18
A. Europa.
also hierüber sehr verschiedene Systeme. Was die Münzen be-
trifft, so kann man drei vorzügliche Ausmünzungssysteme anneh-
men. 1) Der hannoversche Münzfuß, wo die feine Mark Silber
(16 Loth) zu 101/2 Thaler, oder zu 15 Fl. (Gulden) 45 Kreuzer
ausgeprägt wird. 2) Der sogenannte Conventionsfuß, in Oest-
reich, Sachsen und dem größten Theile von Deutschland herr-
schend, wonach aus der feinen Mark 13'/2 Thaler, oder 20fs.
(daher auch der 20 Guldenfuß genannt) geprägt werden. Der
24 Guldenfuß, wonach man in den Rheingegenden rechnet, ist kein
besonderer Münzfuß, sondern besteht nur darin, daß man dort die
20 Kreuzerstücke für 24 Kreuzer rechnet. 3) Der preußische Fuß,
wonach die feine Mark zu 14 Thaler ausgeprägt wird. Außerdem
herrscht aber noch in Deutschland eine so große Mannigfaltigkeit
in dem innern Gehalte, im äußern Werthe und in der Abtheilung
und Benennung dermünzen, daß es ganz unmöglich ist, und auch
höchst zwecklos wäre, sie hier aufzuführen. — Noch viel größer
ist die Mannigfaltigkeit des Gemäßes und Gewichts in Deutsch-
land, wo beinahe jede irgend bedeutende Stadt ihr eignes Sy-
stem hat.
Das einzige allgemein anerkannte Längenmaaß, die deut-
sche oder geographische Meile, wovon 15 auf einen Grad des Ae-
quators gehen, dient nur zur gelehrten Berechnung und gilt für
das gemeine Leben in keinem einzigen deutschen Lande.
Verfassung.
Nach dem zu Wien, am 8. Juny 1815, geschlossenen Ver-
trage bilden die 34 souverainen Fürsten und 4 freien Städte
Deutschlands einen Staatenbund, verdeutsche Bund genannt,
dessen Mitglieder zu gegenseitiger Vertheidigung und Erhaltung
der Unabhängigkeit und des Besitzstandes eines jeden Mitgliedes
sich verpflichtet haben. Jedem Staate bleibt das Recht, seine in-
neren Angelegenheiten nach eignem Ermessen zu ordnen, auch
Bündnisse mit auswärtigen Mächten zu schließen, doch nur inso-
fern dadurch die Sicherheit des ganzen Bundes oder eines einzel-
nen Bundesstaates nicht gefährdet wird. Jeder Bundesstaat soll
eine landständische Verfassung erhalten, wie dies auch in Vaiern,
Würtemberg, Hannover, Sachsen, Baden, Weimar, Nassau
u. a. schon wirklich der Fall ist. Zu diesem Bunde gehören alle
souveraine Fürsten und freie Städte Deutschlands, von Oestreich
und Preußen diejenigen Provinzen, welche von diesen Mächten für
deutsche sind anerkannt worden, endlich der König der Niederlande
als Besitzer von Luxemburg, und der König von Dänemark als
Besitzer von Holstein. Zur Besorgung allgemeiner Angelegenhei-
ten bilden die Abgeordneten aller dieser Staaten eine Bundesver-
sammlung, der Bundestag genannt, welche ihren Sitz zu
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Europa Oest- Sachsen Deutschland Rheingegenden Deutschland Deutsch- Wien Deutschlands Würtemberg Hannover Sachsen Baden Weimar Nassau Deutschlands Niederlande Luxemburg Holstein
174
A. Europa.
viele andre. Weiter östlich, im Lande unter der Ens, wird das
Gebirge milder, die Thäler weiter, und der Boden, wenn auch
nicht ausgezeichnet, gehört zu dem angebautesten in Deutschland.
Der letzte Zweig der norischen Alpen streckt sich als unbedeutendes
Kalkgebirge unter dem Namen Kahlenberg (Cefius) und
Wiener-Wald der Donau zu, wovon der äußerste Punkt der
Leopoldsberg bei Wien ist. Vom Böhmerwalde aus nähert sich
der M a n h a r d s b e r g der Donau am meisten. Außer den schon
genannten Flüssen, der Donau, Ens, Salzach und Inn, nimmt
die Donau hier noch den Traun auf, welcher durch 2 Seen, den
Hallstädter - und den Traunsee, strömt und einen berühmten 60 F.
hohen Wasserfall bei Lambach bildet. Die westlichen Gegenden
sind reich an schönen und großen Seen, wovon die vorzüglichsten
der Atter- oder Kammersee und der Traun- oder Gmündersee.
