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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 127

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 127 — Tropfen guter Wein ist dort zu finden!" Aber kopfschüttelnd wehrte der Jüngste ab und sagte: „Jürge, wenn der Bischof Otto dein Vor- haben erführe, so würde es uns schlecht ergehen, zudem bin ich müde und wer weiß, ob wir nicht morgen harte Arbeit haben." So trennten sich die Brüder, Hans ging in sein Zelt und Jürge setzte sich grübelnd auf den nächsten Stein. Plötzlich vernahm er in der Stille der Nacht den Schlachtruf der Braunschweiger. Dem Herzog Heinrich von Braunschweig waren von seinem Bruder Friedrich Truppen gesandt worden, um das Lager der Verbündeten heimlich in der Nacht zu umzingeln und so die Belagerung von Celle zu rächen. Atemlos stürzte nun Jürge zu den Zelten der Anführer seines Heeres und teilte ihnen das Geschehene mit. Diese schwangen sich rasch auf ihre Pferde und stellten sich mit ihren Truppen kühn dem Feinde entgegen. Bischof Otto von Minden ermunterte seine Soldaten immer von neuem, aber vergebens, das Heer der Braun- schweizer war ihnen an Stärke weit überlegen, die Söldner warfen ihre Waffen fort und entflohen, von den brannschweigischen Reitern verfolgt. Am Abend desselben Tages hielt ein Trupp brauuschwei- gischer Reiter vor dem Wirtshause eines Dörfchens in der Heide, die Gefangenen wurden drei Knechten zur Bewachung übergeben. Unter ihnen befand sich auch Bischof Otto von Minden; traurig über sein Schicksal warf er sich auf dem Boden hin und her und versuchte einzuschlafen, als auf eiumal ein brannschweigischer Hauptmann ihn aufforderte, unverzüglich aufzustehen und ihm zu folgen. Zögernd gehorchte er, stieg auf das vor der Thür stehende Tier und fort ging's im schnellen Lauf über die sandige Fläche, bis plötzlich beim Morgen- grauen der Bischof die Türme einer Stadt bemerkt und nach Verlauf von kurzer Zeit an dem Thor der Stadt das Wappen seines Kampf- genossen, des Grafen von Hoya, erkannte. Verwundert sieht er sich nach dem brannschweigischen Hauptmann um, aber dieser hat sein Visier fallen lassen und ist kein anderer als der treue Jürge. Dieser hatte sich, von brauuschweigischeu Reitern verfolgt, in ein Weidengebüsch am Ufer der Aller geflüchtet. Von hier aus sah er die Gefangennahme seines Herrn. Ruhig verhielt er sich iu seinem Versteck, in der Nacht jedoch schlich er auf das Schlachtfeld

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 145

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 145 — gestüm und ihre unbezähmbare Kampfeswut. Gegen Armins Befehl brach die Hauptmasse der Cherusker zu früh hervor und stürzte sich auf die stärksten Reitergeschwader. Da befahl Germanicns der übrigen Reiterei, seitwärts eine Wendung zu machen und die Angreifer im Rücken anzufallen. Jetzt griff auch das Fußvolk an, und zu gleicher Zeit fiel die Reiterei den Deutschen in den Rücken und in die Flanken. Nach einem wild-verzweifelten Kampfe geriet die deutsche Schlachtordnung in gräßliche Verwirrung. Die einen drängten von der Ebene dem Walde zu, die andern aus dem Walde ins Freie. Ter Teil der Cherusker, der aus der Anhöhe mit Armin gehalten hatte, wahrscheinlich das Gefolge des Herzogs, wurde jetzt herab- gedrängt. Weithin kenntlich ragte über alle der große Held hervor. Durch gewaltige Thaten und ermunternden Zuruf, durch Hindeuten auf seine frisch blutenden Wunden suchte er den Kampf zum Stehen zu bringen. Umsonst! Wunder der Tapferkeit verrichtend, stürzte er auf die Bogenschützen los, um ihre Reihen zu durchbrechen, und dies wäre ihm geglückt, wenn nicht die keltischen Kohorten sich ihm entgegengeworfen hätten. Dennoch schlug er sich durch, dank der Riesenkraft seines Armes und dem feurigen Ungestüm seines Nosses. Mit dem Blute der Wunde bestrich er sich das Antlitz, um nicht erkannt zu werden. Jetzt sprengte er gegen die Schar der Chauken, die in römischem Dienst standen. Diese freilich erkannten ihn doch. Aber wenn sie auch römische Waffen trugen, so war doch die deutsche Treue nicht ganz in ihnen erstorben. Wie auf Ver- abredung öffneten sich ehrfürchtig die Reihen vor ihm und ließen ihn durch. Auch Jngomer entrann. Die meisten Mannen lagen tot auf dem Schlachtfeld. Von der letzten Stunde des Vormittags bis zur Nacht hatte das Morden gedauert. Tie Römer hatten einen glänzenden Sieg erfochten und mit geringen Opfern. Auf der Walstatt errichteten sie einen hohen Erd- Hügel, häuften auf diesen die erbeuteten Waffen zu einem Sieges- zeichen und schrieben daran die Namen der in der Schlacht besiegten Völker. Aber der Mut der Deutschen war trotz ihrer furchtbaren Verluste nicht gebrochen. Wütende Scham erfüllte aller Herzen, daß der heimische Boden das römische Siegesmal trug. Schon nach Schulze, Heimatskunde. 1 n

