17
dächtiges Loch zeigen wollte, so wußte sie doch immer wieder eine geheime
Ader des Breies zu eröffnen oder langte kurzweg in offenem Friedensbruch
mit ihrem Löffel und mit lachenden Augen in des Bruders gefüllte Grube.
Alsdann warf er den Löffel weg, lamentierte und schmollte, bis die gute
Mutter die Schüssel zur Seite neigte und ihre eigene Brühe voll in das
Labyrinth der Dämme und Kanäle ihrer Kinder strömen ließ.
3. So lebte die kleine Familie einen Tag wie den andern, und indem
dies immer so blieb, während doch die Kinder sich auswuchsen, ohne daß
sich eine günstige Gelegenheit zeigte, die Welt zu erfassen und irgend
etwas zu werden, fühlten sich alle immer unbehaglicher und kümmerlicher
in ihrem Zusammensein. Pankraz, der Sohn, tat und lernte fortwährend
nichts als eine sehr ausgebildete und künstliche Art zu schmollen, mit welcher
er seine Mutter, seine Schwester und sich selbst quälte. Es ward dies eine
ordentliche und interessante Beschäftigung für ihn, bei welcher er die müßigen
Seelenkräfte fleißig übte im Erfinden von hundert kleinen häuslichen Trauer-
spielen, die er veranlaßte, und in welchen er behende und meisterlich den
steten Unrechtleider zu spielen wußte. Estherchen, die Schwester, wurde da-
durch zu reichlichem Weinen gebracht, durch welches aber die Sonne ihrer
Heiterkeit schnell wieder hervorstrahlte. Diese Oberflächlichkeit ärgerte und
kränkte dann den Pankraz so, daß er immer längere Zeiträume hindurch
schmollte und aus selbstgeschaffenem Ärger selbst heimlich weinte.
Doch nahm er bei dieser Lebensart merklich zu an Gesundheit und
Kräften, und als er diese in seinen Gliedern anwachsen fühlte, erweiterte
er seinen Wirkungskreis und strich mit einer tüchtigen Baumwurzel oder
einem Besenstiel in der Hand durch Feld und Wald, um zu sehen, wie
er irgendwo ein tüchtiges Unrecht auftreiben und erleiden könne. Sobald
sich ein solches zur Not dargestellt und entwickelt, prügelte er unoerweilt
seine Widersacher auf das jämmerlichste durch, und er erwarb sich und
bewies in dieser seltsamen Tätigkeit eine solche Gewandtheit, Energie und
feine Taktik, sowohl im Ausspüren und Aufbringen des Feindes als im
Kampfe, daß er sowohl einzelne ihm an Stärke weit überlegene Jünglinge
als ganze Trupps derselben entweder besiegte oder wenigstens einen un-
gestraften Rückzug ausführte.
War er von einem solchen wohlgelungenen Abenteuer zurückgekominen,
so schmeckte ihm das Essen doppelt gut, und die Seinigen erfreuten sich
dann einer heiteren Stimmung. Eines Tages aber war es ihm doch be-
gegnet, daß er, statt welche auszuteilen, beträchtliche Schläge selbst ge-
erntet hatte, und als er voll Scham, Verdruß und Wut nach Hause kam,
hatte Estherchen, welches den ganzen Tag gesponnen, dem Gelüste nicht
widerstehen können und sich noch einmal über das für Pankraz aufgehobene
Essen hergemacht und davon einen Teil gegessen, und zwar, wie es ihm
vorkam, den besten. Traurig und wehmütig, mit kaum verhaltenen Tränen
Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Teil Ihn. 1912. 2
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
304
Feldflasche mitführen, um ihn zur Hand zu haben. — Als Morgen-
trunk ist heute der Kaffee fast allerorten verbreitet; Milch und Morgen-
suppen sind dagegen recht zurückgetreten. Wir verlangen aus Ge-
wohnheit nach dem Aufstehen ein ernüchterndes Getränk. Die
Wärme, der aromatische Duft des Kaffeeaufgusses, wirken ermunternd
und belebend, weit mehr als eine Suppe oder eine Tasse Milch. Will
man daher für den Kaffee ein unschädliches Ersatzmittel haben, so
muß dieses vor allem in diesen äußern Eigenschaften dem Kaffee ähn-
lich sein.
