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74
Das britische Reich.
schwärmt Jedermann für die Hochlande und ihre Bewohner. Wer
kennt nicht das schöne Gedicht von Robert Burns: „Mein Herz ist
im Hochland etc.“ und wer sehnt sich nicht mit Maria Stuart nach
des Hochlands bergigen Haiden, wo tosend die wilde Jagd erscholl.
Heute eilen die Engländer in jene bräunlich rothen Berge um zu
jagen, zu fischen oder Schlittschuh zu laufen. Maler und Dichter
wetteifern, uns jene Landschaften und ihre Bewohner in schönstem
Lichte darzustellen. Wir sehen die schottischen Hochländer in ihrem
gewürfelten Kleide, im Plaid, in ihren Mützen mit der Vogelfeder
bei Dichtern und Malern, ja selbst in den Geschichtswerken erschei-
nen und begleiten wir sie stets mit grossem Interesse. Wir hören
von ihrem second sight und erinnern uns mit lebhafter Freude an
das Gemälde, welches den Traum des Hochländers darstellt. Wir
sehen die Hochschottischen Regimenter bei Belle Alliance mit dem
Hirsch an ihrer Spitze, begleitet von den Dudelsackpfeifern im
ernstesten Kampfe; wir hören, wie sie gegen Cromwell, gegen
Wilhelm I. gestritten haben und fühlen uns von ihrer Tapferkeit und
Tüchtigkeit begeistert. — Aber wie anders war das Alles noch im
Anfänge des vorigen Jahrhunderts!
Macaulay bringt in seiner englischen Geschichte Schilderungen
von Augenzeugen, welche das Hochland durchstreift haben und voll
von Abneigung gegen Alles das sind, was sie da gefunden haben.
Die Städte, wie z. B. Inverness mögen zwar dem Hochländer
wundervoll erschienen sein; der Engländer dagegen schildert sie als
Conglomerate von engen Strassen voll elender Baracken und Holz-
häuser. Die Celten selbst lebten in schmutzigen Erdhütten, die
von Unreinigkeit starrten; die Bewohner waren theils mit ekelhaften
Geschwüren bedeckt, theils mit Theer bestrichen. Die Männer ge-
nossen zu Hause einer trägen Ruhe, indem sie den Frauen die
schwersten Arbeiten Uberliessen. Jagd- und Kriegszüge waren ihre
grösste Freude, Sicherheit war auf den Strassen nicht zu finden;
überall Raub und Mord. Das ganze Volk zerfiel in eine Menge
Clans, d. h. Stammesgenossenschaften. Der Häuptling, Laird, war
Besitzer der Feldmark und vertheilte sie unter die Stammgenossen;
ihm waren Alle verpflichtet und verbunden, ihm gehorchten sie, dem
Könige nur dann, wenn der Laird auf seiner Seite stand. Da nun
erbliche Feindschaften unter den Clans herrschten, so war es nie
einem schottischen Könige möglich, Ruhe im Lande herzustellen.
Von Ekel und Gram über dies Treiben erfüllt, sank z. B. der Vater
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Robert_Burns Maria_Stuart Maria Cromwell Wilhelm_I. Macaulay
Spanien.
