138
mit einem Denkmal der Jungfrau Ieanne d'arc. Poitiers (32,000 E.),
in dessen Nähe Carl Martell 732 die Araber schlug, und die Kriegshäfen
la Rochefort und Rochelle; jenes besitzt bedeutende Arsenale und einen Bagno
für Galeerensträflinge, dieses ein besuchtes Seebad.
15. Die Bretagne,
eine Halbinsel, hat ihren Namen von den Briten, welche sich aus ihrem
Vaterlande vor den Angeln und Sachsen hierher flüchteten. Städte von
Bedeutung sind Nantes an der Loire (105,000 E.) ein wichtiger Handels-
platz mit gutem Hafen. Das Edikt von Nantes 1598. Rennes, 47,000 (5.,
war die alte Hauptstadt der Bretagne. Brest (70,000 E.) besitzt den be-
deutendsten Kriegshafen in Frankreich; er faßt 500 Schiffe. St. Malo hat
eine große Handelsflotte.
16. Die Normandie
hat ihren Namen von den eingewandeten Normannen, deren Herzog Rollo
911 das Land von Carl dem Einfältigen als Lehen erhielt. Die heutige
Bevölkerung wird als kriegerisch und streitsüchtig geschildert. Rouen an der
Seine (106,000 E.) ist eine sehr reiche Fabrikstadt. Hier wurde 1431 Ieanne
d'arc von den Engländern verbrannt. An der Seine-Mündung ist le Havre
de Grace zu merken (76,000 E.), das einen lebhaften Verkehr mit Nord-
amerika unterhält. Wichtiger noch ist der feste Kriegshafen Cherbourg.
Dieppe treibt ansehnliche Häriugsfischerei, und ist als Seebad besucht. Caen
(45,000 E.) ist nach Rouen der größte Ort im Binnenland.
17. Corsika
(160 Q.-M., 253,000 E.) ist eine gebirgige, an Erz und Marmor reiche
Insel. Ackerbau und Industrie bleiben unbedeutend, so lange der Corse das
ungebundene freie Leben auf der Jagd und beim Fischfang beibehält; bisher
konnte er dieser Beschäftigung nicht entsagen. Man schildert die Corsen als
ein wildes, tapferes und rachsüchtiges Volk. Hauptstadt ist Ajaccio, 14,200
Einw. Seeplatz. Hier wurde Napoleon Bonaparte am 15. August 1769
geboren; er starb bekanntlich am 5. Mai 1821 in der Verbannung auf
der Insel St. Helena. — Auf Corsika wird italienisch gesprochen.
18. Das Herzogthum Savoyen (200 Q.-M., 600,000 E.)
ist 1860 mit der Grafschaft Nizza durch Vertrag dem Kaiserthum Frank-
reich einverleibt worden. Die Bewohner des Herzogthums (Savoyarden)
haben in Sprache und Lebendigkeit viel mit den Franzosen gemein; sie sind
kleiner Statur, nicht sehr schön, aber von einer seltenen Gutmüthigkeit, Ehr-
lichkeit und Genügsamkeit. Das arme Bergland nöthigt Viele schon in frü-
her Jugend ins Ausland zu wandern, wo sie als Diener sich vermiethen,
oder mit abgerichteten Murmelthieren, musikalischen Leierkasten, Tinte- oder
Schmierfäßchen, Mausefallen oder Aeffchen ihr Brot verdienen. Hauptstadt
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Ieanne Carl_Martell Rollo Carl le_Havre
de_Grace Napoleon August Helena
233
Iii. Kultur-Geographie.
schäftigten sich zu wenig mit den Glaubenslehren, sondern begnügten
sich, blos gottesdienstliche Gebräuche, äußern Kultus, einzuführen.
Gewinn für die Heiden war allerdings auch schon dabei. In Afrika
sind von portugiesischen Priestern einige Häuptlinge in Nieder-
guinea und Zanguebar zum Katholicismus bekehrt worden,
es scheint aber, als wenn auch diese vom Wesen des Christenthums
wenig begriffen haben, da noch viele abergläubische Bräuche im
Schwange gehen. Dasselbe gilt von den meisten Indianern in,
Süd-Amerika, mit Ausnahme derer, welche von Jesuiten bekehrt
werden; denn diese sind, wie z. B. jene in Paraguay, in Kennt-
nissen und Civilisation den andern bei weitem überlegen.