Die richtigen Ersatzmittel sollen gar kein Kaffee sein; sie haben
den Zweck, dem Kaffee zugesetzt zu werden, um den Geschmack zu ver-
bessern oder schädliche Eigenschaften abzuschwächen. Abgesehen von
Zichorie, Feigen, Eicheln, hat Gerste heutzutage den Hauptplatz unter
den Kaffeeersatzmitteln eingenommen. Da ein solches Produkt aber
keinen irgendwie an Bohnenkaffee erinnernden Geschmack hat, und das
feine Kaffeearoma gerade dasjenige ist, was der Trinker bei den Er-
satzmitteln nicht vermissen will, so wird das Malz während des Röstens
mit einem Wasserauszug von rohen Kaffeekirschenschalen durchtränkt.
Dadurch erhält das Ersatzmittel die duftenden Bestandteile des Kaffees
ohne die giftigen (Koffein) zugemischt. 1
8. Der Malzkaffee ist wie der Bohnenkaffee kein Nahrungsmittel,
sondern in erster Linie ein Genußmittel. Für die Einführung des
Malzkaffees an Stelle des Kaffees hat sich eine große Anzahl Ärzte
ausgesprochen. Er ist frei von schädlichen Stoffen, besitzt kaffee-
ähnlichen Geschmack, ein appetitliches Aussehen, und seine Reinheit
(reine Gerstenkörner) ist für jeden Käufer erkennbar.
Somit kann man für den täglichen Gebrauch, namentlich wo es
sich um Kinder, bleichsüchtige Mädchen, schwächliche Frauen handelt,
wo ein Kaffeemißbrauch getrieben zu werden pflegt, die Ersatzmittel,
und zwar besonders die aus Getreide hergestellten empfehlen.
Der arbeitende Körper bedarf der reichlichen Wasserzufuhr. Das
reichliche Trinken gewöhnlichen Wassers hat aber teils unangenehme,
teils auch schädliche Einwirkungen. Ferner steht nicht immer ein-
wandfreies Wasser zur Verfügung. Kann man an Stelle dieses Was-
sers, zumal beim Arbeiten in der Kälte, ein unschuldiges, leicht
anregendes, den Magen nicht belästigendes Genußmittel verwenden,
dessen Zubereitung zugleich etwaige im Wasser enthaltene Krankheits-
erreger vernichtet, so ist das sicher ein großer Gewinn.
Gänzlich verdrängt wird der Kaffee durch diese Ersatzmittel nie
werden. Er soll es auch nicht. Denn er ist für viele Fälle ein un-
schätzbares Nervenreizmittel. Aber die gedankenlose, gewohnheits-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
302
Während in der frühsten Zeit die Kaffeebohnen roh in den Ge-
brauch genommen wurden, ging man bald dazu über, den Kaffee zu
rösten, d. h. einer Temperatur von 200 bis 250 Grad auszusetzen.
Erst durch das Rösten entwickelt der Kaffee bekanntlich die fein-
schmeckenden und duftenden brenzlichen und aromatischen Stoffe,
nach deren Feinheit er im Handel bewertet wird. Bei diesem Röst-
prozeß erleidet der Kaffee indes gewisse Änderungen in seiner chemi-
schen Zusammensetzung.
Wir genießen den Kaffee in Form des heißen, wässerigen Aus-
zuges der gerösteten Bohnen. In diesen Auszug gehen eine Menge
löslicher Stoffe hinein, vor allem auch leicht das Koffein.
4. Die Wirkung, die der Kaffeeauszug oder Kaffeeaufguß auf
uns ausübt, ist bekannt: Gehirn und Nerven werden erregt, das Hunger-
gefühl wird beseitigt, der Schlaf verscheucht. Das Koffein ist in etwas
größerer Menge schon ein ziemlich starkes Gift. Daher kommt es,
daß starker Kaffee, in großem Mengen genossen, beim Menschen
Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann: Herzklopfen, Blutwallun-
gen, Angstgefühl, Muskelzittern usw.