21
Man hat Spanien sehr oft das Land der Ueberraschungen genannt,
da bei der geringen Bekanntschaft, welche das übrige Europa von
dem Charakter des gemeinen Spaniers hat, Ereignisse in Spanien oft
ganz überraschend sich zutrugen und in Europa gar nicht geahnt
wurden. An solchen überraschenden Ereignissen hat Espartero nicht
allein vielfach Theil genommen, sondern ist selbst in ihnen als Haupt-
held hervorgetreten. Schon der Anfang seiner Laufbahn ist echt
spanisch. Er war das neunte Kind eines armen Wagners, und da
er für dieses Handwerk zu schwächlich war, so hatten ihn seine
Eltern zum Priester bestimmt. Als der Kampf gegen Napoleon aus-
brach, wurde ein Bataillon aus Geistlichen formirt, und auch Espar-
tero nahm in diesem Dienste. Wo in ganz Europa ist so etwas
vorgekommen! Nur hier in Spanien konnte das geschehen, weil das
Volk bis in die neueste Zeit hin noch ganz in seinen mittelalterlichen
Anschauungen lebte, v. Sybel sagt sehr schön vom Jahre 1808
Folgendes: „Hinter der elenden Regierung stand hier das Volk un-
berührt, gerade durch den Verfall der Regierung daran gewöhnt, der
Leitung der Staatsbeamten zu entbehren.“ Es war noch ganz so
wie vor 300 Jahren. In den inneren Provinzen, wo die Strassen
schlecht sind und der Verkehr gering, leben die Menschen heute noch
in denselben Lastern und Tugenden, wie ihre Vorfahren im fünften
Glied. Wenn der spanische Charakter im Allgemeinen aus Religiosi-
tät, Tapferkeit und Verehrung des Königs auf der einen, aus Eitel-
keit, Verachtung des Erwerbs und übermässiger Neigung zur Liebe
auf der anderen Seite sich zusammensetzt, so ist das heute wie
früher. Auf jeden Gecken, der seine Tracht der Mode und dem
Friseur unterwirft, kommen 100,000 Spanier, die nicht ein Haar
breit an der Sitte der Väter geändert haben; auf jeden Spanier, der
sich lau in Glaubenssachen äussert, kommt eine Million, die den
Degen zieht, sobald sie so etwas hört. In der That: das System
Philipps Ii. und seiner Nachfolger hatte Spanien von den Bewegun-
gen der übrigen Welt abgeschnitten und das Land inmitten des
löten Jahrhunderts festgehalten. Das Volk war durch fanatischen
Nationalstolz und starre Kirchlichkeit von dem modernen Europa
völlig getrennt — die stolze Ruhe, der Hang zu beschaulicher Träg-
heit — und daneben wieder das empfindliche Ehrgefühl bis zum Bett-
ler hinab und eine in der Tiefe stets kochende Leidenschaft: alle
diese Züge charakterisirten damals den Spanier, wie zu Calderons
Zeit. Freilich ist jetzt Manches verändert, aber im Ganzen passt
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Espartero Napoleon Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Europa Spanien Europa Europa Spanien Eitel- Spanien Europa
Frankreich.
37
de la Poole, Markgraf von Suffolk, Abgesandter König Heinrichs von
England, übereingekommen, dass besagter Heinrich Fräulein Margare-
then, leibliche Tochter Reigniers, Königs von Neapel, Sicilien und
Jerusalem, ehelichen und selbige vor dem dreissigsten nächsten Mai-
monats als Königin von England krönen soll. Ferner, dass das
Herzogthum Anjou und die Grafschaft Maine freigelassen und dem
Könige, ihrem Vater, übergeben werden sollen: auch dass sie auf des
Königs eigene Kosten hinübergeschafft werden soll, ohne Mitgift zu
erhalten.“
Davon datirt Heinrichs Vi. Unglück. Man wird nie ohne
die tiefste Rührung das Unglück jener schönen, romantischen und
tapfern Königin lesen können. Kann man wohl eine grössere Tra-
gödie sich denken, als die, dass diese stolze und ehrenhafte Tochter
jenes ritterlichen und gutmüthigen Anjou Hülfe erflehete von Ludwigxi.