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 79

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 79 — lästige?" Und Satan: „Ei ja wohl Hab' ich es gesehen; wenn du es mir aber gäbest, dann sollte es dir nicht mehr zur Last fallen !" „Nun, ich geb' es dir, doch unter der Bedingung, daß du es aus der Welt hinausschaffest." Da ging Satan vergnügt und froh hinweg und richtete einen großen Sack her, in den er alle Westfalen steckte und dann in die Lnft flog, um dieselben aus der Welt fortzuschaffen. Als aber diesen die Sache verdächtig vor- kam, begannen sie zu knurren und bereiteten ihrem Träger so viel Last, daß er vor Müdigkeit auf einem Berge den Sack niedersetzen mußte. Kaum fühlten dieselben sich wieder auf festem Boden, als sie alsbald den Sack zerrissen und davon flohen, daß keiner seines Nächsten mehr gedachte, und so ist es gekommen, daß sie in alle Welt zerstreut wurden. Als aber Satan wieder zum Herrn kam, machte dieser ihm Vorwürfe und fprach: „Nun, was hast du thun wollen? Ich hatte dir die Westfalen gegeben, damit du sie aus der Welt sortschaffen solltest, und du hast sie im Gegenteil über die ganze Welt zerstreut!" Jener aber: „Halt es mir zugute, Herr! Du kennst ja das Volk, wie hartnäckig es ist, weder auf mich, noch auf dich wollen sie hören. Sieh, ich geb' sie zurück in deine Hände; mache mit ihnen, was dir gut dünkt." Legende. Der niedcrsächsische Volksstamm. Innerhalb des norddeutschen Tieflands westlich von der Elbe an wohnen die Nachkommen des niedersächsischen Stammes, der südlich bis in die zunächst angrenzenden Gebirgslandschaften, nörd- lich bis zu dem Küstensaum der Friesen, nordöstlich bis zu der Eider und dem Tannewerk, den alten Grenzen der Dänen gegen die Deutschen, und westlich bis nahe an den Rhein in der Ebene, seinem Lieblingsaufenthalte, ausgebreitet faß. Kenntlich als ein Stamm durch die niederdeutsche Sprache, wenngleich sie in mehrere Mundarten zerfällt, hat er zugleich mancherlei eigentümliche Sitten und Einrichtungen bewahrt. So erinnert uns zugleich bei dem Eintritte in diese Gegenden noch heute das westfälische Bauernhaus daran, daß wir uns in dem alten Sachsenlande befinden — ein

