Die übrigen alten Cantone.
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Ii. Die 9 übrigen alten Cantone sind sämmtlich nach ihren
Hauptstädten benannt.
5. Der Cantón Zürich zeichnet sich durch trefflichen Anbau, be-
sonders an den beiden Ufern des Sees (vgl. S. 105), durch blühenden
Gewerbsteiß und durch wissenschaftliche Bildung seiner Bewohner aus;
die Hauptstadt Zürich (17,000 E.), „das schweizerische Athen", ist
nicht allein (durch ihre Lage am nördlichsten Punkte des umfassen-
den Limmatseebeckens) ein Hauptort für den Handelsverkehr nach
Italien, wie Luzern, sondern auch der geistige Mittelpunkt der deutschen
Schweiz.
6. Zug ist der kleinste aller Cantone, aber der Schlüssel zu den
Waldstätten, die hier bei Morgarten den ersten Kampf gegen Oester-
reich glücklich bestanden.
7. Glarus besteht aus dem nur gegen N. geöffneten, im S.
durch den Dödi abgeschlossenen Linththale (und zwei einsamen Neben-
thälern), in welches am meisten unter allen Thälern der Hochalpen die
Industrie aus der Ebene vorgedrungen ist.
8. Bern, der zweitgrößte aller Cantone, mit der stärksten Be-
völkerung (beinahe % Mill.), der einzige von den älteren Cantonen,
der sowohl den Alpen, als der Ebene und dem Jura angehört, trägt
seinen Namen von der ehemals, wie jetzt politisch bedeutendsten Stadt
(27,500 E.) der ganzen Schweiz. Sein Hauptkörper wird durch das
System der obern Aar gebildet.
Das Berner Oberland, für dessen Erzeugnisse Thun am Abflüsse
der Aar aus dem Thunersee den Stapelplatz bildet, ist (nächst dem Rigi)
das Hauptziel der meisten Reisenden in die Alpenwelt; Jnterlaken
(ínter lacus), zwischen dem Thuner- und Brienzersee, dient als Haupt-
sammelplatz derselben.
Auch das größte und merkwürdigste Thal des Jura, das Münster-
thal, welches die Birs durchströmt, gehört fast ganz zu dem Cantón Bern.
Am Südfuße des Jura liegt Biel am Abflüsse (der Zihl) des Bielersees
nach der Aar.
9. Der Cantón Freiburg besteht vorzugsweise aus dem Thale
der Saane und dessen Nebenthälern.
10. Solothurn in dem fruchtbarsten Theile der schweizerischen
Ebene. Tie Hauptstadt Solothurn liegt an der Aar und am Fuße
des Weißenstein, welcher den vollständigsten und umfassendsten Ueber-
blick sowohl über die Hochebene, als über die ganze im Hintergründe
derselben sich erstreckende Kette der Hochalpen, von der Grenze Tirols
bis zum Montblanc, gewährt.
11. Basel am Nordabhange des Jura und im Rheinthale mit
der Stadt Basel (28,000 E.), der einzigen zu beiden Seiten des
Rheines an dessen ganzem Laufe, welche der Lage am Durchbruche des
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Die neuen Cantone.
125
17.—19. Die drei neuen Cantone der deutschen Schweiz haben
das Gemeinschaftliche, daß sie alle drei auf bedeutende Strecken vom
Rheine (einschließlich des Bodensees) begrenzt werden. Aargau um-
faßt das Gebiet des Zusammenflusses sämmtlicher Aar-, Reuß-, Lim-
mat- und Rheingewässer, in welchem außer der wenig bedeutenden
Hauptstadt Aarau der älteste und besuchteste Badeort der Schweiz,
Baden (von der Limmat durchströmt), liegt. In einiger Entfernung
von dem Einflüsse der Reuß und Limmat erheben sich über der Aar die
Trümmer der Habs bürg. — Die hügelförmige Landschaft des Thur-
gau, zu beiden Seiten der Thur und östlich bis zum Bodensee, hat
keine irgend bedeutende Stadt (Hauptstadt Frauenfeld, mit nur
2500 E.). — Im Canton St. Gallen, welcher sich vom Zürcher-
und Wallenstätter- bis zum Bodensee und Rhein ausdehnt, ist die
gleichnamige Hauptstadt (11,000 E.) durch Fabrikfleiß, Rorschach,
als Hafenort am Bodensee, und Rapperschwyl, als Hafen am Zür-
chersee (der Brücke gegenüber) wichtig.
20. — 22. Die drei südlichen und südöstlichen Cantone ge-
hören sämmtlich dem Alpenlande an. Graubünden ist der größte
(140 szm., also beinahe */5 der Schweiz), und zugleich der am
schwächsten bevölkerte von allen Cantonen, gibt durch seine schroffen
Gegensätze in der Gestaltung des Bodens, in der Vegetation und in
der Bevölkerung nach Abstammung, Sprache, Religion und Sitten
(% deutsch, % romanisch) ein Bild der Alpenwelt im Kleinen und
macht so speziell den Uebergang von Mittel- zu Südeuropa, wie dies
von der ganzen Schweiz im Allgemeinen behauptet werden kann. Die
Hauptstadt Chur, im Centrum des Graubündner Rheinbeckens und
am Ausgange mehrerer Thäler, ward die Vermittlerin des Verkehrs
zwischen dem Bodensee und Zürchersee einerseits, dem Comer- und
Langensee (über den Splügen und den Bernhardin) andererseits.
