1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
O st c v r e i ch - H tt u am.
mnteil am Mittelmeer hat auch die vierte Großmacht, bte, wir
jetzt besprechen wollen, nämlich Osterreich-Ungarn. Der Über-
gang zu diesem Staat ist uns „noch in einer anderen Beziehung ver-
mittelt, denn Spanien, sowie Osterreich-Ungarn gehörten früher zum
großen Weltreiche der Habsburger. Zuerst regierte das Haus unum-
schränkt über die ganze Ländermasse, dann entstanden die beiden Linien
Spanien-Habsburg und Osterreich-Habsburg, die aber beide die engsten
Beziehungen miteinander unterhielten. Dieser verwandtschaftliche
Konnex mit der spanischen Linie gab den öfterreichisch-habsburgischen
Kaisern und Regenten etwas ungemein Steifes und Unnahbares, und
in dem Schillerschen Wallenstein wird uns dieser Charakter des Kaiser-
Hauses vortrefflich versinnbildlicht. Erst im 18. Jahrhundert begann
der Wiener Hof sich in gemütlichere Beziehung zu dem Volke zu
setzen, und epochemachend ist nach dieser Seite hin die Regierung der
Maria Theresia, wie sie denn in unmittelbarster Frische und Natür-
lichkeit einmal an die Brüstung ihrer Theaterloge geeilt ist und den
„Weanern" zugerufen hat, der „Leupold hat 'nen Jungen". Ihrem
Beispiel der gemütlichen Annäherung an das Volk find,, später die
Kaiser Joseph Ii. und Franz, der der erste Kaiser von Ost erreich
war, gefolgt.
Auch nach der Scheidung von der spanischen Linie hatte Oster-
reich einen umfangreichen Länderbesitz. Neapel, die Niederlande, die
Lombardei und Venetien haben zu der Gesamtmonarchie gehört, sind
aber heute alle verloren gegangen. Die staunenswerte Vergrößerung
an Land und Macht hatte den Zeitgenossen den Spruch eingegeben:
bella gerant alii, tu felix Austria nube, und damit war das fabel-
hafte Heiratsglück der Mitglieder des österreichischen Regentenhauses
charakterisiert. Diese günstige Konjunktur, durch Verheiratung der
Töchter die eigene Macht zu erhöhen, hatte schon Rudolf von Habs-
bürg ausgenutzt, von dessen Glück und wachsender Bedeutung der
zeitgenössische Bischof von Basel behauptete, die Ehren würden
so groß,„daß der liebe Gott nicht ruhig auf seinem Stuhle sitzen
könne. Österreich blieb seit Rudolfs Regierung im Besitz der Habs-
Hanncke, Eidkundl. Aufsätze. Ii. S
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
17
Bayern ah, Westgalizien an das Herzogth. War-
schau, ein Stück von Ostgalizien an Russland,
ferner Krain, Triest, Croatien, Dalmatien etc. an
Napoleon, der daraus für sich die illyrischen Pro-
vinzen bildete.
Am 14. Januar 1810 wurde das übrige Han-
nover mit Westphalen vereinigt und am 28. Febr.
das südl. Tyrol von Bayern an das Kgr. Italien
abgetreten, wogegen es Bayreuth, das Inn- und
Hausruck viertel erhielt.
Durch ein kaiserl. Decret vom 10. I)ec. 1810
wurde das ganze nordwestl. Deutschland nebst den
freien Städten Hamburg, Lübeck, Bremen und
1811 auch Oldenburg mit Frankreich vereinigt.
Die Schweiz erfuhr durch die französ. Re-
volution grosse Umgestaltungen. Veltlin, Claeven
und Bormio rissen sich 1797 von Graubündten
los und vereinigten sich mit der cisalpinischen
Republik; 1798 wurde Waadt in einem Streite
mit Bern zur leinanischen Republik erklärt, bald
darauf der alte Schweizerbund aufgehoben und Eine
untheilbare helvetische Republik proclamirt, aber
schon 1803 diese durch die von Napoleon auf-
gedrungene Mediations-Acte (19 Kantone) umge-
staltet. Genf kam 1798, Neufchatel 1805, Wallis
1810 an Frankreich.
Belgien oder die österreichischen Nie-
derlande wurden 1795 mit Frankreich vereinigt;
Oesterreich verzichtete auf sie im Frieden von
Campo Formio 1797 und von Luneville 1801.
Holland ward 1795 zur batavischenrepublik,
1806 zu einem Königreiche für Louis Napoleon,
aber schon am 9. Juli 1810 nach dessen Abdan-
kung zu einer französ. Provinz erklärt.
In Spanien musste der König 1808 die Krone
an Napoleon abtreten, der sie seinem Bruder Jo-
seph übergab. '
Avenden wir uns nach Italien. Napoleon
nöthigte 1796 den König von Sardinien zur Ab
Rhode, histor. Atlas.
tretung von Savoyen und Nizza an Frankreich,
bildete aus den österreichischen Herzogthümern
Mayland und Mantua die transpadänische und
aus Modena, Reggio und den drei päpstl. Lega-
tionen Ferrara, Bologna, Romagna die cispada-
nische Republik, vereinigte aber schon 1797
beide unter < dem Namen der cisalpinischen
Republik und Hess sich an sie Veltlin, Claeven
und Bormio anschliessen. im Frieden zu Campo
Formio vergrösserte er sie durch das der aufgelösten
Republik Venedig abgenommfne Land westl. der
Etsch (Bergamo, Brescia, Crema), indess er das
Venetianische östlich der Etsch nebst Istrien und
Dalmatien an Oesterreich gab und die ionischen
Inseln zu Frankreich nahm. Die cisalpinische Re-
publik (Jw 34) ward 1802 zur italienischen
Republik und 1805 zu einem Königreiche ge-
macht (Eugen Beauharnais Vicekönig). Durch
den Frieden zu Pressburg kam noch dazu das öst-
liche venetianische Gebiet, 1808 die päpstl. Mark
Ancona und 1810 das südl. Tyrol.
Im Decbr. 1798 musste der König von Sar-
dinien noch Piemont und alles Land ausser der
Insel Sardinien an Frankreich abtreten.
Genua ward 1797 in eine ligurische Republik
verwandelt, aber schon 1805 mit Frankreich ver-
einigt.
Durch den Luneviller Frieden verlor der Gross-
herzog von Toscana sein Land an den Erbprinzen
von Parma und erhielt dafür das neugeschaffene
Kurfürsten th. Salzburg und 1806 an dessen Stelle
das neue Grossherzogth. Würzburg. Pletrurien,
durch den von Neapel abgetretenen stato degli pre-
sidii und Piombino erweitert, ward 1808 Frank-
reich einverleibt (Elisa Bacciochi Generalstatthal-
terin).
