144
A. Europa.
2. Bremen.
Die freie Hansestadt Bremen verdankt ihren Ursprung dem
hier 788 von Carl d. Gr. gestifteten Bisthume. Unter ewigen
Streitigkeiten mit den nachmaligen Erzbischöfen erwuchs sie schon
im 13ten Jahrhundert zu einer mächtigen Stadt und blühte be-
sonders durch ihre Verbindung mit der Hanse. Ihre Freiheit,
obwohl schon von Otto!, an behauptet, wurde von den Erzbi-
schöfen nie anerkannt, und deshalb konnte Bremen erst spät Sitz
und Stimme auf den Reichstagen erlangen; ja streng genommen
erhielt sie dieselben erst seit 1731, als das Herzogthum, ehemalige
Erzbisthum, Bremen an das Haus Hannover gekommen. Im
Jahr 1810 ward sie dem französischen Reiche einverleibt und er-
hielt 1813 ihrefreiheit wieder, deren sie sich durch lebendige Theil-
nahme am Befreiungskriege vollkommen würdig zeigte. — Bre-
men liegt unter 53° N. Br. an beiden Ufern der Weser, so daß
der älteste und größte Theil, die Altstadt, auf dem rechten, der
kleinere aber besser gebaute, die Neustadt, auf dem linken Ufer
liegt. Außerdem ist noch eine dazwischen liegende Insel bebaut
und diese Theile durch eine hölzerne Brücke verbunden, und au-
ßerhalb der ehemaligen Wälle liegt noch eine Vorstadt. Die ehe-
maligen Festungswerke sind in reizende, höchst verständig angelegte
Spatziergänge und Gärten verwandelt worden. Die Zahl der Ein-
wohner möchte wohl 43000 betragen, wovon die kleinere Hälfte
reformirt, die größere lutherische ist, doch waren bis auf die
neueste Zeit die Reformirten seit 1562 die allein herrschende Par-
tei; jetzt genießen beide gleicher Rechte. Die Stadt ist meist eng
und alrerthümlich gebaut, ohne bedeutende Plätze. Unter den Ge-
bäuden sind zu bemerken: der Dom, in dessen sogenanntem Blei-
keller mehrere Leichen seit Jahrhunderten sich unverweset erhalten
haben; das alte Rathhaus, unter welchem in weitläuftigen Ge-
^ wölben große Weinvorräthe, die ältesten und edelsten in den die
Rose und die 12 Apostel genannten Behältnissen, aufbewahrt
werden. Bremen hat ein gutes Gymnasium, mehrere Elementar-
schulen, eine öffentliche Bibliothek, mehrere Wohthätigkeitsan-
stalten u. s w. Unter den Gewerben zeichnen sich die Zucker-,Blei-
weiß- und Tabaksfabriken, so wie die Bierbrauerei aus. Der Han-
del, welcher mir eigenen Schiffen nach der Ost- und Nordsee,
mach Frankreich und Spanien und nach Amerika getrieben wird,
ist der Hauptnahrungszweig der Stadt, und französische Weine
machen den wichtigsten Gegenstand desselben aus. Größere Schiffe
können nicht bis zur Stadt kommen, sie mußten daher früher in
den oldenburgischen Häfen Brake und Elsfleth ausgeladen wer-
den; auch leichtere können nur bis zum Bremer Hafen Vege-
sack kommen. Diesem Uebelstande ist seit 1827 dadurch abgehol-
fen, daß Hannover der Stadt ein kleines Gebiet von 359 Morgen,
am
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Carl_d Otto Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Europa Bremen Bremen Bremen Haus_Hannover Bremen Nordsee Frankreich Spanien Amerika Elsfleth
260
A. Europa.
ni sch er Pilgrimme aus der französischen Normandie im untern Ita-
lien auf ihrer Reise nach Jerusalem. Immer zu Waffenthaten auf-
gelegt, fanden sie sich bereit gegen die Araber zu kämpfen, und ihre
Kraft und Tapferkeit setzte die Landesbewohner in Erstaunen. Sie
selbst gereizt von der Leichtigkeit des Erfolgs riefen immer mehrere
ihrer Landsleute herbei, die nun nicht mehr für die Griechen, son-
dern für sich selbst fochten und schon 1o22aversa, die erste nor-
mannische Stadt, gründeten. Vorzüglich zeichneten sich aus Tan-
kred vonhauteville und seine Heldensöhne, deren Familie die Herr-
schaft über diese Lander errang. Bald hatten sie die Araber und
auch die Griechen vertrieben; Robert Guiscart, Tankreds Sohn,
ward vom Papst, den er in einer Schlacht gefangen, zum Herzog
von Apulien ernannt und erkannte gern den Papst als seinen Lehns-
herrn, so wie dieser dagegen sich an den Normannen eine mächtige
Stütze gegen andre Feinde erwarb. Roberts Sohn Roger eroberte
1061 noch Sizilien, und schon 1130 nannten sich seine Nachfolger
Könige beider Sizilien; 1150 endlich ergab sich ihnen freiwillig die
bis dahin als eigner Freistaat unter griechischem Schutze gestandene
Stadt Neapel. Palermo aber war die Residenz des neuen Reiches.