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 438

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 438 — 4. Das Herzogtum Westfalen nebst der Grafschaft Arnsberg und die Kreise Arnsberg, Meschede, Brilon, Olpe. 1) Aus der Geschichte des früheren Herzogtums Westfalen nebst der Grafschaft Arnsberg bis zur preußischen Herrschaft. Das Herzogtum Westfalen wurde 1180 als ein Bestandteil des alten Herzogtums Sachsen, nach dem Sturze seines Herzogs Heinrich des Löwen gebildet. Zum neuen Herzoge wurde der Erz- bischos von Köln, Philipp von Heinsberg, in dem Berglande an der obern Ruhr und Lenne, in dem sogenannten Sauerlande, in dem seine Vorsahren schon in der fränkischen Zeit einzelne Be- sitzungen, z. B. Soest, Werl, Medebach, Attendorn, erworben hatten, gegen eine Zahlung von 80 000 Mark von Friedrich Barbarossa ernannt und vereinigte es als den Hauptbestandteil des westfälischen Niederstifts mit dem Kurfürstentum Köln. Der bedeutendste Kurfürst des Herzogtums Westfalen war un- streitig Engelbert der Heilige, der letzte Sprößling der alten Grafen von Berg. Er war 1216 eben zum Erzbischof von Köln erwählt worden, als sein Bruder, Graf Adolf V. von Berg, das Kreuz nahm und zum gelobten Lande zog. Während der Abwesenheit desselben herrschte Engelbert im bergischen Lande und behielt auch die Zügel der Regierung noch in Händen, als Adolf V. vor Damiette in Ägypten gefallen war (1217), obschon seine Nichte Irmgard herangewachsen und bereits mit dem Grafen Heinrich von Limburg (an der Maas) vermählt war. Engelbert war mit vortrefflichen Herrschergaben ausgerüstet. Sein äußerer Anstand war ehrsurcht- gebietend; von seiner Leutseligkeit war jeder hingerissen, der ihm nahte; seiner Beredsamkeit konnte niemand widerstehen. Unver- drossen arbeitete er für das Wohl seines Landes und gab allen seinen Unterthanen ein leuchtendes Beispiel rastloser Thätigkeit und gewissenhafter Pflichterfüllung. Darum blühten unter seiner Re- gierung die Städte und Dörfer; der Landmann baute fröhlich seinen Acker, der emsige Handelsmann zog heiter seine Straße; denn keine Räuberhorde wagte es, die Thäler des Landes zu betreten.

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 507

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 507 — nächst unter den Grafen von der Mark, die ihre Herrschaft in dem Lande umher weit ausgebreitet hatten. Zahlreiche Sagen reden noch von dem Aufenthalte Karls des Großen auf der Syburg. Auf dem Chor der Kirche soll er einst mit seinen Herzögen und Gewaltigen sein Gebet verrichtet haben; auch der Papst Leo Iii. soll mit einem unzählbaren Gefolge geist- licher Fürsten auf der Syburg erschienen sein, um die heilige Stätte für den christlichen Gottesdienst zu weihen, nachdem vorher in derselben einem Götzen der heidnischen Sachsen geopfert worden war. Zur Weihe der Kirche aber soll der Papst das Wasser aus dem Brunnen erhalten haben, der in späterer Zeit der Sankt- Petersbrunnen genannt worden ist. Nach Karls des Großen Zeiten ist die Hohensyburg zerfallen; aber unter Heinrich Iv. entstand zwischen den Ringmauern der alten Feste eine neue. Vielleicht war dieselbe ursprünglich zum Schutze der zu ihren Füßen liegenden Reichsgüter bestimmt; später kam sie jedoch in den Besitz eines Rittergeschlechtes, das sich nach der Burg seinen Namen gab. Aber die Ritter von Syburg wurden Raubritter und Wegelagerer und machten die Umgegend unsicher. Unter der kräftigen Regierung des Kaisers Rudolf von Habsburg gelang es endlich dem tapfern Grafen Eberhard von der Mark, ihnen das Handwerk zu legen. Er eroberte und zerstörte die Syburg im Jahre 1287, also kurz vor der Zeit, in der Westhofen seiner Herrschaft unterworfen wurde. Nachmals ist die Burg nicht wieder aufgebaut worden. Von dem Kampfe der Sachsen aus Hohensyburg nehmen wir noch folgende Schilderung eines Geschichtsforschers auf: An einem schönen Frühlingsmorgen des Jahres 775 nach Christi Geburt wurde es auf der Sachsenfeste Sigiburgum (Hohensyburg) lebendig. Krieger standen aus der Platte und schauten ins Land hinaus. Es waren kräftige Gestalten, beinahe 2 m groß, mit blauen, kühn blickenden Augen. Das blonde Haar trugen sie in der Mitte des Kopfes ge- scheitelt und bis auf die Schulter herabhängend, wo es ringsherum glatt abgeschnitten war. Ihre Kleidung bedeckte nur teilweise den Körper. Ein kurzer, weiter Rock von rauhem Leinenzeuge, der