Unter den (etwa 150) Thälern Graubündens ist das Engadin oder
obere Innthal das bevölkertste und wohlhabendste, obgleich die höchste (im
obersten Theile 5700' ü. d. M.) angebaute Gegend Europas. — Die männ-
lichen Bewohner desselben suchen ihren Erwerb größtentheils durch einen
längern Aufenthalt in größern Städten, namentlich Norddeutschlands (beson-
ders als Conditoren, Chocoladefabrikanten u. s. w.) und kehren in spätern
Jahren in ihre Heimat zurück.
Der italienische Canton Tessin besteht aus mehreren, von N.
nach S. parallel laufenden Querthälern, die ihre Gewässer dem Lago
maggiore zusenden und reicht von der Höhe des Gotthard bis in die
lombardische Ebene. Der Sitz der Regierung ist abwechselnd in den
drei Hauptorten: Bellinzona (am Tessino), Locarno (am Lago
maggiore) und Lugano (am Luganersee).
Wallis oder das nach allen Seiten durch die höchsten Gebirgs-
mauern fast gänzlich abgeschlossene obere Rhonethal mit dessen Neben-
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Rheingewässer Baden Frauenfeld Rhein Rorschach Chur Graubündner_Rheinbeckens Langensee Europas Norddeutschlands Bellinzona Locarno Lugano Luganersee
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Die neuen Cantone.
Rheines zwischen Jura und Schwarzwald und auf dem Berührungs-
punkte dreier Länder, am Knotenpunkte dreier Eisenbahnen ihre Bedeu-
tung, sowie ihren sprichwörtlich gewordenen Wohlstand verdankt. Die
Hauptstadt des (seit 1832 abgetrennten) Halbcantonö Baselland-
schaft ist Liestal.
12. Schaffhausen liegt in drei Theilen zerstreut außerhalb der
natürlichen Grenze der Schweiz, auf der rechten Seite des Rheines.
Ein Haupterwerbszweig der am Ende der Schiffbarkeit des obern Rheins
liegenden Stadt Schaffhausen ist die Ausladung und Fortschaffung
der Waaren oberhalb des Rheinfalles bei Laufen.
13. Appenzell auf dem nordöstlichsten Theile des schweizerischen
Alpenlandes ward durch die Reformation in zwei unabhängige Staa-
ten getrennt: das südliche (katholische) Appenzell Inner-Rhoden
mit dem gleichnamigen, dorfähnlichen Hauptorte und das nördliche
(protestantische) Appenzell Außer-Rhoden, wo eine sehr dichte
Bevölkerung (über 10,000 auf 1 Om.) sich von einer lohnenden
Industrie (Baumwollenzeuge, feine Musseline) nährt; Herisau ist hier
der bedeutendste Ort.
Iii. Die neuen Cantone vertheilen sich auf die französische,
deutsche und wälsche (italienisch-romanische) Schweiz so, daß den beiden
ersteren Theilen drei angehören, während von den drei übrigen einer
(Graubünden) theils deutsche, theilö romanische, einer (Tessin) italie-
nische und der dritte (Wallis) zur Hälfte deutsche und zur Hälfte fran-
zösische Bevölkerung enthält.
14. — 16. Von den drei neuen Cantonen der französischen
Schweiz gehört Neuenburg (Neufchatel) dem Jura, Genf der Ebene,
Waadt, als der einzige unter den süngern Cantonen, sowohl der Ebene
und den Alpen, als dem Jura an. Die beiden ersteren haben ihren
Namen dem See mitgetheilt, an dessen Westseite ihre Hauptstädte lie-
gen, Waadt dehnt sich zwischen diesen zwei Seen aus, sie beide berührend.
Der Gewerbfleiß (besonders Uhrmacherei) blüht in den beiden ersteren,
Waadt hat an den Ufern des Genfersees die vorzüglichste Weincultur
der Schweiz. In Neuenburg wird die Hauptstadt Neuenburg sowohl
von Locle, als ins Besondere von dem in einem hohen Thale (3000'
über dem Meere) gelegenen la Chaux de Fonds (15,000 E.) an
Bevölkerung und gewerblicher Thätigkeit übertroffen. — Die Haupt-
stadt von Waadt, Lausanne (17,000 E.), erhebt sich über dem
Genfersee, an herrlicher Lage mit Vevay, dem zweiten Ort des Can-
tons, wetteifernd. — Der Canton Genf, der kleinste nach Zug, enthält
die größte, bevölkertste (38,000 E.) und reichste Stadt der Schweiz,
welche zugleich in geistiger Beziehung allen Städten der französischen
Schweiz weit überlegen ist und dem „gelehrten Zürich" an wissenschaft-
licher Bildung nicht nachsteht.
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