Ein mäßiger Kaffeegenuß regt das Denken und den Verstand an,
beseitigt die körperliche und geistige Abspannung und erheitert bis
zu einem gewissen Grade das Gemüt. Diese anregende Wirkung be-
ruht indessen nicht auf einer Zufuhr von Ernährungs- und Kraft-
stoffen zum Gehirn. Der Kaffee ist bloß ein Reizmittel, eine Peitsche
wie der Alkohol, aber dem letztem deswegen weit überlegen, weil er
nicht so wie dieser zu unmäßigem Genusse verführt, nicht so schädi-
gend wirkt. Vor allem pflegt der Rückschlag, die Erschlaffung, die
nach dem Alkoholgenuß stets eintritt, fast ganz beim Kaffeegenuß aus-
zubleiben.
Trotzdem eignet sich der Kaffeegenuß mehr für nervenstarke,
ruhige und kräftige als für reizbare, nervenschwache und wenig wider-
standsfähige Naturen.
Für Kinder ist der Kaffeegenuß nicht dienlich, da er auf das
Blutgefäßsystem einen starken Einfluß zu haben scheint.
5. Es ist eine im Publikum noch immer weitverbreitete Ansicht,
daß der Kaffee einen gewissen Nährwert besitze oder wenigstens den
Stoffwechsel so beeinflusse, daß er als Sparmittel dienen kann. Beide
Auffassungen sind falsch. Sie sind im Publikum wohl hauptsächlich
dadurch entstanden, daß der Kaffeegenuß das Gefühl der Nüchternheit
und des Hungers beseitigt.
Die Wirkung auf den menschlichen Körper beruht nicht nur auf der
Koffeinwirkung, sondern auch auf dem Einfluß mehrerer in ihm ent-
haltener Stoffe, welche im einzelnen zu betrachten hier zu weit führen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
303
würde. Schädliche und günstige, unangenehme und angenehme Ein-
wirkungen sind hier miteinander verquickt. Was an schädlichen Wir-
kungen sich geltend macht, ist indessen hauptsächlich ans Rechnung
des Koffeins zu setzen. Neuerdings ist es nach vielfachen Versuchen
unsern Chemikern gelungen, den Kaffeebohnen das giftige Koffein zu
entziehen, ohne dadurch den Wohlgeschmack zu beeinträchtigen. Dieser
koffeinfreie Kaffee kotamt unter dem Namen „Kaffee Hag“ in den Handel.
6. Die wirtschaftliche Bedeutung des Kaffees ist sehr groß, wie
allein schon aus dem Kaffeeverbrauche zu ersehen ist. Der Verbrauch
an Kaffee in Deutschland betrug nach dem statistischen Jahrbuche
für das Deutsche Reich z. B. im Jahre 1899 1538400000 kg. Der
jährliche Verbrauch auf den Kopf der Bevölkerung beträgt durch-
schnittlich 2,8 kg, und wenn man die Kinder unter zwei Jahren aus-
schließt, 3,1 kg. Dazu kommt noch, daß ein gewisser Prozentsatz der
Bevölkerung den Kaffeegenuß durch Tee ersetzt.
Es wäre ein ganz falsch angebrachter Eifer, wollte man gegen den
Kaffee überhaupt Stellung nehmen; niemand wird die vorzüglichen
Eigenschaften dieses Genußmittels verkennen. Aber ebenso kann man
mit Recht gewisse Mißbräuche im Kaffeegenuß bekämpfen.
Der Verfasser wendet sich im besondern gegen das gewohnheits-
mäßige Kaffeetrinken und gegen das Kaffeetrinken am Morgen.
Für gewöhnlich dürfte der in den Familien übliche, meist nicht
gerade starke Morgenkaffee, der überdies noch reichlich mit Milch ge-
mischt zu werden pflegt, Erwachsenen nicht schädlich sein. Aber es
ist schon an sich falsch, am Morgen, nach der Erholung durch den
Schlaf, ein Genußmittel aufzunehmen, das dazu dienen soll, einen
Sporn zu geben, wenn körperliche und geistige Kräfte bei dringender
Arbeit zu erschlaffen beginnen. Ebenso wie es also unrichtig ist, ein
solches Reizmittel vor Beginn der ersten Arbeit zu geben, ebenso un-
richtig ist es, ein solches Nervenreizmittel dauernd und gewohnheits-
mäßig zu genießen. Der Körper gewöhnt sich dann daran, und wenn
eine ungewöhnliche Anspannung der geistigen und körperlichen Kräfte
wirklich einmal gefordert und unter Zuhilfenahme dieses Mittels zu-
wege gebracht werden soll, dann versagt das gewohnte Mittel oder
muß in so großen Gaben aufgenommen werden, daß Schädigungen
der Gesundheit dabei nicht ausgeschlossen sind.
