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1. Länderkunde von Europa mit Ausnahme des Deutschen Reiches, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 9

1909 - Breslau : Hirt
12. Die Meeraugenspitze in der Hohen Tatra, von Nordwesten gesehen. Der schönste Schmuck des wilden und felsigen Tatragebirges sind die vielen Seen, die durch den von früheren Glet- schern in verschiedenen Talstufen ab- gelagerten Gesteinsschutt aufgestaut sind. Ausgedehnte Schneefelder und Gletscher fehlen dem Gebirge, da die wenigen Gipfel, die über die Schneegrenze empor- steigen, so jähen Absturz haben, daß der überhaupt nicht sehr reichlich fallende Schnee an den Felswänden in die schluchtartigen Täler niedergleitet, wo er auch im Sommer nicht schmilzt. Das Bild zeigt unten den großen Fischsee, darüber ein kleineres Meerauge. Die höchste Erhebung ist die Meeraugenspitze, von der der Blick auf dreizehn grüne oder schwärzliche Seen fällt, die im Dolks- munde Meeraugen heißen und der Schau- platz vieler Märchen und Bolkssagen sind. Sie werden meist erst im Juli eisfrei und sind teils in kahle, nur von Schutt- halden unterbrochene Fclsenwände ein- gebettet, teils leuchten sie aus dem Dunkel des Waldes hervor. Der ge- schlossene Wald hört erst zwischen 1400 und 1500 m auf. Ungarn.

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 60

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Wartburg-Sonntag. Freuden und Überraschungen warten. Und vereinzelte Jodler hallen jetzt schon aus waldigen Tiefen oder von den wunderherrlichen Felsgebilden des Marientals herüber. Nun denn, ihr breiten Wände mit den Fensterbogen des Sängersaals, du Stätte des Minnegesangs und ritterlicher Tüchtigkeit — sind deine Herren und Knap- Pen, deine Sänger und Edelfrauen bereit? . . . Ich lebe eindringlich die Vergangenheit nach. Mir ist, als war' heut' wiederum Sängerfest. Osterdingen bat heute sein Lied zu bringen oder er verfällt dem Henker. Mir ist, als hört' ich da oben ein Türenschlagen in den Morgengemächern, ein Liedchenträllern der Kam- merfranen, wenn sie vorüberlaufen an offenen Fenstern. Und in Hof und Werkstatt ist ein Klopfen, Scheuern, Putzen. Frau Landgräfin Sophie bewegt sich in einem Gefolge von gesitteten Sängern in lebhafter Unterhal- tung ans dem Burgtor; sie wendet sich mit dem färben- blitzenden Geleit nach rechts, um auf der Höhe des Berg- rückens in bewegtem Gedankenaustausch zu lustwandeln. Gräfin Mechthild tritt bald darauf aus dem Franenpallas mit viel leiserm Gewänderrauschen als ihre hohe Freun- diu, begleitet von wenigen Dienerinnen: sie geht zur Morgenandacht am Waldkreuz. Errötend geht die blasse, süße Frau, da eine Kette von Neugierigen am Tor steht und die Minnigliche züchtig grüßt. Und immer hallen ans weiter Ferne Waldhörner, aus der Landgrafen- schluckst, aus dem Annatal, von heranziehenden Fest- gasten. Knappen und Knechte, die müßigen Schelme, reiten im Stall ans den Pferdekrippen und pfeifen Schalks- lieder oder treiben Possen. Einer thront umgedreht auf des Landgrafen bestem Schimmel, läßt die Beine über den Pferderücken hangen und spielt den empörten Land- grafen, wie er eben den Henker ruft; eiu anderer gibt mit komischer Wildheit den Henker, einen Besen im Arm, die Rechte wie eine Tatze mit Grimassen ausgestreckt,