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 89

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 89 — Kartoffeln, welche bei ihnen häufig nicht nur das Fleisch, sondern selbst das Brot ersetzen müssen, für den Speck und den Pumpernickel der Westfalen hergeben, und gehörig gefetteter Kohl mundet am Ende besser, als Kohl ohne Fett. Mit einem Worte: der Genuß ist hier nicht verfeinert, aber man hat zu leben; und wenn auch der Pumpernickel nicht so berühmt geworden ist, wie der Schinken, den man in Westfalen vortrefflich zu räuchern versteht, so schmeckt dieser doch gewiß nie besser, als wenn er vom Pumpernickel begleitet wird. Seit wann das eigentümliche Schwarzbrot in Westfalen gebacken worden ist, meldet die Geschichte nicht; aber wenn es, wie einige meinen, bereits bei den alten Sachsen bekannt war, so läßt sich ihr kräftiger Widerstand gegen die Römer und Franken erklären. Tenn der Pumpernickel ist ein Brot zum Totschlagen, ist ein derbes Roggen- brot, zu welchem das ganze Korn gemahlen wird, weshalb es die ungeminderte Fülle der Kornkräfte besitzt; nicht bloß den Corpus, sondern auch den Spiritus. Man muß ihn allerdings verdauen können, um ihn vollständig zu würdigen; aber daß es im Lande an den guten Magen nicht fehlt, beweist die kernige Gesundheit der Leute. Ter Pumpernickel wird in ungeheuren Laiben bis zu dreißig und vierzig Pfund Gewicht gebacken und gewinnt gleich dem Weine durch das Alter an Wohlgeschmack und Kraft. Was aber die Nahr- haftigkeit betrifft, so darf man annehmen, daß ein Pfund Pumper- nickel mehrere Psund Weißbrot ersetzt. Übrigens ist derselbe, gut ausgebacken und mehrere Tage alt, nicht ganz so schwer zu ver- dauen, wie man gewöhnlich glaubt. Dabei ist er das beste Zahn- Pulver, da er die Zähne weiß und gesund macht, wie er den Magen schleift und schärft. Wie wert aber dieses Brot gehalten wird, ersieht man am besten aus dem Heimweh der Westfalen nach ihrem Pumpernickel. Studierende lassen sich ihn nach der Hochschule schicken, und weuu solch ein Leckerbissen angekommen ist, so kann man sicher sein, daß Westfalen, Osnabrücker und Ostfriesen einander zu Gaste laden. Also darf man den Gegnern des Gebäcks durchaus nur in so weit Glauben schenken, als es nicht für zarte und an sitzende Lebensart gewöhnte Körper geeignet ist. Nennt man es doch im Lande selbst ,,dat growe Brand".

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 238

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 238 — Arbeiters an Wittekind, als er dem Bau eines Hauses zuschaute: „Here fort (daher soll Herford kommen), de Bile fällt". Als Bern- hard von der Lippe die Löwenburg baute, war Bielevelde bereits mit Mauern umgeben, hatte aber noch keine eigene Kirche. Es trat 1220 der Hansa bei und nahm im 13. Jahrhundert die Stadtrechte von Mimegardefort an, die 1287 vom Grafen Otte Hi. und 1326 von Otto Iv. bestätigt wurden. Am 26. November 1833 verlieh ihr Friedrich Wilhelm Iii. die revidierte Städteordnung. 1203 eroberte Bischos Hermann von Münster die Stadt, zerstörte die Mauern und befahl den Bürgern wie zum Hohn, allen Eichen um die Stadt die Köpfe abzuhauen. Hermann Iii. von Ravensberg be-- festigte sie aufs neue und Wilhelm von Cleve zog 1554 Wälle und starke Mauern, errichtete auch feste Thore. Im dreißigjährigen Kriege kamen erst holländische, dann kaiserliche und spanische Truppen. Tilly wütete dort schrecklich trotz des Widerstandes, den das Land- Volk unter der Führung des Herrn von Patthorst und Ledebur zu Mühlenburg leisteten. Im siebenjährigen Kriege drangen die Frmt- zosen am 14. Juni 1757 ein und kamen mit dem Nachtrabe der verbündeten Armee in Kampf. Nach der Schlacht bei Minden flohen sie eilig davon, schleppten aber an Beute mit, was sie fort- tragen konnten. Die Stadt besteht aus den beiden durch den Lutterbach getrennten Alt- und Neustadt. In jener liegt die Altstädter oder Nikolai- kirche mit einem kunstvollen reichgeschnitzten Flügelaltar aus den: Anfange des 16. Jahrhunderts, in dieser die Neustädter oder Marien- kirche mit den Grabdenkmälern des Grafen Otto Iii. von Ravensberg, seiner Gemahlin Hedwig von der Lippe sowie ihrem beiderseitigen Sohne Ludwig, sowie mit denen des Herzogs Wilhelm von Jülich und dessen Gemahlin Adelheid von Tecklenburg, endlich mit dem des Grafen Oyn von Palsterkamp, der als Droste vom Sparenberg 1021 starb. Im Kirchenbuche zu Heepen steht: Anno 1236 is de Kerke sünte Nicolaus up de Oleustatt Bielevelde assgesündert van der Kerken tho Hepen mit Vullborde des Hochwürdigen in Gott, Biscop Bernhard tho Paderbornen. Bielefeld gehörte bis dahin kirchlich zu Heepen und wurde von daher durch einen Gottesdienst, den ein

