237
Reelkost — Gemüse. — Roggen.
Winterrogge lüet. (Ich muß mir
busk ^ Blumenstrauß.
^20. 13]
Sprchw.: Ick mot lüen, wat de
alles gefallen lassen). — Rückel-
Ulrici und Heinemann.
91. Die Bearbeitung des Flachses.
Elf bis dreizehn Wochen nach der Aussaat ist der Flachs reif. Jetzt
kommt es darauf an, ob man Samen ernten will oder nicht. Wer einen ganz
feinen Bast gewinnen will, muß deu Flachs ziehen (raufen), bevor der Samen
sich vollkommen ausgebildet hat; wer Saatlein ernten will, muß die Körner sast
zu völliger Reise gedeihen lassen. Die Knoten werden mit einein eiserne^
Kamine von den Stengeln getrennt und zum Trocknen ausgelegt; die Stengel
der weitern Bearbeitung übergeben.
Man unterscheidet an den Stengeln der Leinpflanze zwei Hauptteile:
die holzige Röhre oder den Kern, und den äußerlich mit einem feinen Hänichen
bekleideten Bast oder den eigentlichen Flachs, welcher den holzigen Kern als
eine aus neben einander liegenden Fasern bestehende Hülle nmgiebt. Im
natürlichen Zustande sitzen die Fasern des Bastes nicht nur am Holze fest,
sondern sind auch unter sich selbst mittelst einer grünen oder gelbbräunlichen
Masse innig zusammen gehalten, welche hauptsächlich aus dem sogenannten
Kleber besteht und um so schwerer zu entfernen ist, als sie durch Eintrocknen
verhärtet.
Ans gewöhnlichem Wege durch Drücken, Reiben, Schlagen und dergleichen
gelingt die Trennung der Fasern nur mit großem Zeitverluste und nachdem
viele Fasern zerrissen sind. Man zerstört daher den Kleber durch den Prozeß
der Gährung, welche den Namen Rotte oder Röste sührt. (Rotte -kommt von
rotten, Versaulen, her.)
Diese Gährung kann entweder rasch durch Einweichen des Leins in
Wasser, oder langsam durch den gemeinschaftlichen Einfluß der Luft und des
Taues oder Regens vollzogen werden. Das erstere Verfahren heißt Wafser-
röste, das letztere Land-, Luft- oder Thauröfte.
Reines, weiches Waffer ist ein Haupterfordernis einer guten Wasserröste.
Eisenhaltiges Wasser macht den Flachs fleckig und schwärzlich. Man richtet
Gruben von 1 bis lx/2 m Tiefe her, füllt dieselben mit Wasser und stellt die
in Bündel vereinigten Stengel mit den Wurzelenden nach unten in das Wasser;
dies geschieht teils damit der Flachs nicht die Erde berühre, wodurch er eine
dunkle Farbe erhält, teils weil die Tiefe des Waffers immer kühler ist als die
Oberfläche: nur eine gleichmäßige Wärme befördert eine gleichmäßige Röste.
Aufsteigende Blasen zeigen die eingetretene Gährung an; der Flachs schwillt
auf, wirft die ihn niederhaltenden Steine ab, und muß immer wieder gehörig
unter Wasser gebracht werden, weil er sonst sofort verdirbt. Sobald das
Blasenwerfen aufhört, muß man oft nachsehen, um das Überrösten, das heißt
das Faulen der Fasern, zu verhüten. Eine gute Hausfrau weiß, daß die Wasser-
röste vollbracht ist, wenn einige aus dem Bündel gezogene Stengel knacken;
lueittt der Bast und besonders die grünliche Farbe desselben beim Durchziehen
376
— Stuhr — groß, dick. — Terf = einfältiger Mensch. — Twas
= qneer. — Vinnig ^ listig. — Welle = Oberhand. — Wind-
worp — Maulwurf.