Das Klima ist mild aber veränderlich im östlichen, viel rauher
im westlichen Theile, wo, besonders im Salzburgischen, dercre-
tinismus häufig herrscht. Diese furchtbare Krankheit, deren leiseste
Spuren sich durch Anschwellen der Halsdrüsen und Kropfbildung
sehr häufig äußern und übrigens unschädlich sind, bei deren voll-
kommener Ausbildung aber der Mensch zum Thiere entartet, rohe
und plumpe Gesichtszüge, allgemeine Erschlaffung aller Muskeln,
einen oft bis auf die Brust herabhängenden Kropf, und gänzliche
Verftandeslosigkeit zeigt, so daß er ohne äußere Hülfe nicht ein-
mal Nahrung zu sich nimmt, kommt vorzüglich in den engen Thä-
lern der Schweiz, Savoyens und Salzburgs vor; es giebt ganze
Familien von Cretins oder Fexen; zuweilen aber erzeugen auch
übrigens ganz gesunde Eltern, neben mehreren ebenfalls gesunden
Kindern, einige solcher unglücklicher Wesen, welche zum Glück
der hier einmal wohlthätig wirkende Aberglaube als eine Art hei-
liger Wesen betrachtet und pflegt.
a) Im Lande unter der Ens, dem angebautesten und
betriebsamsten Theile der deutschen Provinzen, bemerken wir:
Wien (Vindobona, franz. Vienne), unter 48° 12' N.
Br., die alte Hauptstadt des Kaiserstaats, an der Donau, welche
hier den kleinen Fluß Wien aufnimmt. Ursprung und Alter der
Stadt sind ungewiß; denn keinesweges ist es ausgemacht, ob das
"Vindobona der Römer an der Stelle des heurigen Wien gele-
gen. Erst mit dem 12ten Jahrh, als die babenbergischen Herzöge
ihre Residenz von dem Kahlenberge nach Wien verlegten, erhielt
sie einige Bedeutsamkeit. Im 13een erhielt sie auf kurze Zeit vom
Kaiser Friedrich Ii. die Reichsfreiheit, verlor sie aber 1245 wie-
der und war seitdem oft die Residenz der östreichischen Herrscher,
seit Maximilian 1. aber der beständige Wohnsitz der deutschen Kai-
ser. Zweimal ward sie von den Türken vergebens belagert: 1529
wo Carl V. mit einem Reichsheere, und 1683 wo der König von
Polen Joh. Sobiesky sie befreite. Beide Male wurden die schon
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Cretins Friedrich_Ii Friedrich Maximilian Maximilian Carl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Donau Wien Donau Donau Donau Lambach Schweiz Savoyens Salzburgs Wien Donau Wien Wien Wien Polen_Joh
Viii. Italien. Lombardisch-venez. Königreich. 301
Fußsteig, die Gassen ohne Kanäle sind vollends ganz außerordent-
lich enge, manche kaum 2 bis 3 F. breit. Ueber 400 Brücken ver-
binden die vielen kleinen Inseln, so daß man allenfalls auch zu
Fuß, aber mit vielen Umwegen überall hin gelangen kann. Ueber
den großen Kanal ist nur eine Brücke, der 1588 erbaute Hiisllo,
von weißem Marmor, welche einen einzigen Bogen von 90 Fuß
Weite bildet und von solcher Höhe, daß von jeder Seite 50 Stu-
fen hinaufführen; sie ist bedeckt und so breit, daß 2 Reihen Buden
darauf stehen, welche 3 Straßen bilden. Da es hier weder Pferde
noch Wagen giebt, noch geben kann, so sind die Gondeln, deren
Zahl sich an 9600 belaufen soll, das einzige Fuhrwerk. Sie sehen
sich alle gleich, sind etwa 30 F. lang, 4 bis 5 breit, haben in der
Mitte ein bedecktes Kabinet mir bequemen Sitzen und Fenstern oder
Vorhängen und sind alle schwarz angestrichen. Die Oondolieri
oder Barcaroli, welche sie mit unglaublicher Geschicklichkeit und
pfeilschnell leiten, waren ehemals als gute Sänger berühmt, und
pflegten meistens in der Stille der Nacht wechselsweise Stanzen aus
dem Tasso abzusingen, doch soll diese Sitte sich beinahe ganz ver-
loren haben. Das Wasser, womit Venedig und beinahe jedes ein-
zelne Haus umgeben ist, macht die Luft zwar feucht, doch nicht eben
ungesund, weil die Kanäle und selbst die Lagunen beständig vom
Meere aus in Bewegung gesetzt werden. Es ist nicht ungewöhnlich,
