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eine Kreislinie von Westen nach Osten um die Erde herum, die
von den Polen überall gleich weit entfernt ist, so heißt diese
der Äquator oder Gleicher, der die Erde in eine nördliche
und eine südlichehalbkugel teilt. Jeder Kreis, den man
sich von Norden nach Süden durch die Pole hindurch um die
Erde gehend denkt, heißt ein Mittagskreis.
1. Warum sehen wir wohl nicht die ganze Kugel?
2. Was für eine wirkliche Gestalt werden Sonne, Mond und
' Sterne haben?
3. Wie heißen die Halbkugeln, die durch jeden Mittagskreis ent-
stehen?
4. Ein wie großes Stück der Erde kann die Sonne jedesmal er-
leuchten?
§♦ 3. Kanb und Masser.
Die Oberfläche der Erde ist teils Land, teils Wasser.
Das Land ist aber nicht eine einzige, zusammenhangende Fläche,
sondern durch das Wasser vielfach unterbrochen, zerstückelt. Unter
den vielen Landstücken sind drei sehr groß; diese heißen Fest-
lander. Die kleineren Landstücke heißen Inseln. Das
Wasser zwischen den Festländern und Inseln ist das Meer,
und den Rand des Landes am Meere nennt man das Ufer
oder die Küste.
1. Aus welche Weisen kann man um die Erde herum reisen?
2. Vergleichet die Menge des Wassers mit der des Landes!
3. Auf welcher Halbkugel liegt das meiste Land und auf welcher
das meiste Wasser?
4. Vergleichet a) die Festländer, b) die größten Inseln mit einander
nach ihrer Lage auf den beiden Halbkugeln!
5. Was ist eine Insel, und was wird a) eine Inselgruppe, b) eine
Halbinsel sein?
6. Was könnt ihr von den kleinern Gewässern innerhalb des
Landes sagen?
7. Worauf und worin ruht das Meer?
8. Vergleichet das Meer a) mit einem Flusse, b) mit einem Landsee!
§. 4. Erdteile.
Von dem größten Festlande und seinen Bewohnern er-
zählt die Geschichte schon seit uralten Zeiten; darum wird es
die alte Welt genannt. Die beiden andern Festländer sind
erst in neuerer Zeit entdeckt worden, weshalb sie die neue
Welt heißen. Die alte Welt besteht wieder aus drei großen
Stücken oder Erdteilen, die aber mit einander zusammenhangen.
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— 26 —
taufenden in Asien, Afrika und Europa zugetragen hat. Amerika
und Australien sind erst vor einigen Jahrhunderten entdeckt
worden, weshalb sie die „neue Welt" genannt werden.
1. Asien ist der größte Erdteil. Es breitet sich in
einem großen Viereck durch drei Zonen aus, grenzt mit einer
langen Küste an das nördliche Eismeer und erstreckt sich im
S. in großen Vorsprüngen ins indische Meer. Der Gliederung
nach ist er der zweite Erdteil.
2. Europa ist der g e g l i e d e r t st e Erdteil. Es breitet
sich durch zwei Zonen in einem Dreieck aus, das auf der Ost-
feite mit Asien zusammenhängt und nach Sw. schmal ins at-
lantische Meer ausläuft. Der Größe nach ist es der vierte
Erdteil.
3. Afrika ist der zusammengedrängteste Erdteil,
denn ihm fehlen fast alle Halbinseln und seine Inseln liegen
nahe bei ihm. Es breitet sich in länglich-runder Figur durch
drei Zonen aus, grenzt im N. mit langer Küste ans mittel-
ländische Meer und läuft im S. schmal in die Meergegend aus,
die das atlantische mit dem indischen Meere verbindet. Der
Größe nach ist es der dritte Erdteil.
4. Australien ist der kleinste und am meisten
zerstückelte Erdteil. Sein Festland ähnelt demjenigen von
Afrika, breitet sich aber nur durch zwei Zonen aus; es ist wie
jenes fast ungegliedert.
5. Amerika ist der längste Erdteil. Es erstreckt sich
in zwei Dreiecken durch vier Zonen, grenzt mit langer Küste
gegen das nördliche Eismeer und läuft im S. schmal in die
Meergegend aus, die das atlantische mit dem stillen Meere
verbindet. Nach der Gliederung ist es der dritte, nach der
Größe der zweite Erdteil.