Der Tabak ist ein in Süd- und Centralamerika einheimisches Kraut,
welches der spanische Mönch Pane 1496 in der Provinz Tabako in Domingo
kennen lernte und nach Europa brachte, wo es unter dem Namen jener Provinz
allmählich in Gebrauch kam, bis es gegenwärtig ein fast unentbehrliches Bedürf-
nis für viele Menschen geworden ist. Spanische Soldaten machten den Tabak
in Deutschland unter Karl V. bekannt, und in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
Hunderts begann man den Anbau desselben im Hennebergischen, in Brandenburg,
in der Pfalz und in Hessen. Die bessern Sorten kommen jedoch noch heutzu-
tage vom Auslande.
Der Tabak gedeiht in Deutschland am besten auf einem stark und frisch
gedüngten, tief bearbeiteten, mehr lockern als schweren Erdreiche. Die Aussaat
geschieht gegen Ende März in ganz feine Mistbeeterde aus erhabenen Mistbeeten
(Tabakskutschen). Im Juni werden die jungen Pflanzen auf das Feld versetzt,
und haben sie eine gehörige Höhe erlangt, so werden sie, ehe die Blütenknospe
sich bildet, abgeköpft und ihnen die Seitenäste ausgebrochen, was man Geizen
nennt. Nur einzelnen besonders schönen Pflanzen läßt man die Blütenknospe,
um von ihnen Samen zu erziehen.
Sobald die Blätter reif sind, was man daran erkennt, daß sie eine gelbe
Farbe bekommen, werden sie eingesammelt, in Büschel gebunden oder auf Fäden
gereihet und an einen luftigen Ort zum Trocknen gehängt.
Je luftiger und trockener der Tabak hängt, desto schöner wird seine Farbe.
In den Monaten Januar bis März wird er wieder abgenommen, in Bündel
gebunden und diese in großen Haufen dicht zusammen gesetzt, damit die Blätter
in Gährung übergehen; dabei müssen die Haufen oft umgesetzt werden, so daß
die äußeren Bündel nach innen und die am meisten feuchten nach oben kommen.
Nach der Gährung wird der Tabak in Haufen bis zum Verkaufe aufbewahrt
und etwas gegen den Zutritt der Luft geschützt. In Amerika ist das Verfahren
ein andres. Nur wenige Arten Tabaksblätter sind ohne besondre Vorbereitung
genießbar; sie werden erst in den Fabriken durch besondre Zubereitung, auch
wohl durch mancherlei, oft geheim gehaltene Beizen, die besonders beim Schnupf-
tabak von Wichtigkeit sind, wohlschmeckend und gutriechend gemacht.
Der mäßige Gebrauch des Tabaks, besonders wenn derselbe beim Rau-
chen nicht von starkem Speichelauswurf begleitet ist, bringt dem Körper keinen
Schaden; dagegen kann übermäßiger Gebrauch, besonders bei jungen Leuten,
sehr nachteilig werden, denn die Wirkung^des Tabaks ist sehr narkotisch, und
derselbe enthält ein gefährliches Gift.
[13]
O. v. Heine mann.
143.
Bearbeitung des Tabaks.
f211
Ulrici.
115
führten, dessen Wirksamkeit aber nur so lange anhielt, als die
Schweden zu weit entfernt waren, um zu helfeu, denn 1632 war
die Stadt schon wieder lutherisch. 1651 wurde von neuem Gewalt
gebraucht, indeß durften die Protestanten doch in benachbarte Orte
zum Gottesdienste gehen. Eine eigene Kirche erhielten sie jedoch erst
1808 unter der westfälischen Herrschaft, obgleich sie die Mehrzahl
der Einwohner bildeten. Die katholische Pfarrkirche ist noch jetzt
das bemerkenswerteste Gebäude der Stadt und erinnert an die große
Blüte des katholischen Kirchentnms im Mittelalter, von dessen fort-
dauernder Herrschaft die 1711 errichtete Mariensäule mit dem
Marienbilde ein ferneres Zeugnis giebt. Beachtung verdient anch das
altertümliche Rathaus.
