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4. Zwischen Sumpf und Sand.
1. Gott grüß' dich, märkische Heide
in hellem Sonnenglanz,
in grün und grauem Kleide
und dunkler Kiefern Kranz!
2. Wie wogt's von edeln Düften,
von Harz und Heidekraut!
Und drüber in den Lüften,
wie wirbelt's da so laut!
3. Die blauen Glöckchen läuten,
in Waffen steht der Dorn;
die Bienenschwärme beuten
in Schwad' und Heidekorn.
4. Es summt und surrt geschäftig —
heimlich Wallen und Wehn —
die Sonne spiegelt sich prächtig
in tiefen, blauen Seen.
5. Im Sande halb begraben
der hohlen Weide Stumpf;
die Linde steht erhaben,
die Erle still im Sumpf.
6. Die Sagen werden lebendig,
die grauen Zeiten jung;
die Heide, sie ist beständig
und hat Erinnerung.
7. Die Kiefer senkt am Bruche
den Wipfel wie im Schlaf,
als träumt' sie von dem Fluche,
der einst die Wenden traf.
8. Hier an der Hügelwange,
da riefen: Weidmanns Heil!
schon Markgraf Hans der Lange
und Otto mit dem Pfeil;
1*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
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den Trümmern grub es Liefe, noch heute sichtbare Furchen in den
felsigen Untergrund seines Bettes, wo dieser hart genug war,
um der gänzlichen Zermalmung zu widerstehen. So finden wir
die Oberfläche des Rüdersdorfer Kalkfelsens, da, wo man die
darüberliegenden Sandschichten abgetragen hat, von solchen
Schrammen aus der Eiszeit bedeckt. Es ist klar, daß die so ent-
standenen Grundmoränen neben dem feingemahlenen Schutt
eine große Menge der verschiedensten Gesteinsblöcke, sogenannte
Geschiebe, enthalten. Granite mit körnigem Kristallgefüge, knollige
Feuersteine und Sandsteingerölle wechseln mit Kalksteinen, die
reich an Versteinerungen sind.
/Mir würden ein falsches Bild von der Eiszeit gewinnen,
wenn wir uns vorstellen wollten, daß die nordischen Eismassen
ununterbrochen während dieser ganzen Zeit über der Mark ge-
legen hätten, um zum Schlüsse langsam abzutauen und sich in
die skandinavischen Gebirge zurückzuziehen. Vielmehr hat die
Kälte der Eiszeit mehrmals nachgelassen; die Gletscher haben
sich dann unter der Wirkung der Wärme zurückgezogen, und auf
dem befreiten Erdboden hat zeitweilig ein Tier- und Pflanzenleben
wieder aufblühen können, bis wieder eine Zunahme der Kälte
eintrat und eine neue Vereisung das Land begrub. Wir können
für unsere Mark drei Vereisungen unterscheiden, zwischen deren
Ablagerungen wir Schichten mit Tier- und Pflanzenresten finden
als Zeichen, daß eine wärmere Witterung hier zeitweilig das
Eis verdrängt und organisches Leben geweckt hatte. Die Tierwelt
des Eiszeitalters wich erheblich von der heute lebenden ab. Mammut,
wollhaariges Nashorn und Riesenhirsch sind ausgestorben, und
nur aus gut erhaltenen Gerippen, die hauptsächlich in irlän-
dischen Mooren gefunden worden sind, können wir uns ein Bild
von ihrer Größe und Gestalt machen.
Die Eismasse der letzten Vereisung scheint an den Höhen
des Fläming Halt gemacht zu haben. Damals rannen die Schmelz-
wasser hinab in das Tal, in dem heute die Elbe fließt, und strömten
nach Nordwesten ab, der Nordsee zu. Dann aber begann die Kälte
langsam, aber endgültig zu weichen; die Strahlen der Sonne
tauten kräftiger als zuvor das starre Eis aus; mehr und mehr schmolz
es zusammen, und sein Rand rückte immer weiter nach Norden.
Die Schmelzwässer stürzten südwärts. Aber der Fläming hielt
sie auf, und an seinem Fuße flössen sie nach Nordwesten ab. Noch
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
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heute können wir das Tal erkennen, das sie damals ausgruben.