Während so im nördlichen und südlichen Italien neue Verhältnisse
sich entwickelten, war im mittlern die Macht der Päpste unbemerkt
gewachsen und erreichte im Ilten und 12ten Jahrhundert ihren
Gipfel. Daß der Bischof von Rom, als Oberhaupt der Gemeinde
der Hauptstadt, von den Bischöfen in den Provinzen mit einer ge-
wissen Achtung und Ehrfurcht betrachtet wurde, war höchst natür-
lich. Noch günstiger wurde seine Stellung, als der Sitz des Reichs
nach Conftantinopel verlegt worden. Während der Patriarch von
Constantinopel von der Anwesenheit der Kaiser gedrückt, von ihren
Launen abhing, erschien der Bischof des sich selbst überlassenen Rom
häufig als der wohlthätige Vermittler und Fürsprecher der Stadt;
und als nun vollends die Eifersucht gegen den Patriarchen von Con-
stantinopel und mehr noch die eigenthümlich verschiedene Bildung
und Sinnesart der östlichen und westlichen Völker eine Trennung
der Kirche in eine morgenländische und eine abendländische veran-
laßt hatte, war es wiederum ganz natürlich und unvermeidlich,
daß der Bischof von Rom oder Papst als das geistliche Oberhaupt
der abendländischen Kirche angesehen wurde. Waren ja doch Fran-
ken, Britten, Germanen durch seine Abgesandte und in seinem
Namen zum Christenthum bekehrt worden. Zu diesen natürlichen
Verhältnissen wurden aber bald noch andre Hülfsmittel gesellt, die
Oberherrschaft der Päpste zu begründen. Die untergeschobenen
Dekretalen (Sammlung päpstlicher Verordnungen) des falschen Jsi-
dorus in der Mitte des 9ten Jahrh, mußten die Welt belehren, daß
von der ältesten Zeit der Papst als Nachfolger des h. Petrus das
Oberhaupt der Kirche gewesen, daß alle weltliche Macht nur von
ihm ihre Bestätigung und Geltung erhalte, und in jenen Zeiten all-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Robert_Guiscart Tankreds Roberts Britten
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ita- Jerusalem Apulien Sizilien Neapel Palermo Italien Rom Conftantinopel Constantinopel Rom Rom
327
Viii. Italien. Der Kirchenstaat.
liegen, und wo auch die Gebeins der unter Nero umgekommenen
Christen ruhen sollen, welche eben die Veranlassung zum Bau die-
ser Kirche gewesen. Der Platz vor der Peterskirche ist eines solchen
Tempels vollkommen würdig; er ist länglich rund, von herrlichen
Säulengängen rund umgeben, 712 F. lang und 650 F. breit; in
der Mitte steht der herrliche von Sixtus V. 1586 errichtete Obelisk,
welchen die Römer einst aus Aegypten holten, der dann Jahrhun-
derte lang unbeschädigt, aber niedergeworfen imschutte ruhte und
aus Einem Stück Granit bestehend 74 F., mit dem Fußgestell aber,
den ehernen Löwen, worauf der Obelisk selbst ruht, und dem auf
seine Spitze gesetzten Kreuze 124 F. hoch ist. Zu beiden Seiten des
Obelisk sind 2 prächtige Springbrunnen. — Unter den andern
Kirchen nimmt den ersten Rang ein 8. Giovanni in Laterano
(St. Johann vom Lateran) am südöstlichen Ende der Stadt in
llione de' monti, die eigentliche Pfarrkirche des Papstes, worin
auch die Päpste gekrönt werden und mehrere Kirchenversammlungen
gehalten worden sind, und daher omnium ecclesiarum urbis et
orbis inater et caput, d. h., aller Kirchen der Stadt'und der
Welt Mutter und Haupt genannt. Sie ist ein schönes altes Ge-
bäude von Constantin errichtet, aber seitdem mannigfaltig verän-
dert und zum Theil verunziert. Man bewundert darin vorzüglich
4 antike Säulen von vergoldetem Erze, welche den Hauptaltar, in
welchem die Köpfe der Apostel Petrus und Paulus aufbewahrt wer-
den, schmücken. Die Kapelle Corsini, ein Theil dieser Kirche, gilt
für die schönste in Rom. Vor der Kirche steht ein schöner Obelisk,
welchen Constantin aus Aegypten kommen ließ. Neben der Kirche