daß die Lagunen sich mit Eis bedecken, 1788 sollen sie sogar so fest
gefroren seyn, daß man zu Fuß nach dem festen Lande kommen
konnte. Der Mittelpunkt alles Lebens und aller Schönheit Vene-
digs ist der St. Markusplatz, Piazza di 8. Marco, im östlichen
Theile der Stadt. Er ist etwa 300 Schritt lang und verhältniß-
mäßig breit, mit schönen Quadern gepflastert, überall von herr-
lichen mit Bogengängen versehenen Gebäuden umgeben, und ist
wegen seiner Reinlichkeit und Pracht schon oft mit einem ungeheu-
ren Saale verglichen worden. Hier versammelt sich in den öffent-
lichen Kaffeehäusern und auf dem Platze selbst, besonders gegen
Abend, ein großer Theil der Einwohner, um spatzieren zu gehen
und sich zu erfrischen. Die wichtigsten daran stoßenden Gebäude
sind: die alte, ehrwürdige, nach byzantinischer Art mit 5 Kuppeln
versehene Kirche von 8. Marco. Sie wurde 976 angefangen und
1071 so wie sie jetzt ist, mit Mosaik an Fußboden und Wänden,
so wie mit vielen herrlichen Säulen und Kunstwerken aus Griechen-
land geschmückt. Sie hat 5 Eingänge neben einander, über dem
mittelsten stehen die so oft gewanderten und nun wieder zurückge-
kehrten ehernen Pferde, welche der Doge liándolo bei der Be-
stürmung Conftantinopels 1204 nach Venedig brachte (s. Th. I.
S. 220.). Vor dieser Kirche stehen auf ehernen Fußgestellen drei
Mastbäume, woran ehemals die 3 Flaggen von den drei von Ve-
nedig beherrschten Königreichen, Cypern, Morea und Candia,
hingen. Seitwärts vor der Kirche steht der überaus schlanke, 330 §.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
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Viii. Italien. Lombardisch-venez. Königreich, äos
Sumpf, welcher jetzt durch einen eine schöne Insel bildenden Kanal
trocken gelegt worden ist. An den Ufern des Kanals stehen viele
Statuen, besonders von solchen berühmten Männern, welche hier
studirt haben. Auf diesem Platze werden jährlich Pferderennen
undjwettläufe mit kleinen zweiräderigen Wagen gehalten. Das
Rathhaus ist schön, und in einem ungeheuer großen Saale dessel-
den steht ein Denkmahl des in Padua gebornen Titus Livius. Der
Handel ist durch die Kanäle etwas belebt, aber die Fabriken liegen
gänzlich. Einige Meilen südlich von Padua, in dem euganeischcn
Gebirge, liegt das Dorfaryua, wo Pctrarka 1374 gestorben und
wo man noch sein Haus und sein Grabmahl zeigt. Die Euganeen
enthalten mehrere warme Quellen. Noch etwas südlicher, am Ka-
nal der nach Padua führt, liegt die kleine Stadt Este, ehemals
Ateste, der Stammort der berühmten fürstlichen Familie von Fer-
rara und Modena, welche erst 1793 ausgestorben und zu welcher
die Herzöge von Braunschweig und die jetzigen Könige von Eng-
land gehören. Vicenza (Vicentia), ambacchiglione, mit 33000
Einw. Sie ist wegen der vielen Meisterwerke ihres großen Mit-
bürgers Palladio berühmt. Die schönsten hier von ihm ausgeführ-
ten Werke sind: eine Brücke über den Fluß; 1a ragione oder das
Gerichtshaus; das herrliche Theater, teatro olímpico genannt;
viele, zwar nicht sehr große aber schöne Palläste und ein herrliches
Thor, durch welches man zu einem schönen Spatziergange außer-
halb der Stadt gelangt. Dicht vor dem Thor del monte führt ein
prächtiger Bogengang und eine Marmortreppe von 195 Stufen
zu dem berühmten Kloster Madonna di monte. Nur die Sei-
denfabriken sind hier von einiger Bedeutung. — In den nördlich
über Vicenza gelegenen Alpenthälern leben in 7 Gemeinden sette
comuni, aber in 10 Ortschaften, an 40000 Menschen deutscher
Abkunft, die ein verdorbenes Deutsch reden und sich mit Viehzucht,
vorzüglich aber mit Anfertigung von Strohhüten beschäftigen; ihr
Hauptort ist Asiago.