und von seinem Freunde, dem Barbier Olivier le Dain, und dem
Oberprofoss Tristan l’Iiermite. Wie mag Ludwig Xi. in seinen welt-
berühmten grauen, schäbigen Filz, den die Heiligenbilder umklapper-
ten, mit verzerrtem Munde gelacht haben, als Margaretha an alle
Ritter der Christenheit einen Aufruf um Hülfe erliess, da es Ritter-
pflicht sei, einer bedrängten Frau zu helfen. Doch lassen wir jenes
edle Herz ruhen und werfen noch einen Blick auf das finstere Avig-
non. Dort lebten die Päpste im babylonischen Exil jenes üppige Laster-
leben, welches gleich der erste von ihnen, Clemens V., begann. Er Hess,
wie bekannt, die Edelsteine seiner Tiare in ein Armband hineinfügen, um
damit seine schöne Freundin Melissende de Talleyrand Périgord zu be-
schenken. Und nach ihm lebte da jener Schuhflickersohn aus Caliors, Papst
Johann Xxii., den der Italiener Mazarin, wohl bekannt mit dem Werthe
des Geldes, als einen sehr klugen Mann rühmte, denn er habe 25
Millionen Goldgulden hinterlassen. An den Namen Avignon knüpfen
sich für die Kirche und für Deutschland sehr bittere Erinnerungen,
man denke nur an Ludwig den Baiern. Nördlich von der Provence
bis gegen Lyon hin liegt die Dauphiné. In dem südlicheren Theile dieser
Provinz bemerken wir die Stadt Valence, in dem nördlicheren Vienne,
wälschwien, und an der Isère die Gränzfestung Grénoble. Die Dauphiné
wurde bis ins 14te Jahrhundert hinein von Grafen beherrscht, welche
dem Hause de la Tour angehörten; den letzten Grafen von Vienne,
Humbert, traf das grosse Unglück, dass ihm sein einziger Sohn, mit
dem er am offenen Fenster seines Schlosses spielte, in den dicht
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: König_Heinrichs_von
England Heinrichs Heinrich_Fräulein_Margare- Heinrich Heinrichs Heinrichs Ludwigxi Olivier_le_Dain Ludwig_Xi Ludwig Margaretha Clemens_V. Hess Talleyrand_Périgord Johann_Xxii Johann Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Suffolk Neapel Sicilien Jerusalem England Avignon Deutschland Baiern Lyon Valence
Frankreich.
41
Schaden entstanden ist, dass man das Laubgehölz, welches die leich-
ten Sand- und Lehmhügel krönte, in der guten Absicht niederhieb,
das Holz zu verwerthen und Ackerland zu gewinnen. Als das ge-
schehen war, dörrte die Sonne die Bergesspitzen aus, und der Wind
trieb dann den Sand über die fruchtbaren Flächen. Und ähnlich ist
es in den Pyrenäen gegangen! Manches schöne Thal ist von seinen
Einwohnern verlassen worden, weil die Quelle, die es fruchtbar
machte, mit dem Walde verschwunden ist. Diese schönen Abfälle
der Pyrenäen bilden die Landschaft Gascogne, Wasconia oder Bas-
kenland. Da leben noch jetzt die leicht beweglichen, heiteren,
prahlerischen und doch so tapferen Gascogner. Noch heute trägt der
Baske gerne seine Nationaltracht, in der zum Staunen der Franken
Ludwig der Fromme als Kind am Ilofe seines Vaters erscheinen
musste. Dort ist das Vaterland der romanhaften Rittertracht des
Mittelalters, denn Ludwig der Fromme erschien mit Halskrause, ge-
pufften Beinkleidern und mit Stiefeln, in deren Absätze die Sporen
hieingetrieben waren. Da liegt im Gebirge das kleine Königreich
Navarra, östlich von ihm die Landschaft Béarn und nördlich von
beiden das Herzogthum Albret. Dort war ein Hauptsitz der Refor-
mirten, das war das Land, welches die edle Jeanne d’Albret und ihr
prächtiger Sohn, der gute König Heinrich Iv., beherrschte, in jenen
Bergen ist er gross geworden und mit ihm seine tapferen und treuen
Barone, aus deren Reihe ich nur den einen Marquis de Rosny, den
nachherigen Duc de Sully, nennen will. An der Mündung des Adour
liegt als Gränzfestung gegen Spanien hin die Stadt Bayonne, wohl
bekannt durch die Gefangennehmung der beiden spanischen Könige
im Jahre 1808. Und südwestlich von dieser Veste strömt das Gränz-
ilüsschen, die Bidassoa, in der eine kleine Insel, die Fasaneninsel,
sich befindet. Auf ihr erlebte man im Jahre 1659 ein ganz beson-
deres Schauspiel. Es wurde gerade in der Mitte der Insel ein Haus
erbaut, dessen eine Hälfte auf französischem, die andere auf spani-
schem Grund und Boden stand. Dahinein setzte man zwei Lehn-
stühle, und in ihnen sitzend verhandelte Mazarin für Frankreich und
de Haro für Spanien die Bedingungen des pyrenäischen Friedens.