Duderstadt bildet deu Mittelpunkt des Verkehrs im Hannover-
schen Eichsfelde und liegt am Einflüsse der Brehme in die Hahle
in einer Gegend, die sich durch ihre Fruchtbarkeit den Namen der
goldenen Mark erwarb. Der Boden um die Stadt herum ist vor-
trefflich und der Gartenbau auf demselben sehr ergiebig. Die
Gärten tragen vorzüglichere Früchte, als nian der Lage nach erwarten
sollte, so reifen z. B. Feigen ohne künstliche Vorrichtungen besser als
mit denselben in den Gärten von Göttingen. Es ist dies der durch
deu Harz geschützten, gegen Süden gekehrten Lage und dem marsch-
artigen Boden zuzuschreiben, den die Hahle, ein Seitenfluß der
Ruhme, abgesetzt hat, und von dessen Güte der schöne Wuchs des
hier stark gebaueteu Tabacks, die herrlichen Kartoffeln und das
ergiebige Getreide eiuen Beweis geben. Auch Hopsen wird hier
gezogen und starker Gartenbau und Anpflanzung von Cichorien
getrieben. Letztere werden in der Stadt verarbeitet.
[20] Ulrici.
48. Güttingen.
In dem freundlichen Thale der Leine liegt inmitten einer an-
mutigen Landschaft Güttingen, einer der ältesten Orte Niedersachsens.
Die Stadt soll ihren Ursprung dem Gaugericht, Godiug, verdanken,
das für die Bewohner des Leinegaus hier abgehalten wurde und sich
später in das „hohe Landgericht am Leineberge" verwandelte, welches
auf einem Hügel westlich von der Stadt abgehalten wurde. Der
Ort ist uoch jetzt durch eine Linde bezeichnet. Schon im 10. Jahr-
hundert wird des Ortes Erwähnung gethan; Otto der Große soll
viel zu feiner Vergrößerung gethan haben. In der Nähe desselben
lag die kaiserliche Burg Grone, welche noch früher als Göttingen
genannt wird.
Im 13. und 14. Jahrhnndert sah Göltingen glänzende Tage;
damals wohnte auf dem fürstlichen Schlosse zu Göttingen Herzog
Albrecht, Herr vou Göttingen und später auch vou Braunschweig.
Fünfzig Jahre später ward es abermals fürstliche Residenz; da
8*
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Ulrici Otto Albrecht Albrecht
236
Dasken — dreschen. — Dodde — ein junger Vogel, der noch keine
Federn hat. — Döddel — eine kurze Tabackspfeife. — Dopp = der
Nagel am Finger. — Drnll — die Drüse. — Enkt — Tinte. —
Eukthöveu — Tintefaß. — Egedasse — Eidechse. — Fällen —
neue Zähne bekommen, von Pferden. — Fegebüdel — ein Wirts-
haus, wo man überteuert wird. — Flöhm oder flohm — trübe, vom
Bier und Wein. — Fnnte — Taufe. — Gauweavend — der Abend
vor der Hochzeit, Polterabend. — „Geistlick stnderen" sagt der Bauer
nur von katholischen Theologen, von protestantischen dagegen: „np'n
Pastor stnderen." — Glümken — schimmern, funkeln. — Grnmmel-
thoren — Donnerwolken. — Herrn, in der Redensart: He meent,
nse Herrgott heet Herm (sei gütig, zürne nicht), nse Herrgott heet
nich Herm, he heet leve Herre.nn weet wol to te gripen", deutet
offenbar ans den Gott Jrmin*). In jener Redensart, sagt I. Grimm,
scheint eine leise Sehnsucht nach der milden Herrschaft des alten
heidnischen Gottes nnverhalten im Gegensatz zu dem strenge richtenden
Gott der Christen. — Hilen — der Boden über den Viehställen, wo
das Futter liegt. — Jöhnen — betteln. — Jan im Tühnken —
Zaunkönig. — Jeevke — Eidechse. — Imbtst^d — Zeit zum Früh-
stücken. — Jnbelsk — hoffärtig, eingebildet. — Kassen — tanfen.