steht wie in Florenz das Battisterio, dessen 8 antike Porphyrsaulen,
welche die Kuppel tragen, bewundert werden. Ebenfalls dicht da-
neben ist die Scala santa (heilige Treppe), angeblich die Marmor-
treppe, welche einst zum Pallast des Pilatus führte; sie darf nur
knieend bestiegen werden. Nicht weit davon nördlich, aber mehr
nach der Mitte der Stadt, auf dem Esquilin, auf der Stelle wo
einst ein Tempel der Juno Lucina (den Gebärerinnen hü streiche)
lag, steht die Kirche Sta Maria maggiore, durch zwei Kuppeln
und einen hohen Glockenthurm ausgezeichnet. Im Innern bewun-
dert^ man die 36 ionischen Säulen von weißem Marmor, welche
die übrigens flache Decke der Kirche tragen, einige schöne Mosaik-
gemälde, angeblich aus dem 5ten Jahrh., am meisten aber die ein-
ander gegenüberliegenden Kapellen, die Sixtinische, worin auch
ihr Erbauer Sixtus V. ruht, und noch mehr die Borghesische.
Vor der einen Fronte der freistehenden Kirche erhebt sich ein schöner
ägyptischer Obelisk, ebenfalls von Sixtus V. wieder aufgerichtet;
vor der andern eine einzeln stehende korinthische Marmorsäule, aus
dem ehemaligen Tempel des Friedens, worauf ein vergoldetes Ma-
rienbild steht. — Nicht weit von dieser steht 8. Pietro in vin-
coii, so genannt, weil man darin die Ketten aufbewahrt, womit
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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Extrahierte Personennamen: Sixtus_V. Giovanni Johann Constantin Apostel Constantin Maria Sixtus_V. Pietro
Extrahierte Ortsnamen: Italien Laterano Rom Florenz Esquilin
443
Ix. Griechenland.
einige Zeit wieder eroberte. Jetzt aber brach aus dem Innern Ara-
biens mit der ganzen Kraft neu entzündeter Religionsschwärmerei
der furchtbare Feind hervor, die Araber, welcher mit unglaublicher
Schnelligkeit den ohnmächtigen Römern die ganze Küste von Afrika
und den größten Theil ihrer asiatischen Besitzungen entriß und selbst
Constantinopel 676 mit einer Flotte angriff. Nur das griechische
Feuer, eine unbekannte Substanz, welche man brennend auf die
Feinde schleuderte, rettete diesmal die Hauptstadt vom Untergange;
mehrere Inseln aber, Cyprus, Kreta, Rhodus, geriethen für ei-
nige Zeit in die Hände der Araber, während von einer andern
Seite die Bulgaren von Norden her in das Reich eindrangen. Im
7ten und 8ten Jahrhundert wurde das Reich durch den bekannten
Bilderstreit zerrüttet, indem zwei entgegengesetzte Parteien sich wü-
thend verfolgten, wovon die eine die Bilder und Statuen, welche
zum Gegenstand der Verehrung wo nicht der Anbetung geworden
waren, aus den Kirchen verbannen, die andre sie beibehalten
wollte. Letztere behielt zwar die Oberhand, doch leitete dieser Streit
zuerst die Trennung zwischen der morgenländischen oder griechischen,
und der abendländischen oder lateinischen Kirche ein, welche auf
den Untergang des osirömischen Reichs nur allzuviel Einfluß ge-
habt, indem die Christen beider Parteien sich gegenseitig als Ketzer
verabscheuten. Unter diesen Umständen konnten selbst die bessern
Kaiser aus dem macedonischen Geschlecht, welche bis 1056 regier-
ten und anfänglich die Araber bis an den Euphrat zurückdrängten,
den gänzlichen Verfall des Reichs nur verzögern, und als die seld-
schukischen Türken, ein wilder, kriegerischer Haufe aus dem In-
nern Asiens, statt der indeß ermatteten Araber, seit 1050 vordran-
gen, gingen auch diese Eroberungen und selbst der größte Theil von
Kleinasien bald wieder verloren. Noch einmal und zum letzten
Male lächelte das Glück dem immer tiefer sinkenden Reiche. Die
Heere der Kreuzfahrer wälzten sich mit unwiderstehlicher Macht
nach Asien, und obwohl den Griechen als Ketzer und wegen ihrer
