— 14? —
Im nördlichen Teile, zu welchem die fruchtbare Wetterau gehört, die Universitätsstadt Gießen an der Lahn und der Badeort Nauheim.
Die sächsisch-thüringischen Staaten.
Vi. Das Königreich Sachsen
breitet sich nordwärts des Erz- und Lausitzer Gebirges um Mulde, Elbe und den oberen Lauf der Spree aus und umfaßt etwa 15000 qkm mit 41/5 Mill. Einwohnern, die zum weitaus überwiegenden Teil evangelisch sind.
Das Königreich Sachsen ist aus der Markgrafschaft Meißen hervorgegangen, welche im dreizehnten Jahrhundert das noch jetzt in Sachsen herrschende Haus der Wettiner erhielt; 1423 wurden sie Kurfürsten von Sachsen. Bei der Teilung des Hausbesitzes 1485 kam die Kurwürde mit den südthüringischen Besitzungen an die Ernestiner, während die Albertiner die nordthüringischen und östlichen Landesteile erhielten. Nach dem Schmalkaldischen Kriege übertrug Karl Y. 1547 die sächsische Kur an die Albertiner. 1806 wurde das Kurfürstentum Sachsen durch Napoleon zum Königreich erhoben. Gegenwärtig regiert König Georg.
Sachsen ist ein reiches und schönes, wohl angebautes Land mit hochentwickelter Industrie; es zerfällt in fünf Kreishauptmannschaften.
1) Kreishauptmannschaft Dresden zu beiden Seiten der Elbe. Dresden an der Elbe, Haupt- und Residenzstadt (395000 Einw.), reich an hervorragenden Kunstschätzen aller Art, in der herrlichen Umgebung Tharandt mit Forstakademie und stromaufwärts das Lustschloß Pillnitz, Pirna an der Elbe und in der Sächsischen Schweiz Königstein und Schandau, stromabwärts Meißen mit altberühmter"porzellanfabrik; Freiberg am östlichen Muldearm mit vorzüglicher Bergakademie. [Schlacht bei Dresden am 26. und 27. August 1813, bei Kesselsdorf in der Nähe von Dresden 1745].
2) Kreishauptmannschaft Leipzig nach der Ebene zu gelegen. Leipzig an der weißen Elster und Pleiße (mit den Vororten 455000 Einw.), Universitäts- und bedeutende Handelsstadt (Leipziger Messe), Sitz des deutschen Reichsgerichtes, Mittelpunkt des deutschen Buchhandels [Völkerschlacht bei Leipzig am 16., 18. und 19. Oktober 1813]; Wurzen an der Mulde; Oschatz, in der Nähe Jagdschloß Hubertusburg [Friede 1763].
10*
} 103.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Y Karl Napoleon Georg Freiberg August
— 77 —
nemark, die Suethan in Schweden und die Nerigonen in
Norwegen.
3) Slavische Völkerstämme vom Don bis zur Elbe
und von der Ostsee bis zum adriatischen Meer:
Die Wenden; Lutitzer an der nördlichen Neiße (Lausitz),
Hcveller an der Havel, Ukrer an der Uker.
Die Letten und Finnen im nordöstlichen Theil von Rußland.
Das griechische oder byzantinische Kaiserreich um-
faßte die Länder der heutigen europäischen und asiatischen Türkei.
8. 42.
Die Franken.
Klodwig 482—511 n. Ehr.
Heber die Franken, welche um den Niederrhein, die Maas
und die Schelde und im ganzen Niederlande wohnten, regierten
kleine Fürsten mit abwechselndem Oberbefehl. Diesen führte 482
Klodwig (Hludwing oder Ludwig), als er noch nicht
zwanzig Jahr alt war. List, Mord und Gewalt verschafften
ihm später die Alleinherrschaft. Wahrscheinlich war er der erste
von den germanischen Fürsten, welcher den Titel „König" (von
chun d. h. kühn) annahm. Vorher hießen sie Thuidan.
