Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
194 Die Erschließung des schwarzen Erdteils.
diese und die Küste verlegt Ptolemäos das Mondgebirge, von dessen schnee-
bedeckten Kämmen die Quellen des Weißen Nils nach beiden Seiten herab-
rieselten. „Mit den Quellen des Nils", so erzählt er, „hat es folgende
Bewandtnis: Aus dem großen Mondgebirge strömen 8 Gewässer, 4 aus
dem östlichen und 4 aus dem westlichen Teile. Der Reihenfolge nach von
Westen uach Osten ist das erste Gewässer der Cherbalas, das zweite der
Chemsel. Beide vereinigen sich bei der Stadt Metis und fließen weiter.
Der dritte heißt Chiagonas, der vierte Chanbalas. Diese vier münden
in einen See, welchen man den „See der Wasserfälle" nennt. Die
andern vier Flüsse folgen in nachstehender Ordnung: der erste, der durch
das Land der Zwerge fließt, hat keinen Namen, ebensowenig der zweite.
Beide vereinigen sich und bilden fortan einen Strom. Auch der dritte
hat keinen Namen, nur der vierte, der Charalas genannt wird. Alle
vier ergießen sich in ein Becken, welches man den „Krokodilsee" nennt.
Aus dem See der Wasserfälle fließen zwei Ströme ab, die sich bei den
Städten Chiera und Chasa vereinigen; ebenso fließen auch aus dem Kro-
kodilsee zwei Ströme ab, welche sich bei den Städten Singos und Aba ver-
einigen. Diese zwei und die, welche sich bei Chasa vereinigen, bilden durch
ihren Zusammenfluß den großen Strom im Lande der Elefantenesser.
Zwischen beiden erstreckt sich das Zimtland und das Land der Zwerge.
Weiter abwärts durchströmt der große Fluß das Land der Champesiden,
wo er den aus dem Chole (-See) abfließenden Astapus aufnimmt."
Unter dem Cholesee ist wahrscheinlich der Tsanasee in Abessinien,
unter dem Astapus der Bahar-el-Asrek, der Blaue Nil, zu verstehen.
Die Länder des Nils und der bewohnbare Küstenstrich längs der
Nordküste waren nicht nur wohlbekannt, sondern machten selbst einen Teil
der alten Kulturländer aus. Am Nil blühte das wunderbare tausendjährige
Reich der ältesten Kultur und Wissenschast; von der Nordküste spannte das'
thateukühne Karthago seine Handelsnetze aus über bekannte und unbekannte
Länder und Küsten und erhob sich auf eine solche Stufe des Reichtums
und der Macht, daß es dem gewaltigen Rom lange Zeit die Herrschaft der
Welt streitig machen konnte. Hart an diese Sitze der Kultur stieß aber
das wilde Afrika in seiner unerquicklichsten Gestalt, der ungeheuere dürre
Erdstrich von Ägypten westlich bis zum Atlantischen Meere, die große
Wüste. Die allgemeine Kenntnis, welche Ägypter und Griechen von der-
selben hatten, war, von Fabeln und Übertreibungen abgesehen, wahrscheinlich
nicht geringer als die uusrige; gibt es doch noch heute dort ungeheure
Strecken, die kein Europäer je betreten hat. Man schilderte sie als hier
von reißenden Tieren, dort von wilden Nomaden bevölkert, hier und da
geschmückt mit bewässerten und bewohnten Oasen, die an Fruchtbarkeit den
schönsten Teilen der Erde gleichzustellen seien, bis weiter nach Süden die
völlige Einöde herrsche, ohne einen Tropfen Wasser und unfähig, Mensch
oder Tier oder Baum zu ernähren. So ungefähr ist das Bild, welches
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Extrahierte Ortsnamen: Abessinien Bahar-el-Asrek Karthago Afrika
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tfiul l/s/It? V. I 1 'j .--s i| i'-'i»!
Vorwort.
^ie veränderte Tendenz dieses Lehrbuches hat/ wie be-
reits in der Vorrede zu der ersten Abtheilung desselben
bemerkt worden/ seine gänzliche Umarbeitung zur noth-
wendigen Folge gehabt.