1. Nennt einige wichtige Völker des Altertums und gebet an, wo
sie gewohnt haben!
2. Welches Volk hat Amerika entdeckt, welches Australien, und zu
welcher Zeit jedes?
§. 5. Meere.
Das Erdmeer ist ein zusammenhangendes Ganzes. An
manchen Stellen ist es sehr tief. Das atlantische Meer z. B.
erreicht eine Tiefe, welche die Höhe der höchsten Berge Amerikas
weit übertrifft.
Wie die Oberfläche des Landes, so hat auch der Grund
des Meeres bedeutende Unebenheiten, d. h. Hoch- und Tiefland.
Reicht das Hochland des Meerbodens beinahe bis an den Wasser-
4
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Europa Amerika Europa Asien Afrika Afrika Amerika Amerika
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5. Das nördliche Eismeer liegt kreisförmig um den Nord-
pol herum, zwischen Amerika, Europa und Asien, ist an
diesen Küsten gegliedert und hängt mit dem stillen Meer
durch die Beringsstraße zusammen.
1. Durch was für Tiere sind manche Bänke im Meere entstanden?
2. Nennt eine Sandbank im atlantischen Meere!
3. Was wird aus dem Meerwasser bereitet?
4. Was wißt ihr von der Farbe des roten, des schwarzen und
des weißen Meeres zu sagen?
5. Welche Leute haben auf Sandbänke und Seestllrme besonders
zu achten, und warum?
6. Was ist Brandung?
7. Was für Meere zeigen keine deutlich bemerkbare Ebbe und
Flut?
8. Was wißt ihr von dem Eise der Polarmeere zu erzählen?
6. Witterung.
Die Erdkugel ist von einer feinen, durchsichtigen Hülle
umgeben, nämlich von der Luft. Die Wärme macht die Luft
lockerer, dünner, dehnt sie aus; die Kälte dagegen macht
die Luft dichter, zieht ihre Teilchen zusammen. Nun hat
aber die Luft das Bestreben, überall auf der Erde in gleicher
Höhe gleich dicht zu sein. Wenn daher die Luft an einem Orte
durch Wärme verdünnt ist, so findet sofort eine Ausgleichung
der Luft statt; ihr Strömen und Wehen dabei heißt Wind,
und wenn es stark ist, Sturm oder Orkan. In der heißen
Zone weht regelmäßiger Nordost- und Südostwind, welcher
Passat genannt wird; in den gemäßigten Zonen sind die
Winde veränderlich, doch herrscht bei uns der Westwind
vor. Wirbelwinde entstehen durch Winde, die, von entgegen-
gesetzten Seiten gekommen, zusammenstoßen und sich im Kreise
herumdrehen.
Wie von dem kochenden Wasser unaufhörlich kleine Wasser-
Müschen oder Dämpfe leicht in die Höhe steigen, so geschieht
es auch bei dem Wasser der Meere, Seen und Flüsse, besonders
in den wärmeren Erdgegenden. In kälterer Luft verdichten
sich diese Wasserdämpfe und bilden Wolken, und wenn sich
diese dicht an der Erde zeigen, so heißen sie Nebel. Sind
die Dämpfe in den Wolken durch Abkühlung dicht und schwer
genug geworden, so bilden sie Tropfen und fallen wieder auf
die Erde herab. Diese herabfallenden Wassertropfen nennt man
Regen. In noch kälterer Lust verwandelt sich der Regen in
Hagel oder Schnee. Nebel, Regen, Hagel und Schnee
nennt man Niederschlag.
4
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— 25 —
kugel. Am 21. Juni oder Sommeranfang beschreibt der senk-
rechte Sonnenstrahl einen Kreis um die Erde, welcher Wende-
kreis heißt, weil nun der senkrechte Strahl weiter nach N.
hin keine Kreise mehr zieht, sondern wieder nach S. um-
wendet. Während des Herbstes beschreibt der senkrechte
Strahl Kreise um die Erde, die auf der südlichen Halbkugel
liegen. Den südlichsten beschreibt er am 21. Dezember oder am
Anfange des Winters, und dies ist der zweite Wendekreis.
