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Finnland) oder der wilden Feldgraswirtschaft, die jedes Jahr ein
anderes neues Stück der Flur mit Sommergetreide bestellt und sich
mit der zeitweiligen Verlegung der ganzen Ansiedlung verträgt (Zu-
stand der germanischen Urzeit). Ihr folgt die Dreifelderwirt-
schaft, die bei den Römern üblich war, unter ihren Einfluß vielleicht
schon vor der Völkerwanderung im westlichem Deutschland Eingang
fand, allgemein aber erst feit der Karolingerzeit durchdrang und bis
nach dem Siebenjährigen Kriege herrschte. Sie teilt die Flur in zwei
gleiche Teile; die eine vom Dorf entferntere Hälfte bleibt als ewige
Weide und Wald (gemeine Mark, Almende, Gemeinweide) liegen, die
andere wird in 3 Felder (Schlüge) geteilt und diese abwechselnd im ersten
Jahre mit Wintersaat (Weizen, Roggen, Spelt) im zweiten mit Sommer-
saat (Gerste und Hafer) bestellt, im dritten als Brachland der Ruhe über-
lassen und nur als Weide benutzt. Das Ackerland liegt in Deutsch-
land teils in Gewannen nach der Bonität des Bodens, in deren
jedem jeder Bauer feinen Anteil hat (Hufe), der in Morgen, Tag-
werke, Joch (iuzeru) zerfällt, teils in zusammenhängenden schmalen
Streifen (fränkischen und flämischen Hufen). Mit der Gewannein-
teilung ist der Flurzwang (Einheitlichkeit der Bestellung in der ganzen
Flur) verbunden. In besonders futterreichen Gegenden entwickelt sich
die Feldgraswirtschaft, die auf demselben Boden in mehrjährigem
Umtriebe Getreidebau und Graswuchs miteinander abwechseln läßt
lind die ganze Feldmark in Schlüge (Koppeln) teilt. Aus der Drei-
felderwirtschaft geht die Fruchtwechselwirtschaft mit Wiesenbau
und Stallfütterung hervor, die das ganze anbaufähige Land beständig
unter dem Pfluge hält und in jährlichem Wechsel die einzelnen Teile
(unter Anwendung reichlicher Düngung) mit Halm- oder Blattfrüchten
bestellt. Sie steigert den Ertrag durchschnittlich um das Doppelte,
erfordert aber sehr viel Tier- und Menschenkraft. Die höchste Inten-
sität erreicht der Landbau im Weinbau, der nur in bestimmten Lagen
und Klimaten möglich ist, und im Gartenbau (Gemüse, Beeren,
Obst), der davon ebenfalls in hohem Grade abhängig ist und besonders
in der Rühe größerer Städte rentiert.
Natur und 4. Der Grund und Boden ist ursprünglich nicht Einzel- sondern
Grundbesitzes Gesamtbesitz eines Stammes, einer Markgenossenschaft, einer Gemeinde;
nur Hans und Hos sind Sondereigentnm. Hat sich die dauernde Tren-
nung von Ackerland und Almende befestigt, so bleibt diese oft noch
lange Gemeinbesitz, das Ackerland geht allmählich in volles Sonder-
eigentum über. Hinsichtlich des Umfangs unterscheidet man nach
einem relativen, nicht absoluten Maßstabe Groß-, Mittel- und Klein-
besitz. Beim Großgrundbesitz kann der Eigentümer eben nur die
Oberleitung führen, die wirtschaftliche Arbeit überträgt er Sklaven
(im Altertum; die Negersklaverei), abhängigen Leuten (Hörigen, Zins-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Extrahierte Personennamen: Hans
Extrahierte Ortsnamen: Finnland Deutschland Deutsch-
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Inhalt: Zeit: 1914-1918
Verlag von Paul Parey in Berlin Sw, Hedemannstr. iou. Ii.
Jeder Band Tu Afp Pirtihtrpi^ Preis des Bandes
einzeln käuflich X Jt1.Ax-Jl\ J31jdiu x iljzjiv In Leinen geb. 4,— M-
Landwirtschaftliche Gewerbe.
Apfelweinbereitung von Dr. Ernst Kramer in Klagenfurt.
Bierbrauerei von Dr. C. J. Lintner, Professor in München. 4. Auflage.
Ziegelei v. Otto Bock, neubearb.v. A. Nawrath, Ziegelei-Ing. in Berlin. 4. Aufh
Baukunde.
Engels Pferdestall (Bau u. Einrichtg.), neubearb. v. Reg.-Baum. G. M e y e r. 3. Ausl.
Engels Viehstall (Bau u. Einrichtg.), neubearb. v. Prof. A. Schubert. 5. Ausl.
