Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
95 —
10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege.
„Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie.
Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."
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Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Erster Abschnitt.
J\m -er ältesten Zeit.
1. Die vorgeschichtliche Zeit.
Aus uralten Grabhügeln schöpfen wir Kunde über die menschliche Besiedelung unserer f^eimat in jener grauen Vergangenheit, über die uns keinerlei Aufzeichnungen berichten. Waffen, Schmu cf, Werkzeuge und Aschenurnen fördern die absichtlichen oder auch zufälligen Ausgrabungen zutage, lauter Dinge, die mir als wahrheitstreue Zeugen des Kultur-standes der Geschlechter ansehen dürfen, welche die Toten an der erschlossenen Fundstelle in die Erde senkten. Die Wissenschaft teilt die „vorgeschichtliche Zeit" nach der verschiedenartigen Beschaffenheit der Gräberfunde in mehrere Abschnitte ein.
Die Altere Steinzeit stellt sich als die Zeit der behauenen Steinwerk-Zeuge dar, die bald sorgfältiger, bald flüchtiger aus Feuersteinknollen Zugehauen und an den Schneiden und Kanten gezähnt sind. Der Mensch führt ein )äger- und Fischerleben. Unterfranken hat bis jetzt keine Kulturreste aus dieser Periode aufzuweisen.
Die jüngere Steinzeit reicht bis 2500 v. Lhr. Der jetzt seßhafte Mensch ernährt sich nicht mehr allein von )agd- und Fischfang, sondern treibt Ackerbau und Viehzucht. Geräte und Waffen schleift er sich aus festen fchieferartigen Gesteinen, die er poliert und durchbohrt. Neben dem geschliffenen Steinbeil spielen L^olz-, Hirschhorn- und Knochenwerkzeuge eine große Holle. Die Töpferei tritt auf, Weben und Korbflechten sind dem Menschen der Jüngeren Steinzeit ebenfalls geläufig. Die Tongefäße haben band- oder schnurartige Verzierungen (Band- und Schnurkeramik). Der Mensch siedelt in Dörfern oder dorfähnlichen Gemeinschaften in der Nähe von Wasserläufen. Die ßütten der Wohnanlagen sind aus rahmen-oder riegelartig errichteten Wänden mit Flechtwerk- oder Spaltholzdichtung aufgebaut und mit Lehm beworfen. Bandkeramische Funde wurden am untern Main bei (Eichelsbach, Wenigumstadt, Pflaumheim,
Eichelsbacher, Bilder au; jranfe ts Vergangenheit.
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Extrahierte Personennamen: Bandkeramische
Extrahierte Ortsnamen: Hirschhorn- Main Eichelsbach Wenigumstadt Pflaumheim
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Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
3n den zwei Vorderfeldern, die von den Fabrikgebäuden und dein Friedhofe eingenommen werden, kamen auch zahlreiche Mauerreste zum Vorschein, die darauf schließen lassen, daß Massivbauten die Rändev umsäumten und Baracken die freien Flächen füllten.
Das Badegebäude war 50 m vor der südlichen Hälfte der Kastellfront errichtet (44,5 X *9,^5 m). Es zerfiel in das Abkühlungszimmer (zugleich Auskleideraum), an das sich zwei Kaltwasserbecken anschlossen, einen Durchgangs- und Zilfsraum, ein Zimmer für laue Wannenbäder, einen weiteren Laderaum mit Warmwasserbehälter, zwei Schwitzabteilungen und den Bauptheizraum mit einer Vorkammer. Die Zuleitung des Wassers erfolgte vielleicht durch ein Schöpfwerk vom Main, die Ab-wässer leitete ein Abzugskanal in den Fluß. Die Warmluft lief durch Lieizkanäle und strich durch die Zwischenräume der in Pfeiler aufgelösten Mauern und durch runde oder eckige Heizröhren.