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 62

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
62 Wartburg-Sonntag. Verdeckt, aber die wachsende Stadt drängt darüber hinaus und füllt das ganze Tal; helle Landhäuser sind ans den Waldberg hinaufgeklettert und grüßen zur Wartburg herüber wie mützenschwingende Jungen. Gleich vor uns hat sich der Metilstein vor die Ebene gelagert. Auch er trug eine Zeit lang eine Burg. Aber sie verschwand ebenso rasch wieder wie die „Eisenacher Burg" am an- dern Ende unseres Bergrückens. Die Wartburg ließ solche Nebenbuhler nicht aufkommen. Am nordöstlichen Horizont steht wie erstorben in dieser lebendigen Landschaft der Hörselberg, kahl, lang, rötlichgrau ein feierlich stummer Sarkophag. Dort hat Tannhäuser „im Tann gehaust". Im Tann hausen, heißt aber, in sechs Tannenbrettern ruhen: iin Sarg. Dort war Tannhäuser lebendig tot, unerwacht zur Lebenspflicht. Der Berg war einst der Göttin Hulda geweiht, der unermüdlichen Frau und Mutter, der emsigen Spinnerin. Eine schwächliche Zeit hat später diese Frau und Göttin in eine gefährliche „Venns" verwandelt; und man gesellte ihr einen „Ritter" bei, der nach sündigen Lüsten in Büßertum zusammenknickt, statt daß er sich zu Lebensstolz und Bessermachen aufrafft. Von Norden her haucht uns der Saatenduft der schimmernden Ebene an, Sonntag, Glanz und glühende Luft! ... In der Nähe ein welliges, waldbedecktes Gebirgsgelände, das durchlaufen ist von braungrünen Sommerwiesen mit ihren vielen Blumen und Rispen und Dolden; Felsen voll Heidekraut; weiche, runde Baumwipfel, die sich allerliebst anschmiegen an das sest und starr emporragende Mauerwerk der Sängerburg. Der Tag klang aus. Der Sonnenuntergang glühte langsam zur Erde, gegrüßt von unserm Schaumwein. Indem ich mir nun zurechtlege, was sich aus der Fülle unserer heiter oder ernst gestimmten Gespräche auswählen lasse, sehe ich wieder den betagten Dorffchul- meister aus dem Wasgan im schwarzen Sammetkäppchen

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 82

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
82 Die Sudeten und ihre Bewohner. hundert -, so wendete man sich wie ans der böhmischen Seite des Gebirges der Woll- und Leinweberei, außer- dem der Glassabrikation zu. Kaiser Karl Iv. sorgte auch im lausitzischen und schlesischen Nebenland seiner Böhmenkrone durch Herbeiziehen vläinischer Webmeister aus Flandern für Hebung des schon dainals zu hoher Bedeutung für die sndetische Volkswohlfahrt gestiegenen Weberhandwerks. Görlitz, der wichtigste Verkehrsplatz der Lausitz, gründete seinen Bürgerreichtum namentlich auf die Herstellung und den Vertrieb von Tuchstoffen; in Hirschberg heißen noch heute die „Lauben", d. h. der pfeilergetragene Umgang um den Markt unter dein vor- springenden ersten Stockwerk der Häuser, Stricker-, Garn- und Tuchlaube nach den Lagergewölben, die sich einst Dahinter befanden. Friedrich der Große wandte gleich nach der preußischen Besitzergreifung von Schlesien der Glas- und Textilindustrie des Gebirges seine beson-- dere Fürsorge zu. Der Flachs wuchs ja den Sudeten- bewohuern vor der Tür, Spinnen und Weben der Lein- faser war altgewohnte Beschäftigung der Leute nach der sommerlichen Feldarbeit. Dank dem fördernden Einfluß des großen Königs erzielte der Flachsbau und die Lein- Weberei des schlesischen Gebirges einen solchen Aus- fchwung, daß schlesische Leinwand über Hamburg und Bremen nach England, über den von Fugger einst be- gründeten Leinwandstapel zu Augsburg nach Italien ging. In unserm Jahrhundert kam dann der arge Rückschlag. Durch seine Maschinenindnstrie eroberte sich nun umgekehrt England Absatz seiner Leinenwaren anch aus dem Festland, und durch reichliches Einweben von Baumwolle erreichten die. Stoffe eine Billigkeit, mit der die schlesischen Weber nicht zu wetteifern vermochten. Die Not in den lang die Sudetentäler emporziehenden Weber- dörfern erreichte eine bedenkliche Höhe, unheimlich ging zur darbenden Winterzeit der Hungertyphus um. Doch die Krisis ward glücklich überwunden. Heute darf sich Schlesiens Gebirge wieder einer ihren Mann nährenden