Der Kirchenstaat kam 1809 an Frankreich,
während die Stadt Rom zu einer freien Stadt er-
klärt wurde.
Neapel ward zwar 1799 von den einrückenden
Franzosen als parthenopeische Republik proclamirt,
aber schon im folgenden Jahre wieder von Ferdi-
nand Iv. in Besitz genommen. Da dieser die
versprochene Neutralität nicht beobachtete, so ver-
lor er 1805 den Thron, der Joseph Bonaparte und
1808 Joachim Murat übergeben wurde.
.V 34.
Italien im J. 1 805.
Blatt Xiv.
Jw 35.
Deutschland unter den fränkischen
und sächsischen Kaisern bis 1138.
Um den verheerenden Einfällen der Slaven
und Normannen zu begegnen, sahen sich die karo-
lingischen Könige genöthigt, bei den verschiedenen
Volksstämmen die Herzogswürde wieder einzufüh-
ren und den Markgrafen eine hohe erbliche Gewalt
einzuräumen, wodurch bald alle Macht in die
Hände der Grossen kam.
Die Herzogtümer waren: Lotharingen, ge-
theilt in Ober- und Nieder-Lotharingen, — Ale-
mannien oder Schwaben, seit 1079 beidenhohen-
staufen, — Franken, — Bayern, 1070 Welf
Iv., dem Sohne des Markgrafen Azzo von Este,
und Stifter der jüngeren welfischen Linie, über-
geben, — Sachsen (wozu auch die Nordmark
gehörte), von 994— 1106 bei den Billungern, dann
an Lothar von Süpplingenburg, und 1127 an dessen
Schwiegersohn Heinrich den Stolzen, Herzog von
Bayern, übergeben, — Kärnthen, früher zubay-
ern gehörig und einige Zeit auch mit der Mark
Verona verbunden. Thüringen nebst den zuge-
hörigen Marken Zeiz, Merseburg, Meissen, anfangs
1 3
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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zu Sachsen, später zu Franken gehörend, wurde
1130 eine selbständige Landgrafschaft.
Die schon von Karl d. Gr. errichtete Nord-
mark oder Ostsachsen wurde von Heinrich I.
wieder hergestellt und später bis zur Oder erwei-
tert. Die Kämpfe gegen die Slaven wurden jedoch
erst durch Albrecht den Hären beendigt (vgl. Jvs?'41).
Burgund oder das Kgr. Arelat(vgl.bl.xxii.
,A:'* 58) vereinigte Conrad Ii. mit dem deutschen
Reiche; es stand jedoch mit ihm nur in loser
Verbindung.
Die Herzoge von Böhmen mussten mehrmals
zur Anerkennung der Lehnspflicht gezwungen wer-
den. Bisweilen erhielten sie von den Kaisern den
Königstitel. Erblich wurde dieser erst seit Otto-
kar I. (1198 —1230).
Mähren war seit Anfang des Ilten Jahrh.
mit Böhmen vereinigt, stand jedoch öfter unter
besondern Fürsten des böhmischen Herrscherhauses,
Die an Norddeutschland angrenzenden Slaven
zerfielen injmehrere Stämme: Obotriten, Polaber
und Wagrier; Lutizen oder Wilzen, zu denen die
Rhedarier und Tollenser gehörten; Heveller, Ukrer,
Brizaner; Sorben zwischen Mulde und Saale und
die ihnen verwandten Lusizer, Milziener, Dale-
mincier; Pommern etc. — Das vom Obotriten-
fürsten Gottschalk um 1042 gegründete grosse
Reich Slavien löste sich schon 1121 auf. — Pom-
mern zerfiel seit 1107 in Vorpommern und Pome-
rellen, welche durch die Persante von einander
geschieden waren. — Die polnischen Herzoge
suchten sich allmälig der Oberhoheit des deutschen
Reichs, welche Miesko (964 — 92) anerkannt hatte,
zu entziehen ; Boleslaw Iii. theilte das Reich unter
seine vier Söhne: Wladislaw als Oberherzog erhielt
Schlesien mit Krakau, Boleslaw Masovien mit Cu-
javien, Dobrczyn und Culm, Mieczyslaw Gross-
polen, Heinrich Kleinpolen (vgl. Jw 67).
Jw 36.
Preussen in der Mitte des 14ten
J ahrhunder ts.
Es sind auf der Karte die 11 alten Landschaf-
ten angegeben, in welche Preussen vor Ankunft
des deutschen Ritterordens zerfiel: Culm, Pome-
sanien, Pogesanien oder Hoggerland, Ermland oder
Warmien, Galindien, Natangen, Samland, Na-
drauen, Schalauen, Barten, Sudauen.
Blatt Xv.
Jvf 37.
Deutschland im Jahre 1512.
Die alten grossen Herzogthümer sind zerfallen;
das deutsche Reich hat sich in viele einzelne Ge-
biete aufgelöst, die durch den Grundsatz der Ver-
erbung nach dem Erstgeburtsrecht allmälig zu
grossem Ganzen vereinigt sind.
In Frisland haben bedeutende Gebiete er-
langt die Bischöfe von Utrecht und die Grafen von
Holland ; längs der Nordküste von der Zuyder See
bis zur Weser liegen die Lande der freien Frisen.
In Niederlothringen finden wir das Her-
zogthum Brabant, die Grafschaften Luxemburg,
Limburg, Geldern, Hennegau, das Erzbisth. Cöln,
das Bisth. Lüttich, die Herzogthümer Jülich und
Berg (1423 mit einander verbunden und 1511 durch
das Herzogth, Kleve und die Grafsch. Mark ver-
grössert); in Oberlothringen die Bisthilmer von
Metz, Toul und Verdun; in Schwaben das Her-
zogth. Württemberg, die Markgrafsch. Baden in
drei von einander getrennten Theilen, die Grafsch.
Zollern, das Bisth. Augsburg, die zu Oesterreich
gehörigen Markgrafschaft Burgau, Grafsch. N eilen -
burg, Landgrafsch. Breisgau.
In Bayern kam nach dem Sturz Heinrich des
Löwen die Herzogswürde an Otto I. von Wittels-
bach 1180; seine Nachfolger erlangten 1215 die
Rheinpfalz; nach dem Vertrage zu Pavia 1329 er-
hielt Ludwig der Bayer (seit 1314 Kaiser) Ober-
bayern, womit er nach dem Erlöschen der nieder-
bayernschen Linie auch Niederbayern verband,
und sein Bruder die Rheinpfalz und ein Stück vom
nördl. Bayern (seitdem Oberpfalz genannt). Beide
Linien theilten sich wieder in mehrere Zweige.
Die Zweige der ersteren vereinigte Albrecht Iv.
von Bayern-München (f 1508), der 1506 Untheil-
barkeit und das Recht der Erstgeburt einführte.
