140
B. Länderkunde. — I. Asien.
und bedeutendenmänner; der Ahnenkultus bildet auch die „Grundlage des Familien-
lebeus, in dem sich große Hochachtung vor den Eltern und vor dem Alter zu erkennen
gibt". Im allgemeinen sind die Chinesen religiös gleichgültig und in groben Aber-
glauben versunken. Jm>V wohnen viele Mohammedaner; die Zahl der Christen
wird auf 1,15 Mill. angegeben.
Bis vor kurzem wurde das chinesische Riesenreich, zwanzigmal so groß wie das
Deutsche Reich, von einem Kaiser, der sich „Sohn des Himmels" nannte, beherrscht.
Der jüngste Aufstand des Volkes veranlaßte den Herrscher abzudanken und führte
zur Umwandlung der Monarchie in eine Republik.
79. Chinesische Gerichtsverhandlung.
Auch in ihren Gesetzen und in ihrer Rechtspflege zeigen die Chinesen viel Eigenart. Der höchste Gerichtshof
in Peking heißt Strasamt. Dieser hat auch die Entscheidung über Todesstrafen. Die verhängten Strafen
sind streng, oft grausam.
(1) Besiedlung. China ist das Land der großen Städte. Namentlich Fluß-
straßen und Meeresbuchten erscheinen als Siedluugslagen bevorzugt.
Jm X: Peking (1600), „Nordresidenz", bildet ohne die Vorstädte ein Rechteck von
32qkm Fläche mit 5 m dicker und 6 m hoher Umfassungsmauer, die durch 16 Tore
Einlaß gewährt. Die Maudschustadt, in der viele Tempel, Moscheen, der Kaiser-
palast und die Prachtstraße der europäischen Gesandtschaften liegen, ist von der
äußerst belebten, aber ungepstasterten und unsauberen Chinefenstadt-durch eine
Mauer getrennt. Pekings Seehafen ist Tientfin (800), der Hauptstapelplatz für
den Handel Nordchinas und der Mongolei.
In der Mitte, in den tee- und seidenreichsten Provinzen: Schänghai (700),
Mittelpunkt des Tee-, Seiden- und Baumwollhandels, wurde der bedeutendste Ver-
tragshasen Chinas mit regelmäßigen Dampferverbindungen nach Europa und
Amerika; es ist der Sitz zahlreicher deutscher Handelshäuser. Hanköu-Wu-
tschang (1500) amjäntsekiäng, der hier 3£km breit ist, entwickelte sich zum Stapel-
platz für den europäischen, meist britischen Handel und zum Endpunkt der europäischen,
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Deutsche_Reich Peking China Peking Pekings Mongolei Chinas Europa Amerika
Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
A # _
Aramäer — Ariana.
17
Valenqia (bis zur Jucarmiindung). Seit Karl V. (I.) ist A. mit Kastilien zum Königreich Spanien vereinigt.
A
Aramäer = Name der von den Griechen Syrer genannten Völkerschaften, von welchen die früheren Herren des Landes, die Chetäer oder Chetiter unterworfen wurden.
Arar (L.), der, = Name der Saöiie im Altertum.
Arausio s. Orange.
Arhela (L.) (rä 'Agßy/La), Stadt Assyriens, östlich von dermün-dung des gröfseren Zäbs in den Tigris, heute Erbil. — Wird häufig mit Unrecht als Ort der Schlacht genannt, welche bei Gaugamela geschlagen ward.
Arcis-sur-Auhe (F.), Stadt an der untern Au be, südöstlich von Chälons-sur-Marne. — 1814, 20. und 21. m. Sieg Schwarzenbergs über Napoleon.
Arcöle, Dorf auf dem linken Ufer der untern Etsch, südöstlich von Verona, — 1796, 15.— 19. Xi. Sieg Napoleons über die Österreicher unter Alvinczy.
Ardaghan, Festung in Rus-sisch-Armenien, an der obern Kura, westlich von Tiflis. — 1877 von den Russen besetzt.