§. 979. Die besten Missionaire sind bis auf den heutigen Tag
immer die Herrnhuter oder mährischen Brüder geblieben, die sich
besonders um die Eskimos auf Labrador, wo sie die drei Missionen
Na'm, Okkak und Gnadenthal gründeten, die unschätzbarsten Ver-
dienste erworben haben, und mit der allerbewundernswürdigsten
Ausdauer überall so segensreich wirken. Dagegen verderben beson-
ders die Meth od isten mit ihrer finstern, abgeschmackten Lehre
und ihrem Zelotismus hundertmal mehr als sie gut machen, wie
die Sandwichs- und andere Südsee-Inseln beweisen, und auch die
Congregationalisten, Episkopalen, Presbyterianer und Baptisten
liefern meistentheils keine guten Missionaire; die Episkopalen noch
die erträglichsten. Alle protestantische Missionen aber geben den
Neubekehrten die Bibel in die Hände, haben dieselbe in viele Spra-
chen, die srüher gar nicht geschrieben wurden, übersetzt und drucken
lassen, und zugleich Schulen gegründet, wo außer der Religion auch
andere nützliche Sachen gelehrt werden. In Hindustan besuchen
nahe an 100,000 Kinder beiderlei Geschlechts solche Schulen.
Wie viel katholische Missionaire gegenwärtig in Aktivität sind,
wissen wir nicht; die Protestanten hatten zu Ende des Jahres 1830
schon 1131 Missionaire und Lehrer ausgesandt; davon ganz England
570, und zwar die londoner Missionsgesellschaft 165; die wesleya-
nischen Methodisten (die mehr Unheil anrichten, als wieder gut zu
machen ist) 200; die kirchliche Missionsgesellschast 140; die Bapti-
sten 85; die Nord-Amerikaner hatten 323 Missionaire, wovon 23
Baptisten und 63 wesleyanische Methodisten. — Zur Bildung
der Sendlinge bestehen mehre Seminare, namentlich zu Gosport
und Hackney in England, Basel in der Schweiz, Barkel in dm
Niederlanden, Berlin in Preußen, Malakka in Hinterindien, Se-
rampur und Calcutta in Hindustan, und Sierra" Leone in Afrika.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nieder-
guinea Süd-Amerika Paraguay Kennt- Gnadenthal Hindustan England England Basel Schweiz Niederlanden Berlin Hinterindien Calcutta Hindustan Leone Afrika
Das Stufenland des Maines. Franken.
33
Nahe der Mündung der Regnitz in den Main liegt (in Ober-
franken) die altberühmte Bischofsstadt Bamberg/ 48000 E., in
schöner, milder und fruchtbarer Gegend. In alter Zeit war dieser
Kessel durch einen Binnensee ausgefüllt, der durch den Main ent-
wässert wurde und einen fetten Marschboden zurückließ. Die Stadt
hat große Gärtnereien, Hopfenbau, Gewerbtätigkeit und Handel. Der
Dom gehört zu den hervorragendsten romanischen Bauten Deutsch-
lauds. Auf dem Michaelsberge liegen die stattlichen Gebäude der von
Kaiser Heinrich Ii. gestifteten ehem. Benediktinerabtei.
9. Ein kleiner Teil Frankens im Südwesten gehört zum Gebiet
der Donau (durch die Wörnitz und die Altmühl).
Die Wörnitz kommt von der Frankenhöhe, durchfließt in süd-
östlicher Hauptrichtung den Jura und mündet bei Donauwörth. Im
fruchtbaren Wörnitzgrund liegt Dinkelsbühl, ein altertümliches
Städtchen, ehemals schwäbische Reichsstadt. In ihrem weiteren Lauf
durchfließt die Wörnitz das 80 m tief zwischen den Juraflächen ein-
gesenkte fruchtbare Ries, wo vorzüglicher Getreideboden ist und auch
die Zucht der Gänse stark betrieben wird. Hier liegen die zum Kreise
Schwaben gehörigen Orte Öttingen und Nördlingen.
Die Altmühl kommt von der Frankenhöhe, durchbricht in
schlangenförmigen Windungen den Jura und mündet nach einem
gegen Osten gerichteten Laufe bei Kelheim. Das Altmühl- und das
Wörnitztal zeigen (bei ihrem Durchbruch durch den Jura) schroffe,
malerische Felsbildungen. Zahlreiche Burgen und Ruinen erhöhen den
Reiz der Landschaft. An der Altmühl liegen: Treuchtliugen, wich-
tige Eisenbahnstation, das schon genannte Solnhosen und Eichstätt,
alte Stadt, als Bischofssitz 741 von St. Willibald gegründet. Be-
merkenswert sind der Dom und das ehem. fürstbischöfliche Schloß.
