Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 4 - S. 9

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
D 01l0il0ll0ll0llll0ll0ll0ll01l0ll0(o§o)(o£ o)oiloiioilciioiiiioiioiioiioiioiio M (Olloiloiioiio I. Religiös-sittliches Leben Oiioiioiioiio Oüoüoiiomoii Iioi10iioiioiioiio(c>Qo)(os ojoiloiioiiomoii Iioiioüoiioiioiio w. !s gibt einen schönen Garten» allgrün zu jeder Zeit» drin blühn die Blumen» die zarten, ob draußen es stürmt und schneit. Er liegt im Herzen verborgen» und pflegst du mit Sorgfalt sein» strahlt hell an jedem Morgen Gottes warme Sonne hinein. Friedrich Wilhelm Weber. 1. Eine deutsche Samariterin. Die letzten ruhmreichen Kämpfe unseres Volkes haben uns nicht nur leuchtende Vorbilder des Heldentums gegeben, wir erblickten auch die schönsten Züge stillwaltender Wohltätigkeit und opferfreudiger Hilfe überall da, wohin der Krieg seine dunklen schatten warf, von dem Verbandplätze des flammenbeleuchteten Schlachtfeldes bis in die stille, düstere Lcke des heimatlichen Lazaretts, hinter dem siegreichen deutschen Heere stand einmütig das opferfleudige deutsche Volk, hinter dem kämpfenden deutschen Manne das hilfsbereite, sorgende Weib, und zwar von der mächtigen Herrscherin des Reiches bis zu der Arbeiterin, die ihre von der Mühe des Tages angegriffenen Rügen noch bei Nacht anstrengte, um ihren einzigen Schatz, das abgetragene Leinen, in Scharpie zu zerzupfen für die verwundeten Löhne des Vaterlandes. Vas leuchtende Beispiel, das die an der Spitze mildtätiger und patriotischer Frauenvereine stehenden deutschen Fürstinnen boten, wirkte geradezu belebend und begeisternd aus alle deutschen Frauen und ganz besonders auf diejenigen unter ihnen, die, von edler Menschenliebe getrieben, hinauseilten auf den Schauplatz des Krieges, um inmitten aller Schrecknisse eine segensreiche Tätigkeit zu entfalten. Unter diesen opferfreudigen Krankenpflegerinnen zeichnete sich ganz besonders Frau Marie Simon aus, deren Tatkraft, Umsicht und Rufopferung ihr die Rnerkennung Europas und unter den Kriegern den schönen, sie hoch ehrenden Namen „Mutter Simon" erwarben.