Ausschweifungen und des Stolzes ihrer Anführer verhaßt, halfen
sie doch die Türken noch einmal aus Kleinasien verdrängen. Die
Familie der Comnenen, welche 1096 — 1204 den Thron besaß,
brachte einige staatskluge und tapfere Männer hervor, welche, wie
Alexius Comnenus, sich mit großer Geschicklichkeit in den schwieri-
gen Umständen zu finden wußten; andre, wie Johann und Manuel
Comnenus , welche mit hoher Tapferkeit ihre Siege verfolgten. Als
aber auch in dieserfamilie die auf dem byzantinischen Throne gleich-
sam erblichen Zerrüttungen der Thronfolge durch Ehrgeiz und Ver-
brechen eintraten, konnte nichts mehr den gänzlichen Sturz des
Reichs aufhalten. Die Kraft der Kreuzfahrer ließ nach, die Tür-
ken drangen wieder in Kleinasien vor, und ein neuer Feind, die
im untern Italien angesiedelten Normänner, verheerte Griechen-
land. Aus den Unruhen, welche die gewaltsame Bewerbung um
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Alexius_Comnenus Johann Johann Manuel
Comnenus
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Afrika Constantinopel Kreta Asiens Kleinasien Asien Kleinasien Kleinasien Italien
Ix. Griechenland. 1. Europ. Türkei. 453
muhammedanischen Glauben an, dienten in den Heeren der Ara-
der vom loten bis 12ten Jahrhundert und wurden bald die Leib-
wächter, zuletzt die Beherrscher der in Schwäche und Verachtung
gesunkenen Khalifen vvn Bagdad. Ein Theil von ihnen, dieseld-
schucken, entrissen dem oftrömischen Reiche mehrere Provinzen in
Kleinasien und gründeten ein bedeutendes Reich, wovon Jconium
die Hauptstadt war. Der Einfall der Mongolen im Anfange des
18ten Jahrhunderts zerstörte auch dieses Reich, und aus den Trüm-
mern desselben, vielleicht aus mehreren vermischten Haufen von
Türken, Tataren, Cumanen u. a., bildete ein kühner Anführer Os,
man ums Jahr 1281 den schwachen Keim einer Macht, welche sich
bald siegreich über 8 Welttheile verbreitete. Von ihm haben die
Türken ihren Namen Osmanen erhalten, und seine Nachkommen
besitzen noch jetzt den Thron von Conftantinopel. Ihre Siege, ihr
Uebergang nach Europa und die Entstehung ihres Reichs in diesem
Welttheile sind oben (S. 448.) erzählt. — Obgleich seit Jahr-
hunderten in vielfältiger Berührung mit den gebildeten Völkern,
haben die Türken nur wenig von ihrer ursprünglichen Rohheit ab-
gelegt; hartnäckig haben sie ihre von den unsrigen durchaus ab-
weichenden Sitten und Gebräuche beibehalten und daher nur
äußerst geringe Fortschritte in den Künsten und Wissenschaften ge-
macht. Der Gebrauch des Schießpulvers ist beinahe das einzige,
was sie von den Europäern angenommen haben. Alle Türken be-
kennen sich zu der von Muhammed im Anfange des 7ten Jahrhun-
derts gestifteten Religion, dem Islam, und dieser Glaube bildet
vorzüglich die unüberfteigliche Scheidewand, welche sie von den
Europäern trennt. Die türkische Sprache gehört zu den tatari-
schen Mundarten, sie ist zwar volltönend, aber arm, daher sie auch
unzählige persische und arabische Wörter und Redensarten aufge-
nommen. Nur das Volk bedient sich ausschließlich der türkischen
Sprache, jeder einigermaßen gebildete Türke muß das Persische
und das Arabische verstehen; dieses ist die Sprache der Religion
und der Wissenschaften; das Persische die Sprache der Dichter.
Das türkische Alphabet ist mit geringen Veränderungen das der
Araber, es wird wie dieses von der Rechten zur Linken geschrieben.
Das türkische Papier, meist aus Europa bezogen, wird stark ge-
glättet, und man schreibt darauf, gewöhnlich ohne weitere Unter-
lage, auf den Knieen, mit feinen Rohrfedern. Auf Schönheit
der Handschrift wird großer Werth gelegt, da die Buchdruckerkunft
wo nicht unbekannt, doch äußerst wenig benutzt wird.