Schuberts ldw. Baukunde. Neubearb. v. Prof. A. Schubert. 9. Auflage»
Geflügelställe (Bau u. Einrichtg.) v. Prof. A. Schubert in Kassel. 4. Auflage.
Kulturtechnik, Maschinenkunde, Ingenieurwesen.
Schuberts ldw. Rechenwesen. Bearb. v. H. Kutscher in Hohenwestedt. 4. Ausl.
Be- u. Entwässerung der Äcker u. Wiesen v. Ök.-Rat L. Vincent. 4. Auflage.
Wüsts Feldmessen u. Nivellieren. Bearb. v. Prof. Dr.-Ing. A. Nachtweh. 8 Ausl.
Der Landwirt als Kulturingenieur v. Fr. Z a j i c e k , Prof, in Mödling. Z. Äufk
Landw. Plan- und Situationszeichnen von H. Kutscher in Hohenwestedt.
Wind-Elektrizität von Dr.-Ing. G. Liebe in Dresden.
Veterinärweseu.
Hufpflege, Hufschutz und Beschlag. Von Prof. Dr. H. Möller in Berlin.
Englischer Hufbeschlag von H. Behrens, Lehrschmied in Rostock. 2. Auflage»
Eingeweidewürmer der Haussäugetiere von J. Dewitz in Berlin.
Gesundheitspflege der ldw. Ilaussäugetiere v. Prof. Dr. Klimmer. 2. Auflage.
Landw. Giftlehre von Med.-Rat Dr. G. Müller, Professor in Dresden.
Der kranke Hund von Med.-Rat Dr. G. Müller, Prof, in Dresden. 4. Auflage.
Der gesunde Hund von Med.-Rat Dr. G. Müller, Prof, in Dresden. 2. Auflage.
Geburtshilfe von Veterinärrat A. Tapken in Varel. 4. Auflage»
Jagd, Sport und Fischerei.
Künstl. Fischzucht v. M. v. d e m Borne. Neubearb. v. H.v. Debschitz. 5. Ausl.
Süßwasserfischerei von M. von dem Borne.
Teichwirtschaft v. M. von demborne. Neubearb. v. H.v. Debschitz. 6. Aufl»
Goeddes Fasanenzucht. Bearb. v. Fasanenjäger Staffel in Fürstenwald. 4. Ausl.
Jagd-, Hof- und Schäferhunde v. Ernst Schlotfeldt in Hannover. 2. Ausl.
Ratgeber beim Pferdekauf von Stallmeister B. Schoenbeck. 5. Auflage.
Widersetzlichkeiten des Pferdes von Stallmeister B. Schoenbeck. 2. Auflage.
Reiten und Fahren von Major R. Schoenbeck in Berlin. 6. Auflage.
Gartenbau.
Gehölzzucht v. J. Hartwig, Großh. Hofgarteninspektor in Weimar. 2. Auflage.
Gewächshäuser v. J. Hartwig. Umgearb. v. Obergärtner 0. Reiter. 3. Ausl.
Meyers immerwährender Gartenkalender. 6. Auflage.
Obstbau v. R. N o a c k. Neubearb. v. Obergärtner Mütze in Dahlem. 6. Aufl.
Obstverwertung von Karl Huber, Kgl. Garteninspektor.
Rümplers Zimmergärtnerei. Bearb. v. W. Mönkemeyer in Leipzig. 3. Aufl.
Gemüsebau von B. von Uslar. Neubearb. von Amtsrat Koch. 6. Auflage.
Gärtnerische Betriebslehre v. Dr. A. B o d e , Oberlehrer in Chemnitz. 2. Auflage.
Gartenblumen (Zucht u. Pflege) v.th. R ü m p 1 e r. Neubearb.v. O.krauss. 8. Aufl.
Weinbau und Weinbehandlung von A. Dem.
Zu beziehen durch jede Buchhandlung.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Paul_Parey Ernst_Kramer Ernst C._J._Lintner Otto_Bock Otto Aufh
Baukunde Schubert Schuberts Schubert Schubert Schuberts H._Kutscher L._Vincent H._Kutscher H._Möller H._Behrens J._Dewitz Süßwasserfischerei_von_M. Ernst_Schlotfeldt Ernst B._Schoenbeck B._Schoenbeck Hartwig Hartwig Meyers Karl_Huber Karl Rümplers_Zimmergärtnerei W._Mönkemeyer Gemüsebau_von_B._von_Uslar Koch
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Hedemannstr Klagenfurt München Berlin Kassel Hohenwestedt Mödling Hohenwestedt Dresden Berlin Rostock Berlin Dresden Dresden Dresden Varel Fürstenwald Hannover Berlin Weimar Dahlem Leipzig Chemnitz
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Inhalt: Zeit: 1914-1918
172
X. Muster für häufig vorkommende Rechtsgeschäfte.
Gemeindenorftand zu Neuthal.