2. Teil 4 - S. 11

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
11 die Häuser heran, um der vorüberfahrenden Artillerie Platz zu bieten. Die Pferde mutzten ausgespannt werden, während wir auf den Leiterwagen sitzen blieben. Inzwischen war es Mitternacht geworden; es wurde General- marsch geschlagen,' Prinz Friedrich Karl rückte mit seinen in der Stadt befindlichen Truppen aus — dann aber wurde es etwas freier auf den Straßen, und wir konnten ans helfen denken. Das Seminar lag voll von verwundeten, und Massen von Wagen mit Unglücklichen, die nicht untergebracht werden konnten, standen noch auf den Straßen herum, wir besannen uns nicht, brachen die Kirche auf, da man sie uns nicht gutwillig öffnete, und suchten nun hier die Urmen unterzubringen. Zunächst sahen wir uns nach Stroh und sonstigem Material um, worauf wir sie betten konnten. In dem Seminar lagen mehr als tausend verwundete, und eine ebenso große Unzahl mußte die Nacht noch untergebracht werden. Die Kaiserswerther Diakonissen waren bereits im Seminar in Tätigkeit' meine Ulbertinerinnen aber übernahmen in Gemeinschaft mit den Wiesbadener Diakonen die pflege der verwundeten in der Kirche,' es war hier kein Plätzchen leer, alle Gänge waren belegt. Wir suchten ein Faß Wein zu bekommen, und das war das einzige, was wir, mit Wasser vermischt, den armen, erschöpften Menschen geben konnten. T§ war eine schreckliche Nacht,' in dieser einen Nacht habe ich mehr als fünfzig Jahre gelebt und gelitten,' ich hatte nur eine Bitte zu Gott: um Kraft zum Ausdauern; mir ahnte, es käme noch Schlimmeres. Meine armen Pflegerinnen waren sehr erschöpft,' ich konnte ihnen nicht einmal etwas bieten, um ihre Kräfte aufzufrischen,' denn der letzte Nest von den Mundvorräten, die ich für unsern eigenen Bedarf mit- genommen hatte, war in der Nacht aus den Straßen verteilt worden. Ohne irgend etwas genossen zu haben, mußten sie mit mir vom verbinden fort und auf unseren mit Kisten bepackten Leiterwagen weiter nach Metz vor. Wir fuhren gegen zwölf Uhr mittags ab. Die Hitze war grenzenlos. Die Kolonnen wirbelten einen Staub auf, daß wir kaum die Augen öffnen konnten. Alle Ortschaften, durch die wir kamen, waren in größter Aufregung; wir hörten Kanonendonner und sahen Feuerschein, der von brennenden Dörfern herrührte. Um acht Uhr abends erreichten wir eine Unhöhe, wo wir in gerader Linie kaum eine Stunde vom Schlachtfelde entfernt waren, wir vernahmen ganz deutlich das Kleingewehrfeuer und sahen das Uufblitzen der einzelnen Schüsse,' der Himmel war rot vom Feuerschein. Unsere wagen wurden auf ein Feld gefahren, und wir mußten dort eine feuchte, kalte Nacht zubringen. Unser aller hatte sich eine große Verzweiflung bemächtigt, daß wir hier still liegen bleiben mußten, anstatt Hilfe bringen zu können,' auch war es sehr beängstigend, nichts über den Uusgang der Schlacht zu wissen. Einzelne Soldaten, die sich im Getümmel der Schlacht von ihren Truppenteilen getrennt hatten, gesellten sich zu uns, viele darunter leicht verwundet' — sie brachten keine guten Nachrichten. Da endlich hörten wir Hurra rufen, und nun wußten wir, daß der Sieg für uns entschieden war.

3. Teil 4 - S. 13

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
13 um dieselbe Riesenarbeit hier von neuem zu beginnen. Ruch hier gab es kein Wasser, Eis noch viel weniger, und die Hitze war groß. Dazu überstieg der Krankenbestand an diesem kleinen Ort anfänglich 6000 Mann,- die Kirche war mit verwundeten überfüllt, Frau Simon schreibt darüber: „Ls ist rührend, wie die Rrzte und das ganze Sanitätspersonal es sich angelegen sein lassen, die Leidenden aus der Kirche herauszutragen auf den Friedhof in die frische, milde Luft, an ein sonniges Plätzchen — und sie sorgsam in ihre Decken hüllen oder letztere neben ihnen aufhängen, damit sie vor jedem Zug geschützt sind. Manchem haben sie das Lager auf einem Leichensteine zurechtgemacht. Da liegen nun Deutsche und Franzosen, die sich eben noch wütend bekämpft haben, friedlich nebeneinander aus einem Friedhofe, sie, die Lebenden, die erst ihr Leben so freudig eingesetzt und es jetzt doch nicht lassen mächten, unter den Toten, vorüber ist alle irdische Leidenschaft,- hier herrscht Friede und Versöhnung." So setzte die mutvolle Frau während des ganzen Krieges ihre opfer- willige Tätigkeit fort, vor Sedan wie vor Paris, überall zur rechten Zeit eingreifend, überall mit klarem Blick die nächsten Bedürfnisse erkennend, für deren Befriedigung ihr praktischer Zinn und ihre rasche Entschlossenheit auch stets Mittel und Wege zu finden wußte. Den größten Gefahren trotzte sie mit unerschrockenem Mut. von dem Umfange ihrer Rrbeiten und psiichten kann man sich kaum eine Vorstellung machen. In der Nähe von Paris hatte sie eine Verpflegungsstation errichtet und versah hier in der Zeit vom 10. Oktober bis zum 25. November mehr als 63000 Mann mit Suppe und Fleisch und 17500 Mann mit Kaffee. Rußerdem aber errichtete sie noch Passantenlazarette, in denen während derselben Zeit 4941 Kranke und verwundete aufgenommen und verpflegt wurden. Rls endlich der Friede geschloffen wurde und auch Frau Simon, begleitet von den heißen Segenswünschen Tausender, in die Heimat zurückkehrte, da ging sie sogleich an die Rusführung des planes, den ihre edle Seele inmitten aller Schrecken des Krieges gefaßt hatte: sie gründete eine Heilstätte für deutsche Invaliden und alleinstehende Kranke, zugleich eine Lehranstalt für Krankenpflegerinnen. Das dankbare Vaterland unterstützte fteudig das Werk. Mein nur kurze Zeit war es ihr vergönnt, ihre Schöpfung emporblühen zu sehen. Rm 20. Februar 1877 entriß der Tod sie ihrem schönen Wirkungskreise. Noch am Tage vor ihrem Tode hatte die edle Königin Tarola von Sachsen an ihrem Krankenlager gestanden, und die Träne im Rüge der hohen Frau bezeugte, wieviel sie in der Sterbenden verlor. „Nicht müde werden!" — hatte diese so oft auf den Schlachtfeldern wie an den Krankenbetten des Lazaretts ihren braven Mertinerinnen zugerufen, und nun war für sie selbst die Nacht gekommen, da sie müde das Haupt neigte. Ihr Rndenken aber bleibt in Segen, denn an ihr erfüllte sich das Wort der Schrift, daß die Edlen „rubeu von ihrer Rrbeit, und ihre Werke folgen ihnen nach". Rudolf Bunge.