Verona, an beiden Ufern der Etsch, ist etwas befestigt und
zählt an 60000 Einwohner. Sie gehört durch Alter und Schön-
heit zu den bedeutendsten Städten Italiens. Unter den vielen schö-
nen Kirchen sind die merkwürdigsten der Dom, mit der berühmten
Himmelfahrt Mariä, von Tizian; 8. Maria antica, mit den Grab-
mählern des einst hier herrschenden und als Beschützer der Wissen-
schaften berühmten Geschlechts della Scala, und 8. Zeno aus
dem 9ten Jahrhundert, die älteste von allen. Alle enthalten eine
große Menge ausgezeichneter Gemälde, wie denn auch Verona einst
der Hauptort der lombardischen Malerschule gewesen und der Ge-
burtsort des Paul Veronese ist. Die meisten Straßen sind krumm
und enge, nur der Corso mit vielen Pallästen macht eine Aus-
nahme. An dem Hauptplatze, piazza de’ Signori, liegt auf der
inen Seite das große und prächtige Rathhaus, mit einer herr-
Llanc Handb. 11. 2. Aust. 20
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Titus_Livius Palladio Mariä Tizian Maria_antica Maria Zeno de’_Signori Llanc_Handb Aust
Viii. Italien.
285
oder vielmehr vulkanische Asche, die Puzzola ne, welche einen
trefflichen Mörtel vorzüglich, zu Wasserbauten abgiebt. Eben diese
vulkanische Beschaffenheit des Bodens scheint auch den verschiede-
nen heißen Quellen Italiens ihren Ursprung gegeben zu haben.
Einwohner.
Italien zählt auf 5800 □ M. 21 Millionen Eintv. ; man
rechnet auf das feste Land etwa 4610 und auf die Inseln etwa
1190 n M. Ueber den Ursprung der heutigen Jtaliäner hat uns
die Geschickte belehrt. Schwerer und beinahe unmöglich ist es,
über den Charakter eines in so viele kleine Staaten zersplitterten,
unter so verschiedenen Regierungsformen lebenden Volkes etwas
allgemeines und richtiges zu sagen. Geist, Lebendigkeit und man-
cherlei Talente^ besonders für Dichtkunst und Musik, und leben-
diges Gefühl für alles Schöne kann niemand den Italianern ab-
sprechen. Dagegen wirft man ihnen Mangel an Charakter, an
Muth und an Redlichkeit und eine entschiedene Neigung zur In-
trigue vor; und allerdings war der Zustand, in welchen Italien
bis auf die neueste Zeit versunken, eben nicht geeignet, Selbstge-
fühl und kriegerischen Muth zu wecken. Eben daraus mag es sich
auch erklären, daß ein großer Theil des Volks nur auf sinnlichen
Genuß bedacht mit großer Schlauheit nur seine niedrige Habsucht
zu befriedigen sucht. Der Jtaliäner ist durchaus einkochst sinn-
licher Mensch, daher unzuverlässig in seinen Neigungen, leicht
aufbrausend und aus Mangel an persönlichem Muth hinterlistige
Rache suchend. Selbst seine Frömmigkeit ist sinnlicher Art, sie
ist mehr Sache der Gewohnheit und des Herkommens, als des
Herzens, und bedarf der äußern Anregung, um gewaltige aber
nicht tief gehende und daher nicht bleibende Gefühle in ihm zu
wecken, und bei der großen Unwissenheit, in welcher ein bedeuten-
der Theil des Volkes schwächet, und dem Mangel an allen geläu-
terten Religionsbegriffen, ist es gar nichts seltenes, eine sogenannte
Frömmigkeit mit einem verbrecherischen Leben im Bunde zu finden
Der Bandit, der für eine Kleinigkeit im Auftrage eines Andern
mordet, oder der Räuber, der oft zu seiner Sicherheit zum Mör-
der wird, meint darum nicht weniger ein Christ zu seyn, weil er
vielleicht die Fasten oder die täglichen Gebete pünktlich beobachtet
Em großer Theil der Schuld von dem allen fällt unleugbar auf
die Regierungen und auf die mangelhaften Einrichtungen der rö-
mischen Kirche zurück; denn Toscana, welches lange unter der
weiseren Regierung eines östreichischen Prinzen gestanden zeichnet
sich in jeder Hinsicht vor den übrigen Provinzen Vortheilhaft aus
und gewiß wurden die Jtaliäner unter günstigeren Umständen ch'
renvoll in die Reihe der gebildetsten und geistreichsten Völker ein-
treten. — Die Religion aller Jtaliäner, mit Ausnahme der Be-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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286