7. Der Kaffeegenuß kann von unschätzbarem Werte sein im Eisen-
bahndienst, im Militärdienst usw., kurz überall dort, wo es darauf
ankommt, vorübergehend den Schlaf zu verscheuchen, klaren Blick und
Verstand zu erhalten, ungewöhnliche Strapazen zu überwinden. Aber
es muß dann auch zur richtigen Zeit geschehen. Der Soldat soll
morgens vor dem Ausrücken keinen Kaffee trinken, ihn aber in der
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
293
so wenig kann ein guter, gesunder Essig aus chemischer Essigsäure
und aus Gewürzessenzen hergestellt werden. Es besteht ein großer
Unterschied zwischen dem einen und andern. Der durch die natürliche
Essigsäuregärung entstandene Essig enthält neben der chemisch reinen
Essigsäure und den gewürzhatten Bestandteilen des Weines oder des
Bieres, aus dem der Essig durch die Bazillen gegoren wurde, noch
andre aromatische Bestandteile, welche als Stoffwechselerzeugnisse
der Essigsäurebazillen aufzufassen sind, und welche den natürlichen
Gärungsessig wohlschmeckend und wohlbekömmlich machen.
Auch der Reifungsvorgang der verschiedenen Käsearten ist der
Entwickelung der an der Oberfläche der Käse angesiedelten niederen
Pilze, unter denen namentlich Spaltpilze auftreten, zuzuschreiben.
Noch zu mancherlei anderen wirtschaftlichen Zwecken arbeiten
die Bakterien für den Menschen: bei der (technischen) Herstellung man-
cher Farbstoffe — Indigo — bei der Loslösung von Pflanzenfasern zu
den Zwecken der Textilindustrie — Seide, Hanf — bei der Gärung
der Tabak- und Teeblätter, bei der Düngung der Ackererde. Mehr
als sich mancher träumen läßt, sind wir Menschen abhängig von
den kleinsten Mitbewohnern der Erde.
3. Diesen geradezu nützlichen Spaltpilzen stehen nun allerdings
eine große Anzahl solcher Arten gegenüber, welche giftig sind oder
welche im Innern des Körpers durch ihre sonstige Lebenstätigkeit
krankmachend und tödlich wirken. Entweder in der Art, daß
sie — wie die Cholerabazillen — Gift hervorbringen, welches von
dem Darmrohr, der inneren Körperfläche, aufgesogen wird, oder
daß — wie bei den Pestbazillen — die Spaltpilze selbst in die Gewebe
und in die Blutbahn eindringen und den Körper überschwemmen.
4. Aber selbst von den krankmachenden Spaltpilzen, den eigent-
lichen Krankheitsverbreitern, sind viele — vielleicht mehr, als selbst
von Fachleuten heute noch angenommen wird — für ihr Leben gar
nicht unbedingt auf den menschlichen oder tierischen Körper ange-
wiesen, sondern benutzen denselben nur unter dem Zwange der Not-
wendigkeit als Wirt, oft genug nicht nur zum Nachteil des letzteren,
sondern mehr noch zum eignen Schaden. Ein besonders lehrreiches
Beispiel dafür bietet der Milzbrand.