4. Teil 4 - S. 22

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
22 oder einen Wagen von einer Station auf die Bahn Hinausgetrieben? hat der Druck der Schneewehen die Telegraphenleitung gestürzt? Oder ist nur eine Ausweichung nicht auf dem rechten Geleise? hat eine aus dem Loden sickernde Quelle einen Eisklumpen auf dem Geleise gebildet? Sn allen diesen Fällen ist er in höchster Gefahr des Leibes und Lebens, und wenn er jetzt den Regulator weiter öffnet und die Maschine schneller und schneller puffend und keuchend in die dichte Finsternis der Nacht hineinjagt, schneller und schneller, bis ihre dröhnenden Näder kaum mehr die Schienen zu berühren scheinen, so rast er der Gefahr blindlings entgegen. Ganz allein in Gottes Hand, nichts steht ihm zur Seite als sein Mut, seine Wachsamkeit und seine Entschlossenheit. Und so steht er denn auf der dahinjagenden Maschine, den Blick, trotzdem Sturm und Schnee seine Rügen geißeln, auf den engbegrenzten Schein gerichtet, den die Laternen der Lokomotive mit zitterndem, blau hingezogenem Strahl auf die Bahn werfen, und der beim windschnellen Laufe der Maschine die pfähle der Telegraphenleitung, Bahnhäuser, wasserkräne, Gebüsch, Felswände und Brücken wie Gespenster aus der Nacht emportauchen und eilends wieder versinken läßt. Zuweilen blinken wie rot auftauchende, freundliche Sterne Lichter aus Hütten nahegelegener Dörfer herüber. — „wie warm und sicher und traulich muß es um diese herum sein!" — doch da sind sie schon wieder verschwunden in einem wilden Wirbel aufgepeitschten Schnees oder in puffigen Massen Dampf, die die Maschine windabwärts schleudert, und die sie wallend und wälzend begleiten, vorbei! vorbei! vorwärts! Er öffnet den Regulator weiter, rascher noch wird das Tempo der rasselnden Schläge, eilender noch schießt der Zug in die Nacht hinein. — „Feuern!" ruft er, nachdem der Flug eine Viertelstunde gedauert, seinem Heizer durch den Sturm zu, der, durch den Lauf der Maschine vermehrt, den Schall vom Munde jagt, so daß das noch dazu vom prasseln, Zischen, Rlappern und heulen übertäubte Wort kaum das Ghr des Nächststehenden zu erreichen vermag. Der Heizer steht träumend und vor sich hinstarrend am Hemm- apparat des Tenders und hört ihn nicht. „Gärtner! Feuern!" schreit ihm da Zimmermann zu, ihm die Hand auf den Rrm legend. Er fährt empor und greift nach der Rohlenschaufel, während der Führer die Tür der Lokomotivfeuerung aufreißt. Ein ungeheurer, glänzender Lichtbüschel fährt aus der weißglühenden Feuermasse durch die Tür fast senkrecht nach dem Himmel empor. Sn dem Glutlichte duckt sich die dunkle Gestalt des Heizers etwa zehnmal hin und her, jedesmal auf dem Tender die mächtige, schwere Rohlenschaufel Mlend und sie in die Feuerung ausstürzend. Er hat etwa zwei Zentner neues Brennmaterial in die weißglühende Masse geworfen. Der Führer schließt die Feuertür, das Strahlenbündel, das aus ihr schoß, erlischt, und erhitzt und ausatmend tritt der Heizer an seinen Posten zurück, während eine prachtvolle Funkenmasse wie die schönste Feuerwerksgarbe dem Schornstein entströmt. „was haben Sie denn, Gärtner?" schreit der Führer dem Heizer