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 200

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
200 Gaußberg und Inlandeis. gen, und es überkam uns ein Gefühl freudiger Spannung bei dem Gedanken, dem ersehnten Marschziel so nahe zu sein. Seit 116 Tagen lebten wir auf offener Landstraße, stetig wechselten die Bilder und Eindrücke. Natur und Menschen hatten viel des Interessanten geboten, und wir hatten manche Erfahrung sammeln können, aber anch Strapazen und Entbehrungen waren nicht ausgeblieben. Die verzehrenden Strahlen der Sonne, die beschwerlichen Märsche und Flußübergänge, die lästigen Insekten und auch Hunger und Durst traten oft niederdrückend und ermattend den Genüssen und Freuden der so vielseitigen und anregenden Reise entgegen, doch half das Interesse zur Sache und die Freude an der Arbeit hierüber hinweg. Jetzt, in der Nähe der Residenz des großen Balubafürsten Kalamba, winkten uns die Tage der Ruhe und der Vor- bereitung für die Fahrt auf dem Kassai. - Unter dem Jubel der Eingeborenen, die am Eingang und in den Straßen Spalier bildeten, hielten wir am 8. November den Einzug in Mukenge und begrüßten Kalamba, der sich mit den vornehmsten seiner Leute auf der Kiota eingefunden hatte. 12. Gaußberg und Inlandeis. Erich von Drygalski: Zum Kontinent des eisigen Südens. Deutsche Südpolarexpedition. Fahrten und Forschungen des „Gauß" 1901—1903. Berlin 1904, Druck und Verlag von Dietr. Reimer. S. 295—304. (Unbedeutend gekürzt.) Schönes, fonniges Wetter strahlte über dem Eis, als wir das Schiff verließen. Unter endlosem Gehenl wurden die Hunde zusammengekoppelt und dann zunächst lose mitgeführt, da die Schlitten schon vorher an das ebene Eisfeld südlich vom „Gauß" gebracht waren. Wir hatten zur Reise Windkleidung angelegt, aus leichtem, aber festen! Baumwollenzeug bestehend, das man über die wollenen Unterkleider zog, weil Pelze zum Gehen und

6. Deutschland - S. 195

1886 - Breslau : Hirt
4ü. Danzig. 195 Verlobung hält der Vater der Braut eine Ansprache, worin geschäftsmäßig und bedächtig alle Tugenden der Braut, sowie die Gegenstände (das Geld nicht ausgeschlossen), die ihre Mitgift bilden, aufgezählt werden. An einem der folgenden Tage macheu die Verlobten in dem stattlichen Wagen des Bräutigams ihre Besuche bei Verwandten und Bekannten. Am Sonntag nach der Ver- lobung findet das erste kirchliche Aufgebot und 3 bis 4 Wochen nach demselben — und zwar wieder an einem Fleischtage — die Hochzeit statt. Auch eine „Nachhochzeit" (am nächsten Sonntage nach der Hochzeit) darf nicht fehlen. Ein beträchtlicher Teil des Bodens der Niederung wird, als Weide für große Pserde- und sast zahllose Rinderherden benutzt. Aus diesem Grunde, sowie wegen des Mangels an Städten sind die Werder viel geringer bevölkert, als man bei ihrer natürlichen Fruchtbarkeit erwarten sollte. Letztere ist in der That überaus groß. Man baut vorzugsweise Weizen, Raps und Gerste und erntet in der Regel von einem preußischen Morgen (25,5 a) 30 Schessel (16,5 hl) Getreide. Die Landschaft bekommt dnrch die zahlreichen kleinen Kanäle, die nicht minder häufigen Wasserschöpfmühlen, welche das Wasser in zweckmäßiger Weise ableiten und verteilen, fast ein holländisches Aussehen. Die Unterhaltung der Deiche ist keine kleine Last sür die Werderaner. Wie an der deutscheu Küste der Nordsee, so hat man auch hier die Einrichtung der „Deichgräfe", der „Deichgeschworenen", und ist an die Befolgung der „Deich- ordnnng" gleichfalls aufs strengste gebunden. Der Wachtdienst aus deu Deichen ist besonders anstrengend, wenn zur Zeit des Eisganges auf Weichsel und Nogat die Dämme schwer bedroht sind. Nach Jaauet (N. a. Weltteil.). 40. Dan}ig. Vor der Mündung der Weichsel bildet die Ostsee eine halbkreisförmige Bucht, welche durch die Halbinsel Hela gegen Stürme geschützt ist und wenig- stens im Westen den Schiffen eine sichere Reede bietet. In diese Bucht er- gießt sich der westliche Weichselarm, welcher kurz vor seiner Mündung den durch die Radaune verstärkten Fluß Mottlau aufnimmt. Wo nun die genann- ten Wasserläufe zusammenkommen, liegt in einer landschaftlich sehr schönen Gegend die alte Stadt Danzig. Der größte Teil der Wassermenge des Weichsel- stroms geht aber schon 8 km oberhalb Danzig in das Meer. Hier erfolgte 1840 bei Neufähr ein Dünendnrchbrnch, welcher zur Folge hatte, daß der 12 km lange Weichselarm von Neufähr bis Neufahrwasser — die „tote Weichsel" genannt — sich zu einem ruhigen, der Schiffahrt fehr günstigen Fahrwasser gestaltete. Da bei Dauzig die Laudhöheu, welchen Radaune und Mottlau eut- 13*

