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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. II

1881 - Danzig : Boenig
Pelplin, den 8. Mai 1880. Aas in dem Verlage von H. F. Boenig in Danzig unlängst erschienene „Lesebuch für katholische Volksschulen nebst einem Anhang: Deutsche Sprachlehre, Rechtschreibung und Wörterverzeichnis" ist hier durchgesehen morden, und können mir die Erklärung abgeben, daß dasselbe nichts enthält, was dem katholischen Glauben und der christlichen Sitte zuwider wäre. Bischöfliches General-Vikariat-Amt von Culm. für !, r I nopal* Schuib’.. hunfl Br»uisüc!i.yei3 $chulbucno>i>ii^1hdi

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 177

1881 - Danzig : Boenig
177 Da brach bei einer entfernt wohnenden deutschen Völkerschaft ein Aufstand aus. Ihn rasch zu unterdrücken, schien dem Varus nicht schwer. Sogleich begab er sich mit seinem zahlreichen, wohl- gerüsteten Heere aus den Marsch. Den drei römischen Legionen folgten deutsche Hülfsscharen unter ihren Fürsten. Der Zug ging durch den Teutoburger Wald (in Westfalen). Auf schlechten Wegen, durch dichtes Gehölz schleppte er sich mühselig dahin. Bald vermehrte ein gräßliches Unwetter die Beschwerden des Marsches. Heftiger Regen rauschte nieder und machte den Boden schlüpfrig, alle Tritte unsicher. Immer schwieriger wurde den schwerbewaffneten, erschöpften römischen Kriegern das Vorwärts- schreiten. Jetzt schien den Deutschen die Stunde gekommen zu sein, das verhaßte römische Joch abzuschütteln. Von Hermann zum Kampfe für die Freiheit aufgerufen, stürzten sie unter seiner Führung mit furchtbarem Schlachtgeschrei auf die entsetzten Römer- los. Drei Tage lang wurde mit Mut und Ingrimm gestritten. Da war der Siez der Deutschen entschieden. In Verzweiflung stürzte sich Varus in sein Schwert; das treffliche Römerheer war vernichtet. Aber Deutschland war gerettet, das Vaterland war frei geworden von seinen Drängern. Und Jahrhunderte hindurch besang das deutsche Volk den Ruhm seines Helden Hermann, und die dankbare Nachwelt feiert ihn mit Recht als Deutschlands Befreier. Andrä. 236. Der heil. Bonifazius, der Apostel der Deutschen. Vom sechsten Jahrhundert an kamen Mönche aus England und Irland und predigten das Christentum in Deutschland. Der wichtigste unter ihnen war der Engländer Winfried, welcher vom Papste den bedeutungsvollen Namen Bonifazius, d. h. Wohl- thäter, erhielt. Ein Wohlthäter ist er für viele gewesen in geist- lichen^ und leiblichen Dingen. Über 30 Jahre hindurch hat Bonifazius in dem Hessen- lande und in Thüringen als Missionar und Bischof gewirkt. Bei dem Dorfe Geismar mitten im Hessenlande stand eine uralte, große Eiche; kein Eichbaum weit und breit kam ihr an Größe gleich. Bei diesem Baume war das größte Heiligtum im Lande; da opferte man seit den ältesten Zeiten dem höchsten Götzen, Wodan. Tausende von Menschen, Pferden, Rindern und Ziegen waren ihm hier hingeschlachtet worden, und an den Zweigen der Eiche hingen die Köpfe der Opfer. Es war eine fürchterliche Schädelstätte. Dieser Baum hatte mehr Macht über die armen Heiden als die Predigt des Evangeliums; viele ließen Bonifazius und das Evangelium im Stich, sobald sie an die Wodanseiche dachten, auch viele Getaufte. Bonifazius sagte ihnen in jeder Predigt, alle ihre Opfer seien nichts, ihr Wodan sei nichts und die Lesebuch für katholische Volksschulen. 12

