14
A. Europa.
stute sehr heruntergebracht, und überhaupt können in Deutschland
nicht so viel Pferde gezogen werden, als der Dienst der Reiterei
und das Geschützwesen erfordern. Polen, Rußland und die Tür-
kei müssen hier mit ihrem Ueberflusse aushelfen. Die Rindvieh-
zucht, welche immer mit dem steigenden Ackerbau in Verbindung
steht, ist höchst bedeutend in Deutschland, besonders im nördlichen,
wo das friesische Vieh am meisten geschätzt wird. — Nichts aber
hat so außerordentlich seit wenigen Jahren zugenommen, als die
Schafzucht, oder vielmehr die Verbesserung der Schafe durch spa-
nische Böcke. Man hat es dahin gebracht, daß namentlich die
feine sächsische Welle von den Engländern selbst der spanischen vor-
gezogen wird. — Die allgemein verbreitete Schweinezucht ist be-
sonders in Baiern und Westphalen bedeuteud. Der große Ruf der
westphälischen Schinken gründet sich theils auf die vortreffliche Ei-
chelmast, welche die Schweine dort genießen, theils auf die durch
die Bauart der westphälischen Bauerhäuser begünstigte Bereitung
derselben. Das zu räuchernde Fleisch wird hier nicht, wie an an-
dern Orten, in besonders dazu eingerichteten Kammern schnell ge-
räuchert, sondern hängs lange Zeit in dem großen, hohen Raume
des Hauses, die Diele genannt, wo die ganze Familie sich den
Tag über aufhält, ein beständiges Feuer unterhalten wird, und
der Rauch, ohne Schornstein , sich seinen Ausgang sucht. Dieses
langsame Räuchern, bei freiem Zuritt der Luft, soll eben den
Schinken in Westphalen ihre Vortrefflichkeit geben. — Ziegen
werden, außer den gebirgigen Gegenden, nicht in Menge gezogen,
und Esel findet man beinahe nur im südlichen Deutschland, beson-
ders in den Rheingegenden. Theils ist der Esel ein südliches Thier,
welches in dem rauhern Norddeutschland nicht vollkommen gedeiht;
theils ist auch hier der Ackerbau zu bedeutend^ die Güter meist zu
groß, als daß man sich dieses schwächer» Thieres als Transport-
mittel mit Vortheil bedienen könnte. — Die Bienenzucht ist noch
keinesweges so allgemein verbreitet in Deutschland, als sie es wohl
verdiente; am meisten wird sie noch in der Lüneburger Heide betrie-
den. — Der Seidenbau, vor 30 bis 49 Jahren vorzüglich im
Preußischen eifrig betrieben, ist seitdem sehr herabgekommen, und
es ist nicht zu leugnen, daß das Klima ihm beinahe unüberwind-
liche Hindernisse in den Weg legt. Die Seidenraupe kann durch-
aus keine Kälte und keine Feuchtigkeit ertragen, wovon doch unsre
Sommer nur so selten frei sind, und im günstigsten Falle stand die
gewonnene Seide der französischen und besonders der italiänischen
an Güte allzuweit nach. — Federvieh wird überall, doch im
südlichen Deutschland bei weitem mehr als im nördlichen gezogen;
im letztem gehören aber, besonders an der Ostsee, in Pommern
und Mecklenburg, die Gänse zu Hause, die zu einem nicht unbe-
deutenden Handelszweige geworden, indem theils die geräucherten
Brüste, theils die Spulen zu Schreibfedern bereitet, theils die
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschland Baiern Deutschland Rheingegenden Norddeutschland Deutschland Lüneburger_Heide Deutschland Ostsee Pommern Mecklenburg
394
A. Europa.
sehr bald in eine demokratische über. In dem nördlichen Theile des
Landes erwarb Argos das gänzliche Uebergewicht; im südlichen er-
hielten Epidaurus und Trözen ihre Unabhängigkeit. Mit den Lace-
damoniern hatten die Argiver unaufhörliche Gränzstreitigkeiten.
Die bedeutendsten Oerter in Argolis sind:
Argos, eine der ältesten, wo nicht die älteste Stadt in Grie-
chenland, amfl.jnachos, mit einer Burg auf einer Anhöhe, La-
rissa. Zur Zeit des trojanischen Krieges war sie die Residenz des
Diemedes. Sie behauptete sich als die mächtigste Stadt von Ar-
golis bis zum Untergange der griechischen Freiheit und zerstörte
mehrere ihrer Nebenbuhlerinnen. Pyrrhus, König von Epirus,
fand den Tod bei Erstürmung der Stadt. Der Hafen von Argos
war N a u p l i a, jetzt Napoli di Romania.