So wie Klodwig König der meisten fränkischen Stämme
geworden war, fing er an durch Eroberungen um 500 seine
Besitzungen auszudehnen. Zuerst besiegte er den letzten römi-
schen Statthalter im Mittlern Gallien, Syagrius, ließ
ihn hinrichten, und dehnte so sein Reich bis an die Seine aus.
In einer blutigen Schlacht bei Zülpich, südlich von Cöln,
überwand er die Alamanen. Seine Gemahlin Klotildc,
eine burgundische Königstochter, hatte ihn oft schon vergebens
zur Annahme des Christenthums zu bewegen gesucht. Als in
der Schlacht gegen die Alamanen der Sieg zweifelhaft war, da
rief er „den Gott Klotildens und der Christen" an und gelobte
Christ zu werden, wofern er siegen würde. Mit 3000 vorneh-
men Franken ließ er sich taufen und hieß, wie später alle Könige
Frankreichs, „der allerchristlichste König," obschon er nach wie
vor ein roher und grausamer Mensch blieb. Den König der
Westgothen, Alarich, tödtete er eigenhändig in einem Treffen
und machte dann Paris zur Hauptstadt aller seiner schönen
Länder, wo er 511 im 45sten Lebensjahr starb.
Seine Nachkommen, nach seinem Großvater Meroväus Me-
rovinger genannt, regierten in Haß und Feindschaft unterem-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig) Ludwig Klotildc Meroväus_Me-
— 84 —
seiner Länder (Sendgrafen) hatte sich Karl bei den Fürsten an-
derer Staaten den höchsten Ruhm erworben. Er empfing Ge-
sandtschaften vom Patriarchen von Jerusalem, von den griechi-
schen Kaisern und zweimal von dem berühmten Kalifen Harun
al Raschid. Für die ihm zum Zeichen der Achtung über-
sandten Geschenke (Schlaguhr, der große Elephant Abulabaz)
machte auch er Gegengeschenke.
Er nahm 813 seinen Sohn Ludwig zum Mitregcnten an
und starb 72 Jahr alt am 28. Januar 814. In einem Ge-
wölbe der von ihm erbauten prächtigen Kirche zu Aachen wurde
er im Kaiserschmuck beigesctzt. Ueber der versiegelten Gruft stan-
den auf einer Art Triumphbogen die Worte: „Hier ruht der
Körper Karl's, des großen und rechtgläubigen Kaisers, der das
Reich der Franken glorreich erweiterte und 47 Jahr glücklich
regierte."
Ihm folgte sein Sohn Ludwig der Fromme, 814—840. Die Söhne
desselben theilten nach Kriegen mit ibm und unter sich endlich das Reich durch
den Friedensvertrag von Verdun so, daß der älteste, Lothar, Italien, die
Schweiz, das linke Rheinufer bis Holland und die Kaiserwürde erbielt (Loth-
ringen, welches bald für sich bestand, bald mit den anderen vereinigt war);
der jüngste, Karl der Kahle, Frankreich, und Ludwigdcr Deutsche
die deutschen Länder; Ludwig's Residenz war Frankfurt am Main.
Die deutschen Könige aus dem Hause der Karolinger waren: Lud-
wig der Deutsche, Karl der Dicke, Arnulph, Ludwig das Kind,
von 843—911.
Das deutsche Reich.
§. 48.
Die Geschichte des deutschen Reiches beginnt mit dem
Theilungsvertrage von Verdun 843. Die Franken, Sachsen,
Baiern, Schwaben, Lothringer waren nunmehr die fünf
Hauptstämme der Deutschen. Bei ihnen bestanden eben so we-
nig, wie bei den übrigen Völkern jener Zeit, feste Thronfolge-
gesetze; sie gingen aber nicht gern von der alten Herrscherfamilie
ab. Die deutschen Herzoge wählten nach dem Erloschen der
Karolinger den Herzog von Franken, Konrad, zum König,
welcher zwar guten Willen, aber nicht Macht und Geschicklich-
keit genug zur Regierung besaß. Konrad I- regierte von 911 —
919. Auf seine Empfehlung wurde sein früherer Widersacher,
der Sachsenherzog Heinrich, zu seinem Nachfolger erwählt.
