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der Landesherrschaft der Antrag gestellt, in Uelzen eine höhere Schule
zu errichteu. Der letzte Landtag hierher wurde im Jahre 1635 ans-
geschrieben, aber schließlich wegen der Unsicherheit durch deu dreißig-
jährigeu Krieg (1618—1648) in Celle abgehalten.
Im Schoten sind die klaren Quellen der sorellenreichen Hardan,
welche wir iu ihrem geschlängelten Lause durch ein drei Stunden
langes Wiesenthal begleiten bis an die Ilmenau. Tie Xtfer des
Baches sind eingefaßt mit Erlen und Weiden, diesen Schildwachen
der Flüsse, und aus dem frischgrünen Grase blickt uns überall das
Vergißmeinnicht, dieses Sinnbild der Liebe und Treue, freundlich
entgegen. Mit empfänglichem Herzen gedenken wir dabei des Dichter-
wortes:
«Es blüht eilt schönes Blümchen auf nns'rer grünen An,
Sein Aug' ist wie der Himmel, so heiter und so bleut,
Es weiß nicht viel zu sagen, und alles, was es spricht,
Ist immer nur dasselbe, ist nur: Vergißmeinnicht!"
Tie vielen, in regelmäßigen, kleinen Feldern dachförmig angelegten
Beriefelnngswiefen können aber von der kleinen Hardan nicht alle
gleichzeitig bewässert werden, weil das Wasser nicht reichen würde;
die Berieselung ist jedoch dadurch ermöglicht, daß die Besitzer der
Wiesen durch besondere Gesetze das ganze Jahr hindurch die Tage
festgestellt haben, an welchen der Reihe nach jeder einzelne seine
Schleusen zusetzen dars. Daher sehen wir auf unferem Wege, daß
einige überrieselte Wiesen im Silberscheine des krystallhellen Wassers
erglänzen, während die oberhalb und unterhalb liegenden vollständig
trocken sind, und daß uach eiuigeu Tagen dieselbe Erscheinng um-
gekehrt ist.
Die Anlage der Wiesen ist sehr kostspielig, und das Reiuigeu
der zahlreichen Gräben erfordert viele Arbeit; aber dem entsprechend
sind auch die reichen Graserträge. Es gilt hier das Wort: „Sauer
verdient, gedeiht doppelt, und mühsam erworben, bringt Segen."
In der Hardan und Ilmenau findet man Perlmuscheln. Die
besten Perlen, welche die Größe einer Erbse und die Farbe des Milch-
glases haben, kosten 20 Mk., minderwertige 10 Mk. Noch um das
Jahr 1700 waren in Uelzen drei beeidigte Perlenfischer angestellt.
Die Arbeit würde aber jetzt für diese Männer nicht mehr lohnend
sein, da die Zahl der Mufchelu immer mehr abnimmt; denn mit dem
Öffnen der Mnfchel stirbt auch die darin wohnende Schnecke.
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Extrahierte Ortsnamen: Uelzen Celle Ilmenau Hardan Ilmenau Uelzen
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Das Land Wursten hat seinen Namen davon erhalten, daß die
Bewohner ihre Häuser aus künstliche Hügel, Wurten genannt, bauten.
Eingedeicht ist das Laud erst später durch die Friesen, welche sich den
alten Bewohnern zugesellten. Durch diesen Zuzug der Friesen erklären
sich die vielen friesischen Vornamen, welche hier noch jetzt im Gebrauche
sind: Eddo, Okko, Hayo, Alida, Antja, Gerritdina und andere. Die
Kirchtürme, welche an den Küsten häufig mit hellfarbigen Streifen
bemalt sind, dienen als Merkzeichen für die Schiffer.
Ein alter Spruch im Lande Wursten lautet:
„Gott bewahre Damm und Dieken,
Siel und Bulwerk und derglieken,
Dato uuse Land und Good
Und en ehrlich Wurster Blood."
Die Gehöfte liegen teils einzeln, teils in geschlossenen Dörfern.
Wegen des starken Seewindes neigen die stets nur niedrigen Bäume
sich nach der Südostseite, und nur nach dieser Seite hin wachsen ihre
Äste. Das Klima ist Seeklima, die Lust nämlich feucht aber milde.
