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1. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 109

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 109 — Lange milderte es die trennenden Schranken zwischen den verschiedenen Völkern, Sprachen und Religionen und bereitete dadurch der r ö m i s ch -katholischen Kirche den Weg vor. Das römische Reich ist der Vorläufer und Wegebahner der römischen Kirche. 3. Der Handel im römischen Reiche. Das alte Italien war weit mehr als Griechenland ein Ackerbaustaat, die alten Römer ein echtes Ackerbauvolk, das Land reich bewaldet. Weinstock, Ol- und Feigenbaum brachten erst griechische Ansiedler mit, edle Kastanien, Dattelpalmen, Maulbeerbäume, Reis, Mais und die Südfrüchte hat man erst viel später in Italien eingeführt. Die Etrusker, die nördlich von Rom ein blühendes Kulturreich gegründet hatten, standen schon lange mit Karthago und den Völkern im alten Germanien in lebhaften Handelsverbindungen. Rom hat später vieles von den Etruskern übernommen. Lange standen Handel und Gewerbe iu Rom in übelm Rufe und Ansehen. Senatoren und andern war der Handel geradezu verboten. Bis zu den pmaischen Kriegen führte das landwirtschaftliche Rom besonders Vieh aus und tauschte dafür griechische und punische Erzeugnisse ein. Mit der Gewinnung von Provinzen kam in Rom eine vollendete Raubwirtschaft auf. Da der Ackerbau verfiel und dabei die Genußsucht stieg, mußte man Getreide und Wein und viele Luxusartikel einführen. Die Hauptstadt Rom lebte nur vou der Beraubung und Aussaugung der Provinzen. Dennoch haben sich diese in der Kaiserzeit eines bedeutenden Wohlstandes erfreut. Das ganze römische Reich bildete ein einziges Freihandelsgebiet, worin gleiches Recht, gleiches Maß, gleiches Gewicht uitb gleiche Münzen galten. Dazu kam die allgemeine Sicherheit, die Unterdrückung der Land- und Seeräuberei, der mehr als zweihundertjährige Friede innerhalb dieses Riesengebietes. Eines solchen zeitlich und räumlich außerordentlich großen Friedens hatte sich die Welt noch nie erfreut. Gute Heerstraßen ermöglichten und erleichterten den Verkehr. Eilboten konnten an einem Tage bis 100 römische Meilen (= 150km) zurücklegen, eine für damalige Verhältnisse außerordentliche Leistung. In den Provinzen entstanden einzelne große Handelsstädte; alle überragte Rom bei weitem. Der Handelshafen an der Tibermünduug ward immer mehr vergrößert und mit einem Leuchttürme, mit Docks, Magazinen und Lagerhäusern versehen. Hier stapelte man die riesenhaften Vorräte für die ungeheure Weltstadt auf, Weizen, Salz, Wolle, Wein, Ol, Fleisch, Schinken, Leckerbissen aus Griechenland, Gewürze, Spezereien, Seide, Perlen, Edelsteine und andres Geschmeide. Berühmt waren die Seereisen und die Seeschiffahrt. Damals waren Fahrten von Spanien bis Indien eine gewöhnliche Erscheinung. Ein berühmter Römer (Seneka) sagte einst: „Wie groß ist denn die Entfernung von den äußersten Gestaden Spaniens bis Indien? Ganz wenige Tagereisen, wenn ein günstiger Wind das

2. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 110

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 110 — Schiff treibt." Alexandria war für diesen indisch-europäischen Welthandel ein wichtiger Stapelplatz. Viele Schiffe benutzten den Kanal der den Nil mit dem Roten Meere verband; andre fuhren den M weit hinauf und nahmen die Waren ein, die durch Karawanen herzugebracht worden waren. Die Einfuhr brachte Weihrauch, Myrrhen, Aloe, Gummi Perlen, Leinwand, Baumwolle, Gewürze, Nelken, Anis, Pfeffer Ebenholz, Elfenbein. Viele Kostbarkeiten stammten selbst aus China und Sansibar. Bei solch regem Handelsverkehre mußte man im römischen Reiche auch das G e l d w e s e n sehr vervollkommnen. Man begnügte sich nicht mit der Regelung des Münzwesens und der Prägung gemünzten Geldes: man gründete auch Banken, die fremdes Geld aufbewahrten und Geld vorschossen, Außenstände einzogen und andre Geldgeschäfte vermittelten. Wechsel und Kreditbriefe waren gebräuchliche Zahlungsmittel und ersetzten die Barzahlung, die ja stets großen Gefahren ausgesetzt war. Wie leicht konnte das Geld geraubt werden, das Schiff mit dem Gelde untergehen! Vielfach betrieben mehrere Unternehmet: ein Geschäft auf gemeinsame Rechnung und Gefahr. Der Großbetrieb galt auch schon im römijchen Reiche für weit vorteilhafter als der Kleinbetrieb. So ist es nur natürlich, daß später Italien im Handels-, Bank- und Geldwesen der Lehrmeister West-, Mittel- und Nordeuropas geworden ist, daß deswegen auch viele italienische Ausdrücke in unsre deutsche Sprache übergegangen sind, wie z. B. Bank, Bankrott, Konto, Post, Kurs u. a. 4. Die römischen Festspiele. Festspiele waren in Griechenland und Rom eine alte Einrichtung. Mochte man zu Ehren einer Gottheit oder des Vaterlandes, der Stadt oder des Geschlechtes ein Fest veranstalten: niemals durften die Spiele fehlen. Selbst bei Leichenbegängnissen führte man Spiele auf. Den Leichenzug eröffnete Trauermusik. Klageweiber folgten und rühmten in Lobliedern die Verdienste des Verstorbenen. Der Führer der Schauspieler ging genau so einher wie der Verblichene im Leben. Andre Schauspieler ahmten die Ahnen nach oder trugen Wachsmasken, die die Ahnen darstellten. An der öffentlichen Rednerbühne hielt man dem Toten eine Lobrede. Hierauf zog man an den Ort der Bestattung. Die Verbrennung überwog frühzeitig. Unter dem Wehgeschrei aller zündete der nächste Anverwandte den Holzstoß an. Während des Brandes führten freiwillige Fechter Kämpfe auf und versetzten so noch einmal den Dahingeschiedenen in das Getümmel eines Kampfes. Mit der Zeit überwogen die Kamps-fpiele alle andern Spielarten. Faustkampf, Pferbe- und Wagenrennen bilbeten den Hauptinhalt biefer Spiele. Dabei gab es auch Wunben und schwere und selbst töbliche Verletzungen, aber man bekämpfte sich nicht wirklich auf Leben und Tod. Seit dem ersten Punischen Kriege traten die freiwilligen Krieger zurück. Es kamen hanbwerks- ober berufsmäßige

3. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 15

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 15 — 3. Ihr Welthandel. Schon von Anfang an trieben die Phönizier unter sich Handel: t>ie \ Fischer tauschten Getreide, Ol und Wein ein gegen ihre Fische. Dann gingen die Phönizier auch weiter und traten mit den Nachbarvölkern (in Palästina, Syrien) in Tauschhandel ein. Vor allem aber betrieben sie den Seehandel. Ihre Schiffe pfropften sie voll mit allerhand Waren und vertauschten diese gegen andere. Mit Sklaven trieben sie einen schwunghaften Handel. In frühester Zeit gingen sie wohl gar bloß auf Menschenraub und Seeraub aus. Doch vertauschten sie die gefahrvolle Seeräuberei bald mit dem weit ungefährlicheren und dabei viel gewinnbringenderen Seehandel. Kriegsgefangene fremder Völker tauschten sie ein, bepackten sie mit Waren, nahmen sie auf ihre Schiffe als Ruderer und vertauschten sie in fremden Ländern gegen wertvolle Waren. Ihre Karawanen holten aus Armenien besonders Pferde, aus Arabien vor allem Weihrauch und andre Spezereien, aus Babylonien, Assyrien und Persien Leinwand und Seide, aus Indien Gewürze und Baumwolle. Nach Ägypten schafften sie Holz, Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Bernstein; aus Cypern holten sie Kupfer, aus Spauieu Silber, Blei und Zinn. Ihre Sklaven mußten in Bergwerken auf Cypern, in Spanien usw. unter großen Mühen und Gefahren arbeiten und die kostbaren Schätze zutage fördern; in Fabriken, Werkstätten, Weinbergen und auf Äckern halfen Sklaven ihnen ungeheure Rewümer aufhäufen. Ein dichtes Handelsnetz spannten sie über alle Länder des Mittelmeergebietes. Ihre beiden Hauptstädte Tyrus (im Süden) und jsitipjl (im Norden) waren die Hauptstapelplätzefur den gesamten Handel des Altertums. Ihr Reichtum war sprichwörtlich. „Ihre Kaufleute sind Fürsten und ihre Krämer sind die Herrlichsten im Lande," sagt Jesaja. Geprägtes Geld mit Tierbildern und Bankgeschäfte kannten sie schon und verbreiteten eine feste Maß- und Gewichtsordnung. Um ihren ausländischen Handelsverkehr zu fördern und zu sichern, legten sie in fremden Ländern Handels- ^ Plätze an und gründeten Niederlassungen, wie z. B. auf Cypern, Kreta, in Griechenland (Korinth), Gallien (Marseille), Spanien (Gades-Kadix), Ägypten (Memphis), in Nordafrika (Karthago), auf Sizilien, Malta (= Zufluchtsort). Die wichtigste dieser Kolonien war Karthago ( = Neustadt); sie wurde um 880 vou der Prinzessin Dido gegründet und wuchs allmählich zu einem mächtigen Staate empor. Als ihnen nach 1200 die Griechen im Ägäischen Meere zu scharfen Wettbewerb machten, da wandten sie sich mehr nach Westen. Wie schlau sie zu Werke gingen, erkennt man daran, daß die Griechen und Römer die Phönizier stets mit erzschlauen Krämern gleichsetzten und jeden „Schlauberger" im Handel einen Phönizier nannten. So waren die Phönizier auch die „Juden" des Altertums.

4. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 16

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 16 — 4. Ihr reger Gewerbfleiß. Jedoch waren die Phönizier nicht bloß schlaue Großhändler, gewinnsüchtige Sklavenhändler und Ausbeuter und kühne Seefahrer, sondern -auch geschickte Handwerker und regsame Gewerbtreibende. Schon in - i. den ältesten Zeiten trieben sie in ihren heimischen Bergen lohnenden Bergbau und später verbreiteten sie diesen wichtigen Erwerbszweig in alle Länder des Mittelmeergebietes. In der Erzgewinnung, im Metall-guß^und in der Metallverarbeitung erreichten sie schon früh eine große Fertigkeit. Ihre Bildwerke"und Schmuckgegenstände aus Metall, Elfenbein, Ebenholz und Bernstein wurden gern gekauft. Salomo ließ sich von Hiram, dem Könige von Tyrus (980—947), Erzgießer und Bergleute kommen, die seinen Tempel errichten sollten. Den G l a s g u ß haben zwar die Ägypter erfunden, denn sie bereiteten schon längst (irrt 3. Jahrtausend v. Chr.) Glas, ehe es Phönizier gab, doch verstanden die findigen Phönizier daraus leuchtende, glitzernde Kugeln, Gefäße und andern Zierat herzustellen. Die Glasbereitung hielten sie so geheim, daß noch zu ) Jesu Zeiten gläserne Becher teurer als goldene waren. Wolle und Baumwolle, Flachs und Hans spannen sie und webten daraus kunstreiche kostbare Gewebe. Hohe Gewinne erzielten sie mit der Purpur-vx färberei. An ihrer Küste kamen zwei Schnecken in großen Mengen vor. Diese Meerschnecken hatten in ihren Drüsen einen weißlichen Saft,-der sich aber Mmahlich blaurot und hochrot färbte, wenn man Hpt lange dem Sonnenlichte aussetzte. Um ein Pfund Wolle zu färben, brauchte man allein sechs Pfund rohe Schneckenmasse. Daher waren die Purpurgewänder ungemein teuer und konnten nur von Fürsten, Priestern und reichen Leuten getragen werden. Da die Phönizier den wichtigen Schnecken so eifrig nachstellten, nahm deren Zahl immer mehr ab. Daher mußten sie auch in fremden Küsten nach Schnecken suchen, wie in den griechischen und süditalischen. Da man die Schnecken nicht lebend nach Phönizien schaffen konnte, mußte man gleich an Ort und Stelle den kostbaren Saft gewinnen und Färbereien und Webereien gründen. Der Purpurhandel galt als königliches Horrecht und brachte reichen Gewinn. Selbst zu Jesu Zeit beruhte die Berühmtheit von Tyrus noch auf der Purpurschnecke und auf dem Purpurgewerbe. In vielen Abschattungen stellte man die haltbare, unvergängliche Purpurfarbe her vom zarten Veilchenblau und Malvenrot bis zum tiefen Blutrot. Damit färbte man zumeist Wolle (nicht das Garn und das Gewebe), seltener Seide und Leinwand. Es kam darauf an, den Farbstoff kunstvoll zu mischen, zu verdünnen oder zu verdichten und die Wolle mehrmals einzutauchen. Im Mittelalter ging aber diese Kirnst der Purpurfärberei völlig verloren, und die Scharlach färbe, die aus den Blattkerfen der Kochenillen (Schild-läufe) gewonnen wurde, trat an die Stelle des Purpurs. Gegenwärtig haben die aus Steinkohlenteer bereiteten prachtvollen, leider aber nicht

5. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 3

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 3 — Hirten, ja Schweinehirten (jedenfalls Urbewohner) waren so verachtet, daß sie nicht einmal einen Tempel betreten dursten. Da nicht alle Bewohner in der Landwirtschaft Beschäftigung fanden, entstanden schon früh allerhand Handwerke. Die Weber verfertigten kostbare Teppiche und prachtvolle Gewänder (die weiße Seide Josephs); auch verstand man, Ton, Glas, Holz, Leder, Elfenbein, Edelsteine, Bronze, Silber und Gold kunstvoll zu bearbeiten. Ans den zähen Fasern der Papierstaude gewann man Papier, Taue und selbst Kleider. Der Ml samt den schiffbaren Kanälen war von Segelschiffen belebt. Selbst vom Nil bis zum Roten Meere gab es lange Zeit eine künstliche schiffbare Wasserstraße, doch ließ mau sie später versanden, weil die Priester behaupteten, sie käme nur den Unreinen, den Fremden zugute. Handel hat man schon seit den ältesten Zeiten getrieben. Karawanen, die sich des Esels (nicht des Kamels), später der Ochsen- und Pferdewagen bedienten, vermittelten den Warenaustausch, bei dem man nur Ware gegen Ware austauschte. Den Außen- und Zwischenhandel besorgten in früher Zeit vorwiegend die Phönizier, denn die Ägypter haßten das offene Meer, das sie für den Wohnsitz des bösen Gottes (Typhon) hielten; auch fehlte es ihnen an Holz zum Bau der Schiffe. Da es an Metallen, Fellen, Elfenbein,Holz,Wein, Ol,Weihrauch, Myrrhen, Sklaven (Joseph) und Sklavinnen fehlte, erhandelte man diese Waren von den Phöniziern, Kanaanäern, Arabern, Indern, Nubiern und andern Völkern. Ihnen lieferte man Waffen, Getreide, Hülsenfrüchte, Gewebe und andere Erzeugnisse. Dolmetscher vermittelten den Verkehr mit den Ausländern. Über den Gliedern des Nährstandes, den Hirten, Viehzüchtern, Ackerbauern und Handwerkern, standen die Krieger und Priester, die den gesamten Grund und Boden besaßen und als Grundherren hohe Abgaben von ihren Pächtern, den Bauern, verlangten. Als vornehmste und mächtigste Klassen bildeten sie die Herrscherkaste und hatten die Verwaltung in den Händen. Die Priester waren nicht bloß Seelsorger, sondern auch Gelehrte, Ärzte, Richter, Räte, hohe Beamte und Baumeister; sie trieben die Sternkunde, um die Zeit einzuteilen, die Mond-und Sonnenfinsternisse im voraus zu berechnen und den Eintritt der Nilüberschwemmungen anzukündigen. Sie widmeten sich auch der Feld-meßkunst, um die Grenzen der Äcker, die durch den ausgeschwemmten Schlamm vielfach ganz verwischt worden waren, wieder bestimmen zu können. Sie allein waren die Schreiber und verstanden allein die heilige Bilderschrift oder Hieroglyphenschrift. Wir bezeichnen die einzelnen Laute der Wörter durch besondere Lautzeichen oder Buchstaben, weshalb wir eine Lautschrift haben. Die alten Ägypter aber hatten eine Wortschrift und bezeichneten das Wort durch das Bild des Dinges, das Wort Löwe also durch ein Bild des Löwen, das Wort Sonne durch eine Sonnenscheibe usw. Natürlich ließen sich dadurch nur wirkliche, sichtbare Dinge schreiben, durch die Bilderschrift bezeichnen. Da sich l*