Artlea (L.), Stadt im Südwinkel des Latinerlandes, nahe der Küste; Hauptort der Rutuler.
Areläte (L.), Name von Arles im Altertum. — Arelätisches Reich, ursprünglich Name des nie-derhurgundischen Reiches nach seiner Hauptstadt Arles; nach der Vereinigung von Hoch- und Niederburgund durch Rudolf I. 933 ging der Name auf das gesamte Burgund über.
Martens, geschichtl.-geogr. Wörterbuch.
Aremorica (L.), die französischen Küstenländer von der Loiremündung bis zum Pas de Calais (Bretagne und Normandie).
Areopäg, der, = Areshügel, Hügel in Athen, westlich von der Acropolis, von dem das liier tagende Blutgericht Athens seinen Namen trug.
Arßvaker, die, Völkerschaft in Hispania Tarraconensis, südöstlich vom obern Duero.
Argentorätum (L.) = Name Strafsburgs i. E. im Altertum.
Arginüsen oder Arginüssen (at ’Agyivovaai), die, drei kleine Inseln an der Westküste Kleinasiens, gegenüber der Südostspitze von Lesbos. — 406 v. Chr. Seesieg der Athener unter Konon über die Spartaner unter Kallikratidas.
Argolis (L.) (r\ Land-
schaft imno. des Peloponneses, nördlich und westlich von dem argolischen Meerbusen; die Bewohner heifsen Argiyer oder Argeier.
Argölische Meerhusen, der, heute Meerhusen von Nauplia oder Argos.
Argos (L.) (to ’'Aqyos), Hauptstadt von Argolis, am untern Inachus.
Aria (L.) (r\ Ugeia), kleine gebirgige Landschaft im nördlichen Iran, mit der Hauptstadt Alexandria Arion, die ungefähr in ihrer Mitte lag.
Ariäna (L.) (fj Ugiavrj) = Name von Iran im Altertum, in diesem Sinn aber erst seit der Gründung der Sassanidenherrschaft gebräuchlich, während man früher blofs den östlichen Teil Irans unter Ariana verstand.
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Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
128
Phyle — Plancenoit.
Phyle (L.) (y Burg in
Attika, am Südostabhang des Parnes’. — 403 v. Chr. von Thra-sybul zum Stützpunkt seiner Unternehmungen gegen die Dreißig gemacht.
Piadhä, nördlich vom alten Epidaurus, im Mittelalter entstandene Stadt. — 1822, 1. bis 28. I. Griechen - Kongreß, der die Unabhängigkeit Griechenlands aussprach.
Picenum (L.), Landschaft Mittelitaliens, zwischen dem adriatischen Meer und dem Apennin, im Norden vom Aesis begrenzt, im Süden bis gegen den Aternus sich erstreckend; Bewohner: die Pic&iter.
Pignerol (F.) oder Pinerölo, (früher wichtige) Festung westsüdwestlich von Turin. — 1631 —1696 im Besitz der Franzosen.
Pikten, die, die ältesten Bewohner Schottlands, wahrscheinlich die Kaledonier der Römer, ein Zweig der Gälen, die Stammväter der schottischen Ho chländer.
Piktenwall, der sogenannte, richtiger Römer wall, von Hadrian angelegte Befestigungslinie im Norden Britanniens, von der Mündung des Edens zur Mündung des Tynes.
Pillnitz, L ustschlofs auf dem rechten Ufer der Elbe, oberhalb Dresdens. — 1791, 25. bis 27. "Viii. Zusammenkunft Kaiser Leopolds Ii. und Friedrich Wilhelms Ii. inbetreff der französischen Revolution.
Piommno, italienisches Fürstentum in Toscana, an der
Küste, westlich vom Lago di Perugia. — 1805 bis 1815 im Besitz von Elise, einer Schwester Napoleons I.
Piraeeus (L.) (o Ileiqaievg), westlichster Hafen Athens, mit befestigter Hafenstadt.
Pirna, Stadt in Sachsen, auf dem linken Elbufer, oberhalb von Dresden. — 1756, 17. X. Kapitulation des sächsischen Heeres an die Preußen.