Unter den Herden der nomadisierenden Hirtenvölker Sibiriens,
in den Niederungen der Wolga und der Donau tritt die Milzbrandkrank-
heit nicht selten bei Renntieren, Pferden, Schafen und Rindern als
verheerende Seuche auf und fordert sogar Opfer unter den sonst wenig
für Milzbrand empfänglichen Menschen. Die Ursache der Krankheit
sind Bakterien, die Milzbrandbazillen, deren Lebensbedingungen genau,
wohl am besten von allen Spaltpilzen bekannt sind.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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26
die gelbe Butter, welche am Rande der Schüssel umherfloß, gleichmäßig
in die abgeteilten Gruben laufe. Das Schwesterchen hingegen, welches viel
harmloser war, suchte, sobald ihre Quellen versiegt waren, durch allerhand
künstliche Stollen und Abzugsgräben die wohlschmeckenden Bächlein auf
ihre Seite zu leiten, und wie sehr sich auch der Bruder dem widersetzte und
ebenso künstliche Dämme aufbaute und überall verstopfte, wo sich ein ver-
dächtiges Loch zeigen wollte, so wußte sie doch immer wieder eine geheime
Ader des Breies zu eröffnen oder langte kurzweg in offenem Friedensbruch
mit ihrem Löffel und mit lachenden Augen in des Bruders gefüllte Grube.
Alsdann warf er den Löffel weg, lamentierte und schmollte, bis die gute
Mutter die Schüssel zur Seite neigte und ihre eigene Brühe roll in das
Labyrinth der Dämme und Kanäle ihrer Kinder strömen ließ.
3. So lebte die kleine Familie einen Tag wie den andern, und indem
dies immer so blieb, während doch die Kinder sich auswuchsen, ohne daß
sich eine günstige Gelegenheit zeigte, die Welt zu erfassen und irgend
etwas zu werden, fühlten sich alle immer unbehaglicher und kümmerlicher
in ihrem Zusammensein. Pankraz, der Sohn, tat und lernte fortwährend
nichts, als eine sehr ausgebildete und künstliche Art zu schmollen, mit welcher
er seine Mutter, seine Schwester und sich selbst quälte. Es ward dies eine
ordentliche und interessante Beschäftigung für ihn, bei welcher er die müßigen
Seelenkräfte fleißig übte im Erfinden von hundert kleinen häuslichen Trauer-
spielen, die er veranlaßte, und in welchen er behende und meisterlich den
steten Unrechtleider zu spielen wußte. Estherchen, die Schwester, wurde da-
durch zu reichlichem Weinen gebracht, durch welches aber die Sonne ihrer
Heiterkeit schnell wieder hervorstrahlte. Diese Oberflächlichkeit ärgerte und
kränkte dann den Pankraz so, daß er immer längere Zeiträume hindurch
schmollte und aus selbstgeschaffenem Ärger selbst heimlich weinte.
Doch nahm er bei dieser Lebensart merklich zu an Gesundheit und
Kräften, und als er diese in seinen Gliedern anwachsen fühlte, erweiterte
er seinen Wirkungskreis und strich mit einer tüchtigen Baumwurzel oder
einem Besenstiel in der Hand durch Feld und Wald, um zu sehen, wie
er irgendwo ein tüchtiges Unrecht auftreiben und erleiden könne. Sobald
sich ein solches zur Not dargestellt und entwickelt, prügelte er unverweilt
seine Widersacher auf das jämmerlichste durch, und er erwarb sich und
bewies in dieser seltsamen Tätigkeit eine solche Gewandtheit, Energie und
feine Taktik, sowohl im Ausspüren und Aufbringen des Feindes, als im
Kampfe, daß er sowohl einzelne ihm an Stärke weit überlegene Jünglinge
als ganze Trupps derselben entweder besiegte, oder wenigstens einen un-
gestraften Rückzug ausführte.
War er von einem solchen wohlgelungenen Abenteuer zurückgekommen,
so schmeckte ihm das Essen doppelt gut, und die Seinigen erfreuten sich
dann einer heiteren Stimmung. Eines Tages aber war es ihm doch be-
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348
4. Der Simplon-Tunnel übertrifft alle frühern Tunnel an Länge,
und die Kühnheit seiner Ausführung ist bewundernswert. Ungefähr
20 km lang — also beinahe die Entfernung von Halberstadt bis Oschers-
leben — brauchte man über 8 Jahre bis zu seiner Fertigstellung. Wäh-
rend die bisherigen Tunnel nur aus einem Stollen bestehen, in dem
zwei Geleise liegen, hat der Simplon-Tunnel zwei Stollen mit je einem
Geleise. Der zweite Stollen, der beim Bau, wie wir gesehen, der
Luftzufuhr, dann auch dem Arbeiterverkehr und dem Heranschaffen
der Lasten diente, soll erst später für den Betrieb ausgebaut wer-
den. Einstweilen wird nur ein Stollen benutzt, durch den die Züge mit
elektrischer Kraft fahren. Von Brig (686 m über dem Meere) steigt
der Tunnel bis zum Scheitelpunkt, der auf etwa 700 m Höhe, ziemlich
genau unter der Grenzscheide zwischen der Schweiz und Italien liegt.