5. Teil 4 - S. 25

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
25 Vorwärts! Vorwärts! „Ulter Greis," sagt Zimmermann zu seiner Maschine, die, dick beeist, mit einer Schneekruste bedeckt, mit verschlacktem Uoste schwerer und schwerer ihre Pflicht erfüllt, „wir kommen heute beide wie die Eisbären an, beide erstarrt, durchfroren, todmüde, das war eine böse Nacht für uns beide! Du sollst pflege haben, sauber gemacht werden von Nad zu Schornstein, und ich — ich will mich wärmen und auftauen! — Gott sei Dank, da ist Hochfeld, die Endstation!" Mühsam hob er den starren Urm im steifgefrorenen Ürmel, um zu pfeifen, als die Gebäude der großen Station im ungemütlichen Lichte eines stürmischen Wintermorgens, mit hier und da noch in den Fenstern glimmenden Lichtern, dicken Eiszapfen an den Dächern und mit all ihrer Gde und Unbehaglichkeit zum Vorschein kamen. Dröhnend rollte der Zug mit den letzten Utemzügen der fast ver- löschenden Maschine in die nur spärlich erleuchtete Halle. Der Inspektor steht im Morgenpelze verdrießlich auf dem Bahnsteig. Mühsam sich bewegend, starr und Kältematt, reicht ihm Zimmermann die Uursuhr herab. „5ie kommen zwanzig Minuten zu spät," knurrt der Inspektor, „Sie haben die Fahrtprämie verloren." „Ls war eine böse Nacht, Herr Inspektor," sagte der halb erfrorene Führer. — „Ja, es tut mir leid," erwiderte der Inspektor, „Gaußigs Maschine ist schadhaft geworden, bringen Sie den alten Greif in Ord- nung, in einer halben Stunde müssen Sie den Schnellzug zurück über- nehmen." — Todmüde, durchfroren sofort den ganzen weg zurück, und der Schneesturm tobt nach wie vor! — Das ist der Lokomotivführerdienst im Winter! Mar Maria v. Weber. 5. Die Drück' am Tay. (28. September 1879.) When shall we three meet again? Macbeth. „wann treffen wir drei wieder zusamm'?" „Um die siebente Stund', am Brückendamm." „Um Mittelpfeiler." „Ich lösche die Flamm." 5 „Ich mit." „Ich komme von Uorden her." „Und ich von Süden." „Und ich vom Meer." „hei, das gibt ein Uingelreihn, 10 und die Brücke muß in den Grund hinein."