Ganz vorzugsweise mußte diese dritte Abtheilung
von solcher Veränderung berührt werde«/ da in den der
ersten Auflage des Werkes beigegebenen Tabellen nur ein
Theil ihres Stoffes andeutungsweise enthalten war.
— Die veränderte Aufgabe verlangte nicht blos/ diese
Tabellen in eine andere/ bequemere Form zu schmelzen/ son-
dern auch eine bedeutende Erweiterung und vornehmlich
eine wissenschaftliche Behandlung des Materials.
Sollte das Buch nicht ein gewöhnliches und/ —
da wir deren mehrere recht brauchbare und fchätzenswerthe
besitzen/ — zugleich ein entbehrliches Kompendium wer-
den: so mußte eö/ neben seiner didaktischen und hodegctischen
Tendenz/ auch die andere/ wichtigere nicht vernachlässi-
gen/ den Lehrer/ für den es vorzugsweise bestimmt ist/
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Vorwort.
Vii
harren aus den staubigen Schatzkammern der Wissen-
schaft hervorzusuchen/ und in gangbare Münze auszu-
prägen. — Daher ist auch der Verfasser überall bemüht
gewesen/ seinen Stoff zu popularisiren/ und einem
größeren Kreise bereit und bequem zu machen/ was er
selbst/ was der Einzelne überhaupt nur durch langwieri-
ges Bemühen auszubeuten hoffen durfte. —
In dem vorliegenden Bande der letzten Abtheilung
dieses Werkes sind die ethnographischen Verhält-
nisse und Erscheinungen synthetisch zusammengefaßt
worden/ die in dem folgenden zweiten Bande analytisch
dargelegt werden sollen. Der umgekehrte Weg/ scheint
eö/ wäre zwar bequemer und in pädagogischem Sinne
auch methodischer gewesen; allein ohne die vorangegan-
gene Entwickelung der allgemeinen Gesetze des Völkerle-
bens würden entweder alle Einzelnheiten desselben todt
und farblos geblieben sey«/ oder es hätten unendliche
Wiederholungen eintreten müssen, die den Umfang des
Buches unnöthig vergrößert, den Zusammenhang des
Stoffes zerrissen, die wissenschaftliche Übersicht erschwert -
haben würden. —
Auf solche Weise ist in diesem Bande versucht wor-
den, alle ethnographischen Phänomene in ihrem wahren
wissenschaftlichen Zusammenhange, nicht nach äußeren,
sondern nach inneren Eintheilungsgründen zu behan-
deln; — auf solche Weise erscheint dieses Büchlein in
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232 Abschn. 3. Von den aufd. Entwickel. d. Menschh. einwirk. inneren Urs.
Welten, überdauern aber diesen Wechsel der Dinge, und leben
80000 Kalpa's: denn nur das Materielle wird vernichtet, die
Lichttheile des Geistes steigen von Region zu Region bis zu
der des Lichtes, die ewig und unzerstörbar, in welcher Alles
Buddha ist, und selbst die Himmel der farbigen Welt ver-
schwinden endlich „wie ein Regenbogen", um sich in das
Nichts, in das Leere zu versenken. —
Die Welt zu bessern und die- Menschen an den verlo-
renen glücklichen Zustand zu erinnern, erscheinen nun von
Zeit zu Zeit, hie und da, in Menschengestalt besondere Inkar-
nationen der vernichteten Substanz, und eine solche war Gau-
tama, dessen Beiname „Buddha" nur auf jene göttliche Substanz
übertragen worden ist, die deshalb ebenfalls „Buddha"
genannt wird. — Und diese Ansicht, welche wieder an die
ähnliche brahmanische Lehre von den Fleischwerdungen Wisch-
nu's erinnert*), ist, beiläufig bemerkt, wahrscheinlich der Grund,
warum man, — jene Inkarnationen Buddha's vor dem Erschei-
nen Gautama-Buddha's voraussetzend und ihre Zahl bald
größer, bald kleiner annehmend, — die Stiftung der Religion
bald in eine ältere, bald in eine jüngere Zeit verlegt und zum
Theil (wie bei den Tibetanern) bis in die Mitte des dritten
Jahrtausends vor Christo hinaufgerückt hat**). —
Den vorhin erwähnten Vorstellungen entspricht das Stre-
den der Buddhisten, sich dem Sansara und den der Zerstö-
rung unterworfenen Welt-Regionen zu entziehen, um im Ewig-
Leeren Unsterblichkeit zu gewinnen. Zu diesem Ziele führt
Bändigung des eignen Selbst, Ertödtung der Sinne durch
Bußübungen, Nichtachtung des Lebens, wenn Gutes dadurch
erzielt werden mag, Barmherzigkeit gegen alles Belebte, Ge-
*) Deshalb ist Buddha auch wohl, selbst von Brahmanen, als die
neunte Inkarnation Wischnu's angesehen worden. (Vergl. über diese
Meinung Stuhr a. a. O. S. 205 und dagegen: Yy. v. Humboldt,
Über die Kawi-Sprache Jc. S. 264.)
