Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
121
wenn er nicht in, Italien war, durch Urteil und Strafe die
Ordnung herzustellen, wobei er die Großen unter den Frevlern
eben so wenig schonte wie die Kleinen. Die Fürsten mußten ihn:
gehorsam sein. Er hat erhebend und veredelnd auf das deutsche
Volk gewirkt, dessen „schönste Zeit in Sitte, Poesie, Bildung und
fröhlichein Volksleben mit ihm anbricht." Heinrich dem Löwen
gab er zu Sachsen Bayern zurück (Österreich wurde selbständig),
so daß dieser nun der mächtigste deutsche Fürst war und von den
Alpen bis zum Meere herrschte. Anfangs stand er auf der Seite
des Kaisers, ja rettete diesem einmal das Leben. Dazu hat er
die Wenden in Mecklenburg und Pommern unterworfen, deutsche
Kolonisten hingesandt, das Christentum dort verbreitet, München
und Lübeck erbaut. Der Kaiser schützte ihn gegen seine Feinde.
Später wurde Heinrich seinem Kaiser untreu, so daß dieser durch
seine Schuld die Schlacht von Legnano (lenjano) in Italien verlor.
Heinrich kam in die Reichsacht und behielt nur seine Stammgüter
in Braunschweig-Lüneburg (Bayern kam an Otto v. Wittelsbach,
Sachsen teils an Anhalt, teils an Bischöfe). — 2. Friedrich als
römischer Kaiser. Er war einer der gewaltigsten Kaiser. Auf
dem Reichstage in Würzburg erschienen außer den deutschen
Fürsten Gesandte aus fast allen europäischen Ländern, der König
von England erkannte seine Oberherrschaft an. Ein herrliches
Fest hielt er 1184 in Mainz (Fürsten, Bischöfe, Gesandte,
Sänger, 40000 Ritter, Zeltstadt, Tourniere re.) Zn Italien
wollte er seinem Hause eine unabhängige Königsmacht gründen
und machte deshalb sechs Römerzüge (1. Zug: der Kaiser wurde
gekrönt und hielt einen Reichstag ab, 1154; 2. Zug: das empörte
Mailand ward unterworfen und zerstört, es wurden kaiserliche Be-
amte eingesetzt, 1158—62; 3. Zug: der Kaiser, ohne Heer, wich
vor der lombardischen Städteempörung zurück; 4. Zug: Mailand
war wieder erbaut, eine neue Empörung konnte der Kaiser nicht
dämpfen, weil Krankheit sein Heer aufrieb, 1166; 5. Zug: die
Schlacht bei Legnano ging verloren (weshalb?), dann erfolgte die
Aussöhnung zwischen dem Kaiser und dem Papst und den Städten,
welche kleine Republiken unter kaiserlicher Oberhoheit wurden, 1174
bis 77; 6. Zug: der Kaiser zog friedlich nach Italien, um seinen
Sohn, den deutschen König Heinrich, mit Konftanze, der Erbin
von Neapel und Sizilien, zu vermählen, 1184—1186). — Zn
seinem Alter unternahm Friedrich noch einen Kreuzzug („Als
Kaiser Rotbart lobesam" — von Uh land) und verlor im Flusse
Seleph in Kleinasien sein Leben. Er ist das Bild deutscher
Größe geblieben. Lange mochte das Volk nicht an seinen Tod
glauben. Die Sage hat ihn in den Kyffhäuser in Thüringen ver-
setzt, wo er verzaubert schläft, bis er einst erwachen und die
Herrlichkeit des deutschen Reiches von neuem gründen würde.
(„Der alte Barbarossa" von Rücken).