A. Europa.
wohner einiger ptemontesischen Thäler, ist die katholische; doch
würde man sehr irren, wenn man, weil Italien der Sitz des Pap-
stes ist, die Italianer für die eifrigsten Katholiken hielte; sie sind
nichts weniger als verfolgungssüchtig, und von jeher hat die päpst-
liche Hierarchie ungleich mehr Gewalt in andern Ländern gehabt,
als eben in Italien: es scheint, als ob die zu große Nahe eher die
Ehrfurcht vor der päpstlichen Heiligkeit geschwächt hätte. In der
neuern Zeit haben die wenigen fremden Protestanten zu Rom, Ve-
nedig und Neapel die freie Uebung ihres Gottesdienstes erhalten. —
Von der italiänischen Sprache ist schon oben (S. ¡¿67.) gehandelt:
an den Gränzen von Frankreich und in ganz Savoyen wird franzö-
sisch gesprochen; in einigen Alpenthälern soll sich ein verdorbenes
Deutsch erhalten haben.
Reisen.
Fahrende Posten, welche zugleich Briefe, Gepäck und Perso-
nen fahren, giebt es in Italien nicht; man reist daher entweder
mit Postpferden, oder mit der Briefpoft (proeaccio), welche jedoch
nur immer eine Person mitnehmen kann, am gewöhnlichsten aber
mit Lohnkutschern (vetiurino), bei welchen man in der Regel die
Beköstigung gleich mit einbedingt. In den Wirthshäusern, wel-
che nicht immer die reinlichsten sind, muß jede Kleinigkeit, Woh-
nung, Bett, Essen und Trinken vorher bedungen werden, sonst
lüuft man Gefahr gewaltig überthcuert zu werden, weil es gesetz-
lich dem Wirthe freisteht, zu fordern was er will. Die italiäni-
schen Landstraßen sind zwar meist gut, aber der Unsicherheit wegen
übel berüchtigt, namentlich gilt dies vom Kirchenstaat und von der
ganzen Straße von Rom nach Neapel. So schwach sind manche
dortige Regierungen, daß sie schon oft gefährliche Räuber begna-
digt und in ihre Dienste genommen, um sich ihrer gegen andre
Räuber zu bedienen.
Meilen. Zeitrechnung.
Von den italiänischen Meilen (Miglio) gehen £0 auf einen
Grad des Aequators, also 1 M. — 7* deutschen. — Früher
wurde der Tag in ganz Italien auf eine eigenthümliche Weise abge-
theilt, nemlich nicht wie bei uns in zwei mal 12 Stunden, sondern
in 24 Stunden, welche hinter einander und zwar von Sonnenun-
tergang an gezählt wurden; der Sonnenuntergang hieß aber nicht
die 24fte Stunde, sondern blos 1a notto, die Nacht, so wie man
im Französischen midi und nicht 12 Uhr sagt. Diese Sitte ist aber
in der neuern Zeit, besonders seit dem Aufenthalt der Franzosen in
Italien, von den meisten öffentlichen Uhren, jedoch nicht aus der
Gewohnheit des Volks verschwunden.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Rom Neapel Frankreich Italien Rom Neapel Italien Italien
831
Viii. Italien. Der Kirchenstaat.
herabschwebenden, mit vielen Lampen besetzten Kreuzes erleuchtet.
Ueberhaupt gehören die mancherleifirchlichen Feierlichkeiten, welche
in der Charwoche, vom Palmsonntage bis zum Osterfeste, theils
in der Sixtinischen und Paulinischen Kapelle im Vatikan, theils
in der Peterskirche selbst begangen werden, zu den bedeutsamsten
und herrlichsten Gebräuchen der katholischen Kirche, die nur durch
die häufige Wiederholung und den Mangel an Andacht bei dem
schaulustigen Volke an Eindruck verlieren. — Hinter dem vati-
kanischen Pallaft liegt ein stiller, wenig besuchter Garten. — Der
zweite päpstliche Pallast wird der Quirinal, von dem Hügel,
worauf er liegt, auch wohl klonte cavallo (Pferdeberg) genannt.
Paul Iii. ließ ihn 1340 anlegen, und viele der folgenden Päpste
haben daran gebaut, so daß er jetzt zwar einen großen Umfang,
aber wenig Uebereinstimmung der Theile zeigt. Wegen seiner ge-
sunden Lage auf einer Höhe und doch beinahe in der Mitte der
Stadt ist er statt des abgelegenen und ungesunden Vatikans die
gewöhnliche Residenz der Päpste. An Pracht - und Kunstwerken
leidet er aber gar keinen Vergleich mit dem Vatikan. Vor dem
Pallaft stehen 2 colossale Gruppen, wahrscheinlich Castor und Pol-
lux, jeder ein Roß bändigend, dargestellt, daher der Name des
Hügels und Pallaftes, und zwischen ihnen ein ägyptischer Obelisk.