**) Nach dem (S. 228) erwähnten Ampere'schm Berichte heißt
es im Fo-kue-ki: „Die Zahl meiner (Buddha's) Geburten kann nur
mit der Zahl der Bäume und der Pflanzen des Weltalls verglichen werden.
Niemand vermag die Leiber zu zählen, in denen ich gelebt habe" u. s. w.
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—
Vierter Abschnitt.
Verbreit ungs - Sphären.
Erstes Kapitel.
V o r b e m e r k u n g e n.
§. I. Eingang und Anknüpfung,
in den vorangehe«lden Abschnitten die allgemeinen
Gesichtspunkte und Gesetze angedeutet worden sind, aus wel-
chen und nach welchen die nun folgenden ethnographischen
Thatsachen zu betrachten und $u beurtheilen sind: so darf er-
wartet werden, daß dieselben auch in der angemessenen Weise
als innerlich verbundene Theile Eines Ganzen, nicht als Ein-
zelnheiten, erscheinen werden; so ist zu hoffen, daß die zahl-
reichen Figuren des großen Gemäldes, welches die Mensch-
heit darstellt, selbst in der hier folgenden, freilich nur dursti-
gen Skizze, nicht als einzelne Erscheinungen, fonbcrn als eng
verbundene und zusammengehörige Theile jenes großen Gan-
zen, als Glieder jener zahlreichen Vdlkcrgruppen, aus denen
die Menschheit besieht, — daß sie nicht nur all de»n richti-
gc>l Platze, soildern auch i» den: richtigen Lichte erscheinen
werden, — daß folglich auch das galizc Gemälde, von den
gewählten Standplllikteil aus, sowohl im Gailzen als im
Eiuzelnell nicht nur vollständig zu überschel», sondern auf-
richtig zu verstehen seyn mag. —
Wir sahen uns am Ende des vorigen Abschnittes zu
der Annahme einer uralteil, hier mehr und mehr verlorenen
und vergesscliell, dort höchst mallnigfaltig modifizirten Kultur
veranlaßt; wir sind zugleich auch genöthigt, irgendwo ein ur-
altes Kultur-Centrum anzunehmeu, voll welchem aus baun
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Kap. 3. Von der Vertheilung der Lebensweisen.
373
Drittes Kapitel.
Von der Vertheilung der Lebensweisen.
§, 9. Verbreitungs - Sphären der angesiedelten Völker.
Nach den eben vorangeschickten Andeutungen ist einer je-
den der genannten großen Hauptgrnppen der Menschheit ein
eigenthümlich gestalteter Verbreitungsbezirk zugefallen. Der
eine wird durch kontinentale Abgeschlossenheit, der andere durch
ozeanische Isolirung, ein dritter durch die Häufung und Stei-
gerung, ein vierter durch die Abwesenheit und Ausgleichung
aller physischen Gegensätze charakterisier. Es kann daher nicht
überraschen, wenn einer jeden Haupt-Varietät des Menschen-
geschlechts auch eine gewisse Lebensweise vorzugsweise eigen
ist, wenn sich eine große Übereinstimmung zwischen den Ver-
breitungs-Sphären der Menschen-Racen und der Lebenswei-
sen ergibt, — um so weniger, als auch, wie bereits früher
bemerkt, die Lebensweise der Völker keinesweges blos durch
die Physik ihrer Heimath, sondern eben sowohl durch ähre
nationellen Eigenthümlichkeiten bedingt wird.