Als wilde Eroberer, unter völlig unumschränkten Herrschern,
sind die Türken in Europa eingedrungen, und noch jetzt gleicht ihre
Verfassung der eines über ein großes Land zerstreuten Heeres.
Das Oberhaupt der Türken, der Groß-Sul tan, auch Groß-
Herr, Padischah, genannt, auch wohl mit den Titeln Alem-
penah, d. h. Zuflucht der Welt, Zil-ullah, d. h. Schatten
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Extrahierte Personennamen: Conftantinopel Muhammed Muhammed
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Bagdad Kleinasien Europa Europa Europa
455
ix. Griechenland. 1. Europ. Türkei.
werden zwar auch die Imams oder Diener der Religion genom-
men, als solche stehen diese dann aber nicht mehr unmittelbar un-
ter dem Mufti, sondern unter dem Kislar Aga, dem Haupt
der schwarzen Verschnittenen. Die bei weitem zahlreichere und
geachtetere Klasse der Ulemas sind die Lehrer und Erklärer des Ge-
setzes, aus ihnen werben die Mollas oder Richter in größeren
Städten, die Kadis oder Richter in kleineren Städten genom-
men und deren Oberhaupt ist der Mufti, und, nur daß die türki-
schen Gesetze ihre ursprüngliche Quelle im Koran haben, giebt dem
Mufti auch ein geistliches Ansehen; eben deshalb verrichtet er auch
bei der Thronbesteigung eines Sultans die Schwerdtumgürtung,
welche der Krönung bei uns entspricht. Uebrigens wird er vom
Sultan ernannt und abgesetzt; seine Unterschrift (das sogenannte
Fetwa) bei wichtigen Gesetzen, Friedensverträgen u. s. w. ist
eine leere Formalität; nur vor körperlichen entehrenden Strafen
sichert den Mufti und die Ulemas überhaupt ein altes geheiligtes
Herkommen.
Unumschränkte, aber schwache und das Vergnügen liebende
Sultane mußten bald das Bedürfniß fühlen, die Last der Geschäfte
von sich abzuwälzen und Einer Person die ganze Fülle ihrer Macht
zu übertragen; diese Person ist der Vizir azem oder Groß-Ve-
zier. Er ist in allen Dingen der Stellvertreter des Sultans, nur
durch dessen Willen beschränkt, übrigens unumschränkter Gebieter
auch über Leben und Tod aller Unterthanen. Bei wichtigen Ange-
legenheiten versammelt er einen Rath hoher Staatsbeamten, den
Diwan, im Pallaft des Sultans, der aber nur hinter einem
Vorhänge dabei gegenwärtig ist und keinen Theil an den Verhand-
lungen nimmt. Der Groß-Vezier führt den Vorsitz im Diwan,
zu welchem außer ihm noch der Kapudan Pascha oder Groß -
Admiral, die zwei Kadi askers oder Oberrichter, der Greß-
schatzmeifter und andre gehören; der Mufti erscheint nie im Di-
wan. Der Groß-Vezier bewohnt einen eignen Pallaft, welcher
vorzugsweise die Pforte genannt wird; weil nach altem mor-
genländischen Gebrauch ehemals am Thore des Pallastes Fremde
empfangen und Geschäfte abgemacht wurden; daher wird in diplo-
matischer Hinsicht die türkische Regierung auch wohl die hohe
Pforte genannt. Im Kriege ist der Groß-Vezier jedesmal der
oberste Feldherr. In seiner Abwesenheit führt der Kaimakan
seine Geschäfte. — Dem Groß-Vezier zunächst in Beziehung auf
das Ausland steht der Reis Eff en di oderminifter der auswär-
tigen Angelegenheiten, und unter diesem die Dragomans oder
Dolmetscher, welche bisher gewöhnlich aus den vornehmsten grie-
chischen Familien genommen wurden.
Die Provinzen werden durch Statthalter des Sultans oder
Beamte verwaltet, welche ein jeder in seinem Gebiete die unum-
schränkteste militärische und richterliche Gewalt ausüben. Rach
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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476
A. Europa.
tisch. Das Ganze ist 269 F. lang, 243 breit; die Kuppel aber ist
180 F. lang und 115 breit und vom Boden an 165 F. hoch; an
Größe steht sie daher manchen andern Kirchen Europa's, nament-
lich der Peterskirche in Rom, der Paulskirche in London, über-
haupt den meisten gothischen Kirchen, ziemlich weit nach, dagegen
aber übertrifft sie alle durch ihr hohes Alter von beinahe 1360 Jah-
ren, und sieht noch jetzt, trotz der häufigen Erdbeben, unerschüt-
tert da. Einem Christen wird der Eintritt nur gegen einen Fir-
man oder Erlaubniß des Sultans gestattet. — Eigentlicher
Dschamien oder Moscheen zahlt Constantinopel mit allen seinen
Umgebungen an 485, worunter 10 von Sultanen erbaut und nach
ihnen benannt, als: Sultan Selim, Mahmud, Solimán u. a.