Die Ungarn, die Slaven und die Normannen waren da-
mals die gefährlichsten äußeren Feinde.
Die Hcimath der Normannen war vorzüglich Skandinavien.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Harun
al_Raschid Ludwig Ludwig Ludwig Lothar Karl_der_Kahle Karl Karl_der_Dicke Karl Ludwig Ludwig Konrad Konrad Konrad_I- Konrad Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Aachen Verdun Italien Holland Frankreich Frankfurt Main Verdun Sachsen Baiern Schwaben Ungarn Skandinavien
— 97 —
tim ebenfalls neue Bewohner erhalten hatte, kam es unter die
Botmäßigkeit des fränkischen Reiches, und dann nach dem Ver-
trag von Verdun unter Lothar. Später bildete die Schweiz
einen Bestandtheil des deutschen Reiches. Auch das Christen-
thum hatte festen Fuß gefaßt.
Die Vasallen hatten sich auf den Hohen Schlösser und Bur- «
gen erbaut, und bewachten, selbst von Thürmen und dicken
Mauern geschirmt, das darunter gelegene Land, wo das Land-
volk in zerstreut liegenden Hütten, Dörfern und Flecken wohnte.
Unter diesen weltlichen Herren hatten auch die Grafen von
Habsburg große Besitzungen in der Schweiz. Rudolph von
Habsburg wurde von einigen Landschaften zum Schirmer und
Hauptmann gewählt. Auch als er deutscher König geworden
war, blieb er der Schweiz ein gerechter und milder Herr. Aber
sein Sohn Albrecht I. bewirkte 1308 durch seine tyrannischen
Landvögte
Den Abfall der Schweiz und die Schweizerische
Eidgenossenschaft.
Der Schweizerbund. Schwyz, Uri und Unterwalden.
Werner Stauffacher, Walter Fürst, Arnold von Melchthal auf
dem Rütli am Vierwaldstädter See. Wilhelm Tell und
Geßler bei Küßnacht an der nördlichen Spitze desselben
Sees. Die Tellsplatte, die Tellskapelle.
Tcll's Tod im Schächcnbache. Zu Altdorf, südlich am Vicrwaldstädter
Sec, bezeichnet neben dem Rathhans ein alter Thurm die Stelle der
Linde, unter welcher Tell's Knabe stand, als ihm sein Vater den Apfel
vom Haupte schießen mußte. Was über Tell erzählt wird, halten Einige
nur für eine Sage.
Durch die Siege 1315 bei dem Berge Morgarten, nörd-
lich vom Vierwaldstädter See, und 1386 bei Sempach, nord-
westlich von demselben See, wo Arnold von Winkclried's
hcldenmüthiger Tod entschied, befestigten die Schweizer ihre Un-
abhängigkeit, und behaupteten sie auch in späteren siegreichen
Kämpfen gegen dm mächtigen Herzog Karl den Kühnen von
Burgund.
# Jetzt ist die Schweiz in zweiundzwanzig Cantone eingethcilt.
Die bemerkenswerthestcn, außer Schwyz, Uri und Unter-
walden, sind: Zürich, Bern, Luzern, Freiburg, Basel,
Schaffhausen, St. Gallen, Neuenburg, Genf.