Die Wendekreise liegen vom Äquator gleich weit entfernt und
schließen die heiße Zone ein. — Denkt man sich einen Mittags-
kreis in den Polen durchschnitten, so ist er in Halbkreise ge-
teilt, und jeden derselben nennt man Mittagslinie oder
Meridian.
1. Nennt einen Mann, welcher schon vor langer Zeit die Erde
umschifft hat!
2. Wie muß man sich den Äquator eigentlich denken, wenn er die
Erde in Halbkugeln teilen soll?
3. Wie heißt jeder Wendekreis besonders?
4. Vergleichet die Größe der Wendekreise a) unter sich, b) mit der
des Äquators und der Mittagskreise!
5. Was heißt Durchmesser und was Umfang der Erde?
6. Wie groß ist der Umfang?
§♦ 3. Land itnbi Walser.
Die Oberfläche der Erde besteht teils aus fester Masse
oder Land, teils aus flüssiger oder Wasser. Der größte
Teil des Landes ist Festland, der des Wassers aber Meer; die
Inseln, Landseen und Flüsse bilden nur einen kleinen Teil der
Erdoberfläche. Das meiste Land liegt auf der nördlichen und
östlichen Halbkugel, das meiste Wasser auf der südlichen und
westlichen. Das Meer ruht in großen Vertiefungen oder
Becken; der Grund derselben heißt Meeresgrund oder Boden,
der Rand heißt Küste oder Ufer, und die Oberfläche des ruhigen
Meeres heißt der Spiegel. Die größten Inseln befinden sich
nahe an den Festländern, die kleineren liegen meist fern im
Meere zerstreut.
Was ist eine Steilküste und was eine Flachküste oder ein
Strand? — Nennt Beispiele dazu!
ß. 4. Erdteile.
Die alte Geschichte giebt uns nur von Völkern des
größten Festlandes Nachricht, weshalb dasselbe auch die „alte
Welt" genannt wird. Wir wissen, was sich vor einigen Jahr-
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— 27 —
spiegel hinauf, so sagt man, es sei eine Bank, und wenn diese
aus Sand besteht, eine Sandbank.
Der Geschmack des Meerwassers ist b i tt e r- s a lz i g. Seine
Farbe erscheint nach den einzelnen Gegenden verschieden wie die
des Flußwassers, aber meistens ist sie blau oder grün. An
manchen Stellen ist das Wasser so durchsichtig, daß man
bis auf den tiefen Grund schauen kann. Oft sieht man in
dunkler Nacht das Meer prachtvoll leuchten, und das rührt zum
Teil von einer Menge kleiner Seetiere her.
Bei großen Seestürmen steigen die Wellen oder Wogen
des Meeres sehr hoch. Wenn kein Wind vorhanden ist, so
sieht man das Meer ruhig daliegen wie einen großen Spiegel.
Das ist die Zeit der Meeresstille. Die Wellenbewegung ist
also eine unregelmäßige Bewegung des Meeres. Aber es giebt
auch eine regelmäßige. Jeden Tag sieht man nämlich das
Wasser der größeren Meere an den Küsten abwechselnd zwei-
mal steigen und zweimal fallen, und jedes Steigen und Fallen
dauert ungefähr sechs Stunden. Das Steigen heißt Flut,
das Sinken Ebbe. So steht also das Meerwasser täglich
zweimal am höchsten und zweimal am niedrigsten, und dieser
Wechsel rührt von der Anziehungskraft des Mondes und der
Sonne her.
Das große Erdmeer zerfällt vorzüglich in fünf Hauptteile,
Meere, Oeeane, und die einzelnen Meere haben wieder ihre
Glieder oder Busen.
1. Das stille Meer ist das größte und inselreichste.
Es breitet sich durch drei Zonen aus und liegt zwischen
Asien, Australien und Amerika. An der amerikanischen
Küste ist es fast ungegliedert, an der asiatischen bildet es
einige Busen. In seinem südlichen Teile wird es auch
Südsee genannt.
2. Das atlantische Meer ist das am meisten ge-
gliederte. Es dehnt sich ebenfalls durch drei Zonen
aus und liegt zwischen Amerika, Afrika und Europa,
deren Küsten an diesem Meere ziemlich gleichlaufend sind.