Sprchw.: Went Kind kassend is, will jeder Vadder ftan — Wenn
es zu spät ist, bietet jeder seine Hülse an. — Kaßncht — Christ-
morgen. Ebenso Kaßavend ^ Weihnachtsabend. — Latün — latein.
Sprchw.: Wert Latün nich kann, de laut et uugepurrt (Was einer
nicht versteht, davon lasse er seinen Vorwitz.) — Lindken = Milch-
faß, wohinein gemolken wird, Melkeimer. — Luchter = liuks. —
Mae — Morast. — Mäin = Meth. — Maue — Ärmel. — Nüfelu
= stehlen. — Nöe = ungern. — Nnrsk — mürrisch. — Othmalig
^ demütig. — Overzener ^ Ansseher. — Paddehack ^ ein Schelt-
Wort für einen, der die Füße nicht aufhebt und zu langsam geht. -
Palt-Rock — ein langer Rock. — Paßhacken — sich aus dem Staube
macheu. — Päske — Pfirsich. — Pawliche oder Pagluhn — Pfau.
Pedde Kröte. — Peddenstahl — Erdschwamm. — Pulk = ver-
drießlich. — Polten = pflanzen, von Bohnen gesagt. — Quad oder
qnand ^ böse, übel. Davon Ouadheit — Bosheit. — Quicksteert
^ Bachstelze (^uiek im Euglischeu — lebhast). — Reeschup = Geräte.
*) Die Erinnerung an diesen Gott hat sich auch sonst erhalten, so in
dem Siebe, welches man noch an der Weser und fast durch ganz Westfalen hört:
Hermen, sla Dermen,
Sla Pipen, sla Trummen,
De Kaiser will kummen
Mit Hamer un Stangen
Will Hermen uphangen.
Der in biesein Siebe erwähnte Kaiser ist zweifelsohne Karl der Große.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Grimm Maue Karl_der_Große Karl
484
191. Pas Kand Udeln.
Hadeln grenzt im Norden an die Mündnng der Elbe, im Osten
an Neuhaus, im Süden an Bederkesa, im Westen an Neuenwalde,
Land Wursten und Ritzebüttel und umfaßt sechs Quadratmeilen,
welche von dem Medemflnsse, der bei Jlienworth durch die Vereinigung
der Gösche und Aue entsteht, durchschnitten werden.
Das Land Hadeln soll seinen Namen von dem niedersächsischen
Worte „to Hahlen" bekommen haben, weil es zugeholt, durch die
stets wechselnde Flut und Ebbe der Elbe zugewachsen ist. Andere
leiten denselben von dem dänischen Prinzen Hadelrikns ab.
Das Klima des Landes ist wie an der ganzen Nordseeküfte
feucht, stürmisch und durch die vorherrschenden Nordwestwinde so rauh,
daß späte Feld- und Gartenfrüchte häufig uicht zur Reife gelangen.
Der Boden ist durchgängig sehr eben. Die dem Elbdeiche zunächst
gelegenen Strecken sind sandiges Marschland, das sich nach guter
Düngung vortrefflich zu Weizen und Rappsaat eignet; je weiter vom
Elbdeiche weg, desto schwerer wird der Boden und desto mehr deu Halm-
und Hülsenfrüchten, die starken Boden verlangen, sehr günstig. Weizen,
Roggen, Gerste, Haser, Kartoffeln, Klee, Runkelrüben und Kohl sind
die bedeutendsten Erzeugnisse, auch der Mohn pflegt gut zu geraten.
Die Ländereien sind durch Gräben in Kämpe abgeteilt, das ganze
Feld liegt flach und ist ausschließlich dem Ackerbau gewidmet. Alle
Gebäude siud der häufigen Stürme wegen einstöckig und meistenteils
mit Stroh gedeckt.
Unter allen Marschen hat das Land Hadeln seine Eigentüm-
lichkeiten und Freiheiten am trenesten bewährt und sie teilweise noch
in die Neuzeit gerettet. Auf dem „Waruingsacker" wurden von der
Volksversammlung die Provinzialstäude geweiht, die über die inneren
Angelegenheiten zu entscheiden hatten und teilweise noch haben.