Pisae (L.) (fj Jllca) 1) Stadt in Etrurien = Pisa Gr. — 2) Burg der Achäer, in der Pisa-tis, auf dem Nordufer des untern Alpheus. — 572 v. Chr. zerstört.
Pisätis (L.) (rj Ülgätis), die, der mittlere Teil der Landschaft Elis.
Pisaurum (L.), Stadt an der Küste von Umbrien, nordwestlich von der Mündung des Me-taurus’, heute Pesära.
Pisidien, Binnenlandschaft im südlichen Kleinasien, nördlich von Pamphylien.
Pistorium (L.), auch Pistoria (L.) , heute Pistöja, Stadt im nördlichen Etrurien, nordwestlich von Florenz. — 62 v. Chr. Untergang der Katilinarier.
Pizzo, Stadt in Kalabrien, am Golf von Eufemia. — 1815, 13. X. Murat hier erschossen.
Placentia (L.), Stadt im Lande der Boier, schon 218 v. Chr. römische Kolonie; heute Piacenza.
Plancenoit (F.), Dorf in Belgien, südlich von Brüssel. — 1815, 18. Vi. Kampf zwischen Napoleon und den Verbündeten.
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Extrahierte Personennamen: Hadrian Leopolds Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Piommno Elise Napoleons_I. Eufemia Napoleon
Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
70
Iguvium — Ingelheim.
Brünn. — 1436 Vertrag, durch welchen die Böhmen wieder in den Verband der katholischen Kirche aufgenommen wurden. — 1805, 5. Xii. Sieg des Erzherzogs Ferdinand über die Baiern.
Iguyiuill (L.), Stadt im mittleren Umbrien, östlich von der Tiber, heute Grubbio. — 1444 wurden in der Nähe von I. die 7 eugu-binischen Bronzetafeln, die einzigen Denkmäler umbrischer Sprache, gefunden.
Ikärisches Meer, Name des südöstlichen Teiles des ägäi-schen Meeres.
Iler da (L.), Stadt in Hispa-nia Tarraconensis, am untern ■Sicoris, heute Lerida. — 49 v. Chr. Sieg Cäsars über die Pom-pejaner unter Afranius und Petreius.
Ilissus oder Ilisus (L.) (o Diha-
Gog), der, Flüfschen Attikas, welches vom Nordabhang des Hymettus kommt und in den Hafen von Phaleron fliefst.
Ilium oder Ilios (L.) (rj 7hog) oder Troia (L.) (rj Tqoio.), Hauptstadt des vorhistorischen Reiches der Troer, in der Ebene ■des unteren Skamanders.
Iliturgi (L.) , Stadt an der Ostgrenze von Hispania Baeti-■ca, am Baetis. — 215 v. Chr.; Sieg der beiden Scipionen über die ] Karthager. — 206 v. Chr. von den | Römern zerstört.
Illyrien (L: Illyricum), Land der Illyrier, eines arischen Volksstammes, welcher das Gebiet vom adriatischen Meer bis! zur mittleren Donau bewohnte, i Das illyrische Reich im engern Sinn des Wortes reichte von Epi-
rus bis in die Herzegowina; seit 168 v. Chr. römische Provinz, seit 118 v. Chr. besonders organisiert; bald nach Augustus wurde ihr Name in Dalmatien umgeändert.
Illyrischen Provinzen, Königreich der, zu Frankreich gehörig, umfafste den westlichen Teil von Kärnten, Krain, Istrien, Civil- und Militärkroatien, Dalmatien und Ragusa (das Land der obern Drau und die österreichischen Gebiete südlich der Sau). — 1811, 15. Iv. von Napoleon I. geschaffen; sie kamen mit seinem Fall wieder an Österreich.
Ilya oder Aethalia (L.), Name Elbas im Altertum.
Imäus (L.) (o ’'/(Ußog), der, = griechische Benennung des westlichen Himalajas.
Inibros (L.) (fj ”liußqog), Insel im thracischen Meer, westlich vom thracischen Chersones.