Mycenä, in unbedeutender Entfernung von Argos, vom
Perseus gegründet und einst die Residenz des Agamemnon, welcher
auch hier seinen Tod von der Hand seiner Gemahlin, Klytämnestra,
fand. Sie ward bald nach den persischen Kriegen von den Argi-
vern zerstört.
Zwischen beiden Städten und ihnen ehemals gemeinschaftlich
zugchorend lag das berühmte Heräon, ein Tempel der hier vor-
zugsweise verehrten Juno (Here).
Tiryns, ebenfalls eine uralte Stadt, ward im peloponne-
sischen Kriege von den Argivern zerstört und die Einwohner nach
Argos verpflanzt.
Unfern Epidaurus lag der berühmteste und von Kranken
viel besuchte Tempel des Aesculap (Asklepios).
Trözen, jetzt Da mala, am Ende der Halbinsel, hatte ei-
nen berühmten Tempel des Neptun.
Nem ea, ist der Name eines Fleckens und einer Gegend, in
welcher Herkules einen Löwen erlegte, wo die dem nemeischen Ju-
piter geweihten Kampfspiele gefeiert wurden.
Bei dem Flecken Lerna, am lernäischen See, tödtete Her-
kules jene berühmte mehrköpfige Schlange, deren Häupter, so wie
sie abgeschlagen wurden, sich wieder erzeugten. In der Nähe war
ein Tempel der Ceres, bei welchem Mysterien gefeiert wurden.
Von den Inseln bei Argolis sind vorzüglich zu merken:
Aegina, im saronischen Meerbusen, einst durch Handel und
Schifffahrt mächtig: die Aegineten trugen viel zum Siege über die
Perser in der Seeschlacht von Salamis bei und erhielten an dem
Tage den Preis der Tapferkeit. Die eifersüchtigen Alhenienser er-
oberten und verwüsteten Aegina im ersten Jahre des peloponne-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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419
Ix. Griechenland.
Erzählungen der griechischen Geschichtschreiber sehr verschieden und
abweichend dargestellt wird. Dein Cyrus folgte sein ihm sehr un-
ähnlicher Sohn Cambyses, welcher Aegypten eroberte und mit tol-
ler Grausamkeit gegen den dort herrschenden Götzendienst wüthete.
Die Perser bekannten sich nemlich zu der uralten, im ganzen In-
nern Asiens und in Indien weit verbreiteten Lehre des Zoroaster,
dessen Zeitalter unbekannt, dessen vom rohen Aberglauben der mei-
sten übrigen Völker des Alterthums und besonders der Aegyptier
weit entfernte, Sittlichkeit athmende, Bilderdienst verwerfende
Lehre uns in einer spätern Sammlung heiliger Schriften, unter
dem Namen Z end ave st a bekannt, aufbewahrt worden ist. Die
Perser, so berichten uns auch die Griechen, hatten keine Tempel
und beteten im Freien den Himmel und die Gestirne an; das Feuer
wurde von ihren Priestern, den Magiern, einem medischen Stam-
me, als ein Heiligthum und als das reinste Sinnbild des höchsten
Wesens unterhalten und verehrt. Argwöhnisch, wie jeder Despot,
ließ Cambyses seinen Bruder Smerdis ermorden. Bald aber,
wahrend er noch von Aegypten aus an Unterjochung der Aethiopier
dachte, verbreitete sich das Gerücht, Smerdis sey noch am Leben;
ein Magier, der ihm sehr ähnlich sah, hatte seinen Namen ange-
nommen und sich auf den Thron geschwungen. Cambyses rüstete
sich ihm entgegen zu gehen, verwundete sich aber, beim Aufsteigen
aufs Pferd, mit seinem eignen Schwerdte, und starb an der Wunde.
Die Herrschaft des falschen Smerdis währte nur einige Monate.