Die Schweiz vereinigt in ihrem engen Raum alle Erschei-
nungen der Natur. Die Pflanzen aller Zonen bekleiden die
Wände der Alpen, der wilde Weinstock wird bewässert von beit
Kapp. Leitfaden. n
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Lothar Rudolph_von
Habsburg Schirmer Albrecht_I. Werner_Stauffacher Walter_Fürst Arnold_von_Melchthal Wilhelm_Tell Wilhelm Arnold_von_Winkclried's Karl Karl Kapp
— 1 25 —
Miölner), uní» Balder, der Gott der Jugcndschönheit, Bercdtsamkeit, Un-
schuld und rechtlichen Entscheidung. Uller, Sohn Thorrs, ist Meister im
Pfeilschießen und Schlittschuhlaufen. Balder's Gemahlin ist Nanna, ihr Sohn
Forfeit, Gott der Eintracht, hat einen Palast (Glitner), der auf goldncn
Säulen ruht. Niord, der im Sturmwind die brausenden Schwingen schüt-
telt, daß Alles erbebt, ist der Gott der Winde, des Seewesens, des Han-
dels; seine Gemahlin Skada. Ihre Kinder sind Frei, Beherrscher der
Sonne (Regen und Sonnenschein, wohlfeile und thenre Zeit; er herrscht in
Alsheim, wo die Elfen wohnen), und Freia, Göttin der Liebe. Tyr,
Sohn Odin's, Schlachtengott, Todeswunden in seinen Blicken. Sein Bruder
Braga, Gott der Weisheit und Dichtkunst. Seine Gemahlin Iduna be-
wahrt die Aepfel der Unsterblichkeit, welche sie den Helden bei ihrem Eintritt
in Walhalla auf goldnen Schalen darreicht. Nornen, Schicksalsgöttinncn.
Asgard, die Götterstadt, von der die Brücke Bifrost zur Erde nieder-
geht. Hier strahlen die silbernen Paläste Odin's und die Paläste der zwölf
oberen Götter. Mitten in Asgard liegt das reizende Thal Ida, der Ver-
sammlungsplatz der Götter mit einem Hain von goldncn Baumen. Wal-
halla, der Wohnort der Helten, war ein besonderer Palast mit Hainen und
schönen Umgebungen. Edda.
Gustav Wasa, ein Sprößling der alten schwedischen Kö-
nigsfamilie, faßte um 1520 den kühnen Entschluß, sein Vater-
land von der Tyrannei des durch das Stockholmer Blut-
bad berüchtigten dänischen Königs Christian zu befreien. Er
entfloh aus seinem Gcfängniß in Dänemark, gelangte, nachdem
er vorher eine Zcitlang, um sich zu verbergen, Dienste bei Ochsen-
händlern genommen hatte, nach Schweden, wo er sich insge^
heim einen kleinen Anhang zu verschaffen wußte. Glücklich war
er überall den Spähern Christian's auf einer äußerst gefahr-
vollen Flucht entgangen. Seine Beredtsamkeit, seine körperliche
Schönheit, seine Zuversicht in Wort und That gewannen ihm
manches treuen Schweden Herz. Die Befreiung seines Vaterlandes
begann er mit der Erstürmung eines festen Schlosses; sein An-
hang mehrte sich, je weiter er vordrang. Der Feind floh überall,
und Gustav wurde 1524 zum König von Schweden gekrönt.
Unter seiner Regierung verbreitete sich in ganzen Lande die Lehre
Luther's.
Sein Enkel war Gustav Adolph. Auf das sorgfältigste
erzogen, verrichtete er schon als zwölfjähriger Knabe Kriegs-
dienste. Zwei Jahre älter, leitete er die Angelegenheiten der
Regierung und im achtzehnten Jahre wurde er Í61 i zum König
gekrönt, da man das Vertrauen auf ihn setzte, daß er das Reich,
welches mit Dänemark, Rußland und Polen zu gleicher Zeit
Krieg hatte, retten würde. Nachdem er mit seinen Feinden
ehrenvolle Friedensschlüsse gemacht hatte, zog er den Protestanten
in Deutschland zu Hülse.
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Extrahierte Personennamen: Balder Nanna Skada Freia Iduna Edda Gustav_Wasa Gustav Christian Gustav Gustav Gustav_Adolph Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Alsheim Walhalla Dänemark Schweden Schweden Polen Deutschland
— 126 —
Am 23. Juni 1630 landete er mit 15,000 seiner Tupfern
auf dem deutschen Boden. Was ihn am meisten auszeichnete,
war seine Frömmigkeit, welche auch auf sein > Heer überging.