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 178

1881 - Danzig : Boenig
178 Eiche sei nichts, und wenn er einmal hinkäme, so wollte er sie mit der Axt umhauen. Aber das half alles nichts. „Wenn du dich an Wodans Eiche vergreifst," sagten die Hessen, „so wird dich Wodan auf der Stelle mit seinem Blitze totschlagen." Da beschloß Bonifazius diesem alten Baume des Aberglaubens die Axt an die Wurzel zu legen. Tausende von Heiden waren ver- sammelt, als der Missionar mutig zur Eiche herantrat. Alles still! Und er nahm eine große Axt und hieb in den Baum, daß es schallte. Wodan regte sich nicht; kein Blitz fuhr hernieder. Da brauste es in dem mächtigen Gipfel der Eiche von einem gewaltigen Windstoße, der sich auf den Baum warf, und — im Nu stürzte dieser mit fürchterlichem Krachen zuboden. Die Heiden waren starr vor Entsetzen. Beschämt standen sie da und fragten: „Was sollen wir thun?" — „Wir wollen ein Bethaus bauen," sagte Bonifazius, „dem lebendigen Gott zu Ehren; sehet, da ist das Holz dazu!" Und so wurde aus dem Holze der mächtigen Eiche eine Kapelle erbaut, in der Bonifazius den Namen des Herrn predigte. Daß Werk der Bekehrung gewann immer größere Aus- dehnung. Eine Menge Gehülfen sammelte sich um Bonifazius, die ihn in seiner Arbeit unterstützten. Vom Papste zum Erz- bischof von Deutschland erhoben, errichtete er eine Anzahl Bi- schofssitze und gründete Kirchen und Klöster zur Befestigung des neuen Glaubens. Seine Lieblingsstiftung war das Kloster Fulda, wo sich auch sein Grab befindet. Büttner. 237. Karl der Große. 1. Unter allen deutschen Stämmen waren die Franken, welche ihre Sitze am Rhein und in Frankreich hatten, am mäch- tigsten geworden. Um das Jahr 800 herrschte über sie Karl der Große, einer der berühmtesten Männer in der ganzen Weltgeschichte. Nicht allein als Kriegsheld hat er sich hervor- gethan und sein Reich durch Eroberungen weit ausgedehnt; er hat auch die verschiedenen Völker, welche er unterwarf, mit Weis- heit regiert und seine Unterthanen gleich einem sorgsamen Vater zu christlicher Frömmigkeit und Bildung erzogen. Bis in ferne Länder ist sein Ruf gedrungen, und Jahrhunderte hindurch haben sich die Völker erzählt von dem großen Karl und seinen Ruhm in Liedern gesungen. 2. Fast während seiner ganzen Regierung hat Karl Krieg geführt. Sein schwerster Krieg ging gegen die Sachsen. Dreißig Jahre hat er gedauert. Denn die Sachsen waren ein tapferes Volk, das seine Freiheit hoch hielt und einem fremden Herrn nicht dienen mochte. Sie wohnten im nördlichen Deutschland, von den Grenzen des Frankenreichs in der Nähe des Rheins bis