Sieben edle Perser entdeckten den Betrug, tödteten den Magier,
und einer unter ihnen, Darius, Sohn des Hystaspes, ward als
König anerkannt. Darius Hystaspes ist unstreitig der bedeutendste
und merkwürdigste unter den persischen Königen. Er versuchte
zuerst, das weite Reich, welches seine Vorgänger in wilder Erobe-
rung gebildet, zu ordnen und zu befestigen. An eine Verfassung,
wie wir sie in gebildeten Staaten finden, war freilich bei der un-
endlichen Verschiedenheit an Sprachen, Sitten und Ansichten der
vielen unterjochten Völker, worüber die Perser herrschten, nicht
zudenken. Indeß führte er doch eine feste Ordnung ein, theilte
sein Reich in Provinzen oder Satrapien, deren man in der Zeit der
höchsten Blüthe 20 zahlte, stellte an die Spitze jeder einen Satra-
pen oder Statthalter, dem aber anfänglich keine Kriegsgewalt über-
tragen war; suchte die Abgaben und Einkünfte zu ordnen und durch
Vertheilung seiner Krieger in die verschiedenen Provinzen Ordnung
und Gehorsam zu erhalten. Eigne königliche Beamte bereiften die
Satrapien, um von Allem Bericht zu erstatten, und Eilboten, wel-
che auf verschiedenen Straßen gehalten wurden, die erste Art von
Pofteinrichtung, setzten den König in Kenntniß von Allem was vor-
ging. Unter den Nachfolgern des Darius verfiel diese Ordnung
gar bald; ausschweifender Luxus herrschte an dem Hofe des beinahe
göttlich verehrten Königs, welcher von zahllosen Weibern und Ver-
27 *
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Darius Darius Darius_Hystaspes Darius Darius Darius
46
A. Europa.
Wuth in jenen ungeheuern 30jährigen Kampf aus, dessen verderb-
liche Folgen das deutsche Reich bis auf die neueste Zeit in eine kläg-
liche Ohnmacht versenkten. Vergebens boten Ferdinand 1.1558
— 64, Carls V. Bruder, und noch mehr sein Sohn Maximi-
lian Ii., 1564 — 76, alle Weisheit und alle Mäßigung auf, die
gereizten Gemüther zu besänftigen. Das Mißtrauen zwischen Pro-
testanten und Katholiken war nicht zu überwinden, und gegensei-
tige Klagen über Bedrückung und unrechtmäßige Anmaßungen ver-
mehrten täglich die Erbitterung. Die Regierung des allein mit al-
chimistischen und astrologischen Studien beschäftigten und die groß-
ßen Angelegenheiten Deutschlands vernachlässigenden Rudolphs Ii.,
ff 1612, war noch weniger geeignet, das drohende Ungewitter ab-
zuwenden. Bei der gänzlichen Unthätigkeit des Kaisers bildeten
sich die feindlichen Parteien vielmehr zu öffentlichen Verbindungen
aus, der protestantischen Union 1608 und der katholischen Ligue
1609, an deren Spitze Friedrich von der Pfalz und Maximilian
von Baiern standen. Dabei waren die Protestanten selbst un-
ter sich uneins, und Lutheraner und Reformirte, welche man
damals gern Calviniften nannte, feindeten sich einander eben
so bitter an, als sie die Katholiken haßten. Noch heftiger
wurden diese Spannungen, als 1609 das Haus der Herzoge
von Cleve ausgestorben und Brandenburg und Pfalz-Neuburg
über die Erbschaft stritten; Pfalz-Neuburg ward katholisch und
gewann dadurch den Schutz der Spanier und Oestreichs; Johann
Sigismund von Brandenburg, früher lutherisch, ward reformirt
und ward von dem Prinzen von Oranien und den Holländern un-
terstützt. Doch unterblieben noch die Feindseligkeiten. Als aber
der unthätige Rudolph von seinem Bruder Matthias, ch 1619,
war verdrängt und dieser als König von Böhmen sowohl denn als
Kaiser war anerkannt worden, brach endlich 1618 der große Kampf
zuerst in Böhmen aus. Schon seit den Zeiten der hussitischen Un-
ruhen genossen die Böhmen mancherlei Vorrechte in kirchlichen An-
gelegenheiten und die Reformation hatte bedeutenden Eingang bei
ihnen gefunden. Die Bedrückungen, welche sie von ihren katholi-
schen Landesherren von jeher erfahren, hatten die Gemüther im-
mer mehr erbittert, und als auch diesmal ihre Klagen von einigen
Räthen des Kaisers hart zurückgewiesen wurden, drang der Graf
von Thurn an der Spitze vieler Landleute auf das Rathhaus zu
Prag und ließ die verhaßten kaiserlichen Räthe zum Fenster hinaus-
werfen. Matthias starb 1619 bald nach dem Anfang dieser Un-
ruhen, und sein schon als König von Böhmen anerkannter Vetter
Ferdinand Ii., 1619 — 37, brachte die Kriegsflamme völlig zum
Ausbruch. Von Jesuiten erzogen und als eifriger Feind der Pro-
testanten schon bekannt, war der Gedanke ihn zum König zu ha-
den den Böhmen unerträglich. Sie erklärten daher seine Wahl
für nichtig und boten ihre Krone dem Kurfürsten Friedrich V. von
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_1.1558 Ferdinand Carls_V. Friedrich_von_der_Pfalz Friedrich Maximilian
von_Baiern Maximilian Cleve Johann
Sigismund_von_Brandenburg Johann Rudolph Matthias Graf
von_Thurn Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschlands Brandenburg
179
Vii. Deutschland. Oestreich.