6. Teil 4 - S. 28

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
28 3. Hm Ufer dräute der Möwenstein, drauf stand ein verrufnes Gemäuer, dort schleppten sie Werg und Ztrandholz hinein und gossen Gl in das Feuer. Das leuchtete weit in die Nacht hinaus und sollte rufen: (D, komm nach Haus! Dumpf anrollten die Fluten — hier steht dein Weib in Nacht und Wind und jammert laut auf und küßt dein Nind: ,,Len Boot is noch buten!" 4. Doch die Nacht verrann, und die Lee ward still, und die Bonne schien in die Flammen, da schluchzte die Hrmste: „Hs Gott will!" Und bewußtlos brach sie zusammen! Sie trugen sie heim auf schmalem Brett, dort liegt sie nun fiebernd im Krankenbett, und draußen plätschern die Fluten,- dort spielt ihr Kind, ihr „lütting Jehann", und lallt wie träumend dann und wann: „Een Boot is noch buten!" — cttno holz. 7. Trost. Wenn alles eben käme, wie du gewollt es hast, und Gott dir gar nichts nähme und gäb' dir keine Last: wie wär's da um dein Zterben, du Menschenkind, bestellt? Du müßtest fast verderben, so lieb wär' dir die Welt. Nun fällt eins nach dem andern, manch süßes Band dir ab, und heiter kannst du wandern gen Himmel durch das Grab. Dein Zagen ist gebrochen, und deine Beele hofft! — Dies ward schon oft gesprochen, doch spricht man's nie zu oft. Friedrich de la Motte Fouqus. 8. Die Ureuzfchau. Der Pilger, der die höhen überstiegen, sah jenseits schon das ausgespannte Tal in Hbendglut vor seinen Füßen liegen. Huf duft'ges Gras im milden Bonnenstrahl streckt' er ermattet sich zur Buhe nieder, indem er seinem Bchöpfer sich befahl.

7. Teil 4 - S. 29

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
29 Ihm fielen zu die matten Augenlider; doch seinen wachen Geist enthob ein Traum der ird'schen hülle seiner trägen Glieder. Der Schild der Sanne ward im Himmelsraum zu Gottes Angesicht, das Firmament zu seinem Kleib, das Land zu dessen Saum. „Du wirst dem, dessen herz dich Vater nennt, nicht, Herr, im Zorn entziehen deinen Frieden, wenn seine Schwächen er vor dir bekennt. Daß, wen ein Weib gebar, sein Kreuz hienieden auch duldend tragen muß, ich weiß es lange; doch sind der Menschen Last und Leid verschieden. Mein Kreuz ist allzuschwer; sieh, ich verlange die Last nur angemessen meiner Kraft; ich unterliege, Herr, zu hartem Zwange." wie so er sprach zum höchsten Kinderhaft, kam brausend her der Sturm, und es geschah, daß aufwärts er sich fühlte hingerafft. Und wie er Boden faßte, fand er da sich einsam in der Mitte räum'ger hallen, wo ringsum sonder Zahl er Kreuze sah. Und eine Stimme hört' er dröhnend hallen: „hier aufgespeichert ist das Leid; du hast zu wählen unter diesen Kreuzen allen." versuchend ging er da, unschlüssig fast, von einem Kreuz zum anderen umher, sich auszuprüfen die bequem're Last. Dies Kreuz war ihm zu groß und das zu schwer; so schwer und groß war jenes andre nicht, doch, scharf von Kanten, drückt' es desto mehr. Das dort, das warf wie Gold ein gleißend Licht, das lockt' ihn, unversucht es nicht zu lassen; dem goldnen Glanz entsprach auch das Gewicht. Tr mochte dieses heben, jenes fassen, zu keinem neigte noch sich seine Wahl; es wollte keines, keines für ihn passen. Durchmustert hatt' er schon die ganze Zahl — verlorne Müh! vergebens war's geschehen! Durchmustern mußt' er sie zum andernmal.