Wie ist denn das Wesen der Küstenbewohner? Wo die Menschen,
wie am Meere, häufig mit Gefahren zu kämpfen haben, da werden
sie mutig und stark. Wenn sie auch uicht gleich ihr Ziel erreichen,
wenn auch selbst ihr Fahrzeug zerschellt, so kämpfen sie doch immer
wieder mit erneuter Kraft und mit neuer Überlegung gegen die Wellen
des wilden Meeres an, und das macht sie erfinderisch in der Abwehr
der Gefahr. Und was sie mit großer Mühe erworben haben, das ist
ihnen doppelt lieb: stolz sind sie daher auf ihren Besitz.
Die Osterstader Marsch hat ihren Namen von ihrer Lage am
östlichen Gestade der Weser. Im nördlichen Teile sind die Wiesen
vorherrschend, aber im Süden baut man vorzugsweise Rüben und
Kohlarten, weil beides im Herbste am Bremer Wochenmarkte raschen
Absatz findet.
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sonders durch die frische Milch und gute Butter auch den Badegästen
zu gute kommt. Die Kühe werden gemeinschaftlich von einem Hirten
geweidet, die Pferde aber treibt man nach vollbrachter Arbeit mit
nicht zu eug gefesselten Vorderfüßen auf die Wiesen außerhalb des
Deiches, wo sie die Sommernächte unter freiem Himmel zubringen
und oft bis zum nächsten Mittage weiden.
An dem Weststrande der Insel, da wo das Borkumer Riff liegt,
kannst du zur Ebbezeit drei größere Wracks wie Leicheusteiue aus dem
Meere hervorragen sehen. Um die Schiffer zur Nachtzeit vor den
gefährlichen Riffen zu warnen, hat die Regierung auf Borkum zwei
Leuchttürme gebaut, welche zum Unterschiede von dem Leuchtfeuer der
beuachbarteu Inseln ihr Licht alle fünf Sekunden seitwärts strahlen
lassen. Zur Rettung Schiffbrüchiger liegen außerdem an den gefahr-
vollsten Punkten auf kleinen Wagen Rettungsboote in den Dünen
nahe dem Strande. Diese Boote haben in den letzten 30 Jahren
über 400 Schiffbrüchigen das Leben gerettet; aber trotz aller dieser
Vorsichtsmaßregeln verlangt das Meer hier doch alljährlich seine Opfer
an Menschenleben, und solchen Namen- und Heimatlosen ist in den
Dünen oft ein Massengrab bereitet worden. Der Kirchhof, ohne Um-
zäunung und Grabstein, auf welchem diese Toten nach stürmischer
Seesahrt ein ruhiges, stilles Plätzchen finden, wird „Drinkeldoden-
Kerkhos" genannt.
Borkum hat im Sommer einen Besuch von etwa 10000 Bade-
gästen. Nur zur Flutzeit, welche mit der Ebbe in 24 Stunden
50 Minuten zweimal wechselt, wird in den von der Badeverwaltung
vorgeschriebenen Stunden am Weststrande gebadet. Vor und nach
dem Bade machst du in der stärkenden Seeluft am Strande weite
Spazierwege oder ruhst gemächlich in den Strandkörben am Meere
aus. Deine Brust weitet sich, Essen und Trinken schmeckt dir gut, am
Abend schlässt du rasch und sanft ein, und das Meer selber singt dir
dein Schlummerlied mit seinem eintönigen Brausen.
Da die Insel an der Westseite am meisten vom Meere bedroht
ist, so hat die Regierung mit großen Kosten diese Seite besonders
geschützt durch eine hohe Kaimauer und durch sieben Buhnen, welche
aus großen Steinen etwa 100 Schritt ins Meer hinausgebaut und
mit starken Pfählen fest verrammelt sind. An den andern Seiten
bilden die mit Strandhafer und Brombeeren bewachsenen Dünen einen
genügenden Schutz. Die wilden Kaninchen, welchen die Dünen sichere
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Sechste Reise:
Das Gebiet der Mittel- und Unter-Ems.
Erster Tag:
Der Hümmling mit seiner Umgebung.
Die Ems entspringt an der Südseite des Teutoburger Waldes,
durchfließt den Dollart und mündet in die Nordsee zu beiden Seiten
der Insel Borkum als Oster- und Wester-Ems.
Nur die Mittel- und Unter-Ems gehören zur Provinz Hannover.