lich gesorgt. — Unter den Künsten ist die Musik die einzige, welche
hier von jeher Bewunderung und Liebe gefunden.; Haydn und Mo-,
zart haben den größten Theil ihres Lebens in Wien zugebracht;
aber kein Denkmahl bezeichnet ihr Grab. Essen und Trinken,
Tanzen, Spatzieren und Schauen sind die Hauptfreuden des gut-
müthigen und sanften, aber etwas wägen Wiener Volkes. —
Wien liegt in einer vortrefflich angebauten und durch Abwechselung
von Berg, Ebene und Wasser sehr angenehmen. Gegend. Das
Klima ist zwar im Allgemeinen mild, doch häufigen und sehr em-
pfindlichen Abwechselungen der Temperatur ausgesetzt, wozu die
Nachbarschaft der Karpathen, von welchen oft mitten im Sommer
eisige Ostwinde herwehen, wohl das meiste beiträgt. Was die
Gegend vorzüglich schön macht, ist, nächst der Donau und ihren
reizenden Inseln, ein kleiner Gebirgsrücken iät Wald und Reben
bedeckt, welcher in geringer Entfernung von der Stadt sich am
Donauufer erhebt und von No. nach Sw. hinstreicht; es ist ein
Theil des sogenannten Wiener-Waldes und wird der Kahlen-
auch Kaltenberg genannt. Der äußerste, der Donau zunächst
liegende Berg heißt der Leopoldsberg, er liegt steil über der
Donau und ist an 3 Seiten mit Roben, gegen Westen mit Buchen
besetzt. Oben liegt ein Schloß und ein Wirthshaus', von welchen
man der herrlichsten Aussicht genießt. Ihm zunächst nur durch eine
Schlucht davon getrennt, der eigentliche Kahlenberg, an dessen
Fuß die ergiebigsten und besten Weinberge Oestreichs liegen. Den
äußersten östlichen Punkt dieses Gebirgsrückens macht der Galizin-
berg, von einem Fürsten so genannt, welcher hier ein niedliches
Landhaus und mancherlei Gartenpartieen angelegt hat.
Zu den anmuthigften Punkten um Wien gehören ganz vorzüg-
lich die beiden kaiserlichenluftschlösser Sch ö n brunn und Laxen-
burg. Schönbrunn, V» Stunde von Wien, im Sw. in ei-
nem Thäte dicht an der Wien. Das Schloß selbst ist groß, aber
nicht architektonisch bedeutend, desto reizender sind seine weitläufti-
gen Gartenanlagen; der hiesige botanische Garten gehört zu den
ersten in Europa; auch die Menagerie ist ansehnlich. Eben so stark
als Schönbrunn selbst werden die nahe gelegenen Dörfer Gu m-
pendorf, Maria Hitzing, Meidling u. a. von den Wie-
nern besucht. Laxenburg, der gewöhnliche Sommeraufenthalt
der kaiser!. Familie, liegt in einer schönen Ebene 2 kleine! Meilen
von Wien im S. Das Schloß ist einfach und der Garten überaus
lieblich. In demselben befindet sich die in Erz gegossene Reitersta-
tue Josephs Ii., ein kleines Modell der großen auf dem Josephs-
platze, und die neu erbaute gothische Franzenburg, eine Samm-
lung Alterthümer ganz eigenthümlicher Art, indem nicht allein die
Meubles, Gemälde, Geräthe, Waffen und andere Verzierungen'
der verschiedenen Zimmer wirkliche Alterthümer sind, sondern selbst
ein großer Theil der Steine und Verzierungen der Mauern desge-
12*
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Maria_Hitzing Maria
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Wien Donau Kaltenberg Donau Donau Wien Wien Wien Europa Meidling Laxenburg Wien Josephs
Vili. Italien.