Er fand den Tod in der Schlacht bei Lützen 1632.
„Gustav Adolph, dem Worte und Beredtsamkcit zu Gebote standen, be-
feuerte seine Mannschaft durch eine kurze, kräftige Anrede: „Ihr lieben Spieß-
gesellen, so sprach er, zielt recht und schießt gewiß, ich verlasse mich auf Eure
Tugend und Tapferkeit, mit dreier Stunden Werk werdet ihr mich zum ersten
König der Welt machen." — Die schwedischen Trompeter bliesen nach des
Königs Befehl: „Eine feste Burg ist unser Gott;" darauf sang er den 67.
Psalm: „Es wolle Gott uns gnädig sein." Um 11 Uhr, als der dichte
Nebel schwand, ritt er vor und sagte: „Nun wollen wir dran, das walt der
liebe Gott!" — Mit lauter Stimme rief er jetzt: „Herr Jesu, Jesu, hilf
mir heut streiten zu deines heiligen Namens Ehre!" Nun begann die Schlacht.
Als er mit einigen Begleitern den Seinen vorausgeeilt war, zerschmetterte
ihm ein kaiserlicher Musketier durch einen Schuß den linken Arm. In
dem Augenblicke, als Herzog Franz Albert von Laucnburg, der zu seiner
Seite ritt, ihn aus dem Gefechte hinweg führen wollte, erhielt der König
einen zweiten Schuß durch den Rücken, der ihm den Rest seiner Kräfte raubte.
„Ich habe genug, Bruder, suche Du nur Dein Leben zu retten!" rief er
sterbend und sank, von noch mehreren Kugeln durchbohrt, mit dem Seufzer:
„Mein Gott, mein Gott!" vom Pferde." — Seine Tochter Christine folgte
ihm auf dem Throne. Einer der kriegerischesten Könige Schwedens war
Karl Xii.' Als im Jahre 18t8 der König Karl Xiii., Oheim des vertrie-
benen Gustav Iv., gestorben war, bestieg der schon 1810 erwählte Thron-
folger, der französische Marschall Bernad otte, unter dem Namen Karl Xiv.
den erledigten Thron. Ihm folgte 1844 sein Sohn Oskar I.
8. 71.
Deutschland.
Ferdinand Ii. und Ferdinand Iii.
Der dreißigjährige Krieg 1618 — 1648.
Wallenstein.
Albrecbt von Wall enstein stammte aus einer edlen
böhmischen Familie und war 1583 von lutherischen Eltern auf
dem väterlichen Gute Hermanic bei Prag geboren. Später trat
er zur katholischen Kirche über, machte Reisen durch Deutsch-
land, England, Frankreich und Italien und studirte zu Padua
Mathematik und Astrologie. Wo er auf diesen Reisen seine
Kenntnisse in der Kriegs- und Staatskunst erweitern konnte,
versäumte er es nicht. Nach einem Feldzug gegen die Türken
1606, in welchem er persönliche Tapferkeit bewiesen hatte, hci-
rathete er eine sehr reiche Wittwe, deren Vermögen ihn in den
Stand setzte, bei einem neuen Krieg 200 Reiter auf eigene
Kosten in das Feld zu stellen. Hierdurch nicht weniger, als
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Extrahierte Personennamen: Adolph Franz_Albert_von_Laucnburg Franz Christine Karl_Xii Karl Karl_Xiii Karl Gustav_Iv. Gustav_Iv. Marschall_Bernad Karl_Xiv Karl Ferdinand Ferdinand_Iii Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Jesu Jesu Schwedens Deutschland Prag England Frankreich Italien Padua
' — 127 —
durch Tapferkeit und Klugheit erwarb er sich die Erhebung in
den Grafenstand. Wallenstein war von großer Körpergestalt.