Inachus (L.) (o 51ivay^og), der, Fluß in Argolis, der sich in die Nordwestecke des argolischen Meerbusens ergiefst.
Inder, die, ein arischer Volksstamm, sefshaft im nördlichen Ostindien, mit Kolonien im Süden und Westen der Halbinsel.
Indogermanen sieh Arier. Inferum mare (L.), das, = Unteres Meer, anderer Name des thyrrhenisclien Meeres im
Altertum.
Ingelheim, Pfalz Karls d. Gr. und später Burg Kaiser Friedrichs I. zwischen Mainz und Bingen, auf dem linken Rheinufer. — 1105 wird Heinrich Iv. von seinem
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ikärisches Lerida Cäsars Ilissus Gog) Flüfschen_Attikas Iliturgi Hispania_Baeti-■ca Augustus Napoleon_I. Ilya Karls Friedrichs_I. Heinrich_Iv Heinrich
24
Länderkunde. — Asien.
und bedeutenden Männer; der Ahnenkultus bildet auch die „Grundlage des Familien-
lebens, in dem sich große Hochachtung vor den Eltern und vor dem Alter zu erkennen
gibt". Im allgemeinen sind die Chinesen religiös gleichgültig und in groben Aber-
glauben versunken. Jm^V wohnen viele Mohammedaner; die Zahl der Christen
wird auf 1,15 Mill. angegeben.
Bis vor kurzem wurde das chinesische Riesenreich, zwanzigmal so groß wie das
Deutsche Reich, von einem Kaiser, der sich „Sohn des Himmels" nannte, beherrscht.
Der jüngste Aufstand'des Volkes veranlaßte den Herrscher abzudanken und führte
zur Umwandlung der Monarchie in eine Republik.
12. Chinesische Gerichtsverhandlung.
Auch in ihren Gesetzen und in ihrer Rechtspflege zeigen die Chinesen viel Eigenart. Der höchste Gerichtshof
in Peking heißt Strafamt. Dieser hat auch die Entscheidung über Todesstrafen. Die verhängten Strafen
sind streng, oft grausam.
d) Besiedlung. China ist das Land der großen Städte. Namentlich Fluß-
straßen und Meeresbuchten erscheinen als Siedlungslagen bevorzugt.
Im N: Peking (1600), „Nordresidenz", bildet ohne die Vorstädte ein Rechteck von
32qkm Fläche mit 5 m dicker und 6 m hoher Umfassungsmauer, die durch 16 Tore
Einlaß gewährt. Die Mandschustadt, in der viele Tempel, Moscheen, der Kaiser-
palast und die Prachtstraße der europäischen Gesandtschaften liegen, ist von der
äußerst belebten, aber ungepflasterten und unsauberen Chinesenstadt durch eine
Mauer getrennt. Pekings Seehafen ist Tientfin (800), der Hauptstapelplatz für
den Handel Nordchinas und der Mongolei.
In der Mitte, in den tee- und seidenreichsten Provinzen: Schanghai (700),
Mittelpunkt des Tee-, Seiden- und Baumwollhandels, wurde der bedeutendste Ver-
lragshafen Chinas mit regelmäßigen Dampferverbindungen nach Europa und
Amerika; es ist der Sitz zahlreicher deutscher Handelshäuser. Hanköu-Wu-
tschang (1500) amjäntsekiäng, der hier 3|km breit ist, entwickelte sich zum Stapel-
platz für den europäischen, meist britischen Handel und zum Endpunkt der europäischen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Deutsche_Reich Peking China Peking Pekings Mongolei Schanghai Chinas Europa Amerika
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456
Asien —
China.
heit im Handel ihre Politik, Betrug (namentlich im Verkehr mit Ausländern) ihre
Tendenz, und die Summe dieser Eigenschaften ist das vielgepriesene chinesische Handels-
talent.