Denkt euch, daß an diesem Punkt die gewaltige Last des über 2000 m
hohen Gebirges über dem Tunnel lagert. Nach 500 m horizontalen
Laufs senkt sich die Bahn bis zum Austritt bei Iselle (634 in). Die
südöstlich laufende Richtung des Tunnels ist im wesentlichen grad-
linig; seine Steigungen sind, wie ihr euch selbst ausrechnen könnt, ver-
hältnismäßig gering. Daher man auch mit großer Geschwindigkeit
hindurchfahren kann. Ich möchte euch wohl wünschen, ihr säßet in
einem solchen Zuge: der Berg gähnt euch entgegen, sein schwarzer
Mund verschlingt euch, durch 20 Kilometer Bergesnacht fliegt der
hell erleuchtete Zug, und über euch türmt sich immer gewaltiger die
Masse des Gebirges. Könnte sie auf euch herabstürzen? Doch nein!
Da ist alles wohl gefügt und berechnet; die Fahrt so sicher wie über
der Erde. Aber so gruselig interessant sie auch sein mag, man be-
grüßt ihr Ende und freut sich des Augenblicks, da der Berg uns wie-
der in die Freiheit entläßt.
Ich könnte euch von diesem berühmten Bauwerk noch manches
erzählen, doch fehlt hier der Raum dazu. Nur eins möchte ich noch
erwähnen: Es waren neben vielen andern tüchtigen Männern in erster
Reihe deutsche, deutsch-österreichische und deutsch-schweizerische
Ingenieure, die das Werk erdachten und leiteten. Deutsches Wissen,
deutsche Gründlichkeit, deutscher Fleiß wieder einmal an erster
Stelle in der Welt — nun, wie wär’s? Wollt ihr einmal Ähnliches
leisten? Oswald Körte.
172. Bodenbau Frankreichs.
1. Bedeutsam ist der Acker- und Gemüsebau Frankreichs. Ein
Drittel des nutzbar gemachten Bodens dient als Getreideland. Am
reichsten ist der nördliche und mittlere Teil Frankreichs an ausge-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
V
— 369 —
Gefahren die Arbeitenden von hüben und drüben sich die Hände schütteln
konnten, — wie ihr das schon beim Sandtunnel mit Vergnügen tatet.
4. Der Simplon-Tunnel übertrifft alle frühern Tunnel an Länge,
und die Kühnheit seiner Ausführung ist bewundernswert. Ungefähr 20 km
lang — also beinahe die Entfernung von Halberstadt bis Oschersleben —
brauchte man über 8 Jahre bis zu seiner Fertigstellung. Während die
bisherigen Tunnel nur aus einem Stollen bestehen, in dem zwei Geleise
liegen, hat der Simplon-Tunnel zwei Stollen mit je einem Geleise. Der
zweite Stollen, der beim Bau, wie wir gesehen, der Luftzufuhr, dann auch
dem Arbeiterverkehr und dem Heranschaffen der Lasten biente, soll erst
später für den Betrieb ausgebaut werden. Einstweilen wird nur ein Stollen
benutzt, durch den die Züge mit elektrischer Kraft fahren. Von Vrig (686 m
über dem Meere) steigt der Tunnel bis zum Scheitelpunkt, der auf etwa
700 m Höhe, ziemlich genau unter der Grenzscheide zwischen der Schweiz
und Italien liegt. Denkt euch, daß an diesem Punkt die gewaltige Last
des über 2000 m hohen Gebirges über dem Tunnel lagert. Nach 500 m
horizontalen Laufs senkt sich die Bahn bis zum Austritt bei Iselle (634 m).