Von den Zweigen der letzteren waren zur Zeit der
Reformation noch übrig Kurpfalz und Simmern.
Das Herzogth. Sachsen war nach der Aech-
tung Heinrichs des Löwen 1180 zerfallen, der
westl. Theil als Herzogth. Westphalen an das Erz-
bisth. Cöln, — Lauenburg, Holstein etc. nebst
dem sächsischen Herzogstitel an Bernhard von As-
canien etc. gekommen. Ferner finden wir hier das
Erzbisth. Bremen, die Bisthümer Münster, Osna-
brück, Minden, Paderborn, Hildesheim, Verden,
die Fürstentümer Göttingen, Grubenhagen, die
Grafschaften Oldenburg, Tecklenburg, Bentheim etc.
Nach dem Tode Albrechts des Bären kam 1170
an seinen älteren Sohn Otto die Mark, die 1415
durch kaiserliche Belehnung an das Haus Hohen-
zollern gelangte, — und an seinen jüngern Sohn
das Anhaitische Gebiet. Aus letzterem gingen her-
vor das Herzogth. Sachsen-Wittenberg (1422 an
Meissen fallend), das Herzogth. Sachsen-Lauenburg
(1689 an Braunschweig fallend).
Die Mark Meissen hatte 1127 Conrad von
Wettin erhalten. Heinrich der Erlauchte erhielt
1247 noch dazu die Landgrafsch. Thüringen,
musste aber 1264 die thüringschen Herrschaften
im jetzigen Hessen an Heinrich das Kind, den
Stammvater der hessischen Fürstenhäuser, abtreten.
Friedrich der Streitbare erbte 1422 Sachsen-Witten-
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berg, worauf der Name Sachsen auf alle wettin-
schen Lande überging; 1485 fand eine Theilung
zwischen den Brüdern Ernst und Albert statt ; jener
erhielt das Kurland nebstthüringen, dieser Meissen.
Im ehemaligen Franken finden wir die Bis-
thümer Bamberg, Würzburg, Worms, Speyer, die
Abtei Fulda, das Erzbisthum Mainz, zu dem auch
das Eichsfeld gehört, die Grafschaften Nassau,
Wied, Hessen (seit 1292 Landgrafschaft und nach
mehrfachen Theilungen 1500 wieder zu Einem
Ganzen vereinigt), die brandenburgsclien Lande
Anspach und Bayreuth.
Die Markgrafsch. Oesterreich ward 1156
durch das Land ob der Ens vermehrt und zu einem
Herzogthum erhoben. Später kamen zu ihr noch
Steyermark und Krain. Nach dem Aussterben der
Babenberger nahm sie Ottokar von Böhmen in
Besitz, der durch Erbschaft nodi Kärnthen, Hister-
reich etc. gewann. Als er wegen seines Wider-
standes gegen Kaiser Rudolph von Ilabsburg ge-
ächtet war, belehnte dieser 1282 seine beiden Söhne
Albrecht und lludolph mit Oesterreich und Steyer-
mark; 1335 wurden Kärnthen, 1363 Tyrol und
später einzelne Besitzungen in Schwaben (Vorder-
österreich) und im Eisass erworben, dagegen gin-
gen die habsburgischen Staminlande in der Schweiz
verloren; 1453 wurde das Herzogthum zu einem
Erzherzogthum erhoben. Maximilian 1, erheirathete
die reichen Niederlande, wodurch die habsburgsche
Macht die bedeutendste in Deutschland wurde
(vergi. Blatt Xix).
Ausser diesen Ländern gab es noch eine Menge
freier Städte, von denen die wichtigsten auf der
Karte angegeben sind.
Ladislaus Ii., König von Böhmen, war 1489
auch zum König von Ungarn erwählt worden.
Schlesien war in eine Menge Fürstenthümer
und Herrschaften zerfallen und hatte sich unter
böhmische Oberhoheit begeben.
Pommern war nach dem Tode Boleslaus X.
1478, der es zu einem Ganzen vereinigt hatte, in
die Herzogthümer Wolgast und Stettin zerfallen.
Der Staat der deutschen Ordensritter
im No. ist von seiner Höhe herabgesunken; der
westl. Theil nebst Ermland war 1466 an Polen
abgetreten, der östliche ein polnisches Lehen ge-
worden .
Dem Bündniss der Waldstädte in der Schweiz
hatten sich nach und nach mehrere Orte ange-
schlossen ('vgl. . V‘ 50). Dadurch waren sie im
Stande, nicht nur die Angriffe von Aussen abzu-
wehren, sondern auch die in ihrer Mitte liegenden
Besitzungen fremder Herren (z.b. der Habsburger)
sich zu unterwerfen.
Jw 38.
Die durch Maximilian vollzogene
Kreiseintheilung
bestand bis zu Anfang dieses Jahrhunderts. Die
10 Kreise waren ; 1) der österreichische (wozu auch
die in Schwaben liegenden österreichischen Be-
sitzungen gehörten). 2) Der bayersche. 3) Der
schwäbische. 4) Der fränkische. 5) Der kurrhei-
nische. 6) Der oberrheinische. 7) Der nieder-
rheinisch-westphälische. 8) Der obersächsische. 9)
Der niedersächsische. 10) Der burgundische. —
Böhmen nebst den zugehörigen Ländern Mähren,
Schlesien, Lausitz gehörte zu keinem Kreise.
Blatt Xvi.
„V? 39.
Deutschland zu Anfang des dreissig-
jährigen Krieges.
Das habsburgische Haus hat im O. ein bedeu-
tendes Läiulergebiet erworben. Böhmen nebst den
zugehörigen Ländern, sowie Ungarn waren 1527
an Ferdinand I , nachherigen deutschen Kaiser,
gefallen. Wegen Ungarn hatten sich jedoch hef-
tige Kriege mit den Türken entsponnen, indem
diese Niederungarn bis zu der auf der Karte an-
gebenen Grenze erobert hatten und bis 1699 im
Besitz behielten.
Der burgundische Kreis ist aus dem en-
geren Reichsverbande gekommen, indem Karl V.
ihn seinem Sohne Philipp Ii. von Spanien 1555
übergab; die 7 nördl. Provinzen haben sich 1581
von Spanien losgesagt und einen Bundesstaat unter
' Statthaltern aus dem Hause Nassau-Oranien ge-
gründet.
Im oberrheinisehenkreise hat Heinrich Ii.
von Frankreich für die den protestantischen Für-
sten geleistete Hülfe Metz, Toul und Verdun ge-
nommen und gegen Karlv. behauptet. Hessen war
nach dem Tode des in der Reformationsgeschichte
bekannten Philipp des Grossmüthigen 1567 unter
dessen vier Söhne getheilt worden; von den vier
Linien waren indessen nur noch zwei übrig ; Hes-
sen-Cassel und Hessen-Darmstadt, von welcher
letzteren sich 1596 die Nebenlinie Hessen-Homburg
abgezweigt hatte.