Fragt man nach der Religion Chinas, so nennt man uns den Buddhismus,
der vom Himalaya bis über Peking hinaus herrsche. Der Buddhism ist indes nicht
die eigentliche Staatsreligion, sondern die Volksreligion, die seit dem 3. Jahr-
hundert nnsrer Zeitrechnung von Ostindien hergekommen, Tempel- und Klösterbau ver-
anlaßt und so über die Länder des ungeheuren Reiches sich verbreitet, in Tibet jedoch
ihren Hauptsitz hat. (S. d.). Hier nur einige Worte über den Buddhismus, wie er
im eigentlichen China erscheint. Von einer Richtung zum Uebersiuulicheu ist kaum etwas
daran zu bemerken; eher findet man, daß er irdischem Interesse dient, ohne sonderliche
Einwirkung auf Geist und Gemüth. In den Tempeln wird täglich gebetet und ge-
räuchert, wird geopfert, doch nichts Blutiges, wird Buddhas Namen (chinesisch Fo)
uuzähligemal angerufen, auch Traumauslegung und Zeichendenterei getrieben. Die
Priester nennt der Europäer nach einem japanischen Worte, das soviel als Priester
bedeutet, Bonzen. Sie wohnen mafsenweis in Klöstern, leben von Almosen, sind
unwissend (denn selten verstehen sie das Sanskrit ihrer Gebete) und weuig geachtet.
Ihre Zahl im eigentlichen China wird auf eine Million angegeben. — Verschieden von
den Bräuchen der Bouzeu ist der Kultus der oberu Volksklassen und Man-
dar ine bis znm kaiserlichen Hofe hinauf. Bei aller äußern Achtung vorder
Volksreligiou — denn der Kaiser ist ihr Schirmherr und besucht selbst zu Zeiten das
prachtvolle Klosterheiligthum des Fo in seiner Hauptstadt — hält er es doch mit einem
andern Kultus, wo theils die beiden Geister des Himmels und der Erde mit Dank
und Bitten in Tempeln verehrt werden, theils großer Wohlthäter (z. B. des ersten
Ackerbauers, des Erfinders der Seide :c.) und auch der eignen Vorfahren in Ehrfurcht
gedacht wird. Dies geschieht höchst feierlich und auf die Lehreu und Hymnen des
weisen Kongsntse gestützt, der vor mehr als 2409 Jahren den religiösen Glauben
des Volkes zu reinigen strebte, aber als ein zu nüchterner Mann mehr auf die Polizei-
liche Haudhabuug der öffentlichen Moral gewirkt hat. Eine ewig schaffende Kraft und
ein ewiger Urstoff sind nach seiner Lehre die Grundlagen aller Dinge; der Himmel,
die personificirte Schöpferkraft, wirkt jedoch nicht mit Willen, sondern nur durch seine
Natur; nach dem Tode kehrt der Leib in seinen Urstoff, die Seele in ihre Urkraft zu-
rück. Keine Priester, keine heiligen Zeiten. Kongfutses Lehre kaun das Herz nicht er-
wärmen, den Geist nicht zu Idealen erheben; ihm ist die Sittlichkeit nicht das Pro-
dukt geistiger Freiheit, sondern des richtig geleiteten Naturtriebes, daher die äußerlichen
Tugenden oft nichts anderes als Deckmäntel unbesiegter Selbstsucht, die jedeu Vortheil
erlauert.
Der Altardieust in Peking steht unter Oberaufsicht des Kaisers, als Hohen-
Priesters, und in den Provinzen unter den Statthaltern. Bei der Feier ist großes
Ceremoniel, Gebete und Gesänge, Kniebeugung, Beugung der Stirn bis an den Boden
und Opfer von Thieren, die hernach beim Festmahl verspeist werden. In schweren
Zeiten, bei Dürre, Pestilenz, Kriegsunglück, sieht man den Kaiser selbst am Altare
des Himmelsgeistes, wie er laut fleht angesichts einer großen Versammlung. Die
Huldigung, die dem Ackerbau erzeigt wird, findet alljährlich einmal statt. Sie beginnt
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Extrahierte Ortsnamen: China Chinas Peking Ostindien Tibet China Buddhas China Peking
653
Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
fbrbevte, und somit dem ganzen hohen Adel ein Beispiel für die Zukunft gab.