Betrifft:
Auftreten der Maul- und
Klauenseuche.
An
den Königlichen Herrn Landrat des
Kreises Samter
in Samter.
Neuthal, den 14. Februar 1914.
Euer Hochwohlgeboren
beehre ich mich die ergebene Mit-
teilung zu machen, daß auf dem Ge-
höft des Bauerngutsbesitzers A.
Freitag nach meinem Dafürhalten
die Maul- und Klauenseuche unter
dem Viehbestände ausgebrochen ist.
Euer Hochwohlgeboren bitte ich,
die persönliche Untersuchung durch
den Kreistierarzt veranlassen zu
wollen.
Euer Hochwohlgedoren
gang gehorsamster
Thonak, Gemeindevorsteher.
d. Gesuche.
1.
Gesuch
des Hofbesitzers W. Felsch
um
Erteilung einer Bauerlaub-
nis.
Rudki-Hld., den 1. April 1914.
Auf meinem an der Dorfstraße
Hierselbst gelegenen Grundstücke be-
absichtige ich eine neue Scheune und
ein Stallgebäude aufzuführen und
erlaube mir deshalb, Ihnen einen
Lageplan, eine Grundriß- und eine
Querschnittszeichnung, sowie eine
Baubeschreibung in je zwei Exem-
plaren mit der ergebenen Bitte zu
überreichen,
„mir die erforderliche Genehmigung
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
12
Zweites Kapitel.
Ägypten, nicht die Bergsteige der Rlpen und Pyrenäen, kein Ltrom
hemmt, kein Raum schreckt. Ihr habt die ganze Erde vermessen,
Wege durch die Berge gehauen, die Wüsten mit Menschen gefüllt
und alles durch Ordnung und Zucht veredelt." Die Raufleute trotzten
den Gefahren der Meere, sie wagten sich in den Atlantischen Ozean,
sie wanderten von der Donau ins Bernsteinland, sie reisten zu den
fernen Indern und an den Hof des chinesischen Kaisers, und in
Marbods Hauptstadt fanden die einbrechenden Römer Krämer aus
allen Teilen des Weltreichs, die Handelsfreiheit und Gewinnsucht
dahin geführt und die dann dort die Heimat vergessen hatten.
2. Rch, das Weltreich fiel, seine Kultur verdarb, seine Ztraßen
verschwanden unter Lchutt und Wald, und weiterhin führte der
Wechsel der Jahrhunderte wildere Litten herauf. Grundruhrh und
Ltapelrecht^), Ltrandrecht^) und Irrfeuer, hohe und ungerechte Zölle,
das waren böse Worte in böser Zeit. Bürgersinn und Vürgermut
in den neuen Städten Deutschlands, die im verkehr mit Italien und
durch die Kreuzzüge erstarkten und nach den vier Orten der Welt
hin gewinnreichen Handel trieben, schufen Wandel und bewirkten
nach glücklichen Einungen durch gemeinsames vorgehen, daß die
Hanseaten nicht nur den ganzen nordischen Handel in ihre Hand
bekamen und durch ein Retz von Verträgen auf wirtschaftlichem
Gebiete im Ruslande eine Vorzugsstellung vor allen fremden und
Einheimischen erlangten, sondern daß sie auch durch weise Ordnungen
in ihren Kaufhöfen in London und Bergen, Nowgorod und anderswo
unter eigner Obrigkeit, heimischem Recht und Gericht vollen Rechts-
schutz, größere Licherheit und behaglichere Existenz gewannen.
3. In der Neuzeit vervielfältigten sich die Beziehungen der
Völker unter dem Einfluß der gemeinsamen Kulturaufgaben und der
großen Entdeckungen und Erfindungen in ungeahnter weise, und
so kam man allmählich dazu, den Völkerverkehr wieder in sichrere
Wege zu lenken und indem man eine Vielzahl von Personen mit
1) Der umgestürzte Wagen, der den Grund berührte, ja selbst das herab-
gefallene Frachtstück gehörte dem Grundherrn.
2) Manche Städte verboten das vorbeiführen von Waren,' sie mußten
einige Tage am Drte liegen bleiben und zum verkaufe angeboten werden:
das war erst Brauch gewesen (tatsächlich hatte man lange z. B. in Magde-
burg, Venedig oder Alexandrien die Reise beendet), nun war es Zwang ge-
worden, damit die einheimischen Kaufleute, Schiffer und Fuhrleute Verdienst
erhielten. Endgültig ward es erst durch die Rheinschiffahrtsakte 1821 und
1831 und die Zollvereinsverträge beseitigt.