Von Glogau in Schlesien verläuft dies sogenannte Glogau-
Baruther Haupttal über Kottbus, berührt bei Baruth und Lucken-
walde die Grenze des Teltower Kreises, um über Genthin in das
Tal der heutigen Elbe überzugehen. Vom Eisrand flössen die
Ströme des geschmolzenen Wassers jenem Tale zu und gruben
dabei in dieser Richtung Rinnen in den Untergrund, die sie niit
Sand zum Teil wieder ausfüllten. Von den zahlreichen Rinnen
dieser Art, die später in Seenketten oder Moorstreifen umgewandelt
wurden, seien hier nur zwei angeführt: die Rinne der Grunewald-
seen und die Talmulde der Büke, in der jetzt der Teltowkanal
gebaut ist. Beide verdanken ihre Entstehung der Gewalt des
südwärts strömenden Eiswassers. Als das Eis sich bis nördlich
des Spreetales zurückgezogen hatte, scheint ein zeitweiliger
Stillstand eingetreten zu sein. Der Nachschub des Eises von Norden
hielt eine Zeitlang gleichen Schritt mit dem Abtauen im Süden,
so daß der Rand des Eises weder nach Norden zurück-, noch nach
Süden vorrückte. Die gewaltige Eisdecke drückte die wenig festen
Erdmassen unter sich nieder, während die nun vom Eise freien
Gebiete des Teltow durch diesen Druck emporgepreßt wurden,
und so bildete sich eine schwache Einsenkung des Bodens dicht am
Rande des Eises. Die Schmelzwüsser konnten nach Süden nicht
mehr durchbrechen, sondern mußten jener Einsenkung folgend
nordwestlich fließen. Dabei gruben sie ein tiefes Tal längs des
Eisrandes aus, das sie nur teilweise später mit ihren Sauden
wieder ausfüllten, und in dem die Spree jetzt von Fürstenwalde
bis Spandau fließt.
Wenn wir auf dem Kreuzberg stehen und nach Norden
schauen, dann blicken wir vom Südrande dieses Tales über das
in der Tiefe liegende Berlin fort und sehen deutlich, wie jenseits
der Stadt das Land sich bei Pankow und Weißensee wieder hebt
zur Hochfläche des Barnim.
Auf den ersten Blick sieht man, daß dieses Riesental nicht
von den Wässern der verhältnismäßig so kleinen Spree aus-
gewaschen sein kann; aber wie es entstehen konnte, werden wir
eher begreifen, wenn wir bedenken, welche Wassermassen hier
einst entlang flössen. Nicht nur die Schmelzwässer des Eises,
das damals noch den Norden der Mark bedeckte, strömten hier
zum heutigen Tal der unteren Elbe, sondern auch die Wasser
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Und wenn er wieder stumm und lässig zieht
durch ihren Sand, — er fühlt sich stark und froh
und glücklich wie am Mutterherzen wieder
bei seinen Kiefern, seinem Heidekraut.
Fritz Löwe.
8. Auf märkischer Heide.
Kein guter Mann reitet gern durch eine Heide, wem: der
Abend anbricht und Schneewolken am Himmel stehen. Das
ist noch jetzt so, wo vieles besser ist als ehedem. Denn an den
Kreuzwegen stehen Pfähle, mit hölzernen Armen dran, die weisen
rechts und links, oft auch vorwärts und zurück. Und kann man's
auch nicht mehr lesen, was dran steht, man kann sich's doch denken.
Aber in alten Zeiten waren die Heiden anders. Da konnte man
meilenlang reiten und sah keinen Pfahl, der den Weg wies, und
keinen Menschen, und die Wege schnitten sich im Sande nicht
anders, als wie die Karren gefahren waren und die Rosse ihre
Hufe im Boden gelassen hatten. Es suchte jeder sich seinen Weg,
der ihm gefiel, — und kein Dorf und kein Haus und keine Heide-
wärterhütte waren zu sehen; kein Rauch wirbelte auf, und kein
Hund schlug an. Das war eine Einsamkeit, die kein Menschenherz
liebt. Da gab's keine Quellen und Felsen, und der Sturm knarrte
und stöhnte und ächzte und heulte. Dazumal waren die Heiden
lang und öde und unfreundlich, wo die Marken an die Lausitz
stießen. Kaum benarbt mit dürrem Heidekraut war auf lange Strek-
ken der unfruchtbare Boden, und die Kiefern starrten traurig in
die Wolken.