Vergrößert ward daß Reich, wie im Innern durch Verbreitung des Anbaus und
Bethätigung der Industrie, so nach außen durch Eroberungen in Persien, in der
Türkei, in Preußen, Polen und Schweden. Zwar vermocbten seine Feldherrn,
wiederum fast sämmtlich Ausländer, wenig oder nichts gegen Napoleon. Sie
verloren bei Austerlitz in Mähren, bei Eilan und Friedland in Preußen, selbst
im Herzen des Reichs bei Mojaisk an der Moskwa; allein das Glück Rußlands,
damals (doch nur damals) zugleich das Glück Enropa's, wollte, daß Napoleon
zu spät vor der Winterkälte sich zurückzog, und sein Heer einbüßte. In Ver-
bindung mit den Deutschen genossen dann die russischen Truppen des Triumphs,
sogar Paris zu sehen.
Die wichtigsten Erwerbungen Alexanders waren: Finnland, Bialystok (Stück
von prenß. Polen) und der größte Theil des Herzogthums Warschau. Doch
fühlte der Kaiser, wie sehr diese neue Vergrößerung seines unablässig wachsenden
Gebiets die ihm verbündeten Europäer beunruhigen müsse. Er nahm deshalb
das Herzogthum Warschau nur als Königreich Polen mit eigner Ver-
fassung, doch unter seiner Oberherrschaft, und fügte dem Kaisertitel den eines
polnischen Königs hinzu. Die letzte Zeit seines Lebens erfreute er sich des
errungenen Friedens und starb den 1. December 1825 zu Taganrock am schwarzen
Meer. Ihm ist sein weit jüngerer kraftvoller Bruder Nikolaus gefolgt, der
alsbald Perser und Türken bekriegte, ihnen Länder in Armenien und Georgien
abnahm, dann das empörte Polen von neuem niederwarf und seinem Reich
völlig einverleibte, Heer ans Heer zur Bezwingung der kaukasischen Bergvölker
aussandte, und im I. 1849 den Oestreichern zur Unterdrückung der ungarischen
Revolution half. Daß er sein Ansehen in Europa dadurch so gestiegen glaubte,
um ungestört mit neuen Forderungen au den Sultan auftreten und mitten im
Frieden die Moldau und Wallachei besetzen zu können, ist allbekannt. Natürlich
mußten sich andre Großmächte zum Schutz der Türkei, oder vielmehr zur
Rettung des europäischen Gleichgewichts verbünden, und soniit ist der jetzige
Krieg entstanden, dem wahrscheinlich noch mehrere gegen den russischen Koloß
folgen werden.
Jetziger B e st a n d.
Das russische Reich umfaßt den Osten Europas, Nordasien und Nieder-
lassungen an der gegenüber liegenden Küste Amerikas, zusammen über 370000 Qm.,
mehr als den 7ten Theil des festen Landes der Erde; es streckt sich 2100 M. in
die Länge, mit einer Bevölkerung von 68*/; Millionen.
Das europäische Rußland (nebst Polen) gränzt an Gebirg und Fluß
Ural, ans kaspische Meer, an den Kaukasus, an schwedisch Lappland bei Tornea,
an Preußen, Galizien, Siebenbürgen, Türkei am Pruth und Donau-Ausfluß. Es
hat fast 63*/z Mill. Menschen auf mehr als 90000 Qm. Die Bevölkerung ist
fortdauernd im Wachsen; sie vermehrt sich jährlich um V/3 Procent. Nimmt
tuan den 3. Theil des Bodens, also 30000 Qm. als kulturfähig an, so kann die
Bevölkerung bequem auf 80 bis 90 Mill. steigen, was vielleicht schon in 40 bis
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Alexanders Nikolaus Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Persien Türkei Polen Schweden Friedland Moskwa Paris Finnland Bialystok Warschau Armenien Georgien Europa Europas Nordasien Amerikas Kaukasus Lappland Galizien Donau-Ausfluß
392
Asien — Vorder-Jndien.