An der europäischen Küste ist es am meisten gegliedert.
3. Das indische Meer breitet sich über zwei Zonen aus,
liegt zwischen Afrika, Asien und Australien und ist an
der asiatischen Küste stark gegliedert.
4. Das südliche Eismeer ist das frei li eg endste Meer,
denn es stößt an keinen der bekannten Erdteile. Es liegt
in Kreisform um den Südpol herum. In neuester Zeit
ist von den Engländern in diesem Meere ein gebirgiges
Land, Victorialand, entdeckt worden.
__________________-........_...... h.....
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Australien Amerika Amerika Afrika Europa Afrika Asien Australien
70
schiedenen Gegenden von verschiedenem Salzgehalt und wird
durch Wellenbewegung, Gezeiten und Strömungen teilweis
in sich ausgeglichen. — Tiefe, Farbe und Leuchten des Meeres.
Die Wellenbewegung, durch Luftströmungen erzeugt, ist meistens
eine vorübergehende Störung im Gleichgewicht des Meeres. Die
Höhe der Wellen in offener See geht selbst" bei Stürmen nicht über
13 m hinaus. — Wellenberg, Wellenthal, Brandung, hohle See.
Ebbe und Flut bestehen in einem periodischen, je gleich-
zeitig auf entgegengesetzten Erdseiten stattfindenden Sinken und An-
schwellen des Meeresspiegels, bewirkt durch die Anziehungskraft von
Sonne und Mond. Wegen täglicher Verspätung des Monddurchgangs
durch den Meridian um ungefähr 50 Minuten ist die Periode der
Mondsflut eine fast 25ständige. Springfluten entstehen beim Stande
der drei Weltkörper in gerader Linie, also bei Vollmond und Neumond;
Nippfluten zur Zeit des ersten und letzten Viertels. Die herrschenden
Winde und andre Ursachen wirken ändernd auf die Gezeiten ein,
die für Küstenbewohner und besonders für Seestädte von Wichtigkeit
find. Binnenmeere, die der Anziehungskraft eine zu geringe Fläche
bieten, haben keine oder nur eine äußerst schwache Ebbe und Flut.
Meeresstrudel (Scylla und Charybdis).
Meeresströmungen find besonders durch Temperatur- und
Dichtigkeitsverschiedenheit erzeugte, meistens regelmäßige Be-
wegungen des Wassers, welche den Ocean flußartig durchkreuzen. Im
atlant. Meer find, außer dem früher genannten Golfstrom, besonders
wichtig: 1) der den Äquator vom Busen „v. Guinea bis nach der
Gegend des Kap Roque begleitende warme Äquatorialstrom, und
2) "der vom nördl. Eismeere her an den grönländ. Küsten entlang nach
Neufundland und weiter nach dem Antillenmeer flutende kalte P o l ar -
ström, der, gewaltige Eisberge mit sich führend, besonders das Klima
Nordostamerikas herabdrückt.
1. Woher kommt es, daß man bei Erdumsegelung von O. nach
W. einen Tag verliert, dagegen in umgekehrter Richtung einen
Tag gewinnt?
2. Näheres über die Bildungsgeschichte der festen Erdrinde!
3. Was läßt sich a) oft über das Alter der Hochgebirge wie in
der Regel über ihren Ursprung sagen; b) über Seetierver-
steinerungen auf hohen Bergen und über Landtierversteinerungen
in tiefen Meeresbecken ; a) über das Vorkommen von Überresten
trop. Tiere und Pslanzen an den Küsten des Eismeeres?
4. Eigentümliches a) des Zirknitzer Sees in Krain, b) der Geyser
Islands!
6. Etwas über Lage und Gehalt der bedeutenderen Mineralquellen
Deutschlands!
§. 4. Luft und Wärme.
Die Atmosphäre bildet, räumlich genommen, überall
ein Gemenge von ungefähr 21 °/0 Sauerstoff und 79% Stick-
stoff, nebst einer verhältnismäßig geringen Menge Wasserdampf
und Kohlensäure. Als ausdehnsam-flüssiger Körper hat sie das
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58
Das britische Reich.