Durch den Ludwigs-Donau-Mainkanal wird der Main
mit der Donau verbunden. Er zieht von Bamberg an längs der
Regnitz, überschreitet bei Neumarkt i. O. die dort niedrige Wasser-
scheide des Jura und endet bei Dietfurt an der Altmühl.
1 Alte Stätte des Handels und Ackerbaues, befestigte Stellung gegen die
Slawen; seit 1007 Sitz eines durch Heinrich Ii. gegründeten Bistums.
Biedermann, Mitteleuropa 16. Stuft. q
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Willibald Heinrich_Ii Heinrich Biedermann
Extrahierte Ortsnamen: Maines Main Main Benediktinerabtei Frankens Donau Donauwörth Schwaben Kelheim Ludwigs-Donau-Mainkanal Main Donau Bamberg Dietfurt Mitteleuropa
Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 45
Universität (1386). An der Neckar-Mündung liegt Mannheim/
nach Reichtum der Architektur wohl die großartigste und schönste in Deutsch-
land. Am bekanntesten sind der Otto-Heinrichsbau (deutsche Frührenaissance''
und der Friedrichsbau (reife deutsche Renaissance).
1 1606 gegründet, von 1721—1777 die glänzende Residenz der pfälzischen
-Kurfürsten Karl Philipp und Karl Theodor.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Philipp Karl Philipp Karl_Theodor Karl
82
B. Zur Länderkunde.
sich auf ihnen während der Kämpfe Deutschlands mit Frankreich in den Zeiten des
ersten und dritten Napoleon bewegt!
Da, wo diese von der Natur vorgezeichneten, von den Menschen vervollkomm-
neten Bahnen aus den Mittelgebirgen heraus in die offene, langgestreckte Rheinebene
ihren Einlaß finden, liegt an sanften Hügelgeländen und vor einer weiten, frncht-
baren Ebene Frankfurt a m Main. Alle wandernden Volker, Heereszüge, Handels-
karawanen, die zwischen dem Rhein und Mitteldeutschland verkehrten, betrachteten
Frankfurt als einen willkommenen Zielpunkt.
Dazu tritt uoch folgender Umstand: Etwas südlich vou der Einmündung der
großen Leipzig-Eisenach-Frankfurter Straße wälzt der Main seine Gewässer in die
Ebene. Auf seinem ganzen unteren Laufe, von Aschaffenburg ab, treten keine natür-
lichen Hindernisse seiner Ausbreitung entgegen, und wo er sich zu sehr in die Breite
dehnt und daher das Wasser seicht wird, sind Buhnen oder Krippen, d. h. Querdämme,
in den Fluß hineingebaut, um der Schiffahrt das ganze Jahr hindurch gutes Fahr-
Wasser zu erhalten. Daher können bis Frankfurt die gewöhnlichen Rheinschiffe ohne
Umladung fahren, und Frankfurt ist dadurch der Mündung des Main, also seinem
Berührungspunkte mit dem Rhein, in unmittelbare Nähe gerückt. An den Um-
l adeplatz schlössen sich nun die beiden bei Hanau sich verewigenden Mainuferbahnen
und ferner die nach Homburg, Limburg, Wiesbadeu und Darmstadt führenden
Bahnen an.
Durch diese Kreuzung der Wasser- und Landstraßen von Main, Elbe, Weser,
Ober- und Unterrhein wurde Frankfurt frühzeitig die Gunst zu teil, eine wichtige
Vermittlerin zwischen dem Süden und Norden Deutschlands zu werden,
wie quer durch Deutschland kauni ein anderer Platz zu finden ist. Dazu kommt, daß
dieser Ort, fast in der Mitte des ganzen Rheingebietes liegend, durch eiue solche Lage
berufen war, ein Mittelpunkt des ganzen Rheingebiethandels zu werden. Erwägt
man ferner, daß es in ganz Deutschland keine zweite Gegend gibt, in der zwei so
schöne und große Flußebenen, wie das Rhein- und Mainbecken sind, ineinander-
greifen und so bedeutende Wasserlänse und Straßenzüge zueinander führen, so ist
die öfters ausgesprochene Behauptuug, Deutschland habe nirgend anderswo einen
natürlicheren Mittel- und Herzpunkt seines Lebens gehabt als bei Frankfurt, keines-
wegs ohne Grund. Jedenfalls war sie wohlbegründet für die Zeiten, in denen Frank-
fnrt auch räumlich uoch mehr in Deutschlauds Mitte lag, in denen Deutschland auf
der linken Rheinseite sich noch bis an die Champagne und Langnedoc ausdehnte
und die Schweiz und die Niederlande mit unserem Vaterlande in enger Verbindung
standen.