Kriegsvolk aus Europa hinüber senden konnten, war nie von großer Bedeutung.
Ja nicht einmal das brittische Reich, sondern eine bloße Handelsgesellschaft, die
oft indische Kompanie, war es, von der die großen Erwerbungen, freilich
gar bald mit Hülfe brittischer Regimenter, Generale und Staatsmänner, aus-
gingen. Und dennoch herrscht England jetzt in Asien über ein Reich von 150
Mill. Menschen, und zwar so, daß die eingebornen Völker nicht eben grollend
ihren europäischen Herrn gegenüberstehen, und selbst der Menschenfreund, dem
Unterjochungen durch Fremde ein Greuel sind, sagen muß: Hier sei einmal ein
Eroberungssystem durchgeführt worden, das den Unterworfenen zur Wohlfahrt
gereiche.
Der Hauptgrund davon liegt in der politischen und religiösen Denkart der
brittischen Nation. Bloße Klugheit ohne überlegene Kriegsheere hätte so Großes
nicht vermocht. Den Portugiesen oder Spaniern, selbst von Männern wie
Cortez und Albuquerque geführt, wäre es nie gelungen, denn sie hätten nur
Despotism und Religionshaß mit sich gebracht. Die Britten dagegen. an freie
bürgerliche Einrichtungen und religiöse Duldung gewöhnt, tasteten die Bräuche
und Regiernngsformen der einmal Bezwungenen nicht an; im Gegentheil brachten
sie den so oft unterjochten und,niedergetretenen Völkern Schutz gegen Willkühr,
Sicherheit auf den Straßen, Belebung der Gewerbe, und zuletzt sogar die Mög-
lichkeit einer neuen mit europäischer Bildung verwandten Entwickelung. Dabei
wurden freilich, sobald sie bei günstigen Anlässen ihre anfänglichen Handelszwecke
zu politischen erweiterten, diplomatische Ränke so wenig wie Gewaltschritte ge-
spart, aber die Völker waren erstaunt, in ihnen Sieger zu sehen, denen der
höhnende Uebermntb. die ungesättigte Raubsucht, die gegen Nationalheiligthümer
sich richtende intolerante Wuth moslemischer Eroberer fremd war. Friede
waltet jetzt vom Himalaya bis Ceylon, der ungestörtere Verkehr weckt die
Thätigkeit des Volks, und wie man rhu zu Lande nordwestwärts in die inner-
asiatischen Länder auszudehnen sucht, so sind 5000 einheimische Fahrzeuge mit dem
Seehandel beschäftigt. Nicht blos auf dem Ganges, auch ans dem Indus,
seit der Britte Burnes diesen Strom in 60 Tagen bis Lahore hinauf und in
15 Tagen abwärts fuhr, lassen sich Dampfboote sehen. Die Landstraßen,
woran es bisher sehr gebrach, werden allmählig vermehrt, und selbst an Eisen-
bahnen zu denken hat die Entdeckung von Steinkohlenlagern möglich gemacht.
Die brittische Kriegsmacht in Indien ist allerdings, da man vieler von
einander entfernter Garnisonen bedarf, sehr bedeutend (nämlich 250000 M.),
allein sie besteht größtentheils (nur 35000 sind Europäer) aus Eingebornen,
einerlei ob sie den Schiwa oder den Allah anrufen, und nur die hohen Offizier-
grade haben sich die Britten vorbehalten; Subalternoffiziere und Aerzte werden
meistens aus den Indiern genommen. So helfen diese selbst den Ausländern
ihre Siege erfechten, und obwohl dadurch kriegerischer gewöhnt, denken sie nicht
daran, ihre siebenfach überlegene Zahl gegen ihre Beherrscher zu wenden*).
*) Von den 215000 Mann indischer Truppen sind V, regelmäßige oder
Seapoys, die übrigen sind ungeregelt.
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Extrahierte Personennamen: Cortez
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa England Asien Albuquerque Ceylon Lahore Indien
Asien — China.
