Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 30

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
30 der Landesherrschaft der Antrag gestellt, in Uelzen eine höhere Schule zu errichteu. Der letzte Landtag hierher wurde im Jahre 1635 ans- geschrieben, aber schließlich wegen der Unsicherheit durch deu dreißig- jährigeu Krieg (1618—1648) in Celle abgehalten. Im Schoten sind die klaren Quellen der sorellenreichen Hardan, welche wir iu ihrem geschlängelten Lause durch ein drei Stunden langes Wiesenthal begleiten bis an die Ilmenau. Tie Xtfer des Baches sind eingefaßt mit Erlen und Weiden, diesen Schildwachen der Flüsse, und aus dem frischgrünen Grase blickt uns überall das Vergißmeinnicht, dieses Sinnbild der Liebe und Treue, freundlich entgegen. Mit empfänglichem Herzen gedenken wir dabei des Dichter- wortes: «Es blüht eilt schönes Blümchen auf nns'rer grünen An, Sein Aug' ist wie der Himmel, so heiter und so bleut, Es weiß nicht viel zu sagen, und alles, was es spricht, Ist immer nur dasselbe, ist nur: Vergißmeinnicht!" Tie vielen, in regelmäßigen, kleinen Feldern dachförmig angelegten Beriefelnngswiefen können aber von der kleinen Hardan nicht alle gleichzeitig bewässert werden, weil das Wasser nicht reichen würde; die Berieselung ist jedoch dadurch ermöglicht, daß die Besitzer der Wiesen durch besondere Gesetze das ganze Jahr hindurch die Tage festgestellt haben, an welchen der Reihe nach jeder einzelne seine Schleusen zusetzen dars. Daher sehen wir auf unferem Wege, daß einige überrieselte Wiesen im Silberscheine des krystallhellen Wassers erglänzen, während die oberhalb und unterhalb liegenden vollständig trocken sind, und daß uach eiuigeu Tagen dieselbe Erscheinng um- gekehrt ist. Die Anlage der Wiesen ist sehr kostspielig, und das Reiuigeu der zahlreichen Gräben erfordert viele Arbeit; aber dem entsprechend sind auch die reichen Graserträge. Es gilt hier das Wort: „Sauer verdient, gedeiht doppelt, und mühsam erworben, bringt Segen." In der Hardan und Ilmenau findet man Perlmuscheln. Die besten Perlen, welche die Größe einer Erbse und die Farbe des Milch- glases haben, kosten 20 Mk., minderwertige 10 Mk. Noch um das Jahr 1700 waren in Uelzen drei beeidigte Perlenfischer angestellt. Die Arbeit würde aber jetzt für diese Männer nicht mehr lohnend sein, da die Zahl der Mufchelu immer mehr abnimmt; denn mit dem Öffnen der Mnfchel stirbt auch die darin wohnende Schnecke.

2. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 41

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
41 Das Land Wursten hat seinen Namen davon erhalten, daß die Bewohner ihre Häuser aus künstliche Hügel, Wurten genannt, bauten. Eingedeicht ist das Laud erst später durch die Friesen, welche sich den alten Bewohnern zugesellten. Durch diesen Zuzug der Friesen erklären sich die vielen friesischen Vornamen, welche hier noch jetzt im Gebrauche sind: Eddo, Okko, Hayo, Alida, Antja, Gerritdina und andere. Die Kirchtürme, welche an den Küsten häufig mit hellfarbigen Streifen bemalt sind, dienen als Merkzeichen für die Schiffer. Ein alter Spruch im Lande Wursten lautet: „Gott bewahre Damm und Dieken, Siel und Bulwerk und derglieken, Dato uuse Land und Good Und en ehrlich Wurster Blood." Die Gehöfte liegen teils einzeln, teils in geschlossenen Dörfern. Wegen des starken Seewindes neigen die stets nur niedrigen Bäume sich nach der Südostseite, und nur nach dieser Seite hin wachsen ihre Äste. Das Klima ist Seeklima, die Lust nämlich feucht aber milde. Wie ist denn das Wesen der Küstenbewohner? Wo die Menschen, wie am Meere, häufig mit Gefahren zu kämpfen haben, da werden sie mutig und stark. Wenn sie auch uicht gleich ihr Ziel erreichen, wenn auch selbst ihr Fahrzeug zerschellt, so kämpfen sie doch immer wieder mit erneuter Kraft und mit neuer Überlegung gegen die Wellen des wilden Meeres an, und das macht sie erfinderisch in der Abwehr der Gefahr. Und was sie mit großer Mühe erworben haben, das ist ihnen doppelt lieb: stolz sind sie daher auf ihren Besitz. Die Osterstader Marsch hat ihren Namen von ihrer Lage am östlichen Gestade der Weser. Im nördlichen Teile sind die Wiesen vorherrschend, aber im Süden baut man vorzugsweise Rüben und Kohlarten, weil beides im Herbste am Bremer Wochenmarkte raschen Absatz findet.

3. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 43

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
43 sonders durch die frische Milch und gute Butter auch den Badegästen zu gute kommt. Die Kühe werden gemeinschaftlich von einem Hirten geweidet, die Pferde aber treibt man nach vollbrachter Arbeit mit nicht zu eug gefesselten Vorderfüßen auf die Wiesen außerhalb des Deiches, wo sie die Sommernächte unter freiem Himmel zubringen und oft bis zum nächsten Mittage weiden. An dem Weststrande der Insel, da wo das Borkumer Riff liegt, kannst du zur Ebbezeit drei größere Wracks wie Leicheusteiue aus dem Meere hervorragen sehen. Um die Schiffer zur Nachtzeit vor den gefährlichen Riffen zu warnen, hat die Regierung auf Borkum zwei Leuchttürme gebaut, welche zum Unterschiede von dem Leuchtfeuer der beuachbarteu Inseln ihr Licht alle fünf Sekunden seitwärts strahlen lassen. Zur Rettung Schiffbrüchiger liegen außerdem an den gefahr- vollsten Punkten auf kleinen Wagen Rettungsboote in den Dünen nahe dem Strande. Diese Boote haben in den letzten 30 Jahren über 400 Schiffbrüchigen das Leben gerettet; aber trotz aller dieser Vorsichtsmaßregeln verlangt das Meer hier doch alljährlich seine Opfer an Menschenleben, und solchen Namen- und Heimatlosen ist in den Dünen oft ein Massengrab bereitet worden. Der Kirchhof, ohne Um- zäunung und Grabstein, auf welchem diese Toten nach stürmischer Seesahrt ein ruhiges, stilles Plätzchen finden, wird „Drinkeldoden- Kerkhos" genannt. Borkum hat im Sommer einen Besuch von etwa 10000 Bade- gästen. Nur zur Flutzeit, welche mit der Ebbe in 24 Stunden 50 Minuten zweimal wechselt, wird in den von der Badeverwaltung vorgeschriebenen Stunden am Weststrande gebadet. Vor und nach dem Bade machst du in der stärkenden Seeluft am Strande weite Spazierwege oder ruhst gemächlich in den Strandkörben am Meere aus. Deine Brust weitet sich, Essen und Trinken schmeckt dir gut, am Abend schlässt du rasch und sanft ein, und das Meer selber singt dir dein Schlummerlied mit seinem eintönigen Brausen. Da die Insel an der Westseite am meisten vom Meere bedroht ist, so hat die Regierung mit großen Kosten diese Seite besonders geschützt durch eine hohe Kaimauer und durch sieben Buhnen, welche aus großen Steinen etwa 100 Schritt ins Meer hinausgebaut und mit starken Pfählen fest verrammelt sind. An den andern Seiten bilden die mit Strandhafer und Brombeeren bewachsenen Dünen einen genügenden Schutz. Die wilden Kaninchen, welchen die Dünen sichere

4. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 49

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
Sechste Reise: Das Gebiet der Mittel- und Unter-Ems. Erster Tag: Der Hümmling mit seiner Umgebung. Die Ems entspringt an der Südseite des Teutoburger Waldes, durchfließt den Dollart und mündet in die Nordsee zu beiden Seiten der Insel Borkum als Oster- und Wester-Ems. Nur die Mittel- und Unter-Ems gehören zur Provinz Hannover. Das Gebiet der mittleren Ems ist Moorland, durchzogen von Sand- rücken; an den Flüssen ziehen sich aber schmale Marschstreifen hin. Aus den ärmeren Gegenden der Mittel-Ems wandern für die Sommer- Zeit viele Männer, die in ihrer Heimat keine Arbeit finden, nach Holland zu Torf- und Wiesenarbeiten. An der Mittel-Ems liegt Lingen mit 4500 Einwohnern. Die Stadt hatte stets als Übergangspunkt nach Holland eine große Be- dentnng. Diesen Weg wählen auch die Hollandgänger, deren man hier in einzelnen Jahren 25000 gezählt hat. In den letzten Jahren hat die Zahl aber abgenommen, weil die Männer in ihrer eigenen Heimat immer mehr Beschäftigung fanden. Die trostloseste Gegend auf diefer Strecke ist der Hümmling, ein fandiger, wüster Hügelzug. Vom Winde gepeitscht, wird hier an manchen Stellen der weiße Sand, dichte Staubwolken bildend, in die Luft getrieben und zu wandernden Dünen aufgehäuft, die man mit vieler Mühe durch Strandhafer und Kiefern festzulegen fncht. Im Kreise Hümmling wurde in neuerer Zeit, wie in dein Moore nördlich von Diepholz, beim Torfgraben ein Bohlweg aufgefunden, welcher ein Meter unter der Oberfläche des Moores liegt. Die Eichenbohlen sind 7 cm dick und 21/2 m lang. Südlich vom Hümmling, eine halbe Stunde von Meppen, dienen die öden Gegenden den Kruppschen Kanonen als Probefeld für die Schießübungen. Lange, schmale Länder- Wiermann, Heimatskunde. j

5. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 31

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
31 Der Perlensucher geht bis über die Kuiee ins Wasser, fühlt nach den Muscheln und wirft die gefundenen an das Ufer. Er muß aber erst viele Muscheln öffnen, ehe er eine Perle findet. Die Perlen sollen dadurch entstehen, daß die Schnecke etwaige, durch Insektenstiche ent- standene Löcher in den Muscheln mit ihrem Speichel zuklebt. Eine Stunde unterhalb der Hardauquelle liegt, umgeben von wohlgepflegten Rieselwiesen, die eigentliche Heimat der Wiesenbauer, das Dorf Suderburg, wo seit vielen Jahren eine gut besuchte Wiesenbauschule besteht. Im Winter erhalten hier etwa 60 Schüler, außer den: Unterrichte in den Fächern der landwirtschaftlichen Schulen, Anleitung zur rechten Anlage und Behandlung von Berieselungswiesen, und im Sommer gehen sie dann, sosern sie nicht Anerben von Bauern- Höfen sind, unter Leitung älterer Wiesenbauer in die Fremde, um das Gelernte praktisch zu verwerten. Bei Snderbnrg, Hösseringen und in der Nähe von Unterlüß können wir einen Blick thnn in die dortigen Kieselgruben, welche vor langen Jahren, wie das die darin vorkommenden Abdrücke von Hechten und Karpfen beweifen, Süßwasserteiche gewesen sind. Diese Teiche sind nach und nach dadurch trocken gelegt, daß sich jahrelang Schichten von kleinen Wasserpflanzen (Algen) mit kieselhaltigem Panzer aus alte Schichten gelagert und schließlich das ganze Becken ausgefüllt haben. Die Kieselerde wird benutzt als Putzpulver und zur Herstellung von Dynamit. Nun greifen wir wieder zum Wanderstabe und erreichen in zwei Stunden das kleine, reinliche Städtchen Uelzen, inmitten von Wiesen, Äckern und schattigen Laubwäldern an der Ilmenau gelegen. Gleich Fallingbostel ist die Umgebung eine liebliche Oase der Lüneburger Heide, welche Mithoff in seinem Werke „Kunstdenkmale im Fürstentum Lüneburg" mit folgendem Verse beschreibt: „Aus braunem Meer der Heide Em Eiland taucht empor, Auf ihm, wie im Geschmeide Von Fluren, Wald und Weide, Im Silberband der Auen Gar lieblich anzuschauen, Hebt Uelzen sich hervor." Uelzen hat 8000 Einwohner, welche teils lebhaften Handel treiben mit Flachs, Leinewand und den schon bei Celle, Walsrode und Soltau genannten Erzeugnissen der Heide, audernteils aber auch

6. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 38

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
38 Grade, und zahlreiche Ziegeleien liefern den Arbeitern lohnende Be- schüftignng. Außerhalb des Deiches gewinnt man der Elbe im Kehdingenschen beständig neues Land ab, welches Polder genannt wird, und zur Befestigung dieser Polder dienen Rohr- und Weidenanpflanzungen. Mit den: Rohre deckt man die Häuser, und ans den Weiden werden Körbe geflochten. Die Bewohner gehörten, wie wir, ursprünglich zu den Niedersachsen, später haben sie sich aber mit eingewanderten Friesen vermischt. Der südwestliche Teil vom Lande Kehdingen hat Moorboden. Kehdingen hat wie alle Marschen, mit Ausnahme der Grenzflüsse, kein fließendes Wasser, und alles Trinkwasser ist hier, wie auch in andern Marschländern, schlecht. Zu Kehdingen gehört die nicht ein- gedeichte Insel Krautsand. Die vierte Marsch heißt Ostemarsch von ihrer Lage an dem Osteflusse. Sie ist im Südosten schmal, breitet sich aber nach Nord- westen hin aus. Die Bewohner gleichen den Kehdingern, und die Bebauung der Marsch ist ähulich wie bei diesen. Während aber in den vorigen Marschländern die Wohnhäuser in geschlossenen Dörfern bei einander liegen, treffen wir hier, wie im Lüneburgschen und wie im nahe gelegenen Lande Hadeln, häufig einzelne Gehöste an. Wo die Este und Schwinge, diese beiden Nebenflüsse der Elbe, den unfruchtbaren Geestboden verlassen und in die Marsch eintreten, liegen die Städte Buxtehude an der Este und Stade an der Schwinge. Die Umgebung von Buxtehude ist durch die drei Thore: Marsch-, Moor- und Geestthor bezeichnet; denn ans dem Marschthore gelangt man in die Marsch, aus dem Moorthore ins Moor und aus dem Geestthore in die Geest, d. i. in den mageren Heideboden. Die Este ist bis hierher schiffbar. Die Gewerbthätigkeit in der Stadt, welche 3700 Einwohner zählt, nimmt alljährlich zu. Stade hat 10000 Einwohner. Die Schwinge ist in neuerer Zeit derartig vertieft, daß kleinere Seeschiffe in den Hafen von Stade einlaufen können. Der Name Stade bedeutet Gestade; denn in älterer Zeit war die Elbe so breit, daß sie nahe an der Stadt vorüberfloß. In der Umgebung von Stade sind viele Ziegeleien. Die sünftb Marschlandschaft an der Elbe ist das Land Hadeln, westwärts der Oste gelegen. Der nördliche Teil heißt das Hochland,

7. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 40

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
40 der südliche das Sietland (fiet = niedrig). Das Sietland hatte früher viel von dem, aus den benachbarten Mooren kommenden Wasser zu leiben, durch den Geeste-Kanal wird dieser Teil jetzt aber ent- wässert. Der Boden ist im Lande Hadeln leichter als in den zuletzt geuannten Marschländern, und daher wird hier mehr Ackerbau ge- trieben. Nebeu Roggen und Weizen baut man viel Raps. Die Wohnungen liegen vereinzelt mitten im Felde, von Gräben umgeben und von Eschen umschattet; oft siud sie aber auch unmittelbar hinter die Deiche gebaut, so daß sie mit den Giebeln kaum darüber hinweg- ragen. Das linke Elbufer ist vou Bleckede au eingedeicht. Die Deiche sind Wälle mit steiler Innenwand und schräg abfallender Außenseite. Das Binnenwasser wird mittels Schleusen, welche man Siele nennt, durch die Deiche hindurchgelasseu. Diese uach außen im stumpfen Winkel angelegten Siele öffnen sich durch deu Druck des abfließenden Binnenwassers, werden aber zur Zeit der Flut durch das aufwärts getriebeue Meer- und Flußwasser geschlossen. Dritter Tag: Die Mündung der (5lbe, das Land Wursten und Osterstade. An der Mündung der Elbe treffen wir wieder hmuburgsches Gebiet. Der Hauptort ist Kux Häven mit 4500 Einwohnern, der Endpunkt der Eisenbahn Harburg-Kuxhaveu. Vor der Elbmündung liegt die kleiue hamburgsche Insel Neuwerk, welche durch ihren Leuchtturm den Schiffern in der Dunkelheit den Weg zeigt. Außerdem hat Hamburg an der Elbmündung mehrere Leuchtschiffe liegen. Diese Leuchtschiffe sind vlumpe, schwere Fahrzeuge, die au deu gefährlichsten Stellen fest veraukert werden. Am Tage siud sie keuutlich durch deu roten Anstrich am Rumpfe des Schiffes und durch die an der Spitze des Mastbaumes besestigteu schwarzen Körbe; aber in der Nacht zeigen sie ein Blinkfeuer, welches allen Schiffern, die diese Straße sahren, bekannt ist. Jedem Leuchtschiffe sind einige Rettungsboote beigegeben. Es solgen nun weiter die hannoverschen Marschen: das Land Wurste u an der Nordsee und die Ost erst ad er Marsch am Unter- laufe der Weser.

8. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 42

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
Fünfte Keile: Tie Nordsee mit ihren Inseln und Meerbusen und Ostsriesland. Siehe Karte 2. Erster Tag: Die Inseln. Die Nordsee heißt int Sprichworte auch Mordsee, weil ihr in Sturmeszeiten leider zahlreiche Schiffe zum Opfer sallen. In der Nordsee liegen die Inseln Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Waugeroog. Vou diesen gehören die ersten sechs zu unserer Provinz Hannover, aber Wangeroog zu Oldenburg. Die sandigen, weit in das Meer hineinragenden Riffe kann man die Kirchhöfe der Schiffe nennen, und unter ihnen ist das Borkumer Riff das gefährlichste. Um uns ein richtiges Bild von den Inseln machen zu können, wollen wir die Insel Borkum eingehender beschreiben. Sie hat drei Stunden iu der Länge und zwei Stunden in der Breite. Das Ost- land ist durch das Meer vom Westlande nach und nach bis auf einen schmalen, mit einem starken Deich versehenen Landstreifen getrennt worden. Auf den: Ostlaude liegen vier Bauernhöfe, und hier befindet sich auch die merkwürdige Vogelkolonie, in welcher etwa 30000 Möwen und Seeschwalben ihre Nester haben. Im Frühlinge werden die schmackhaften Eier gesammelt und verkauft; hernach aber läßt man in jedem Neste drei Eier zum Ausbrüten liegen. Auf dem Westlande wohnen die Badegäste in dem Dorfe Borkum (1000 Einwohner) und dem Bauernhofe Upholm. Die großen Wiefen und vielen Äcker der Insel gestatten den Bewohnern, sich etwa 100 Pferde und 200 Kühe halten zu können, ein Vorzug vor den übrigen Inseln, welcher be-

9. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 45

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
45 Schlupfwinkel bieten, liefern den Jägern, außer den Möwen und den bei Ebbe auf den Sandbänken lagernden Seehunden, eine will- kommene Jagdbente. Von dem Landungsplatze der Schiffe bis nach dem Dorfe Borkum ist eine schmale Küstenbahn gebaut, weil das Gehen und Fahren im tiefen Dünensande zu beschwerlich ist, und neben den Fahrwegen her dienen zur Erleichterung für Fußgänger schmale Steige von Klinker- steinen. Die Bewohner Borkums nähren sich von der Bewirtung der Badegäste, von Fischfang und von Ackerbau. Einst waren sie kühne Walfischfänger, wovon die Walfischkinnladen und -Rippen, welche vielen Gärten als Umzäunung dienen, Zeugnis ablegen. Der Fischfang wird freilich jetzt auf Borkum immer mehr vernachlässigt, während aus Norderney und an den Küsten viele Menschen ihr Brot damit verdienen. Vor- zugsweise werden Schellfische gefangen, und zwar an Angeln, wovon jedesmal etwa 800 mit Bindfäden an einem langen Taue befestigt sind. Jede Schaluppe hat 3 bis 4 Mann Besatzung und führt drei solcher Taue mit sich. Die Sandwürmer, welche man als Lockspeise an den Angeln befestigt, werden von Franen und Kindern im Watt ansgegraben. Die Schalnppen sind so stark gebant, daß sie selbst starken Stürmen Widerstand leisten können. Ähnlich sind auch die übrigen Inseln, aber keine andere hat so große Marschwiesen und so viel Ackerland wie Borkum; dagegen hat Norderney mit den großen Gast- und Wohnhäusern und mit den geschmackvollen Anlagen die größte Zahl von Badegästen. Die sieben Inseln gewährten in alter Zeit, in welcher sie noch einen zusammenhängenden Damm bildeten, für die Küste einen starken Schntz gegen die anprallenden Wogen; seitdem aber diese lange Dünen- reihe von dem wilden Meere durchbrochen wurde, brausten die tobenden Fluten mit großer Gewalt dnrch die gerissenen Lücken, und es entstanden in dem Festlande zwei große Meerbusen, der Dollart und der Jade- bnsen. Von Hannover nach Borkum richtet man die Neise am besten so ein, daß man um 2 Uhr morgens mit dem Dampfwagen abfährt nach Leer. Um 10 Uhr geht man dort direkt vom Bahnhofe auf das Dampfschiff, durchfährt den Dollart und landet etwa um 2 Uhr in Borkum. Die Fahrkarte kostet mit Rückfahrt 30 Mk. und hat fünf Wochen Gültigkeit.

10. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 46

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
46 Zweiter Tag: Die Meerbusen. Der größere Teil des Dollarts ist in den Sturmfluten der Jahre 1279—1287 entstanden. Die Stadt Torum und 50 blühende Dörfer wurden später nach und nach durch die Macht der wild heran- stürmenden Wogen von dem Festlande losgerissen, und der Tiam und Echeflnß verschwanden gänzlich. Torum war aber noch 1507 ein Gerichtssitz und hatte eiue eigene Münze. Im Lause der Zeit haben die Menschen durch starke Dämme dem Meere 2/3 des verloren gegangenen Landes wieder abgewonnen, und durch beständig neu anzulegende Eindeichungen wird das Dollartbecken vielleicht einmal ganz verschwinden, um sruchtbaren Poldern Platz zu machen. Gleichzeitig mit dem Dollart entstand der Jadebusen. Auch hier waren fruchtbare Landschaften, durchflössen von dem bis ans einen kleinen Rest verschwundenen Jadeflusse. Im 13. Jahrhundert aber wurden die ersten größeren Länderstrecken in den Fluten begraben, und diesen solgten nach und nach mehrere Dörfer und Klöster, bis der Jadebusen vor etwa 390 Jahren seine jetzige Gestalt bekam. Rings um den Jadebusen ist Oldenburger Gebiet; aber die Stadt Wilhelmshaven mit 16000 Einwohnern gehört zu unserer Provinz, und unmittelbar an der Stadt liegt der, 1869 eröffnete Kriegshasen für die deutsche Flotte. Tie eigentlichen Hasenbauteu, 1860 begonnen und 1869 durch Köuig Wilhelm feierlich eröffnet, sind unter großen Schwierigkeiten angelegt; denn der Untergrund mußte erst durch Ein- rammen von Pfählen fest gemacht werden. Die Hafeneinfahrt ist 220 rn lang und 93 rn breit. Dann solgt nach der Öffnung einer Schleuse der eben so lange und noch breitere Vorhasen, aus welchem die Schiffe durch eine zweite Schleuse in den 1130 rn langen und 84 rn breiten Kanal gelangen, an dessen Nordseite der Ausrüstungshasen liegt. Daraus erst solgt der eigentliche Kriegs- Hasen 360 rn lang und 280 rn breit. Südlich von diesen Hasenbauten liegt der Handelshasen, in welchen man aber von der Jade ans durch eine besondere Einfahrt gelangt. Neben diesen Hafenanlagen ist in kurzer Zeit die Stadt Wilhelms- Häven entstanden. Nach der Landseite wird der Hafen beschützt durch
   bis 10 von 142 weiter»  »»
142 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 142 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 1
2 0
3 4
4 1
5 17
6 0
7 41
8 0
9 0
10 4
11 0
12 0
13 33
14 0
15 2
16 2
17 0
18 17
19 18
20 0
21 4
22 0
23 0
24 77
25 0
26 0
27 1
28 2
29 1
30 8
31 0
32 1
33 2
34 0
35 0
36 6
37 5
38 86
39 2
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 10
46 2
47 0
48 1
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 2
2 0
3 6
4 5
5 1
6 10
7 0
8 0
9 3
10 2
11 6
12 19
13 1
14 0
15 1
16 20
17 6
18 0
19 3
20 0
21 50
22 0
23 3
24 4
25 1
26 0
27 1
28 88
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 2
37 2
38 0
39 3
40 1
41 1
42 12
43 3
44 1
45 13
46 0
47 0
48 45
49 11
50 6
51 0
52 0
53 0
54 26
55 0
56 0
57 56
58 1
59 2
60 0
61 1
62 6
63 0
64 1
65 2
66 0
67 0
68 0
69 2
70 73
71 0
72 1
73 0
74 0
75 2
76 18
77 23
78 0
79 0
80 0
81 2
82 3
83 1
84 9
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 14
92 41
93 0
94 3
95 0
96 0
97 0
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 128
1 43
2 18
3 22
4 0
5 55
6 116
7 30
8 2
9 8
10 50
11 19
12 129
13 78
14 83
15 0
16 0
17 79
18 8
19 4
20 0
21 18
22 0
23 0
24 60
25 198
26 33
27 0
28 41
29 48
30 22
31 13
32 58
33 89
34 142
35 19
36 0
37 0
38 613
39 61
40 46
41 4
42 28
43 62
44 14
45 2
46 20
47 33
48 1
49 5
50 108
51 75
52 37
53 0
54 19
55 32
56 12
57 1
58 30
59 103
60 43
61 45
62 26
63 2
64 8
65 45
66 4
67 13
68 0
69 10
70 0
71 13
72 83
73 1
74 5
75 41
76 0
77 3
78 5
79 1
80 34
81 245
82 57
83 20
84 15
85 0
86 1
87 0
88 0
89 93
90 0
91 30
92 8
93 1
94 80
95 96
96 2
97 135
98 12
99 75
100 114
101 6
102 61
103 13
104 1
105 14
106 53
107 75
108 0
109 0
110 40
111 15
112 18
113 12
114 65
115 5
116 18
117 1
118 1
119 96
120 6
121 92
122 24
123 41
124 85
125 89
126 3
127 41
128 1
129 41
130 14
131 100
132 1
133 145
134 0
135 0
136 55
137 13
138 0
139 2
140 52
141 14
142 209
143 46
144 24
145 56
146 0
147 6
148 10
149 1
150 0
151 29
152 57
153 0
154 31
155 55
156 49
157 9
158 1
159 2
160 15
161 28
162 0
163 0
164 5
165 10
166 30
167 15
168 38
169 23
170 33
171 64
172 5
173 48
174 32
175 108
176 7
177 54
178 0
179 29
180 3
181 1
182 39
183 154
184 0
185 18
186 0
187 6
188 46
189 1
190 1
191 8
192 2
193 7
194 38
195 10
196 68
197 0
198 3
199 62