241
Schlacht an den Thoren Roms, in die Stadt ein, 673 d. St. 81
v. Chr. Sertorius entflieht nach Spanien, wo er sich noch meh-
rere Jahre siegreich behauptet; der jüngere Marius tobtet sich
selbst. Mit furchtbarer Grausamkeit wüthete Sylla gegen die Ma-
rianer; über 100,000 römische Bürger und darunter viele ange-
sehene Senatoren, Beamte und Ritter, wurden hingerichtet; er
selbst ließ sich zum Dictator ernennen, vertheilte viele Ländereien
der Bundesgenossen an seine Soldaten, nahm an 10000 neue
Bürger auf und schränkte die Macht der Volkstribunen ein. Leicht
besiegte nun der junge Pompejus die Marianer in Sizilien und
Afrika; schwerer war es, den in jeder Hinsicht ausgezeichneten
Sertorius in Lusitanien zu überwinden; er ward endlich von einem
seiner Offiziere Perperna ermordet, und dieser unterlag nun bald
dem Pompejus. Als unbestrittener Herr des römischen Reiches
legte Sylla aus unbekannten Gründen seine Herrschaft, 675 d. St.
79 v. Chr., nieder und starb 78 an einer furchtbaren Krankheit.
Diese bürgerlichen Kriege pflegt man wohl auch das erste Triumvi-
rat (Dreiherrschaft), nemlich des Sylla, Marius und Cinna, zu
nennen, wiewohl mit Unrecht, da unter ihnen statt einer gemein-
schaftlichen Verwaltung vielmehr Feindschaft Statt fand.
Glück und Talente vereinigten sich, den schon unter Sylla be-
rühmt gewordenen Pompejus zu erheben. Ein furchtbarer Skla-
venkrieg, veranlaßt durch die ungeheure Zahl der in Italien ange-
häuften und unmenschlich behandelten Sklaven, bedrohte Rom.
Drei Jahre lang siegte der eines bessern Schicksals würdige Anfüh-
rer Spartakus, 681 — 684 d. St., bis er vom Crassus geschlagen
und die letzten zerstreuten Haufen von dem aus Spanien zurückkeh-
renden Pompejus vernichtet wurden. Seeräuber aus Cilicien hat-
ten die unruhige Zeit benutzt und mit unzähligen Schiffen alle Kü-
sten Asiens und Griechenlands verwüstet und allen Verkehr ge-
hemmt.^ Pompejus, dem man eine ganz außergewöhnliche Voll-
macht über alle Meere anvertraut hatte, schlug und vernichtete die
Macht der Seeräuber in 40 Tagen und versetzte die unruhigen Be-
wohner der cilicischen Küste in vom Meere entfernte Gegenden.
Noch größere Vollmacht ward ihm übertragen, als ein neuer Krieg
gegen Mithridates seiner zur Beendigung desselben zu bedürfen
schien. Der rastloseste Feind der Römer, Mithridates, hatte aufs
neue fast ganz Kleinasien erobert; Lucullus hatte ihn zwar geschla-
gen und genöthigt zu seinem Schwiegervater Tigranes, König von
Armenien, zu fliehen, indeß hatte er nach Lucullus Abgang wieder
bedeutende Vortheile errungen. Pompejus siegte auch hier mit
leichter Mühe und durchzog ganz Syrien im Triumph; Mithrida-
tes aber nahm Gift, um nicht in die Hände der Römer zu fallen,
691 d. St. 63 v. Chr. Indeß hatte Catilina, ein Mensch von ed-
ler Geburt aber höchst verworfenen Sitten, den rasenden Plan ent-
worfen, die Consuln und einen Theil des Senats zu ermorden, um
Blanr Handb. 1t. 2, Ausi. 16
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Sylla Marius Marius Sylla Mithridates Lucullus Catilina Blanr_Handb
Extrahierte Ortsnamen: Italien Roms Spanien Sizilien Afrika Lusitanien Italien Rom Spanien Asiens Griechenlands Kleinasien Armenien Syrien
281
Viii. Italien.
Das neuere Italien.
Von der Lage, den Gränzen, den Gebirgen und Gewässern
Italiens ist schon oben (S. 213. 214.) das Nöthige gesagt wor-
den. Wir haben daher nur noch Folgendes zu betrachten:
Klima. Boden und Anbau.