Der weitläufige Garten hinter dem Pallast ist zwar einfach, ent-
hält aber doch viele herrlicheantiken und Wasserkünste. Der dritte
ehemalige päpstliche Pallaft, neben der Kirche St. Johann vom
Lateran, welchen Sixtus V. erbaut, ist schon seit mehr als einem
Jahrhundert in ein Waisenhaus für 300 junge Mädchen verwan-
delt. — Nirgend ist der Gegensatz des alten und des neuen Roms
auffallender, nirgend die Ueberbleibsel der ehemaligen Herrlichkeit
mehr zusammengedrängt, als auf dem Capitol und dem formn
romanum, dem Mittelpunkt alles Lebens und alles Verkehrs im
alten Rom. Das Capitol, jetzt il Campidoglio, das Heilig-
thum und die Burg der alten Stadt, nahm den Gipfel des capito-
linischen Berges unweit der Tiber ein; hier waren auf einen klei-
nen Raum mehrere Tempel, vorzüglich der des Jupiter, und die
eigentliche Burg, letztere mit dem tarpejischen Felsen, von
welchem man Verbrecher herabstürzte, zusammengedrängt, und von
seiner ansehnlichen Höhe führten steile Wege und Treppen nach
dem unten das Thal zwischen dem Capitol, dem palatinischen und
equilinischen Berge einnehmenden, mit Gebäuden und Kunstwer-
ken aller Art bedeckten Formn oder Marktplatze von Rom. Ge-
genüber auf dem Palatin lagen die Palläfte der Kaiser. Von dem
allen sind nur noch wenige vereinzelte Trümmer vorhanden. Das
Capitol hat seine Gestalt gänzlich verändert und verdankt seine
jetzige Einrichtung dem Michel Angelo. Jetzt führt von der Nord-
seite her (der alte Aufgang vom formn war an der südlichen Seite)
elne unten mit 2 Löwen welche Wasser speien, und oben mit Levloft
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Johann Sixtus_V. Michel_Angelo
Extrahierte Ortsnamen: Italien Paulinischen_Kapelle Vatikan Roms Rom Heilig- Rom
323
Viii. Italien. Der Kirchenstaat.
glaublich verringert worden, so daß, bei der höchst elenden Ver-
waltung des Landes, der Staat unter einer großen Schuldenlast
beinahe erliegt. Zum Theil eben deshalb sind auch alle öffentliche
Anstalten, besonders der Polizei und des Kriegswesens, überaus
elend; nirgends ist die Unsicherheit in Italien so groß, als im Kir-
chenstaate, wo Räuber in der neuesten Zeit sich erfrecht haben,
wohlhabende Gutsbesitzer beinahe an den Thoren der Stadt aufzu-
fangen, um Lösegeld von ihnen zu erpressen. Das Militair ist
ganz unbedeutend und selbst die Küsten ohne bewaffnete Schiffe den
Angriffen der Seeräuber ausgesetzt. Die wissenschaftlichen Anstal-
ten im Kirchenstaate, überall von einer ängstlichen Censur bewacht,
vermögen nur wenig zu leisten. Alle Jahre erscheint der soge-
nannte Index, oder Verzeichniß der verbotenen Bücher, worin bei
der Unbekanntschaft der Jtaliäner mit der auswärtigen Litteratur,
oft komische Mißgriffe vorfallen, wie z. B. daß Schiller und Her-
der als „unzüchtigedichter" verboten werden, währendariost und
Boccaccio, andrer nicht zu gedenken, in jedermannshanden sind.—
Der Papst vertheilt 2 Ritterorden: den 1559 von Pius I V. ge-
stifteten Orden der Ritter der goldnen Miliz, gewöhnlich der Or-
den vom goldnen Sporn genannt, und den 1566 von dem nem-
lichen Papste gestifteten Orden des h. Johannes (des Täufers) vom
Lateran.
Die gewöhnlichsten Münzen im Kirchenstaate sind: in Golde:
die Zecchine = 2 Thlr. 20 ggr. preuß.; in Silber, der Scudo =
1 Thlr. 10 ggr. preuß.; der Scudo enthält 10 Faoli, ebenfalls eine
Silbermünze, und der Paolo lobajocchi'; T^Bajocchi machen
einen Carlino, und 4quatrini machen einen Bajocco; beide letz-
tere sind Kupfermünzen.