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich
Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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und das Frankenreich. Karls Reich war im S. durch den Ebro
und Garigliano, im N. durch die Eider, im O. durch die Elbe
und Theiß, im W. durch das Meer begrenzt (zeige dies auf der
Karte!) und umfaßte mit Ausnahme der Angelsachsen und Nor-
mannen alle noch vorhandenen Germanen. — 799 hatte Karl
den Papst Leo Iii. geschützt, und dieser krönte ihn 800 zum
Kaiser. (Erzähle dies nach deinem Lesebuche!) Dieses Reich
sollte sein 1. ein römisches, ein Weltreich, die ganze
Christenheit umfassend; 2. ein heiliges, zum Schutze der christ-
lichen Ordnung und des rechten christlichen Glaubens. So stehen
nun gleichsam zwei Pyramiden da. Der Kaiser hat den er-
habensten Thron der Christenheit; er steht an der Spitze aller
Lehensmannen vom König bis zum niedrigsten Vasallen (später
Ritterschaft); der Papst hat das Scepter des Kirchenregiments,
unter ihm stehen alle Geistlichen. Beide Gewalten, Reich und
Kirche, sollten friedlich neben einander leben: das Reich schützt
die Kirche mit dem Schwert gegen alle Feinde, die Kirche dagegen
sorgt für sittliches Leben; der Papst ist in weltlicher Beziehung
des Kaisers Unterthan, dieser empfängt aus seiner Hand die
Weihe. Aber später ringen beide im großartigen Kampfe mit
einander; bald siegend, bald unterliegend erschöpften sie ihre
Kraft. — Karl residierte am liebsten in Aachen, zuweilen auch in
seinen Pfalzen (Burgen). Jeden Frühling und Herbst hielt er
Reichsversammlungen, bestehend aus den geistlichen und
weltlichen Großen; Reichsverordnungen oder Capitularien. Die
alten Herzogthümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die
zu sehr an die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten,
waren aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche
Verwalter, Richter und Heerführer auf. In den Greuzländern
waren Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrasen, auf
Domänen Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten.—
Heerbann; Handel (Rhein-Donaukanal); Kirchengesang (Orgeln);
Klosterschulen; Sorge für deutsche Sprache (Liedersammlung,
Grammatik, deutsche Monatsnamen rc.); Sorge für die Wissen-
schaft (Gelehrte, Bücherabschriften rc.); Stiftung von Bisthümern
(Minden, Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt,
Elze, welches später nach Hildesheim verlegt ist, und Münster),
Sorge für Ansehen und Unterhalt der Geistlichen, aber auch für
Pflichterfüllung rc. Verbesserung des Obst- und Ackerbaus.
Erster Anfang der Jahrmärkte und Ansiedelung von Kaufleuten
in der Nähe der Kirchen.
3. Karl's Persönlichkeit. Was erzählt dein Lesebuch
über folgende Punkte: Seine Größe und Gestalt, seine Kleidung,
seine Lebensweise, seine Hofschule, — Tod, Grab?
Weltkunde. o
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Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
3
3. Nenne die fließenden und stehenden Gewässer deiner Umgebung!
— 2. Wo sind Quellen, Inseln re.? — 3. Wie weit sind die nächsten
Ortschaften von deinem Wohnorte entfernt? — 4. Bestimme nach den
Ortschaften die Größe eurer Quadratmeile! -— 5. Vergleiche die Höhe
der Berge mit der des Kirchturms! — 6. Finden sich in deiner Umge-
bung geschichtlich merkwürdige Orte? — 7. Mach eine Karte deines
Wohnortes mit der nächsten Umgebung!
§. 5. Das Arrrt und der Areis. 1. Mehrere Ge-
meinden machen ein Amt aus, an dessen Spitze ein Amtshaupt-
mann steht. — Nenne die Nachbargemeinden! Zeig die Himmels-
gegenden, nach denen hin sie liegen! — Gieb die Gemeinden unsers
Amtes an! — Größe, Bodenbcschaffenhcit, Gewässer, Zahl der
Bewohner, Verwaltung, Geschichtliches des Amtes. — 2. Nenne
Aemter, die das unsrige begrenzen! Mehrere Aemter sind zu
einem Kreise vereinigt, der von dem Kreishauptmann verwaltet
wird.
