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ihr Verfolger immer näher und näher kommt. Da drückt das Hünen-
kind in ihrer Seelenangst ihrem Tiere die Fersen ties in die Weichen,
und dieses wagt den Spruug von jener Stelle, wo die Hexen ihre
nächtlichen Feste zu seiern pflegten, bis aus den gegenüberliegenden
Felsen. Der Sprung gelingt, und auf dem Felfeu bleibt von dem
wuchtigeu Aufschlagen ein großes Hufzeichen zurück. Ihre Krone war
aber der Prinzessin im Fluge über den Abgrund vom Haupte gefallen
und in den Wellen des Bergstromes begraben; und der Böhmenkönig,
welcher iu wilder Raserei ebeusalls den kühnen Sprung wagte, war
in die Tiefe gefallen, und zu ewigem Gedächtnis wird nach seinem
Rainen der Fluß die Bode genannt.
3. Die Selke entspringt am Unterharze und ist ein Nebenfluß
der Bode. Von Alexisbad an beginnen die Felsbildungen, welche
bei dem sagenreichen Mägdesprung ihre bedeutendste Höhe erreichen.
4. Tie Wipper durchfließt deu Unterharz, gleichlaufend mit der
Selke und mündet in die Saale. In ihrem breiten Wiefenthale
treffen wir nur vereinzelt Klippen an.
6*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
122
Herrschaft Plesse zu setzen. Zunächst suchte er seine ihm anvertraute Schwägerin
und deren Kinder aus dem Wege zu räumen. Letztere standen seinem sünd-
hasten Vorhaben als die rechtmäßigen Erben am meisten im Wege, deshalb
mußten diese zuerst beseitigt werden. Eines Tages pflückten sie am Rande des
nunmehr übermauerten Brunnens, der seinen Ausfluß eine halbe Stunde von
der Plesse, in Mariaspring, hat, Marienblümchen, als ihr böser Oheim die
günstige Gelegenheit benutzte, sie durch einen vertrauten Diener, der eben so
nichtswürdig als sein Herr war, in das Wasser Wersen zu lassen. Es hieß
allgemein, sie seien beim Blumeupslücken ertrunken. Die Mutter aber der
unglücklichen Kinder, die von jeher einen geheimen Schauer in der Nähe ihres
Schwagers empfunden hatte, ahnte das Bubenstück desselben und ließ es ihn
zu wiederholten Malen nicht undeutlich merken. Um Nuhe vor ihr zu haben,
und seiu in ihrer Nähe und Gegenwart stets lauter mahnendes Gewissen zu
beschwichtigen, ließ er sie als Gemütskranke in das Kloster zu Nörten stecken,
wo sie in Jahresfrist ihrem namenlosen Schmerze erlag.
Die Rückkehr seines Bruders fürchtend, fandte er auf verschiedenen Wegen
zwei gedungene Meuchelmörder nach dem Morgenlande, die ihn im Kreuzheere
aufsuchen und aus irgend welche Weise umbringen sollten. Der eine derselben aber
war dem abwesenden Herrn in: Geheimen tren ergeben, eilte deshalb ohne
unnützen Ausenthalt nach Palästina und setzte den Herrn Otto, welchen er
glücklich noch lebend auffand, von den Schandthaten feines Bruders und von
dem Zwecke feiner eigenen Sendung in Kenntnis. Der unglückliche, durch diese
Schreckensbotschaft niedergebeugte Vater und Gatte nahm nun vom Kaiser
Rotbart seinen Urlaub und kehrte mit dem treuen Diener aus einem venetianifchen
Schisse nach Europa zurück.
Es war am Abend des neunten August, als er in Pilgerkleider gehüllt
und unkenntlich durch tiefe Gramesfurchen und einen lang wallenden Bart, vor
seinem Schlosse anlangte. Trompetenklänge und lauter Jubel schallten ihm
schon von Ferne aus demselben entgegen. Ein Diener, welcher ihm begegnete,
teilte ihm auf feine Fragen mit, daß der junge Herr heute mit dem Fräulein
von Wohldenberg seine Vermählnng feiere. — In der Eigenschaft eines fahrenden
Sängers erbat sich der rechtmäßige Besitzer der Burg, durch ein vorzutragendes
Lied die Festlichkeit erhöhen zu dürfen. Sein Wunsch ward ihm gern gewährt.