Der indisch-europäische Menschenstamm ist vorzugsweise
der Stamm der ackerbauenden, der angesessenen, der Kulturvöl-
ker. Seine Heimath gehört daher auch vorzugsweise, wenngleich
nicht ausschließlich, bcn Verbreitungs-Sphären des Ackerbaues
und fester Ansiedelungen an. — Aber während durch ihn die
Boden-Kultur an die fernsten Enden der Erde, in seine ent-
legensten Kolonien getragen worden ist, ist sie in einem groß-
ßen Theile des Mutterlandes unentwickelt geblieben, in den
Hintergrund getreten, oder gänzlich verloren gegangen, —
und selbst die Gegenden der muthmaßlichen asiatischen Urhei-
math des Menschengeschlechts und aller Kultur gehören zum
Theil nur noch sehr zweifelhafter Weise in die Sphäre der
angesiedelten Völker. Wenn wir daher den Verbreitungs-
Bezirk der angesiedelten Völker bestimmen wollen, so müssen
wir zunächst im Allgemeinen zwar die Wohnsitze der indisch-
europäischen Menschheit dahin rechnen, sodann aber einerseits
gewisse Länder ihrer Verbreitungs-Sphäre davon trennen,
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66 Abschn. 1. Physiologische Mannigfaltigkeit und Einheit des Menschen.
geworden." Hub dem ganz gemäß kann man dann auch,
umgekehrt schließend, hinzusetzen: „was heute in Abarten zer-
fällt, ist einem früheren Weltalter Eins gewesen."
Es kömmt aber rinn darauf an die Wahrheit jenes Ge-
setzes nachzuweisen. — Hiezu ist vor Allem erforderlich, daß
man darthue, die jetzige Schöpfung stamme in gerader Linie
von jener untergegangenen ab, was freilich mit den gemachten
Beobachtungen nicht vereinbar zu seyn scheint. — Nach Cu-
vier sind bekanntlich, unter den bisher aufgefundenen 150
verschiedenen fossilen Säugethier-Spezies, sechszig, welche
durchaus unbekannten, d. h. jetzt gar nicht mehr vorhandenen
Gattungen (genera) angehören, und unter den übrigen, — die
zwar zu bekannten Gattungen zu rechnen, aber innerhalb dersel-
den besondere, in der Jetztzeit nur theilweise vorhandene Spezies
bilden, — zählt man nur eilf oder zwölf, die mit noch lebenden
Arten identisch sind. Dazu kömmt, daß diese letzteren meist
nur in den jüngsten, aufgeschwemmten Landgebilden, an Fluß-
ufern, in Torfmooren rc., überhaupt gewöhnlich nur in sol-
chen Lagern angetroffen worden seyn sollen, welche keine
Reste von Meergeschöpfen enthalten, so daß es zweifelhaft
bliebe, ob sie von jener älteren Katastrophe mit berührt wur-
den, ob sie vor derselben da waren. — Folgert man nun
hieraus, daß die urweltlichen Schöpfungen ganz andere, meist
kolossalere Gebilde aufzuweisen hatten, als die gegenwärtige,
so könnte man es auch nur wahrscheinlich finden, daß ihnen
der Mensch entweder ganz oder doch in seinem heutigen spe-
zifischen Charakter gefehlt haben müsse. —
Dieser Schluß scheint indeß mindestens voreilig zu
seyn. Wäre er richtig, wäre die ganze organische Welt jener
antediluvianischen Periode vernichtet worden, so würde man
auch zu der Annahme verschiedener successiver Schöpfun-
gen, totaler Erneuerungen der Organismen, frischer Besa-
mungen mit Keimen u. s. w. genöthigt seyn. — Allein es ist
viel wahrscheinlicher, ja fast gewiß, daß ein unmittelbares
Band der Zeugung die heutige Schöpfung mit der unterge-
gangenen verknüpfe. Denn unter den von Cuvier aufge-
zählten 150 fossilen Säugethieren zählt man ja 90 Arten,
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TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
347
Kap. 4. Resultate — Kulrurzustande.