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 252

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 252 — die Hälfte brannte 1708 nieder und wurde vom Grafen Moritz Kasimir im Geschmacke des 17. Jahrhunderts wieder hergestellt. Als das Geschlecht der Herren zu Rheda mit Wittekind, der in den Kreuzzügen umkam, erlosch, brach ein 150 jähriger Zwist zwischen seinen Verwandten, den Grafen von Tecklenburg und den edlen Herrn zu Lippe aus. Der Besitz wechselte zwischen beiden. 1373 aber besiegte Otto von Tecklenburg Simon zu Lippe, setzte ihn gefangen und zwang ihn zum Verzicht. In den Jahren 1478—1479 wollten sich die Grafen von Lippe wieder der Herrschaft Rheda's bemächtigen. Sie erlitten aber durch Nikolaus Iii. von Tecklenburg eine Niederlage und retteten sich kaum hinter die Mauern von Wiedenbrück. Mit dem Grafen Kon- rad starb 1575 der Mannesstamm der Tecklenburger aus, und Tecklen- bürg nebst Rheda kam an dessen Schwiegersohn Graf Ewarvyn von Bentheim. Seine Nachkommen besitzen noch jetzt Rheda unter preußischer Herrschaft. Von der Stadt Rheda sei noch erwähnt, daß am 23. Dezember 1721 als Sohn eines Regierungsrates der berühmte Arzt und Schriftsteller Christoph Ludwig Hoffmann dort geboren wurde. Er ließ sich nach seinem Studium auf den Uni- verfitäten in Rintelen und Jena in seiner Vaterstadt als Arzt nieder, übte eine bedeutende Praxis und forschte unablässig weiter. Graf Arnold Ii. von Bentheim-Steinsurt hatte 1588 eine Hochschule in Steinfurt gegründet, deren Professor wurde er 1756. Als er dort die pockenkranke Tochter des Erbdrosten zu Tarfeld, die von den Ärzten schon aufgegeben war, durch kampfergetränkte Tücher heilte, berief ihn der Kurfürst zu Köln, der Fürstbischof von Münster, zum Direktor seines medizinischen Kollegs in Münster und zu seinem Leib- und Hofarzte. Bei dem Ausbruche einer Pockenepidemie führte er die Impfung der Menschenblattern trotz heftigen Widerspruchs ein. Auch gelang es ihm, den im Zuchthause herrschenden Skorbut durch Licht, Lust und Reinlichkeit zu bekämpfen. Bei allen seinen Verbesserungen in der Gesundheitspflege stand ihm sein Herr kräftig zur Seite. Seine inhaltreichen Schriften, namentlich die wichtigste über die Pocken, veranlaßten seine Ernennung zum Direktor