1. Mach einen Punkt auf die Tafel und ziehe von diesem aus
gerade Linien nach den Richtungen, in welchen die Dörfer, Flecken rc.
des Kreises liegen! Bestimme die Entfernungen nach Meilen! —
2. Wie bezeichnet man auf der Karte: Berge, Flüsse, Seen, Wege, Eisen-
bahnen, Dörfer, Städte rc.? — 3. Wie groß ist der Quadratinhalt des
Amtes, des Kreises? Wie viel Einwohner kommen auf die Quadrat-
meile? — 4. Gieb von den einzelnen Aemtern an, ob der Boden frucht-
bar oder nicht, ob daselbst Marsch oder Geest, ob Moore, Sünipfe,
Seen rc. vorhanden sind! — 5. Hauptbeschäftigung der Bewohner? —
6. Karte des Kreises!
6. Regierungsbezirk (Landdrostei) und Provinz.
(Siehe die betreffenden §§). 1. Die einzelnen Kreise des Regie-
rungsbezirks (der Landdrostei) nach Namen und Lage. — 2. Boden-
beschaffenheit : hoch und tief, Aecker, Wiesen rc.; Producte. — 3. Ge-
wässer. — 4. Bevölkerung; die wichtigsten Ortschaften. — 5. Ueberall
Vergleichung mit den heimischen Verhältnissen. — 6. Aehnlich die
ganze Provinz.
Ii. Die Erde im allgemeine».
§♦ 7. Der Globus. 1. Die alten Völker dachten sich
die Erde als Scheibe. Sie hat aber die Gestalt einer Kugel und
schwebt frei in dem unermeßlichen Weltenraume. Gründe für die
Kugelgestalt der Erde sind folgende:
a. Wenn man sich in einer weiten Ebene (auf dem Meere) einem
entfernten Gegenstände nähert, so sieht man zuerst die Spitze desselben. —
b. Je höher man steht, desto mehr erweitert sich der Gesichtskreis. (In
einer Ebene sieht man von einen: 30 in. hohen Turme nach allen Seiten
1*
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15
f) Der Teutoburger Wald beginnt au der Quelle der Lippe.
Er heißt in seinen beiden südöstlichen Abschnitten .Egge" und „Lippescher
Wald". Er streicht über 100 km weit in gerader nordwestlicher Richtung
bis Rheine an der Ems. Der Zug ist meist nicht eine einfache Kette,
sondern eine zwei-, oft eine dreifache, indem 2 oder 3 Glieder parallel
nebeneinander herlaufen. Diese sind vielfach wieder durch Ouerriegel
verbunden. Zwischen den Zügen liegen engere oder weitere Talmulden.
In diesen breiten sich teils weite Wiesenflächen, teils ergiebige Ackergelände,
teils auch Moor- und Heidestrecken aus. Das Gebirge ist ein echtes Ketten-
gebirge. Der erste Abschnitt reicht bis zum Paß von Bielefeld und
heißt der Lippesche Wald. Seine höchste Kuppe ist die Graten bürg
(380 m) über Detmold mit dem Hermannsdenkmal. Seltsam ragen
gleich am Ostende des Zuges die Exsternsteine 85 m empor. Das
sind riesige, nackte Felsen, in welche Bilder ans dem Leben Christi
(Kreuzabnahme) eingehauen sind. In den Felsen befinden sich Grotten,
die künstlich ausgehöhlt sind. Vielleicht haben diese Grotten den Mönchen
zur Zeit der Einführung des Christentums als Kapellen gedient. —
Der zweite Abschnitt reicht vom Paß von Bielefeld bis zum Paß von
Iburg, an welchem der Dörenberg 340 m hoch anfragt. Dieser Abt
schnitt trägt noch den alten Namen des ganzen Gebirgszuges: Osning.
Als wichtigsten Parallelzug der Jburger Berge merken wir den eisen-
steinreichen Hüggel südlich von Osnabrück. Vom Jburger Paß aus
zieht das Gebirge in Doppelkette, deren lange Glieder immer breiter
und niedriger werden, durch die Provinz Westfalen zur Ems hin.