8. Teil 4 - S. 30

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
30 Und nun gewahrt' er, früher übersehen, ein Kreuz, das leidlicher ihm schien zu sein, und bei dem einen blieb er endlich stehen. Ein schlichtes Marterholz, nicht leicht, allein ihm paßlich und gerecht nach Kraft und Maß: „Herr," rief er, „so du willst, dies Kreuz sei mein!" Und wie er's prüfend mit den Uugen maß — es war dasselbe, das er sonst getragen, wogegen er zu murren sich vermaß. Er lud es auf und trug's nun sonder Klagen. 5idelbert v. Lhamijso. 9. Das Kind der Barmherzigkeit. Uls der Allmächtige den Menschen erschaffen wollte, versammelte er, ratschlagend, die obersten Engel um sich. „Erschaffe ihn nicht!" so sprach der Engel der Gerechtigkeit. „Er wird unbillig gegen seine Brüder sein und hart und grausam gegen den Zchwächern handeln." „Erschaffe ihn nicht!" so sprach der Engel des Friedens. „Er wird die Erde düngen mit Menschenblut,' der Erstgeborne seines Geschlechts wird seinen Bruder morden." „Bein Heiligtum wird er mit Lügen entweihen," so sprach der Engel der Wahrheit, „und ob du ihm dein Bildnis selbst, der Treue Ziegel, auf sein Antlitz prägtest." Noch sprachen sie, als die Barmherzigkeit, des ewigen Vaters jüngstes, liebstes Kind, zu seinem Throne trat und seine Knie umfaßte. „Bilde ihn," sprach sie, „Vater, zu deinem Bilde selbst, ein Liebling deiner Güte! Wenn alle deine Diener ihn verlassen, will ich ihn suchen und ihm liebend beistehn und seine Fehler selbst zum Guten lenken. Des Zchwachen herz will ich mitleidig machen und zum Erbarmen gegen Zchwächere neigen. Wenn er vom Frieden und der Wahrheit irret, wenn er Gerechtigkeit und Billigkeit beleidigt, so sollen seines Irrtums Folgen selbst zurück ihn führen und mit Liebe bessern." Der Vater der Menschen bildete den Menschen, ein fehlbar schwaches Geschöpf, aber in seinen Fehlern selbst ein Zögling seiner Güte, Lohn der Barmherzigkeit, Lohn einer Liebe, die nimmer ihn verläßt, ihn immer bessernd. Johann Gottfried v. Herder.

9. Teil 4 - S. 31

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
31 10. Hoffnung. Und dräut der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden, und streut er Eis und Bchnee umher: es muß doch Frühling werden. Und drängen die Uebel noch so dicht sich vor den Blick der Bonne, sie wecket doch mit ihrem Licht einmal die Welt zur Wonne. Blast nur, ihr Btürme, blast mit Macht, mir soll darob nicht bangen- auf leisen Bohlen über Nacht kommt doch der Lenz gegangen. Da wacht die Erde grünend auf, weiß nicht, jük ihr geschehen, und lacht in den sonnigen Fimmel hinaus und mächte vor Lust vergehen. Bie flicht sich blühende Kränze ins haar und schmückt sich mit Uosen und Khren und läßt die Brünnlein rieseln klar, als wären es Freudenzähren. Drum still! Und wie es frieren mag, o herz, gib dich zufrieden. Ls ist ein großer Maientag der ganzen Welt beschieden. Und wenn dir oft auch bangt und graut, als sei die häll' auf Erden, nur unverzagt aus Gott vertraut: es muß doch Frühling werden! Lmanuel Gsibel. 11. John Maynard. John Maynard! „Wer ist John Maynard?" „John Maynard war unser Bteuermann, aushielt er, bis er das Ufer gewann, 6 er hat uns gerettet, er trägt die Krön', er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. Föhn Maynard." * * *

10. Teil 4 - S. 33

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
— 33 — Alle Glocken gehn; ihre Töne schwellen himmelan aus Kirchen und Kapell'n, so ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt, ein Dienst nur, den sie heute hat: Zehntausend folgen oder mehr, und kein Bug' im Zuge, das tränenleer. Sie lassen den Sarg in Blumen hinab, Ss mit Blumen schließen sie das Grab, und mit goldner Schrift in den Marmorstein schreibt die Stadt ihren vankspruch ein: „hier ruht John Mapnard. Sn Csualm und Brand hielt er das Steuer fest in der Hand, 60 er hat uns gerettet, er trägt die Krön', er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard." Theodor Fontane. 12. Hab 5onne . . . 1. hab Sonne im Herzen, ob's stürmt oder schneit, ob der Himmel voll Wolken, die Erde voll Streit ! hab Sonne im Herzen, dann komme, was mag, das leuchtet voll Licht dir den dunkelsten Tag! 2. hab ein Lied auf den Lippen mit fröhlichem Klang, und macht auch des Blltags Gedränge dich bang! hab ein Lied auf den Lippen, dann komme, was mag, das hilft dir verwinden den einsamsten Tag! 3. hab ein wort auch für andre in Sorg' und in Pein und sag, was dich selber so frohgemut läßt fein: hab ein Lied auf den Lippen, verlier nie den Mut, hab Sonne im Herzen, und alles wird gut! Cäsar Flaischlen. iz. Ostermvrgen. Oie Lerche stieg am Ostermorgen empor ins klarste Luftgebiet und schmettert', hoch im Blau verborgen, ein freudig Auferstehungslied. Und wie sie schmetterte, da klangen es tausend Stimmen nach im Feld: .Wach auf, das Alte ist vergangen, wach auf, du froh verjüngte Welt! Kippe ii berg, 0 4. [©.] 3
   bis 10 von 748 weiter»  »»
748 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 748 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 118
1 27
2 2
3 23
4 28
5 371
6 1
7 216
8 1
9 16
10 43
11 0
12 3
13 10
14 0
15 8
16 61
17 2
18 13
19 22
20 0
21 10
22 4
23 0
24 42
25 3
26 5
27 1
28 16
29 29
30 65
31 1
32 2
33 87
34 1
35 0
36 22
37 396
38 66
39 32
40 2
41 2
42 4
43 14
44 0
45 99
46 2
47 7
48 1
49 5