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 126

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
126 niß des Heidenthums. Aber der einst gesagt hatte durch den Pro- pheten: Die Heiden werden in seinem Lichte wandeln, der erbarmte sich unseres Volkes, als die Zeit erfüllet war, und sandte manche Boten des Evangeliums zu ihm, die ihm das Wort vom Kreuze predigen mußten. Unter diesen Boten nun hat Keiner so Großes und Bleiben- des gewirkt, als Bonifacius*). 2. Bonifacius' Jugend. Bonifacius, oder wie er ursprünglich hieß, Winfried, war 680 zu Kyrton in dem angelsächsischen König- reiche Wessex geboren, aus edlem Geschlechte. Sein Vater hatte ihm eine glänzende Laufbahn in Reichthum und Ehre dieser Welt auser- sehen, aber er mußte bald erkennen, daß sein Kind zu anderen Dingen berufen sei. Denn immer stärker wurde in demselben das Verlangen nach der Erkenntniß von Gott und göttlichen Dingen und nach den stillen Klosterräumen, in welchen diese Erkenntniß allein erworben werden konnte. Der Vater widerstrebte nicht lange mehr und über- gab seinen Sohn schon im 7. Lebensjahre einem Kloster. Winfried zeichnete sich hier durch sein demüthiges, stilles Wesen, wie durch seine Fortschritte im Lernen gleich sehr aus und wurde bald aus einem i Schüler ein Lehrer der jüngeren Genossen. Als er etwa 80 Jahre alt war, wurde er zum Priester geweiht und predigte häufig und mit einer solchen Wärme und Beredsamkeit, daß sich alle darüber verwunderten. 3. Seine Wirksamkeit in Hessen. Schon damals lag es ihm an, zu den Friesen zu gehen und ihnen das Wort vom Leben zu verkündigen, aber der erste Versuch (im Jahre 715) gelang nicht, z Da ging er zu dem Papste Gregor Ii. nach Rom (718), um sich von ihm Rath und Hülfe zu erbitten. Und wirklich konnte Bonifacius nun, ausgerüstet mit päpstlichen Vollmachten und Briefen, hier und da, besonders zu Amöneburg in Hessen, schon einiges ausrichten, j Da berief ihn der Papst (723) zum zweiten Male nach Rom, weihete ihn zum Bischof und ließ ihn schwören, daß er aus den heidnischen Deutschen nicht blos Christen machen wolle, sondern römische Christen, die in allen Stücken dem römischen Papste und seinen Erzbischöfen und Bischöfen gehorsam seien. Vom Papste reiste nun Bonifacius zu dem mächtigen weltlichen Herrscher Karl Martell im Frankenlande, der ihm durch Schutzbriefe sehr nützlich wurde. 4. Die Donnereiche. So kannte Bonifacius, von allen Seiten unterstützt, das Heidenthum mit ungetheilter Kraft angreifen, j Er ging weiter nach Hessen hinein und kam nach Geismar. Daselbst stand eine alte Eiche, ein Lieblingssitz des Donnergottes, wie die Hessen glaubten. Unter dieser Eiche hielt Bonifacius den zusammengeströmten Heiden eine Predigt, davon, daß ihre Götter keine Götter seien, und daß kein anderer Gott sei, als der einige, der auch diese Eiche und alle Dinge geschaffen habe. Aber die Hessen hörten ihn kaum an. Da ergriff Bonifacius eine Axt und führte sie, unterstützt von seinen Treuen, gegen die heilige Eiche mit großer Kraft. Der Schlag er-- j *) D. h. Wohlthäter.

