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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 12

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
12 Die deutschen Ströme. Teutschlands von der Elbe nach Osten. Die in den Mittelgebirgen aus einen weiten Raum, in Tausende von Tälern zerteilten Quellflüsse sammeln sich bei allen deutschen Strömen bald nach dem Austritt aus dem Gebirge, wo daher alle unsere Ströme auf kurzer Strecke eine Menge von Zuflüssen empfangen, wogegen das Tiefland nur wenige größere Zuflüsse zusendet. So erhält die Elbe nebeneinander Saale, Mulde und Schwarze Elster, die Oder Meitze, Bober und Bartsch und die Weser Fulda, Eder, Werra und Diemel. Weiter unten tritt in allen diesen Fällen nur noch ein größerer Nebenfluß: Aller, Havel, Warthe hinzu, der in jedem Falle die Schiffbarkeit auf eine höhere Stufe hebt. Außerdem tritt in den mitteldeutschen Flußsystemen in jedem einzelnen ein Nebenfluß hervor, in dessen Richtung sich der Hanptflnß fortsetzt, so daß eine längere Hydro- graphische Linie entsteht, die verhältnismäßig kleinen Nebenflüssen wie Saale und Neiße eine höhere Beden- tung verleiht. Ein anderer Einfluß der Bodengestalt macht den Unterlauf aller Flüsse in den Küstengebieten der Ostsee durchaus abhängig von dem Zug der die Ostsee umgürtenden Höhenrücken. Wo dieses System in Holstein und dann wieder in Ostpreußen nordsüdliche Richtung annimmt, geht sein Abfluß westwärts, wo es nordöstlich gerichtet ist, nordwestwärts und in der Senke der untern Oder ostwärts. Früher, als die Geographie den Wasserscheide n ■Gtne große, aber nicht begründete Bedeutung beilegte, war viel die Rede davon, daß durch Deutschland ein Teil der großen europäischen Wasserscheide zwischen Ozean und Mittelmeer ziehe. Auch der Ruhm des Fichtelgebirges geht darauf zurück, daß dort die Quellen des Mains und der Eger, der Nab und der Saale liegen, der Zuflüsse des Rheius, der Donau und der Elbe. Praktisch bedeuten solche Annäherungen nichts, wenn sie so hoch gelegen sind, daß der Verkehr sie nicht -benutzt. Wenn auf den? 800 in hoheu Brockenfeld in

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 31

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Landschaftsbilder aus dein Böhmerivalde. 31 ein Lichtfaden, dann ein flatternd Band und endlich ein breiter Silbergürtel um die Wölbung dunkler Wal- desbusen geschlungen — dann, bevor sie neuerdings schwarze Tannen- und Föhrenwurzelu netzt, quillt sie auf Augenblicke in ein lichtes Tal hervor, das wie ein zart- lich Auge aufgeschlagen ist in dem ringsum trauernden Waldesdunkel. — Das Tal trägt dem wandernden Wasser gastliche Felder entgegen und grüne Wiesen und auf einer derselben wie auf einem Sammetkissen einen kleinen Ort mit dem schönen Namen Friedberg. — Von da nach kurzem Glänze schießt das Wellensilber wieder in die Schatten erst des Jesuiterwaldes, dann des Kien- berges und wird endlich durch die Schlucht der Teufels- mauer verschlungen. Der Punkt, von dem aus man fast so weit, als hier beschrieben ist, den Lauf dieser Waldestochter übersehen kann, ist eine zerfallene Ritterburg, von dem Tale ans wie ein luftblauer Würfel anzusehen, der am obersten Rande eines breiten Waldbandes schwebt. Friedbergs Fenster sehen gegen Südwesten auf die Ruine, und defsen Bewohner nennen sie den Thomasgipfel oder Tho- mastürm oder schlechthin St. Thoma und sagen, es fei ein uraltes Herrenschloß, auf dem einst grausame Ritter wohnten, weshalb es jetzt verzaubert sei und in tausend Jahren nicht zusammenfallen könne, ob auch Wetter und Sonnenschein daran arbeite. Oft saß ich in vergangenen Tagen in dem alten Mauerwerke, eiu liebgewonnenes Buch lesend oder bloß den lieben aufkeimenden Jugendgefühlen horchend, durch die ausgebröckelten Fenster zum blauen Himmel schauend oder die goldenen Tierchen betrachtend, die neben mir in den Halmen liefen, oder statt all dessen bloß müßig und sanft den stummen Sonnenschein empfindend, der sich auf Mauern und Steine legte--oft und gern Verweilte- ich dort, felbst als ich das Schicksal derer noch nicht kannte^ die zuletzt diese wehmütige Ttätte bewohnten.

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 38

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
38 Schwarzwald-Hochland, Der Schleier aus Purpurfäden, der die Vogesen ver- hüllt gehabt, beginnt zu zerrinnen, sie gliedern sich, Kuppe um Kuppe tritt aus dem abnehmenden roten Strahlenmeer hervor, und Ich begrüß' euch da drüben in schimmernder Weite Hoch über des Rheines aufspiegelndem Glanz, Ihr Berge des Wasgau's — aus blutigem Streite Ruckkehrende Warte germanischen Land's! Ihr Zwillingsgipsel, entfremdet in trüber Zerisseuheit Schmach uns Jahrhunderte lang, Es rauschen nun wieder herüber, hinüber Die Wipfel den alten, verschwisterten Klang. Heim kamt ihr so jung, als ihr Abschied genommen In blühender Almen unalterndem Kranz; In schimmernder Weite willkommen — willkommen. Du kehrende Warte germanischen Land's! Wie liegt in dem schönen Abendlicht die Welt zu unser» Fußen! Da dreht unser Blick sich noch einmal — sei es von Höchenschwand, vom Blaueu, Neichen, Schauinsland, Feldberg, Kandel, Kniebis, der Hornisgrinde - - ost- wärts zurück, und über deu dunklen Wäldern und Gipfeln des Schwarzwaldes tauchen auch dort fern an? Rande ebener Weiten weltabschließende Erhebungen auf. Im Südosten kleine, nah zusammengedrängte, schroffe Kuppen, die Basaltkegel des Hegau — dmm nordwärts entlang ein lang hingedehnter, im letzten Lichte halb herüberschimmernder Strich, der steile Abfall des Schwä- bischen Jura oder der Rauhen Alb, über der einzelne dunkel aufgetürmte Spitzen höher emporsteigen. Weit im Norden als letzte sichtbare eine leere, sargähnlich ab- geplattete, ihr entgegengesetzt im Süden eine von hohen Burgzinnen, Dächern und Türmen überkrönte Höhe Zwei Gipfel ragen im Schwabenland, Sie künden empor mit Deuten der Hand Des Deutschen Reiches Geschichte: Der öde Staufen im Abendglanz, Der Hohenzollern im Zinnenkranz, Vergoldet vom Morgenlichte!

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 43

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Eine Donaureise. Durch das Tor von Theben tritt der Strom in die weite oberungarische Tiefebene. Hier ist eine seiner verwil- dertften Strecken, aber nach langem Zögern hat auch hier die menschliche Hand bändigend eingegriffen. Hier ist die Donau uicht mehr blau, sondern schmutzig graugelb. Der Ungar nennt daher seinen heimatlichen Strom die „blonde Donau". Blau aber ist der Himmel, eine unge- henre Wölbung, die auf keine 'Bergeshäupter sich stützt. In der unübersehbaren Weite flirrt ein Glanz, wie man ihn sonst nur iu den südlichen Himmelsstrichen antrifft. Tie Einsamkeit wird zeitweilig unterbrochen von flat- terndem Wasserwild oder in der Höhe kreisenden Weihen. Vom öden Ufer steigt eine graue Rauchsäule kerzengerade zum Himmel, einzelne Gestalten zeigen sich in der Blen- dung wie auf Goldgrund hingekleckst, in bläulichem Duft verschwinden die Fernen. Die weißen Fischer am Ufer statuenhaft unbeweglich, das graue Gebüsch neben den gewundenen Kanälen, — da und dort lange Reihen von Schiffmühlen, Remorqnenrs, Kähne und neuester Zeit die Tausende von Arbeitern mit ihren Werkzeugen und Maschinen, mittels welcher dem Strom ein tieferes Bett vorgezeichnet werden soll, — dazu das unruhige Lebeu im Schilf, wo die Sandläufer und Regenpfeifer sich tummeln und großblätterige Wasserpflanzen sich schaukeln: das alles ist außerordentlich malerisch. Alsdann sind wir in Budapest, der goldenen Gürtel-- schließe, welche die Donau des Westens mit der Donau des Ostens verbindet. Zwei Welten, grundverschieden in der Gestaltung der Landschaft, des Volkslebens und der Geschichte, finden am Ufersaume der magyarischeu Schwesterstädte ihre Verknüpfung. Er'gübe sich diese Tatsache nicht aus sich selbst, aus geographischen und ethnographischen Verhältnissen: die Ausschau voiu St. Gerhardsberg (Blocksberg) in Ofen müßte diesen Sach- verhalt mit einem Schlage vermitteln. . . . Unübersehbar weit dehnt sich nach Süden und Südosten die Ebene, ein anderes Meer, welchem wie dem blaueu Ozean der

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 64

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
64 Wartburg-Sonntag. Schatten; die letzten Gäste waren verzogen; in seltsamen Streifen dehnte sich da unten der Wiesennebel. Wir waren noch einmal in die Mitternacht hinaus- getreten, auf die Bastion und hatten das Nachtbild voll aus uns wirken lassen. In solcher Mitternacht zog ein eisenklirrender Reitertrupp in die schwarze, silbernm randete Burg ein und snhrte einen ungepanzerten Ge- fangenen in ihrer Mitte: Luther. In solcher Mitter nacht kam aus der Burg ein winziger Lichtschimmer: aus der Kemenate der betenden Elisabeth. In solcher Mitter- nacht sprühte aus allen Höfen und Fenstern Getös und Gelächter, Harfenklang und Becherschall und Fackelschein stadtwärts ziehender Festgäste. Alles ans dieser einzigen Wartburg! . . . Flimmernder Schein beginnt zu erzittern. Hinter dein Turm wird der Himmel hell. Die Wartburg scheint Glanz auszuatmen', es kommt ans den Tiesen der Burg ein sehr hohes, saitenseines, hauchendes Harfen. Immer breiter erstrahlt der Himmelsbezirk; das Blau der Nacht weicht zurück oder verwandelt sich in Weiß; blendend erblüht nun die Fläche und jetzt: Blank und groß tritt der Vollmond hinter das Turmkreuz der Wartbnrg. Tiefergreifende Pracht, die man wunschlos und wortlos anstaunt! Am Nachbarfenster regt es sich: auch dort ist Andacht wach geworden, gelockt von dem einfallenden Mondlicht. Wir rufen uns halblauten Gruß zu und betrachten schweigend dies große Über-die-Erde-wandern der erhabe- nen Leuchte der Nacht. Kein Laut erwacht in den Wäl dern, schweigend lasten die Schatten der Burg. . . . Ein spätes „Gut' Nacht", ein leises Fensterschließen und ein wohlig-müdes Znbettegehen. Und die Nacht gehört dem Weben der Nebel, den Elfentänzen in weiten Gebirgen, dem königlich darüber hinziehenden Vollmond.

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 69

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Der Harz. b-> 12. Der Harz. Aug. Trinius: Alldeutschland in Wort und Bild. Eine malerische Schilderung der deutschen Heimat. 2. Aufl. Berlin, Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung. S. 1—8. (Gekürzt.) Wer vom Norden Deutschlands sich dem Harz nähert, dem mutz dieses herrliche Waldgebirge wie eine stolze, grüne Ehrenpforte wohl erscheinen, durch welche er schreitet, um dann jenseits derselben immer neue, wechselnde Herrlichkeiten des deutschen Vaterlandes be- wundernd zu schauen. Der Harz ist das nördlichste aller deutschen Gebirge. Von hier ab streicht in immer mehr besänftigten Wellenlinien das norddeutsche Tiefland zum Meeresstrande hin. Vielleicht eben deshalb auch, weil es gleichsam hier zum Abschied geht, hat sich im Harz noch einmal all die Schönheit und der romantische Zauber deutscher Wald- und Bergespracht verdichtet und zusammengedrängt. Was andere deutsche Gebirge im einzelnen charakterisiert: wogende Laubmassen, ernste Tannennacht, wildzerrissene Felsenwelt und öde, un- fruchtbare Hochfläche, liebliche Talgründe und maje- ftätifche Bergwände, durch welche der Wildbach sich donnernd seinen Weg über Geröll und Granitblöcke zu Tale sucht — dies alles finden wir auf verhältnismäßig engem Räume. Und dazu gesellt sich ein Reichtum von Sagen und geschichtlichen Erinnerungen, wie solche nur wenige andere Gebirge aufzuweisen haben. Hirten und Bergleute, Köhler und Jäger sind ja die treueften Bewohner der Volkspoesie mit ihrem Sagenschatze. Aus zahlreichen Schlössern und Ruinen, Kapellen und sonstigen Stätten umtönt es uns von Erinnerungen an ferne deutsche Kaiserzeit, an die Jugendjahre unseres Vaterlandes. War doch der Harz der liebste Jagdgrund der alten, mächtigen Sachsenkaiser! Hier gründeten sie Städte und bauten Pfalzen, hier saßen sie am Vogelherd oder jagten das reißende Getier der unwirtlichen, weiten Wälder. Immer wieder kehrten sie hierher zurück, sich

7. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 70

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
70 Der Harz. auszuruhen von Krieg und Weltgetümmel, im grünen Harz den Glanz der Majestät so gern mit still sich freuen- der Menschlichkeit zu tauschen. Maler und Poeten haben immer wieder, angezogen durch die Reize dieses Gebirges, den Harz verherrlicht, dem Geschichtsforscher und Archi- tekten, dem Kunstgelehrten wie Geologen blieb er bis heute ein Arbeitsfeld reichster Ausbeute. Der Wanderer aber begrüßt ihn mit Jauchzen; er trinkt in vollen Zügen die frische Waldluft ein und klimmt den rauschenden Wildwässern entgegen hinan zu den Gipfeln, die Brust voll Sehnen, Begeisterung und Liederlust. Und kommt die letzte Wanderstunde, dann streift sein Blick noch ein- mal über die Kette mächtig ragender, grüner Waldberge hin, und er murmelt dankbar den alten Segensspruch des Harzes: „Es grüne die Tanne, Es wachse das Erz, Gott schenke uns allen Ein fröhliches Herz!" Reich hat die Natur den Harz gesegnet, nicht nur mit blinkenden Schätzen in seinem Berginnern, auch mit Schönheit und erhabener Bildnerkunst. Neben lyrischer Anmut lieh sie ihm ebenso Landschaftsbilder von bezwin- gender Größe, wie sie diesseits der Alpen kaum wieder angetroffen werden, und die uns mit Staunen und stillem Erschauern vor der unendlichen Schaffensgewalt der Natur erfüllen. Das hat sich unsere Neuzeit denn auch zu nutze gemacht und, die Bewunderung der herbei- strömenden Menschheit gründlich auszubeuten, mit roher Hand und brutaler Rücksichtslosigkeit den Schimmer ur- sprünglicher Schönheit vernichtet. Die Natur ward in Pacht genommen, „vermenscht", ihres hinreißenden Zau- bers für immer entkleidet. Nirgends hat sich im deutschen Baterlande die gemeine Gewinnsucht so breit gemacht als stellenweise iin Harz. Nur mit Mühe und unter Mitwirkung der Regierung ist es einem Häuflein deut- scher Männer gelungen, der letzten Verwüstung des Bode-

8. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 73

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Der Harz. 16 Nebeldünste und schweben in Geistergestalten empor zum uralten Herenaltar des Brockens. Es ist der Sitz der Hölle, und wer ihn einmal in fahler Beleuchtung, in Herbststurm und wogenden Nebelballen durchzog, der versteht es, warum einst der naive Kindersinn des Volkes das Reich des Teufels hierher versetzte. Es ist eine wilde, eigenartige Poesie, welche den Brocken und seine stein- besäte, moorige Umgebung umweht. Aber aller Spuk verschwindet, wenn die Sonne ihre spielenden Lichter darüber niedergießt, wenn der Himmel wie eine blaue Riesenglocke über Gebirge und Land sich wölbt und das Auge bewundernd in die lachenden Tiesen von lustiger Höhe niedertaucht, in die Täler und über die grünen Bergwälle, hinüber nach Thüringen, hinaus das norddeutsche Flachland, zu ragenden Domen, Schlössern und Ruinen, zu ungezählten Dörfern, Städten und am Horizonte in Dnft sich sast lösenden fernen Höhen. Da löst sich aller Geisterspuk und Höllengraus auf in dem Empfinden beglückender Lust, in der Freude am Schönen einer unvergänglichen Natur. Der Harz, ursprünglich Hart = Bergwald geheißen, erhebt sich zwischen Leine und Saale an der Grenze von Nieder- und Obersachsen in einer Länge von ungefähr 100 1cin und einer größten Breite von 33 km. Was ihn, besonders von Norden und Nordosten her, so imponierend und wunderbar erscheinen läßt, das ist, daß er hier zum Teil jach und völlig unvermittelt ans deni Flachlande aufsteigt, um sofort, wie am Ausgange des Bodetales, in wahrhaft königlicher Majestät gewaltige Felsenmauern zu zeigeu, durch welche die Bode in das offene Land heraustritt. Auch der Brockeu, der nur 8 km vom Tieflande getrennt ist, erscheint deshalb uni so machtvoller im Gegensatz zu der schrankenlosen Ebene, neben welcher er sein so oft nebelumwogtes Haupt ernst in die Höhe hebt. Dieses rasche und auffallend steile Ansteigen gibt dem Harz ein weitaus großartigeres Air- sehen, als derselbe dies in einer andern Umgebung ge-

9. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 78

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
78 Die Sudeten und ihre Bewohner. Welch ein herrliches Landfchaftsgemälde entrollt fick vor uns, wenn wir den hohen Kegel des südwestlich von Breslau in einsamer Größe aufragenden Zoöten be steigen! Da liegt vor uns am Ufer der We istritz das viel umkämpfte Schweidnitz, die frühere Deckfestung der Sudetenpässe zwischen Breslau und Prag, dessen Wälle nun friedlich in schöne Schmuckanlagen umgewandelt sind, nicht weit davon der von Moltke mit feinem Sinn für landschaftliche Anmut geschaffene Park von Kreisan, unter dessen stillen Wipfeln der große Schlachtendenker sich die Ruhestatt erwählte; dahinter wölbt sich der bobe Rücken des Eulengebirges an der uns zugekehrten Lang- feite des Glatzer Kessels, und in seiner Südostrichtung schweift der Blick bis zum Riefendom des Altvaters auf dem Gesenke. Wenden wir das Auge wieder nach rechts um, so erkennen wir hinter Schweidnitz die waldigen Kuppen des Waldenburger Kohlengebirges und jenseits d?s reichbestellten, mehr hügeligen Berglandes zu beiden Seiten der Katzbach mit seinen schmucken Banerndörfern den aufblauenden Riesenkamm mit der Koppe, ja als Horizontabschluß im fernen Westnordwest die Lausitzer Landskrone. Tie alpenhafte Großartigkeit des Riefen- gebirg es mit seinem die Phantasie anregenden wun- derbaren Wetterspiel, so jäh umschlagend von Sonnen- glänz in heulenden Sturm und Blitze schleuderndes Ge- witter, dessen Donner das Echo der Berge wecken, hat allein an dieser Stelle 'den Deutschen zur Erdichtung eines Berggeistes vermocht, der hier allmächtig über Natur und Menschen herrscht. Man sieht den Rübezahl, diesen Zeus der Sudeten, wohl bisweilen im grauen Wolkenmantel daherziehen, ganz wie sich die alten Ger- manen den Wodan dachten, meist aber ist er der unsicht- bare Spender von wildem Wetter un'd Sonnenschein, der den Bösen mit seinem Wetterstrahl trifft, den Guten belohnt. Alte Wurzelsucher am Gebirge scheuen sich nocb jetzt, den Gewaltigen Rübezahl zu nennen, was ihnen sträflicher Übermut dünkt; sie heißen ihn in frommer

10. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 79

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Die Sudeten und ihre Bewohner. Scheu den Herrn Johannes, offenbar eine christliche Ver- kleidnng des altheidnischen Gebirgsdämons. . . . Der das Innere Böhmens von der schleichen Nie- derung trennende Gebirgswall ist, abgesehen von deru österreichisch gebliebenen Gesenke an der Mährischen Pforte, durch die entscheidungsvollen Feldzüge Friedrichs des Großen innerhalb des zur Oder abwässernden An- teiles beinahe ganz preußisch geworden. Einstmals bildete er eine unwegsame neutrale Wälderzone zwischen den Tschechen auf der einen und den polnischen Slaven auf der andern Seite. Als Kaiser Barbarossas Freund, der Piastenherzog Boleslaw, die deutsche Kolonisation des schlesischen Polenlandes begründete, im Jahre 1175 als Tochter der thüringischen Zisterzienserabtei Pforta das Kloster Leubus an der Oder abwärts von Breslau gestiftet wurde und bald an Stelle der 'Eichwälder und Odersümpfe mit ihren 'Biberbauen unter dem Zauber- schlage deutscher Arbeit Saatfelder, Obstgärten, selbst Weingelände ergrünten, da drangen die deutschen Siedler auch bald in den sudetischen Wall vor, wo bis dahin an- scheinend nur im einladendern Binnenraum des Glatzer Kessels ein paar tschechische Örtchen angelegt worden waren. Anßer einer altern Grundschicht niederdeut- scher Zuwanderung empfing Schlesien seine die Wälder rodenden Mönche und freien Bauern, seine das städtische Gewerbs- und Marktleben nach deutschem Muster ein- richtenden Bürger aus drei Stämmen oberdeutscher Zunge. Nicht stark beteiligt waren dabei die Hessen; sie pflanzten allem Anscheine nach die nordschlesischen Reben, denn Grünberg dortselbst erweist sich als Tochterstadt des kleinen Grünberg am Vogelsberg durch noch heute vor- handene Übereinstimmung von Familiennamen dort und hier. Hauptsächlich aber ist Schlesiens Deutschtum thü- ringischen und mainfränkischen Kolonisten zu verdanken. Der deutsche Schlesier führt mithin nord- und süd- deutsches Blut in den Adern, wohl nur wenig versetzt mit etwas polnischem, so gewiß seine alten Städte ein bau-
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