Solcher Gunst der Lage entsprachen das Emporkommen und die geschicht-
liche Wichtigkeit Frankfurts. Als königliche Pfalz vermutlich schon seit der mero-
wingischen Zeit vorhanden, erscheint es unter Karl dem Großen als Villa Fran-
conofurt, wurde durch Ludwig den Frommen mit Mauern umgeben und nach der
Teilung des Karolingischen Reiches die Hauptstadt von Ostfranken. Spätere deutsche
Kaiser erteilten der aufblühenden Stadt wichtige Rechte und Reichsfreiheit, und
Kaiser Karl Iv. endlich erhob sie nach den Bestimmungen der Goldenen Bulle (1356)
zum Wahlorte des deutschen Reichsoberhauptes. Im achtzehnten Jahrhundert, als
die Wahltage ohnehin nur noch eine sehr geringe Bedeutung hatten, wurde weuigstens
die Krönung der deutschen Kaiser daselbst vollzogen (zehn deutsche Kaiser emp-
fingen in Frankfurt die Krone); und als das Deutsche Reich aufgelöst und wenige Jahre
später, nach Napoleons Sturz, in einen Staatenbund umgewandelt war, erhielt die
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Volker Karl_dem_Großen Karl Ludwig Ludwig Karl_Iv Karl Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankreich Rheinebene Frankfurt Main Rhein Mitteldeutschland Frankfurt Main Aschaffenburg Frankfurt Rheinschiffe Frankfurt Main Rhein Hanau Homburg Limburg Wiesbadeu Darmstadt Main Frankfurt Deutschlands Deutschland Rheingebietes Deutschland Rhein- Deutschland Frankfurt Deutschlauds Deutschland Niederlande Frankfurts Frankfurt Napoleons
48
A. Zur Allgemeinen Erdkunde.
Ägyptens aus der Pharaonenzeit, es scheint vielmehr den Ägyptern bis zur
Ptolemäerzeit gauz fremd geblieben zu sein und hat seinen das Verkehrswesen
Nordafrikas umgestaltenden Einzug in die ganze Sahara und darüber hinaus
sicher erst im Gefolge der Ausbreitung des Islams bis in den Sudan gehalten.
Religionen sind auch sonst bei der Metamorphose des landschaftlichen Kulturbildes
mehrfach mit beteiligt gewesen, nicht allein durch bauliche Anlagen wie Moscheen mit
schlanken Minaretts, Pagoden und Buddhistenklöstern, die gerade so wie christliche
Wallfahrtskirchen und Klöster ans einem tief im Menschenherzen begründeten Zug
die Berggipfel suchen, wo sie dann landschaftlich um so bedeutender wirken; und was
wäre uns die Ebene am Niederrhein ohne den Kölner Dom, die oberrheinische
Ebene ohne Straßbnrgs Münster? Um uns aber bewußt zu werden, wie Religionen
z. B. unmittelbar eingriffen in die vegetativen Landschaftstypen, brauchen wir nur
desseu zu gedeukeu, daß die Weinpflanzungen überall zurückwichen, wo Mohammeds
puritanisches Nüchternheitsgebot erschallte, selbst in dem einst so weinreichen Klein-
asien, das Christentum hingegen den Anbau der Rebe uach Möglichkeit förderte, schou
um deu Weihekelch des Abendmahls rituell zu füllen. Mit dem Athenakultus war der
der Göttin heilige Ölbaum untrennbar verbunden; mit dem Apollodienst wanderte
der Lorbeerbaum um das Mittelmeer. Die Verdienste gewisser Mönchsorden um
deu Wandel des finsteren Waldes in lichtes, fruchttragendes Gefilde während des
Mittelalters sind hoch zu preisen. Ja wir haben geradezu den urkundlichen Beleg
eines solchen Wandels immer vor uns, sobald uns nur bezeugt wird, daß zu bestimmter
Zeit au dem betreffenden Ort ein Zisterzienserkloster gegründet sei; denn das durfte
nach der Ordensregel gar nicht wo anders geschehen als da, wo noch bare Wildnis
den Anblick der Urzeit bot, damit alsbald dort mit Rodung, Eutsumpsnng, Anbau be-
gouuen werde. Wo jetzt die Thüriuger Eisenbahn uns so gemächlich durch die grünen
Fluren des Saaltals an Weingeländen und hochragenden Burgruinen bei Schnlpforta
vorbei dem inneren Thüringen zuführt, kann beispielsweise im 12. Jahrhundert nur
eine versumpfte Talsperre bestanden haben, die zu umgeheu die Fahrstraßen ans
benachbarten Höhenrücken hinzogen, denn — die Porta Coeli ward damals als Zister-
zienserabtei angelegt. Gerade von ihr ist uns kürzlich durch einen hübschen geschicht-
lichen Fund die gärtnerische Bedeutung der alten Mönche in helles Licht gerückt worden;
man verstand früher nie, warum in Frankreich der auch dort weit und breit geschätzte
Borsdorfer Apfel pomine de porte heißt, — nun wissen wir den Grund: die fleißigen
Mönche von Pforta hatten auf ihrem Klostergut Borsdorf unweit von Kamburg an
der Saale eine neue feine Geschmacksvarietät einer kleineren Apfelsorte entdeckt und
verteilten alsbald Pfropfreiser derselben an ihre Ordensbrüder weit über Deutschland
hinaus, und nur die Franzosen bewahren zufällig durch den ihnen selbst nun unklar
gewordenen Herkunftsnamen pornme de porte die Eriuueruug daran, daß die rot-
bäckigen Borsdorfer alle Nachkommen sind von Stammeltern, die in einem stillen
Klostergarten an der thüringischen Saale gewachsen.