Freude an der grünen Pracht der Natur. Aber nicht nur das Laub-
holz gedeiht so üppig, auch das Nadelholz spriesst in zäher Fülle
auf. 5 — 600jährige Taxusbäume stehen auf den Kirchhöfen als
Ueberreste jener ausgedehnteren Pflanzungen, die sich einst vorfanden.
Jene englischen Freeholders und Copyholders, jene Nachkommen der
alten Angelsachsen, deren Hauptwaffe Bogen und Knüttel waren,
übten sich bei ihren ländlichen Festen z. B. am 1. Mai mit dem
Bogen, welchen sie aus dem Holz des Taxusbaumes geschnitzt
hatten. Und was sie so oft im Scherze gethan, das half ihnen im
bittern Ernst. Bei Crecy, Maupertuis und Az in court siegte
der grosse Bogen des englischen Fussvolkes Uber die Ritterschaaren
Frankreichs. Die französischen Könige errichteten zwar Compagnieen
von francs - archers, doch erlangten diese nie die Bedeutung wie die
englischen. —
Man hat oft angenommen, dass Frankreich und England zwi-
schen Calais und Dover zusammengehangen haben. Man führt als
Beweis dafür den Umstand an, dass ein Rücken zwischen diesen
beiden Städten noch jetzt im Meere zu bemerken sei.
Ferner findet man an der Südküste Englands Fluthmarken, welche
darauf hindeuten, dass einst die Fluth hier noch viel höher gestiegen
sei, als jetzt, obgleich sie doch auch schon an einzelnen Stellen sich
bis 60 oder 70 Fuss erhebt. Ist das einstmals gewesen, dann lässt
sich das nur daraus erklären, dass der Kanal früher an seinem Ost-
ende geschlossen war. Dieser Kanal begrenzt England im Süden
und trennt es von Frankreich. Da in jeder Meerenge zwei Strömun-
gen sich finden, da hier ausserdem ein Theil der von Süd - Afrika
kommenden Fluthwellen hindurchströmt, so ist es natürlich, dass der
Kanal fast jede Stunde anderes Hochwasser hat und somit ein höchst -
gefährliches Meer ist. Cäsar hat das bei seiner zweimaligen Ueber-
fahrt sehr zu empfinden gehabt. Nebel, Stürme und Untiefen machen
das Meer noch drohender. Wie oft fahren hier im dichten Nebel
Schiffe einander an! Da hilft kein Licht am Mast, kein Läuten der
Schiffsglocken; der dichte Nebel verhindert Sehen und Hören. Und
doch fuhren schon im Alterthume, wie Cicero meldet, die Bewohner
der beiden Küsten häufig zu einander und die Nord-Celten in Gallien
erhielten Hülfe von ihren britischen Brüdern. Die Inseln erheben
sich nicht unmittelbar aus der grössten Tiefe des Meeres; sie sind
nur gewissermassen die oberste Platte einer aus dem atlantischen
Ocean ansteigenden Terrasse. Westlich und nördlich nämlich von
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Extrahierte Personennamen: Ernst Maupertuis Cäsar Cicero
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich England Dover Englands England Frankreich Afrika Gallien
Das britische Keich.
59
England ist der atlantische Ocean zunächst nicht tiefer, wie der
Kanal und die Nordsee; nach einer Strecke von 10 20 Meilen ge-
langt man aber an einen Rand, an eine Kante, hinter welcher das
Meer noch einmal so tief ist, als kurz vorher.