Das Klima von Italien ist in Deutschland als ein überaus
reizendes und mildes berühmt, und alle Reisende wissen viel von
den milden Lüften zu erzählen, welche ihnen, sobald sie den Gi-
pfel der Alpen erreicht, lieblich entgegen gehaucht und verbunden
mit der üppigern Vegetation am südlichen Abhang des Gebirges
den Eintritt in jenes herrliche Land verkündigt. Im Ganzen ge-
nommmen ist diese Meinung allerdings richtig; der italiänische
Himmel ist ungleich heiterer als der unsrige, ein reizender Duft ist
über alle Gegenstände in der Ferne ausgegossen, und in den südli-
cheren Gegenden insbesondre prangen Land, Gebirge, Meer und
Himmel in einer Farbenglut, wovon man in unsern Gegenden
keine Vorstellung hat. Indeß ist das Klima Italiens, wie es die
von Norden nach Süden langgestreckte Lage des Landes mit sich
bringt, sehr verschieden und keinesweges frei von manchen groß-
ßen Unannehmlichkeiten. Obgleich im Ganzen gesund, ist die
Luft doch in vielen niedrigen Gegenden, am Ausfluß des Po, in
den sumpfigen und sandigen Gegenden der Südküfte Mittel-Ita-
liens, Maremme genannt, zu welchen auch die berüchtigten pom-
ptinischen Sümpfe bei Rom gehören, so wie in einem großen Theile
dieser Stadt selbst höchst ungesund und gefährlich. Das nördliche
Italien hat ein mehr gemäßigtes als heißes«Klima; es friert und
schneit daselbst mehrere Monate; in dem mäßig hohen Apennin
bleibt der oft mehrere Fuß hohe Schnee monatelang liegen, und
wenn vollends der Nordwind, tramontana (weil er von jenseits
der Berge kommt) weht, ist die Kälte viel unerträglicher, alsein
höherer Grad derselben in nördlichen Ländern, wo man durch
zweckmäßige Wohnungen und Kleidung dagegen geschützt ist, wäh-
rend man hier kaum den Gebrauch der Kamine kennt und die
durchaus steinernen Fußboden und schlecht verwahrten Thüren und
Fenster dem Nordländer den Winter viel unleidlicher machen, als
in seinem Vaterlande. Das rechte südliche Klima beginnt erst, so
wie man die Gränzen Neapels betritt; hier ist mit seltenen Aus-
nahmen der Winter allerdings höchst unbedeutend und Schnee in
den Ebenen eine seltene und immer schnell wieder verschwindende
Erscheinung. Sorgfältig wird daher der in den höheren Gebirgen
fallende Schnee gesammelt und aufgehoben, weil er bei der groß-
ßen Sommerhitze ein unentbehrliches Bedürfniß zur Abkühlung
des Getränks ist. Hier wie in den meisten südlichen Ländern er-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Italiens Italien Deutschland Italiens Rom Italien Neapels
350
A« Europa.
tsnysten sin-: der Imrgo del dastello, unweit des königlichen
Schlosses am Rastel nuovo, mit 5 schönen Springbrunnen ge-
schmückt,^ der rechte Mittelpunkt alles Lebens in Neapel, wo sich
das Gewühl bis tief in die Nacht hinein nicht verliert; der.largo
del Mércalo, am östlichen Ende der Stadt, unweit des Meers,
der große Speisemarkt und daher der Tummelplatz des niedrigen
Volks; hier war es, wo ein armecfischer und Obsthändler Masa-
niel l o (eigentlich Thomas Amello) 1647 durch seine kühne Beredt-
samkeit Hunderttausende gegen die Bedrückungen der damaligen
spanischen Regierung zum Aufruhr entflammte, 7 Tage die Stadt
beherrschte, dann durch Meuchelmord fiel, vom Pöbel verhöhnt,
später beinahe vergöttert wurde; hier war es aber auch, wo am
25. October 1269 die edlen Häupter Conradins von Hohenstaufen
und Friedrichs von Baden unter Henkershand sielen; sie ruhen in
der nahe gelegenen Kirche del Carmine, welche die mit großem
Lösegeld einige Tage zu spät angekommene Mutter Conradins aus-
baute und mit dem höchsten Thurm in Neapel zierte. Auf dem
Platze selbst, an der Stelle wo Conradins Haupt fiel, steht eine
kleine Kapelle. Vergebens sucht man in Neapel Werke der Kunst,
welche sich denen, woran Rom so überreich ist, vergleichen ließen;
alles ist hier kleinlich oder übertrieben, kein Gebäude von einfacher
Größe, keine Kirche, welche Erwähnung verdiente; ein bunter
überladener Schmuck, eine sinnlose Schnörkelei vertreten hier die