Nachdem die Braut ihm einen Becher Würzburger Weines kredenzt hatte, hob
er sein Lied an, welches auf die unglücklichen Verhältnisse seines eigenen Lebens
Bezug hatte. Er sang von einem Kreuzfahrer, der unter Gottfried von
Bouillon gegen die Saracenen kämpfte; von einem Bruder, dein er seine Frau
und Kinder anvertraut, die derselbe aber ermordet habe; von der Rache des
Himmels, die den Mörder endlich getroffen und ihn mit samt seinem ganzen
Hause vernichtete.
Tiefseufzend zog sich der Sänger nach Beendigung seines Liedes in die
Gesindestube zurück, während sein verbrecherischer Bruder, dessen Gewissen er
erschüttert hatte, beunruhigt und böser Ahnungen voll, zum Pokale griff, um
das Höllenfeuer seines Herzens zu löschen. Auch die Hochzeitsgäste forderte er
zum Trinken und zur Heiterkeit auf, doch war die fröhliche Stimmung für
immer dahin. Es war, als ob in dem Sänger ein böser Geist der Unterwelt
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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Extrahierte Personennamen: Otto August Wohldenberg Gottfried_von
Bouillon
Extrahierte Ortsnamen: Mariaspring Marienblümchen Palästina Europa
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und beides, das fromme Gebet und die ehrliche Arbeit waren ihm
zuwider im tiefsten Grund der Seele. Kannte er doch nur Plündern
und Rauben bei Nacht, und Schwelgen und Prassen am Tag. Zu
plündern und zu rauben aber gab's genug au der großen Hansastraße,
denn alles Gut der Kausleute aus Norwegen und Hamburg und Dau-
zig und vom fernen Köln am Rhein zog diese Straße. Das Roß
des Ritters aber war schnell zum Einholen und Davoneilen, und der
Gesellen waren viel zur treuen Beihülfe; die Verfolger erhaschten
nimmer die verwegenen Strolche, denn die List der Wegelagerer war
groß: den Huftritten der Rosse nachzuspüren, war ein eitel und ver-
geblich Werk, fintemalen die Hufeisen lagen heute so und morgen
anders unter dem Roß, alles nach Belieben der treuen Kunstschmiede;
— und iu den Kellern und Verließen der Bnrg war niemals etwas
aufzufinden vom geraubten Gut, denn der Wald war groß, und Höh-
leu wareu leicht im Dickicht auszugraben. Wo aber des Menschen
Hand zu kurz ist zur Rache über die Übelthäter, da greift der Höchste
oft plötzlich hernieder ans den Wolken mit gewaltigem Arm. So
geschah es auch hier.
Es war eiu finsterer stürmischer Herbstabend. In den Turm
des Kirchleins huschten vermummte Gestalten: der Ritter mit seinen
wilden Gesellen hatte davon vernommen, daß zu dieser Nacht reich-
beladeue Wagen durch die Heide kommen würden und hatte das Türm-
lein als sichersten Versteck auserkoren, um von hieraus die arglos
Reisenden zu überfallen. In einem Ding aber hatten sie sich ver-
rechnet, denn der Meßner hatte für hente die Vesper zu schlageu ver-
gessen und trat jetzt eilend in das Thor des Türmleins, faßte den
Strick und begann sein frommes Werk. Dabei ist's ihm, als ob es
sich rings nm ihn regt und bewegt, und als er darnach ausschaut,
sieht er im Turm Spieße und Hellebardeu und Schwerter blitzen über-
all. Aber er verhielt sich fein stille, that, als ob er nichts hörte
noch fah, und läntete rnhig die Vesper ab. Dann trat er herans,
schloß — zum ersten Mal seit vielen Jahren — das Thor gar sorg-
sam zu und lief darauf spornstreichs herunter ius Dorf zum Pfarr-
Haus. Uud siehe, auch hier lebte und webte es, jedoch von lanter
fröhlich dreinschauenden Leuten, denn fünf Kaufherren aus dem alten
Hamburg waren ihren Wagen voraufgeritten und hier eiugekehrt, und
der Pfarrherr bewirtete sie herzlich. Als der Meßner nun eintrat und
diese ersah, rief er freudig: Glück zu, ihr Kaufherren; ich habe die
Gesellen, die nach eurem Gut trachten, so eben abgefangen; sie sitzen
all' im verschloßnen Turm und können nimmer heraus, wenn sie's
gleich gerne wollten. Darob erfreuten sich die Kaufherren höchlichst,
riefen aber alsbald: du hast ein gut Werk angefangen; wie aber
wollen wir an sie gelangen und sie festhalten ohne Gefahr eigenen
Leibes und Lebens, und nützt uns auch nichts, daß wir davon rei-
teil und Hülfe herbeiholen, denn die Raubgesellen werdeu gar bald
das Thor erbrochen haben und, wenn wir zurückkommen, davon sein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
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mit den Laudierten Borsten ward aufbehalten. Das Salzwerk ward die Sülze
genannt, und weil Lüneburg neben ihm einen namhaften Berg und eine treffliche
Brücke hat, die über den Fluß Ilmenau führt, so ward ein lateinischer Denk-
spruch auf diese drei Herrlichkeiten gedichtet, der gerade so anfängt, wie es in
einem auf die sieben Wunder von Jena lautet, nämlich: Nons, kons, pons.