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 144

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
144 (T hat er den hungrigen Seelen das damals so seltene Brot des lauteren Gotteswortes nicht vorenthalten wollen. Scharf und freimüthig sprach er über den Aberglauben des Volkes und über die Sünden der Geist- lichen. Und wer den Mann sah auf seiner Kanzel, den Mann mit dem bleichen, ernsten Gesicht, und wer sein Leben kannte, rein und streng, wie es war, — der wußte, daß es ihm Ernst sei. Es steht aber geschrieben: „Des Herrn Wort ist schärfer, denn ein zweischneidig Schwert." Wiederum auch: „Die Menschen wollen sich meinen Geist nicht mehr strafen lasien, spricht der Herr; denn sie sind Fleisch." 2. Huß aus dem Concil. Also geschah es, daß viele ergrimmten im Geiste gegen den, der da bekannte und scheute sich nicht. Und als er laut die Schäden der Kirche besprach, den Ablaß auch, und wie das Gotteswort wieder herrschen solle im Lande, — da brachten sie seine Sache vor den Papst in Rom. — In Consta nz am Bodensee soll sich Huß vertheidigen; dort kommt eine große Kirchenversammlung zusammen, Kaiser und Könige, die hohen Priester der Kirche dazu. Dahin begiebt sich also Johann Huß. Es war im Jahre 1415. Versprochen ist ihm sichere Reise hin und zurück, und das schriftlich. Kaum ist er angekommen, so wird von ihm Widerruf dessen gefordert, was er gepredigt. „Gott ist mein Zeuge, daß ich gerne weichen und widerrufen will, wenn ich etwas Unrechtes gelehrt oder geschrieben habe. Ich begehre nichts mehr, als daß ich aus göttlicher Schrift gründlicher und eines Besseren möge unterwiesen werden. Wenn sie das thun, bin ich bereit, alsobald zu widerrufen." Das ist Hustens Antwort. So führt man ihn denn am 6. Juli in die Domkirche, allwo das ganze Concilium Versammlung hält. Der Kaiser erscheint mit den Reichsfürsten und der ganzen Ritterschaft und setzt sich auf seinen Stuhl unter einer goldenen Krone. An der einen Seite steht der Kurfürst von der Pfalz mit dem Reichsapfel, Burggraf Friedrich von Nürnberg mit dem Schwert an der andern. Cardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, Prälaten und Mönche sind anwesend, auch eine unzählige Menge Volks hat sich versammelt. Aller Augen aber sehen nach dem Prediger aus Prag. Man hat ihn etwas erhaben gestellt; so kann er von allen gesehen werden. — Als nun ein Bischof die Kanzel besteigt, die Pre- digt hält und den Kaiser ermahnt, die Ketzereien zu tilgen, den hier stehenden verstockten Ketzer zumal, so wirft sich Huß auf seine Kniee und befiehlt sich Gott zum Sterben. Darauf muß er solche Sätze aus seinen Büchern hören, die er sich zu Tode geschrieben hat. Und nach dieser Vorlesung, da es ihm nicht vergönnt ist, zu reden, wird fort- gefahren im Urtheil. Dieses lautet also: „Hustens Schriften sollen verbrannt, er, als ein öffentlicher, schändlicher Ketzer und böser, halsstarriger Mensch, soll seines priester- lichen Standes schmählich entsetzt und dem weltlichen Arm der Gerech- tigkeit übergeben werden." — Als er das gehört, betete er zu Gott: „Ich bitte Dich um Deiner Barmherzigkeit willen, verzeihe all' meinen Feinden!"

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 151

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
151 sein Brot auf den Straßen ersingen. Wie er nun ein gar schönes, frommes Gemüth hatte, so ward er auch stets durch den Gesang zur tiefsten Andacht gestimmt. Das bemerkte die Frau eines Mannes, Namens Conrad Cotta. Sie fühlte sich dadurch so sehr zu dem Knaben hingezogen, daß sie ihn zu sich nahm und ihm Wohnung und Unterhalt gab. Jetzt war der kleine Luther aus aller Noth. . Freudig überließ er sich nun dem Lernen und machte solche Fortschritte, daß er schon nach 4 Jahren die hohe Schule zu Erfurt besuchen konnte. Hier fand er einst in der Büchersammlung der Schule eine vollständige lateinische Bibel. Er hatte noch keine gesehen. Mit hoher Freude nahm er sie in die Hand, und je länger er darin las, desto höher stieg seine Ehrfurcht vor dem heiligen Buche. Kaum konnte er sich davon trennen, und so oft es seine Zeit erlaubte, kehrte er zurück und las in seiner Bibel. Wie gern hätte er sein ganzes Leben der Er- forschung dieses Schatzes gewidmet! aber sein Vater wünschte, daß er ein Rechtsgelehrter werden solle, und er gehorchte. Da geschah es, daß er einst mit seinem Freunde Alexius spazieren ging. Ein schweres Gewitter zog herauf; ein Blitzstrahl zuckte herab, und Alexius lag er- schlagen am Boden. Das machte auf Luther einen solchen Eindruck, daß er auf seine Kniee sank und gelobte, ein Mönch zu werden. Er hielt sein Gelübde und trat in das Augustinerkloster zu Erfurt. Da hatte er einen schweren Stand. Gleich anderen Neueingetretenen mußte er mit einem Sack auf dem Rücken umhergehen und für das Kloster betteln. Sein frommer Sinn ließ ihn auch das überstehen. Nachdem er die Priesterweihe empfangen und sich durch Beten und Fasten und eifriges Lernen schon ganz siech gemacht hatte, erhielt er endlich vom Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen einen Ruf nach 4 Wittenberg, um an der dortigen Universität zu lehren. Hier er- warb er sich die Würde eines Doctors der heiligen Schrift und machte durch seine Lehren und Predigten, bei denen er immer von der Bibel ausging, ein solches Aufsehen, daß die Jünglinge von nah und fern herbeieilten, um den außerordentlichen Mann zu hören. 2. Seine Reise nach Rom. Auf einer Reise, die er in einer Angelegenheit seines Ordens nach Rom machte, hatte er Gelegen- heit, die Gebrechen der Kirche an ihren Dienern kennen zu lernen. Wie erstaunte er über die unglaubliche Unwissenheit der Priester und Mönche! Selten fand er einen, der die heilige Schrift auch nur dem Namen nach kannte. Und was für ein sittenloses Leben führten sie! Und wie sah es in den Kirchen aus! Da war keine Spur von einer Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit. Die öffentlichen lateinischen Gebete verstand kaum der Priester; man begnügte sich daher, den Rosenkranz herzuplappern, und überließ das Uebrige den Heiligen und dem Ablaß. Viele kamen in die Kirche, um sich zu unterhalten; ja es schien oft so recht darauf abgesehen zu sein, den Anwesenden eine Belustigung zu bereiten. So erschien z. B. am Aschermittwoch gewöhnlich ein schlechter Kerl barfuß und zerlumpt in der Kirche, und