Stelle der sinnigen Kunst; kein Gebäude, kein Werk des Alter-
thums hat sich hier erhalten lind mahnt an eine würdige Vergan-
genheit, alles athmet hier nur den unmittelbaren Genuß des Augen-
blicks; daher wenn Rom durch seine beinahe ländliche Stille zur
Betrachtung einladet, so ist es schwer, in dem alle Vorstellung
übersteigenden Geräusch und Getümmel Neapels nur zur Besin-
nung zu kommen. Alles was bei uns im Hause geschieht, wird
hier auf der Straße verrichtet, alle Handwerker arbeiten vor den
Thüren, im Freien wird gekocht, gebraten, gespeist, geschlafen,
und alles was der Neapolitaner thut, ist von lautem Geschrei be-
gleitet; das einfachste Gespräch scheint oft der wüthendste Streit
zu sevn, und doch ist bei aller Lebendigkeit das Volk nicht bösartig
und Dolchstiche seltener als in Rom. Die Lazzaroni, deren man
hier 40 — ¿>0060 zählt, sind im Allgemeinen übel berüchtigt, man
hält sie gewöhnlich für gänzliche Müßiggänger, die nur vom Rau-
den, Stehlen und Morden leben; so ist es aber nach den Zeugnis-
sen der zuverlässigsten Reisenden keinesweges. Eine solche phleg-
matische Trägheit, wie wohl manche Bewohner des Nordens zei-
gen, ist dem Südländer fremd, und wenn er gern sich in der
Sonne ausstreckt und ruht, so geht er auch eben so gern zu einer
lärmenden und oft angestrengten Thätigkeit über. Die Lazzaroni
sind nichts anders als der zahlreiche, eigenthumlose Pöbel dieser
großen Stadt. Sie haben meist keine Wohnung, nichts als ein
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378
A. Europa»
2. Malta.
Im S. der Südstfftzs von Skcilien liegt unter dem 36° eine
Inselgruppe, welche die 3 jetzt den Engländern gehörenden Inseln,
Malta, Ooxro und Domino umfaßt. Diese Inseln wurden 818
den griechischen Kaisern von den Sarazenen entrissen und 1090
von den Normannen erobert. Im Jahre 1530 trat Carl V. sie
dem eben aus Rhodus vertriebenen Johanniter-Orden ab, welcher
seitdem hier seinen Hauptsitz aufschlug; 1798 gingen diese Inseln
ohne Gegenwehr durch Verrätherei an die eben nach Aegypten se-
gelnde Flotte unter Buonaparte über, und die Engländer, in deren
Besitz sie sich jetzt befinden, konnten Malta erst 1800 nach einer
langen Blokade durch Aüshungern einnehmen.
Die Hauptinsel Malta, im Alterthum Melito, die südlichste
der drei, enthält auf 6 □ M. 85000 Einw. Sie besteht, wie die
beiden andern, ursprünglich aus einem dürren, nur hin und wie-
der mit einer dünnen Erdschicht bedeckten Kalkfelsen, welchen aber
der große Fleiß der Einwohner in einen wahren Garten verwan-
delt hat. Sie haben Erde von Sicilien geholt und ihre Felsen da-
mit redcckt, und verstehen meisterhaft ihren undankbaren Boden
vermittelst der wenigen Quellen und vieler Cifternen zu bewässern.
Das Klima ist heiß, aber die Luft durch Seewinde gekühlt, nur
wenn der Sirocco weht, ist die Hitze unerträglich; von Schnee
weiß man hier nichts und muß dies unentbehrliche Abkühlungsmit-
tel der Getränke aus Sicilien holen. Auch der Regen ist selten,
dagegen der Thau sehr stark. Der Fleiß der Einwohner erzieht
hier etwas Getreide, welches jedoch für die große Bevölkerung un-
zureichend ist, etwas Wein und Oel, vorzüglich aber viel treffliche
Baumwolle, der Hauptreichthum der Insel. Alle Südfrüchte,
die man indeß aus Mangel an Damm - Erde nur in künstlichen
Gärten zieht, erreichen hier eine selbst in Italien unbekannte Voll-
kommenheit, und die Rosen waren schon im Alterthum wegen ih-
res ungewöhnlichen Duftes berühmt. Es soll keine giftige Thiere
auf der Insel geben, außer Skorpionen. Das Meer ist hier sehr
reich an Fischen. Die Einwohner verrathen schon in ihrer Körper-
bildung ihren afrikanischen Ursprung; dabei sind sie aber kräftig,
unverdrossen und gelten für die besten Matrosen des mittelländi-
schen Meeres; ihre Sprache ist ein verdorbenes Gemisch des Arabi-
schen, Italiänischen, Griechischen und beinahe aller europäischen
Sprachen, welche durch die Ritter aus verschiedenen Nationen hier
bekannt geworden.