Das Gebiet der mittleren Ems ist Moorland, durchzogen von Sand-
rücken; an den Flüssen ziehen sich aber schmale Marschstreifen hin.
Aus den ärmeren Gegenden der Mittel-Ems wandern für die Sommer-
Zeit viele Männer, die in ihrer Heimat keine Arbeit finden, nach
Holland zu Torf- und Wiesenarbeiten.
An der Mittel-Ems liegt Lingen mit 4500 Einwohnern. Die
Stadt hatte stets als Übergangspunkt nach Holland eine große Be-
dentnng. Diesen Weg wählen auch die Hollandgänger, deren man
hier in einzelnen Jahren 25000 gezählt hat. In den letzten Jahren
hat die Zahl aber abgenommen, weil die Männer in ihrer eigenen
Heimat immer mehr Beschäftigung fanden.
Die trostloseste Gegend auf diefer Strecke ist der Hümmling, ein
fandiger, wüster Hügelzug. Vom Winde gepeitscht, wird hier an
manchen Stellen der weiße Sand, dichte Staubwolken bildend, in die
Luft getrieben und zu wandernden Dünen aufgehäuft, die man mit
vieler Mühe durch Strandhafer und Kiefern festzulegen fncht. Im
Kreise Hümmling wurde in neuerer Zeit, wie in dein Moore nördlich
von Diepholz, beim Torfgraben ein Bohlweg aufgefunden, welcher
ein Meter unter der Oberfläche des Moores liegt. Die Eichenbohlen
sind 7 cm dick und 21/2 m lang. Südlich vom Hümmling, eine halbe
Stunde von Meppen, dienen die öden Gegenden den Kruppschen
Kanonen als Probefeld für die Schießübungen. Lange, schmale Länder-
Wiermann, Heimatskunde. j
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Extrahierte Personennamen: Wiermann
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Borkum Wester-Ems Holland Lingen Holland Diepholz Meppen
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Der Perlensucher geht bis über die Kuiee ins Wasser, fühlt nach
den Muscheln und wirft die gefundenen an das Ufer. Er muß aber
erst viele Muscheln öffnen, ehe er eine Perle findet. Die Perlen sollen
dadurch entstehen, daß die Schnecke etwaige, durch Insektenstiche ent-
standene Löcher in den Muscheln mit ihrem Speichel zuklebt.
Eine Stunde unterhalb der Hardauquelle liegt, umgeben von
wohlgepflegten Rieselwiesen, die eigentliche Heimat der Wiesenbauer,
das Dorf Suderburg, wo seit vielen Jahren eine gut besuchte
Wiesenbauschule besteht. Im Winter erhalten hier etwa 60 Schüler,
außer den: Unterrichte in den Fächern der landwirtschaftlichen Schulen,
Anleitung zur rechten Anlage und Behandlung von Berieselungswiesen,
und im Sommer gehen sie dann, sosern sie nicht Anerben von Bauern-
Höfen sind, unter Leitung älterer Wiesenbauer in die Fremde, um das
Gelernte praktisch zu verwerten.
Bei Snderbnrg, Hösseringen und in der Nähe von Unterlüß
können wir einen Blick thnn in die dortigen Kieselgruben, welche vor
langen Jahren, wie das die darin vorkommenden Abdrücke von Hechten
und Karpfen beweifen, Süßwasserteiche gewesen sind. Diese Teiche
sind nach und nach dadurch trocken gelegt, daß sich jahrelang Schichten
von kleinen Wasserpflanzen (Algen) mit kieselhaltigem Panzer aus alte
Schichten gelagert und schließlich das ganze Becken ausgefüllt haben.
Die Kieselerde wird benutzt als Putzpulver und zur Herstellung von
Dynamit.
Nun greifen wir wieder zum Wanderstabe und erreichen in zwei
Stunden das kleine, reinliche Städtchen Uelzen, inmitten von Wiesen,
Äckern und schattigen Laubwäldern an der Ilmenau gelegen. Gleich
Fallingbostel ist die Umgebung eine liebliche Oase der Lüneburger
Heide, welche Mithoff in seinem Werke „Kunstdenkmale im Fürstentum
Lüneburg" mit folgendem Verse beschreibt:
„Aus braunem Meer der Heide
Em Eiland taucht empor,
Auf ihm, wie im Geschmeide
Von Fluren, Wald und Weide,
Im Silberband der Auen
Gar lieblich anzuschauen,
Hebt Uelzen sich hervor."