An der Fortsetzung der Lagerstraße breitete sich die bürgerliche Niederlassung, das Lagerdorf, aus. Der 9 m breite Straßenkörper bestand aus Gneissteinen und grobem Kies mit feiner Rollkiesdeckung. Rechts und links liefen Straßengräben mit Abzugskanälen nach dem Main. Eine zweite Straße zog im Südosten des Kastells auf der Mainseite in loo m Abstand der Hauptstraße parallel. Verbindungswege lassen sich teils nachweisen, teils vermuten. Ober 50 Keller und kleinere Gebäude wurden aufgedeckt. Daß die sämtlichen Dorfgebäude einer verheerenden Katastrophe zum Opfer fielen, beweist der starke Brandschutt, der alle Keller erfüllte. Fast hinter jedem Keller befand sich ein Brunnen von ungefähr 7 m Tiefe.
3m Osten des Kastells lag ein kleiner, heiliger Bezirk, der zwei Tempel (Mithreum und Dolichenum), ein kleines Gräberfeld und eine Reihe von Aufmauerungen zu beiden Seiten der Straße, die einst Altäre getragen zu haben scheinen, umfaßt. Die Gräber waren sämtlich Brandgräber. Der ßauptbegräbnisplatz lag nördlich vom Lager, nebenan stand der Verbrennungsofen. Zwei Ziegelöfen, ein Töpferofen und ein Anlege-platz wurden ebenfalls festgestellt.
Reiche Funde an Münzen, Bronze- (Fibeln, Beschläge, Anhänger, Knöpfe, Werkzeuge, Geräte, Gefäße) und Eisengegenständen (Waffen, Werkzeuge, Geräte, Pferdegeschirr, Wagenbeschläge, Haken, Nägel), Steininschriften und trfulpturen, Altären und Reliefbildern, Tongefäßen, tlöpfer- und Ziegelstempeln, Bein- und Hornstücken erzählen uns von der Geschichte des Kastells und der Bürgersiedelung.
Die zuletzt ausgegrabenen Reste zweier Erdkastelle zwischen dem Steinkastell und dem Orte waren die ursprünglichen Befestigungsstätten. Jedenfalls bestand zur Zeit Domitians (sn,—96) zu Stockstadt eine kleine Erdschanze, die etwa 97—99 von einem größeren, unmittelbar südlich errichteten Erdlager abgelöst wurde. Auch dieses wurde um jjo aufgegeben und durch ein südlich von ihm angelegtes und bald darauf in
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Regionen (OPAC): Saarbrücken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 71 —
Sulzbach hat den Namen von einer Salzquelle, die in früherer
Zeit hier zutage trat. Die Grafen von Saarbrücken haben im
16. bis 18. Jahrhundert verschiedene Male versucht, Salz aus
derselben zu gewinnen, aber immer ohne lohnenden Erfolg, da
man nie mehr als 1 Pfund Salz aus 100 Pfund Wasser gewann.
Die Quelle ist seit Mitte des 18. Jahrhunderts ganz verschwunden.
Die preußische Bergbehörde ließ 1819 den alten Soolschacht
71 Fuß tief „aufgewältigen", man stieß da auf einen Bergbruch,
von einer Quelle fand sich keine Spur! Ebensowenig Erfolg
hatte man durch drei Bohrlöcher, die man 1829 bis zu 118 Fuß
hinabtrieb.
Der Ort gehörte urfprünglich den Grafen von Saarwerden,
bezw. deren Nachkommen, den Herrn von Kirkel, die ihn dann
zur Ausstattung von Töchtern mehrfach teilten. Daß keiner der
Herren einen großen Besitz hier haben konnte, ist daher begreif-
lich. So hatten z. B. die Herren von Sötern eine leibeigene
Familie, etwa 3 Gulden und 9 Faß Korn jährlich Einkünfte
hier, welche sie notgezwungen den Pfalzgrafen zu Birkenfeld als
Lehen auftragen mußten. 1418 hatte einer der Besitzer von
Sulzbach, Blick von Lichtenberg, eine Fehde mit den Herren von
Chrichingen und machte während derselben eine „Name", d. h.