7. Lesebuch für Volksschulen - S. 127

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
127 dröhnte durch den weiten Wald und durch die Gemüther der Menge» Aber vergebens erwarteten sie, daß der Donnergott die Frevler er- schlagen werde, welche fortfuhren, den heiligen Baum zu verletzen. Der Baum fiel, und damit eine große Stütze des Heidenthums. Neberzeugt von der Ohnmacht ihres Donnerers, bekehrten sich viele Hesien zu dem Gotte des Bonifacius und bauten aus dem Holze ihrer Eiche eine Kapelle zu Ehren des heiligen Apostels Petrus und setzten ein Kreuz oben drauf. 5. Bonifacius, oberster Bischof in Deutschland. Nun- mehr wandte sich Bonifacius nach Thüringen und gründete in der Nähe von Würzburg das Kloster-O h r d r u f. Dieses Kloster wurde durch den ruhigen, geduldigen Eifer des frommen Mannes bald ein Mittel- punkt, von wo ein neues geistliches Leben in die umwohnenden Völker- schaften ausging. Alle christlichen Gemeinden aber, welche er aus den bekehrten Deutschen sammelte, knüpfte er seinem Eide gemäß fest an Nom. Der Papst—es saß nunmehr Gregor Iii. auf dem römischen Stuhl — freute sich über Bonifacius und machte ihn zum Erzbischof (732) mit der Vollmacht, daß er selbst andere Bischöfe in Deutschland ernennen dürfe. Aber anstatt nun den andern Bischöfen (von Salz- burg, Freisingen, Regensburg, Passau, Würzburg, Erfurt u. a.) sein Werk zu überlassen, wurde Bonifacius nur desto eifriger in seinem Berufe. Bald suchte er die schon gegründeten Gemeinden zu belehren und zu stärken, setzte unwürdige Prediger ab, hielt Synoden und ver- bot den Geistlichen, auf die Jagd zu gehen und in den Krieg zu ziehen, bald suchte er wieder neue Siege über das Heidenthum draußen zu gewinnen. Nur ungern gehorchte er, als ihm der Papst befahl, die Stadt Mainz zu seinem Wohnort und zum Sitze seines Erz- bisthums zu machen. Und als ihm der Papst die Freude gemacht hatte, seinen Schüler Lullus als seinen einstigen Nachfolger im Erz- bisthum zu bezeichnen (754), da erbat er sich vom Papste auch noch das Weitere, daß er wieder, dem Drange seiner Jugend folgend, hinaus- ziehen dürfe zum Missionswerke. Der Papst erlaubte es ihm. 6. Sein Märtyrertod. Bonifacius wollte nun seine letzte Arbeit im Weinberge des Herrn thun und dann seine Tage in dem Lieb- lingskloster Fulda in Frieden beschließen. Aber eine Ahnung sagte ihm, daß er in diesem Leben die erwünschte Ruhe und Stille nicht finden solle. Er legte daher, als er die Reise antrat, zu seinen Büchern auch sein Sterbekleid und zog nach Friesland. Niemals hat er mit solchem Ernste und mit so großem Erfolge das Evangelium den Heiden gepredigt, als jetzt, da er zum letzten Male predigen durfte. Als er so eines Morgens — es war der 5. Juni 755 — in der Gegend von Dokkum ein Häuflein bekehrter Heiden erwartete, die er durch Handauflegung weihen wollte, kamen statt der erwarteten Freunde eine Schaar der wüthendsten Heiden, welche mit ihren Schwer- tern die alten Götter rächen wollten. Die Diener des frommen Man- nes stürzten herbei, um ihren Meister mit ihren Waffen zu beschützen.