Uelzen hat 8000 Einwohner, welche teils lebhaften Handel
treiben mit Flachs, Leinewand und den schon bei Celle, Walsrode
und Soltau genannten Erzeugnissen der Heide, audernteils aber auch
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Grade, und zahlreiche Ziegeleien liefern den Arbeitern lohnende Be-
schüftignng.
Außerhalb des Deiches gewinnt man der Elbe im Kehdingenschen
beständig neues Land ab, welches Polder genannt wird, und zur
Befestigung dieser Polder dienen Rohr- und Weidenanpflanzungen.
Mit den: Rohre deckt man die Häuser, und ans den Weiden werden
Körbe geflochten. Die Bewohner gehörten, wie wir, ursprünglich zu
den Niedersachsen, später haben sie sich aber mit eingewanderten
Friesen vermischt. Der südwestliche Teil vom Lande Kehdingen hat
Moorboden.
Kehdingen hat wie alle Marschen, mit Ausnahme der Grenzflüsse,
kein fließendes Wasser, und alles Trinkwasser ist hier, wie auch in
andern Marschländern, schlecht. Zu Kehdingen gehört die nicht ein-
gedeichte Insel Krautsand.
Die vierte Marsch heißt Ostemarsch von ihrer Lage an dem
Osteflusse. Sie ist im Südosten schmal, breitet sich aber nach Nord-
westen hin aus. Die Bewohner gleichen den Kehdingern, und die
Bebauung der Marsch ist ähulich wie bei diesen. Während aber in
den vorigen Marschländern die Wohnhäuser in geschlossenen Dörfern
bei einander liegen, treffen wir hier, wie im Lüneburgschen und wie
im nahe gelegenen Lande Hadeln, häufig einzelne Gehöste an.
Wo die Este und Schwinge, diese beiden Nebenflüsse der Elbe,
den unfruchtbaren Geestboden verlassen und in die Marsch eintreten,
liegen die Städte Buxtehude an der Este und Stade an der
Schwinge.
Die Umgebung von Buxtehude ist durch die drei Thore:
Marsch-, Moor- und Geestthor bezeichnet; denn ans dem Marschthore
gelangt man in die Marsch, aus dem Moorthore ins Moor und aus
dem Geestthore in die Geest, d. i. in den mageren Heideboden. Die
Este ist bis hierher schiffbar. Die Gewerbthätigkeit in der Stadt,
welche 3700 Einwohner zählt, nimmt alljährlich zu.
Stade hat 10000 Einwohner. Die Schwinge ist in neuerer
Zeit derartig vertieft, daß kleinere Seeschiffe in den Hafen von Stade
einlaufen können. Der Name Stade bedeutet Gestade; denn in älterer
Zeit war die Elbe so breit, daß sie nahe an der Stadt vorüberfloß.
In der Umgebung von Stade sind viele Ziegeleien.
Die sünftb Marschlandschaft an der Elbe ist das Land Hadeln,
westwärts der Oste gelegen. Der nördliche Teil heißt das Hochland,
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der südliche das Sietland (fiet = niedrig). Das Sietland hatte
früher viel von dem, aus den benachbarten Mooren kommenden Wasser
zu leiben, durch den Geeste-Kanal wird dieser Teil jetzt aber ent-
wässert.
Der Boden ist im Lande Hadeln leichter als in den zuletzt
geuannten Marschländern, und daher wird hier mehr Ackerbau ge-
trieben. Nebeu Roggen und Weizen baut man viel Raps. Die
Wohnungen liegen vereinzelt mitten im Felde, von Gräben umgeben
und von Eschen umschattet; oft siud sie aber auch unmittelbar hinter
die Deiche gebaut, so daß sie mit den Giebeln kaum darüber hinweg-
ragen. Das linke Elbufer ist vou Bleckede au eingedeicht. Die Deiche
sind Wälle mit steiler Innenwand und schräg abfallender Außenseite.
Das Binnenwasser wird mittels Schleusen, welche man Siele nennt,
durch die Deiche hindurchgelasseu. Diese uach außen im stumpfen
Winkel angelegten Siele öffnen sich durch deu Druck des abfließenden
Binnenwassers, werden aber zur Zeit der Flut durch das aufwärts
getriebeue Meer- und Flußwasser geschlossen.