3) ctlles, was an den Strand getrieben ward, ward als Eigentum der
Strandbesitzer oder Strandbewohner angesehen, Schiff mit Ladung und Mann-
schaft. Die Schiffbrüchigen erhielten keine Hilfe, sondern verfielen meist gräß-
lichem Tode. Und jetzt?
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Ortsnamen: Donau Marbods Deutschlands Italien Ruslande London Venedig
Anhang.
107
legen erst, wenn sich die Gemeinde von der Wehrfähigkeit überzeugt hat.
Dann schmückt im Landtag einer der Fürsten oder der Vater oder ein verwandter
den Jüngling mit Schild und Speer. Damit werden sie mündig und erhalten
den ersten Ehrenschmuck der Jugend. Bis dahin gehören sie dem Hause, nun dem Lande.
o. 14. wenn in dem Stamme, in dem sie geboren sind, langer Friede und
Buhe die Tatkraft lähmt, da zieht ein guter Teil des jungen Adels aus freien
Stücken zu den Stämmen, bei welchen es Krieg gibt. Denn das Volk kann die
Buhe nicht leiden,' Ruhm wird leichter in Kämpfen gewonnen,' und schließlich
gehört zur Erhaltung einer ansehnlichen Heeresschar Gewalt und Krieg: denn
von ihres Fürsten Freigebigkeit (Milte) erwarten sie Geschenke: das Boß,
das sie in die Schlachten trägt, und den Speer, der sich mit Blut röten und
den Sieg erkämpfen soll; als Sold sehen sie die Speisen an, die nicht lecker
zu sein brauchen, aber reichlich sein müssen. Die Blittel zu solchen Ausgaben
gibt eben Krieg und Baub. Vas Land zu bestellen und auf seinen Segen ein
ganzes Jahr zu warten, dazu kann man sie schwerer bewegen als gegen einen
Feind vom Leder zu ziehen und im Kampf Wunden zu gewinnen. Ja, träg und feig
dünkt es die Kriegsmänner, mit Schweiß zu erwerben, was man mit Blut erkaufen kann.
c. 15. wenn sie nicht im Kriege liegen, verbringen sie viel Zeit auf der
Jagd, mehr in vollem Nichtstun, sie schlafen und essen. Die besten Helden
treiben es so. Die Sorge für Haus, Herd und Feld überlassen sie den
Weibern, den Greisen und den Nichtwaffenfähigen, die es natürlich auch in
jeder Familie gibt; sie selbst kümmern sich rein um gar nichts. Vas ist ein wunder-
bares Bätfel, daß dieselben Blenschen so das Nichtstun lieben und die Buhe Haffen.
Brauch ift's bei den Gemeinden, von freien Stücken den Fürsten Gaben
an Korn oder Vieh wie eine Kopfsteuer darzubringen. Das wird als Ehrenzoll
empfangen und auf notwendige Ausgaben verwendet, vorzüglich freuen sie
sich über Geschenke benachbarter Stämme, wie sie nicht nur von einzelnen, sondern
auch von Staats wegen geschickt werden: schöne Pferde, große Waffen und Goldehren-
schmuck, wie Ketten und Binge. Jetzt haben wir sie auch Geld anzunehmen gelehrt.
o.l6. Städte gibt es in Deutschland nicht, das weiß jedes Kind; sie
dulden nicht einmal aneinanderstoßende Wohnungen. Sie wohnen zerstreut und
weit voneinander entfernt, am rinnenden (huell, am sprossenden Feld, im grünen Wald.
e.18. Die Ehen sind in Deutschland streng, das ist wohl das schönste
an ihrem Leben und ihren Sitten. Sie sind fast die einzigen von allen Barbaren,
die sich mit einer Frau begnügen, von wenigen abgesehen, die aber nicht aus
Leidenschaft, sondern infolge ihrer hohen Geburt saus politischen Gründen)
mehrere Frauen freien. Nlitgift bringt nicht die Frau dem Manne, sondern
der Nlann der Frau zu. Bei der Verlobung sind die Eltern und verwandten
zugegen und prüfen die Gaben, und die Gaben sind nicht den kleinen weiblichen
Neigungen entsprechend gewählt, nicht zum Schmuck der jungen Frau bestimmt,
sondern Binder sind's, ein gezäumtes Pferd, ein Schild, ein Speer, ein Schwert.