8. Lesebuch für Volksschulen - S. 152

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
152 Jung und Alt war nun bemüht, ihn zu foppen, zu knuffen, zu stoßen und ihn endlich unter lautem Gelächter zum Tempel hinauszujagen. Man nannte das, „den alten Adam austreiben". — Am Abend desselben Tages und auch an den beiden folgenden Abenden gab es noch andere Belustigungen. Nach und nach wurden alle Lichter in der Kirche aus- gelöscht, und nun begann eine gräuliche Katzenmusik durch Schreien, Pfeifen, Toben und Lärmen. Das war die Rumpelmette. 3. Der Ablaßkrämer Tetzel. Im Jahre 1517 zog ein Mönch, Johann Tetzel, aus Leipzig gebürtig, ein liederlicher, schlauer und frecher Mensch, im Aufträge des Kurfürsten Albrecht von Mainz durch Deutschland und verkaufte den Leuten römischen Ablaß für Geld, das größtentheils in den päpstlichen Säckel wanderte und für den Bau der prächtigen Peterskirche in Rom verwandt wurde. Ueberall, wohin er kam, hielt er einen feierlichen Einzug. Auf einem Kissen von Sammet wurde die päpstliche Bulle *) vorangetragen. Die Geistlichen, der Magistrat, die Schulen, Jungfrauen in weißen Kleidern und viel Volks zogen mit Kerzen und Fahnen ihm entgegen; alle Glocken läuteten. Nun ging es in die Kirche, wo er ein rothes Kreuz mit dem Wappen des Papstes aufsteckte. Dann bestieg er die Kanzel und pries den Leuten den Ablaß an. Das rothe Kreuz, behauptete er frech, vermöge so viel, als das Kreuz Christi; er möchte nicht mit dem Apostel Petrus tauschen, denn er habe durch den Ablaß mehr Seelen erlöset, als Petrus; die Ablaßgnade wäre eben die Gnade, durch welche der Mensch versöhnt würde; man könne ohne Reue und Buße durch den bloßen Ablaßbrief vollkommene Sündenvergebung erlangen. Nach der Predigt begann der Handel. Er hatte Ablaßbriefe für alle Vergehen, für * Diebstahl, Mord, Meineid, Gewaltthat, die nach einer förmlichen Sünden- taxe zu lösen waren. Für einen Mord zahlte man 8, für Kirchenraub und Meineid 9 Dukaten, doch konnte man auch schon für einen Groschen Ablaß erhalten. Selbst für Sünden, die man noch thun wollte, wurden Ablaßbriefe verkauft. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt/ war die Inschrift seines Ablaßkastens. Dieser schamlose Mensch hatte auch in Jüterbogk, nicht weit von Wittenberg, sein Unwesen getrieben. 4. Ansang der Reformation. Tiefes Leid im Herzen über den grenzenlosen Verfall der Kirche und über die himmelschreiende Unwissenheit und Verwahrlosigkeit des armen Volkes, hatte Luther einst einige Leute in der Beichte zur Buße ermahnt. Wie erstaunte er aber, als sie ihm erklärten, sie brauchten nicht Buße zu thun, denn sie hätten ja Ablaßbriefe von Tetzel. Nun vermochte er nicht länger, zurückzuhalten. Er setzte sich hin und schrieb 95 Sätze auf, in denen er bewies, daß der Ablaßhandel ganz gegen die heilige Schrift und gegen alle Vernunft und sogar eine Gotteslästerung sei, daß niemand das Recht, noch die Macht habe, Sünden zu vergeben, außer Gott, und daß allein wahrhafte Besserung durch wirkliche Reue und Buße *) Eine Bulle ist eine Verordnung beä Papstes.

