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von Wohldenberg öfter Vögte des Klosters Gandersheim. — Solcher-
weise gekräftigt verstanden es die Bischöse ganz vortrefflich, aus jenen
kleinen Anfängen, von denen wir oben gesprochen haben, sich große
Herrschaften zu bilden. Vieles spendeten ihnen fromme Seelen, die
damit ihr Seelenheil zu befördern glaubten, vieles wurde zusammen-
gekauft, anderes ließen sie, die durch die Spenden der Gläubigen immer
Geld in der Tasche hatten, sich verpfänden und es wurde nicht wieder ein-
gelöst. So kam es denn allmählich, daß von dem Umfange unserer
jetzigen Provinz Hannover nicht weniger als 231 Q.m. im Besitz
geistlicher Fürsten waren. Es waren das Bisthum Hildes heim
(33 Q.m.), das Erzbisthum Bremen (92 Q.m.), das Bisthum
Verden (21 Q.m.), das Bisthum Osnabrück (42 Q.m.), die
Aemter Linden und Duderstadt(3 Q.m.), welche zum Erzbisthum
Mainz gehörten, und das jetzigeherzogthum Aremberg-Mepp en
(40 D.m.), welches einen Theil des Bisthums Münst er bildete.
Da waren es denn Herren aus den reichen Adelsgeschlechtern und
aus fürstlichen Häusern, welche den Bischofstuhl und die Stellen der
Domherren inne hatten. Anfänglich fand neben ihnen auch wohl noch
ein bürgerlicher, theologisch gebildeter Mann seinen Platz; zuletzt aber
war durch Gesetze bestimmt, daß diese Stellen, die ein ungeheures Ein-
kommen hatten, nur Mitgliedern des alten Adels zugänglich waren.
Diese hielten sich dann Vicare, welche für sie die gottesdienstlichen Ver-
richtungen versahen. Sie selber pflegten ganz weltlich zu leben, nur
daß sie unverheirathet sein mußten. Dabei waren die Domherren, die
das sog. Capitel bildeten und den Bischof zu wählen hatten, in ihren
Einkünften von letzterem ganz unabhängig. Schon früh hörte das ge-
meinsame klösterliche Leben auf; jeder Domherr bewohnte ein eigenes
Haus, die fog. Curie. Dann wurde der Bischof gezwungen, dem Capitel
gewisse Güter zu eigener Verwaltung zu überlassen, und diese Ver-
waltung besorgte der Probst, der oberste Geistliche nach dem Bischof.
Später schritt diese Sonderung noch sort, und jeder Domherr erhielt
seine eigenen Güter zur Verwaltung und Nutznießung, die sogenannten
Pfründen.
Nun kehren wir zu unseren Vorfahren zurück, um zu sehen, wie
es ihnen nach der Eroberung ihres Landes im Weltlichen ergieng. So
lange der große Karl noch regierte — zehn Jahre nach dem Erlöschen
des Kampfes — gieng es dem Volke gut; überall herrschte Friede
und Ruhe im Lande. Aber unter seinen schwachen Nachfolgern folgte
eine Zeit des bittersten Wehs. Zunächst bedrängten äußere Feinde
das Land. Die Küstengegenden wurden von den Normannen, kühnen
Seeräubern, verheert, welche mit ihren leichten Schiffen weit in die
Flüsse hinaufdrangen. Im Osten griffen die Wenden die deutschen
Grenzen an, und das wilde Reitervolk der Ungarn verheerte alle
deutschen Provinzen bis tief ins Herz des Sachsenlandes hinein. Im
Innern bedrückte der Stärkere den Schwächeren. Erst als der König
Heinrich (919—936) auf den Thron kam, wurde es etwas besser.
Aber das vorgehende Jahrhundert war eine Zeit der entsetzlichsten
Schmach, die Deutschland je gesehen hat. Da geschah es, daß die klei-
nen freien bäuerlichen Grundbesitzer, die nicht mehr im Stande waren,
sich und das ihrige vor der Grausamkeit und den Plünderungen des
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Extrahierte Personennamen: Wohldenberg Karl Karl Heinrich_( Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Gandersheim Bremen Erzbisthum
Mainz Ungarn Sachsenlandes Deutschland