Dritter Tag:
Die Mündung der (5lbe, das Land Wursten
und Osterstade.
An der Mündung der Elbe treffen wir wieder hmuburgsches
Gebiet. Der Hauptort ist Kux Häven mit 4500 Einwohnern, der
Endpunkt der Eisenbahn Harburg-Kuxhaveu. Vor der Elbmündung
liegt die kleiue hamburgsche Insel Neuwerk, welche durch ihren
Leuchtturm den Schiffern in der Dunkelheit den Weg zeigt. Außerdem
hat Hamburg an der Elbmündung mehrere Leuchtschiffe liegen. Diese
Leuchtschiffe sind vlumpe, schwere Fahrzeuge, die au deu gefährlichsten
Stellen fest veraukert werden. Am Tage siud sie keuutlich durch deu
roten Anstrich am Rumpfe des Schiffes und durch die an der Spitze
des Mastbaumes besestigteu schwarzen Körbe; aber in der Nacht zeigen
sie ein Blinkfeuer, welches allen Schiffern, die diese Straße sahren,
bekannt ist. Jedem Leuchtschiffe sind einige Rettungsboote beigegeben.
Es solgen nun weiter die hannoverschen Marschen: das Land
Wurste u an der Nordsee und die Ost erst ad er Marsch am Unter-
laufe der Weser.
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Fünfte Keile:
Tie Nordsee mit ihren Inseln und Meerbusen
und Ostsriesland. Siehe Karte 2.
Erster Tag:
Die Inseln.
Die Nordsee heißt int Sprichworte auch Mordsee, weil ihr in
Sturmeszeiten leider zahlreiche Schiffe zum Opfer sallen.
In der Nordsee liegen die Inseln Borkum, Juist, Norderney,
Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Waugeroog. Vou
diesen gehören die ersten sechs zu unserer Provinz Hannover, aber
Wangeroog zu Oldenburg.
Die sandigen, weit in das Meer hineinragenden Riffe kann man
die Kirchhöfe der Schiffe nennen, und unter ihnen ist das Borkumer
Riff das gefährlichste.
Um uns ein richtiges Bild von den Inseln machen zu können,
wollen wir die Insel Borkum eingehender beschreiben. Sie hat drei
Stunden iu der Länge und zwei Stunden in der Breite. Das Ost-
land ist durch das Meer vom Westlande nach und nach bis auf einen
schmalen, mit einem starken Deich versehenen Landstreifen getrennt
worden. Auf den: Ostlaude liegen vier Bauernhöfe, und hier befindet
sich auch die merkwürdige Vogelkolonie, in welcher etwa 30000 Möwen
und Seeschwalben ihre Nester haben. Im Frühlinge werden die
schmackhaften Eier gesammelt und verkauft; hernach aber läßt man in
jedem Neste drei Eier zum Ausbrüten liegen. Auf dem Westlande
wohnen die Badegäste in dem Dorfe Borkum (1000 Einwohner) und
dem Bauernhofe Upholm. Die großen Wiefen und vielen Äcker der
Insel gestatten den Bewohnern, sich etwa 100 Pferde und 200 Kühe
halten zu können, ein Vorzug vor den übrigen Inseln, welcher be-
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Schlupfwinkel bieten, liefern den Jägern, außer den Möwen und
den bei Ebbe auf den Sandbänken lagernden Seehunden, eine will-
kommene Jagdbente.
Von dem Landungsplatze der Schiffe bis nach dem Dorfe Borkum
ist eine schmale Küstenbahn gebaut, weil das Gehen und Fahren im
tiefen Dünensande zu beschwerlich ist, und neben den Fahrwegen her
dienen zur Erleichterung für Fußgänger schmale Steige von Klinker-
steinen.
Die Bewohner Borkums nähren sich von der Bewirtung der
Badegäste, von Fischfang und von Ackerbau. Einst waren sie kühne
Walfischfänger, wovon die Walfischkinnladen und -Rippen, welche vielen
Gärten als Umzäunung dienen, Zeugnis ablegen. Der Fischfang wird
freilich jetzt auf Borkum immer mehr vernachlässigt, während aus Norderney
und an den Küsten viele Menschen ihr Brot damit verdienen. Vor-
zugsweise werden Schellfische gefangen, und zwar an Angeln, wovon
jedesmal etwa 800 mit Bindfäden an einem langen Taue befestigt
sind. Jede Schaluppe hat 3 bis 4 Mann Besatzung und führt drei
solcher Taue mit sich. Die Sandwürmer, welche man als Lockspeise
an den Angeln befestigt, werden von Franen und Kindern im Watt
ansgegraben. Die Schalnppen sind so stark gebant, daß sie selbst
starken Stürmen Widerstand leisten können.