dingenden Gegesatz. Er ist der Sprache entnommen, so wie
der erste der Religion und der zweite dem gesellschaft-
lichen Daseyn. Ob nämlich die Sprache eines Volkes
blos den Bedürfnissen des Lebens genügt, und höchstens die
Lippe des Rhapsoden bewegt, — oder ob dieselbe, — wo die
Thatsachen sich Haufen, wo die Ideen reifen, wo der geistige
Gesichtskreis sich erweitert, und die Wissenschaft wachsende
Schwingen entfaltet, — ihre ganze Fülle, ihren Reichthum,
die ungeschmälerte Innigkeit ihres beseelten und beseelenden
Wesens und damit zugleich den reinsten Abdruck des natio-
nalen Seyus in die Schrift, in die weiten Fächer einer
mannigfaltigen Literatur ausgießt: dies bedingt ohne Zwei-
fel ebenfalls einen sehr entscheidenden Gegensatz im Leben der
Völker, und sondert sie äußerlich gleichfalls in rohe und kul-
tivirte. Aber die Vermittelung dieses Gegensatzes geschiht hier
leichter, weil in dieser Beziehung zahlreichere, allmähliger in
einander übergehende Zwischenstufen möglich sind, als in der
durch die Staatsbilduugs- und Lebensweise bestimmten Anti-
these. — Sagt man nämlich, „Völker, die in einer Literatur
ein geistiges Gemeingut besitzen, sind kultivirt, — solche,
die die Schrift nicht kennen, die also das geistig Erworbene
nur so lange festzuhalten vermögen, als es in einem gewissen
engen Kreise Raum hat, sind unkultivirt: so weiß man
doch kaum die Grenze zwischen beiden mit Genauigkeit zu be-
zeichnen. Denn von dem ersten rohen Schriftversuch, von
der ersten symbolischen Darstellung, den ersten Runenzeichen
und Hieroglyphen bis hinauf zur Begriffs- und alphabeti-
schen Schrift, — von der frühesten Stamm- oder Gesetzes-
tafel bis zum unendlichen, unerschöpflichen Fachwerke moder-
ner Literatur können unstreitig die mannigfaltigsten Abstufun-
gen gedacht werden, und die Geschichte bezeichnet, weil sie bei*
relativen Maaßsiab anlegt, bekanntlich einige Völker gradezu
als kultivirte, die keinesweges eine ausgebildete Schriftsprache,
noch weniger eine Literatur besaßen.
Dieser dritte Gegensatz bestätigt übrigens den ersten ebenso
wie der zweite. Denn so wie ein christliches Volk nicht ge-
dacht werden kann ohne ein geordnetes Staatslcbcn, oder
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402
Abschn. 4. Verbreitungs-Sphären.