Auf diese Gaben hin wird das Mädchen verlobt, und auch sie bringt dem
Nlanne einige Waffenstücke zu. Sn ihnen sehen sie (die gesicherte Grundlage
des neuen Hauses) ein festes Band, eine geheimnisvolle Weihe, gewissermaßen
eine Gottheit, die die Ehe schützt: das Weib soll nicht glauben, sie könne fern,
ohne Anteil an den männlichen Gedanken und Pflichten und fern von den
Wechselfällen des Krieges leben; so wird sie in der Weihestunde gemahnt, in
das neue, in ihr Haus zu treten, um als des Mannes treue Gefährtin in Mühe
und Gefahr mit ihm zu leben und in Krieg und Frieden bereit zu sein, gleiches
mit ihm zu leiden und zu wagen. Darauf weisen die Binder, das gerüstete
Pferd und die Waffen hin. Sn dem Sinne solle sie leben und sterben,' was
sie empfange, müsse sie unverletzt ihren Söhnen übergeben, daß ihre Frauen
es froh erhielten und ihrerseits wiederum auf die Enkel vererbten.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
110
Anhang.
vollständig ausreicht, sondern daß man auch an das Ausland noch abgeben
kann. So übersteigt der wert der Einfuhr den der Ausfuhr nicht, und
dann werden meist nur solche Waren eingeführt, die die Deutschen leicht ent-
behren könnten, wenn sie nur dem Luxus, der Trägheit und Torheit entsagen
wollten. Venn sie könnten ganz ruhig mit ihrem wein und Bier oder, wenn
diese Getränke zum Rausch noch nicht ausreichen, mit ihrem höllischen Brannt-
wein sich begnügen und auf spanische und französische weine verzichten, sie
könnten ebenso leicht das Tuch aus eigner Wolle weben und den Spaniern,
Engländern und Holländern ihres lassen. Und wenn man draußen eleganter
zu arbeiten versteht, so hätten die deutschen Handwerker ihr Handwerk eben
vervollkommnen müssen. Auch auf Seide könnte Deutschland unbedenklich
verzichten, oder wenn das verlangen nach prächtiger Uleidung wirklich so heiß
wäre, könnte man am Rheine genug Maulbeerbäume pflanzen, wenn nur die
Leute dort es fertig brächten, sich auch um andres als um Weinberge zu küm-
mern,' und wäre dann einmal die Nahrung für die Raupe vorhanden, so könnte
man leicht in Italien die Seidenfabrikation lernen. Weiter kann man es der
Einfalt des Volks vielleicht noch zugute halten, daß französische Moden und
Uleiderschnitte allein für fein und elegant gelten, aber das ist doch wahrlich
zu dumm, wenn man aus Frankreich auch leichte und dünne, eigentlich doch
blödsinnige Gewebe holt. Wertloses Zeug ohne jeden Wert bezahlt man, nur
weil's in Frankreich gemacht ist und die Bezeichnung trägt, mit hohem preis.
Daß aber die französischen Meister bei Tüchern und Geweben so oft die Mode
wechseln, ist nicht Leichtsinn, sondern Schlauheit: sie machen es so den deutschen
Meistern unmöglich, zu Hause ihre Fabrikate nachzumachen. Leider ist die
Mehrzahl der Meister so einfältig, daß sie es fast für Sünde halten, von der
althergebrachten Art des Arbeitens einmal abzuweichen, und daß sie glauben,
sie dürften nicht mehr Geschick und Geschmack zeigen als ihre Vorfahren. Schließ-
lich Gewürze, Zucker und andre Produkte beider Indien könnte Deutschland
leicht in geringerer Menge verbrauchen, wenn man nur die Schwelgerei ein
wenig einschränken wollte.
I. Auch hat Deutschland Mittel genug, auf dem Wege des Handels den
Reichtum andrer Völker an sich zu ziehen. Dazu gehört eine günstige Verkehrs-
lage und ein Überschuß von Waren über den eignen Bedarf, der zur Ausfuhr
bereit steht. Eine vortreffliche Lage für den Handel haben jedenfalls die Städte
an der Nord- und Ostsee,' weniger begünstigt sind schon die an den schiffbaren
Flüssen gelegenen Orte, weil da lästige Zölle erhoben werden. Auf den Land-
wegen ist der Transport von Waren zu teuer, da bleibt kein Nutzen. Zur
Ausfuhr geeignete Produkte hat Deutschland etwa folgende: Eisen und allerlei
Eisenzeug, Blei,' Ouecksilber, Wein, Bier, Branntwein, Getreide, Wolle, grobe
Tuche, wollene und leinene Gewebe verschiedener Art,' Pferde, Schafe u. a.