Der Blick seiner kleinen schwarzen Augen war durchdringend,
kalt und zurückstoßend. Er trug gewöhnlich Hosen und Man-
tel von Schaklach, ein Reiterwainms von Leder, einen gekräu-
selten Halskragcn, eine rothe Leibbinde, und von seinem Hut
wehte eine rothe Feder. Sein Hofstaat war glänzend; er selbst
lebte äußerst einfach und liebte geräuschlose Stille um sich. Seine
Klugheit artete oft in Arglist aus. Vermöge seiner Menschen- -
kenntniß wußte er Andere leicht.auszuforschen und seine eignen
Absichten zur Sättigung seines Ehrgeizes zu verbergen.
Die feindseligen Gesinnungen zwischen >den Katholiken und
Protestanten führten in Deutschland einen Religionskrieg herbei,
welcher wegen seiner Dauer der dreißigjährige heißt. In
diesem Kriege spielte Wallenstein eine Hauptrolle. Rach dem
Tode des Kaisers Matthias kam Ferdinand Ii. 1019 —
1637 auf den deutschen Thron. Wallenstein war mehrmals die
einzige Stütze desselben, als die Protestanten im Bündniß mit
mächtigen äußeren Feinden gegen ihn kämpften. Als in Böhmen ~~
mit Verletzung des Majestätsbr'iefs -bn Vau protestantischer
Kirchen gehindert wurde, brachen Unruhen aus. Zwei kaiser-
liche Räthe wurden zu Prag aus den Schloßfenstern gestürzt.
Der Graf von Thurn stellte sich an die Spitze der Unzu-
friedenen, und der Kursürst Friedrich von der Pfalz wurde
zum König von Böhmen erwählt. Dieser verlor schon 1620
nach der Nieherlagv bei Prag den Thron wieder. Ernst von
Mansfeld und Christian von Braunschweig setzten den
Kampf gegen den Kaiser fort.
Gleich beim Ausbruch des Kriegs hatte sich Wallenstein in
mehreren Gefechten hervorgethan, 1623 wurde er vom Kaiser
zum Fürsten der ihm geschenkten Herrschaft Friedland in
Böhmen erhoben. Während Tilly den dänischen König Chri-
stian Iv., der sich an die Spitze der Protestanten gestellt hatte,
mit Glück bekämpfte, sammelte er 1625 ein großes Heer auf
eigne Kosten; „denn," sagte er, „20,000 Mann kann ich nicht
ernähren, aber mit 50,000 Mann kann ich fordern, was ich
will." Mit diesem Heer drang er siegreich bis an die Küsten
der Ostsee vor. Er wurde vom Kaiser zum Herzog von
Mecklenburg ernannt. Die Belagerung von Stralsund
mußte er aufgeben, obschon er sich gerühmt hatte, die Stadt
mühe sein werden, und wäre sie mit Ketten an den Himmel
befestigt. Durch die ungeheuren Erpressungen und durch seinen
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Extrahierte Personennamen: Matthias_kam_Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich Friedrich Ernst Christian_von_Braunschweig Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nieherlagv Mansfeld Friedland Ostsee Mecklenburg Stralsund
— 128 —
Ucbermuth hatte er sich allen deutschen Fürsten gleich verhaßt
gemacht; diese bewirkten auf einer Versammlung zu Regens-
burg 1630 beim Kaiser seine Absetzung. Er zog sich auf seine
Güter zurück und lebte daselbst mit königlichem Aufwande. Drei-
ßig Trabanten befanden sich stets in seinen Vorzimmern, auf
Reisen folgte ihm sein Hofstaat in 200 Wagen, 60 Pagen und
20 Kammerhcrren warteten ihm auf. Er harrte ruhig der Zeit,
wo er seine glanzende Laufbahn wieder eröffnen und sich für
die Zurücksetzung würde rachen können, wie er aus den Sternen
zu lesen glaubte.
Der Kaiser erließ das R esti tution sedirt, einen Befehl,
nach welchem in den protestantischen Ländern alle Kirchen und
Klöster, welche seit 1555 den Katholiken entzogen waren, diesen
zurückgegeben (restituirt) werden sollten. Den Protestanten kam
Gustav Adolph zu Hülfe. Wenn er auch die Zerstörung
Magdeburgs durch Tilly am 20. Mai 1630 nicht hindern
konnte, so drang er doch, nachdem er bei Leipzig am 17.