6. Das Altertum - S. 24

1913 - Leipzig : Wunderlich
— 24 — hundert anderen seinen Weg fortsetzend weiterfuhr, so sah er sich in den Gewässern, die durch den herrlichsten aller Kämpfe, an dem vielleicht auch er teilgenommen zu haben sich rühmen konnte, für alle Zeiten geweiht waren; und je näher er dem Hafen kam, desto dichter drängte sich bte Menge der Fahrzeuge, die von fern und nah dem Mittelpunkt des tonischen Bundesreichs, der ersten unter den Städten von Hellas, der großen Handelsstadt Athen zustrebten oder, mit den Schätzen derselben beladen, fremde Küsten aufsuchten. Er sah die Getreideschiffe vom Bosporos oder von Ägypten, von Sizilien, von der äolischen Küste-andre brachten den Wein von den Inseln, Bau- und Nutzholz von Thrakiens Makedonien, Cypern; reiche Ladungen von Fischen von den Küsten des Schwarzen Meeres, von Byzanz oder Sinope her; Kupfer von Euböa oder von Cypern, feine Tuche von Milet, von Kos, von Tarent; ägyptische Leinwand und Prachtgewande aus dem Orient, Salben und wohlriechende Ole aus Cypern, Kyrene, Ephesos, Ägypten: andere hatten ägyptischen Papyrus oder feines Backwerk aus Sizilien, dem klassischen Lande der Kochkunst, oder aus Samos, andere phönikische Datteln, syrisches Räucherwerk oder das berühmte Arzneimittel von Kyrene, das Silphion, geladen, andere führten Sklaven aus Phrygien, den thrakifchen oder skythischen Ländern. In entgegengesetzter Richtung sah er andere fahren: sie führten die Erzeugnisse des attischen Bodens oder attischen Kunstfleißes: Ol, Honig, Feigen, Töpferwaren und Trinkgeschirre, Lampen und Lederwaren, Schreibbücher, gemünztes Silber, Bücher und sorgfältig verpackte Kunstwerke. Das Schiff, an der phalerischen Bucht und den beiden Häfen Munychia und Zea vorbeigekommen, wandte und fuhr in den Piräus ein: die allenthalben liegenden Wacht-schiffe, die Kriegsflotte, von der ein Teil dort vor Anker lag, die rege Geschäftigkeit auf den Werften, in der innern Bucht zu seiner Rechten, das Arsenal, die neuen Werften, an denen er der Reihe nach vorüberfuhr, zeigten, daß der Staat die Mittel besaß, seine Bürger und ihren Handel auch an den entferntesten Küsten zu beschützen. Stieg der Fremde, an den neuen Werften vorbeigekommen, bei den Hallen ans Land, so konnte er schon in diesen Räumen, wo die überseeischen Produkte gegen eine Lagermiete ausgespeichert waren, die Tätigkeit der sorgfältigen Markt- und Hafenpolizei gewahren, welche der Staat zu üben wußte. Es befanden sich in diesen Hallen und ihrer unmittelbaren Nähe die Amtslokale der Hasenpolizei und der Zollbeamten und das Börsengebäude, wo die Kaufleute zusammenkamen, wo die Proben der Waren ausgelegt, die Geschäfte gemacht, die Handelsgerichte abgehalten wurden; auch stand dort ein Tempel der Aphrodite, der keinem Seeplatz fehlte. Hatte man die Zollgrenze, die Jnfchriftsteine, passiert, so trat man in die eigentliche Piräusstadt, die damals schon, belebt und geräuschvoll wie nur immer ein Hafenplatz, überragt von dem Fort Munychia und den gewaltigen Mauern, die rings um die buchtenreiche Halbinsel sich