Schon zu Mitsommers Zeiten, wenn der Himmel klar ist
und die Mittagssonne niederbrennt auf die Kiefern und Heide-
felder, ist die Einsamkeit dort auch heute noch gar schaurig, wenn
sich kein Lüftchen regt und die Kiefern Harzdüfte ausschwitzen,
die die Sinne befangen, und die Wespen und Bienen um die vio-
letten Heideblüten summen. Und ringsum kein Ton als der des
Spechtes, der gegen die Stämme hämmert, und dein eigener
Fußtritt, lieber Wandersmann, der auf den glatten Kiefern-
nadeln glitscht, und der Sand ist so heiß, und du kommst nicht
weiter. Dann wird dir recht bange in der märkischen Heide, und
du horchst, wenn ein Lüftchen geht und die Kiefernwipfel wiegt,
wenn die ausgedörrten roten Stämme knarren und ein Eich-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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4. Und tief drinnen im Forst
unter den Buchenhallen,
durch den Eichenhorst
welch ein einsames Wallen!
5. Lieblicher Bögel Sang
und, uns umschmeichelnd die Sinne,
Maiglöckchen, wegesentlang
duftend wie heimliche Minne.
6. Über Wiesen und Moor
schweifende Blicke ins Weite,
und im schwankenden Rohr
Rohrdommel uns zur Seite.
7. Land, wer dich schönheitsarm schilt,
wo die Natur kargt im Geize,
dem enthüllt oft ein Bild
deine heimlichen Reize.
8. Flammt in des Abendrots Glut
Kiefer im rötlichen Kleide,
seltsamer Zauber dann ruht
über der märkischen Heide.
Anna Plothow.
10. Das brandenburgische Dorf.
Die Mark Brandenburg ist mehr oder minder erst im 12.
und 13. Jahrhundert mit Dörfern besetzt worden. Die Fürsten
riesen Ansiedler aus dem Westen, hauptsächlich Flamen, ins Land,
die sich dorfweise niederließen. Persönliche Freiheit, Vererblich-
keit und Veräußerlichkeit des Bauerngutes waren ihnen gewähr-
leistet. Auch die ritterlichen Geschlechter, die slawische Dörfer
oder Ansiedelungen auf Ödland erhielten, stellten dieselben Frei-
briefe aus. Vom Anfang des 16. Jahrhunderts indessen ver-
loren die Bauern ihre unmittelbaren Beziehungen zu den Landes-
herren dadurch, daß diese die landesherrlichen Rechte immer
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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weiter an die Ritterschaften veräußerten, die ihrerseits die Bauern
durch Fronen bedrückten, sie unter Umständen durch Auskauf
verdrängten und schließlich die übriggebliebenen durch Verbot
des Fortziehens, durch Heiratszwang und den Dienstzwang der
Kinder immer mehr der Leibeigenschaft entgegentrieben. Das
Land verödete mehr und mehr. Die Bauerndörfer verschwanden
zum Teil in den vielen Kriegen, zum Teil durch Auskauf; die
Rittergüter nahmen an Zahl und Größe zu. Für die alte Mark
Brandenburg liegen Berechnungen vor, welche die Verschiebung
des Besitzes veranschaulichen. Während um 1300 die Ritter-
güter der Altmark im Durchschnitt 3% Hufen besaßen, waren sie
1337 in der Uckermark auf 6^, in der Mittelmark 1375 auf 71fi
und 1337 schon in der Neumark auf durchschnittlich 8^ Hufe
gestiegen. Daraus ergibt sich die verheerende Wirkung dieses
Jahrhunderts, zugleich aber auch die zunehmende Größe der
Güter im Osten. Das mußte auf den Charakter der ehemals
großen Bauerndörfer erheblich einwirken.