Ganz Europa ähnelt einem Versuchsfeld, auf dem nützlick)e Gewächs- und Tier-
arten gezüchtet wurden, um sie dann mit dem alle übrigen Erdteile durchflutenden
europäischen Kolonistenstrom nach systematischer Auslese auch dort einzubürgern, wo
es die geologische Entwickelnng nicht hatte geschehen lassen. Nicht ein Erdteil wird ver-
mißt unter den Darleihern von Zuchttieren, Nutz- oder Ziergewächsen an Europa.
Am schwächsten ist Afrika vertreten, nämlich bloß mit Schmuckpflanzen wie Calla
und Pelargonien; Australien schenkte uns in seinem Eukalyptus einen kostbaren rasch-
wüchsigen Baum, der durch die energische Saugtätigkeit seines mächtig ausgreifeudeu
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 3 -
steins und Mecklenburgs und erweiterte sein Reich bis Hinterpommern, — „der
ungekrönte König des Nordens". Durch Gründung von Kirchen, Bistümern und
Städten sorgte er erfolgreich für die Ausbreitung des Christentums und damit
des Deutschtums. Hohe Ehren wurden ihm auf seiner sagenumwobenen Pilgerfahrt
nach dem Heiligen Lande zuteil. (Der treue Löwe.)
Die Stadt Braunschweig hat ihm viel zu verdanken. Neben den bestehenden
Weichbildern Altewiek, Altstadt und Neustadt und neben der Burg mit dem Blasienstifte
gründete er den Hagen. Später kam noch der Sack hinzu. Er umgab die Stadt (mit
Ausnahme der Altenwiek) mit Mauern und verlieh oder bestätigte den Gemeinden
Stadt- und Marktrechte. Nun siedelten sich viele Handwerker an, und zwar meist in
bestimmten Straßen der Neustadt, z. 23. Kannengießer-, Beckenwerker-, Weber-
straße. Auf dem Hofe seiner Burg errichtete der Herzog den ehernen Löwen als
Sinnbild seiner Kraft und zum Schreckbild für die Feinde.
Seine Herrschaft hatte ihm aber die Feindschaft der sächsischen Großen
zugezogen, die ihn beim Kaiser verklagten, dem er die erbetene Hilfe gegen die
Lombarden versagt hatte. Stolz und starrsinnig verachtete er die Vorladungen
des Kaisers und wurde deshalb seiner Lehen und Herzogtümer verlustig erklärt.
Erst spät unterwarf er sich, nachdem er tapfer gekämpft hatte. Heinrich mußte für
mehrere Jahre Deutschland verlassen; er ging nach England an den Königshof
des Vaters seiner Gemahlin Mathilde. Er erhielt nur seine Stammlande Braun-
schweig und Lüneburg zurück und beschäftigte sich zuletzt mit Werken des Friedens
in dem von ihm erbauten Palast Dankwarderode, wo er 1195 starb, „ein Fürst,
der, reichbegabt, wenn auch nicht ohne Schwächen, großen Zielen zustrebte, aber
durch eigene Schuld von der glänzenden Höhe stürzte, als das strahlendste Gestirn
des Welsenhauses im Mittelalter". Das schöne Grabmal Heinrichs und Mathildes
in dem von ihm erbauten Dom zeigt auf zwei Steinen die 2 Meter großen Bild-
gestalten beider.
7. Heinrichs Sohn Otto war 20 Jahre lang Deutscher Kaiser (Otto Iv.),
erlangte aber kein Ansehen. Kinderlos starb er auf der Harzburg. Dessen Neffe
Otto das Kind versöhnte sich mit dem Hohenstaufen-Kaiser und erhielt auf dem
Reichstag in Mainz 1235 das Herzogtum Vraunschweig-Lüneburg.