9. Lesebuch für Volksschulen - S. 153

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
153 bctftn führen könne u. s. w. 1. Satz: „Unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Thut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei- gekommen." 29. Satz: „Die werden sammt ihren Meistern zum Teufel fahren, die da meinen durch Ablaßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein." 36. Satz: „Ein jeder Christ, so wahre Reue und Leid hat über seine Sünden, der hat völlige Vergebung von Pein und Schuld, die ihm auch ohne Ablaßbriefe gehört." Diese Sätze schlug er den 31. Ok- tober 1517 in Gegenwart vieler Studenten und anderer Leute an die Schloßkirche zu Wittenberg an. Das war der Anfang der Re- formation^), der Grundstein, auf welchem Luther nach und nach die evangelische Kirche gebaut hat, die Kirche, welche alle Satzungen des Papstes verwarf und allein auf die heilige Schrift sich gründete. Die Sätze machten unerhörtes Aufsehen. Als wären die Engel selbst die Botenläufer gewesen, so waren sie in 14 Tagen durch ganz Deutschland, in 4 Wochen durch ganz Europa verbreitet. Man staunte und bewunderte den Muth des Mannes, der es wagte, die Macht des Papstes anzugreifen, eine Macht, vor welcher man die mächtigsten Fürsten hatte zittern sehen. 5. Luthers Lossagung vom Papste. Bald genug er- schien denn auch der Bannfluch *) **) des Papstes gegen Luther. Dieser aber inzwischen und dadurch zu größerem Widerstände gereizt, ließ ein Feuer anzünden und übergab in Gegenwart der staunenden Menge die Bannbulle mit kühner Hand den Flammen. Dadurch hatte er sich nun gänzlich vom Papste losgesagt; man zitterte für sein Leben, und viele hielten ihn für verloren. Er aber kannte keine Furcht. Auch hatte er schon mächtige Freunde, die sich seiner annahmen. Da war vor allem der edle Kurfürst Friedrich der Weise, welcher entschlosien war, ihn zu schützen. Ulrich von Hutten, ein rechter, deutscher Mann, kühn und scharf mit dem Schwerte und mit der Feder. Wie er einst vier Franzosen zu gleicher Zeit zum Zweikampf forderte und sie alle besiegte, weil sie vom Kaiser unehrerbietig gesprochen hatten, so war er auch mächtig mit dem Worte. Mit Begeisterung ergriff er Luthers Sache und hätte gern das Schwert für sie gezogen. Franz von Sickingen, ein tapferer Ritter in Franken, und mit so außer- ordentlichen Eigenschaften begabt, daß man ihn der Kaiserkrone für würdig hielt. Er bot Luthern einen sichern Aufenthalt in seiner Burg Landstuhl in der Pfalz. Wie mächtig er war, zeigte er in einer Fehde gegen den Erzbischof Richard von Trier, den er mit 12,000 Mann überfiel. Zu Luthers eifrigsten Gegnern gehörte unter den Fürsten der Kurfürst Albrecht von Mainz und sein Bruder Joachim I. von Brandenburg; vor allem auch Kaiser Karl V., welcher gelobte, „alle seine Macht daran zu setzen, um dies gottlose Unternehmen zu ver- hindern." *) (Kirchen-) Verbesserung. ") Bann — Ausschließung aus der kirchlichen Gemeinschaft.