7. Das Altertum - S. 86

1913 - Leipzig : Wunderlich
Stadt geleitet, ergossen sich rauschend aus künstlichen Grotten, breiteten sich wie Teiche in weiten, reichverzierten Behältern aus oder stiegen plätschernd in den Strahlen prächtiger Springbrunnen auf, deren kühler Hauch die Sommerluft erfrischte und reinigte. Wolle man die Fülle der Wasser ermessen, sagt Plinins, die zum öffentlichen Gebrauch in Bädern, Teichen, Kanälen, Palästen, Gärten, vorstädtischen Landhäusern fließen, die Entfernungen, die sie zurücklegen, die aufgeführten Bogen, dnrch-grabenen Berge, nivellierten Täler, so werde man gestehen, daß es auf der ganzen Welt nie etwas Staunenswerteres gegeben habe. Auch Galen rechnet zu den Hauptvorzügen Roms die Menge und Schönheit der Quellen, „von denen keine übelriechendes, schädliches, schmutziges oder hartes Wasser hat". Die bis ins 3. Jahrhundert sich noch stetig vermehrende Wassermenge machte nicht allein in wachsendem Maße den Aufenthalt in allen großen, öffentlichen Anlagen zu einer genußreichen Erholung, sondern veranlaßte auch eine stetige Vermehrung der öffentlichen (durch die Niedrigkeit des Preises [iy2 Pfennig] jedermann zugänglichen) Badeanstalten und Brunnen. Eine Stadtbefchreibung des 4. Jahrhunderts gibt856bäder(außer11thermen)an,Wasferbaffinsmitröhren-brunnen 1352. Ein großer Teil dieser Bassins war mit Kunstwerken verziert. Außerdem nennt der zweite Anhang der Stadtbefchreibung 15 Nymphäen, d.h. Quellengebäude, in denen Wasser sprang oder floß. „Wer in der heißen Jahreszeit an diesen künstlichen Kaskadellen das Volk hat ausruhen und abends inmitten der Steinmaffen, welche die eingebogene Sonnenglut wieder ausstrahlten, erfrischende Berglust atmen sehen, wird den Stolz begreifen, mit dem man unter Nerva sich rühmen konnte, die Ursachen beseitigt zu haben, welche in früherer Zeit die römische Luft zu einer bleischweren und verderbenbringenden gemacht hatten." „Die Krone des ganzen Systems aber bildete die Versorgung der Privathäuser mit laufendem Wasser." Seit die Verwaltung der Leitungen im Jahre 11 v. Chr. kaiserlich geworden war, hörte nicht bloß die bis dahin übliche Entrichtung einer Miete für die Wasserbenutzung von Privatpersonen gänzlich auf, sondern es konnte auch jedermann ohne Rücksicht auf den Charakter des Konsums die Erlaubnis erhalten, Wasser in sein Haus abzuleiten, und schon in Strabos Zeit „besaß säst jedes Haus in Rom Reservoirs, Röhrenleitungen und reichlichen Wassersprudel". Fast jeden jener Zeit bekannten Genuß und Luxus ermöglichte der Welthandel, der Kaufhallen, Läden und Magazine Roms mit den köstlichsten und seltensten Erzeugnissen der fernsten Länder, den prächtigsten und mühseligsten Werken der Gewerbtätigkeit und des Kunstfleißes aller Völker füllte. Plinius nennt den Tiber „den milden Kaufherrn aller Dinge, die auf der Erde erzeugt werden". „In Rom konnte man die Güter der ganzen Welt in der Nähe prüfen": spanische Wolle und chinesische Seide, künstliche bunte Gläser und feine Leinwand aus Alexandria, Wein und Austern der griechischen Inseln, den Käse der Alpen und