September 1631 über Tilly gesiegt hatte, bis nach Baicrn vor
und besetzte Augsburg und München. Tilly war inzwischen am
Lech gefallen, der Kaiser wendete sich in der Bedrangniß an den
gekränkten Wallenstcin. Nur unter Bedingungen, welche für
jenen fast dcmüthigcnd waren, versprach Wallenstein nach lan-
gem Weigern ein Heer in's Feld zu stellen. Mit 40,000 Mann
und 80 Kanonen verdrängte er die Sachsen aus Böhmen und
die Schweden aus Baicrn. In der Schlacht bei Lützen, west-
lich von Leipzig zwischen der Elster und der Sgale, am 16.
November 1632 fielen der kaiserliche General Pappenheim
und der Schwedenkönig. Die Schweden aber hatten gesiegt.
Wallenstcin zog sich nach Böhmen zurück, und da er den
Verdacht erregte, als trachte er danach, mit Hülfe der Schwe-
den sich zum König von Böhmen zu machen, so ertheilte der
Kaiser den Befehl, ihn todt oder lebendig in seine Hände zu
liefernd Letzteres war nicht möglich. Zu Eg er, einer am Fluß
gleichen Namens gelegenen Festung, wurde er ermordet. Der
Soldat, welcher den Auftrag zu seiner Ermordung hatte, drang
des Nachts in sein Schlafzimmer und stürzte mit der Hellebarde
auf ihn zu, ausrufcnd: „Bist du der Schelm, der dem Kaiser
die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt jetzt sterben!"
Wallenstein empfing gefaßt den Todesstoß in die Brust und
sank lautlos zusammen, 1634.
Kaiser Ferdinand Hi., 1637—1657. Die Schweden
bei Nördlingen (östlich von der rauhen Alb zwischen der Alt-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Tilly Tilly Ferdinand_Hi Ferdinand
— 81 —
Wasserprobe, Kreuzgericht, Bahrrecht, Kesselfang, der geweihte
Bissen und das heilige Abendmahl. Die Mönche erlaubten sich
hierbei manche Betrügereien.
§. 45.
Karl' s des Großen Reich.
Das große fränkische Reich erstreckte sich von der Tiber
bis an die Eider, den Gränzfluß zwischen Deutschland und Jüt-
land, und vom Ebro bis zur Elbe und Raab, einem Zufluß
der Donau im westlichen Ungarn.
Der von Karl eroberte östliche Theil von Spanien bis an
den Ebro hieß spanische Mark, mit der Hauptstadt Barce-
lona. Die Balkarischen Inseln gehörten dazu; auch Corsica
und Sardinien standen unter Karl's Oberhoheit.
Das eroberte Land zwischen Baiern und dem Raabflusse,
wo die Avaren wohnten, wurde die östliche Mark genannt.
Hauptniederlagen ausländischer Maaren befanden sich zu
Magdeburg, Erfurt, Regens bürg. Abwechselnde Kaiser-
sitze waren Aachen, Ingelheim bei Mainz und der Falken-
hof bei Nimwegen.
Nordsee, Rhein, Main, Rednitz — Canal — Altmühl,
Donau, schwarzes Meer. Dieser Canal ist jetzt vom König
Ludwig von Baiern wirklich gebaut und heißt der Ludwigs-
canal.
Hamburg angelegt. Die Städte Lyon, Tours, Osna-
brück (am nördlichen Ende des Teutoburger Waldes), Metz (an
der Mitte der Mosel), Fulda, St. Gallen (südlich vom Boden-
see), Bologna und Pavia waren berühmt durch Schulen. Im
Sachsenlande wurden Burgen und Bischofssitze angelegt; zu
Magdeburg (an her östlichen Biegung der Elbe), Halber-
stadt (zwischen dem Brocken und Magdeburg), Paderborn
(nahe bei hen Quellen der Lippe), Münster (im Gebiete der
obern'ems), Minden (an der Weser nördlich von der Porta
Westphalica), Bremen und Hildes he im (an der Innerste
südlich von Hannover).