die berühmtesten sind. Bethäuser aber, oder Medscheds über
5000, griechische Kirchen 23, eine russisch-griechische, 9 katho-
lische und 3 armenische. Bei den Dschamien befinden sich gewöhn-
lich kleine aber prächtige Begräbnißkapellen ihrer Stifter, Tur-
d e's genannt; auch sind meistens mit größeren Moscheen wohlthä-
tige Anstalten, namentlich Hospitäler, Khans oder Herbergen
für Reisende, vorzüglich aber Schulen und Bibliotheken verbun-
den. Die Khans sind meist 4 eckige, einen Hof einschließende Ge-
bäude, innerhalb mit vielen Zellen und mit Säulengängen verse-
hen, worin die mit Karawanen reisenden Kaufleute für sich und
ihre Waaren unentgeldlich ein sichres, feuerfestes Obdach finden;
Lebensmittel aber müssen sie sich selbst verschaffen. Die Schulen
höherer Art, über 500 an der Zahl, werden Medresès genannt,
die Lehrer oder Professoren derseloen, Softas; hier werden alle
diejenigen gebildet, welche in das Corps des Ulema aufgenommen
werden wollen; niedere Schulen, Mektebs genannt, worin die
Aermeren im Lesen, Schreiben und in der Religion unentgeldlich un-
terrichtet werden, zählt Constantinopel über 1200. Bei vielen
Moscheen befinden sich Bibliotheken, welche von Sultanen oder
Privatpersonen gestiftet worden und sich durch Geschenke vermeh-
ren; öffentliche Bibliotheken giebt es 13 in der Stadt, die stärkste
wird aber kaum 2060 Bände enthalten; überall sind hier nur zum
Theil überaus prächtige Manuscripte des Koran, Commentare dar-
über, astrologische, medizinische und juristische Schriften, Wörter-
bücher und Gedichte der morgenländischen Litteratur zu suchen.
Gedruckte Werke sieht man überaus wenige im Morgenlande, weil
sie die Zierlichkeit der Handschriften nicht erreichen, auch der Koran
aus religiösem Aberglauben nicht gedruckt werden darf. — An
merkwürdigen Gebäuden und Plätzen in der eigentlichen Stadt be-
merken wir ferner: das Eski Seral oder alte Serail, von Mu-
hammed 1í. erbaut, seine Mauern haben über y* Meile im Um-
fange. Hierher werden die Weiber und Kinder eines Sultans nach
seinem Tede gebracht, wo sie in klösterlicher.abgeschiedenheit leben
müssen. Keines Mannes Fuß darf das Innere dteses Gehöfts bc-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Rom London Constantinopel Constantinopel Eski_Seral
460
A. Europa.
zelt, an einer davor aufgerichteten langen, rothen Stange, mit
einer Kugel von gleicher Farbe kenntlich, wo sich der Diwan zum
Kriegsrath versammelte und wo Gericht gehalten wurde; daneben
stand das Basch Tschadir oder Zelt des Groß-Veziers, welches
durch eine vergoldete Kuoiel und einen darüber befindlichen halben
Mond, und durch die grüne Farbe seines Gipfels und der Stangen
ausgezeichnet war. Die Versorgung der Armee mit Lebensmitteln
geschah höchst unregelmäßig, daher auch der Marsch eines solchen
Heeres alles weit und breit verwüstete. Auf dem Marsche selbst
herrschte völlige Unordnung; es war genug, wenn nur ein jeder
sich Abends im Lager einfand. So furchtbar die leichten Truppen
der Türken, so hartnäckig ihre Vertheidigung fester Plätze ist, so
unvollkommen war ihre Schlachtordnung und ihre Bewegungen,
daher sie nicht leicht im offenen Felde gegen regelmäßige Truppen
etwas ausrichteten. Das Schicksal der Gefangenen bei den Tür-
ken ist traurig; die meisten werden in der ersten Wuth niederge-
metzelt; die der Staat erhält, werden ohne Unterschied gefesselt
und zu den härtesten Arbeiten in den Arsenalen von Constan-
tinopel gebraucht; um ihre eigenen Gefangenen bekümmern sie sich
gar nicht.