8. Das Altertum - S. 61

1913 - Leipzig : Wunderlich
Zur Geschichte der Griechen. ßl Begehren. Er äußerte den Wunsch, mit ihnen einen Vertrag zu schließen, der ihn verpflichte, den Griechen keinen Schaden zuzufügen, sie aber, die Wohnungen nicht anzuzünden und nur die nötigen Lebensmittel zu nehmen. Die Anführer nahmen den Vorschlag an und schlossen den Vertrag. Nun rückten sie in drei Märschen, unter der Begleitung des Teribazus, der ihnen mit seinen Truppen in einem Abstande von ungefähr zehn Stadien folgte, fünfzehn Parafangen über die Ebene fort und kamen zu königlichen Schlössern, die ringsum von vielen mit Lebensrnitteln angefüllten Dörfern umgeben waren. In der Nacht, die sie im Lager zubrachten, fiel ein tiefer Schnee; es wurde daher am Morgen beschlossen, daß sich die Truppen mit ihren Heerführern in die Dörfer verteilen sollten; denn man sah keinen Feind und glaubte durch den häufigen Schnee gesichert zu sein. Man fand dort alle benötigten Lebensrnittel, Schlachtvieh, Getreide, alte wohlriechende Weine, Rofinen und Hülsenfrüchte aller Art. Einige aber von denen, die sich von der Armee zerstreut hatten, versicherten, ein Kriegsheer entdeckt und bei Nacht viele Feuer gesehen zu haben. Die Anführer hielten es daher für ratsam, nicht zu kantonieren, sondern die Truppen zusammenzuziehen: so vereinigten sie sich also sogleich, entschlossen, sich unter freiem Himmel zu lagern. In der Nacht aber, die sie so zubrachten, siel ein so unermeßlicher Schnee, daß die Waffen und die liegende Mannschaft bedeckt wurden; auch das Zugvieh war in den Schnee so eingezwängt, daß es nur mit vieler Mühe sich ausrichten konnte. Es war eine große Verdrossenheit beim Aufstehen, denn solange man lag und der Schnee nicht abfiel, fühlte man sich warm. Als aber Tenophon sich ermannte, unbekleidet aufzustehen und Holz zu spalten, da erhob sich auch bald ein anderer, der ihm die Arbeit abnahm, und nun standen mehrere aus, machten Feuer an und salbten sich. Denn man fand hier viel Salböl, aus Lilien, Sesam, bittern Mandeln und dem Terpentinbaum gezogen, und bediente sich dessen statt des gewöhnlichen Ols. Auch wohlriechende Salben, aus denselben Stoffen verfertigt, waren hier zu haben. Nun beschloß man wieder, in den Dörfern Quartier zu nehmen, und die Soldaten eilten mit frohem Geschrei den Häusern und den Lebensrnitteln zu. Diejenigen unter ihnen, die bei ihrem vorigen Abzüge die Wohnungen in Brand gesteckt hatten, büßten nun durch das unbequeme Lager unter freiem Himmel dafür. Hierauf wurde in der Nacht Demokraten mit einiger Mannschaft gegen die Berge zu abgeschickt, auf denen die Streifpatrouillen, ihrer Aussage nach, Feuer gesehen hatten: denn dieser Mann hatte das Lob, schon öfters in ähnlichen Fällen feine Aussagen der strengsten Wahrheit gemäß eingerichtet zu haben. Er hatte zwar, wie er nach feiner Rückkunft erzählte, kein Feuer gesehen, doch brachte er einen Gefangenen mit, der mit einem persischen Bogen und) Köcher und mit einer Streitaxt, wie sie die Amazonen tragen, bewaffnet war. Auf die Frage, woher er fei, antwortete er: aus Persien;