Der Kirchenstaat wird seit 1827 in 14 Provinzen getheilt,
welche nach den Hauptörtern Rom, Bologna, Ferrara, Ravenna,
Forli, Urbino und Pesaro, Ankona, Macérala und Camerino,
Fermo und Ascoli, Perugia, Spoleto, Viterbo und Civita Vec-
chia, Frosinone, Bencoent genannt werden. Das Gebiet von Rom
heißt 1a Commarca (das Weichbild). Die Provinzen Bologna,
Ferrara, Ravenna und Forli heißen Legationen, weil ihnen ein
Legat als Gouverneur vorsteht; die übrigen Delegationen.
Wir bemerken bloß die bedeutendsten Oerter:
Koma, Rom, unter 41° 53', an beiden Ufern der Tiber,
3 Meilen von ihrem Ausflüsse, mit einem Umfange von 3 Meilen
und höchstens 150,660 Einw. Sie liegt auf 12 Hügeln von ge-
ringer Höhe, da die Zwischenräume seit Jahrtausenden sich mit
Schutt und Trümmern angefüllt haben, und wird von einer star-
ken Mauer umgeben, durch welche 19 Thore führen. Vier Brücken
führen über die Tiber, wovon 3 im Umfange der Stadt selbst und
eine, ponto Molle (der pons milvius der Alten) nördlich von der
Stadt, über welche die gewöhnliche Straße von Florenz nach Rom
21 *
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Extrahierte Personennamen: Schiller Boccaccio Johannes Paolo_lobajocchi'
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Rom Bologna Ferrara Ravenna Urbino Pesaro Ankona Macérala Perugia Spoleto Viterbo Rom Bologna Ferrara Ravenna Rom Florenz Rom
370 A* Europa.
schmutzige Oñ Gírgentí, mft einem ganz verwlmmten Hafen
und etwa 14000 Einw. Die einzige Merkwürdigkeit der Stadt
selbst ist ein schönes in der Hauptkirche befindliches antikes Bas-
relief auf einem Sarkophage, Phädra und Hippolytus darstellend.
Dieser elende Ort liegt in einem Winkel der weit umher auf meh-
reren Hügeln zerstreuten höchst prachtvollen Trümmer der alten
Stadt Acragas oder Agrigentum, welche in der Zeit ihrer höch-
sten Blüthe die Nebenbuhlerin von Syrakus war und an 890,000
Einw. zählte. Unter den Ruinen vieler zum Theil noch sehr wohl
erhaltener Tempel zeichnen sich die eines Jupitertempels aus, wel-
cher für den größten im Alterthume galt, dennoch ist er nur etwa
150 Schritt lang und jetzt sehr zerstört. Ganz nahe bei der Stadt,
in einem Thale, befinden sich zwei schon den Alten bekannte Quel-
len, auf deren Wasser beständig Bergöl schwimmt und auch be-
nutzt wird. Nordöstlich 1m. von der Stadt liegt der berühmte
Schlammvulkan Maccalubba, in einer durchaus öden Gegend.
Es ist ein Hügel von 2 — 300 Fuß Höhe, dessen ebene Oberfläche
etwa 350 Schritt im Durchmesser hat und auf welcher sich unzäh-
lige kleine kegelförmige, höchstens 2l/2 F. hohe Erhöhungen befin-
den, auf deren Spitzen die eigentlichen Cráter beständig mit einem
zwar kalten, schlammigen, aber wallenden und Blasen ausstoßen-
den Wasser angefüllt sind. Bei seinem letzten Ausbruch 1811 sol-
len die Schlammsäulen eine Höhe von 10 F. erreicht haben. Der
ganze Hügel besteht übrigens aus getrocknetem Schlamm ohne
alle Spur von Vegetation, und ist wahrscheinlich erst seit 1777
entstanden, denn früher soll es hier nur einen Sumpf gegeben
haben, der zwar die nemlichen Erscheinungen zeigte, doch in so
geringem Grade, daß man kaum mehr darauf achtete. Westlich
von Girgenti liegt an der Küste, zwischen steilen Felsen, der alter-
thümliche Ort Sciacca, mit einem schlechten Hafen und etwa
13000 Einw. welche vom Sardellenfang und Töpferarbeit leben.
Die Gegend ist reich an heißen Schwefelquellen. Dieser Stadt
gegenüber, zwischen ihr und der Insel Pantellaria, entstand, etwa
5 M. von der Küste, im July 1831 durch einen vulkanischen Aus-
bruch eine neue Insel. Die Stelle, eine wegen des Korallen-
fangs bekannte Untiefe, hieß sonst Banco Nerita. Die Insel
hatte sich durch fortwährende Auswürfe bis zu einem Umfange von
1 Meile und einer Höhe von 00 F. an einigen Stellen,^vergrö-
ßert. Schon waren England und Neapel im Begriff, über den
Besitz derselben, welche dieeinen Graham s-Jnsel die andern In«.