Ebenso erfreut sich Hadeln einer eigenen Kirchenverfassung und eines
fast selbständigen Konsistoriums. Bis vor kurzem hatte es auch noch
seine eigene Gerichtsverfassung.
Man teilt Hadeln in drei Stände; das Hochland, der beste
Teil des Landes. Es hat seinen Namen von der etwas beträcht-
licheren Erhebung dieses Strichs, welcher sich zwar nordwärts gegen
die Elbe, doch mehr nach Osten gegen die Medem abdacht. Der
Flecken Altenbruch hat einen wohl gelegenen Hafen und treibt neben
dem Ackerbaue und der Viehzucht Seefahrerei. Zum Hochlaude ge-
hören ferner: Lüdingworth, Nordleda, dessen Kirchturm bis 1625,
da ihn der Sturm niederwarf, den Schiffahrern als berühmtes Mark-
zeichen galt; Neuenkirchen und Osterbrnch, der Sage nach die erste
Kirche im Lande.
Den zweiten Stand bildet das S i e t l a n d , von dem unten
besonders geredet wird; den dritten Stand macht die Stadt Ottern-
dors aus, die an der Medem liegt, nicht weit von den Schleusen,
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
526
marsch an mangelndem Gefälle. Auch schaden die von der Geest
kommenden vielen Flüsse und Bäche durch Versandung.
Ein Haupthindernis der Einträglichkeit einzelner Geestlande ist
der als Unterlage, oft nur 5 bis 6 em tief sich findende sogenannte
Ortstein, der Mangel an Bewässerung und guten Düngestoffen. Ein
Hauptdüngematerial sind Plaggen, wovon man die Heidplaggen ge-
wöhnlich mit einem Znsatze von Stalldünger auf festern Boden bringt.
Auch bedient man sich des Moorbrennens.
Die Hauptfrüchte sind Roggen und Buchweizen, die in der
Nahrung des Landmanns obenan stehen; Hafer, anch etwas Gerste
findet sich häufig. Kartoffeln werden viel gebauet und geraten gut.
Flachs wird reichlich und in der Gegend um Uelzen, in den Ämtern
Dannenberg und Lüchow, sowie in der Nachbarschaft der Aller und
Leine sehr häufig gebauet. Hanf kommt wenig vor. Der Obstbau
hat sich an einigen Orten etwas gehoben; Walduugeu sind in beträcht-
licher Größe vorhanden, z. B. der Süsing, die Nanbkammer, die
Göhrde, welche Eichen, Buchen und Nadelholz enthalten. Deshalb
ist der Holzhandel sehr bedeutend; neben dem fleißig betriebenen
Spinnen und Weben bildet die Verfertigung hölzerner Gefäße eine
große Gewerbthätigkeit der Landbewohner. In der Marsch giebt es
Getreide in Überflnß, auch Rappsaat, Bohnen und Erbsen werden
gebauet, und die Hornviehzucht ist an einigen Stellen vortrefflich.
Die Heide beschränkt sich, außer dem zum Ackerbau verwendeten
Rindvieh, aus die sehr bedeutende Zucht der Heidschuuckeu, deren
Wolle zugleich dem Landmanne Beschäftigung giebt, denn er spinnt,
strickt oder webt sie selbst. Ebenso wichtig ist die Bienenzucht. Die
Pferdezucht einzelner Landstriche darf vorzüglich genannt werden. Die
Federviehzucht wird stark in den Elbgegenden betrieben, denen Ham-
bürg einen guten Markt darbietet. Die Forsten liefern Wild, und
die Elbe Störe, Lachse, die weit versendeten Neunaugen und
andere Fischarteu. Einige Heidbäche führen Forellen, andere Krebse.
In der Ilmenau und anderen kleinen Heideflüssen findet man Perl-
mnscheln, die oft große und schöne Perlen enthalten.
Metalle besitzt Lüneburg gar nicht. Von anderen Mineralien
findet sich Salz als Quelle in Lüneburg, neben welcher Stadt auch
Gips und Kalk gebrochen wird. Torf findet sich in ungeheurer Meuge.