Ich will hier nicht verschweigen, daß manche Länder Europas an Geld
reicher sind als Deutschland. Dafür gibt es mehr als einen Grund. Einmal
ist es kein Wunder, wenn ein Land z. T. sehr erschöpft ist, in dem 30 Jahre
lang der Rrieg gewütet hat und das während dieser ganzen Zeit deutschen und
fremden Söldnern als Beute überantwortet war. Dann gibt es Länder in
Europa, die für den Welthandel günstiger liegen. Denn in Deutschland
liegen nur wenige Städte am Meere, während England und Italien, Spanien
und Portugal, Frankreich und die Niederlande sich langer Rüsten erfreuen.
Auch haben manche von den andern Ländern, wie Spanien und Portugal, aus-
wärtige Besitzungen, deren Schätze sich alle im Mutterlande zusammenballen,
während Deutschland noch keine Rolonien besitzt. Ebenso pflegt in einigen
Landen der Glanz und die Größe der Hauptstädte, in denen sich unermeßlicher
Reichtum vereinigt, die Augen der Fremden zu blenden, und von Paris, London
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheine Italien Frankreich Frankreich Indien Deutschland Deutschland Ostsee Deutschland Europas Deutschland Europa Deutschland England Italien Spanien Portugal Frankreich Niederlande Spanien Portugal Deutschland Paris
12
P. K. Rosegger*) erzählt: „Der Bauernhandwerker, als der
Schuster, der^Schneider, der Weber, der Böttcher, anderwärts auch der
Sattler,^der Schreiner sind in manchen Alpengegenden eine Art Nomaden-
bolk. Sie Haben wohl irgend eine bestimmte Wohnung, entweder im
eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes, wo
ihre Familie lebt, wo sie ihre Habseligkeiten bergen und wo sie ihre Sonn-
und Feiertage zubringen; am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werk-
zeug ans den Rücken oder in die Seitentasche und gehen ans die Stör,
d. i). sie gehen ans Arbeit aus und heimsen sich im Bauerhause, wohin
sie bestellt sind, so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit, den Hans
bedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich zu einem andern Hof."
^Arbella^ Durch das Wandern ging oft viel Zeit verloren. Ferner
Hauptberuf, traf es oft zu, daß der Störer bald viel bald gar keine Arbeit
hatte. Um seine Familie ernähren zu können, war er daher ge-
zwungen, neben seiner eigentlichen Arbeit auch Landwirtschaft zu
treiben.
Oer L'ronhof als Wirtschaftsgemeinde.
Neben den freien Bauern bestand der freie Adel?) Der ger-
manische Adel setzte sich ans jenen angesehenen Familien zusammen,
aus welchen die Herzöge gewählt wurden. Jede Adelsfamilie
hatte ein Gut, das sich von dem Vater auf den Sohn, von diesem
auf den Enkel ic. vererbte. Der Adel ging also von einem Ge-
schlechte auf das folgende über; darum wird dieser Adel als
Geschlechts- oder Geburtsadel bezeichnet.
Der erwählte Herzogs war im Kriege der Führer der ade-
ligen und nichtadeligen Grundbesitzer. Er erlangte immer mehr
Macht. Aus den: Herzogtum entstand nach und nach das Königtum.
Der König bedurfte verschiedener Diener, der Beamten. Diese
königlichen Beamten bildeten im fränkischen Reiche den Dienstadel.
Mit der Zeit verschmolzen Geschlechts- und Dienstadel zu
einem Stande, dem freien Adels- oder Ritterstande.
Die germanischen Könige eroberten von den besiegten Römern
große Ländereien. Sie konnten daher die Dienste ergebener
Adeliger dadurch belohnen, daß sie diesen große, bisher unbebaute
Grundstücke schenkten. So wurden die Adeligen Großgrundbesitzer,
die „weltlichen Grundherren".
Auch die Geistlichen wurden mehrmals von den Königen
mit Ländereien beschenkt. Auf diese Weise wurden manche Klöster
zu „g erstlich en Grundherrschaften". —
Die Grundherren suchten ihren Besitz zu vergrößern, ihre
Macht zu vermehren.
*) „Aus meinem Handwerkerleben".
2) Adel — Geschlecht auf dein Erbgut.
'h Herzog -- - Heerführer, der das Heer (nach sich, zieht, d. h. führt.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
68
d) Woh-
nungswesen.
e) Sittlich-
keit.
Penny die Stunde und selbst diese Arbeit im voraus ver-
pfändet. Wie soll dies enden? Ist nicht vielmehr alles zu
Ende?" Und der Weber blickt in dem leeren Zimmer umher.