Ähnlich sind auch die übrigen Inseln, aber keine andere hat so
große Marschwiesen und so viel Ackerland wie Borkum; dagegen hat
Norderney mit den großen Gast- und Wohnhäusern und mit den
geschmackvollen Anlagen die größte Zahl von Badegästen.
Die sieben Inseln gewährten in alter Zeit, in welcher sie noch
einen zusammenhängenden Damm bildeten, für die Küste einen starken
Schntz gegen die anprallenden Wogen; seitdem aber diese lange Dünen-
reihe von dem wilden Meere durchbrochen wurde, brausten die tobenden
Fluten mit großer Gewalt dnrch die gerissenen Lücken, und es entstanden
in dem Festlande zwei große Meerbusen, der Dollart und der Jade-
bnsen.
Von Hannover nach Borkum richtet man die Neise am besten so
ein, daß man um 2 Uhr morgens mit dem Dampfwagen abfährt nach
Leer. Um 10 Uhr geht man dort direkt vom Bahnhofe auf das
Dampfschiff, durchfährt den Dollart und landet etwa um 2 Uhr in
Borkum. Die Fahrkarte kostet mit Rückfahrt 30 Mk. und hat fünf
Wochen Gültigkeit.
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Zweiter Tag:
Die Meerbusen.
Der größere Teil des Dollarts ist in den Sturmfluten der
Jahre 1279—1287 entstanden. Die Stadt Torum und 50 blühende
Dörfer wurden später nach und nach durch die Macht der wild heran-
stürmenden Wogen von dem Festlande losgerissen, und der Tiam und
Echeflnß verschwanden gänzlich. Torum war aber noch 1507 ein
Gerichtssitz und hatte eiue eigene Münze.
Im Lause der Zeit haben die Menschen durch starke Dämme dem
Meere 2/3 des verloren gegangenen Landes wieder abgewonnen, und
durch beständig neu anzulegende Eindeichungen wird das Dollartbecken
vielleicht einmal ganz verschwinden, um sruchtbaren Poldern Platz zu
machen.
Gleichzeitig mit dem Dollart entstand der Jadebusen. Auch
hier waren fruchtbare Landschaften, durchflössen von dem bis ans einen
kleinen Rest verschwundenen Jadeflusse. Im 13. Jahrhundert aber
wurden die ersten größeren Länderstrecken in den Fluten begraben,
und diesen solgten nach und nach mehrere Dörfer und Klöster, bis
der Jadebusen vor etwa 390 Jahren seine jetzige Gestalt bekam.
Rings um den Jadebusen ist Oldenburger Gebiet; aber die Stadt
Wilhelmshaven mit 16000 Einwohnern gehört zu unserer Provinz,
und unmittelbar an der Stadt liegt der, 1869 eröffnete Kriegshasen
für die deutsche Flotte. Tie eigentlichen Hasenbauteu, 1860 begonnen
und 1869 durch Köuig Wilhelm feierlich eröffnet, sind unter großen
Schwierigkeiten angelegt; denn der Untergrund mußte erst durch Ein-
rammen von Pfählen fest gemacht werden.
Die Hafeneinfahrt ist 220 rn lang und 93 rn breit. Dann solgt
nach der Öffnung einer Schleuse der eben so lange und noch breitere
Vorhasen, aus welchem die Schiffe durch eine zweite Schleuse in den
1130 rn langen und 84 rn breiten Kanal gelangen, an dessen Nordseite
der Ausrüstungshasen liegt. Daraus erst solgt der eigentliche Kriegs-
Hasen 360 rn lang und 280 rn breit. Südlich von diesen Hasenbauten
liegt der Handelshasen, in welchen man aber von der Jade ans durch
eine besondere Einfahrt gelangt.
Neben diesen Hafenanlagen ist in kurzer Zeit die Stadt Wilhelms-
Häven entstanden. Nach der Landseite wird der Hafen beschützt durch
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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