Raubzug, in das diesen Herren gehörige Püttlingen. Sich zu
rächen, ließ nun der Chrichinger durch zwei seiner adeligen Diener
ebenfalls eine „Name" in Sulzbach machen, wobei die Hörigen
des Lichtenberg gefangen weggeführt und ihr Vieh genommen
ward. Nun mischte sich der Schultheiß von Saarbrücken, Niklas
von Völklingen, als Stellvertreter des Grasen, in den Streit.
Er behauptete, Sulzbach stehe in seines Herrn Schirm, läßt einige
reisige Knechte des Chrichingen ergreifen und einturnen und nötigt
letzteren, feinen Raub herauszugeben. Von nun an suchten die
Grasen auch Besitzungen im Orte zu bekommen, einen Herrn
nach dem anderen kauften sie aus, 1570 haben sie ganz Sulzbach
in Händen. Es sind uns Nachrichten über 11 solcher Käufe
erhalten. Vielen Streit hatte Sulzbach mit seinem Nachbar
St. Ingbert, da die Grenze lange Zeit nicht fest stand, bald
sollen die Sulzbacher auf dem St. Jngberter Bann ihr Vieh
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
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Regionen (OPAC): Saarbrücken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 13 —
1850 wurde auf den damaligen Eisenwerken nur einheimisches
Erz verhüttet, seit der Erbauung der Eisenbahnen nach Lothringen
und Luxemburg benutzt man nur mehr das viel ergiebigere Erz
dieser Länder, das einheimische hat gar keinen Wert mehr.
Am bedeutendsten jedoch und wichtigsten für die Bewohner,
die Industrie und den Staat ist der Reichtum des Landes an
Steinkohlen, über die schon vorher berichtet wurde. Die Kohlen-
gewinnung, deren zum ersten Male 1429 Erwähnung geschieht,
stand hier immer als Regal dem Landesherrn zu. Seit dem
16. Jahrhundert findet sich eine regelmäßige Kohlengräberei
durch Bauern entwender gegen Abgabe eines Teils des Gewinnes
oder eine bestimmte Geldsumme. Fürst Wilhelm Heinrich ließ
seit 1754 alle Gruben auf landesherrliche Rechnung betreiben,
welche Weise unter seinem Nachfolger beibehalten wurde. Die
französische Republik hatte anfänglich die Kohlengruben verpachtet,
nahm sie jedoch später wieder in eigenen Betrieb. Nur die der
Abtei Wadgassen gehörige Grube Hostenbach ward damals ver-
steigert. 1815 übernahm Preußen mit dem Lande auch die
Kohlengruben.
Für alle hiesigen fiskalischen Gruben besteht in St. Johann
eine königliche Bergwerksdirektion. Behufs der technischen Leitung
find dieselben 12 Berginspektionen unterstellt.
Anfangs ging die Kohlengewinnung fo vor sich, daß man
das zu Tage tretende Flöz soweit als möglich ausgrub, d. h.
Tagebau trieb. Später ging man zum Stollenbau über, seit
1820 fing man an, Schächte anzulegen, Tiefbau zu treiben und
Dampfmaschinen anzuwenden. Die alten Stollen, von denen
der längste, der Saarstollen, von Sulzbach nach St. Johann
11 Kilometer mißt, dienen heute fast nur mehr zur Abführung
der Grubenwässer.
Von der Großartigkeit des heutigen Betriebes geben nach-
stehende Zahlen einen Begriff. Abgebaut werden im ganzen
Gebiete 160 Flöze. Auf den fiskalischen preußischen Gruben sind
vorhanden 64 Förder- und 80 andere Schächte, 1691 Maschinen
mit zusammen 99 700 Pferdekräften, darunter 857 Dampf-
Maschinen, 565 mit Luftbetrieb, 227 Elektromotoren, 13 Wasfer-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Heinrich_ließ Heinrich Johann Johann