Unter den nördlichen Parallelzügen ist der breite Rücken des Jbben-
bührener Kohlengebirges, auch kurz der „Schafberg" genannt,
das wichtigste. — Die Ketten des Teutoburger Waldes sind durchweg
bewaldet; Laubholz wechselt mit Nadelwald; im westlichen Drittel
dagegen tragen nicht wenige der langgedehnten, breiten Rücken das ein-
tönige Gewand der braunen Heide.
Der Teutoburger Wald bietet dem Gewerbsleiß mancherlei Rohstoffe.
Sein trefflicher Sandstein wird an vielen Orten gebrochen und zu Pfkaster-
und Bausteinen zugerichtet. Ebenso liefern seine reichen Kalksteinlager Mate-
rial für zahlreiche Kalköfen. Er birgt auch bedeutende^Köhkenlager. Die
Flötze des Schafberges bei Jbbenbühren werden abgebaut. Die Lager bei
Borgloh und Ösede sind jetzt erschöpft. Sie gaben mit den mächtigen Eisen-
steinlagern am Hüggel dem großen Hüttenwerk „G eo rgs-M ari en h üt t e"
südlich von Osnabrück sein Dasein. Die Hütte beschäftigt über 2000 Arbeiter
und erzeugt Roheisen und Gußwaren. Einen Teil seines Roheisens ver-
arbeitet das bedeutende Stahlwerk in Osnabrück. Auch Salzlager sind vor-
handen. Zhre Sole wird von der Saline und dem Solbad Notenfelde
verwertet. Eine Solequelle findet sich auch am äußersten Rande des Lippeschen
Berglandes in Pyrmont. Daneben sprudeln zahlreiche Eisensäuerlinge, deren
Wasser 12—14° warm ist. Es wird getrunken und neben der Sole zu
Bädern verwendet. Die Heilkraft seiner Quellen, die herrlichen Berg-
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Grafschaft Schaum bürg, liegt in einem weiten^Mesental der Weser, über
welche hier eine steinerne Brücke führt. Die Bewohner treiben lohnende
Landwirtschaft, Steinhauerei, Zigarren- und Glasfabrikation.
§ Ii» Das Tiefland. 1. Wie es gestaltet ist. Das Land
zwischen Gebirge und Küste ist Tiesland. Es umfaßt zwei Dritteile
unseres Gebietes Die untere Stufe des Tieflandes mit ihren Marschen
ist die Küsten stufe. Sie liegt nur wenige Meter höher, als der
Meeresspiegel. Wenn wir landeinwärts (etwa von Cuxhaven nach
Hannover) wandern, so müssen wir ganz allmählich 50 m steigen. Auf
dem Wege aber werden wir bemerken, daß wir bald auf- bald abwärts
gehen. Das Land ist also nicht eben (wagerecht), wie die Marsch; sondern
bald hebt sich der Boden, bald senkt er sich. Ein solches Land nennt
man wellig oder hügelig. Unser Tiefland ist also ein welliges Hügelland.
2. Wie der Boden beschaffen ist. Der Boden ist nicht mehr
so schwer und fruchtbar, wie der Marschboden. Man bezeichnet ihn
darum im Vergleich zu der Marsch als unfruchtbar (= güst) und nennt
die ganze Stufe die Geeststufe oder kurz die Geest. Der Marschboden
besteht hauptsächlich aus Ton; das Gebirge aus festem Gestein; der
Geestboden aber vorzugsweise aus Sand und Grand, Ton und Torf.
Grand- und Torfboden sind ganz unfruchtbar; reiner Sandboden trägt
magere Frucht; Tonboden, zumal wenn er mit Sand und Kalk ver-
mischt ist, gibt fruchtbares Ackerland. Solchen Boden nennt man Klei-
boden. Kleiboden liegt z. Z. zwischen Deister und Leine, im Hildes-
heimischen und Braunschweigischen. Festes Gestein, wie im Gebirge,
gibts in unserer Geest nur im Kalkberg bei Lüneburg, in der Wingst
zwischen Kehdingen und Hadeln und in den Kamper Höhen bei Stade.