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Staatskontrole in 25 Sectionen, die ihre Jnspicienten in alle Provinzen
anssendet, und 2) des Kaisers Kabinetsralh, dessen Mitglieder dazu gebraucht
werden, den Sitzungen der Ministerien beizuwohnen und sowohl über deren
Thätigkeit zu berichten als auch darauf zu sehen, daß nichts gegen die Gesetze
und hergebrachte Reichsordnung geschehe. — Nach dem Muster der höchsten Be-
hörden ist auch die Verwaltung der Provinzen und Kreise unter Col-
legien gestellt, voll Statthaltern präsidirt, also nicht nach türkischer Art unter
Paschas.
Fragt man ferner nach der Justiz, so findet sich, daß ein zahlreiches Per-
sonal in mehreren Jnstanzeil dafür angestellt ist, und daß man im bürgerlichen
Proceß ziemlich schnell, in Crimiualsachen sehr bedächtig verfährt; der Kaiser
unterzeichnet erst nach langer Untersuchung ein Todesurtheil. Uebrigens rühmt
man noch das Kostenfreie der Rechtsprechung.
Der ganze Staatshaushalt soll 66 Will. Pfd. Sterling jährlich be-
dürfen, eine Summe, die großentheils in Naturalien eingeht und grade nicht
übermäßig ist, wenn man bedenkt, daß die Zahl der Mandarinen sich auf 35000
und das Kriegsheer auf mehr als eine Million beläuft. — Der Kern des
Heeres, die kaiserlichen Haustruppen zu Pferd und zu Fuß, besteht nach der
geringsten Angabe aus 67000 Mandschus, 21000 Mongolen und 27000 Nord-
chinesen (ans Familien, die den Mandschus bei der Eroberung des Reichs ge-
holfen) nebst einer Feldartillerie von 400 Kanonen. Von geringerem Range ist
die sogenannte grüne Fahne über 500,000 Mann nebst 125,000 Mann
Milizen, und 200,000 leicht berittene Mongolen. Schiffe oder Iunken
(Dschonken) zu 6 bis 8, höchstens 20 Kanonen, hält der Staat fast 2000 Stück
mit beinah 90,000 Seeleuten.
Fragt man schließlich nach der Religion des chinesischen Volkes, so hört
man, daß der Buddhaismus oder die Religion des Fo, wie die Chinesen den
indischen Buddha nennen, vorherrscht. Sie besteht ans Aenßerlichkeiten, Fasten
und (unblutigen) Opfern mit prunkvollem Gottesdienst, geleitet von einer zahl-
reichen Priester- oder Bonzen schaft, die in Klöstern zusammen lebt und das
Volk in Aberglauben und Unterwürfigkeit erhält, ohne irgend auf Bildung des
Geistes und Herzens zu wirken. (Näheres hierüber bei Tibet). — Auch die
von Laotse 550 vor Chr. verkündete Lehre, ans dem Dogma von der Seelen-
wanderung hervorgegangen und selbstbeschanliche Ruhe für das Höchste des Lebens
haltend, zählt viele Anhänger und ist, wie der Buddhaismus, in Aberglauben
versunken. — Der gelehrte Stand der Chinesen hat aber neben dem Buddhaismus
als der Staatsreligion, denn das kaiserliche Hans ist ihr zugethan, noch eine
Religion für sich: die des Konfutse, eines kaum 60 Jahr nach Laotse lebenden
Weisen, der als Moralist und Gesetzgeber sich großen Einfluß erwarb. Seine
heiligen Schriften (der Schnking rc.) enthalten viel Treffliches über Menscheu-
und Bürgerpflichten, und bekennen den Glauben an ein höchstes unsichtbares
Wesen; nur eignen sie sich wenig zur Pflege des religiösen Sinnes, da der
Unsichtbare nicht als allwaltender Vater der Menschheit darin aufgefaßt, und
dw Tugend nicht auf unerschütterliches Vertrauen zu Gott und auf Erfüllung
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