Brandenburg ist zumeist mit deutschen Dörfern besetzt. Es
sind, abgesehen von wenigen Rundlingen, Straßendörfer.
In der Mitte des Angers steht die granitne oder back-
steinerne Dorfkirche, deren breiter, sattelgedeckter Turm bisweilen
zur Verteidigung eingerichtet ist; in der Runde liegen Gehöfte,
die ursprünglich wohl das alte Sachsenhaus enthielten. Heute
ist es auf den Westen der Altmark und den Norden der Priegnitz
beschränkt; aber noch läßt sich sein altes Verbreitungsgebiet durch
die ganze Mittelmark bis Pommern umgrenzen. Es ist auf-
fallend, daß noch heute viele dieser Sachsendörfer, wenn man sie
so nennen darf, große Bauerndörfer sind im Gegensatz zu den
vielen gutsherrlichen, die in der Regel das Sachsenhaus durch
ein Langhaus ersetzt oder es in seiner Grundlage verändert haben.
Allerdings haben auch die Gutsherren, die häufig mitten in Bauern-
dörfern sitzen — bisweilen mehrere Familien zugleich •— dem
Dorfe wie dem Gutshofe ein architektonisches Element beigesteuert,
das zu dem schönen Bilde mancher Siedelung erheblich beiträgt.
Unser ostniederdeutscher Adel ist früher nicht in der Lage ge-
wesen, und wenn er es gewesen wäre, hätte er wenig Neigung
verspürt, inmitten seines Gutshofes große Paläste zu errichten.
Nein, im Gegenteil! Er lehnte sich bei seinen Bauten unmittel-
bar an die Umgebung an, errichtete Scheuern und Ställe wie seine
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Bauern, ein wenig größer, wie es sich für den gesteigerten Wirt-
schaftsbetrieb nötig machte, ein wenig massiver vielleicht, und
dann setzte er sein etwas geräumigeres ein- bis zweistöckiges
Wohnhaus mitten hinein. Gewöhnlich schloß sich nach ein
Park an.
Eine durchaus konservative Stimmung lagerte über dem
Gutshofe wie über dem Dorfe, die ihm glücklicherweise auch
heute noch geblieben ist. Ob das Holz von dem Fachwerk und dem
Ziegel abgelöst ist, stets bleibt das Haus ein schlichtes Bauwerk,
das Dorf ein echtes Tieflanddorf mit Anger und Teich, in den
alte Weiden, Linden oder Kastanien hinunterschatten, den freund-
lichen, von Holzgattern •— stellenweise von Granitfindlingen —
abgeschlossenen Vorgärten und den strohgedeckten Häusern. Alles
ist breit angelegt, auseinandergezogen, alles unter Baumkronen
versteckt. Die alte Dingstätte hat sich an manchen Orten erhalten,
meistens unter der uralter: Linde, in deren Gezweig wundersame
Märchen und Sagen flüstern. So manche Friedenstat ist unter
ihren Zweigen beschlossen, aber auch manche Untat gesühnt worden.
Denn nicht nur das Feldgericht hielt hier seine Sitzungen ab,
um die gemeinsamen Dorsangelegenheiten wie Bau und Ver-
änderung von Wegen, Triften, Gehegen, Brücken und Gräben,
Verkäufe, Bestallungen u. a. zu ordnen, sondern oft auch sah der
Baum das Urteil an Missetätern oder an solchen, die man dafür
hielt, vollstrecken. Und treten wir auf den Kirchhof, der die in
märkischen Dörfern selten fehlende Kirche umgibt und nach dem
Anger durch eine Mauer abgeschlossen ist, dann erzählt uns auch
der durch den jahrhundertelangen Gebrauch erhöhte Boden
nicht nur vom Vergehen der Geschlechter, sondern auch von Frie-
denstaten, die sich auf seinem Rasen ereigneten, namentlich
von den gemütlichen Morgensprachen am Schlüsse des Gottes-
dienstes.
In den ehemals wendischen Gebieten, d. h. im Südosten
Brandenburgs, sind die Dorfhäuser noch heute im Blockbau,
jener urtümlichen, einst allgemein angewandten Bauart Nord-
osteuropas errichtet, die nicht selten sich auch auf die Kirche erstreckt.