Im westphälischen Kreise sind nach dem
Tode des letzten Herzogs von Jülich dessen Lande
1614 vorläufig so zwischen Brandenburg und Pfalz-
Neuburg getheilt, dass ersteres Kleve, Mark, Raven-
stein und Ravensberg, letzteres Jülich und Berg
erhielt.
Im fränkischen Kreise sind Anspach und
Bayreuth 1603 an Johann Friedrich von Branden-
burg zurückgefallen, aber an dessen Brüder wieder
ausgethan.
Im obersächsischen Kreise hat Branden-
burg 1575 Beeskow und Storkow von Böhmen und
I °
1618 das Herzogth. Preussen, jedoch ausserhalb
des deutschen Reichsverbaudes erhalten. — Nach
3*
1861 -
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>
7ten Jahrh., mit Gewissheit aber bis aufguntvam,
einen elsassischen Grafen, hinaufgeführt, der ver-
trieben aus dem Klsass, in der Schweiz eine für
dieses Land nicht unbedeutende Macht gründete.
Sein Enkel Werner, Bischof von Strassburg, er-
baute im Ilten Jahrh. unweit Windisch eine starke
Feste und nannte sie Habsburg (Habichtsburg).
Dessen Brudersohn Werner, der alleiniger Besitzer
sämmtlicher habsburgschen Familiengüter wurde,
nannte sic h zuerst Graf von Habsburg 1046. Seine
Nachkommen erweiterten dieselben durch Ileirathen
und kaiserliche Schenkungen, erwarben auch noch
grosse Güter in Schwaben und im Eisass, sowie
die fürstliche Würde und nannten sich Landgrafen
von Obereisass (Eisass war damals in die obere
und niedere Landgrafschaft getheilt, jene hiess zu-
weilen Sundgau, diese Nordgau). Sie theilten sich
in zwei Linien: Habsburg und Habsburg-Lauffen-
burg, welche letztere 1408 erlosch. Aus ersterer
stammt Rudolph von Habsburg, der Stifter des
österreichischen Hauses. Er besass die halbe Graf-
schaft Habsburg, die Schirmvogtei über die sogen,
freien Aemter, ererbte 1264 von den Grafen von
Kyburg die Grafsch. Kyburg, Lenzburg, Baden,
die Landgrafsch. Thurgau, die Städte Winterthur,
Sempach, Sursee, Zug, die Herrschaft Windeck
(später Landvogtei Gaster benannt) etc., ferner er-
warb er die Stadt Lucern, die Grafsch. Grüningen
etc. Späterhin kamen noch verschiedene andere
Gebiete in den Besitz des Hauses Habsburg; sie
wurden schon 1418 und 1474 mit Ausnahme des
Friekthals und von Rheinfelden an die Eidgenossen-
schaft abgetreten, und 1801 ging auch dieser Rest
verloren.
Jv? 46.
Die habsbur gischen Besitz ungen bei
demtoderudolphsv. Habsbur gl 291.
Karl d. Gr. hatte gegen die Avaren Avarien
oder die Ostmark (Marchia orientalis oder Austri.
----- 23 ------
— woraus im loten Jahrh. Ostirrichi oder Oest-
reich wurde) angelegt, sie reichte bis zur Raab;
später nahmen die Magyaren einen grossen Theil
davon in Besitz, wurden aber nach der unglück-
lichen Schlacht auf dem Lechfelde daraus vertrie-
den. Die Markgrafsch. Oesterreich kam nun an
die Grafen von Babenberg (Bamberg), wurde 1156
durch das Fand ob der Ens vergrössert und zu
einem Herzogthum erhoben, wozu 1192 Steyerrnark
und 1234 Krain hinzukam. Nach dem Erlöschen
des Babenbergschen Hauses 1246 bemächtigte sich
dieser Länder Ottokar von Böhmen, er ererbte auch
noch 1269 Kärnthen, Histerreich und einen Theil
von Friaul. Kaiser Rudolph von Habsburg forderte
sie als Lehnsherr für das Reich zurück, besiegte
Ottokarn 1278 auf dem Marchfelde, und, da es
für unausführbar gehalten wurde, die erledigten
Lehen mit der Krone zu vereinigen — wie dies
in Frankreich öfter geschehen war, — so helieh
er 1282 seine beiden Söhne Albrecht und Rudolph
mit Oesterreich, Steyerrnark, Krain und Kärnthen
und legte dadurch den Grund zur nachmaligen
Grösse seines Hauses. Beide Brüder überliessen
jedoch Kärnthen dem Grafen Meinhard von Tyrol,
dem Schwiegervater Albrechts, und schlossen 1283
einen Vergleich, durch welchen Albrecht alleiniger
Herr wurde. Die habsburgschen Lande hatten
1291 einen Umfang von 1250 Q.-M.
Jw 47.
Oesterreich beim Tode Ferdinands I.
1564.
Albrecht I. war in dem Streben, seine Haus-
macht zu vergrössern, nicht glücklich. Er erwarb
nur 1301 die schwäbische Markgrafschaft Burgau.
Im Begriffe, die schweizerischen Wahlstädte zu
unterwerfen, wurde er 1308 bei Königsfelden er-
mordet, Seine Nachfolger verloren die Hoheit über
die Schweizer nach der Niederlage bei Morgarten
1315, dagegen erwarben sie durch Verheirathung
1324 die Grafsch. Pfytt, 1335 das Herzogth. Kärn-
then, 1363 die Grafsch. Tyrol, jedoch mit Aus-
nahme von Kufstein, Kitzhühl, Ballenberg; ferner
erkauften sie 1365 die Grafsch. Feldkirch und Plu-
denz, 1368 den Breisgau, auch erhielten sie 1380
durch Theilnahme an dem Kriege zwischen Ungarn
und Venedig die Stadt Triest.
Nach dem Tode Sigismunds, des letzten männ-
lichen Sprösslings aus dem Hause Luxemburg,
erhielt sein Schwiegersohn, der Herz. Albrecht V.
von Oesterreich (als Kaiser Albrecht Ii.) das König-
reich Böhmen, die Markgrafschaften Mähren und
Lausitz und die Herzogthümer Schlesiens. Als
alter dessen Sohn Ladislaus Posthumus 1457 kinder-
los verstarb, sagten sich jene Lande von Habsburg
los und schritten mit Berücksichtigung ihrer eige-
nen Adelsgeschlechter zu einer neuen Königswahl.