Der Hauptort der Insel, Ln Valetta, und eine der stärksten
Festungen in der Welt, liegt an der östlichen Küste auf einem Vor-
gebirge zwischen 2 geräumigen Häfen; der südliche, größere, ist
für die Kriegs- und Handelsschiffe bestimmt, er ist von ungeheu-
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Extrahierte Personennamen: Carl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Malta Malta Johanniter-Orden Malta Malta Sicilien Sicilien Italien Valetta
Ix. Griechenland. 1. Europ. Türkei. 473
Stadt gegenüber und an der Küste des Bosporus entlang ausbrei-
ten; mir diesen mag sie leicht 5 — 0 M. im Umfang haben, ohne
noch die auf der asiatischen Küste ihr gegenüber liegende Stadt Es-
ki udar oder Skutari, welche als eine ihrer Vorstädte betrach-
tet wird, mitzurechnen. Die Zahl der Einwohner läßt sich, da die
Türken nichts von Geburts- und Sterbelisten wissen, durchaus
nicht genau bestimmen; die gewöhnlichen Angaben weichen von
560,600 bis auf 1 Million ab, so daß 6 — 700,000 wohl die wahr-
scheinlichste Zahl seyn möchte, wovon etwa ^Türken, ^Grie-
chen und vielleicht noch über 60000 Armenier, Iudeil und Euro-
päer. — Die Lage von Conftantinopel wird von allen, welche sie
beschrieben, als entzückend gepriesen; ja schon im höchsten Alter-
thume beschuldigte der Perser Megabazus die Chalcedonier, welche
sich vor der Gründung von Byzanz auf dem gegenüber liegenden
asiatischen Ufer angebaut, der Blindheit, daß sie die schlechtere
Lage der schönern, die ihnen zu wählen freistand, vorgezogen.
In der That vereinigt auch Conftantinopel alles, was man nur für
die Hauptstadt eines großen Reiches wünschen mag. In einem
milden, gesunden Klima gelegen, von einem überaus fischreichen
Meere, welches zugleich den geräumigsten und sichersten Hafen
von der Welt darbietet, umgeben, an den Gränzen zweier Welt-
theile, deren fruchtbare und reizende Ufer sich hier so nähern, daß
der Bosporus nur als ein mächtiger Strom erscheint, durch ihre
Lage zugleich der Schlüssel zweier großen Meere und dadurch in
Verbindung mit den schönsten Ländern beider Welttheile, ist Con-
ftantinopel recht dazu gemacht, die Gebieterin der angränzenden
Länder Asiens und Europas und ein Mittelpunkt des lebendigsten
Handels zu seyn. Der Anblick der Stadt vom Meere aus, das mit
unzähligen Schiffen und zierlichen Barken bedeckt ist, erregt die
größten Erwartungen; prächtig erhebt sich amphitheatralisch die
unübersehbare Masse von Gebäuden, Pallästen, Dschamien, mit
ihren zahlreichen, vergoldeten Minarets und vielen schönen da-
zwischen zerft.eut liegenden Bäumen; aber diese Pracht verschwin-
det, sobald man das Innere betritt. Man findet nun nichts mehr,
als unzählige enge, krumme, übel oder gar nicht gepflasterte, mit
Unrath und zahllosen Hunden bedeckte Gassen, des Nachts ohne
Erleuchtung; wenige und unbedeutende öffentliche Plätze; widriges
Volksgewühl jedoch nur in der Nähe des Hafens und des großen
Bazars, unzählige elend von Holz und Lehm erbaute Hütten neben
wenigen Prachtgebäuden, ganze große Gegenden voll Trümmer
und Brandstätten, andre öde und als Weideplätze benutzt. Mit
Einbruch der Nacht tritt Todtenstille und Finsterniß ein, nurhunde
und Raubvögel, welche den weggeworfenen Unrath verzehren, be-
völkern die Gassen; nur hin und wieder läßt sich das Geräusch der
umherwandelnden nächtlichen Patrouillen vernehmen.
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Extrahierte Personennamen: Conftantinopel
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Alter- Byzanz Asiens Europas