mineral-
quellen :c.
§. 6. Einwohner. — Die Ureinwohner sind Neger,
Berbern, Kopten, Gallas, Kaffern und Hottentot-
ten; die, welche eingewandert sind und sich dort angesiedelt ha-
den, Araber, Habessiuier, Nubier, Türken und Eu-
ropäer. Die Einwohner im N. haben weiße Hautfarbe, in
der Mitte sind sie schwarz und im S. brauugelb.
Eine große Menge von Sprachen und Dialekten wer-
den in diesem Welttheile gesprochen, aber man hat über die Zahl
derselben nur ungewisse Vermuthungen. Die arabische Sprache
ist im nördlichsten Theile am weitesten, und im südlichen Theile
vielerlei Negerspracheu verbreitet. — Die Einwohner-
zahl wird auf 100 —120 Millionen geschätzt.
§. 7. Eintdeilung. — Man theilt Afrika schicklich in den
nördlichen und südlichen Theil.
I. Der nördliche Theil enthält: das Stromgebiet des
Nils, die Nordküste, die große Wüste (Sahara) mit 9c i-
gritien und Senegambien.
Ii. Der südliche Theil enthält: die Küste des äthiopi-
schen Meeres (Guinea), die Südküste idas Cap land),
die Ostküste nebst ihren Inseln und Hochasrika.
1 Der nördliche Theil.
,
I. Das Stromgebiet des Nils (Nikis).
Die Quellen des Nils sind noch nicht genau erforscht.
Seine Hauptquellen sind wahrscheinlich in den habessinischen
Alpen, deren höchster Gipfel, Am das Geshen, 14,000 Fuß
hoch ist. Hier erhält er eine Menge Nebenflüsse, welche in den
zahlreichen 6 — 9000 Fuß hohen Plateaus des habessinischen Al-
penlandes entspringen, und sich allmählig durch die auhabesch
grenzenden Stufenländer mit dem Hauptfluß vereinigen. Er
nimmt den Abi ad, Azreck und Takaze auf, welche letztere
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