Die südöstlich laufende Richtung des Tunnels ist im wesentlichen grad-
linig; seine Steigungen sind, wie ihr euch selbst ausrechnen könnt, ver-
hältnismäßig gering. Daher man auch mit großer Geschwindigkeit hin-
durchfahren kann. Ich möchte euch wohl wünschen, ihr säßet in einen;
solchen Zuge: der Berg gähnt euch entgegen, sein schwarzer Mund ver-
schlingt euch, durch 20 Kilometer Bergesnacht fliegt der hellerleuchtete Zug,
und über euch türmt sich immer gewaltiger die Masse des Gebirges. Könnte
sie auf euch herabstürzen? Doch nein! Da ist alles wohl gefügt und be-
rechnet; die Fahrt so sicher wie über der Erde. Aber so gruselig interessant
sie auch sein mag, man begrüßt ihr Ende und freut sich des Augenblicks,
da der Berg uns wieder in die Freiheit entläßt.
Ich könnte euch von diesem berühmten Bauwerk noch manches er-
zählen, doch fehlt hier der Raum dazu. Nur eins möchte ich noch er-
wähnen : Es waren neben vielen andern tüchtigen Männern in erster Reihe
deutsche, deutsch-österreichische und deutsch-schweizerische Ingenieure, die
das Werk erdachten und leiteten. Deutsches Wissen, deutsche Gründ-
lichkeit, deutscher Fleiß wieder einmal an erster Stelle in der Welt —
nun, wie wär's? Wollt ihr einmal Ähnliches leisten?
Oswald Körte.
212. Die Pferde- und Rinderherden der ungarischen Pußta.
(Gekürzt.)
1. Der Pußta verdankt der Magyar seinen unvergleichlichen Viehstand,
voll dem man sich bei uns schwer eine Vorstellung machen kann, sowohl was
Sncdersächsisches Lesebuch für Mittelschulen. Teil Ii. 24
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
350
so wenig kann ein guter, gesunder Essig aus chemischer Essigsäure
und aus Gewürzessenzen hergestellt werden. Es besteht ein großer
Unterschied zwischen dem einen und andern. Der durch die natürliche
Essigsäuregärung entstandene Essig enthält neben der chemisch reinen
Essigsäure und den gewürzhaften Bestandteilen des Weines oder des
Bieres, aus dem der Essig durch die Bazillen gegoren wurde, noch
andre aromatische Bestandteile, welche als Stoffwechselerzeugnisse
der Essigsäurebazillen aufzufassen sind, und welche den natürlichen
Gärungsessig wohlschmeckend und wohlbekömmlich machen.
Auch der Reifungsvorgang der verschiedenen Käsearten ist der
Entwickelung der an der Oberfläche der Käse angesiedelten niederen
Pilze, unter denen namentlich Spaltpilze auftreten, zuzuschreiben.
Noch zu mancherlei anderen wirtschaftlichen Zwecken arbeiten
die Bakterien für den Menschen: bei der (technischen) Herstellung man-
cher Farbstoffe — Indigo — bei der Loslösung von Pflanzenfasern zu
den Zwecken der Textilindustrie — Seide, Hanf — bei der Gärung
der Tabak- und Teeblätter, bei der Düngung der Ackererde. Mehr
als sich mancher träumen läßt, sind wir Menschen abhängig von
den kleinsten Mitbewohnern der Erde.
3. Diesen geradezu nützlichen Spaltpilzen stehen nun allerdings
eine große Anzahl solcher Arten gegenüber, welche giftig sind octer
welche im Innern des Körpers durch ihre sonstige Lebenstätigkeit
krankmachend und tödlich wirken. Entweder in der Art, daß
sie — wie die Cholerabazillen — Gift hervorbringen, welches von
dem Darmrohr, der inneren Körperfläche, aufgesogen wird, oder
daß — wie bei den Pestbazillen — die Spaltpilze selbst in die Gewebe-
und in die Blutbahn eindringen und den Körper überschwemmen.