Wie der Kanal ein Wasser ist, welches für die Schifffahrt grosse
Schwierigkeiten bietet, so auch die Nordsee. An der Ostseite von
England hat sich eine Küstenschifffahrt schon seit längerer Zeit aus-
gebildet, welche der englischen Marine eine Menge von tüchtigen
Matrosen liefert. Aus den unendlichen Kohlendistrikten Englands
nämlich fahren tagtäglich kleine Kohlenfahrzeuge nach London, um
dies kohlenverzehrende Ungeheuer mit Brennstoff zu sättigen. Auf
diesen Schiffen befinden sich ausser einem oder zwei Schiffern noch
mehrere Jungen, gewöhnlich unbändige, nicht zu zähmende Rangen
einer armen Wittwe. In diesem angestrengten Dienste, in dem
steten Kampf mit Sturm und Unwetter geht eine Menge von ihnen
zu Grunde; aber die da ausdauern, liefern vortreffliches Material für
Englands Fotte. So ist James Cook gross geworden. — Die Nord-
see wird von einer dreifachen Strömung durchfurcht: durch eine,
welche von Westen, dann durch eine zweite, welche von Norden und
durch eine dritte, welche von Osten kommt. Diese beiden letzten
Strömungen werden durch die tägliche Fluthwelle verstärkt, welche
wie schon oben angedeutet, im Westen Englands angelangt dort sich
theilt und theils durch die Pentlandstrasse theils durch den Kanal in
die Nordsee sich ergiesst. Da wo die drei Strömungen sich treffen
und aufheben, fallen natürlich die von ihnen mitgebrachten Sink-
stoffe zu Boden und bilden die grosse Doggers Bank, berühmt durch
manches Seegefecht. Bekanntlich hängt das Phänomen der Ebbe und
Fluth mit dem Monde zusammen und das Aufspringen und Eintreten
der Fluthwelle richtet sich wesentlich nach diesem Gestirn; für jeden
einzelnen Hafen aber wird das Eintreten der Fluth ausserdem durch
lokale Einwirkungen bedingt. Somit genügt es nicht für einen be-
stimmten Hafen die Stellung des Mondes allein anzugeben, um das
Anschwellen und Zurücktreten des Wassers und somit das Auslaufen
und Einfahren der Seeschiffe zu reguliren, sondern es sind dabei
die lokalen Verhältnisse durch genaue Beobachtungen festzustellen.
Erst dadurch wird es möglich das sogenannte Hafen-Etablissement zu
reguliren.
Um die Feststellung dieser Tafeln hat sich der eiserne Herzog
grosse Verdienste erworben. Da man nun ausserdem durch fort-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: James_Cook
Extrahierte Ortsnamen: England Nordsee England Englands London Englands Englands Nordsee
60
Das britische Reich.
gesetzte Beobachtung eine Theorie der Stürme gefunden hat und im
Stande ist, wenn z. B. im Westen Englands sich ein solcher erhebt,
aus der Analogie auf seinen ferneren Verlauf zu schliessen, so be-
nutzt man den Telegraphen, um allen Küstenorten Meldung davon
zu machen und Sicherheitsmassregeln zu veranlassen. —
Der Kanal und die Nordsee sind für die ältere Geschichte Eng-
lands von grosser Wichtigkeit. Der erstere für die celtische Bevölke-
rung, die Nordsee für die deutsche. Ueber die Nordsee kamen die
Angeln, Sachsen und Friesen und später im Mittelalter die Schiffe
der Hansa. Noch heute durchkreuzen die Fischerfahrzeuge Britan-
niens dies Meer und bringen reiche Beute namentlich an Heringen in
die Heimath zurück. Erst in der Neuzeit ist der atlantische Ocean
von Bedeutung geworden. Seine grösste Einwirkung übt er auf die
Westküste von Irland, an welche die warmen Strömungen des Meeres
schlagen und ein weiches, mildes Klima hervorrufen. —
Die bedeutendste Breite hat Grossbritannien im Süden, nämlich
60 Meilen, die geringste beträgt 10; von Norden nach Süden erstreckt
es sich 120 Meilen. England zerfällt in mehrere, sehr genau geson-
derte Theile. Es ruht auf einem Fusse, welcher von dem Kanal,
von dem Hafen von Bristol und von der Themse eingeschlossen
wird. Im Westen endet dieser Südfuss in eine Halbinsel, welche
in die Caps Landsend und Lizard ausläuft. Vor ihnen liegen die
Scilly-Inseln, die Zinn-Inseln oder Kassiteriden des Alterthums.