Im Jahre 1453 ertheilte Kaiser Friedrich Iii.,
um- den Glanz seines Hauses zu erhöhen, diesem
die ’erzherzogliche Würde. Seit 1366 war das-
selbe in 2 Linien zerfallen, in die albertinische
(Oesterreich) und in die leopoldinische, welche sich
später in die tyroler (Tyrol, Vorderösterreich) und
die steyrische (Steyerrnark, Kärnthen, Krain, Triest,
Histerreich) theilte. Die albertinische erlosch 1457
mit Ladislaus, die tyroler 1496, und Kaiser Maxi-
milian I. vereinigte nun sämmtliche österreichische
Lande. Durch seine Vermählung mit Maria, der
hinterlassenen Tochter Karls von Burgund, gelangte
er 1477 in den Besitz der reichen und blühenden
Niederlande (1500 Q.-M ), ferner erwarb er die
Grafsch. Görz, Istrien, 1501 die Grafsch. Kufstein,
1516 die italienischen Confinien, und hinterliess
einen Staat von 3550 Q.-M. mit 7 Mill. Einw.
Sein Enkel Karl (als Kaiser Karl V.) besass
seit dem Tode seines Vaters Philipp (f 1506), der
mit der reichen Erbin der spanischen Reiche, Jo-
hanna, vermählt war, Castilien und die davon ab-
hängenden Besitzungen in Amerika und Afrika
1861 -
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14
nachdem er seine Vettern aus dem Wege geräumt,
alle Frankenstämme unter seinem Zepter. Nach
seinem Tode 511 wurde das Reich unter seine vier
Söhne getheilt. Theodorich I. erhielt Austrasien
mit der Hptst. Metz, die drei jüngeren Neustrien
und zwar Chlodomir Orleans, Childebert I. Paris,
Chlotar Soissons.
Jvi 28.
Das Frankenreich zur Zeit Pipins
von Heristal (687 — 714).
Theodorich I. unterwarf mit Hülfe der Sachsen
die Thüringer und nahm Südthüringen in Besitz,
indess Nordthüringen sächsisch wurde. Seit 522
bekriegten die Könige von Neustrien Burgund und
eroberten es 534; 536 trat der Ostgothenkönig
Vitiges, um Beistand gegen die Oströmer zu er-
halten, die Provence an Neustrien, Rhaetien und
Noricum an Austrasien ab. Vielfache Erbtheilun-
gen und grausame Kriege zerrütteten indess das
Frankenreich; das Ansehen der Könige schwand,
und alle Regierungsgewalt kam nach und nach in
die Hände der Hausmeier. Unter ihnen rasten
Pipin von Landen und dessen Enkel Pipin von
Heristal hervor. Der letztere war Hausmeier über
Neustrien und Burgund, nannte sich dux et prin-
ceps omnium Francorum und unterwarf 697 die
Frisen der fränkischen Herrschaft. Der Umfans,
den diese nunmehr erlangt hatte, zeigt die vor-
liegende Karte. Als erbliche Herzogthümer be-
standen Alemannien, Bayern, Thüringen, Aquitanien.
Die Avaren, ein tatarisches Volk, hatten sich
seit 562 in Dacien festgesetzt, die Bulgaren, Cze-
chen, Moraven und Sorben unterjocht, im Verein
mit den Longobarden das Reich der Gepiden 567
zertrümmert, 568 Wohnsitze in Pannonien erhalten
und Dalmatien erobert. Ihr Reich erstreckte sich
von der Saale bis über die Donau hinaus. Indess
machten sich 623 die Czechen, 630 die Sorben,
634 die Bulgaren frei; 640 entrissen ihnen fünf
grosse Stämme der Croaten Dalmatien. Die ava-
rische Macht gerieth nun in schnellen Verfall.
Jw 29.
Italien um das Jahr 700.
Das ostgotliische Reich fand durch Beiisar und
Narses 554 seinen Untergang; Italien kam nun
unter die Herrschaft der byzantinischen Kai-
ser, 568 verliessen die Longobarden ihre Wohn-
sitze in Pannonien, zogen nach Italien und erober-
ten es. Den Oströmern verblieben nur der Insel-
staat Venetia, das Exarchat, die Pentapolis, das
Herzogth. Rom, Neapel mit der campanischen
Ebene, die Südspitze Italiens und die Inseln.
Jw 30.
Das Reich Karls des Gr. und dessen
Theilung im Vertrage zu Verdun
843.
Karl Märtel erhob sich ebenfalls, wie sein Vater
Pipin von Heristal zum alleinigen Hausmeier und
behauptete sich als solcher bis 741. Er setzte dem
weiteren Vordringen der Araber durch die Schl,
bei Tours 732 ein Ziel und machte ganz Frisland
zu einer fränkischen Provinz. Sein Sohn, Pipin
der Kleine, liess sich 752 nach Entsetzung des
schwachen Childerich Iii. zum König krönen und
hob die karolingische Familie auf den Thron, ent-
riss den Arabern 752 — 55 Septimanien und zwang
die Sachsen zum Tribut.
Nach seinem Tode erhielt Karl Austrasien,
Karlmann Neustrien und Burgund; Aquitanien
ward zwischen beiden getheilt. Nach dem Tode
Karlmanns 771 fiel die ganze fränkische Monarchie
an Karl den Grossen. Dieser suchte alle germa-
nischen Völker zu einem politischen Ganzen zu
vereinigen und durch das Christenthum zu civili-
siren. Im J. 774 erschien er, vom Papste Hadrian
zu Hülfe gerufen, in Italien und zerstörte das
Longobardenreich. In Unteritalien erhielt sich je-
doch das Fürstenth. Benevent, welches bald in die
Fürstenthümer Benevent und Salerno zerfiel, gröss-
tentheils unabhängig. Im J. 778 zog Karl d. Gr.
auf Einladung verschiedener Statthalter über die
Pyrenäen, drang bis Saragossa vor und legte hier
die spanische Mark an; 788 hob er die im Ge-
schlechte der Agilolfinger erbliche Herzogswürde
in Bayern auf und verwandelte dies in eine Pro-
vinz, kämpfte hierauf siegreich mit «den Avaren
791 — 96, gegen welche er die bayersche Mark an-
legte, zwang die drei Stämme der Sachsen (West-
phalen, Ostphalen, Engern), so wie die nord-
albingischen Sachsen zur Unterwerfung und machte
die Eider zur Nordgrenze. Ferner machte er die
slavischen Völker bis zur Oder und in Liburnien
und Dalmatien ziuspflichtig und brachte das Reich
zu einer ungeheuren äussern Ausdehnung, ordnete
es aber auch zugleich im Innern mit hoher Weisheit.
Im Vertrage zu Verdun 843 zerfiel es in die
drei Theile, welche auf der Karte angegeben sind:
Karl der Kahle bekam Westfranken, Lothar I.
als Kaiser Mittelfranken und Italien, Ludwig der
Deutsche Ostfranken, wozu auch auf dem linken
Rheinufer die Bezirke von Mainz, Speier und
Worms gehörten.
