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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 60

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Wartburg-Sonntag. Freuden und Überraschungen warten. Und vereinzelte Jodler hallen jetzt schon aus waldigen Tiefen oder von den wunderherrlichen Felsgebilden des Marientals herüber. Nun denn, ihr breiten Wände mit den Fensterbogen des Sängersaals, du Stätte des Minnegesangs und ritterlicher Tüchtigkeit — sind deine Herren und Knap- Pen, deine Sänger und Edelfrauen bereit? . . . Ich lebe eindringlich die Vergangenheit nach. Mir ist, als war' heut' wiederum Sängerfest. Osterdingen bat heute sein Lied zu bringen oder er verfällt dem Henker. Mir ist, als hört' ich da oben ein Türenschlagen in den Morgengemächern, ein Liedchenträllern der Kam- merfranen, wenn sie vorüberlaufen an offenen Fenstern. Und in Hof und Werkstatt ist ein Klopfen, Scheuern, Putzen. Frau Landgräfin Sophie bewegt sich in einem Gefolge von gesitteten Sängern in lebhafter Unterhal- tung ans dem Burgtor; sie wendet sich mit dem färben- blitzenden Geleit nach rechts, um auf der Höhe des Berg- rückens in bewegtem Gedankenaustausch zu lustwandeln. Gräfin Mechthild tritt bald darauf aus dem Franenpallas mit viel leiserm Gewänderrauschen als ihre hohe Freun- diu, begleitet von wenigen Dienerinnen: sie geht zur Morgenandacht am Waldkreuz. Errötend geht die blasse, süße Frau, da eine Kette von Neugierigen am Tor steht und die Minnigliche züchtig grüßt. Und immer hallen ans weiter Ferne Waldhörner, aus der Landgrafen- schluckst, aus dem Annatal, von heranziehenden Fest- gasten. Knappen und Knechte, die müßigen Schelme, reiten im Stall ans den Pferdekrippen und pfeifen Schalks- lieder oder treiben Possen. Einer thront umgedreht auf des Landgrafen bestem Schimmel, läßt die Beine über den Pferderücken hangen und spielt den empörten Land- grafen, wie er eben den Henker ruft; eiu anderer gibt mit komischer Wildheit den Henker, einen Besen im Arm, die Rechte wie eine Tatze mit Grimassen ausgestreckt,

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 62

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
62 Wartburg-Sonntag. Verdeckt, aber die wachsende Stadt drängt darüber hinaus und füllt das ganze Tal; helle Landhäuser sind ans den Waldberg hinaufgeklettert und grüßen zur Wartburg herüber wie mützenschwingende Jungen. Gleich vor uns hat sich der Metilstein vor die Ebene gelagert. Auch er trug eine Zeit lang eine Burg. Aber sie verschwand ebenso rasch wieder wie die „Eisenacher Burg" am an- dern Ende unseres Bergrückens. Die Wartburg ließ solche Nebenbuhler nicht aufkommen. Am nordöstlichen Horizont steht wie erstorben in dieser lebendigen Landschaft der Hörselberg, kahl, lang, rötlichgrau ein feierlich stummer Sarkophag. Dort hat Tannhäuser „im Tann gehaust". Im Tann hausen, heißt aber, in sechs Tannenbrettern ruhen: iin Sarg. Dort war Tannhäuser lebendig tot, unerwacht zur Lebenspflicht. Der Berg war einst der Göttin Hulda geweiht, der unermüdlichen Frau und Mutter, der emsigen Spinnerin. Eine schwächliche Zeit hat später diese Frau und Göttin in eine gefährliche „Venns" verwandelt; und man gesellte ihr einen „Ritter" bei, der nach sündigen Lüsten in Büßertum zusammenknickt, statt daß er sich zu Lebensstolz und Bessermachen aufrafft. Von Norden her haucht uns der Saatenduft der schimmernden Ebene an, Sonntag, Glanz und glühende Luft! ... In der Nähe ein welliges, waldbedecktes Gebirgsgelände, das durchlaufen ist von braungrünen Sommerwiesen mit ihren vielen Blumen und Rispen und Dolden; Felsen voll Heidekraut; weiche, runde Baumwipfel, die sich allerliebst anschmiegen an das sest und starr emporragende Mauerwerk der Sängerburg. Der Tag klang aus. Der Sonnenuntergang glühte langsam zur Erde, gegrüßt von unserm Schaumwein. Indem ich mir nun zurechtlege, was sich aus der Fülle unserer heiter oder ernst gestimmten Gespräche auswählen lasse, sehe ich wieder den betagten Dorffchul- meister aus dem Wasgan im schwarzen Sammetkäppchen

3. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 82

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
82 Die Sudeten und ihre Bewohner. hundert -, so wendete man sich wie ans der böhmischen Seite des Gebirges der Woll- und Leinweberei, außer- dem der Glassabrikation zu. Kaiser Karl Iv. sorgte auch im lausitzischen und schlesischen Nebenland seiner Böhmenkrone durch Herbeiziehen vläinischer Webmeister aus Flandern für Hebung des schon dainals zu hoher Bedeutung für die sndetische Volkswohlfahrt gestiegenen Weberhandwerks. Görlitz, der wichtigste Verkehrsplatz der Lausitz, gründete seinen Bürgerreichtum namentlich auf die Herstellung und den Vertrieb von Tuchstoffen; in Hirschberg heißen noch heute die „Lauben", d. h. der pfeilergetragene Umgang um den Markt unter dein vor- springenden ersten Stockwerk der Häuser, Stricker-, Garn- und Tuchlaube nach den Lagergewölben, die sich einst Dahinter befanden. Friedrich der Große wandte gleich nach der preußischen Besitzergreifung von Schlesien der Glas- und Textilindustrie des Gebirges seine beson-- dere Fürsorge zu. Der Flachs wuchs ja den Sudeten- bewohuern vor der Tür, Spinnen und Weben der Lein- faser war altgewohnte Beschäftigung der Leute nach der sommerlichen Feldarbeit. Dank dem fördernden Einfluß des großen Königs erzielte der Flachsbau und die Lein- Weberei des schlesischen Gebirges einen solchen Aus- fchwung, daß schlesische Leinwand über Hamburg und Bremen nach England, über den von Fugger einst be- gründeten Leinwandstapel zu Augsburg nach Italien ging. In unserm Jahrhundert kam dann der arge Rückschlag. Durch seine Maschinenindnstrie eroberte sich nun umgekehrt England Absatz seiner Leinenwaren anch aus dem Festland, und durch reichliches Einweben von Baumwolle erreichten die. Stoffe eine Billigkeit, mit der die schlesischen Weber nicht zu wetteifern vermochten. Die Not in den lang die Sudetentäler emporziehenden Weber- dörfern erreichte eine bedenkliche Höhe, unheimlich ging zur darbenden Winterzeit der Hungertyphus um. Doch die Krisis ward glücklich überwunden. Heute darf sich Schlesiens Gebirge wieder einer ihren Mann nährenden