Dadurch aber unterscheidet sich die neuere Sprach-For-
schung sehr wesentlich von der alteren, daß jene nicht, wie
diese, von dem Bestreben ausgeht, irgend eine der vorhan-
denen Sprachen zur Ursprache, zur Mutter aller übrigen,
diese zu Tochtersprachen zu stempeln. Denn so wie es
nicht mehr in der Aufgabe neuerer genetischer Forschungen
über unser Geschlecht liegt, trgenb eine der Haupt-Varietäten
desselben für die Ur-Race zu erklären, von der alle anderen
abstammen; so wie cs vielmehr angemessen erscheint, sich die
vorhandenen, die Sonderung der Varietäten bedingenden
körperlichen Verschiedenheiten als aus einer diese alle proto-
typisch in sich tragenden Urform erst nach und nach, durch
zunehmende Divergenz, entstanden zu denken*): so erscheint es
auch höchst wahrscheinlich, daß die jetzigen Hauptsprachen
der Erde sich auf ähnliche Weise aus einer mit der Ur-Race
verschwundenen Ursprache herausgebildet haben, — daß sie
folglich in Bezug auf diese zwar Töchtersprachen, in gegen-
seitiger Beziehung aber vielmehr Schwestersprachen ge-
nannt werden müssen **). —
Mit dieser Annahme stimmt die Überlieferung der Schrift,
stimmen manche andere traditionelle Andeutungen sehr wohl
überein. So wie sich von mehreren, gegenwärtig geschie-
denen Sprachen eines und desselben Stammes die ein-
stige Übereinstimmung und das allmählige, von Jahrhundert
zu Jahrhundert weitere und weitere Auseinandergehen histo-
risch nachweisen läßt: so würde sich, wenn unsere sogenannte
Weltgeschichte längere und ältere Zeiträume umfaßte, wahr-
scheinlich auch die allmählig zunehmende Divergenz und
eben so die einstige Übereinstimmung verschiedener Sprach-
stämme darthun lassen. —
Die ursprüngliche Einheit oder vielmehr die allgemeine,
auf diese Einheit hinweisende Verwandschaft aller Sprachen
ist daher eine Hypothese, welche von den ausgezeichnetsten
*) Vgl. Kap. 4. des ersten Abschnittes.
**) Über diese Materie vgl. man: Balbi Atlas etlinograpliique I.
p. 1 — 14; Wiseman a. a. O. §. 2 — 12.
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— zo —
Was würden die übrigen Vereinsgenossen sagen, wenn einmal ein Mitglied diese Pflichten nicht erfüllen, aber doch die Wohlthaten des Vereins genießen wollte? ä) Welches ist das V. Hauptstück einer Gesellschaft? Wie kann man es noch anders bezeichnen? (Warum muß dies wieder ein wichtiges Hauptstück heißen?)
13. a) Schreibt die 5 Hauptstücke einer Krankenauflage übersichtlich auf! (S. Anhang zu § 6, erstes Beispiel.) b) Macht ähnliche Übersichten der 5 Hauptstücke von andern Vereinen (kleinen Gesellschaften), die ihr gut kennt, — (etwa von einem Gesangverein, einem Turnverein, einem Leseverein, einem Konsumverein, einem Erziehungsverein für verlassene Kinder, einer Schulgemeinde u. f. w.).
Die Kauptarten der Gemeinschaften.
14a) Welches ist die älteste (ursprünglichste) Gemeinschaft? Warum nennen wir sie — gleich dem Sonntage — ein Wertstück aus dem Paradiese? b) Welche größeren verwandtschaftlichen Gemeinschaften gehen aus dieser Urgemeinschaft hervor?
Wie bezeichnen wir die Zusammengehörigkeit der Glieder eines solchen Verbandes, weil sie gleichen Blutes sind? e) Was haben die Glieder eines Volkes (Nation) außerdem gemein? (Oder: Wodurch unterscheiden sich die Nationen von einander?)
15. a) Wie nennen wir diese verwandtschaftlichen Verbände
(von Familie bis Volk) insgesamt, weil sie vom Schöpfer (von Natur) so geordnet sind? b) Warum sind die größeren natürlichen Gemeinschaften (Sippe, Stamm, Volk) noch nicht eigentliche (geschlossene) Gesellschaften?
Kommen die 5 Hauptstücke der gesellschaftlichen Einrichtung bei ihnen vor?
[£)ie Israeliten waren beim Auszug aus Ägypten fast nur ein Haufen Volks; nach Moses Gesetzgebung bildeten sie einen Staat.] e) Warum bildet die Familie, obwohl sie nur wenige Glieder zählt, doch zugleich eine wirkliche (geschlossene) Gesellschaft?
16. a) Wodurch unterscheiden sich die geordneten (geschlossenen)
Gesellschaften von jenen bloß natürlichen (verwandtschaftlichen) Verbänden?
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]