Die Landdrostei zerfällt in folgende Unterabteilungen:
1. Kreis Celle (1876 qkm, 69 903 Ew.)
a) Stadt Celle 18 808 Ew.
b) „ Burgdorf 3277 Ew.
c) Amt Celle (1021 qkm, 17 906 Ew.) Größere Ortschaften: Winsen
a. d. Aller 1282, Beedenbostel 488, Lachendorf 694, Eschede 936, Wath-
lingen 657.
(1) Amt Burgdorf (427 qkm, 19 350 Ew.) Größere Ortschaften: Lehrte
2 855, Ilten 753, Anderten 753, Ahlten 845, Uetze 1776, Hänigsen 804.
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Extrahierte Ortsnamen: Uelzen Dannenberg Lüchow Überflnß Ilmenau Lüneburg Celle Celle Burgdorf Winsen Beedenbostel Lachendorf Eschede Burgdorf
43
oft lehmiger Art; jedoch wird der Moorgrund häufiger kulti-
virt, als das Haidland.
Die Erzeugnisse dieser verschiedenen Bodenarten sind:
Oel'aat, Weizen, Rocken, Gerste, Hafer, Buchweizen, Boh-
nen, Kartoffeln, etwas Erbsen, Flachs und wenig Hanf, etwas
Klee und Kohl. Dem im Moore als Unkraut mit oder nach
dem Hafer erscheinenden Sporgel schenkt man wenig Auf-
merksamkeit. Die ohnehin spärlichen Waldungen haben in
der französischen Zeit sehr gelitten; obgleich die über 130,000
kalenberger Morgen großen Haiden und abgegrabenen Moore
sich recht vortheilhaft durch Forstanlagen benutzen ließen sind
doch nur etwa4 — 5000 Morgen Waldungen, größtentheils' herr-
schaftliche, in der ganzen Provinz. Der Landmann hat
wenig Sinn für die Holzkultur. Die bedeutendsten Holzun-
gen sind zu Egels und Ihlow, Amts Aurich, bei Hopels,
Amts Friedeburg, und zu Lütetsburg.
Die reichen Weiden der Marschen und die immer aus-
reichenden der Geestlande begünstigen die Rindvieh- und Pferde-
zucht, und die aus ersterer entspringenden Butter- und Käse-
bereitungen. Die Pferdezucht ist an der Oberems und Leda
am stärksten, hiernach kommen die leichten Marschen im
Westen und das östliche Binnenland. Das größte, schwerste
und schönste Rindvieh findet sich im Rheiderlande und im
Leerer Amte, leichteres in den Aemtern Stickhausen, Emden
und Pewsum; Norden, Berum und Wittmund stehen densel-
den bereits nach. Die besten und schwersten Fettweiden gibt
es in der Herrschaft Gödens.
16. Marsch und Geest.
Was ist Marsch? was ist Geest? — Im allgemeinen
ist der Unterschied dieser sich begrenzenden Bodenverschieden-
heiten in dem 6. Artikel angedeutet. Eine bestimmte Wort-
erklärung davon zu geben, die alle Unterschiede genau bezeich-
nete, ist schwer, und die Vorstellungen, die man sich gegen-
seitig von Geest und Marsch macht, sind im allgemeinen eben
so unbestimmt als übertrieben.
Marsch, meinte ein Marschbauer, den der Dichter Voß
danach fragte, Marsch, ja das ist das, was so an den Seiten
der Elbe und des Meeres liegt, und ein wenig weiter; sonst
ist die ganze Welt Geest, nur Geest! Der Marschmann
denkt nur an die ihm zunächst liegende Gegend, die allerdings
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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115
am besten aus dem Heimweh nach Pumpernickel. Studirende
lassen es sich nach Gö'ttingen schicken, und wenn man weiß,
daß solch ein Leckerbissen angekommen ist, so kann man sicher
sein, daß Oldenburger, Ostfriesen und Westphalen sich zu
Gaste laden. Also darf man den Gegnern dieses Gebäcks
durchaus nur in so weit Glauben schenken, als es nicht für
zarte und an eine sitzende Lebensart gewohnte Körper geeignet
ist. Man nennt es ja im Lande selbst »bat growe Brand«
(das grobe Brod). Magen, die überhaupt an harte Kost von
Fleisch, Mehl und Kartoffeln angewiesen sind, können sicher-
lich kein angemesseneres Brod finden, als den Pumpernickel,
der solche Speisen wirklich verdauen hilft und den Magen
zu kräftiger Thätigkeit anspornt.