Bekanntlich sind alle Türken eifrige Anhänger der Lehre Mu-
hammeds oder des Islam, d. h. Heilslehre, welche über einen
großen Theil von Asien und Afrika verbreitet in 2 Hauptparteien,
die der Sunniten, wozu die Türken, und die der Schiiten,
wozu die Perser gehören, zerfällt; beide sind durch den wüthend-
sten Religionshaß entzweit. Diese Lehre ist höchst einfach; der be-
kannte Satz: „es ist nur Ein Gott und Muhammed ist sein Pro-
phet", enthält die Grundlage derselben. Außerdem aber schreibt
sie viele äußere Gebräuche vor: die Beschneidung, häufige Gebete
und Abwaschungen, Fasten, verbietet den Genuß des Weins und
aller geistigen Getränke und des Schweinfleischcs, erlaubt dagegen
die Vielweiberei und verheißt den Gläubigen ewige sinnliche Ge-
nüsse im Paradiese. Sie ist daher ihrem Wesen nach aller tiefern
Speculation und geistigen Ausbildung abhold, ganz für die Be-
dürfnisse und Wünsche eines sinnlichen Volkes berechnet, und legt
mehr Werth auf die Beobachtung der Vorschriften und Gebräuche,
als auf Sinnesänderung. Das tägliche Gebet, Namaz, wird
Lmal täglich wiederholt, Morgens, Mittags, Nachmittags, Abends
und nach Untergang der Sonne; das Waschen der Hände, des
Kopfes und Halses ist die Vorbereitung zum Namaz; in gewissen
Fällen ist selbst das Waschen des ganzen Körpers vorgeschrieben,
und für jedes Gebet sind Worte, Stellung und Gebräuche aufs ge-
naueste bestimmt. Freitags, als am heiligen Tage der Muselmän-
yer, wird Nachmittags noch ein besonderes Gebet verrichtet. Das
große 30tägige Fasten im Monat Ramanzan wird durch gänz-
liche Enthaltung aller Speise und Trankes und aller sinnlichen Ge-
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462
A. Europa
und die Hunde, obgleich für unrein gehalten und aus den Häusern
und der Nähe der Moscheen verbannt, werden in unglaublicher
Zahl in den Straßen von Conftantinopel geduldet. Nur das
Schwein wird für so unrein gehalten, daß man es nicht einmal in
den Städten duldet, und die europäischen Gesandten selbst dürfen
nur zu einer gewissen Zeit und bei Nacht Schweine in ihre Häuser
bringen lassen. — Nur den Götzendienern droht der Islam Ver-
nichtung; alle Anbeter Eines Gottes dürfen in türkischen Ländern
gegen Erlegung von Tribut sich frei aufhalten und die Gebräuche
ihres Glaubens ausüben; der Muselmann würde nach dem Gesetz
hart bestraft, der Mosen oder Jesum lästerte, weil beide selbst bei
den Türken für Propheten gelten; aber freilich blickt der unwissende
Türke mit tiefer Verachtung auf Juden und Christen herab, welche
beständig der Verspottung und den Mißhandlungen des Pöbels, so
wie den Bedrückungen der Großen ausgesetzt sind. Das Zeugniß
eines Muselmanns wiegt das von 10 Juden oder Christen vor Ge-
richt auf, und falsche Zeugen gehören zu den alltäglichsten Erschei-
nungen, wo ein sogenannter Ungläubiger oder Ray ah gegen ei-
nen Muselmann klagt; selbst wenn er dessen überwiesen würde,
käme der Türke mit einer leichten Strafe davon.
Die Türken sind im Ganzen genommen ein wohlgebautes,
kräftiges und schönes Volk; eine einfache Erziehung, die weder
Geist noch Körper verkrüppelt, überläßt der Natur die Entwickelung
ihrer nicht unbedeutenden Fähigkeiten. Findet man gleich unter
ihnen nur äußerst selten wissenschaftliche Kenntnisse, so ist dagegen
ein natürlicher Verstand desto gewöhnlicher; daher es auch gar
nichts seltenes ist, daß Türken von der niedrigsten Geburt durch
Gunst und Verdienste sich zu den höchsten Staatsämtern empor-
schwingen und ihnen mit Würde und Einsicht vorstehen. Ueber
den C h a r a k t e r dieses von Einigen zu hoch erhobenen, von Andern
viel zu tief herabgewürdigten Volkes ist es schwer ein allgemeines
Urtheil zu fällen. Im Ganzen muß man wie überall so auch hier
vorzüglich den Mittelstand und die Bewohner des Landes von den
Umgebungen des Hofes wohl unterscheiden. Bei den ersten findet
man durchgängig Redlichkeit, Treue und Großmuth, Mäßigkeit
und Reinheit der Sitten als edle Grundzüge des Charakters, die
nur durch Verachtung aller andern Völker und zuweilen durch wild
aufwallende Leidenschaften verunziert werden. Bei denen aber, die
in Aemtern stehen und um die Hofgunft buhlen, sind Falschheit,
eine über alle Begriffe weit getriebene Verftellungskunft, Habsucht,
Sklavensinn und Härte gegen Geringere, und große Sittenver-
derbniß die vorherrschenden Züge. Allen aber ist ein gewisser feier-
licher Ernst und eine äußere Würde angeboren; häufiges Lachen,
vieles Sprechen, schnelle Bewegung gelten ihnen für unanständig.