7. Deutschland - S. 194

1886 - Breslau : Hirt
194 C. An deutschen Flüssen. knochige, breitschulterige Gestalten mit blonden Haaren und blauen Augen — erweisen sich als unzweifelhafte Nachkommen des niederdeutschen Stammes. Sie sind die echten, ursprünglichen „Werderauer", die alteingesessenen Bewohner der Niederung und verraten in ihrem Charakter eine große Ähnlichkeit mit den Holländern. Man rühmt ihre Stätigkeit und Ausdauer, ihr Festhalteu am Hergebrachten und ihre Willensstärke. Der deutsche Werderaner war immer ein freier Mann, selbst zu der Zeit, als allenthalben in Europa der Bauernstand in tiefster Knechtschaft lebte. Nur wer im Besitze eines Hofes ist, gilt bei ihm etwas, weshalb alle Tagelöhner und Dienstboten, ja selbst die Handwerker von ihm mit Geringschätzung angesehen werden. Und dennoch behandelt ein wer- derscher „Hofbesitzer" (so nennt sich hier der Bauer am liebsten) sein Gefinde gut und versieht es reichlich mit Speise und Trank. Als Lieblingsgerichte gelten in jener Gegend: graue Erbsen mit Buttermilch oder Speck, gekochtes Span- ferkel, in Sahne aufgeweicht und mit gebackeuen Pflaumen gefüllt, dicker Butter- reis mit Rosinen, ^Buttermilch mit Kartoffeln und roten Rüben, Blut-, Grütze- und Leberwurst, mit Rosinen durcheinandergekocht, und gebratene oder gekochte Fluudern. Zu den meist fehr fettigen Speisen trinkt man „Machandeld. h. mit Zucker verdickten Wacholderschnaps. Seinen Eltern beweist der Werderaner große Ehrerbietung; durch die iunig- sten Bande fühlt er sich mit seinen Geschwistern, selbst mit entfernteren Ver- wandten verbuudeu. Eiu juuger Niederunger, der sich zu verheiraten wünscht, geht selbst auf die Brautwerbung. An einem „Fleischtage", d.h.einem Dienstage oder Donnerstage (an dem das ländliche Gesinde Fleisch zur Mittagskost er- halt), rüstet er sich zu dem wichtigen Gange. Mit dem besten Rocke angethau, besteigt er einen der Hengste seines Vaters und trabt nach der betreffenden Besitzung, in der man über fein Kommen nur leise Andeutungen erhalten hat. In dem Hause, dem fein Befuch gilt, wird er vou niemand willkommen geheißen. Niemand ladet ihn zum Bleiben ein, niemand setzt ihm Speise und Trank vor. Nachdem er mit den Eltern seiner Auserkorenen über gleichgültige Dinge gesprochen, entfernt er sich ebenso still, wie er gekommen. Am nächsten Fleisch- tage erscheint er wieder, und nun muß die Entscheidung, die in erster Linie den Eltern und erst in zweiter dem jungen Mädchen zusteht, falleu. Mag man ihn nicht zum Schwiegersohn, dann ist die Aufnahme dieselbe wie bei feinem ersten Erscheinen, und still zieht er von dannen, um anderswo sein Glück zu versuchen. Ist er dagegen als Freier genehm, dann wird er an der mit einem Kranze geschmückten Hospforte vom festlich gekleideten Hausherrn selbst empfangen. In fchlichten Worten bringt der juuge Mann feine Wer- bung vor, bekommt das Jawort, wird trefflich bewirtet und kehrt am Abend vergnügt nach dem väterlichen Hofe zurück. Am Tage der Verlobung erscheint der Bräutigam im schönsten Wagen, der ihm zur Verfüguug steht. Bei der

8. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 301

1887 - Breslau : Hirt
60. Die Siebenbürger Sachsen. 30l der „Altknecht". Die konfirmierten Mädchen gehören der „Schwesterschaft" an. Wer sich verheiratet, tritt in die „Nachbarschaft" ein, eine Genossenschaft, deren Glieder sich verpflichten, sich in Leid und Freud gegenseitig Hilfe zu leisten, auf die Erhaltung der bürgerlichen Ordnung und Sicherheit bedacht zu sein, die Wohlanständigkeit und den kirchlichen Sinn zu pflegen. An der Spitze steht der „Nachbarvater". Alles ist auch iu dieser Genossenschaft durch feststehende Artikel geordnet. Vor dem Genüsse des hei- ligen Abendmahles, der vier- mal im Jahre stattfindet, ver- fammelt sich die Nachbar- fchaft zum „Versöhnabend", um etwaige Streitigkeiten beizulegen. Die wichtigste Person- lichkeit eines sächsischen Dor- ses ist der Geistliche. Von ihm erwartet man nicht nur, daß er sein Amt gut ver- waltet, sondern auch, daß er Auskunst geben kann über allerlei Fragen, welche den Acker- und Obstbau, die Bie- uenzncht, die Behandlung kranken Viehes u. s. w. be- treffen. Ein jeder aus der Gemeinde redet ihn mit „Wohlehrwürdiger Herr- Vater", seine Gattin mit „Tugeudsame Frau Mutter" au. Nächst dem Pfarrer ist der angesehenste Mann des Ortes der „Hann" oder, wie Siebenbürger Sachsen, der sächsische Baner sagt, „nnser Herr, der Hann". Er steht an der Spitze der Gemeinde und hat mehrere Gehilfen in seinem oft schwierigen Amte. Sein Urteilsspruch gilt meist etwas, sodaß die betreffende Streitsache oft gar nicht vor die Herren in der Stadt gelangt. Die Wahl eines Hannen ist immer ein wichtiges Ereignis in einer sächsischen Gemeinde. Beunruhigend für das Deutschtum jener Gegend ist die Wahrnehmung,

9. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 190

1887 - Breslau : Hirt
190 E. In der Schweiz. Wucht und dröhnendem Gepolter donnert der Hauptstrom in die Tiefe. Auf seinem Wege reißt er Steine und Gebüsch mit sich fort und bricht iu der Holzregion krachend in den Wald. Unendliche Staubwolken verhüllen den Gang des Stromes, der zu rauchen scheint. Die Felsen erbeben in ihren Grund- festen, die Bäume krachen, der Donner rollt au deu himmelhohen Zinnen in unzähligen Echos lange, bange Minuten hin. Daun ein erschütternder Schlag — und plötzliche Stille. Die wilde Tochter der Hochalpen hat nach schauerlichem Tanze iu der Thalmulde ihr Ziel gefunden und ruht nun friedlich und be- Wegungslos von ihrem siegreichen Donnergange aus. Die Wirkung einer solchen Staublawine ist eiue doppelte. Eiuerseits hüllt der niederstürzende Schneeocean in sekundenkurzer Zeit Gegeudeu, Häuser, Menschen und Vieh so vollständig ein, daß dieselben in vielen Fällen tief vergraben liegen und nur eiligste Hilse Rettung ermöglicht; andererseits aber ist der durch den raschen Sturz veraulaßte Druck der Luft fo gewaltig, daß, wie bei Explosionen von Pulvertürmeu, lediglich durch ihn riesige Bäume aus dem Boden gerissen oder geknickt, große Felsblöcke, Häuser, Menschen und Tiere, welche die Lawine uicht einmal erreicht, zur Seite geschobeu, empor- geschnellt und wie Flaumfederchen durch die Luft geschleudert werde». Die denkwürdigsten Unglücksfälle in den Alpen sind durch den Ausbruch solcher Staublawinen entstanden. In? Jahre 1719 zerstörte eine solche das Dors Leuk iu Wallis bis auf wenige Hütten und schüttete eine solche unerhörte Schneelast aus die Häuser, daß nur ein geringer Teil der in ihren Wohnungen lebendig Begrabenen sich wieder ans Tageslicht emporarbeiten konnte. Im darauffolgenden Jahre zerstörte eine von der Grimfel herabstürzende Lawine ein Walliser Pfarrdorf dermaßen, daß 88 Menschen miteinander in ein großes Grab gelegt wurden. 120 Häuser wurden dabei zertrümmert, und 100 Stück Bieh kamen ums Leben. Das bedeutendste Staublawiueuunglück aus neuerer Zeit ist jenes, welches 1827 das Dorf Biel in Wallis ereilte und 40 Menschen als Opfer verschlang. Indessen sind auch außerordentlich viele Beispiele von wunderbaren Rettungen bekannt. So z. B. wurde im Jahre 1836 in einem Graubündeuer Thale ein Haus, iu welchem zwöls spielende Kinder ver- sammelt waren, von einer Lawine ergriffen, fortgeschoben und gänzlich mit feinem Schnee zugedeckt. Die Eltern der Kleinen eilten schreckerfüllt mit Schaufeln und Spaten jener Gegend zu, iu welcher sie das Haus verschüttet glaubten; aber noch ehe sie beginnen konnten ernstlich zu arbeiten, kamen die Kinder, eines nach dem andern, wohlbehalten aus dem Schnee hervorgekrochen. Noch drolliger ist jener Vorfall aus der Zeit Maximilians I. Damals waren 400 kaiserliche Landsknechte von einer Staublawine verschlungen und über eine Anhöhe hinabgeworfen worden. Aber, o Wunder! Bald lebte die ganze Schnee- masse wie ein Ameisenhaufen, und unter dem Gelächter ihrer unberührt ge-

10. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 284

1887 - Breslau : Hirt
284 F. Österreich-Ungarn, Tafel trügt, auf welcher in deutscher und tschechischer Sprache der Name des Ortes zu lesen ist. Die an der Dorfftraße spielenden Kinder mit ihren blon- den Haaren und blauen Augen unterscheiden sich fast nicht von den deutschen Kindern, deren Blond nur ein wenig dunkler ist. Die Bauernhäuser und Kalupen (Hütten) liegen zu beiden Seiten der Straße oder im Kreise um dnen freien Platz herum und sind meist aus ungebrannten Lehmziegeln auf- geführt. Das mit Stroh gedeckte Dach geht tief herab, fetzt sich auf der einen Seite fort und überdeckt eine Galerie (Pawlatfche), welche im Sommer der Familie zun? Aufenthalte dient. Die Ställe und Scheunen liegen vom Wohn- hause abgesondert. So hübsch wie ein idyllisches deutsches Dorf ist demnach ein tschechisches Dorf bei weitem nicht. Auf den Geländern der Brücken in diesen tschechischen Dörfern trifft man in der Regel das Bild des heiligen Nepomuk, aus Blech geschnitten und mit Ölfarbe angemalt. Die Nachkommen jener Männer, die einst die Lehren ihres Huß aufgenommen hatten und für ihren Glauben mutig stritten, sind gnte Katholiken. Ihre Kinder grüßen den Fremden mit dem echt katholischen Gruße: „Gelobt fei Jesus Christus!" und küssen ihm nach altflawifcher Sitte die Hand, Eine eigene Volkstracht findet man bei den tschechischen Bauern nicht, was um so mehr befremden muß, als andere slawische Stämme (Wenden, mährische Slawen) eine solche haben und mit großer Zähigkeit daran festhalten. Tritt man in ein tschechisches Bauernhaus ein, so wird man freundlich und mit jener Gastlichkeit aufgenommen, die den Slawen im ganzen eigen ist. „Schon willkommen, küß die Hand!" lautet die Anrede. Es ist drückend heiß in der Stube, dereu kleine viereckige Fenster durch das überhängende Dach ganz verfinstert werden. Ein Teller mit Salze erscheint auf dem Tische zu- gleich mit einem Laibe Brot und einem Messer, und aus der Schenke wird eine Halbe leidlich guten Bieres herbeigeholt. Mehr ist nicht zu haben. Nur Kartoffeln und Mehl giebt es noch im Hause. Die Leute felbst lebeu von fehr einfacher Kost und genießen meist Mehlspeisen. Auch Kartoffelu sind sehr beliebt. Schnaps vom Dorsjnden und Bier aus der Schenke machen die ge- wohnlichen Getränke des Bauern aus. Kommt aber die Kirchweihe oder ein anderes Fest, dann wird von dem sonst üblichen Hungerleben abgewichen; dann wird der Hühuerhof ausgeschlachtet, und es werden Kolatfchen in staunens- werter Meitge gebacken. Unter Kolatschen aber versteht man rnnde Kuchen mit Käsequark, die mit Safran fchön gelb gefärbt fein müssen. Auch Hörnchen giebt es, sowie Mohnkuchen, die allen slavifchen Völkern eigen sind und sich in Schlesien als „Mohnstriezel" noch aus der slavifchen Zeit erhalten haben. Gegen Leute von besserem Stande ist der tschechische Bauer äußerst unter- würfig. Er zerfließt dem „gnädigen Herrn" gegenüber vor Ergebenheit und „küßt ihm unterthänigst die Hand". Dieses kriecherische Wesen ist anerzogen. 0
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