Keine Nahrung, keine Heizung, keine Einrichtung und vier-
menschliche auf ihn angewiesene Wesen, die in ihren elenden
Betten lagen, weil sie keine Kleider hatten. „Ich kann meinen
Webstuhl nicht verkaufen," fuhr er fort, „nicht einmal als
Feuerungsmaterial und er kostete mich doch Gold. . . Ich war
für die Arbeit geboren und willig zu arbeiten. Ich liebte meinen
Webstuhl. . . Er gab mir ein Häuschen in meinem Heimatsdorf
und war nicht eifersüchtig auf das Gärtchen, das ich bestellte.
Ich hatte Zeit für beides ... Er gab mir zum Weibe das
Mädchen, das ich immer geliebt hatte und versammelte meine
Kinder um meinen Herd in Frieden und Wohlstand. Ich war
zufrieden, ich begehrte kein anderes Los. Warum bin ich nun
so weit gekommen? Warum werden ich und 600 000 ehrliche,
treue und fleißige Untertanen der Königin, die mannhaft jahre-
lang gerungen haben und jedes Jahr tiefer gesunken sind, von
unseren unschuldigen und glücklichen Häusern vertrieben, zuerst
in enge Häuser ohne Behaglichkeit und allmählich in Keller oder
andere Löcher wie dieses, die nicht einmal das Notwendigste bieten,
während die gewöhnlichsten Bedürfnisse des Lebens, schließlich
auch Kleidung und Nahrung uns entschwinden? . . Vormals
war der Mann ein Handwerker, im besten Falle bedient er jetzt
bloß die Maschine und selbst diese Beschäftigung entschlüpft ihm
und fällt der Frau und den Kindern zu. . . . Wir sinken tiefer
und immer tiefer. . .""
Das Streben nach Verdienst trieb die Arbeiter in die Fabrik-
orte. Auch in der Fabrik waren die Löhne sehr niedrig, nicht
bloß in der heimatlichen Wertstätte. Jeder Raum mußte nun
den zahlreichen Arbeiterfamilien als Wohnung dienen; fast jeder
war überfüllt. Die nächste Folge war oft großes Wohnungselend.
Nicht einmal jene Lebensgüter, für die kein Kaufpreis gesetzt ist,
die der Schöpfer alleil Wesen schenkt, hatten diese Armen in ge-
nügender Menge: Luft und Licht. Ist es zu verwundern, wenn
der tägliche Gast, die Not, schrecklichen Krankheiten wie Typhus,
Schwindsucht re., die Türen zu diesen Wohnungen öffnete? Und
sind nicht Arbeitskraft und Gesundheit das einzige Kapital der
Armen?
Die wenig gebildeten Menschen, die sich aus allen Gegenden
des Landes an Jndustrieorten zusammenfanden, standen dort
nicht, wie im Heimatdorfe, unter der Aufsicht von Kameraden
und Nachbarn, nicht unter der heilsamen Zucht eines gemeinsameil
y Penny — 8?2 Pfennig.
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2. Die Ordnung im Staatsleben.
Das schön gelegene Dörfchen Waldsee trug seinen Namen nicht mit
Unrecht. Am User eines kleinen, lieblichen Sees war es im Hintergründe
ganz von dunkeln Nadelwäldern eingesäumt. Die Tannen machten die
an sich frische und staubfreie Luft besonders harzreich und gesund. Es ist
daher nicht zu verwundern, daß sich jeden Sommer in dem zwar abge-
legenen, aber dafür sehr ruhigen Orte mehrere Städter einfanden. Von
dem Landaufenthalte der Sommerfrischler hatten die Bewohner Waldsees
hübsche Einnahmen.
Einige Männer des Dorfes dachten nun: Wenn sich die Zahl der
Sommergäste vergrößerte, so würden sich auch die Einnahmen erhöhen.
Aber wie können wir diese in unser Dorf ziehen? Der Bürgermeister
wußte Rat: „Wir müssen unsern Ort verschönern; wir müssen am See
ein Bad einrichten, für bessere Wohnungen sorgen, Spaziergänge nach dem
Walde anlegen u. s w." „Das wär' schon recht", sprach der Bäcker Sack;
„aber das kostet Geld, viel Geld; wer soll das zahlen?" „In die Aus-
gaben müssen lvir uns teilen," erwiderte der Krämer Schirm. „Ja, wie
denn?" fragte Sack, der schon für seinen Geldbeutel fürchtete. „Das machen
wir," erklärte der Bürgermeister, „am besten so lvie die Bewohner von
Untersee: Wir erhöhen die Umlagen der Gemeinde. Damit zahlen wir
die Zinsen des Kapitals, das wir zur Verschönerung Waldsees von der
Kreditbank aufnehmen." — „Da tu’ ich nicht mit," entgegnete Sack; „da
müßte ich ungefähr dreimal soviel beisteuern als der Krämer Schirm,
weil ich auch dreimal soviel Steuern zahle als dieser." „Dafür wird auch
Ihr Grund und Boden mit der Zeit mehr wert," sprach ein anderer Mann.