10. Lesebuch für Volksschulen - S. 154

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
154 6. Luthers Reise nach Worms. Im Jahre 1521 rsar Luther vor den Reichstag zu Worms 'gefordert. Dort sollte seine Sache gerichtet werden. Obgleich Friedrich der Weise ihm sicheres Geleit vom Kaiser erwirkte, so baten ihn doch seine Freunde, nicht nach Worms zu gehen. Er aber sagte: „Und wenn sie ein Feuer machten, das von Worms bis Wittenberg reichte, so wollte ich dennoch mich nicht fürchten." Von seinem geliebten Freunde Melanchthon nahm er mit den Worten Abschied: „Komme ich nicht wieder und morden sie mich, so beschwöre ich dich, lieber Bruder, laß nicht ab, zu lehren und bei der Wahrheit des göttlichen Wortes zu beharren; du kannst es noch bester als ich, und darum ist's auch nicht viel Schade um mich." — Mit Thränen sahen die Wittenberger ihn scheiden und sandten ihm die heißesten Segenswünsche nach. — Neben ihm im Wagen saß der kaiserliche Herold, welcher ihn sicher geleiten sollte. Wie nöthig das war, ersah man aus den vielen päpstlichen Verhafts- befehlen, die man an allen Ecken in den Städten angeschlagen erblickte. Es glich aber die Reise fast dem Zuge eines Kaisers. In Schaaren strömte ihm das Volk entgegen, um den kühnen und geliebten Mann noch einmal zu sehen! „Lieber Bruder Martin," hieß es da oft, „gehe nicht hin! denke an Huß!" — Welch' ein unerschütterlicher Muth und welch' ein freu- diges Gottvertrauen ihn aber beseelte, das hat er ausgesprochen in dem Liede: „Ein' feste Burg ist unser Gott," das er auf dieser Reise dichtete *). Und als ihn noch kurz vor Worms einer seiner Freunde zum Umkehren bewegen wollte, da sagte er: „Und wenn so viel Teufel in Worms wären, wie Ziegel aus den Dächern, so wollte ich dennoch * kommen." Am 16. April fuhr er zur Stadt hinein nach dem deutschen Hofe, wo der Kurfürst von Sachsen wohnte. Von allen Seiten strömte das Volk zu Tausenden herbei, und kaum konnte der Wagen sich langsam durch die Menge dahin bewegen. 7. Luther vor Kaiser und Reich. Gleich am folgenden Tage wurde er vor die Versammlung geladen. Wegen der außeror- dentlichen Volksmenge, die sogar die Dächer besetzt hatte, um ihn zu sehen, führte man ihn durch Gärten und verborgene Gänge nach dem Bischofshof, wo der Reichstag gehalten wurde. Als Luther eben ein- treten sollte, trat ein grauer Kriegsheld, Georg von Frundsberg, an ihn heran, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Mönchlein, Mönchlein, du thust jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher. Oberster auch in unserer ernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist du auf rechter Meinung, so sei getrost, Gott wird dich nicht ver- lasten!" — Jetzt rauschten die Flügelthüren auf. Festen Schrittes trat Luther in den Saal und stand dem deutschen Reiche gegenüber. Da saß der Kaiser Karl V. und sein Bruder, der Erzherzog Ferdinand; da waren 6 Kurfürsten, 24 Herzöge, 8 Markgrafen, 30 Bischöfe und Prälaten und viele andere. Aller Augen richteten sich auf den kühnen *) Nach Andern soll er es ans der Beste Koburg gedichtet haben.
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TM Hauptwörter (200)200

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