8. Klöster. Von den Zisterziensern wurden das Kloster Walkenried am
Südharz und Amelunzborn bei Stadtoldendorf gegründet und von diesem letzteren
wieder Riddagshausen. In Braunschweig baute man die Klosterkirchen Ägidien
und Brüdern und bei Braunschweig das Frauenkloster Zum heiligen Kreuz
(Kreuzkloster). Kurz vorher entstanden die Zisterzienserklöster Marienthal bei
Helmstedt und Michaelstein bei Blankenburg. Von den Augustinern wurden das
St. Lorenzkloster in Schöningen und das Frauenkloster Marienberg bei Helm-
stedt gegründet.
9. Herrliche Bauwerke im romanischen Baustil stammen aus dieser Zeit:
die Pfeilerbasilika in Königslutter, die Gründung und Grabkirche Kaiser Lo-
thars, die Burg Dankwarderode und der Dom in Braunschweig, Kirchen in
Marienthal, Marienberg, Ameluniborn und die Stiftskirche in Gandersheim. Die
Klosterkirche in Riddagshausen gehört dem Übergangsstil an. Den dann zur
Herrschaft gelangten gotischen Baustil zeigen das Altstadt-Rathaus, die Brüdern-
und Ägidienkirche in Braunschweig.
1*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Altewiek Hagen Heinrich Heinrich Mathilde Heinrichs Heinrichs Heinrichs_Sohn_Otto Heinrichs Otto Otto_Iv. Otto_Iv. Otto
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
- 5 -
unterstützte die Bauern bei Bestellung der Äcker und wehrte dem Raubgesindel.
Jedes Kind wurde zum Schulbesuch verpflichtet, und die Helmstedter Universität
blühte neu auf. Allmählich erholte sich auch Wolfenbüttel wieder von den Leiden
einer 16jährigen Besetzung durch die Kaiserlichen. Eine neue Vorstadt wurde nach
deni Herzoge Auguststadt genannt. Die dankbare Nachwelt hat ihm auf dem
Marktplatze in Wolfenbüttel ein sinniges Brunnen-Denkmal errichtet.
15. Anton Ulrich (1704—14). Der fromme und bescheidene Herzog Rudolf
August (1666—1704) nahm zum Mitregenten seinen Bruder Anton Ulrich an,
einen begabten, tatkräftigen und prachtliebenden Fürsten. In brüderlicher Liebe
blieben beide vereint bis zum Tode Rudolf Augusts. Nun führte Anton Ulrich
die Regierung allein. In Salzdahlum baute er im französischen Stil ein groß-
artiges Schloß in einem mit Wasserkünsten, Grotten und Standbildern geschmückten
Park. In Wolfenbüttel errichtete er das Bibliothekgebäude und eine Ritter-
akademie für die Erziehung vornehmer Jünglinge. In Braunschweig baute er
das Schauspielhaus und die katholische Nicolaikirche. Er dichtete Romane, Sing-
spiele und geistliche Lieder. In unserm Gesangbuche sind von ihm das Trostlied:
„Lasz Dich Gott" (Nr. 363) und das Morgenlied: „Nun tret' ich wieder aus der
Ruh' und geh' dem sauren Tage zu, wie mir ist auferleget" (Nr. 424). Im hohen
Alter trat er zur katholischen Kirche über; Katholisch wurde auch seine Enkelin
Elisabeth Christine, die sich mit dem späteren Kaiser Karl Vi. vermählte und die
Mutter der Kaiserin Maria Theresia wurde. Eine andere Enkelin, die Gattin
des ältesten Sohnes Peters des Großen wurde, blieb ihrem Glauben treu. Vor-
teile erlangte er durch den Glaubenswechsel nicht; andererseits erwuchs seinen
evangelischen Untertanen auch kein Nachteil. Da Anton Ulrichs Söhne und
Nachfolger (August Wilhelm und Ludwig Rudolf) ohne männliche Erben starben,
so fiel das Herzogtum an die bevernsche Linie.*)
*) Die bevernsche Linie.
August d. 3. f 1666
Rubolf August, Anton Ulrich, ' Ferdinand Albrecht I.,
1" 1704 -j- 1714 Stifter der Nebenlinie
Braunschweig Bevern.