9. Das Altertum - S. 206

1913 - Leipzig : Wunderlich
206 Der Orient. Um 1500 bildete sich neben dem altbabylonischen das assyrische Reich mit der Hauptstadt Ninive, das die Babylonier bald unterjochte. Im 8. Jahrhundert stand das assyrische Reich auf der Höhe. Die Assyrer, ein kriegerisches Volk mit unmenschlicher Kriegsweise, die „Tyrannen unter den Heiden", eroberten fast alle Länder Vorderasiens (722 Samaria) und Ägypten, entnationalifierten und nivellierten die unterworfenen Volker und bereiteten so das persische Weltreich vor. 606 erlag das assyrische Reich den Medern und Babyloniern, die Ninive1) eroberten und zerstörten. An Stelle des assyrischen Reiches trat nun das neubabylonische Reich, das unter Nebukadnezar seine Blüte erreichte. Dieser eroberte u. ct. das Reich Juda i. I. 586 und schmückte Babylon mit prächtigen Bauten (die „hängenden Gärten der Semiramis"). Babylon, die „stolze Pracht der Chaldäer", „die Zierde der Königreiche", „die goldreiche Stadt". 538 wurde Babylon unter Naboned, dessen Sohn und Mitregent Belsazar war, von Kyros erobert und eine Provinz des Perserreichs. 2. Phönikien. Von der Natur ihres Landes, eines schmalen Küstenstreifens, aufs Meer gewiesen, wurden die Phöniker das bedeutendste Handels-, Industrie- und Kolonialvolk des Altertums und wirkten als solches weltbindend und durch Übertragung der östlichen Kultur nach dem Westen Weltbild end. Handelsgegenstände: Gold (Thrakien und Ophir), Silber (Südspanien), Kupfer (aes Cyprium, kurz cuprum), Zinn (Portugal und Britannien), Bernstein (friesische Nordseeküste), Edelsteine, Seide, Wolle, Getreide, Gewürze, Wein, Sklaven u. a. Industrie: Bronze- und Eisenguß, Weberei mit Purpurfärberei, Glasbereitung, Schiffsbau, Bergbau. Kolonien: Inseln des Mittelmeeres, Nordküste Afrikas (Karthago), Südspanien. Einen Gesamtstaat hat Phönikien nicht gebildet; die wichtigsten Städte waren Tyros und Sidon, die schon im 15. Jahrhundert eine hohe Bedeutung hatten.2) 1) Die Trümmer bort Ninive befinden sich bei der Stadt Mosul. 2) Daß Europa seine Buchstabenschrift von den Phönikern erhalten habe, i>t sehr zweifelhaft; vielmehr dürfte diese eine urarische Erfindung sein. (S. R. v. Lichtenberg, „Beiträge zur Schriftgeschichte" in den Mitteilungen des Allg. deutschen Schriftvereins, Nr. 5/6, Berlin 1912).
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