Die Slaven hatten sich allmälig der fränki-
schen Herrschaft zu entziehen gewusst.
Nach den Siegen Karls d. Gr. über die Avaren
waren auch die Mähren frei geworden. Die Bul-
garen unter Crumus, der hernach auch Khan des
mösischen Bulgariens wurde, hatten c. 807 der
avarischen Herrschaft ein Ende gemacht.
Ueber das südl. Russland hatten sich seit 680
die Chazaren ausgebreitet.
--—^Vw/Vvavvvt
I
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
967
Europa. Die Fürstenthümer Reuß.
Amt, 2500 E., Porzellan-, Wollwaaren-, Mineral- und Erdfarben-, Cement-, Futterkattun-,
Lederfabrik, Leimsiedereien; auf dem rechten Saalufer daö Bergschloß Ehrenvurg, mit Zucht-
und Jrrenhauö. Orlamünde an der Saale, der Orlamündung fast gegenüber, 1200 E.
Roda, am gleichn. Fluß lieblich gelegen, Herzog!. Schloß, 2700 E., Lein- und Wollweberei,
Strumpfwirkerei. Hummelshain, D. und königl. Jagdschloß im großen Herzog!. Thier-
garten, mit Jagdhaus Rieseneck.
13. Die Fürstenthümer Reust,
gegen 28 lum., 1840 mit 107,000, 1846 mit 112,175, 1849 mit 114,200, jetzt
wohl 116,000 E., 4143 auf Um., aus einem kleinern nördlichen, von der Elster
durchflossenen, einem großem südlichen, von Elster und Saale durchflossenen Haupt-
theil, und einer kleinen Enklave zwischen Altenburg und Weimar, die beide Haupttheile
trennen. Altenburg, Preußen, Weimar, Schwarzburg, Baiern und Sachsen begrenzen.
Theile des alten Voigtlandes, dessen Oberflächenverhaltnisse vorzüglich durch den Fran-
kenwald bedingt werden, der vom Saalwalde nur durch den tiefen, vielfach gewun-
denen engen Riß des Saalthales getrennt ist, und nach N in die voigtländische
Platte und die sächsische Ebene übergeht. Der Frankenwald an seinem Fuß
überall 1200' h., erreicht im Lobensteiner Bachgrunde 1600", auf den Sieglitz- und
Culmbergen 2298 und 2269", das Gehäge bei Lobenstein 1824, der Lerchenhübel
2142, der Henneberg, der Markberg sind seine bedeutendsten Erhebungen, Lobenstein
liegt 1500—1644, Ebersdorf 1590, Heynersdorf 2010, Neuendorf 2054" h.
Lieblich sind die Thäler der Saale und der Elster, von denen jene 3 M. l., diese
2mal das reußische Gebiet (Greiz, Gera) durchfließt; manche seltene, zum Theil süd-
deutsche Pflanzenformen; fruchtbare Thäler wechseln mit dichtbewaldeten Bergen, welche
Schiefer, Bausteine, Gyps, Braunkohlen, Alaun, Vitriol, Eisen liefern, mehrere
Salzquellen, wovon eine, Heinrichshall, als Saline benutzt wird. Neben Ackerbau
und Waldwirthschaft auch viel verbreitetes Fabrikwesen, besonders in Woll-, Baumwoll-,
Leinenzeugen und Garne, Strumpfwirkerei, mehrere Eisenwerke; die Hauptfabrikorte
sind Gera, Schleiz, Zeulenroda, Hohenleuben. — Der Staat 2 Fürstenthümer, das
Fürstenhaus die Nachkommen der alten Reichsvögte von Plauen oder des Voigtlandes,
deren Herrschaft sich noch weiter erstreckte, mehrere ihrer Besitzungen sind, namentlich
an Sachsen, im Laufe der Zeit verkauft worden. Vielfach und wiederholt hat sich das
Fürstenhaus, ihm zum Schaden, in mehrere Linien zerspalten. Stammvater des ganzen
Hauses ist der 1127 in Urkunden genannte Heinrich Ii., Beherrscher des ganzen Voigt-
landes, aus dem Geschlechte der Herren von Gleißberg. Heinrich der Aeltere, vermählt
mit einer böhmischen Fürstentochter, deren Mutter eine russische Fürstin war, nannte
seinen ältern Sohn, den Burggrafen von Plauen den Böhmen, den jüngern den
Reußen. Heinrich des Friedsamen, des Reußen, Söhne wurden Stifter der ältern,
der mittlern, der jüngern Linie, von denen die mittlere ausstarb, die beiden andern sich
vielfach zertheilten, jetzt aber, nachdem die Linie Gera und Lobenstein ausgestorben, wieder
nur in 2 regierenden Linien dastehen, die ältere Reuß-Greiz, die jüngere Reuß-Schleiz,
von welcher die jüngere Nebenlinie Reuß-Schleiz-Köstritz an dem Länderbesi'tz
nicht mit Theil nimmt, dafür alljährlich 60,000 Fl. bezieht; 1426 ertheilte ihnen eine
kaiserliche Verleihung die Reichsfürstenwürde, die Greiz 1778, die übrigen Zweige erst
1806 erhielten. Alle männlichen Glieder des ganzen reußischen Stammes heißen
62*
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Europa. Das Herzogthum Naffau.
995
Nidda-, Ober- und Nied errheingau, Kunigeshundrete, von denen nur 3
ganz in dem jetzigen Herzogthum liegen. Das regierende Fürstenhaus stammt von
dem Grasengeschlecht Nassau, dieses von den Herren von Laurenburg, welche
um das Jahr 1100 an der Mündung des Mühlbaches in die Lahn die berühmte Burg
Nassauerbauten, die dem Fürstengeschlecht und dem Lande den Namen gab; nach
einer Sage sollen die Herren von Laurenburg von einem römischen Geschlecht stammen,
von dem 2 Brüder mit Julius Casar hierher kamen, der eine Erbvogt zu Koblenz und
an der Lahn wurde; nach einer andern Sage sollen sie von dem mächtigen fränkischen
Geschlechte der Salischen Conradiner abstammen; sehr wahrscheinlich aber stammen
sie von Drutwin, 910 — 956, ab, Kriegsbegleiter des Herzogs Herrmann von
Allemanien, deffen Nachkommen Gaugrafen der Kunigeshundrete waren. Heinrich Ii.