Auch die Saubohne, die übrigens im ganzen Königreiche
als große Bohne verbreitet ist, läßt sich eben so wenig als der
Pumpernickel verschmähen, zumal wenn sie mit einem gehöri-
gen Stück geräucherten Schinkens gekocht ist. Dem braunen
Kohl geht es eben so; man kann sich im südlichen Deutsch-
land, wo man so sehr über ihn abspricht, gar keinen Begriff
davon machen, ißt aber der Schwabe braunen Kohl mit süd-
lichen Kastanien oder gerösteten Kartoffeln im Norden, so über-
zeugt er sich leicht, daß diese derbe Kost dem Gaumen über-
aus zusagt.
Der »Imst,« eine Suppe aus Gersten- oder Buchweizen-
grütze mit Milch, welche zum Frühstück genossen wird, und
das »Schwarzsauer« der Schweine sind ein Paar andere gän-
gige Gerichte, welche eben so alt wie der Pumpernickel und
eben so geliebt werden.
55. Das Hollandsgehen.
Einen eigenthümlichen Erwerbzweig, obgleich derselbe sehr
abgenommen hat, bildet im Landdrofteibezirke Osnabrück das
sogenannte Hollandsgehen, das heißt das regelmäßige jährliche
Wandern einer großen Anzahl arbeitsfähiger Männer nach
verschiedenen Theilen des Königreichs der Niederlande, um
dort durch Torfbaggern, Grasmähen, Erndtearbeiten, Hilfe bei
Haus- und Wasserbauten und ähnlicher Beschäftigungen einen
in ihrer Heimath in dem Maße nicht zu erlangenden Erwerb
zu finden. Man kann noch immer die Zahl der auf diese
Weise Beschäftigung suchenden Personen aus dem ganzen
Königreiche — denn aus Hoya und Diepholz findet dasselbe
8*
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
191
reif. Jetzt kommt es darauf cm, ob man Samen erndten
will oder nicht. Wer einen gan; feinen Bast gewinnen will,
muß den Flachs ziehen (raufen), bevor der Samen sich voll:
kommen ausgebildet hat; wer Saatlein erndten will, muß die
Körner fast zu völliger Reife gedeihen lassen. Die Knoten
werden mit einem eisernen Kamme von den Stengeln ge-
trennt und zum Trocknen ausgelegt; die Stengel der weitern
Bearbeitung übergeben.
Man unterscheidet an den Stengeln der Leinpflanze zwei
Haupttheile: die holzige Röhre oder den Kern, und den äußer-
lich mit einem feinen Häutchen bekleideten Bast oder den
eigentlichen Flachs, welcher den holzigen Kern als eine aus
neben einander liegenden Fasern bestehende Hülle umgibt. Im
natürlichen Zustande sitzen die Fasern des Bastes nicht nur
am Holze fest, sondern; sind auch unter sich selbst mittels ei-
ner grünen oder gelbbräunlichen Masse innig zusammen ge-
halten , welche hauptsächlich aus dem sogenannten Kleber be-
steht und um so schwerer zu entfernen ist, als sie durch Ein-
trocknen verhärtet.
Auf gewöhnlichem Wege durch Drücken, Reiben, Schla-
gen und dergleichen gelingt die Trennung der Fasern nur mit
großem Zeitverluste und nachdem viele Fasern zerrissen sind.
Man zerstört daher den Kleber durch den Prozeß der Gäh-
rung, welche den Namen Rotte oder Röste führt. (Rotte
kommt von Rotten, verfaulen, her.)