Dagegen finden wir Feuersteine, Kieselsteine und Granitbrocken, teils
auf der Oberfläche, teils im Boden versteckt, in Menge. Und in früheren
Zeiten gabs deren noch viel mehr. Besonders auffallend sind die riesigen
Granitblöcke (Findlingeb wie wir sie z. B. in den Karlssteiuen bei
Osnabrück kennen lernten. Ähnliche Hünengräber sind die 7 Stein-
häuser bei Fallingbostel, das Bülzenbett unweit von Lehe u. a. Tausende
der Findlinge sind zerschlagen und mit Feldsteinen zum Bau von Kirchen
und Mauern, Brückenpfeilern und Straßen verwendet. Auf weite Strecken
der Geest liegt nahe unter der Oberstäche des Bodens der gelblichbraune
Ort st ein. Das ist Sand, der durch Brauneisenstein zusammengekittet
ist. Er ist so hart, daß die Wurzeln der Bäume ihn nicht durchdringen
können. An der Luft zerfällt er. Ortstein, dem nur wenig Sand
beigemengt ist, nennt man Raseneisenstein (Rasenerz). Dieser findet
sich namentlich in sumpfigen Niederungen und an solchen Stellen, wo
eisenhaltiges Wasser nicht abfließen kann. Das Rasenerz wird seit
Jahrhunderten zur Gewinnung von Eisen benutzt. Zwischen Hannover
und Celle hausten einst viele „Waldschmiede", die diese Arbeit betrieben.
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ausgebeutet. Bei Schöningen fördern Pumpen völlig gesättigte Sole
zur Salzgewinnung und zu Bädern aus einer Tiefe von 600 m. Endlich
merken wir, daß große Petroleumbecken im Schoße unseres Vor-
landes entdeckt sind, die in Olheim bei Peine und bei Wiehe unweit
von Celle ausgebeutet werden. Petroleum (Erdöl) ist ein dickflüssiges
Ol von gelblicher oder bräunlicher Farbe und scharfem Geruch. Früher
schöpfte man es von dem Wasser der sogenannten Teergruben oder
Fettlöcher ab, um es als Wagenschmiere zu benutzen. Jetzt stießt es
aus Bohrlöchern entweder frei aus der Erde oder es wird heraus-
gepumpt. Roh wird es als Schmieröl gebraucht; es kann aber auch
gereinigt (raffiniert) werden; dann dient es als Brennöl. Die reichen
Bodenschätze bieten also den Bewohnern unseres Vorlandes vielfache
Beschäftigung. Aber die Landwirtschaft ist doch bei weitem die wichtigste
Nahrungsquelle derselben. Täler und Mulden, Berghänge und Ebenen
sind durchweg mit äußerst fruchtbarem Ackerboden gesegnet. Darum
ist das ganze Land zwischen Leine und Aller (gerade so wie das
zwischen Leine und Deister) fast ein ungeheures Fruchtgefilde, welches
namentlich Weizen und Zuckerrüben trägt; daneben aber ist die Spargel-
und Gemüseknltur sehr bedeutend. Wiesen finden sich in den Fluß-
tälern. Wälder tragen nur die Höhen; sonst ist selten ein Gehölz, das
den Namen „Wald" verdient, zu entdecken. Der Zuckerrübenbau hat
eine große Anzahl von Zuckerfabriken und großartige Raffinerien
(Hildesheim, Frellstedt!) ins Leben gerufen; der Spargel- und Gemüse-
bau versorgt bedeutende Konservenfabriken in Hildesheim und Braun-
schweig mit bestem Material.
§ 13. Die Lüneburger Heide. 1. Diebodenbeschaffen heit.
Die Lüneburger Heide ist ein breiter Land- und Sandrücken zwischen Elbe
und Aller, Jeetzel und einer Linie von Bnxtehude nach Walsrode. Sie
streicht von Südost nach Nordwest, wie der Harz. Ihre letzten Ausläufer
bildet die „Hohe Lieht", der östliche Grenzwall des Landes Wursten.