oder des Reichen, Graf zu Nassau 1197 —1247, beiden Söhne gründeten die beiden
noch bestehenden Hauptlinien des Nassauischen Hauses, Walram Ii. die Walrami-
sche Linie, von welcher das jetzige Herzogshaus abstammt, und Otto I. die Otto-
nische Linie, deren Nachkommen jetzt auf dem Throne der Niederlande sitzen; Wal-
ram erhielt die südlichen, Otto die nördlichen Landestheile. Nachdem das Nassauische
Haus sich in mehrere Linien und Aeste getheilt, das Stammland durch die Herrschaft
Mehrenberg, Gleiberg, Hüttenberg, Saarbrücken u. m. a. vergrößert, und vom Kaiser
Karl Iv. 1336 in den gefürsteten Grafenftand erhoben worden, vereinte Ludwig Ii.
von Weilburg nach dem Aussterben der Linien Saarbrücken, Idstein und Wiesbaden
1605 alle Besitzungen des Walramschen Hauses. Spätere Zertheilungen: Saarbrücken,
Ottweiler, Idstein, Usingen starben wieder aus; 1728 bestanden nur Usingen und
Weilburg, die durch den Lüneviller Frieden ihre überrheinischen Besitzungen verloren,
dafür aber Entschädigungen und Sitz und Stimme im Reichsfürstenrathe erhielten;
auch das Ottonische Haus erlitt vielfache Verzweigungen: Dillenburg, Hadamar, Sie-
gen, Beilstein, Dietz, welche, alle zum Hause Nassau-Oranien gehörig, bis auf die
Dietzische Linie, das Königshaus der Niederlande, ausgestorben sind. 1806 traten
beide Walramische Linien: Usingen und Weilburg, dem rheinischen Bunde bei, ver-
einigten ihre Besitzungen zu einem gemeinschaftlichen Herzogthum, erhielten durch die
Rheinbundsakte mehrere mediatisirte Besitzungen, während Nassau-Oranien seine Be-
sitzungen verlor; 1815 traten sie dem deutschen Bunde zu, erlauschten frühere Nassau-
Oranische Besitzungen, 1816 starb die Usinger Linie aus, ergriff Weilburg alleinigen
Besitz, 1818 gab der Herzog ständische Verfassung, entsagte er gegen ansehnliche Geld-
Entschädigung auf die Nachfolge in den niederländisch-deutschen Besitzungen. Auch
in Nassau hat das Jahr 1848 mancherlei Veränderungen herbeigeführt. Die Otto-
nische Linie erbt nach dem Aussterben der Walramischen im Mannsstamme.
Die Staatsverfassung und Verwaltung erbmonarchisch-constitutionell, nach
der Verfassung von 1814 mit Herrenbank und Deputirtenkammer, die erstere aus den
Prinzen des herzoglichen Hauses, den Häuptern der standesherrlichen Familien (Erz-
herzog Stephan von Oesterreich als Besitzer der Herrschaft Holzappel und Schaumburg,
die Fürsten Wied und von der Lepen, die Grafen Leiningen, Westerburg, Waldbott,
Bassenheim, Walderdorf, Giech, Schönborn, Wiesentheid), und 6 adligen Deputirten,
die letztere aus Deputirten des Volks, der Geistlichkeit und höhern Lehranstalten zu-
sammengesetzt; das Jahr 1848 hat auch hierin Manches geändert.
Staatsministerium die oberste Verwaltung des Landes, mit Abtheilungen
für Justiz, das Innere, das Kriegswesen, die Finanzen; 11 Kreisämter (Hachenburg,
Hadamar, Herborn, Höchst, Jtzstein, Langenschwalbach, Limburg, Nassau, Reichels-
heim, Rüdesheim, Wiesbaden); Ober-Appellationsgericht und Cassationshof zu Wies-
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- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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Europa. Das Herzogthum vraunschweig.
675
Erzeugungskosten, die im Preußischen sich auf 10, in Hannover auf 15 Sgr. belaufen.
Der Bergbau beschäftigt 300, das Hüttenwesen gegen 5oo Arbeiter. Viele Bruch-
steine, Kalk, Gyps, Alabaster. 45,000 Pferde, 75,000 Rinder, 420,000 Schaafe,
45,000 Schweine, 8000 Bienenstöcke.
Die Bewohner, c. 275,Ooo (i. I. 1760: 159,000; 1813: 209,000;
1830: 246,000; 1839: 260,000; 1849: 270,000), wohnen in 12 Städten, 16
Flecken, 440 Dörfern und Weilern, 150 einzelnen Gehöften, gegen 32,000 Häusern.
Fast nur Deutsche, nur 1500 Juden; zumeist der lutherischen Kirche angehö'rig, nur
3000 Katholiken, 100 Herrnhuter. — Die Braunschweiger, ein fast reindeutscher
Volksstamm, sind kräftig, beharrlich, thätig ohne viele Worte, regsam für gemüthliche
Handlungen, betriebsam in allen Beziehungen, was Verstand, Willen und Menschen-
hand zu erzeugen vermögen. Blühend ist Ackerbau, Waldwirthschaft, Berg-, Hütten-
und Salinenwesen, die Gewerbthätigkeit, besonders in einigen Bezirken; nicht unbedeu-
tend der Handel, die Braunschweiger Messe eine der bedeutendern in Deutschland,
bedeutend ist der Durchfuhrhandel, unterstützt durch 200 M. lange Chausseen und durch
Eisenbahnen, von denen die Eisenbahnstrecke Braunschweig-Wolfenbüttel i. I. 1838,
Wolfenbüttel-Harzburg 1843, Wolfenbüttel-Oschersleben in demselben Jahre, Braun-
schweig-Hannover i. I. 1844 eröffnet wurden; im Ganzen gegen 16 M. l. und über
4 M. Doppelgleis, zwischen Wolfenbüttel und Hannover, eine wichtige und sehr be-
fahrne Eisenbahnstrecke, die 0- und W Deutschland mit einander verbindet. Viele
Gelehrte sind aus Braunschweig hervorgegangen, besonders viele Naturforscher und
Aerzte, unter denen mehrere von sehr gutem Klang: Lichtenstein, Lachmann, Horn,
Wagner, Nicolai, Gravenhorst, Remer, Frankenheim, Leuckart, Brandts, Henke,
Trott, Gauß, Ribbentrop, Höck, Kruckenberg, Fricke, Blume, Bünger, Schacht,
Maier, Giesker u. m. a.
Die geistige Bildung wird durch das Collegium Carolinum zu Braunschweig,
1 höhere humanistisch- und technisch-merkantilische Bildungsanstalt seit ihrer Umge-
staltung 1835, mit 18 Professoren und 8 Hülfslehrern, durch 5 Gymnasien, zu
Braunschweig, Blankenburg, Helmstädt, Holzminden und Wolfenbüttel, mit 64
Lehrern und 520 Schülern, durch die beiden Schullehrerseminare zu Braunschweig und
Wolfenbüttel, durch 21 Bürger- und 369 Dorfschulen gefördert; 1 Predigerseminar
zu Wolfenbüttel, 1 anatomisch-chirurgisch Collegium zu Braunschweig.