Oestlich vom obern Lauf des Adour bis gegen Toulouse hin erstreckt
sich die Grafschaft Armagnac, von der die armen Gecken den Namen
trugen, jene wilden Compagnien, die 1444 bei St. Jakob an der Birs
den starken Arm der Schweizer kennen lernten. So schön all diese
Lande sind, so öde ist der Küstenstrich zwischen dem Adour und
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Jeanne Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Rosny Haro Jakob
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Wasconia Navarra Spanien Bayonne Bidassoa Frankreich Spanien Toulouse
Skandinavien.
133
kühnem Frevelmuthe die Hand gegen die Krone und das Leben ihres
Herrn und Königs erhoben haben. Sie haben es den Wasas nie vergeben
und vergessen können, dass sie aus ihrer Mitte emporgestiegen die
Herrscher sein sollten. Und jetzt! nun jetzt beherrscht sie der Enkel
eines Advokaten. Lass die trüben Bilder! fahren wir lieber hinaus
auf den Mälarsee, besuchen wir eine jener unzähligen Inseln des
Stockholmer Thiergartens und zwar jene, auf welcher an den Ana-
kreon des Nordens, an Otto Bellmann, sein Denkmal erinnert. Welch
heiteres Leben herrscht da! Zu lustig fast; aber bedenken wir, dass
Stockholms und Münchens Sittlichkeit übel berüchtigt sind. — Ge-
sättigt von dem nordischen Venedig wenden wir uns zu der alt heili-
gen Hauptstadt Upsala. Nicht steht der alte Odhinstempel mehr
da, aber die ganze Stadt ist jetzt ein Tempel; ein Tempel der
Wissenschaft. Linné und Berzelius haben sie weltberühmt gemacht.
Im nördlichen Theile des alten Suealandes herrscht in den Bergen
ein lebendiges Treiben; vor Allem in dem grossen Bergwerke von
Falun. Nun sind wir am Dal Elf, am Thalfluss, im Lande Dalarne,
wo die riesigen Thalkerle wohnen. Am Flusse liegen schöne Wie-
sen, auf den Bergen streckt sich der Fichtenwald hin ; weit, schaurig
still, denn es fehlen fast alle Singvögel. Kleine Hütten liegen hier
und da verstreut. Aus ihnen treten colossale Gestalten, wahrhaft
nordische Hünen. In dunkeim Gewände, einen Lederschurz vorge-
bunden, die Axt auf der Schulter oder den Spitzhammer in der Faust,
so schreitet der Thalkerl in den Wald oder fährt in den Schacht.