Diese Gährung kann entweder rasch durch Einweichen
des Leins in Wasser, oder langsam durch den gemeinschaft-
lichen Einfluß der Luft und des Thaues oder Regens voll-
zogen werden. Das erstere Verfahren heißt Wasserröste, das
letztere Land-, Luft- oder Thauröste.
Reines, weiches Wasser ist ein Haupterforderniß einer
guten Wasserröfte. Eisenhaltiges Wasser macht den Flachs
fleckig und schwärzlich. Man richtet Gruben von 5 bis 6 Fuß
Tiefe her, füllt dieselben mit Wasser und stellt die in Bün-
del vereinigten Stengel mit den Wurzelenden nach unten in
das Wasser; dies geschieht theils damit der Flachs nicht die
Erde berühre, wodurch er eine dunkle Farbe erhält, theils weil
die Tiefe des Wassers immer kühler ist als die Oberfläche; nur
eine gleichmäßige Wärme befördert eine gleichmäßige Röste.
Aufsteigende Blasen zeigen die eingetretene Gährung an; der
Flachs schwillt auf, wirft die ihn niederhaltenden Steine ab,
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treuen Begleiter desselben kommen über Nacht angezogen und
auf einmal lebt der Wald von buntem, singenden Gefieder;
der Schnee der höchsten Berge schwindet, die geschwollenen
Flüsse brausen in Jugendkraft dahin, die Bäche tanzen über
die Felsen zum Thale hinab, an den Bergen, auf den Hügeln,
in den Gründen keimt und sprießt und grünt es mit unglaub-
licher Schnelligkeit, die Wiesen werden ein bunter Teppich,
die Anhöhen bis auf die kahlen Felsen kleiden sich mit zahl-
losen Blumen.
Aber eben so schnell verschwindet auch der Sommer wie-
der vor den Schritten des rasch andrängenden Winters. Die
angenehme Zwischenzeit des Herbstes ist dem Harze eben so
fremd wie der heitere Lenz. — Der Sommer bringt einzelne
sehr heiße Tage; im ganzen ist er aber doch auch nur kurz
und unbeständig, und selbst der heißeste Tag endigt in der
Regel in einen frischen, empfindlich kühlen Abend. Deshalb
erlischt denn auch im Oberharze nirgends das Feuer im wär-
menden Ofen; das ganze Jahr hindurch wird eingeheizt und
bei warmem Sommerwetter das Fenster der heißen Stube
öffnen, das ist der Hauptluxus des Oberharzers.
Er kann es sich erlauben, denn nächst den Metallen bil-
den die großen Waldungen den Reichthum des Harzes. Han-
nover besitzt 154,765 Morgen Regierungsforsten, wozu der
Jlfelder Stiftsforst 4200, der Goslarsche Stadtforst 8235,
Osterode 3014 und verschiedene Gemeindeforste 1500 hinzu-
fügen, so daß für Hannover eine Gesammtzahl von 171,714
Morgen Waldungen, von denen 101,095 Morgen Fichten,
8641 Fichten mit Laubhölzern untermischt, 23,413 Buchen-
bochwald, 2573 Mittelwald sind; welche jährlich über 320,000
Malter (zu 80 Kubikfuß) Bau-, Brenn-, Schacht-, Dielen-,
Kohlen-, Schindel- und Nutzholz liefern. ,
Die Gruben und Hütten verzehren den beträchtlichsten
Theil dieser Menge; aber auch die Haczköhlerei ist berühmt,
sowie die Schindelbereitung und die Sägemühlen. Eben so
wird viel Holzgeschirr gearbeitet und durch den Vogelfang zieht
der Harzer noch manchen kleinen Gewinn aus seinen Wäldern,
den die Waldfrüchte (Kronsbeeren u. s. w.), der Samen von
Waldbäumen, Feuecschwämme und besonders Heilkräuter sehr
ansehnlich fördern.
Die Harzwiesen und die davon abhängende bedeutende
Viehzucht sind berühmt; man rechnet durchschnittlich 400 Stück
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