Das Kirchenwesen steht unter6 General-Superintendenturen und 31 Special-
Inspektionen, zu denen 238 Pfarreien mit c. 400 Kirchen und Kapellen gehören;
1 reformirte, 3 katholische Pfarreien, 4 Synagogen.
Der Staat ist ein Herzogthum, mit einem Herzog aus dem Hause Este
an der Spitze, das durch Verheirathung des Herzogs Heinrich des Stolzen von Baiern
und Sachsen mit Gertraut, Tochter des Kaiser Lothar aus dem sächsischen Hause
Süpplingenburg, in Besitz der braunschweigischen Lande kam; das Fürstengeschlecht
der Welfen, das viele Helden unter seinen Gliedern zählt, viele, die den ruhmvollen
Tod auf dem Schlachtfelde starben. Ernst der Bekenner, ff 1546, ist der Stifter
der jetzigen Fürstenhäuser Braunschweig und Hannover, sein ältester Sohn Heinrich,
ff 1598, wurde Stifter der Braunschweig-Wolfenbüttelschen Linie, von der
sich zeiträümlich die Linie Bevern abzweigte, 1687 —1809; durch seinen glänzenden
Hofstaat und seine Theilnahme am 7jährigen Kriege verschuldete Herzog Karl sehr sein
Land, sein ^ohn Carl Wilhelm Ferdinand hob das Land wieder durch zweckmäßige
Einrichtungen und weise Einschränkungen, und erwarb seinem 4. Sohne die Anwart-
schaft auf das in Schlesien liegende Fürstenthum Oels mit der Herrschaft Medzibor
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Glogau [u.a.]
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- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
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Europa. Die Herzogthümer Anhalt.
mehrere Erziehungsanstalten; die geistige Bildung fördern außerdem die Herzog!, öffent-
lichen zu Dessau, Köthen und Ballenstädt, die sogenannte Gypskammer zu Dessau,
das sogenannte Museum zu Köthen, die Singakademie zu Deffau, der naturhistorische
Verein daselbst; das kirchliche Leben wird durch die Anhalt-Dessauische Pastoral- und
die Bibelgesellschaft, das gewerbliche Leben durch den Gartenbauverein in Dessau, durch
die Gewerbevereine zu Zerbst und Köthen gefördert; sehr viele wohlthätige und Unter-
stützungs-Anstalten.
Das Ge werbe leben fast nur auf Landwirthschaft, Gartenbau und den gewöhn-
lichen Handwerkstand beschränkt; im Oberherzogthum Bernburg auch Berg- und Hütten-
wesen und Waldwirthschaft; Bergwerkscommission zu Harzgerode, Eisenhüttencommis-
sion zu Mägdesprung im Selkethale; Zerbster Bier; nicht unbedeutende Fabrikthätigkeit
in Zerbst. Bedeutender Handel mit Ackerbauerzeugnissen; Eisenbahnen 3: die Berlin-
Anhaltsche, Magdeburg-Leipziger, Köthen-Bernburger; Elb- und Saal-Schifffahrt.
Das herzogliche Haus stammt vom Grafen Esico von Ballensta'dt, der in der
Mitte des 11. Jahrhunderts viele Güter an Elbe und Saale besaß, sein Sohn Otto
der Reiche nannte sich zuerst Herzog von Ascanien und Aschersleben; sein Erbe, Albrecht
der Bär, erweiterte die Besitzungen, welche der Kaiser Friedrich Ii. zum Fürstenthum
unter Heinrich dem Fetten erhob; dieser ist Stifter des Hauses Anhalt; unter Joachim
Ernst wurde im Jahre 1551 das Land, welches wiederholt unter die Nachkommen zer-
theilt worden war, wieder in einer Hand vereinigt, von seinen Söhnen aber in die
Häuser Dessau durch Johann Georg, Bernburg durch Christian, Zerbst durch
Rudolph, und Köthen durch Ludwig zertheilt; Zerbst starb 1793 aus und wurde
1797 unter die 3 durchs Loos vertheilt; Bernburg erhielt 1806 vom deutschen Kaiser
die Herzogswürde, welche Köthen und Dessau bei ihrem Eintritt in den Rheinbund an-
nahmen; 1814 traten die Herzöge dem deutschen Bunde bei, indem sie mit Oldenburg
und Schwarzburg die 15. Stelle einnehmen, in der vollen Versammlung hat jedes Haus
seine eigene. 1847 den 23. November erlosch durch den Tod des Herzog Heinrich die
Linie Köthen, über welches, als gemeinsamen Besitz, der Herzog von Anhalt-Dessau
als Senior des Hauses, jedesmal der älteste, für beide Linien die Regierung führt. Sie
führen den Titel: Herzog zu Anhalt, Sachsen, Engern und Westphalen, Graf zu As-
canien, Herr zu Bernburg und Zerbst, mit dem Prädikat Hohheit; der jedesmalige
älteste Fürst ist Senior des Hauses, jede Linie hat das Anrecht auf die Erbfolge in den
übrigen Linien; sehr wahrscheinlich wird der Herzog von Dessau in kurzer Zeit alle drei
Gebiete vereinigt besitzen, da der Herzog von Bernburg keine Manneserben hat. —
Als Orden besteht der herzogl. Anhaltinische Gesammt-Hausorden Albrecht des
Bären, 1836 mit 4 Klassen (Großkreuze, 2 Commandeure, Ritter) gestiftet, womit
noch eine goldene und eine silberne Verdienstmedaille in Verbindung stehen; außerdem
Kreuz für die Freiwilligen von 1813 — 15, Civilverdienstmedaille für 50jährige treue
Dienstzeit, Kriegsdenkmünze für 1814—15, goldenes Kreuz für Offiziere nach 25jäh-
riger Dienstzeit, eine geringere Klasse für Unteroffiziere und Gemeine. — Das Jahr
1848 hat auch in den Anhaltinischen Herzogthümern manche Veränderungen und Ein-
richtungen hervorgerufen, von denen sich jedoch manche schon als nicht brauchbar und
förderlich erwiesen haben.
Herzogthum Anhalt-Dessau, 16'/, Hätt., 65,000 T., 671,687 Thlr. Einkünfte
und Ausgaben, Staatsschulden Iv* Mill. Thlr , auf den Kopf 23'/, Thlr.
Herzogthum Anhalt-Köthen, 14'/,Ihm., 45,000e., 445,338 Thlr.staatseinnahmen
und Ausgaben, Staatsschulden 2,870,000 Thlr., auf den Kopf 71 Thlr.
Anhalt-Bernburg, 15 Ihm., 52,000 E., Staatseinnahmen und Aus-
gaben 602,000 Thlr., Staatsschulden 1,851,124 Thlr., 36'/, Thlr. aus 1 E.