Der Landrücken ist im Mittel 100 w hoch. Seine höchsten Punkte
liegen am Westrande im Wilseder Berg (170 m) an der Wümme-
quelle und im Falkenberg (150 m) zwischen Bergen und Soltau.
Er fällt nach Norden zu den Marschen der Elbe steiler ab, als nach
Süden. Hier gehen seine breiten Platten allmählich in das Sumpf-
und Moorgebiet des Allertales über. Die Oberfläche der Heide ist
wellig. Sie wird von zahlreichen Bächen und Flüßchen zerschnitten,
die leckere Edelfische (Forellen), zum Teil sogar Flußperlmuscheln,
bergen. Nach Norden fließen Ilmenau, Luhe, Este und Oste zur Elbe
ab; nach Westen die Wümme zur Weser; nach Südwest die Böhme und
Ortze zur Aller. Die Gewässer haben ihr Bett tief aus dem lockeren Saud
herausgewaschen, darum sind ihre Täler vielfach von hohen Rändern
eingefaßt. Darum wechseln breite, Platte Rücken mit tiefeingeschnittenen
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das übrige dient als Schmieröl. — Nicht weit von der Mündung der
Aller entfernt liegt Verden (10000 Ew.) auf einem Heiderücken, der
dicht an den Fluß herantritt. Hier war deshalb in uralter Zeit bereits
ein Übergangspunkt über die Aller. Kaiser Karl d. Gr. gründete dort
ein Bistum. Später wurde der prächtige Dom gebaut, der noch heute
steht. Die Bewohner der Stadt treiben Landwirtschaft, Schiffahrt,
fabrizieren Tabak und Zigarren, Spiritus und Maschinen.
2. Die Nebenflüsse der Aller von rechts.. Die Ortze
entspringt nicht weit von dem Dorfe Munster, in dessen Nähe sich ein
großer Übungsplatz für das deutsche Heer befindet. Durch grüne Wiesen
schlängelt das Flüßchen sich südwärts an dem in aller Welt bekannten
Heidedorf Hermannsburg (2000 Ew.) vorbei. Hier gründete Pastor
Ludwig Harms vor 60 Jahren ein Missionshaus, in welchem junge
Leute zu Missionaren für die Heiden ausgebildet werden. Hunderte
von Missionaren sind von Hermannsburg nach Südafrika und Indien
gegangen und haben viele Tausende von Heiden zum Christentum
bekehrt. — An der Böhme liegt Soltau, dessen Bewohner Ackerbau
und Viehzucht treiben und dazu ansehnliche Massen von Schuhwaren,
Bettfedern und Fruchtwein liefern. Die Erzeugnisse des Fleckens werden
nach Bremen und Hamburg verkauft. — Weiter abwärts treffen wir
Fallingbostel mit seiner schönen Lieht. Diese und die in der Nähe
des Ortes liegenden 7 Steinhäuser locken viele Fremde herbei. —
Walsro de bringt neben den Erzeugnissen seiner Landwirtschaft noch
Pulver, Tonnen, geschnittenes Holz und Leder in den Handel.
3. Die Nebenflüsse der Aller von links. Die Oker
kommt über Wolsenbüttel und Braunschweig heran. Wolfenbüttel
treibt großartigen Gartenbau, der trefflichen Spargel und Gemüse für Handel
und Konservenfabriken liefert. Weiter abwärts treffen wir auf Braun-
schweig (136 000 Ew.), die Hauptstadt des Herzogtums Braunschweig. Es
ist eine frisch aufblühende Stadt mit prächtigen Parks und Promenaden an
Stelle der Festungswälle. Dazu besitzt sie eine reiche Anzahl alter und inter-
essanter Bauwerke. Wir merken die alte Burg Dankwarderode, den Dom,
vor dem der eherne Löwe, das Sinnbild seines Stifters, Wache hält. Neuere
Gebäude sind das Schloß, das Rathaus und das herrliche Polytechnikum. Braun-
schweigs Bürger treiben in erster Linie Industrie und Handel. Der Handel
wird namentlich durch die nach allen Weltgegenden lausenden Eisenbahnen
gefördert. Die Landwirtschaft der Umgegend und die lebhafte Industrie der
Stadt erzeugen eine Menge Güter für Ein- und Ausfuhr: Getreide, Zucker-
rüben, Spargel und Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren, Zucker, Zute, Spiritus,
Honigkuchen, Pianinos, Nähmaschinen, Tabak und Zigarren; die Messen setzen
Gewebe und Rauchwerk, Porzellan und Steingut, Kurzwaren usw. um. —
An der Fuhse merken wir Peine im weilen Wiesengrunde. Sein Acker-
boden trägt gute Früchte; daher treiben die Bewohner des Städtchens
blühenden Ackerbau, lohnende Viehzucht und lebhaften Handel mit den Er-
zeugnissen beider. Vor den Toren der Stadt liegt das riesige „Peiner Walz-
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Ludwig_Harms Ludwig Wolfenbüttel
Recht die „Engen Wege" genannt wird. Ihre schäumenden Gewässer
tosen über riesige Felsblöcke, die massenhaft in ihrem Bette liegen, dahin.