Aber auch solche Hütten, von denen der Schweizer Servetius um
1550 sagte, daß die Landbauern der Mark in ihren aus Lehm und
Holz erbauten, kaum aus der Erde hervorguckenden, mit Stroh
bedeckten einzelnen und zerstreuten Hütten wohnen, sind längst
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Hügeln, bald unten tief im Grunde. Es sind ganz niedere, rosa
oder himmelblau gestrichene Häuschen. Eine Art Märchenstimmung
liegt über den meist bemoosten Strohdächern, über ihren wind-
schiefen Fenstern zwischen den efeubesponnenen Wänden und
den rosenüberwucherten Heckenzüunen. Sie bilden das Ent-
zücken aller Maler. Dazwischen liegt die kleine, altertümliche
Kirche, die so eng angefüllt mit Gestühl ist, daß nicht einmal
ein Taufbecken Platz findet. Der lebensgroße hölzerne Engel,
der es trägt, schwebt an der Decke und wird bei Bedarf herab-
gelassen.
Wunderschön sitzt sich's im hochgelegenen Wirtsgarten mit
dem Blick über die breite Fläche des Sees. Er kann sehr wild und
düster sein, der Schwielow. Heut aber glänzt er ttn milden Sonnen-
licht im tiefen, reinen Blau. So klar ist die Luft, daß man weit
draußen am jenseitigen Havelufer die einzelnen Häuser der Villen-
kolonie Franzensberg über Baumgartenbrück zählen kann. Links
nach Petzow zu zieht sich das bewaldete Seeufer in sanft geschwun-
genen Linien hin. Zur Rechten ragen hinter den fernen Häusern
von Caputh die kahlen Krähenberge auf. Dahinter bis nach
Potsdam meilenweite Wälder. Im Vordergrund links grüßen
vom Waldrand am Seeufer einige Villen herüber. Das Haupt-
gebäude mit einem vierkantigen, in der Mitte spitz zulaufenden
Dache, von ein paar riesigen Pappeln flankiert, gibt mit dem
tiefblauen Wasser davor ein ganz südliches Bild.
Ein Wanderer darf nicht lange rasten. Über Wiesenmatten,
die noch im herrlichsten Grün prangen, geht es auf hölzerner Brücke
zu dem Vorwerk Neue Scheune, das wie träumend unter den mäch-
tigen Waldbäumen liegt. Kein Mensch ist zu sehen, auch in dem
lieblichen Dörfchen Mittelbusch nur ein paar Kinder und ein paar
kläffende Hunde. Alle sind draußen zur Kartoffelernte. Die
Frauen in den grellbunten Kopftüchern mühen sich auf den Feldern,
von denen hier und da der zarte Rauch eines Feuers aufsteigt,
im Schweiße ihres Angesichts. Sie bilden eine lebensvolle Staffage
des prächtigen Lanüschaftsbildes mit den massigen Laubbäumen
und der blitzenden Seefläche im Hintergrund. Der tiefste, farben-
satteste Ton darin ist die Allee von Vogelbeerbäumen, die nach
Petzow führt. Rot sind die Beeren; aber tiefer, gesättigter, glü-
hender brennt das Rot des Laubes. Es sieht aus, als stünde der
ganze Weg in lebender Glut. Das romantische Petzow träumt
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
2. Bon Westen kam ich, und mein Geist umspann
weichmütig rasch entschwundne Jugendtage.
War's eine Träne, die vom Aug' rnir raim,
klang's von dem Mund wie sehnsuchtsbange Klage?...
Bon Westen kam ich, und mein Geist entflog
voran und weit in dunkle Zufluchtsstunden . . .
Wohl hub er niächtig sich, sein Flug war hoch,
und Schlachten sab er, Drang und blut'ge Wunden.
3. Vorbei die Spiele! Durch den Nebelschwall
des grauenden Septembermorgens jagen
des Zuges Räder, und vom dumpfen Schall
stöhnt, dröhnt und saust's im engen Eisenwagen , . .
Zerzauste Wolken, winddurchwühlter Wald
und braune Felsen schießen wirr vorüber.
Dort graut die Havel, und das Wasser schwallt.