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 136
2 0
3 10
4 33
5 6
6 14
7 2
8 0
9 25
10 8
11 0
12 29
13 17
14 1
15 2
16 86
17 256
18 4
19 47
20 5
21 102
22 3
23 12
24 68
25 7
26 6
27 1
28 61
29 5
30 1
31 0
32 9
33 0
34 3
35 23
36 21
37 3
38 44
39 150
40 36
41 5
42 44
43 18
44 0
45 97
46 15
47 3
48 12
49 24
50 4
51 6
52 12
53 0
54 63
55 0
56 3
57 2
58 3
59 14
60 2
61 11
62 2
63 0
64 4
65 2
66 5
67 2
68 8
69 8
70 35
71 27
72 15
73 6
74 0
75 65
76 62
77 510
78 5
79 13
80 3
81 17
82 57
83 4
84 56
85 12
86 0
87 129
88 0
89 0
90 1
91 84
92 169
93 2
94 226
95 4
96 0
97 3
98 12
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 27
1 21
2 20
3 15
4 3
5 0
6 38
7 0
8 2
9 1
10 0
11 3
12 80
13 51
14 8
15 0
16 2
17 5
18 1
19 4
20 0
21 2
22 1
23 0
24 18
25 32
26 4
27 0
28 57
29 6
30 0
31 1
32 24
33 98
34 29
35 10
36 6
37 0
38 0
39 11
40 0
41 12
42 102
43 63
44 3
45 0
46 20
47 3
48 0
49 5
50 82
51 322
52 39
53 0
54 13
55 0
56 1
57 1
58 2
59 68
60 3
61 27
62 2
63 1
64 1
65 19
66 0
67 1
68 4
69 1
70 1
71 7
72 3
73 0
74 0
75 14
76 2
77 0
78 5
79 1
80 1
81 359
82 16
83 6
84 22
85 0
86 1
87 1
88 0
89 33
90 0
91 13
92 0
93 0
94 8
95 7
96 0
97 5
98 0
99 2
100 100
101 5
102 132
103 1
104 1
105 2
106 12
107 7
108 0
109 0
110 20
111 96
112 16
113 8
114 17
115 1
116 30
117 1
118 0
119 10
120 1
121 17
122 15
123 53
124 22
125 77
126 6
127 14
128 0
129 28
130 13
131 61
132 0
133 14
134 1
135 5
136 58
137 6
138 0
139 4
140 7
141 1
142 26
143 14
144 1
145 5
146 0
147 2
148 1
149 0
150 0
151 22
152 55
153 0
154 15
155 16
156 7
157 10
158 0
159 3
160 1
161 1
162 0
163 0
164 9
165 3
166 18
167 16
168 34
169 12
170 1
171 1
172 20
173 20
174 0
175 45
176 0
177 7
178 0
179 14
180 0
181 0
182 10
183 96
184 0
185 9
186 2
187 0
188 13
189 0
190 2
191 1
192 0
193 0
194 1
195 12
196 135
197 1
198 6
199 7