Zwischen der Roßtrappe und dem Hexentanzplatz hindurch verläßt
sie den „Bodekessel" und geht an Thale und Quedlinburg vorbei zur
Saale.
b) Die Oker kommt vom Bruchberg. Sie eilt in einem Ouertal
nach Norden. Ihr Flußbett ist von Romkerhall ab mit riesigen Fels-
blöcken übersäet. Es liegt fast trocken, weil künstliche Kanäle das Wasser
von Sägemühle zu Sägemühle leiteu. Am Ausgang aus dem Gebirge
wird sie in dem großen Hüttenwerke Oker noch einmal zur Arbeit
gezwungen. Dann enteilt sie durch weite Steinfelder über Wolfenbüttel
und Braunschweig zur Aller.
e) Die Innerste kommt über Klausthal herab und leistet in
den Silberhütten bei dieser Stadt und bei Lautenthal mannigfache
Dienste. Mit Pochsand schwer beladen wälzt sie ihre weißgrauen, giftigen
Gewässer dem Tiefland zu und schädigt die anliegenden Wiesen und
Fluren sehr stark. Sie mündet bei Sarstedt in die Leine.
d) Die Oder fließt ans dem Oderteich ab. Dieser 1v2 km lange
Teich ist künstlich angelegt, um Gewässer des Brockenfeldes zu sammeln.
Die Oder führt einen Teil des Wassers auf Lauterberg hinab. Der
andere Teil wird durch den 7 tan langen „Rehberger Graben" in die
Berg- und Hüttenwerke von Andreasberg geleitet. Die Oder nimmt
die Sieber und die Söse auf und mündet in die Rhume.
e) Die Selke ist Hauptfluß des Unterharzes. Sie geht zur Bode.
4. Die Bodendecke des Harzes. Wald, Wiese und Wasser
bedecken den Oberharz. Er ist ein richtiges Waldgebirge. Tannen-
forsten schmücken seine Kuppen und Abhänge, seine Ebenen und Täler.
Darum singt der Harzer: „Es wachse die Tanne!" Er hat sie nötig
als Feuer-, Gruben- und Bauholz. Die Forstarbeit gewährt Tausenden
von Harzern ihren Lebensunterhalt. Die duftigen Wälder ziehen viele
Fremde an, die manch blankes Goldstück in die Hand des Ouartier-
gebers rollen lassen. Im Walde und auf den Lichtungen wachsen
Heidel- und Kronsbeere, Brombeere und Himbeere, auch eßbare Pilze
in Menge. Erwachsene und Kinder halten hier reiche Ernten. —
Die dunklen Tannenforsten umrahmen zahllose grüne Wiesen und
Matten und manch stillen, klaren Teich. Wälder und Wiesen geben
den Herden des rotbraunen Harzviehes duftige Nahrung. Während des
Sommers ziehen die Herden Tag für Tag unter dem anmutigen Geläute
ihrer Kuhglocken durch die Wälder, im Herbst auf die Wiesen. Aus
der wohlschmeckenden Milch der Harzkühe wird der berühmte Harzkäse
bereitet. Inmitten grüner Matten oder an schattigen Halden hin
dehnen sich Städte, Dörfer und Weiler. Ein ganz eigenartiger Schmuck
des Oberharzes sind die vielen Teiche. Sie wurden künstlich angelegt
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werk". Es gehört aber nicht Peine, sondern der benachbarten „Ilseder
Hütte" bei Groß-Zlsede. Die Hütte beutet die Eisensteinlager der Um-
gegend aus und gewinnt aus dem Erz Roheisen. Dies wird teils in dem
Walzwerk zu Stahl, Walzeisen und Eisenwaren verarbeitet, teils verkauft.