Diese Eilande sind von England aus schwieriger zu erreichen als
selbst Amerika, da der Verkehr zwischen ihnen und dem Festlande
höchst unbedeutend ist. Eine Zeit lang waren sie in die Mode
gekommen, da die Engländer dorthin gingen, um Quallen für ihre
Aquarien zu fischen. —
Von den beiden oben genannten Caps aus zieht sich ein 1500
Fuss hohes Gebirge durch die Halbinsel Cornwallis bis zum Busen
von Bristol. Hier gab es grosse Zinnlager, die jetzt fast ebenso er-
schöpft sind wie die Galmailager. An diese Halbinsel knüpft sich
die schöne Sage von Tristan und Isolde, deren Gemahl ja eben
König Mark von Cornwallis war. Von hier aus ziehen Hügelketten,
die Downs, durch den Süden von England und treten als Kreide-
felsen an vielen Stellen steil an die Küste. Wenn die Sonne diese
weissen Felsen rosig angehaucht hat, gewährt die Küste einen köst-
lichen Anblick. An manchen Orten zeigt flas Gestein dieselbe Schich-
tung wie an der gegenüberliegenden französischen Küste. Hier im
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Cornwallis Downs
Extrahierte Ortsnamen: Englands Nordsee Sachsen Hansa Irland Grossbritannien England Bristol England Amerika Cornwallis Bristol England
Das britische Reich.
61
Süden Englands finden sich vortreffliche Hafen, von denen einige
im Mittelalter unter dem Namen der Cinque - ports berühmt waren.
Wir bemerken zunächst Plymouth. Südlich von diesem Hafen liegt
im Kanal eine blinde Klippe Eddystone, welche den Schiffern äusserst
gefährlich war. Man beschloss deshalb auf ihr einen Leuchtthurm
zu bauen; es gelang, nachdem man unendliche Schwierigkeiten be-
siegt hatte. Jetzt steht er da und wiegt sich im Sturm und Wogen-
braus, denn er ist so gebaut, dass er wie ein Baum elastisch federt.
Mehrere Wochen oft kann man ihm nicht nahen, dann sind die
wachtli alten den Invaliden dort oben von aller Welt abgeschlossen
und nur die Seevögel statten ihnen Besuche ab, wenn sie vom
Leuchtfeuer angezogen an dem dicken Glase der Reverberen sich die
Köpfe im Fluge zerschellen. Der zweite bedeutende Hafen ist Ports-
mouth, der Hauptstationsort der englischen Flotte, deren grösste
Schiffe auf der Rhede von Spithead liegen. Dort sind die Arsenale,
die Docks; dort wimmelt Alles von Seesoldaten und Matrosen. Und
vor dem Hafen liegt die blühende Insel Wight, der schönste Punkt
Englands. Da sass Carl I. eine Zeit lang als Gefangener, da weilt
heute gern die englische Königin, da ankern in allen Buchten die
kleinen reizenden Jachten der Lords, auf denen sie Wettfahrten um
die Insel, aber auch in weitere Fernen unternehmen. Dann kommen
wir östlich davon nach Hastings. Da landete 1066 Wilhelm der
Eroberer und fiel bei der Landung auf die Hand: Hei, rief er, ich
fass’ und ergreife dich, Engelland; wie einst Cäsar in ähnlicher
Situation: teneo te Africam. Da auf dem Hastingsfelde erscholl das
Rolandslied aus dem Munde des Vorkämpfers Taillefer, da spannte
inmitten der Todten der Sieger sein Gezelt, da suchte über das
Leichenfeld hin die schöne Editha nach dem Leichname des gefalle-
nen Harald. — Nach diesem Orte heisst ein berühmtes englisches
Geschlecht. Wie oft erzählt nicht Shakespeare von den Mitgliedern
desselben; wie schön schildert nicht Macaulay in seinen essays den
bedeutendsten Repräsentanten der Familie, den die Neuzeit hervorge-
bracht, den grossen Staatsmann Warren Hastings, den Unterjocher Indiens!
Wenn hier uns Alles an das Mittelalter erinnert, so in Dover
an die Neuzeit. — Grossbritanien stellt seine höchste Erhebung im
Westen dem Andrange des atlantischen Oceans entgegen und senkt
sich nach Osten. Daher strömen eine Menge grösserer Flüsse von
Westen nach Osten. Sie bilden breite, meerbusenartige Mündungen, in
welche Fluth und Ebbe weit hineindringen kann. Wo diese Bewegung
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Extrahierte Personennamen: Carl_I. Wilhelm Cäsar Editha Harald Macaulay Warren_Hastings