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 391

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 391 — sogleich erzählt wird, daß der Koch in einem Fische den Schlüssel gesunden hätte. Liudger läßt sich den Schlüssel zeigen, sieht, daß es eben der Schlüssel zu jenem Gefängnis ist, und erkennt in dem Wiederfinden ein Zeichen, daß Gott sein Gebet um Be- kehrung jenes Sünders erhört habe. Dieser wird alsbald mit der Ermahnung, fortan nie mehr zu fluchen, sondern bei jeder Witterung Gott zu loben, in Freiheit gesetzt. Der Mann hat die Ermahnung stets treu befolgt. Eines Abends ging der Bischof, um die freie Natur zu ge- nießen, auf den sogenannten Billerbecker Berg. Da fand er mitten im Mulde ein kleines erbärmliches Häuschen, und als er näher kam, sah er eine Frau in der Thür stehen, welche sehr schmutzig gekleidet und im Gesichte ganz schwarz war. Er ging hinein und fragte die Frau nach dem Grunde ihrer Unreinlichkeit, worauf diese ihm antwortete: „Herr, der Brunnen, den du hier siehst, ist ausgetrocknet, die ganze Gegend ist wasserleer, und ich weiß nicht, wo ich mich waschen soll!" Kaum hatte die Frau ausgeredet, so ergriff Ludgerus mit den Händen zwei Gänse, welche eben neben ihm standen, warf diese in den ausgetrockneten Brunnen und sprach: „Diese Tiere werden sich durch die Erde einen Ausgang suchen; gebt genau acht, wo sie wiederum zum Vorschein kommen, und grabet an dieser Stelle einen Brunnen, welcher euch Wasser geben wird in Fülle, und der, so lange die Welt steht, nicht versiegen soll!" Die Gänse arbeiteten sich täglich in die Erde hinein, gruben sich durch den ganzen Berg hindurch und kamen am anderen Morgen, zum Erstaunen der Leute, in Billerbeck aus der Erde hervor. An der Stelle aber, wo sie ans Licht kamen, entstand eine herrliche, klare Quelle, welche gegenwärtig noch reichlich fließt und der Ludgerus-Brunnen genannt wird. Das Bildnis des heiligen Bifchofs steht in Stein darauf abgebildet, wie er in der Hand seinen Bischofsstab trägt und mit der anderen auf den Berg hinzeigt, woher die wunderbare Quelle entstanden ist. Auf dem Billerbecker Berge selbst steht gleichfalls an der Stelle, wo ehemals der vertrocknete Brunnen war, Ludgerus in Stein abgebildet, wie er im Begriffe steht, die Gänse in den Brunnen zu werfen.

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 433

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 433 — bis in diesen Süden vor, und manche glauben, daß Surland hieße eigentlich das Süderland der Sachsen und sprechen und schreiben es auch so und nicht mehr Sauerland. Nach der Besiegung unter Karl dem Großen bildete das Ge- biet den großen Gau Westfalen unter einem königlichen Grafen und blieb so noch eine Zeitlang ein Ganzes; nur daß schon damals die Königshöse Dortmund, Westfalen, Huckarde und andere, der Amtsgewalt der Grasen enthoben, unmittelbar unter dem Reiche standen. Als unter Karls Nachfolgern das Grafenamt bald erblich geworden war und zwar in einem edlen westfälischen Hause, das seit dem 11. Jahrhundert den Namen von Arnsberg führte, zerfiel durch Erbteilung die alte Grafschaft Westfalen in mehrere kleinere Gebiete. Es entstanden nach und nach die Grafschaften Mark und Hohenlimburg, Arnsberg im engeren Sinne, das Herzogtum West- falen. Dieses letztere wurde 1180 gebildet, als Heinrich der Löwe seines Herzogtums Sachsen entsetzt, wozu auch Westfalen gehörte, und das Herzogtum zu Westfalen und Engern dem Erzbischof zu Köln, Philipp von Heinsberg, und defsen Nachfolgern verliehen wurde. Diefes neue Herzogtum trug nun den Namen Sauerland im engeren Sinne, umfaßte auch noch Gebiete, die später der Gras- fchaft Mark anheimsielen, so daß man von dem märkischen Sauer- lande mit den jetzigen Kreisen: Hattingen, Schwelm, Hagen, Jser- lohn, Altena, und von dem kölnischen Sauerlande spricht, das mit den jetzigen Kreisen Arnsberg, Meschede, Brilon, Olpe, aber mit Einschluß des nordöstlichen Teiles des Kreises Iserlohn, der Südost- Hälfte des Kreises Soest und des Kreises Lippstadt ohne die gleich- namige Stadt gebildet wird. Rein geographisch bezeichnet man auch wohl mit Sauerland die Gegend südlich von der Ruhr und Möhne bis zum Rothaargebirge, und nennt das saarländische Gebirge die Höhenzüge südlich, von der Hardt und dem Ardey bis einschließlich desselben. 3. Der Lauf der Ruhr. Der wichtigste und schönste Fluß des Regierungsbezirks ist die Ruhr. Sie entspringt auf der Hochfläche von Winterberg, die sich Schulze, Heimatskunde. 28
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