Damit allein Mutwillen beiin Salzwerke gesteuert werde, wurde in Zeiten ein
Turin erbaut, welcher der weiße Turni hieß, aber seine weiße Farbe nicht wie
die Salzsau von Salzkrystallen erhielt; in diesen Turm legte man mutwillige und
boßhafte Sülzer und legte sie an eine große schwere Kette, und da hat sich der
Teufel auch in den Turm gelegt und hat darin herum rumort und hat alle
Nacht ein Maul voll davon abgebissen, welches ihm nicht schlecht muß bekommen
sein, denn schon vor mehr als hundert Jahren geschah Meldung vom weißen
Turme, daß er ganz zerfallen sei und nur die große Kette noch gezeigt werde.
[21] Ludw. Bechstein.
119. Ato der Große und Hermann Mung.
Es war um das Jahr 940 nach Chr. G., da hütete nicht weit von Her-
mannsburg ein vierzehnjähriger Knabe die Herde seines Vaters aus der Weide.
Da kam ein prächtiger Zug von gewappneten Rittern daher gezogen, stolz zu
Roß. Der Knabe sieht mit Lust die blinkenden Helme und Harnische, die glän-
zenden Speere und die hohen Reitersleute an. Die aber biegen Plötzlich von
der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zuge-
ritten, wo er das Vieh weidet; und das Feld ist doch keine Straße, und es
gehört doch seinem Vater! Er besinnt sich kurz, geht kühn aus die Ritter zu,
stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen entgegen: „Kehret um; die Straße
ist ener, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestä-
tischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht verwundert den
Hirten an, der es wagt, ihm entgegenzutreten. Er hält sein Roß zurück und
hat seine Freude an dem mutigen Knaben, der so kühn und furchtlos feinen
Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist du, Knabe?" — „Ich
bin Hermann Billuugs ältester Sohn und heiße auch Hermann, und dies ist
meines Vaters Feld; ihr dürft nicht hinüberreiten!"—„Ich will's aber, Knabe",
erwidert der Ritter mit drohendem Ernst; „weiche, oder ich stoße dich nieder!"
Dabei erhebt er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehen, sieht mit
blitzendem Auge zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben,
und ihr dürft nicht über das Feld reiten, ihr reitet denn über mich hinweg!"
„Was weißt du vom Recht, Knabe?" — „Mein Vater ist der Villung (Hüter
der Gesetze), und ich werde es nach ihm; vor einem Billung darf niemand das
Recht verletzen!" — Da ruft der Ritter noch drohender: „Ist denn das recht,
Knabe, daß du deinem Könige den Gehorsam versagest? Ich bin Otto, dein
König!" — „Ihr seid Otto, unser König, Deutschlands Hort und der Sachsen
Zierde, von dem mein Vater uns so viel erzählt? Otto, Heinrichs des Sachsen
Sohn? Rein, ihr seid es nicht! Der König schützt das Recht, und ihr brecht
das Recht! Das thut Otto uicht, sagt mein Vater!" — „Führe mich zu deinem
Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde
und Freundlichkeit erglänzte aus seinem ernsten Angesicht. — „Dort ist meines
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Hermann_Mung Ernst Hermann_Billuugs Hermann Ernst Otto Otto Otto Heinrichs Heinrichs Otto