Ferdinandea nannten, in Streit zu gerathen, als die Auswürfe
im August aufhörten und die Insel selbst nach und nach wieder
verschwand. — Im Innern der Insel liegt Caltanisetta, eine
erträgliche Landstadt mit einem festen Schlosse und 15000 Einw.
2) Val di Noto, der südöstliche Theil der Insel, westlich
vom Fiume salso und nördlich vom Fl. Giaretta begrünzt, ent-
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Extrahierte Personennamen: Girgenti Banco_Nerita Graham_s-Jnsel Ferdinandea August Caltanisetta Giaretta
Extrahierte Ortsnamen: Europa Syrakus Schlammvulkan_Maccalubba England Neapel
Vili. Italien. Neapel.
356
kleiner gewöhnlich' ganz glühender Aschenhügel, auf dessen Spitze
die eigentliche Oeffnung oder die Born« (Mund) des Vulkans sich
befindet. Diese Gegenstände verändern aber häufig Gestalt und
Lage: bald hat der Berg nur eine, bald mehrere Bocche, und
auch wenn er ruht, speit er unter fürchterlichem Geräusch und Kra-
chen von Zeit zu Zeit Dampfsäulen und glühende Steine aus.
Wenn er aber in voller Thätigkeit ist und ein Ausbruch bevorsteht,
sind alle diese Erscheinungen ungleich häufiger und furchtbarer;
der Ausbruch selbst und die Lavaströme, die sich dann ergießen und
oft l,U M. breit alles weit umher verwüsten, brechen gewöhnlich
aus einer neu sich eröffnenden meistens Seitenspalte des Berges
hervor. Jahrtausende mochte der Berg geruht haben und war da-
her mit den herrlichsten Anpflanzungen bedeckt, als er im I. 79
zum ersten Mal seine Wuth äußerte und damals Pompeji, Herkula-
num und Stabiä bedeckte. Seitdem sind unaufhörlich in längeren
und kürzeren Zwischenräumen neue Ausbrüche erfolgt, welche häu-
fig die äußere Gestalt des Berges sehr wesentlich verändert haben.
So nahm er 1730 bedeutend an Höhe zu und ist 1794 bedeutend
wieder gesunken; so hat sich in einem frühern Ausbruch sein Gipfel
gespalten, und ein weites mit Lava und Asche erfülltes Thal trennt
jetzt seinen eigentlichen Gipfel von dem Monte Somma in seiner
Nahe. Der gewöhnlichste Weg führt von Besinn hinauf, und
man pflegt dann in der Einsiedelei 8. Salvaiore, am Fuß der
steilsten Höhe, zu rasten.
Die übrigen Oerter dieser Provinz, die wir noch zu bemerken
haben, sind:
Casería, im Norden von Neapel, ein kleiner Ort mit 4000
Einw., berühmt wegen eines riesenhaften, ganz von Marmor er-
bauten königlichen Schlosses, dessen Gärten durch eine herrliche
Wasserleitung, Acquedotto Carolino, welche aus drei über einan-
der stehenden Bogenreihen besteht, mit Wasser versehen werden.
Capua, jetzt ein kleiner, unbedeutender Ort, mit etwa 8000
Einw., in einer ungesunden Gegend am Voltnrno, einst die üp-
pige Hauptstadt des glücklichen Campaniens, deren verweichlichen-
den Reizen das siegende Heer Hannibals unterlag. Das alte Ca-
pna lag übrigens etwa y¡\ Meile von dem heutigen bei dem Dorfe
8** Maria delle grazie.
Gaeta (Cajeta), im nördlichsten Theile der Provinz, eine
der stärksten Festungen der Welt, gleich Gibraltar auf einem sich
ins Meer hinaus streckenden Felsenvorgebirge erbaut, so daß nur
ein schmaler Zugang vom Lande bleibt. Die Stadt mit ihren des-
ser gebauten Vorstädten enthält an 14000 Einw. In dem Castell
liegen der Connecable von Bourbon und der tapfere Vertheidiger
der Festung (1806), Prinz von Hessen-Philippsthal, begraben. —
Arpino, an der Gränze des Kirchenstaats, mit 10000 Einw.,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Casería Acquedotto_Carolino Hannibals Maria Maria