„Nein," endete Sack, „ich will nichts von der Verschönerung des Dorfes
wissen, mir ist es schön genug."
Mit Ausnahme des Bäckers Sack waren alle Versammelten mit
den Vorsckllägen des Bürgermeisters einverstanden. Sie beschlossen die
„Hebung des Luftkurortes" und Sack mußte mittun, d. h. mitzahlen,
wenn er auch noch so sehr dagegen war; denn schon im nächsten Jahre
wurden die Umlagen erhöht. Da spöttelte er in seinem Unwillen über
die Weisheit der Waldseer, weil diese nun wohl mehr Ausgaben, aber
nicht mehr Einnahmen hätten. „Wird schon kommen," erwiderten ihm
einige, die wußten, daß nicht jede Mühe, jede Arbeit, jede Ausgabe schon
am folgenden Samstag entlohnt lvird. „Und mitzahlen mußt du doch",
sagte schadenfroh Schirm zu Sack, „dreimal soviel mußt du zur Ver-
schönerung von Waldsee beitragen als ich".
Diese und ähnliche Sticheleien brachten den reizbaren Bäcker immer
mehr in Zorn. Sehen zu müssen, was in Waldsee alles, gegen seinen
Willen geschah, das verleidete ihm den Aufenthalt. Im Arger verkaufte
er sein Anwesen und siedelte sich in dem weniger schön gelegenen Orte
Steinwald an. —
Diese Verbesserungen in Waldsee waren den Sommerfrischlern sehr
angenehm. In den folgenden Jahren kamen nicht nur die früheren Gäste
wieder, sondern sie brachten auch neue mit. In acht Jahren war Waldsee
ein gesuchter Badeort. Die Bewohner hatten hievon beträchtlichen Nutzen.
Die Gastwirte, der Bäcker, die Hausbesitzer re. machten gute Geschäfte. Einige
Städter bauten sich dort Landhäuser; die Preise der Bauplätze stiegen. —
Dies alles erregte nun den Neid des ausgewanderten Sack. Er
wollte sein früheres Anwesen wieder zurückkaufen. „Ist's feil?" fragte er-
den jetzigen Besitzer. „Ja, aber es kostet heute anderthalbmal soviel als
vor acht Jahren." „Ist aus dir ein Wucherer geworden?" „Durchaus
nicht — das kommt vom Aufschwünge Waldsees. Sieh nur, ich will dir
gleich vorrechnen, daß sich mein Anwesen bei dem heutigen Preise ebenso
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Leistung). Um Leistung und Gegenleistung abzuschätzen, war
kein Preis, kein Geld notwendig. Die Naturalwirtschaft bedurfte
daher auch nicht des Kapitals. Diese Wirtschaftsgemeinde genügte
sich selbst; sie arbeitete nicht für andere. Es war bei ihr daher
auch kein Gewinn möglich. Der Austausch von Bodenerzeugnissen
und Vieh zwischen Hufnern geschah nicht zu dem Zwecke, um einen
Gewinn zu erzielen. Er diente nur dazu, die Bedürfnisse der
Wirtschaftsgemeinde zu befriedigen. Ein Hufner, der viel Ge-
treide geerntet hatte, tauschte gegen einen Teil davon eine Kuh
oder ein Pferd ein, ein anderer gab Leinen gegen Korn oder
Salz. Was im Hause hergestellt werden konnte, wurde auch her-
gestellt. „Der Landwirt taugt nichts, der da kauft, was eigene
Wirtschaft ihm gewähren kann."
War einen: Lehensempsänger die Ernte durch Hagelschlag b) Leihen,
oder Brand vernichtet worden, so nahm er, wenn er nichts zum
Tauschen hatte, von seinem Nachbarn zu leihen, was er brauchte.
Nach der nächsten Ernte gab er das geliehene Korn wieder zurück.—
Wenn nun aber der Schuldner nicht ehrlich gewesen wäre?
Beide, der Gläubiger und der Schuldner, waren als Glieder einer
Wirtschaftsgemeinde vielfach voneinander abhängig. Wenn der
Schuldner das geliehene Getreide nicht rechtzeitig zurückerstattet
hätte, so wäre er schon zur Erfüllung seiner Verpflichtung gezwungen
worden. Das Mißtrauen, das uns Kinder des 20. Jahrhunderts er-
füllt, war den Gliedern der Wirtschaftsgemeinden zu Anfang des
Mittelalters fremd. Es wäre auch ungerechtfertigt gewesen.
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