Die Brücke, hei! Dumpf braust der Zug hinüber.
4. Die Fenster auf! Dort drüben liegt Berlin!
Dampf wallt empor und Qualm. In schwarzen Schleiern
hängt tief und steif die Wolke drüber hin.
Die bleiche Luft drückt schwer und liegt wie bleiern . . .
Eiri Flammenherd darunter — ein Vulkan,
von Millionen Feuerbränden lodernd . . .
ein Paradies, ein süßes Kanaan —
ein Höllenreich und Schatten bleich vermodernd.
5. Hin donnernd rollt der Zug. Es saust die Luft!
Ein andrer rast dumpfrasselnd risch vorüber.
Fabriken rauchgeschwärzt! Weit durch den Wasserduft
glänzt Flamm' um Flamme, düster, trüb und trüber.
Engbrüst'ge Häuser, Fenster schmal und klein.
Bald braust es dumpf durch dunkle Brückenbogen,
bald blitzt es unter uns wie grauer Wasserschein,
und unter Kähnen wandeln müd' die Wogen.
6. Vorbei, vorüber, und ein geller Pfiff!
Weiß fliegt der Dampf ... ein Knirschen an den Schienen
Die Bremse stöhnt laut unter starkem Griff . . .
Langsamer nun! Es glänzt in cttteu Menen!
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
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Erwartung mitten aus dem brausenden Leben der Stadt hinaus
in die heitere Stille des knospenden Frühlings. Wie ein duftiger
grüner Spitzenschleier breitet sich das junge Buchenlaub über
die Baurnriesen des Tiergartens, hier und da farbig unter-
brochen von dem zarten Birkengeüst und vori dem in der Sonne
hell leuchtenden Rot der Blutbuchen. Uber dem tiefgrünen Rasen,
der aussieht, als gäbe es keinen Staub in der Welt, über den
peinlich sauberen Promenadenwegen und den zierlichen Blumen-
anlagen liegt ein Hauch von Eleganz wie im Kurpark eines Welt-
bades.
Aber der Berliner ist auf ihn nicht allein angewiesen. Es
gibt noch viele Parks, öffentliche und private, bekannte und un-
bekannte, in nächster Nähe der Stadt. Da ist zunächst der Dottische
Park in Lichtenberg. Lichtenberg ist einer von den wenigen
Berliner Vororten, die sich noch ländliche Anmut bewahrt haben.
Hat man den volkreichen Osten und die Gelände des Zentral-
viehhofs hinter sich, so taucht der spitze Turm der alten Dorf-
kirche aus einem Meer von Blütenbäumen auf. Die Dorfstraße
beschatten herrliche alte Linden, und die kleinen, meist schlichten
Landhäuser liegen in großen Gürten. Sie gehören reich gewordenen
Bauern oder Gärtnereibesitzern, einige neue, elegante Villen
Berliner Großschlüchtern, die sich hier mit Vorliebe ansiedeln.
Oben im Dorfe ist der Eingang zum Dottischen Park. Der
jetzige Besitzer hat herrliche Gartenanlagen geschaffen, aber die
wundervollen alten Bäume stammen noch aus der kurfürstlichen
Zeit. Unter ihnen erhebt sich das älteste Denkmal Friedrichs
des Großen, das ihm der damalige Besitzer, Feldmarschall von
Möllen, setzen ließ. Es ist ein Obelisk mit dem Relief des großen
Königs und der Aufschrift: Friedrich dem Einzigen. Wohl mag
er öfters unter diesen Bäumen gewandelt sein, denn das mit
Lichtenberg zusammenhängende Dorf Friedrichsberg war ja seine
eigene Schöpfung.
Reicher aber sind die Überlieferungen, die an Schloß und
Park des benachbarten Friedrichsfelde anknüpfen. Das Dorf
selber hat von seinem ehemaligen Reiz nichts bewahrt als die ur-
alten Linden in der sogenannten Prinzenallee. Die Straßen
zeigen ein Durcheinander von städtischen Mietskasernen und arm-
seligen Tagelöhnerhäuschen. Nur die neue gotische Kirche liegt
anmutig im Grünen. Wenn man aber in die Platanenallee
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich