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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 60

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Wartburg-Sonntag. Freuden und Überraschungen warten. Und vereinzelte Jodler hallen jetzt schon aus waldigen Tiefen oder von den wunderherrlichen Felsgebilden des Marientals herüber. Nun denn, ihr breiten Wände mit den Fensterbogen des Sängersaals, du Stätte des Minnegesangs und ritterlicher Tüchtigkeit — sind deine Herren und Knap- Pen, deine Sänger und Edelfrauen bereit? . . . Ich lebe eindringlich die Vergangenheit nach. Mir ist, als war' heut' wiederum Sängerfest. Osterdingen bat heute sein Lied zu bringen oder er verfällt dem Henker. Mir ist, als hört' ich da oben ein Türenschlagen in den Morgengemächern, ein Liedchenträllern der Kam- merfranen, wenn sie vorüberlaufen an offenen Fenstern. Und in Hof und Werkstatt ist ein Klopfen, Scheuern, Putzen. Frau Landgräfin Sophie bewegt sich in einem Gefolge von gesitteten Sängern in lebhafter Unterhal- tung ans dem Burgtor; sie wendet sich mit dem färben- blitzenden Geleit nach rechts, um auf der Höhe des Berg- rückens in bewegtem Gedankenaustausch zu lustwandeln. Gräfin Mechthild tritt bald darauf aus dem Franenpallas mit viel leiserm Gewänderrauschen als ihre hohe Freun- diu, begleitet von wenigen Dienerinnen: sie geht zur Morgenandacht am Waldkreuz. Errötend geht die blasse, süße Frau, da eine Kette von Neugierigen am Tor steht und die Minnigliche züchtig grüßt. Und immer hallen ans weiter Ferne Waldhörner, aus der Landgrafen- schluckst, aus dem Annatal, von heranziehenden Fest- gasten. Knappen und Knechte, die müßigen Schelme, reiten im Stall ans den Pferdekrippen und pfeifen Schalks- lieder oder treiben Possen. Einer thront umgedreht auf des Landgrafen bestem Schimmel, läßt die Beine über den Pferderücken hangen und spielt den empörten Land- grafen, wie er eben den Henker ruft; eiu anderer gibt mit komischer Wildheit den Henker, einen Besen im Arm, die Rechte wie eine Tatze mit Grimassen ausgestreckt,

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 62

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
62 Wartburg-Sonntag. Verdeckt, aber die wachsende Stadt drängt darüber hinaus und füllt das ganze Tal; helle Landhäuser sind ans den Waldberg hinaufgeklettert und grüßen zur Wartburg herüber wie mützenschwingende Jungen. Gleich vor uns hat sich der Metilstein vor die Ebene gelagert. Auch er trug eine Zeit lang eine Burg. Aber sie verschwand ebenso rasch wieder wie die „Eisenacher Burg" am an- dern Ende unseres Bergrückens. Die Wartburg ließ solche Nebenbuhler nicht aufkommen. Am nordöstlichen Horizont steht wie erstorben in dieser lebendigen Landschaft der Hörselberg, kahl, lang, rötlichgrau ein feierlich stummer Sarkophag. Dort hat Tannhäuser „im Tann gehaust". Im Tann hausen, heißt aber, in sechs Tannenbrettern ruhen: iin Sarg. Dort war Tannhäuser lebendig tot, unerwacht zur Lebenspflicht. Der Berg war einst der Göttin Hulda geweiht, der unermüdlichen Frau und Mutter, der emsigen Spinnerin. Eine schwächliche Zeit hat später diese Frau und Göttin in eine gefährliche „Venns" verwandelt; und man gesellte ihr einen „Ritter" bei, der nach sündigen Lüsten in Büßertum zusammenknickt, statt daß er sich zu Lebensstolz und Bessermachen aufrafft. Von Norden her haucht uns der Saatenduft der schimmernden Ebene an, Sonntag, Glanz und glühende Luft! ... In der Nähe ein welliges, waldbedecktes Gebirgsgelände, das durchlaufen ist von braungrünen Sommerwiesen mit ihren vielen Blumen und Rispen und Dolden; Felsen voll Heidekraut; weiche, runde Baumwipfel, die sich allerliebst anschmiegen an das sest und starr emporragende Mauerwerk der Sängerburg. Der Tag klang aus. Der Sonnenuntergang glühte langsam zur Erde, gegrüßt von unserm Schaumwein. Indem ich mir nun zurechtlege, was sich aus der Fülle unserer heiter oder ernst gestimmten Gespräche auswählen lasse, sehe ich wieder den betagten Dorffchul- meister aus dem Wasgan im schwarzen Sammetkäppchen

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 82

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
82 Die Sudeten und ihre Bewohner. hundert -, so wendete man sich wie ans der böhmischen Seite des Gebirges der Woll- und Leinweberei, außer- dem der Glassabrikation zu. Kaiser Karl Iv. sorgte auch im lausitzischen und schlesischen Nebenland seiner Böhmenkrone durch Herbeiziehen vläinischer Webmeister aus Flandern für Hebung des schon dainals zu hoher Bedeutung für die sndetische Volkswohlfahrt gestiegenen Weberhandwerks. Görlitz, der wichtigste Verkehrsplatz der Lausitz, gründete seinen Bürgerreichtum namentlich auf die Herstellung und den Vertrieb von Tuchstoffen; in Hirschberg heißen noch heute die „Lauben", d. h. der pfeilergetragene Umgang um den Markt unter dein vor- springenden ersten Stockwerk der Häuser, Stricker-, Garn- und Tuchlaube nach den Lagergewölben, die sich einst Dahinter befanden. Friedrich der Große wandte gleich nach der preußischen Besitzergreifung von Schlesien der Glas- und Textilindustrie des Gebirges seine beson-- dere Fürsorge zu. Der Flachs wuchs ja den Sudeten- bewohuern vor der Tür, Spinnen und Weben der Lein- faser war altgewohnte Beschäftigung der Leute nach der sommerlichen Feldarbeit. Dank dem fördernden Einfluß des großen Königs erzielte der Flachsbau und die Lein- Weberei des schlesischen Gebirges einen solchen Aus- fchwung, daß schlesische Leinwand über Hamburg und Bremen nach England, über den von Fugger einst be- gründeten Leinwandstapel zu Augsburg nach Italien ging. In unserm Jahrhundert kam dann der arge Rückschlag. Durch seine Maschinenindnstrie eroberte sich nun umgekehrt England Absatz seiner Leinenwaren anch aus dem Festland, und durch reichliches Einweben von Baumwolle erreichten die. Stoffe eine Billigkeit, mit der die schlesischen Weber nicht zu wetteifern vermochten. Die Not in den lang die Sudetentäler emporziehenden Weber- dörfern erreichte eine bedenkliche Höhe, unheimlich ging zur darbenden Winterzeit der Hungertyphus um. Doch die Krisis ward glücklich überwunden. Heute darf sich Schlesiens Gebirge wieder einer ihren Mann nährenden

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 200

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
200 Gaußberg und Inlandeis. gen, und es überkam uns ein Gefühl freudiger Spannung bei dem Gedanken, dem ersehnten Marschziel so nahe zu sein. Seit 116 Tagen lebten wir auf offener Landstraße, stetig wechselten die Bilder und Eindrücke. Natur und Menschen hatten viel des Interessanten geboten, und wir hatten manche Erfahrung sammeln können, aber anch Strapazen und Entbehrungen waren nicht ausgeblieben. Die verzehrenden Strahlen der Sonne, die beschwerlichen Märsche und Flußübergänge, die lästigen Insekten und auch Hunger und Durst traten oft niederdrückend und ermattend den Genüssen und Freuden der so vielseitigen und anregenden Reise entgegen, doch half das Interesse zur Sache und die Freude an der Arbeit hierüber hinweg. Jetzt, in der Nähe der Residenz des großen Balubafürsten Kalamba, winkten uns die Tage der Ruhe und der Vor- bereitung für die Fahrt auf dem Kassai. - Unter dem Jubel der Eingeborenen, die am Eingang und in den Straßen Spalier bildeten, hielten wir am 8. November den Einzug in Mukenge und begrüßten Kalamba, der sich mit den vornehmsten seiner Leute auf der Kiota eingefunden hatte. 12. Gaußberg und Inlandeis. Erich von Drygalski: Zum Kontinent des eisigen Südens. Deutsche Südpolarexpedition. Fahrten und Forschungen des „Gauß" 1901—1903. Berlin 1904, Druck und Verlag von Dietr. Reimer. S. 295—304. (Unbedeutend gekürzt.) Schönes, fonniges Wetter strahlte über dem Eis, als wir das Schiff verließen. Unter endlosem Gehenl wurden die Hunde zusammengekoppelt und dann zunächst lose mitgeführt, da die Schlitten schon vorher an das ebene Eisfeld südlich vom „Gauß" gebracht waren. Wir hatten zur Reise Windkleidung angelegt, aus leichtem, aber festen! Baumwollenzeug bestehend, das man über die wollenen Unterkleider zog, weil Pelze zum Gehen und

5. Bd. 2 - S. 233

1903 - Langensalza : Greßler
233 einen Krieger mehr. Wird dem Kabylen hingegen eine Tochter geboren, so bringt das in der gewöhnlichen Lebensweise des Hauses und des Dorfes nicht die mindeste Veränderung hervor. Stirbt ein Araber, so wohnen nur die nächsten Verwandten und Freunde den Bestattungsfeierlichkeiten bei, und sobald diese vorüber sind, geht jeder wieder seinen gewöhnlichen Geschäften nach. Beim Begräbnis eines Kabylen ist der ganze Stamm anwesend und in Trauer; denn es ist ein Glied der ganzen, großen Familie, das man verloren hat. Nie- mand darf an dem Tage arbeiten und, mit Ausnahme der Verwandten des Toten, sind alle Bewohner des Dorfes bemüht, die aus anderen Ortschaften herbeigeströmten Stammgenossen zu bewirten. Das Weib des Arabers nimmt eine sehr untergeordnete Stellung ein. Sie sitzt uicht mit ihrem Manne und noch weniger mit seinen Gästen zu Tisch. Die Frau des Kabylen hingegen ißt mit der Familie, auch in Gegenwart von Fremden. Die arabische Frau hat sich aus- schließlich der Sorge für das Zelt zu widmen und verläßt dasselbe selten. Sie bereitet die Mahlzeiten ihres Herrn und Gebieters, pflegt sein Pferd und hält deil Bügel, wenn er es besteigt. Die Kabylin genießt eine bei weitem größere Freiheit. Sie begibt sich nach dem Markte und kauft und verkauft; denn der Kabyle würde es unter seiner Würde halten, sich, wie der Araber, um Wirtschaftsangelegenheiten zu kümmern. Die Araberin darf Gesellschaften, in denen sich Männer befinden, nicht besuchen, und ein Schleier verhüllt ihr Gesicht. Die Frau des Kabylen erscheint, wo es ihr gefällt; sie plandert, lacht und zeigt ihr Angesicht unbedeckt. Sie lebt mit und unter den Männern ihres Stammes, und darin ist auch die Ursache ihrer Selbständigkeit zu suchen, die sie zeigt, wo es nötig ist. Sie ermuntert im Kampfe ihren Mann und ihre Brüder, sie trägt Munition herbei, verbindet die Ver- wundeten, und flieht ein Feigling vom Kampfplatze, so ist es die Frau, die ihn der allgemeinen Verachtung überliefert, indem sie mit Kohle ein Zeichen auf seinem weißwollenen Hemd oder auf seinem Burnus anbringt. — Die arabische Frau ist fast keiner selbständigen Handlung fähig; sie tritt aus der väterlichen Bevormundung in die ihres Mannes und kehrt auch im Falle einer Scheidung unter das Dach des Vater- Hauses zurück. Die Frau des Kabylen geht ebenfalls, wenn sie sich von ihrem Manne trennt, zu den nächsten Verwandten, aber sie genießt als geschiedene Frau eine unbeschränkte Freiheit. Die Frau des gewöhnlichen Arabers ist in der Regel schmutzig. Die Kabylin ist bei weitem reinlicher, sie wechselt täglich zweimal ihre Kleider und am Abend legt sie die besten Schmucksachen an. Vielleicht ist es diesem Umstände zuzuschreiben, daß man die Kabylin im allge- meinen für schöner hält als die Araberin. Aber nicht nur in allen moralischen Eigenschaften, in allen Sitten und Gebräuchen unterscheidet sich der Kabyle von dem Araber, auch die Körperbildung beweist, daß sie verschiedenen Ursprungs sind

6. Bd. 2 - S. 490

1903 - Langensalza : Greßler
490 und Pflege der Kinder fällt ihnen noch beinahe alle Plackerei und geringe Arbeit anheim. Die Männer widmen sich nur der Jagd und dem Kriege, hüten das Vieh und schaffen die Nahrung; alles andere Geschäft fällt den Weibern zu. Mann und Weib verlassen einander nur selten, selbst im höchsten Alter nicht; auch schlägt der Mann nur selten das Weib. Allein wenn bei dem Patagonier ein- mal die nicht durch Bildung im Zaum gehaltene Wildheit der Leiden- schaften erwacht, so schont seine Wut auch gar nichts. — Der Kranken nehmen sie sich liebevoll an, und dem Alter begegnen sie mit Ehrfurcht und Rücksicht. Die Würde ihrer Häuptlinge oder Kaziken ist erblich, allem ihre Gewalt sehr beschränkt. In wichtigen Fällen steht ihnen ein Rat der Alten oder von den hervorragenden Kriegern des Stammes zur Seite. Sie haben keine Befugnis, Steuern zu erheben oder von ihren Lehensmännern irgend etwas zu nehmen, sondern müssen diese im Gegenteil mit großer Milde und Menschlichkeit be- handeln und ihren Bedürfnissen oft abhelfen, sonst stellen sie sich unter den Schutz eines andern Häuptlings. Aus diesem Grunde weigern sich manche, die von Geburt Kaziken sind. Lehensmänner anzunehmen, weil diese viel kosten und doch wenig Gewinn abwerfen. Übrigens kann kein einzelner und keine Gesellschaft, nach ihrem Völker- und Staatsrecht, ohne den Schutz eines Kaziken leben, und diejenigen, welche diesem Brauch zuwiderhandeln wollten, würden sonder Zweifel erschlagen oder als Gefangene weggeführt werden, sobald man dieses mne würde. Das Borrecht des Kaziken besteht hauptsächlich in seiner Gewalt als obrigkeitliche und richterliche Person, und er darf, ohne alle Verantwortlichkeit gegen irgend jemand, schwere Strafen und sogar Todesstrafe verhängen. Ebenso gibt er die Befehle zum Lagern, zum Ausbruch, zur Reise von einem Platze zum andern, zur Jagd und zum Krieg. Die Patagonier sind nicht streitsüchtig, sondern eher von sanfter Gemütsart; deshalb dauern auch die Kriege zwischen den einzelnen Stämmen nicht lange, sind auch ziemlich selten und werden auch nie- mals mit Grausamkeit geführt. Den Mannschaften der Schiffe, welche an ihren Küsten anlegen, begegnen sie sehr freundlich. 52. ßauana.* Bei freundlichem Sonnenschein verließen wir die Fieberstadt New- Orleans und die kahlen, nackten und mit angeschwemmten Bäumen bedeckten Ufer des Mifsisippi, der häßlich und langsam seine schmutzigen Wogen dem Meere zuwälzt und sich einige Meilen von seinem Ausflusse iu mehrere Arme teilt. Die Fahrt dauerte neun Tage, aber es war eine herrliche, warme Witterung und wir fühlten ' «ach A. Ziegler.

7. Bd. 2 - S. 28

1903 - Langensalza : Greßler
28 kleine Schalen gegossen. Das Hauptgericht dieses Tages bestand aus Haifischflossen mit Bouillon, aus jungen Trieben von Bambusrohr, Krebsen, Körnern von Seerosen mit Bouillon, Nudeln, gebratenem Fisch, Reis in Wasser gekocht, kleinen Kuchen von Reis und Zucker, Kuchen von Kohlrüben. Zu den Kuchen gab es Milch von Erdnüssen und Reiswein, ein sehr starkes Getränk, das immer warm aufgetragen wird. Man könnte den Geschmack am besten mit Kartosselbranntwein vergleichen. Der Tee wurde erst am Ende der Mahlzeit aufgetragen, denn während des großen ceremoniellen Diners trinkt man denselben nicht, sondern Reiswein. — Uns zu Ehren ließ der Statthalter Flaschen mit europäischem Wein auftragen; es war guter Malaga." 12. Erziehung und Unterricht der chinefifchen Kinder. Wenn man von der chinesischen Kinderwelt redet, so gibt's eigent- lich nur von den Knaben zu erzählen; denn um die Mädchen be- kümmert man sich nicht viel, wie ja überhaupt bei allen heidnischen Völkern das Weib sich in großer Erniedrigung befindet. Schon von Geburt an werden die Mädchen den Knaben bedeutend nachgesetzt. Die Geburt eines Sohnes ist ein Freudenfest für die Familie; sogleich gibt man dem Kinde den Namen der Familie oder einen zärtlichen Bei- namen. Einen Monat später schicken die Verwandten und Freunde der Eltern dem Kinde eine Silberplatte, auf welcher die Worte: „Langes Leben, Ehre, Glückseligkeit" eingegraben sind. Ganz anders macht man es mit den Mädchen. Die Geburt einer Tochter wird häufig als ein Familienunglück angesehen. Schon vor alters war es Sitte, daß man bei der Geburt einer Tochter sich in den drei ersten Tagen gar nicht um das Kind bekümmerte und es auf einige Lumpen neben seine Mutter auf den Fußboden legte, während man in der Familie, in der gewöhnlichen Weise fortlebte. Erst am dritten Tage fing man an, sich mit dem Neugeborenen zu beschäftigen, und trug es in den Saal der Ahnen, denen der Vater das Kind darstellte. Wenn das Mädchen heranwächst, so wird nur geringe Sorgsalt auf seine geistige Ausbildung verwandt. Es lernt höchstens lesen, schreiben und ein wenig singen. (Dies gilt aber nur von den ärmeren und mittleren Volksklassen; die Mädchen der vornehmen und reichen Chinesen werden in allen möglichen Wissenschaften unterrichtet.) Eingesperrt in das innere Gemach des Hauses, wird es zu Handarbeiten angehalten; es muß Matratzen, Kleider und anderes in der Haushaltung Nötige verfertigen lernen. Mehr Sorgfalt wird auf die Erziehung der Knaben verwendet, ja sie ist eine Hauptsache im chinesischen Familienleben. Bald be- ginnt die Unterweisung in den Kindespflichten und den Anstandsregeln. Obenan steht die Pflicht des Gehorsams und der Ehrerbietung gegen die Eltern. Des Morgens und des Abends soll der Sohn den Eltern

8. Bd. 2 - S. 43

1903 - Langensalza : Greßler
43 17. Eine chinefifche ßochzeit.* Ein gar merkwürdiges Volk in seinen gesellschaftlichen Sitten sind die Chinesen. Bei allen ihren kirchlichen Handlungen, sei es nun ein Erntefest, eine Hochzeit, ein Neujahrs- oder Frühlingsfest, wird viel Aussehen gemacht. Fast immer wählen sie zu diesen Festlichkeiten eine bestimmte Jahreszeit; denn von dieser hängt es ab, so herrscht nämlich bei ihnen der Glaube, ob sie auf einen günstigen oder un- günstigen Ausfall derselben zu rechnen haben. So z. B. werden fast alle Hochzeiten nur im Beginne des Jahres, wenn die Pfirsichblüte ihren Kelch öffnet, gehalten. — Die Hochzeitsgebräuche in den vielen Städten und Dörfern des chinesischen Kaisertums sind sehr ver- schieden. Während meines Ausenthaltes in Shanghai, schreibt der Missionar Jenkins, fand ich Gelegenheit, über die dortigen Ge- brauche genaue Erkundigung einzuziehen, und teile das Ergebnis der- selben in nachstehendem mit. Wer hier Heiraten will, schickt einen Unterhändler zu den Eltern, deren Tochter er haben möchte, und läßt fragen, ob sie ihm dieselbe geben wollen. Bejahen sie diese Frage, so forscht der Unterhändler später nach dem Alter des Mädchens. Dann wird ein Wahrsager befragt, ob die Heirat gut ausfallen wird. Ist die Autwort günstig, so schickt der junge Mann Geschenke an das Mädchen, und dieses sendet andere an ihn. Vorher erkundigt er sich auch noch bei einem Priester nach dem Schutzgeiste der Familie, der Küche, der Stadt und des Stadtviertels, wo das neue Ehepaar wohnen soll. Die Zeit bis zum Hochzeitstage ist für die Braut eine rechte Trauerzeit, denn sie weiß nicht, wem sie anvertraut worden, und bei dem ganzen Geschäft haben die Eltern nur auf Geldgewinn oder auf äußere Ehre gesehen. Am Hochzeitstage, wozu auch ein Glückstag gewählt wird, ziehen die Freunde des Bräutigams nach der Wohnung der Braut, wobei Sonnenschirme, Fahnen und Gedächtnistaseln vorangetragen werden, ähnlich wie bei dem feierlichen Einzüge eines Mandarinen. Der Unterhändler geht voran, ihm folgen zwei Männer mit Lampen auf Stangen, ein Mann mit Schwärmern, die er unausgesetzt knallen läßt, ein weißer Ziegenbock mit etwas Cochenillenpulver bestreut, eine weiße Gans, Schalen mit Geschenken, der Sessel für die Braut, den vier Männer tragen, zwei Brautjungfern und des Bräutigams Freunde, die alle in Sesseln getragen werden. Ist dieser sonderbare Zug vor dem Hause der Braut angekommen, so halten dort die Diener die Tür wohl verschlossen und öffnen sie erst, nachdem sie ein reichliches Geldgeschenk erhalten haben. Dann dankt die Braut ihren Eltern, setzt sich in den Brautsessel, und ihre ganze Familie erhebt ein Geschrei, so laut wie bei Leichenbegängnissen. * Nach B. Jenkins.

9. Bd. 2 - S. 59

1903 - Langensalza : Greßler
59 Malerei von Blumen und Phantasiegegenständen schmückt. Kamine sind völlig unbekannt, und erfordert es einmal die Witterung, !daß geheizt wird, so setzt man mitten in das Zimmer eine große kupferne Vase, die mit glühenden Kohlen gefüllt wird. Der Herd in der Küche be- steht aus einem viereckigen Loch in der Mitte des Raumes, welches mit Steinen bekleidet und von Binsenmatten umgeben ist; zum Abzug des Rauches dient eine im Dache befindliche Öffnung. Das obere Gefchoß dient zur Aufbewahrung der Möbel oder als Getreidespeicher und ist nur selten bewohnt. Die Wohnungen hoch- gestellter Persönlichkeiten sind in zwei Abteilungen geteilt: auf der einen Seite sind die Gemächer der Frauen, die niemals öffentlich er- scheinen, — auf der andern die der Männer. Die Kinder halten sich bei der Mutter auf, bis sie ein gewifses Alter erreicht haben, nach welchem dann die Erziehung der Söhne dem Vater obliegt. Eine ganz besondere Auszeichnung ist es, wenn in solcher Familie der Fremde die Ehre hat, der Hausfrau vorgestellt zu werden. — Mehr Freiheit genießen die Frauen des Bürgerstandes und der Kauf- Mannschaft. Jedes Haus hat seinen kleinen, mit Bäumen und Blumen bepflanzten Hof, fo daß die nach diesem gelegenen Zimmer die beliebtesten sind. Schließlich will ich noch erwähnen, daß es fast kein Wohnhaus gibt, in welchem nicht auch ein Badezimmer vorhanden wäre, das sich jedoch stets im Hinterhause befindet. 32. fette der ^cipcmefen.* Die Japanesen haben ihren Himmel mit einer Menge von Göttern und Halbgöttern bevölkert, zu deren Ehre eine große Menge von Festen gefeiert werden. Die meisten derselben fallen in den ersten, zweiten und fünften Monat des Jahres. Der Neujahrstag wird in ähnlicher Weise begangen, wie bei uns. Man macht sich gegenseitig Besuche und Geschenke, und der Ge- brauch der Visitenkarten ist in Japan noch häufiger als in Europa. Im zweiten Monat wird das große Fest der Frauen, im fünften das große Fest der Männer gefeiert. Für Kinder männlichen Geschlechts gilt es als ein sehr günstiges Zeichen für ihr ganzes Leben, wenn sie in diesem Monat geboren sind. An den großen Festtagen Madznris ist das ganze Volk aus den Beinen; große Gastmähler wechseln mit Schauspielen aller Art; jeder sucht sich bestmöglichst zu vergnügen, alle Geschäfte ruhen, die Läden sind geschlossen, und die festlich gekleideten Bewohner strömen alle den Plätzen zu, wo die öffentlichen Lustbarkeiten stattfinden. Lindau teilt uns über das große Madznrifest, welches während seiner Anwesenheit in Nagasaki gefeiert wurde, folgendes mit: * Nach Lindau.

10. Bd. 2 - S. 251

1903 - Langensalza : Greßler
251 ist; so kann man sich für afrikanische Verhältnisse keine anheimelnderen Wohnungen denken. Die Pflanzungen der Banyang nehmen den Anlagen der Ortschaften und der dichten Bevölkerung entsprechend einen großen Raum ein. Zahlreich sind die Bananenhaine, die sich unter Palmengruppen dahin ziehen, und freundlich schauen die Hütten der Eingeborenen ans dem Grün, für dessen Frische zahlreiche kleine Wasserläufe sorgen, dem K a l a b a r zuströmend. Der König der Banyang ist der mächtigste in den verschiedenen Bolksstämmen; er führt den Titel Ssa n ku, d. h. Herr. Die Banyang führen oft mit Lenten Krieg, welche sie Bali nennen und teils schwarze, teils weiße Gesichter haben; es werden dies teilweise Adamau«-- Leute sein, welche die dort gemachten Sklaven nach diesen Gegenden verkaufen. Bali sollen im Gras lande, einige Tagereisen von Banyang, wohnen, Reis essen und auf Pferden reiten. Im Küstengebiet und Randgebirge von Westafrika sind größere Ländergebiete nicht unter einem Oberhaupte vereinigt; nur vereinzelt sind mehrere Ortschaften unter einem Häuptling zusammengesaßt; doch ist der Einfluß desselben ganz unbedeutend. Im allgemeinen hat jede Ortschaft ihren eigenen Häuptling, der die richterliche Gewalt ausübt und dem der Fetischpriester als Berater zur Seite steht. Abgaben werden in Salaga nicht bezahlt. In Jendi müssen die Karawanen Abgaben zahlen in Form von Geschenken, pro 100 Mann zwei Lasten Kolanüsse, gleich 150 J(s. Die Unterhäuptlinge in Da- g o m b a und im Grussigebiet nehmen ebenfalls Durchgangszoll. Wird ein Krieg angekündigt, so nimmt man an, daß alle Waffen- fähige Männer kommen; eine Verpflichtung besteht nicht. Gerichts- sitzungen und Beratungen, die das allgemeine Wohl angehen, halten die Sultane öffentlich ab. Jeder hat Zutritt. Die Strafvollstreckung ist Sache des Beraters in Gegenwart von Zeugen. Die Strafen be- stehen in Geldbußen, Festnehmen, Binden und Leibesstrafen, Prügel- und Todesstrafe. Verstümmelungen werden nicht vorgenommen. Bei Ehebruch wird der Mann mit Geldbuße, die Frau nicht bestraft; größere Diebstähle werden mit dem Tode, kleinere mit Prügel und Geldbuße bestraft. Bei den Mohammedanern kann der Mann vier Frauen haben, bei Heiden ist die Zahl nicht begrenzt. Meist hat der Mann aber nur eine Frau, Reiche haben mehr, doch selten viele Frauen. Im Wolta- gebiet wird ebenso wie an der Küste die Frau durch Kauf erworben und kostet je nach dem Reichtum des Baters 100 bis 140 Mark. Während aber im Küstengebiet die Frau Haus- und Feldarbeit fast ausschließlich verrichtet, wird die Feldarbeit im Woltagebiet Vorzugs- weise von den Männern betrieben, während der Frau die Besorgung des Haushaltes obliegt. Die Fraueu der Mohammedaner sind keines- Wegs so abgeschlossen wie im Orient.
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