8. 46.
Karl der Große als Mensch und Regent.
768—814 n. Ehr.
Karl wurde auf dem Schlosse Karlsbcrg am Wurmsee in
Oberbaiern geboren; nach anderen Angaben zu Ingelheim oder
Kapp, Leitfaden. a
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
Extrahierte Personennamen: Raab Karl Karl Rednitz_—_Canal_—_Altmühl Ludwig_von_Baiern Ludwig Metz Karl Karl Karl Kapp
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Donau Ungarn Spanien Sardinien Baiern Magdeburg Erfurt Aachen Mainz Falken-
hof Nimwegen Nordsee Rhein Main Donau Ludwigs- Hamburg Fulda Bologna Pavia Sachsenlande Magdeburg Magdeburg Paderborn Minden Porta
Westphalica Bremen Hannover Schlosse_Karlsbcrg Wurmsee Oberbaiern
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8. 52.
Andere Lander außer Deutschland.
Von Karl d. Gr. bis um 1250.
1) Asien. Die südwestlichen Länder Asiens waren von
den Muhamedanern in Besitz genommen. Die Kalifen zu
Bagdad verloren von ihrem Änsehn, als die Statthalter in
den Provinzen ihre Macht vergrößerten. Im Innern Asiens
wohnten die Nomadenstämme der Mongolen. Diese unterwar-
fen unter dem eroberungssüchtigen Dschingis Chan Asien von
Peking in China an bis nach Rußland und unter seinen Nach-
folgern auch Rußland. Während der Regierung des Kaisers
Friedrich's Ii. drangen sie sogar bis nach Schlesien vor, von
wo sie nach der Schlacht auf der Ebene von Wahlstadt, nahe
bei Liegnitz, 1241 geschwächt sich zurückzogen. Das große
mongolische Reich zerfiel in die Chanate China, Iran oder
Persien und die Bucharei.
2) Afrika. Aegypten und die ganze Nordküste gehörte den
Arabern.
3) Europa. Was für Könige die Karolinger in Frank-
reich gewesen sein mögen, kann man aus ihren Beinamen: der
Einfältige, der Stammler, der Faule entnehmen. Ein mächtiger
Vasall, Hugo Capct, machte sich 987 zum König und wurde
der Stammvater der folgenden Könige, von denen Philipp
August um 1200 die Stadt Paris verschönerte und befestigte
und, wie sein Nachfolger Ludwig Ix., einen Kreuzzug gegen
die Ungläubigen unternahm.
Das Königreich England entstand aus der Vereinigung der
sieben kleinen Königreiche, welche die Angeln und Sachsen ge-
stiftet hatten. England wurde sehr durch die räuberischen Ein-
fälle der Normannen beunruhigt, besonders unter Alfred dem
Großen, welcher ihrer endlich 880 durch Tapferkeit und List
tcrr wurde. Er mußte sich in der Gefahr selbst einmal in der
ütte eines seiner Kuhhirten, dessen Frau ihn nicht einmal
kannte, verbergen, und schlich sich ein andermal als Harfner
verkleidet, um zu kundschaften, in das feindliche Lager. Alfred
baute eine Flotte, machte ein Gesetzbuch, begünstigte die Schulen
und die Wissenschaften und übersetzte selbst mehrere Bücher.
Später wurde das Land 1066 von Wilhelm dem Erobe-
rer, dem Herzog der Normandie auf der Nordküste von Frank-
reich, in Besitz genommen. Von ihm stammen die folgenden
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Stammler Hugo_Capct Philipp
August Philipp August Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Alfred Alfred Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Asien Asiens Bagdad Asiens Peking China Rußland Liegnitz China Afrika Europa Frank- Paris England Sachsen England Frank-