August Wilhelm, Ludwig Rudolf, Ferdinand Albrecht Ii.,
t 1731 f 1735 f 1735
Karl I.,
t 1780
Karl Wilhelm Ferdinand,
f 1806
Friedrich Wilhelm,
t 1815
Karl Ii., Wilhelm,
t 1873 f 1884
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Anton_Ulrich_( Rudolf Rudolf August Anton_Ulrich Rudolf_Augusts Rudolf Augusts Anton_Ulrich Elisabeth_Christine Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Anton_Ulrichs_Söhne August Wilhelm Ludwig_Rudolf) Ludwig Rudolf August August Anton_Ulrich Ferdinand_Albrecht_I. Ferdinand Albrecht_I. August Wilhelm Ludwig_Rudolf Ludwig Rudolf Ferdinand_Albrecht_Ii Ferdinand Albrecht Karl_I. Karl_I. Karl_Wilhelm_Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Ii Karl Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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16. Unterwerfung der Stadt Vraunschweig (1671). Drei Jahrhunderte
lang hatte die stolze freie Stadt Braunschweig ihre Selbständigkeit gewahrt. Durch
den 30jährigen Krieg war sie nun aber verarmt und seufzte unter einer großen
Schuldenlast; die Hansa war aufgelöst; sehr unzufrieden war die Bürgerschaft
mit der Verwaltung. Da schlugen die verbündeten welfischen Truppen, 20 000
Mann stark, gegen die von nur 220 Söldnern verteidigte Stadt ihr Hauptquartier
in Riddagshausen auf; zwischen St. Leonhard und dem Wendentor waren 100
große Geschütze aufgestellt. Schon nach kurzem Widerstand wurde die Stadt
genötigt, sich zu unterwerfen, und kam nun in den alleinigen Besitz der Herzöge
Rudolf August und Anton Ulrich. Jetzt wurden die bislang getrennt verwalteten
fünf Weichbilder vereinigt; statt 14 Bürgermeistern genügten nun 4, statt 31
Ratsherren 8. Nicht ohne eigene Schuld — der alte Gemeinsinn der Bürgerschaft
war erloschen — sank Braunschweig nun aus fast völlig freier Stellung zu einer
armen Landstadt herab.
17. Erwerbung Thedinghausens. Braunschweiger Truppen fochten unter
der Regierung des Großen Kurfürsten tapfer gegen die Schweden. Im Frieden
von Celle traten die Schweden Bremen und Verden an die Welfen ab; das Amt
Thedinghausen fiel an Braunschweig (1679).
18. Kar! I. (1735—80). Mit Karls I. Vater war die bevernsche Linie
zur Regierung gekommen, deren letzter Sproß Herzog Wilhelm gewesen ist.
Vielfache Verwandtschaft verband Karl I. mit der preußischen Königsfamilie.
Seine Schwester Elisabeth Christine vermählte sich (in Salzdahlum) mit Friedrich
dem Großen, eine andere, Luise Amalie, mit dessen Bruder August Wilhelm;
sie ist die Stammmutter des jetzt regierenden preußischen Königshauses geworden.
Karl hatte Friedrichs des Großen Schwester zur Gemahlin. Eine Tochter ver-
mählte sich mit dem nachmaligen König Friedrich Wilhelm Ii.
Karls I. Freigebigkeit, die Aufwendungen für wohltätige Einrichtungen, für
Schulen und für Kunst, seine Prachtliebe und der Siebenjährige Krieg stürzten das
Land in fast unerträgliche Schuldenlast. In Delligsen schuf er die „Karlshütte",
in Fürstenberg die berühmte Porzellanfabrik, in Braunschweig das Kollegium
Karolinum, die jetzige Technische Hochschule, und das Herzogliche Museum. Das
Volksschulwesen förderte er durch eine „Schulordnung", die den Schulzwang
schärfer durchführte, und durch die Errichtung der Lehrerseminare in Wolfenbüttel
und Braunschweig. Reformierten Pfälzern gewährte Herzog Karl einen Zufluchts-
ort in Veltenhof. Nach Wolfenbüttel berief er (1770) zum Bibliothekar den
Dichter Lessing. 1753 verlegte er seine Residenz nach Braunschweig. Sein jüngster
Sohn Leopold fand bei einem Versuche, Mitmenschen aus den Fluten der Oder
bei Frankfurt zu retten, den Tod. (Denkmal, Leopold-Stiftung.)
Karls Tochter Anna Amalie vermählte sich mit dem Herzog von Sachsen-
Weimar. Sie war die Freundin Herders und Goethes, ihr Sohn Karl August
der Freund Goethes.