Beinahe ohne Ausnahme sind die Türken mäßig im Genuß der
Speisen; sie genießen weit einfachere Speisen, als wir, und da sie
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465
Ix. Griechenland. 1. Europ. Türkei.
und Reiche von diesem Gesetze Gebrauch machen; die unendliche
Mehrzahl begnügt sich mit Einem Weibe, und sehr viele selbst
müssen aus Armuth der Ehe entsagen. Der Sultan hat eigentlich
keine Frau, sondern nur eine größere oder geringere Anzahl (oft
mehrere hundert) Sklavinnen oder O d a l i ks. Diejenigen unter
ihnen, denen er besonders seine Gunst schenkt, werden Kadins
oder Frauen genannt, ohne es gesetzlich zu seyn, und wenn eine
von ihnen ihm einen Sohn gebiert, erhält sie den Titel Haßeky,
und es wird ihr eine besondere Haushaltung eingerichtet, wahrend
die übrigen Odaliks in großen Salen gemeinschaftlich und zwar
ziemlich ärmlich wohnen. Wird der Sohn einer Haßeky Kaiser,
so erhält sie den Titel Valide Sultan und damit nicht allein
einen sehr bedeutenden Einfluß, sondern auch einen eignen Pallast
und große Einkünfte. Mit dem Tode eines Sultans aber wandert
sie sowohl als alle übrige Kadins und Odaliks in einen abgesonder-
ten Pallaft, wo sie den Rest ihrer freudenlosen Tage zubringen
muß. Töchter des Sultans werden gewöhnlich an große Staats-
beamte verheirathet und genießen ausgezeichnete Rechte; ja das Le-
den und das Glück ihres Mannes hängen ganz von ihrer Zufrie-
denheit mit ihm ab. Auch die Odaliks werden oft von den Großen
zur Ehe gesucht, um dadurch in der Gunst des Sultans zu steigen.
Die meisten dieser Sklavinnen des Sultans kommen aus Cirkassien
und Georgien und gehören zu den schönsten ihres Geschlechts; sie
werden von ihren eignen Eltern verhandelt. Der Sklavenmarkt
zu Consiantinopel ist stets mit solchen unglücklichen Mädchen besetzt,
welche nach Maaßgabe ihrer Schönheit oft zu ausschweifenden
Preisen verkauft werden; sehr gewöhnlich ist es, daß solche, wel-
che um die Gunst des Sultans oder irdend eines Großen buhlen,
ihm mit einer solchen Sklavin ein Geschenk machen. Uebrigens ist
dieser Markt jedem Nicht-Muselmann unzugänglich, und äußere
Sitte und Anstand, worauf der Muselmann viel mehr hält, als
man gewöhnlich glaubt, werden bei diesem Handel durchaus nicht
verletzt. Schwarze Sklavinnen, welche indeß nur zur Bedienung
der Frauen gehalten werden, kommen häufig aus Aethiopien und
Nubien. Außerdem werden noch eine große Zahl schwarzer und
weißer Verschnittener zur Bewachung der Weiber in dem Harem
des Sultans und der Großen gehalten. — Die Ehe wird bei den
Türken als ein bürgerlicher Contract betrachtet, daher auch der
Vertrag darüber, in welchem das Eingebrachte der Frau und das
Leibgedinge, welches ihr nach dem Tode des Mannes oder im Fall
der Scheidung zufallen soll, genau aufgezeichnet ist, vor dem Kadi
durch Bevollmächtigte unterschrieben wird; die Einsegnung durch
den Imam ist zwar gebräuchlich, aber nicht wesentlich. Sehr ge-
wöhnlich macht sich die Frau im Ehecontract aus, daß der Mann
keine andre neben ihr haben dürfe. Das Eigenthum der Frauen
wird als ein Heiligthum von den Gesetzen beschützt und kann ihnen
Blanr Handd, Ii. 2. Aust. 30
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]