Die Werke beschäftigen Tausende von Arbeitern.
Die Leine ist der letzte und größte Zufluß der Aller von links.
Unweit von Sarstedt tritt die Leine ins Tiefland ein. Auch hier
noch begleiten Wiesen und Weiden ihre Ufer. Unter der Grasdecke
finden sich vielfach mächtige Ton- und Lehmlager, die zahlreichen Ziege-
leien das Rohmaterial liefern. An die Wiesen legen sich bis über
Hannover hinaus fruchtbare Ackergefilde; weiterhin beginnen die Sand-
felder und Moore. Flachgehende Dampfer und Frachtkähne können
bei gutem Wafserstand leineaufwärts bis Hannover heraufkommen.
Früher wurde auf der Leine lebhafte Schiffahrt betrieben, und der
Handelsverkehr auf dem Flusse mit Bremen bildete eine wichtige Nah-
rungsquelle für die ältesten Bewohner der Stadt Hannover. Dieser
Ort ist auf einer hohen Sandbank an der Leine entstanden. Die
Marktkirche liegt auf dem höchsten Punkt der Sandbank. Unsere
Stadt führt zweifellos ihren Namen „Honover" von dem hohen Ufer
auf der rechten Seite des Flusses. Hier entwickelte sich die Altstadt,
während gegenüber um die Burg Lauenrode (137 t zerstört) die Neustadt
heranwuchs. Zur Zeit Heinrichs des Löwen hatte die Altstadt bereits
Befestigungen, die später erweitert und verstärkt wurden. Noch heute
sind die letzten Reste der Festungswerke vom Friedrichswall aus zu
sehen. 1241 gab Herzog Otto das Kind Hannover Stadtrechte. Die
Bürger Althannovers waren Schiffer, Fischer,. Ackerbauer und Kauf-
leute, denen sich Handwerker aller Art zugesellten. Was die wohl-
habende Bürgerschaft vermochte, erkennen wir noch heute an der ge-
waltigen Marktkirche, der schönen Ägidien- und der Kreuzkirche. Sie
stammen in ihrer heutigen Gestalt alle aus dem 14. Jahrh. Am Anfang
des folgenden Jahrhunderts wurde das alte Rathaus gebaut (1455).
Das Stadtgebiet war von Landwehren mit starken Türmen (Döhrener
Turm!) umfchirmt. Im Jahre 1824 wurde die Neustadt mit der Alt-
stadt vereinigt. Im Jahre 1636 fing Herzog Georg an, am Leine-
ufer ein Schloß zu bauen und 1640 wurde Hannover herzogliche Resi-
denz. Seine Nachfolger legten in der letzten Hälfte des 17. Jahrh.
Schloß und Gärten in Herrenhausen an. Am Anfang des nächsten
Jahrhunderts wurden hier die großartigen Wasserwerke gebaut. Im
Jahre 1837 zog König Ernst August in Hannover ein, und die Stadt
wurde königliche Residenzstadt. In den folgenden Jahrzehnten entstanden
das königliche Hoftheater, Kasernen und Zeughaus, das Welfenschloß
(jetzt Technische Hochschule), die Christuskirche n. a. m. Um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts wurden die Festungswerke der Stadt nieder-
gelegt. Sie konnte sich nun nach allen Seiten hin ausbreiten. Und
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Otto Fischer Georg Ernst August