19. Herzog Ferdinand. Von Herzog Karls fünf Brüdern kämpften drei
in preußischen Heeren. Zwei starben den Heldentod, ein dritter, Ferdinand, war
einer der ersten Feldherren seiner Zeit und wurde im Siebenjährigen Kriege zum
„Schützer des deutschen Westens", denn die Franzosen besiegte er glänzend bei
Krefeld und bei Minden.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Leonhard Rudolf_August Rudolf August Anton_Ulrich Karls_I. Wilhelm Karl_I. Elisabeth_Christine Friedrich Friedrich Luise_Amalie August Wilhelm Karl Karl Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karls_I. Karl Karl Wolfenbüttel Lessing Leopold Leopold Karls Anna_Amalie Goethes Karl Karl August Goethes Ferdinand Ferdinand Karls Karls Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Riddagshausen Schweden Celle Salzdahlum Fürstenberg Wolfenbüttel Braunschweig Veltenhof Braunschweig Frankfurt Karls Sachsen-
Weimar Krefeld Minden
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Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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sen über Vorwohle, Stadtoldendorf, Holzminden bis zur Südwestecke
des Herzogtums einen Halbkreis.
8. Im tiefen Tal der Gande liegt die Kreisstadt Gandersheim
(fast 3000 Einwohner). Bereits 852 gründete Herzog Ludolf von
Sachsen in dem benachbarten Brunshausen ein Nonnenkloster und
einige Jahre später auch in Gandersheim. Dem Gandersheimer Stift,
das nur adelige Nonnen hatte, stand eine Äbtissin vor, die zugleich
Reichsfürstin war und in der Abtei wohnte, die jetzt Sitz der Kreis-
direktion ist. Im Mittelalter war es ein Sitz der Gelehrsamkeit.
Hier dichtete Roswitha, die älteste deutsche Dichterin, Schauspiele in
lateinischer Sprache- Herzog Ludolf und Roswitha liegen in der
schönen romanischen, dreischiffigen Stiftskirche begraben. An den
Stifter und die Dichterin erinnern das Herzog-Ludolfbad mit der
Roswithaquelle. Gandersheim hat sin Lehrerseminar und ein Pro-
gymnasium mit Realklassen. Im Tal der Gande zieht eine Eisen-
bahn westlich vom Muschelkalkzug Heber (325 m) nordwärts durch
das Hannoversche und durch das Teilgebiet Bodenburg bis zur Bahn-
strecke Ringelheim-Hildesheim. Der Flecken Bodenburg war als
Burgsiedelung schon in der Hohenstaufenzeit genannt.
9. Seesen. Östlich von Gandersheim ist das braunschweigische
Gebiet an einer Stelle nur etwa 2 km breit. Hier beginnen die Vor-
berge des Harzes. Am westlichsten Punkte dieses Gebirges liegt
Seesen, d. h. Seehausen (alt Sehusa), 200 m hoch (über 5000 Einwoh-
ner), eine der ältesten Siedelungen am Harzrande. Viele bis 30 m
tiefe trockene Erdfälle finden sich im Halbkreise um die Stadt- ein
mit Wasser gefüllter dient als Badeanstalt. Die aufblühende Stadt
hat Zigarren- und Konservenfabriken. Als Eingangspunkt in den
westlichen Harz eignet sie sich zur Sommerfrische. Eine Realschule ist
die Iacobsonschule, in der jüdische und christliche Schüler unterrichtet
und erzogen werden. Seesen hat zwei Bahnhöfe. Es ist Station
der Linie Braunschweig —Holzminden- von hier geht die Landesbahn
im fruchtbaren Tal der Nette nordwärts bis Derneburg, dann nord-
östlich nach Braunschweig (82 km); eine Bahn geht südlich um den
Harz über Gittelde, Osterode, Herzberg, Walkenried nach Nordhausen.
Von Seesen erstreckt sich ein Zipfel braunschweigischen Gebiets nach
Süden, einer nach Norden, einer nach Osten.
10. Südzipfel. Wandern wir südwärts, so kommen wir nach
Münchehof, das war der Hof der Walkenrieder Mönche, — er gehörte
einst dem Kloster Walkenried — ; dann nach dem schönen Bergkegel
Staufenburg bei dem Flecken Gittelde, der einst durch seine Eisen-
Hütte berühmt war. Hier mündet der 30 km lange Ernst-August-
Stollen, der die Gruben des Oberharzes entwässert. Eine Eisen-
bahn verbindet Gittelde mit dem nahen hannoverschen Städtchen
Grund.
11. Der Nordzipfel, ein Teil des Ambergaus, wird im Westen
von der fischreichen Nette begrenzt. Bei Gr. Rhüden (hannov.) tritt
eine Salzquelle zu Tage und werden Kalisalze abgebaut; braunschwei-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]