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 200

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
200 Gaußberg und Inlandeis. gen, und es überkam uns ein Gefühl freudiger Spannung bei dem Gedanken, dem ersehnten Marschziel so nahe zu sein. Seit 116 Tagen lebten wir auf offener Landstraße, stetig wechselten die Bilder und Eindrücke. Natur und Menschen hatten viel des Interessanten geboten, und wir hatten manche Erfahrung sammeln können, aber anch Strapazen und Entbehrungen waren nicht ausgeblieben. Die verzehrenden Strahlen der Sonne, die beschwerlichen Märsche und Flußübergänge, die lästigen Insekten und auch Hunger und Durst traten oft niederdrückend und ermattend den Genüssen und Freuden der so vielseitigen und anregenden Reise entgegen, doch half das Interesse zur Sache und die Freude an der Arbeit hierüber hinweg. Jetzt, in der Nähe der Residenz des großen Balubafürsten Kalamba, winkten uns die Tage der Ruhe und der Vor- bereitung für die Fahrt auf dem Kassai. - Unter dem Jubel der Eingeborenen, die am Eingang und in den Straßen Spalier bildeten, hielten wir am 8. November den Einzug in Mukenge und begrüßten Kalamba, der sich mit den vornehmsten seiner Leute auf der Kiota eingefunden hatte. 12. Gaußberg und Inlandeis. Erich von Drygalski: Zum Kontinent des eisigen Südens. Deutsche Südpolarexpedition. Fahrten und Forschungen des „Gauß" 1901—1903. Berlin 1904, Druck und Verlag von Dietr. Reimer. S. 295—304. (Unbedeutend gekürzt.) Schönes, fonniges Wetter strahlte über dem Eis, als wir das Schiff verließen. Unter endlosem Gehenl wurden die Hunde zusammengekoppelt und dann zunächst lose mitgeführt, da die Schlitten schon vorher an das ebene Eisfeld südlich vom „Gauß" gebracht waren. Wir hatten zur Reise Windkleidung angelegt, aus leichtem, aber festen! Baumwollenzeug bestehend, das man über die wollenen Unterkleider zog, weil Pelze zum Gehen und

5. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 111

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
t ----------- 111 wähnung von diesem Verbrechen. Bei den alten Aegyptiern mußte die Kindesmörderin das von ihr ermordete Kind 3 Tage öffentlich auf dem Arme halten. Desto grausamer war also der Mordbefehl des Pharao über oie Knaben der Hebräer, und desto begreiflicher ist das Mitleid und der Ungehorsam der ägyptischen Hebammen. Kinder anderer Eltern für die seinigen anzunehmen, war nicht außer Ge- brauch (1. Mos. 48, 6. 2. Mos. 2, 10. Esth. 2, 7. 15.). Die Söhne, denen die Eltern eine bessere Erziehung geben wollten, wurden in ältern Zeiten von den Israeliten zu ei- nem Leviten oder Priester, oder in eine Prophetenschule ge- schickt, wo sie im Gesetz und Gottesdienst, im Dichten und Singen geistlicher Lieder unterrichtet wurden. Nach dem Exil aber waren allenthalben Synagogen errichtet. e) Von den Gebräuchen bei den Tobten, vom Begräbniß, von den Gräbern und der Trauer. Die Israeliten dachten sich ein besonderes Todten- reich, das im tiefsten Schooß der Erde wäre (Psalm 63, 10.), in welchem dunkle Finsterniß herrsche (Hiob 10, 20 —22), so wie tiefe Stille (Psalm 94, 17.). Von der Un- sterblichkeit der Seele und einem künftigen Leben wuß- ten die Hebräer in den ältesten Zeiten wenig. Moses schweigt von beiden. Erst zu Saul's Zeiten mochte man Ahnungen und dunkele Vorstellungen von einer Geisterwelt haben. Die Zauberin zu Endor will den Geist Samuel's herbeischaffen. Aber in den Zeiten des babylonischen Exil's und nach dem- selben finden wir deutliche Zeugnisse von einem mehr gerei- nigten und Hellern Glauben an Unsterblichkeit unter ihnen. Man nahm nun, wie es scheint, fast allgemein eine Wieder- vereinigung des Leibes mit der Seele an, und erwartete in dem künftigen Leben einen Zustand der Vergeltung. Nach dem Hinscheiden war die Pflicht des nächsten An- verwandten, wie der Kinder oder sonst geliebter Freunde, dem Verstorbenen die Augen zuzudrücken (1. Mos. 46, 4.). Die Leiche wurde gewaschen (Apostelgesch. 9, 37.), dann zum Leichenbegängniß und zum Grabe zubereitet, und einstweilen in das Oberzimmer des Hauses gelegt, wenn die Leiche nicht sogleich zur Erde bestattet wurde. Die Zubereitung der Leiche war nicht zu allen Zeiten und auch nicht an allen Orten einerlei. In Aegypten wurde sie einbalsamirt, wo- durch die Leichen unverweslich wurden. Es gab drei Arten von Einbalsamirungen. Die erste und kostspieligste kam nach unserem Gelbe auf 1,300 Thaler, die zweite über 400 /

6. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 74

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
74 noch jetzt in England nur der älteste Sohn den Rang und Ti- tel Lord erhalt, wenn der Vater ihn besessen hat. Daher es ein strafbarer Leichtsinn war, daß E sa u sein Recht der Erstgeburt um ein Linsengericht verkaufte. 1. Mos. 25, 32. Die Söhne hatten bei Lebzeiten ihrer Vater kein Eigenthum, und waren im Grunde nur die Großknechte ihrer Vater, de- ren Reichthum bekanntlich in Heerden bestand. Die Väter wählten ihren Söhnen auch die Gattinnen, 1. Mos. 24, 4 ff. und noch jetzt bestimmen im Morgenland die Väter gewöhnlich ihre Kinder zur Ehe, ohne daß Braut und Bräutigam einan- der vorher gekannt, oder gesehen haben. Die Züge der pa- triarchalischen Verfassung verwischten sich bei den Juden auch in der Knechtschaft und Unterdrückung nicht, in welcher sie in Aegypten lebten; daher nach dem Auszug aus diesem Lande die Familienobersten unter dem Namen Hauptleute und Fürsten hervortreten. 4. Mos. 2, 3 ff. 10, 4. Uebrigens gingen aus dem einfachen Hirtenleben der Patriarchen viele einfache, schöne Bilder und Vorstellungen in die Religion über, welche, recht verstanden, etwas ungemein Inniges, Rühren- des, Erfreuendes haben. Siehe besonders: Ps. 23. Ezech. 84, 2 ff. Jcs. 40, 11. Joh. 10, 12 ff. So sieht man aus den Grabmählern der ersten Christen nicht selten die Vorstel- lung. wie Christus, als der treue Hirt, die gerettete Seele unter dem Bild eines Lammes, auf seinen Schultern trägt. Aus dem Zeitalter der Patriarchen schreibt sich auch die Sitte her, daß auch in spateren Zeiten die Könige mit dem Namen Hir- ten der Völker als mit einem ehrenvollen bezeichnet wurden. Denen, die das Morgenland bereisen, stellt sich noch heut zu Tage das Bild jener patriarchalischen Zeit beinahe mit allen leinen Zügen, wie sie die Bibel aufbewahrt hat, im Leben der Nomadenvölker Asiens, besonders der Beduinenara- der dar. Die Beduinenaraber sind zum Hirtenleben bestimmt; denn der Boden, auf welchem sie seit Jahrtausen- den umherziehen, ist des Anbaues nicht fähig. Jenseits des Jordan, von Aleppo bis zum rothen Meer, und von Aegyp- ten, unterhalb Palästinas, bis zum persischen Meerbusen dehnt sich die Wüste, ein meist ebener, magerer, quellenarmer, von dem fast immer wolkenlosen Himmel erhitzter Boden; nur im Wintcr frischt einiger Regen die lechzende Erde an. Mager, von der Sonne wie ausgedorrt, ziehen die Beduinen mit ihren Heerden in diesen weiten Gefilden umher, und schlagen, wo sie Waide finden, ihre Zelte auf. Diese, aus Ziegen- oder Cameelhaaren verfertigt, erheben sich 5 — 6 Fuß

7. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 75

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
75 hoch über die Erbe, und haben 2 oder 3 Abtheilungen, die vordere für die Männer, und für die jungen Thiere der Heerde, welche des Nachts nicht im Freien bleiben können, die hintere, durch einen Vorbang von der vorder» getrennte, für die Frauen. Sechs oder sieben Datteln, in zerlassene Butter getaucht, und ein wenig geronnene Milch dazu — mehr bedarf der Beduine einen ganzen Tag nicht, um satt zu werden. Eine Lanze, ein Sabel, eine Pfeife, eine Handmühle, ein Kochtopf, ein Wassereimer, eine Pfan- ne, eine Matte, ein Mantel, — dieß ist das ganze Ge- räthe, welches man in seinem Zelte findet- Nur die Rei- chen leben etwas besser, und haben mehr Bequemlichkeiten. Das Oberhaupt jeder Familie führt den Titel Scheik; mehrere Familien zusammen machen einen Stamm aus, und lagern sich zusammen. Einer dieser Scheiks, der dann gewöhnlich Emir heißt, d. i. Befehlshaber, gebietet dem ganzen Stamm. Man unterscheidet die Stamme durch die Namen ihrer Oberhäupter, wie auch kn der Bibel die Israeliten, welche Canaan eroberten, in 12 Stämme ge- theilt waren, und nennt die zu einem Stamme Gehörigen die Kinder des Stammoberhaupt.es, auch wenn sie nicht von ihm erzeugt sind; so waren auch unter dem Namen der Kinder Israel gar Manche begriffen, die den Jacob nicht zum leiblichen Vater hatten. Alle Be- duinen sind gastfrei; doch liegt es' besonders den Ober- häuptern ob, Fremde zu bewirthen und zu beherbergen; sie gehen den Fremden entgegen, sobald sie dieselben er- blicken, laden sie freundlich ein, schlachten ihnen zu Ehren Ziegen oder Kälber, backen Kuchen in der heißen Asche, (ganz wie es 1. Mos. 18, 1 ff. erzählt wird), und sorgen, so lange sie ihre Gäste sind, daß ihnen nicht das mindeste Leid geschieht. Bücher und Wissenschaften haben die Be- duinen nicht; Abends sitzen sie gern beisammen vor ihren Zelten, und erzählen einander Geschichten, die mit der größ- ten Aufmerksamkeit angehört werden. Ausschweifungen und Grausamkeiten ckommen selten bei ihnen vor; doch halten sie Raub und Blutrache für keine Sünde; ja sie meinen, da Gott ihnen ein so armes Land gegeben, so habe er sie selbst dadurch gleichsam angewiesen, die Wohl- habenden zu plündern, welche durch dasselbe ziehen. Au- ßerhalb ihres Lagers überfallen sie daher die Reisenden, und die Karavanen, und oft rufen sie den Geplünderten noch bei'm Abschied zu: „Gott erfreue dich!^ Wenn ein Araber von dem andern getödtet wird, so übernehmen es

8. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 2

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
2 hineingeschaut habe, wied nicht der leise Wunsch in ihm aus- steigen : möchte ich doch auch einmal jene Gefilde und Berge erblicken, die durch so viel ehrwürdige Namen und Erinne- rungen merkwürdig geworden sind! Wenn in der Leidens- geschichte unsres Heilands erzählt wird, wie er vom Oel- berg herab Jerusalem, zu seinen Füßen liegend, und seinen emporragenden Tempel mit Wehmuth betrachtet habe, indem er die herannahende Zerstörung von beiden im Geiste sah — Luc. 19. 4l ff.— dann regt sich wohl im christlichen Ge- müth das Verlangen, des Anblicks jener hochgebauten Stadt auch einmal theilhaftig zu werden, und überhaupt jene Ge- genden zu betreten, die uns das Leben und Leiden unsres Erlösers so heilig und theuer gemacht hat. Und wie viele Christen sind von den ersten Zeiten des Christenthums an bis auf unsre Tage von diesem Verlangen wirklich in jene Gegenden hingezogcn worden, und haben das Morgenland bereift! Vieljtrug freilich auch in alten Zeiten zu den häu- figen Pilgerfahrten nach Palästina der fromme Wahn bei, daß das Wandeln auf dem Boden, der durch den Wandel des Herrn geheiligt war, dem Leben des Menschen eine ge- wisse Weihe und Heiligkeit ertheile! Daher hielt man es auch im Mittelalter, als das heilige Land erst in die Hände der Araber, dann in die der Türken gefallen war, für durchaus nothwendig, ihnen dasselbe wieder zu entreißen, wodurch denn die berühmten, 200 Jahre dauernden Kreuz- züge entstanden. Wenn nun auch bei weitem die wenigsten Christen je- mals in das Morgenland gelangen, so hat doch die Kennt- niß desselben für einen jeden gewiß einen hohen Werth, und der christliche Wunsch, die durch die heilige Geschichte merk- würdig gewordenen Orte zu sehen, wird zum Theil wenig- stens durch die lebendigen Schilderungen befriedigt, welche uns altere und neure Reisende von denselben entworfen ha- haben. Und diesem Zweck, den Bibellesern die nothwendig. sten Kenntnisse, und deutliche Vorstellungen, besonders von Palästina zur Zeit Jesu zu verschaffen, wollen denn auch die folgenden Blätter dienen. §. 2. Vergleichung Palästinas, und der jüdischen Geschichte mit andern Ländern, und Bolksgeschichten. Blicke einmal, lieber Leser! auf die Charte von Asien, und siehe, welchen unendlich geringen Raum das jüdische Land in diesem höchst ausgedehnten, großen Erdtheil ein- nimmt! Siehe einmal die andern Lander dagegen an —

9. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 109

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
109 6. Mos. 16, 10. Cap. 26, 12.). Die Eingeladenen beka- men gewöhnlich auch schöne Kleider geschenkt; daher, Matth. 22, 12., der Schlechtgekleidete keine Entschuldigung hatte. Z) Vomheirathen und dengebräuchen dabei. Die Heirathen wurden gewöhnlich früh geschlossen. Die Wahl der Braut hing bei den Israeliten, wie bei andern alten Völkern, eigentlich von den Vätern ab, und diese wur- den über die gegenseitige Verehligung ihrer Kinder einig, ohne daß der Bräutigam und die Braut einander gesehen hatten, oder gegen den Vertrag der Eltern viel einwenden durften. So ist es größtentheils noch jetzt im Orient üb- lich. Die von dem Vater für seinen Sohn ausgesuchte Braut bekommt der Bräutigam nicht anders als verstohlner Weise zu sehen; sprechen aber kann er sie gar nicht bis zur Hochzeit. So streng wird über die Eingezogenheit der Frauen- zimmer gehalten. Die Ehen zwischen sehr nahen Verwand- ten waren verboten. — Die Verlobung geschah zwischen dem Vater und den leiblichen Brüdern der Braut und dem Vater des Bräuti- gams. Dieses Eheverlöbniß geschah vor Alters nur münd- lich, und wurde durch Zeugen rechtskräftig gemacht. Bei dieser Verlobung wurden zugleich auch die Geschenke be- stimmt, welche den leiblichen Brüdern der Braut gemacht wurden, so wie der Kaufpreis, welcher dem Vater der Braut bezahlt werden sollte; denn die Braut mußte bei den alten Israeliten eben so, wie bei vielen andern alten Völkern, im eigentlichen Verstände gekauft werden. Bei den Babyloniern wurden sogar die mannbaren Mädchen jährlich öffentlich ver- steigert. Der Preis war sehr verschieden. Ein gewöhnlicher und reichte auch dieses nicht hin, so war er doch noch nicht ge- nöthiget, zu betteln, sondern er konnte sich mit Weib und Kind auf 6 Jahre in die Sclaverei verkaufen, und so Versorgung fin- den. Wollte aber ein Verarmter dieses Mittel nicht ergreifen, sondern lieber betteln gehen, so wäre er als ein Taugenichts verabscheuet worden, der ohne Arbeit auf anderer Leute Unkosten leben wollte. So denkt man noch jetzt in Persien, wo es auch sehr wenig Bettler giebt. Die ersten Bettler finden wir unter den Israeliten, unter David. Jndeß zogen sie, selbst zur Zeit Jesu, nicht von Haus zu Haus herum, was eine sehr gefährliche Sache ist, sondern sie hielten sich bei den Hausthüren der Reichen auf, saßen auf den Straßen, und auch vor dem Ein- gänge des Tempels (Marc. 10, 46. Luc. 16, 20. Apostelgesch. 3, 2.) Sie sprachen diejenigen an, die ein- und ausgingen, und denen sie auf den Straßen begegneten. Man gab ihnen Speisen oder Geld «.Luc. 16, 21. Matth. 26, 9.). Heut zu Tage ziehen die Bettler auch im Orient von Haus zu Haus
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