Mächtiger Nacken, harte, feste Züge, ein Doppelkinn verkünden die
Thatkraft dieser Leute, aber ihre Züge sind nur in der Jugend recht
frisch, bald werden sie welk! Die Noth des Lebens, die schlechte
Nahrung zerstören schnell den Schmelz der Jugend. Wenn nämlich
die Ernte nicht recht geräth, und das ist oft der Fall, so backt der
Thalkerl zerriebenes Fichtenmark zwischen sein Knakebrod; davon
wird er wohl satt, aber nicht froh. Zu diesen Leuten flüchtete, wie
bekannt, der geächtete Gustav Wasa. Denken wir ihn uns vor die-
sen Leuten stehend in seiner ganzen Lieblichkeit, in der ihn sein
Biograph schildert. Seine Grösse, sagt derselbe, war von mittel-
massiger Manneslänge, etwas über 3 Ellen. Er hatte einen runden
Kopf, blondes Haar; schönen, grossen, langen Bart, scharfe Augen,
kleine gerade Nase, wohlgebildeten Mund, rotlie Lippen, blühende
Wangen, einen rothbraunen Leib, so wohlgestaltet, dass nicht ein
Fleck sich an ihm fand, eine Nadelspitze darauf zu setzen; schöne
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: Otto_Bellmann Otto Gustav_Wasa Gustav
Ungarn.
169
ist nicht so abgeschlossen, dass nicht von allen Seiten Einwirkungen
stattfinden könnten und ist doch wieder so versteckt und umgrenzt,
dass es seine Einwohner an sich fesselt und in sich zurückhält. —
Der herrschende Stamm im Lande ist der der Magyaren. Stolz und
keck ist der Magyar; er liebt sein Vaterland so sehr, dass er meint:
ausserhalb Ungarns sei das Leben nicht lebenswerth. Sein Stolz
lässt ihn Handwerk, Gewerbe und Handel fliehen; am liebsten lebt
der gemeine Mann in der Steppe als Hirt oder er dient als leichter
Reiter. Im betroddelten Sclmiirenroek, in der Attila, in gesticktem
Beinkleid, mit kurzen Stiefeln und blinkenden Sporen daran, unter
sich sein flinkes Rösslein, so sieht sich der Magyar gerne. Wenn
dann der Ragoczi-Marsch gespielt wird, wenn der Zigeuner das Tam-
bourin erklingen lässt, dann ist dein Husaren wohl. So lebt der
Bauer, so die Unmasse des kleinen Adels; auch der Magnat, so fein
gebildet er ist, so theilt er doch die Exclusivität seiner Stammes-
genossen und bleibt stets Magyar. Seit den dreissiger Jahren unse-
res Säculums ist die Liebe für ihre Nationalität, der Gegensatz gegen
Fremde, namentlich deutsche Bildung unter den Magyaren mit neuer
Stärke erwacht. Seitdem haben sie ihre Sprache, welche mit der
Türkischen, Baskischen und Finnischen Aehnlichkeit hat, sehr ausge-
bildet und sind in ihrer Mitte Dichter und Schriftsteller erstanden.
Fast eben so zahlreich als dieses Volk wohnen in Ungarn die Sla-
ven: sie theilen sich in mehrere Stämme, von denen wir schon die
Slowaken und Croaten erwähnt haben. Der Slave liebt den Acker-
bau und beschäftigt sich auch hier gerne mit ihm, obgleich einzelne
Stämme daneben noch andere Erwerbszweige mit Eifer pflegen. So
ist der Croat der Fuhrmann, der bis nach Schlesien hinein den
Waarentransport vermittelt. Ueberall durch ganz Ungarn zerstreut,
wohnen ausgewanderte Serbier, welche hier Raizen heissen. Sie
haben die ärmsten Viertel in den Städten inne, wo sie durch Klein-
handel ihr Leben fristen. Wie der Serbe im Vaterlande vor Allem
ein Schweinezüchter ist, so ist auch hier in Ungarn der Schweine-
handel fast ganz in seinen Händen. — Solche vor dem türkischen
Drucke entflohenen Slaven sind die in der Debrecziner Puszta ange-
siedelten Haiduken. Haiduk, Räuber, nennt nämlich der Türke jeden
Christen, welcher seinem Drucke sich entziehend die Berge aufsucht.
Diese ungarischen Haiduken, ganz besonders grosse und schöne Leute,
wurden und werden noch als Polizeisoldaten und Diener viel ge-
braucht und so ist es gekommen, dass wir unter einem Haiduken
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]