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1. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 18

1833 - Halle : Schwetschke
18 A. Europa. also hierüber sehr verschiedene Systeme. Was die Münzen be- trifft, so kann man drei vorzügliche Ausmünzungssysteme anneh- men. 1) Der hannoversche Münzfuß, wo die feine Mark Silber (16 Loth) zu 101/2 Thaler, oder zu 15 Fl. (Gulden) 45 Kreuzer ausgeprägt wird. 2) Der sogenannte Conventionsfuß, in Oest- reich, Sachsen und dem größten Theile von Deutschland herr- schend, wonach aus der feinen Mark 13'/2 Thaler, oder 20fs. (daher auch der 20 Guldenfuß genannt) geprägt werden. Der 24 Guldenfuß, wonach man in den Rheingegenden rechnet, ist kein besonderer Münzfuß, sondern besteht nur darin, daß man dort die 20 Kreuzerstücke für 24 Kreuzer rechnet. 3) Der preußische Fuß, wonach die feine Mark zu 14 Thaler ausgeprägt wird. Außerdem herrscht aber noch in Deutschland eine so große Mannigfaltigkeit in dem innern Gehalte, im äußern Werthe und in der Abtheilung und Benennung dermünzen, daß es ganz unmöglich ist, und auch höchst zwecklos wäre, sie hier aufzuführen. — Noch viel größer ist die Mannigfaltigkeit des Gemäßes und Gewichts in Deutsch- land, wo beinahe jede irgend bedeutende Stadt ihr eignes Sy- stem hat. Das einzige allgemein anerkannte Längenmaaß, die deut- sche oder geographische Meile, wovon 15 auf einen Grad des Ae- quators gehen, dient nur zur gelehrten Berechnung und gilt für das gemeine Leben in keinem einzigen deutschen Lande. Verfassung. Nach dem zu Wien, am 8. Juny 1815, geschlossenen Ver- trage bilden die 34 souverainen Fürsten und 4 freien Städte Deutschlands einen Staatenbund, verdeutsche Bund genannt, dessen Mitglieder zu gegenseitiger Vertheidigung und Erhaltung der Unabhängigkeit und des Besitzstandes eines jeden Mitgliedes sich verpflichtet haben. Jedem Staate bleibt das Recht, seine in- neren Angelegenheiten nach eignem Ermessen zu ordnen, auch Bündnisse mit auswärtigen Mächten zu schließen, doch nur inso- fern dadurch die Sicherheit des ganzen Bundes oder eines einzel- nen Bundesstaates nicht gefährdet wird. Jeder Bundesstaat soll eine landständische Verfassung erhalten, wie dies auch in Vaiern, Würtemberg, Hannover, Sachsen, Baden, Weimar, Nassau u. a. schon wirklich der Fall ist. Zu diesem Bunde gehören alle souveraine Fürsten und freie Städte Deutschlands, von Oestreich und Preußen diejenigen Provinzen, welche von diesen Mächten für deutsche sind anerkannt worden, endlich der König der Niederlande als Besitzer von Luxemburg, und der König von Dänemark als Besitzer von Holstein. Zur Besorgung allgemeiner Angelegenhei- ten bilden die Abgeordneten aller dieser Staaten eine Bundesver- sammlung, der Bundestag genannt, welche ihren Sitz zu

2. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 47

1833 - Halle : Schwetschke
47 Vii. Deutschland. der Pfalz an, welcher durch den Ehrgeiz seiner Gemahlin, einer Tochter Jakobs I. von England, gereizt, sie mit Freuden annahm. Der Augenblick schien günstig; Schlesien machte gemeinschaftliche Sache mit Böhmen, und auch in den übrigen östreichischen Pro- vinzen loderte die Flamme des Aufruhrs; aber Ferdinands unleug- bare Festigkeit und Muth und die Talente seiner Feldherren gaben ihm bald das entschiedenste Uebergewicht. Friedrich selbst, unfähig in so schwierigen Zeiten zu herrschen, von seinem Schwiegervater und, weil er reformirt war, auch von den deutschen Protestanten verlassen, ward 1620 am weißen Berge bei Prag durch Maximi- lian von Baiern geschlagen und verließ seine Staaten, ohne einen neuen Versuch zu ihrer Rettung zu machen. Mit schauderhafter Grausamkeit befleckte Ferdinand seinen Sieg in Böhmen, die edel- sten Häupter fielen unter dem Henkersbeile und 30000 Familien wurden vertrieben; Friedrich ward geächtet, seine Länder von den kaiserlichen Heeren besetzt und das ganze südliche Deutschland leicht unterworfen. Alle Protestanten zitterten und wendeten ihre Blicke auf Christian Iv. von Dänemark, welcher zu ihrer Rettung her- beieilte. Aber auch dieser ward von Tilly, dem Feldherrn Maxi- milians, und Wallenftein, dem des Kaisers, zuerst von dem letz- tern bei Dessau und dann von Tilly bei Lutter am Barenberge 1626 so gänzlich geschlagen, daß die Feinde ihn bis in das Herz seiner eigenen Staaten verfolgten. Trunken von Glück, enthüllte nun Ferdinand ungescheut seine despotischen Absichten. Die Herzoge von Mecklenburg, Christians Verbündete, wurden, ohne Rück- sicht auf die Fürsprache ihres Verwandten Gustav Adolphs von Schweden, vertrieben, geächtet und ihre Länder dem Wallenftein, mit dem Titel eines Admirals der Ostsee, verliehen. Nur Stral- sund mit einet dänischen und später durch Schweden verstärkten Besatzung hielt den siegenden Wallenftein auf. Bald darauf, um die Protestanten völlig zu vernichten, erschien 1629 das berüchtigte Restitutions-Edict, wodurch ihnen aufgegeben wurde, alle seit der Reformation eingezogenen geistlichen Güter und Länder wieder herauszugeben. Selbst die katholischen Fürsten erschraken vor die- sen Forderungen und zitterten für ihre Freiheit. Die vereinten Klagen aber aller deutschen Fürsten bewirkten nur einen Aufschub dieser unerhörten Maaßregel und die Entlassung Wattensteins, wel- cher sich durch seinen unerträglichen Stolz, seine Verschwendung und diebeispiellosen Verheerungen, welche er seinen Truppen er- laubte, allgemein verhaßt gemacht hatte. Dennoch war es um die Freiheit der Protestanten geschehen, wenn nicht endlich der Retter erschienen wäre. Gustav Adolph, König von Schweden, ent- flammt von Eifer für seine protestantischen Brüder und durch man- che schnöde Behandlung von Seiten Oestreichs gereizt, landete am 24. Iuny 1630 mit einem kleinen Heere von 14000 Mann, zuerst auf der Insel Rügen, von wo aus er sich bald Pommerns bemach-

3. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 48

1833 - Halle : Schwetschke
48 A. Europa. tigte. Seinehoffnung auf mächtigen Beistand der protestantischen Fürsten ward sehr getäuscht; die Furcht vor der kaiserlichen Macht und kleinliche Eifersucht gegen den schwedischen Helden hielten die mächtigsten, Brandenburg und Sachsen, zurück. Mit gewaffne- ter Hand mußte er von dem schwachen Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg die Einräumung Spandaus und Küstrins zu sei- ner Sicherheit erzwingen, und erst die äußerste Noth konnte den kleinlich eifersüchtigen Johann Georg von Sachsen bewegen, ihm Wittenberg zu öffnen und sich mit ihm zu verbinden. Ueber diese Verzögerungen gewann Tilly Zeit, am 10. Mai 1631 Magdeburg, welchesl er schon lange belagerte, durch verstellten Abzug zu über- rumpeln und mit viehischer Grausamkeit zu verwüsten; nur der Dom und wenige Fischerhütten blieben von den Flammen verschont und nur wenige Einwohner entgingen der Wuth der Kaiserlichen. Nun erst schloß Sachsen sich an die Schweden an, und im nem- lichen Jahre schlug Gustav Adolph den nie besiegten Tilly gänzlich bei Leipzig und verfolgte ihn durch Franken und Vaiern, wo Tilly am Lech, den er vertheidigte, blieb. Von der äußersten Noth be- drängt, mußte Ferdinand den Beistand Wallensteins erbitten, und erhielt ihn nur gegen so ausgedehnte Vollmachten, wie sie wohl nicht leicht jemals ein Feldherr von seinem Fürsten erlangte. Wal- lensteins Name schuf dem Kaiser ein Heer, womit er anfänglich nur die Fortschritte des Siegers aufhielt, dann aber nach dem wehrlo- sen Sachsen verwüstend aufbrach. Hier kam es am 6. Nov. 1632 zu jener Schlacht bei Lützen, in welcher der edle Held Gustav Adolph zwar fiel, seine erbitterten Schweden aber unter Bernhard von Weimar nicht allein über Wallenftein, sondern gegen Abend auch noch über den herbeigeeilten Pappenheim den vollständigsten Sieg davon trugen. Gustav Adolph hinterließ zwar nur eine 6 Jahr alte Tochter, Christine, aber der große Geist seines Kanzlers und Reichsverwesers Axel Oxenstierna, und die Talente mehrerer in Gustavs Schule gebildeter Feldherren, unter welchen Bernhard von Weimar und Gustav Horn, später vorzüglich Banner und Tor- stenson hervorleuchteten, ersetzten Deutschland seinen Verlust. Wallenstein, dessen zweideutiges Benehmen und unbegränzter Ehr- geiz dem kaiserlichen Hofe verdächtig waren, wurde bald nachher 1634 zu Eger ermordet, und Ferdinands Sohn, in der Folge Kai- ser Ferdinand 111.» übernahm das Commando, und siegte 1634 in der mörderischen Schlacht bei Nördlingen über die Schweden. Sachsen, schon längst eifersüchtig auf die Fortschritte der Schwe- den, benutzte diesen Zeitpunkt, um 1635 zu Prag mit dem Kaiser Friede zu schließen. Immer verworrener und gräßlicher ward nun das Gewühl des Krieges; ohne großen zusammenhängenden Plan trieben Schweden und Oestreicher sich in allen Provinzen Deutsch- lands herum, und die schändliche Politik Frankreichs, von Riche- lieu geleitet, schürte durch kärgliche Hülfe, die sie den Protestanten reichte,

4. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 127

1833 - Halle : Schwetschke
Vii. Deutschland. Sächsische Herzogtümer. 127 Steinbach, welcher dem Main zufließt, führt Perlenmuscheln. — Seit 1824 ist eine neue ständische Verfassung eingeführt. Die Haupt- und Residenzstadt Meiningen liegt an der Werra und zahlt über 4500 Einw. Das Schloß, Elisabe- thenburg, hat eine ansehnliche Bibliothek und verschiedene Kunstsammlungen. Eine Stunde davon, in Dreißigacker, ist eine bekannte Forstakademie. — Am Fuße des Inselöberges liegt der reizende Badeort Liebenstein, mit einem Sauerbrunnen und vielen freundlichen Anlagen. Eine halbe Stunde davon das herrlich auf einem Felsen gelegene Schloß Alten ft ein mit einem schönen Park, und am Fuße desselben beim Dorfe Glückbrunn eine weite Kalkhöhle, in welcher viele fossile Knochen gefunden wor- den sind. Etwas westlich davon liegt das Dorf Möhra, der Stammort von Luthers Geschlecht. Hildburghausen, am rechten Ufer der Werra, mit über 4000 Einw. Beim Schlosse ist ein schöner Garten und die Stadt selbst ist mit Alleen umgeben. Saalfeld, am linken Ufer der Saale, mit nahe an 4000 Einw. und 2 Schlössern, wovon das eine zur Münze eingerichtet ist. Der Bergbau, ehemals sehr bedeutend in dieser Gegend, be- schrankt sich jetzt auf Eisen und Alaun. Bei Mö lsdorf, lj2 St. von der Stadt, zeigt ein einfacher Würfel von Sandstein den Ort wo Prinz Louis Ferdinand von Preußen, am 10ten October 1806 kampfend fiel. — Beim Orte Lehesten, auf dem Kamm des Gebirges, ist ein trefflicher Schieferbruch. Pösneck, anderorla, mit über 3000 Einw. hat eine Porzellanfabrik. 14. Das Herzogthum Sachsen-Altenburg. Es besteht a) aus dem ehemaligen Herzogthum Altenburg, welches zu Gotha gehörte, ein hügeliges, fruchtbares, vortrefflich angebautes Land, welches von der Pleiße durchflossen wird. Es bringt viel Getreide, Hanf, Flachs und Obst hervor, hat bedeu- tende Viehzucht, aber keinen Bergbau. Die Einwohner, welche sich durch eine eigenthümliche Tracht und altherkömmliche Sitten auszeichnen, scheinen ursprünglich wendischen Stammes zu seyn. fc) Das Amt Kahla an der Saale. Zusammen enthalten diese Län- der auf 24 □ M. über 115,000 lutherische Einwohner. Im größer« östlichen Landestheile liegen: Alten bürg, die Residenz, mit 11000 Einw. an einem Bache, unweit der Pleiße. Die Stadt ist wohlgebaut und hat mehrere Fabriken. Dabei auf einem Felsen das Schloß, aus welchem 1455 der Ritter Kunz von Kauffungen, aus Privatrache, die beiden Söh- ne des Kurfürsten Friedrichs des Sanftmüthigen entführte; seinen

5. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 128

1833 - Halle : Schwetschke
128 A. Europa. Frevel aber mit dem Tode büßte. — Ronneburg, mit einem Schlosse und einer Porzellanfabrik. — Zm Amte Kahla liegt die Stadt gleiches Namens, an der Saale, und ihr gegenüber auf einem Berge die Leuchtenburg, jetzt ein Zucht-, Armen- und Irrenhaus. 15. Die Fürstlich Reußischen Lander. Sie liegen in ein größeres und ein kleineres Stück getheilt zwischen Baiern, dem sächsischen Voigtlande und den sächsischen Herzogthümern, größtentheils im Thüringer Walde, der aber hier den Namen Frankenwald führt. Der nördlicher gelegene klei- nere Theil, oder die Herrschaft Gera, wird von Preußen und dem Altenburgischen umgeben. Das Land ist zwar gebirgig, aber doch ziemlich milde und fruchtbar in den Thälern. Hauptflüsse sind die Saale und die weiße Elster. Die Wälder sind sehr bedeutend, Bergbau wird nur auf Eisen getrieben. Der Umfang des Landes beträgt 21q M. mit 80000 Einw. lutherischer Confession, welche theils von Ackerbau und der Viehzucht, theils auch von der Ver- arbeitung der Wolle, Baumwolle, des Flachses u. s. w. leben. — Der Ursprung des Hauses Reuß verliert sich in die ältesten Jahr- hunderte der deutschen Geschichte. Der Stammvater des jetzigen Gesammthauses, Heinrich 11., lebte am Ende des Ilten Jahr- hunderts. Durch ewige Erbtheilungen sind endlich seit 1016 die zwei jetzt vorhandenen Hauptlinien, die ältere oder Reuß-Greiz, und die jüngere entstanden, welche letztere sich wiederum in die Li- nien Schleiz und Lobenstein-Ebersdorf theilt. Bis ins 17te Jahr- hundert führte diese Familie blos den Titel Reußen, Herren von Plauen; nahm aber nachher den gräflichen Titel an, bis 1806, wo sie in den Fürstenstand erhoben wurde. Alle männliche Perso- nen dieser Familie führen seit dem Ilten Jahrhundert blos den Namen Heinrich, früher mit einem Zunamen, als: der Reiche, der Lange u. a.; seit 1688 unterscheiden sie sich durch Zahlen und zwar in jeder Hauptlinie besonders. Die ältere Linie zählt immer bis Hundert und der dann zuerst geborne heißt wieder Heinrich 1. Die jüngere Linie fängt mit jedem Jahrhundert von neuem an zu zählen. Obgleich jede Linie ihre Besitzungen besonders verwaltet, so sind sie doch alle durch Familienverträge verbunden und allge- meine Angelegenheiten werden gemeinsam berathen, wobei der an Jahren älteste Regierende den Vorsitz mit dem Titel: „ des ganzen Stammes Aeltefter", führt. — Die bisherige sehr unvollkommne ständische Verfassung ist noch beibehalten worden. — Zu bemer- ken sind: Greiz,

6. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 97

1833 - Halle : Schwetschke
97 Vii. Deutschland. Preußen. eine geschlossene Masse bildet, und von Frankreich, den Niederlan- den, Hannover, Braunschweig, Kurhessen, Nassau, Hessen-Darm- stadt und Rhein-Baiern, ohne allen Zusammenhang mit der öst- lichen Hauptmasse, umschlossen wird. Sie enthält folgende drei Provinzen, welche aber unter Einem Ober-Präsidium stehen: 8. Die Provinz Westphalen, die nordöstlichste von den dreien. Sie enthält auf 364 □ M. über 1,200,000 Einw. und be- steht aus den altpreußischen Provinzen: Minden, Ravensberg, Mark, Tecklenburg, Theile von Lingen und von Münster, Pader- born; wozu seit 1815 noch gekommen sind: dasherzogthum West- phalen oder Sauerland, Corvey, das Fürftenthum Siegen und mehrere mediatisirte Fürftenthümcr, Graf- und Herrschaften, de- ren Besitzer unter preußischer Hoheit stehen. Die nordwestlichen Theile der Provinz sind eben, zum Theil sandig und morastig, nach Hollandzu; die südlichen von unzähligen, mit dem Wefterwalde zusammenhängenden und meistens mit schönem Laubholze bewach- senen Bergreihen durchzogen, wovon die bedeutendsten der Haar- strang zwischen Lippe und Ruhr; die Egge und das Roth- lager Gebirge im Süden; der Teutoburger Wald im Osten. Im äußersten No. ist ein Theil des Wesergebirges, wel- ches hier */* St. südlich von Minden die berühmte porta west- phalica bildet, wo die Weser zwischen zwei Bergen sich einen Durchgang gebahnt hat. Die bedeutendsten Flüsse sind die Weser, welche indeß die Provinz im O. nur wenig berührt; die Ems; die Lippe und die Ruhr, welche dem Rheine zuströmen. Zwischen Lippe und Ems soll durch einen Kanal, an welchem aber noch nicht gearbeitet wird, eine Verbindung zu Stande gebracht werden. Von Münster ab geht ein Kanal bis Maxhafen, welcher, wenn er vollendet wäre, mittelst der Vecht zur Südersee führen würde. Die Einwohner sind alle deutschen Stammes und reden größten- theils die plattdeutsche Sprache; die Zahl der Katholiken ist etwas stärker, als die der Protestanten, unter welchen wieder die Luthe- raner die zahlreichsten sind. In einem großen Theile der Provinz giebt es keine Dörfer, sondern nur einzeln liegende Höfe, die zu Bauerschaften vereinigt sind, mehrere Bauerschaften bilden zusammen ein Kirchspiel. Hier findet man noch in Wohnung, Gebräuchen und Lebensart die meisten Spuren von den ältesten deutschen Sitten. Aus den ärmeren Gegenden wandern jährlich Tausende nach Holland, um dort durch Heumachen, Mähen, Trofgraben ihr Brodt den Sommer über zu verdienen. Der Acker- bau hat sich in neuerer Zeit sehr vervollkommnet; der Bauer, vor- züglich der isolirt wohnende, genießt am liebsten das aus Roggen gebackne zwar sehr grobe aber äußerst kräftige und wohlschmeckende Blanc Handb. 11. 2. Aust. 7

7. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 106

1833 - Halle : Schwetschke
106 A. Europa. 2. und 3. Die Großherzogthümer Mecklenburg- Schwerin und Strelitz. Beide in mancher Beziehung eng verbundene Länder liegen, an einander gränzend, zwischen Pommern, Brandenburg, Han- nover, Holstein und der Ostsee; sie umfassen zusammen 276 □ mit 540,000 Einw., wovon 229 □ M. und 453,000 Einw. auf Schwerin, 47 M. und 87000 Einw. auf Strelitz kommen. Beide haben einen durchaus ebenen, mehr sandigen als fetten, im Ganzen aber doch ergiebigen Boden, welcher durch viele kleine Flüsse und unzählige Seen vortrefflich bewässert ist: die größten Seen sind der Schwcrinsche, der Plauensche und der Müritz-See. Die Elbe berührt nur eben die Gränze; außerdem ist der einzige, aber auch nur bei seinem Ausfluß, wo er sich zu einem Meerbusen erweitert, schiffbare Fluß, die Warnow. Das Klima ist nebelig und rauh, daher hier nur wenig Obst, das Getreide aber desto besser gedeiht; dies und Holz und Fische sind daher auch die einzigen wich- tigen Producte der beiden Länder und die einzigen Ausfuhrartikel derselben. Die Mecklenburger Pferde gehören zu dem besten in Deutschland, das Hauptgestüt ist im Dorfe I v e n a ck. Die Land- wirthschaft ist die Hauptnahrungsquelle; Fabriken sind so gut als gar nicht vorhanden. Die Einwohner, ursprünglich Wenden, von dem Stamme der Obotriten, sind ganz verdeutscht und reden die plattdeutsche Sprache ; die herrschende Religion ist die lutherische. Mecklenburg ist das einzige Land in Deutschland, in welchem noch der größte Theil der Bauern in so harter Leibeigenschaft lebt, daß keiner ein eigentliches Grundeigenthum besitzt und ohne Bewilligung des Gutsherrn das Dorf verlassen, ein andres Gewerbe erlernen, ja heirathen darf; doch ist man in der neuesten Zeit, von Seiten der Regierung und der Gutsbesitzer, ernstlich darauf bedacht, die- ses unchristliche Wesen abzuschaffen, und einzelne Gutsbesitzer sind selbst schon mit einem ehrenvollen Beispiel hierin vorangegangen. — Die regierenden Familien stammen in gerader Linie von Pribis- law 11., letztem König der Obotriten und erstem Herzog von Meck- lenburg ab, welcher 1167 sich zum Christenthum bekannte. Unter seinen Nachfolgern ward das Land verschiedentlich getheilt; bis 1695 gab cs eine Schwerinsche und eine Güstrowsche Linie, und seit 1658 entstand die noch jetzt bestehende Theilung in Schwerin und Strelitz. Beide Länder sind durch gemeinsam berathende Land- stande innig verbunden, und kommen nachdem Erbvertrage von 1442, im Fall des Ausfterbens der regierenden Familien, an das Haus Preußen. In Mecklenburg-Sch wer in sind zu bemerken: Schwe- rin/ mit 13000 Einw., die Haupt-und Residenzstadt; sie liegt theils auf einer Insel im gleichnamigen See, theils an seinen

8. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 108

1833 - Halle : Schwetschke
108 A. Europa. 4. Das Königreich Hannover. Dieser seit 1814 zum Königreiche erhobene Staat besteht aus den alten Besitzungen des Kurhauses Braunschweig-Lüneburg und einigen seit 1814 und 15 neu hinzugekommenen Ländern, als: Ost- friesland, Theile von Münster und Lingen, Hildesheim u. a. In seiner jetzigen Gestalt wird es umgeben von Holstein, Mecklenburg, Preußen, Braunschweig, Hessen, den Niederlanden und der Nord- see, und zählt auf 695 □ M. 1,580,000 Einw., wovon die über- wiegende Mehrzahl Lutheraner und nur etwa 200,000 Katholiken und 100,000 Reformirte sind. Sie gehören beinahe sämmtlich zu dem alten Stamme der Sachsen, mit Ausnahme der Friesen in Ostfriesland und einiger Wenden in der Nähe der Elbufer. Der größte Theil des Landes spricht plattdeutsch. Die jetzige regierende Familie stammt von Heinrich dem Löwen, einem der mächtigsten deutschen Fürsten im 12ten Jahrhundert, welcher selbst von väter- licher Seite dem alten italiänischen Hause Este und somit dem bai- rischen Welfen - oder Guelfenftamm, von mütterlicher Seite aber dem altsächsischen Billungischen Hause angehörte. Von seinen weitläuftigen, Sachsen (im damaligen Umfange einen großen Theil von Norddeutschland begreifend) und Baiern umfassenden Staa- ten kam nur ein geringer Theil, das bisherige Braunschweig- Lüneburg und Wolfenbüttel, auf seinen Enkel Otto das Kind, und nachfolgende Theilungen zersplitterten die Macht dieses Hauses immer mehr, bis endlich am Ende des 16ten Jahrhunderts die beiden noch jetzt bestehenden Häuser Braunschweig-Lüneburg und Braunschweig-Wolfenbüttel entstanden, wovon ersteres 1714 den großbritannischen Thron bestieg. Der König von Hannover ist also zugleich König von England; aber beide Länder sind übrigens in jeder Hinsicht durchaus getrennt, so daß, wenn die Krone Eng- lands an eine Prinzessin käme, der ihr in der Erbfolge nächste Prinz Hannover als ein besondres Reich bekommen und der Zu- sammenhang mit England aufhören müßte. Die Lüneburgischen Fürsten erhielten 1692 die Kurwürde, und die königliche 1814. Bei dieser Gelegenheit ward das Jahr darauf der Guelfenorden ge- stiftet, welcher aus 8 Klassen besteht und ohne Unterschied der Ge- burt und des Standes ausgetheilt wird. Der Staat Hannover besteht aus einer größer» nördlichen und einer kleinern südlichen, von der ersten durch das Braunschweig- sche getrennten Hälfte. Die Beschaffenheit des Landes ist sehr ver- schieden; der ganze südliche Theil, welcher ^/s des Harzes begreift, ist gebirgig. Von der nördlichen Hälfte ist nur der südliche Rand gebirgig, alles übrige ist durchaus eben. Die Gebirge gehören zu den metallreichsten in Deutschland, und der hannöversche Bergbau im Harz, welcher zum Theil mir Braunschweig gemeinschaftlich be-

9. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 132

1833 - Halle : Schwetschke
152 A. Europa. Hammer und in der Nähe etwas Weinbau. — Die gewöhnliche Residenz ist Ballenstädt am Harze, mit 3500 Einw. Das Schloß mit seinem Park auf einem Berge hat eine herrliche Lage. Zwei Stunden davon liegt über dein Städtchen Gernrode, in einer höchst reizenden Gegend, der sogenannte Stufend erg mit einem vielbesuchten Wirthshause, von wo man das Gebirge und die reiche Ebene überschaut. — Südwestlich 2 St. von Bal- lenstädt kommt man in das reizende Selkethal, welches eine Reihe von Hüttenwerken enthält; der Mittelpunkt derselben ist der soge- nannte Mägdesprung, eine schroffe Felsenklippe; am Fuße derselben die Hüttenanlagen und ein schöner Obelisk von Gußeisen, 58 F. hoch, dem letzten Herzoge zu Ehren errichtet. Etwa 1 St. weiter hinauf im Thale, bei einer Eisenquelle, das Alexisbad, mit mehreren schönen Gebäuden und von reizenden Felsenpartieen umgeben. Das Klima ist aber hier bedeutend strenge. — Das Stammschloß des gesammten Hauses, die alte Burg Anhalt, liegt auf dem Hausberge an der Selke. Sie soll 905 erbaut seyn, liegt aber seit 1376 in Trümmern. Sie^ ist im gemeinschaftlichen Besitz des ganzen Hauses. 1s. Das Kurfürstenthum Hessen-Cassel. Die Staaten des Kurfürsten von Hessen-Cassel bilden mit ge- ringen Ausnahmen ein zusammenhängendes Ganzes, welches von Preußen, Waldcck, Hannover, Sachsen-Weimar, Baiern und Hessen-Darmstadt umgeben ist. Ein nördlich abgesonderter Theil, die Grafschaft Schaumburg, wird von Lippe und Hannover be- gränzt; und ein Antheil an der Grafschaft Henneberg wird von den sächsischen Herzogthümern und Preußen umgeben. Alle diese Län- der sind gebirgig, am meisten dashenneberaische, welches im Thü- ringer Walde liegt. Die größere Masse wird von Zweigen des Spessart, der Rhön und des Vogelsberges im Süden, vom Rein- hards- und Habichtswalde im Norden durchzogen.. Der Meisner, ein Basaltberg, erhebt sich 2l84 F. hoch; in ihm werden schöne Stein- und Braunkohlen gefunden: das Schaumburgische gehört zu den Weser- Gebirgen. Hauptfluß ist die Weser, deren Quellen- flüsse, die Fulda mit der Schwalm und Werra, die Hauptmasse durchströmen. Die Lahn berührt das Land und fließt dem Rheine zu; die Kinzig dem Maine. Der Boden ist beinahe überall steinig und strenge, mehr für Viehzucht als für den Ackerbau im Großen geeignet; doch hat das Land hinreichend Getreide und liefert noch außerdem viel Flachs und Hanf, Tabak, und in der Gegend von Hanau und Witzenhausenobst und Wein. Der Bergbau geht auf etwas Silber und Kupfer, mehr auf Kobalt und Eisen; Stein-

10. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 112

1833 - Halle : Schwetschke
112 A. Europa. und altväterlich gebaut und hat sehr von feinem ehemaligen Wohl- stände verloren. Das hier gebraute Bier, die Gose, wird weit versendet. Dicht neben der Stadt liegt der merkwürdige Ram- me lsb erg, dessen unerschöpfliche Erzlager seit der Zeit der Otto- nen ausgebaut werden. Schon sind ungeheure Räume ausgeleert, welche nun herrliche Gewölbe bilden, zu welchen man ohne Mühe durch einen schönen Stollen von Tage aus gelangen kann. Der Berg liefert etwas Gold, Silber und viel Blei und Kupfer. In den nördlicheren Theilen des Landes ist zu bemerken: Osnabrück, an der Hase, mit 11000 Einw., welche vorzüg- lich Leinenweberei, Tabaksfabrikation, Brennerei und Handel treiben. Merkwürdig ist das schöne Rathhaus, in welchem 1648 einige Machte den westfälischen Frieden schlossen; die Marien- kirche und der Dom aus dem Anfang des 12ten Jahrhunders. — Der Flecken Papenburg, mit3800 Einw., an Kanälen, wel- che ihn mit der Ems verbinden, ist durch Schiffbau und ausge- breiteten Handel bekannt. Die Provinz O st fr i es land hat ganz die Beschaffenheit der benachbarten holländischen Provinzen. Unzählige Kanäle durchziehen das zum Theil fruchtbare aber feuchte und fast baum- lose Land. Viehzucht und Handel stehen in der Blüthe. Die be- deutendste Stadt ist Emden, am Dollart, mit 12000 Einw. Ihr Handel ist zwar in der neuern Zeit sehr gesunken, aber die Heringsfischerei ist noch bedeutend. Nächst dieser sind Aurich, an einem schiffbaren Kanal, mit 3000 Einw., und Leer mit 6000 Einw., wegen Leinwandfabriken, Handel und Schiffbau zu bemerken. Auf der an der Küste liegenden Insel Norderney ist seit 1801 ein Seebad eingerichtet. 5. Das Herzogtum Braunschweig. Nachdem es von 1897 bis 1813 einen Theil des Königreichs Weftphalen ausgemacht, ist es ohne bedeutende Veränderung in seinem Umfange an das alte Herrscherhaus zurückgekommen, wel- ches nur eine Nebenlinie des Hannöverschen Fürstenstammes aus- macht. Das Land liegt, in 3 größere und einige kleinere Par- zellen getheilt, welche letztere größtentheils am nördlichen Abhange des Harzes liegen, von preußischen und hannöverschen Besitzungen umgeben. Der Harz ist das Hauptgebirge und in der Gegend der Weser der Solling. Außer der Weser, welche das Land aber nur berührt, sind nur unbedeutende Bache vorhanden, wo- von die Leine, die Ocker und die Bode die beträchtlichsten sind. Die gebirgigen Theile sind reich an Holz, mancherlei Stcinarten
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