4: Aber selbst von den krankmachenden Spaltpilzen, den eigent-
lichen Krankheitsverbreitern, sind viele — vielleicht mehr, als selbst
von Fachleuten heute noch angenommen wird — für ihr Leben gar
nicht unbedingt auf den menschlichen oder tierischen Körper ange-
wiesen, sondern benutzen denselben nur unter dem Zwange der Not-
wendigkeit als Wirt, oft genug nicht nur zum Nachteil des letzteren,
sondern mehr noch zum eignen Schaden. Ein besonders lehrreiches
Beispiel dafür bietet der Milzbrand.
Unter den Herden der nomadisierenden Hirtenvölker Sibiriens,
in den Niederungen der Wolga und der Donau tritt die Milzbrandkrank-
heit nicht selten bei Renntieren, Pferden, Schafen und Rindern als
verheerende Seuche auf und fordert sogar Opfer unter den sonst wenig
für Milzbrand empfänglichen Menschen. Die Ursache der Krankheit
sind Bakterien, die Milzbrandbazillen, deren Lebensbedingungen genau,
wohl am besten von allen Spaltpilzen bekannt sind.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Während in der frühsten Zeit die Kaffeebohnen roh in den Ge-
‘Urauch genommen wurden, ging man bald dazu über, den Kaffee zu
rösten, d. h. einer Temperatur von 200 bis 250 Grad auszusetzen.
Erst durch das Rösten entwickelt der Kaffee bekanntlich die fein-
schmeckenden und duftenden brenzlichen und aromatischen Stoffe,
nach deren Feinheit er im Handel bewertet wird. Bei diesem Röst-
prozeß erleidet der Kaffee indes gewisse Änderungen in seiner chemi-
schen Zusammensetzung.
Wir genießen den Kaffee in Form des heißen, wässerigen Aus-
zuges der gerösteten Bohnen. In diesen Auszug gehen eine Menge
löslicher Stoffe hinein, vor allem auch leicht das Koffein.
4. Die Wirkung, die der Kaffeeauszng oder Kaffeeaufguß auf
uns übt, ist bekannt: Gehirn und Nerven werden erregt, das Hunger-
gefühl beseitigt, der Schlaf verscheucht. Das Koffein ist in etwas
größerer Menge schon ein ziemlich starkes Gift. Daher kommt es,
daß starker Kaffee, in großem Mengen genossen, beim Menschen
Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann: Herzklopfen, Blutwallun-
gen, Angstgefühl, Muskelzittern usw.
Ein mäßiger Kaffeegenuß regt das Denken und den Verstand an,
beseitigt die körperliche und geistige Abspannung und erheitert bis
zu einem gewissen Grade das Gemüt. Diese anregende Wirkung be-
ruht indessen nicht auf einer Zufuhr von Ernährungs- und Kraft-
stoffen zum Gehirn. Der Kaffee ist bloß ein Reizmittel, eine Peitsche
wie der Alkohol, aber dem letztem deswegen weit überlegen, weil er
nicht so wie dieser zu unmäßigem Genusse verführt, nicht so schädi-
gend wirkt. Vor allem pflegt der Rückschlag, die Erschlaffung, die
nach dem Alkoholgenuß stets eintritt, fast ganz beim Kaffeegenuß aus-
zubleiben.
Trotzdem eignet sich der Kaffeegenuß mehr für nervenstarke,
ruhige und kräftige als für reizbare, nervenschwache und wenig wider-
standsfähige Naturen.
Für Kinder ist der Kaffeegenuß nicht dienlich, da er auf das
Blutgefäßsystem einen starken Einfluß zu haben scheint.
5. Es ist eine im Publikum noch immer weitverbreitete Ansicht,
daß der Kaffee einen gewissen Nährwert besitze oder wenigstens den
Stoffwechsel so beeinflusse, daß er als Sparmittel dienen kann. Beide
Auffassungen sind falsch. Sie sind im Publikum wohl hauptsächlich
dadurch entstanden, daß der Kaffeegenuß das Gefühl der Nüchternheit
und des Hungers beseitigt.
Die Wirkung auf den menschlichen Körper beruht nicht nur auf der
Koffeinwirkung, sondern auch auf dem Einfluß mehrerer in ihm ent-
haltener Stoffe, welche im einzelnen zu betrachten hier zu weit führen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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